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Schiffbrüchige. Vergnügungspark. Ein wüstes Chaos von sich gegenseitig über- schreienden Menschenstinimen, dröhnende, surrende, hämmernde Musik an allen Ecken und Enden, vergnügtes Quietschen an der Rutschbahn, Gewieher von Pferden, Afsengeschrei. Ein Tohuwabohu an Laune von der Menge und für die Menge. Vor den einzelnen Schaubuden stehen diePropaganda-Chess". In früheren Jahren waren dies herkulisch gebaute Gestalten, die je nach dem Charakter der Attraktion, die sie vertraten, entweder in Sportdreh, Ruderleibchcn und Ballonmütze oder eingezwängt in einen altersschwachen, vormärzlichen Bratenrock das Publikum zum Besuch animierten. Mit einem vom vielen Schreien heisern, aber darum nicht minder lauten Organ priesen sie, in nicht ganz ein- wandsreiem Deutsch  , unter Aufbietung ihres gesamten Mutterwitzes, die Vorzüge desEtablissements" an. Unter den vielen Gaffern, die schmunzelnd den Redeschwall über sich ergehen ließen, fand doch der eine oder der andere den Weg zur Kasse, cheute begegnet man unter diesen Propaganda-Machern viele Menschen, deren Ziele wohl etwas höher gesteckt waren. Oft ragt unter dem schäbigen, zu kurzen Aermel eine schmale, einst wohlgepflegte Hand hervor, aus dem Gesicht, das von Staub, Schweiß und Schminke in allen Farben schillert, blicken ein Paar kluge Augen und dos Organ verrät oft Schulung und Geistesbildung. Ihr Witz und ihre Gesten, von Intellekt gezeugt, sind deshalb auch weit treffender als die ihrer Berufskollegen. Da stehen sie nun, schamlos geworden durch Rot und Entbehrungen, in schäbiger, oft grotesker Kostümierung, ver- lacht von der umherziehenden, johlenden Menge. Jeder neue Gaffer, der sich dazu gesellt, wird extra begrinst, erhält«inen auf ihn speziell gemünzten Witz, er wird, wie all die anderen, mit Worten und Gebärden gestreichelt, animiert, der Mund wird ihm wässerig gemacht nach all den Herrlichkeiten, die seiner hinter dem Vorhang harren. Aber die Zeiten sind schlecht und jeder scheut das noch so geringe Eintrittsgeld zu solcher Schaustellung. Die Leute bleiben stehen, lachen über den witzigen Komiker und ziehen vor die nächste Bude. Auf einem Kamel reitet ein junges Ding zum Gaudium der Umherstehendenhohe Schule". Bei näherem Hinsehen sind's vier Menschenbeine, die diese grotesken Sprünge eingenäht in«in Kamel-Kostüm vollführen. Eine Schnellzeichnerin liefert in einigen Minuten ein fix und fertiges Porträt. Kitsch natürlich, aber im Gesicht der Frau ist Seele. Von allen Seiten wird man bestürmt, bedrängt, einer überbietet den anderen im Schreien und Anlocken. Einer oder der andere versucht auch, seinem Deutsch einen fremd» ländischen Akzent beizumischen. Dielleicht zieht das. Bis in die spät« Nacht hinein geht der Betrieb. Die Buden werden geschlossen. die magere Kasse zusammengezählt, das Kostüm gegen den Alltagsrock vertauscht und über Jammer und Not breitet die Nacht ihre dunklen Schwingen.
Die Zleischvergistungen in yerzfelöe. Der Krankheilserreger festgestellt. Di« vom Staatlichen Leterinärinstitut in Potsdam   vorgenommene bakteriologische Untersuchung der aus Herzfeldc stammenden Fleischproben hat einwandfrei die Feststellung ergeben. daß es sich bei dem Krankheitserreger um eine Untergruppe des Paratyphusbazlllu», und zwar um den sogenannten Bazillus Enteriti- lis Breslau handelt. Dieser Bazillus ähnelt dem Gärtner-Bazillu», der bekanntlich die Fleischvergiftungen in Kalkberg« hervorgerufen halte, und hat seinen Namen nach der Stadt Breslau   erhalten, wo er zum ersten Mal« bei einer Fleischvergistungsepidemie festgestellt werden konnte. Da» Veterinärinstitul fand dies« Krankheitserreger jedoch lediglich an der Oberfläche der eingesandten Proben von Wurst, Pökelschinten usw., so daß daraus mit Sicherheit auf«in« nachträgliche Jnfizierung dieser Fleischarten geschlossen werden kann. Iin übrigen wird uns von leitender Stell« des Veterinärinstituts bestätigt, daß die Bazillen höchstwahrscheinlich, wie von uns bereits gestern gemeldet, von dem notgeschlachteten Rind auf dem Lehngut herz selbe stammen und dann von den Schlächtergesellen auf die Fleifchvorräte des Schlächters Reißner übertragen worden sind. Um diese Beweiskett« zu schließen, hat das Beterinärinstitut auch Fleischproben von diesem nrtgeschlachteten Tier und den davon herrührenden Fleischwaren ein» gefordert. Das Ergebnis dieser weiteren Untersuchung dürfte im Lavja des morgigen Sonnabends vorliegen. Kl« Zahl der Erkrankungen in Herzfelde   hat sich inzwischen nicht mehr wesentlich erhöht. Am heutigen Freitag hoben sich noch einige Patienten bei den Aerzten gemeldet, die aber auch, wie all« übrigen, bereits seit Montag trank waren und aus irgendwelchen Gründen erst heute sich in ärztliche Behandlung be- geben mußten. Sowohl die von den Herzfelder Aerzten, wie die im Krankenhaus Kalkberg« behandelten Fälle scheinen gutartig zu ver» laufen. Lebensgefahr besteht zurzeit bei keinem Patienten. Von der Gemeinde Herzselde sind all« Vorkehrungen getroffen, um eine weitere Uebertragung der Krankheitserreger zu verhindern. An all« be» troffenen Familien ist Chlorkalk und Formalinlösung verteilt worden, und die Polizei überwacht selbst die Durchführung der Des» infektionsmaßnahmen. Vertreter der Kreisbehörden werden zur Vornahm« der weiteren Untersuchungen heut« wieder in Herz. seid« erwartet.
Heiht das Tiedlerunterstützung? DasBezirtsamtLichtenberg erwidert auf die Ausführungen in Nr. 349 das Folgende: Seit dem 10. Mai 1920 gibt es«in R e i ch s h« i m st ä t t e n- ges« tz. Das Gesetz ist geschaffen, um dem wirtschaftlich Schwachen die Begründung und Erhaltung einer Wohnheim- stätt« zu erleichtern. Vor allem soll es dafür sorgen, daß der Be- sitzer einer Heimstätte das Grundstück nicht mit Schulden belastet, die für ihn wirtschaftlich nicht tragbar sind. Grundsätzlich soll daher die Heimstätte nur mit unkündbaren Tilgungshypotheken belastet werden. Doneben ist dem Gesetz eine wichtig« sozial- und bodenpolitische Aufgabe zugewiesen: Es soll darüber wachen, daß die Heimstätte der Spekulation entzogen bleibt. Der Ausgeber der Heimstätten hat daher«in R 0 ck k a u f s re ch t, das er bei Veräußerungen und bei Mißwirtschast ausüben kann. Wie das Gesetz ausdrücklich bestimmt, stört dieses Rückkaufsrecht in keiner Weif« die Hypothekar!- fche Belastung de» Grundstückes. Di« vormalig« Stadt Lichtenberg   hat als erst« Gemeinde im Jahr« 1920 bei der Erschließung der Siedlung Mahlsdors, soweit die Siedler damit«inverstanden waren, das 5)eimstättengesetz angewandt. Mehrere hundert Siedler haben sich unter den Segnungen dieses Gesetzes in den letzten Jahren ihr Eigenheim in der Siedlung geschaffen. Leider hat«in Teil der 900 Siedler, darunter auch der Einsender, sich bis heute nicht überzeugen lassen, daß da, Gesetz im Interesie de» Siedlers erlassen ist. daß es ihn vor privatkapitalistischer Ausbeutung schützen Helsen   soll. Diesen Außenstehenden gegenüber mußt« die Stadt durch ein privatrechtliches Wiederkaufsrecht Sicherungen tref- fen gegen die Möglichkeit einer spekulativen Ausnutzung der Sied- lungeparzellen. Und an diesem Wiederkaufsrecht nimmt, wie schon in vielen Fällen vorher, setzt wieder«in« als Baugeldgeberin auf- tretend« Privatbank Anstoß. Di« Stadt kann es weder dem Siedler noch der Allgemeinheit gegenüber verantworten, der Privatbank bor  ihrem dem öffentlichen Interesse dienenden Wieder- kaufsrecht den Vorrang einzuräumen. Sicher kann die Privatbank dem Siedler das Baugeld nicht unter günstigeren Bedingungen ver-
schaffen als«in öffentlich rechtliches Institut. Aber das öffentliche Geldinstitut beleiht das Grundstück nur dann, wenn es die Heimstätteneigenschaft besitzt. Der Einsender gebe, wie so viele seiner Mitsiedler es schon getan haben, den Widerstand gegen das Reichsheimstättengesetz auf. Es wird nicht zu seinem Schoden sein!"_ folgenschwerer Mauereinsturz. Ein Arbeiter schwer verleht. t Ein folgenschwerer Mouereinsturz ereignete sich heute Mittag aus dem Grundstück Dürer st raße 4 inLichterselde. Auf dem Hos befindet sich eine Roßschlächterei und anschließend daran eine Molkerei. Mehrere Rohrleger waren damit be- schästlgt, das Erdreich längs der Gebäude auszuschachten. Aus bisher noch ungeklärter Ursache stürzte plötzlich ein Teil der«vebäude- mauern in einer Länge von acht Metern und einer höhe von vier Metern ein. Der Rohrleger Bi kuschet aus der Molttestr. 27. in Lichterfelde   tonnte sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen und wurde unter einem zehn Zentner schweren Mauerblock be- graben. Die Feuerwehr barg den Schwerverletzten und schaffte ihn nach dem Vinzenzkrankenhaue. Sein Zustand ist hoffnungslos. Es mußten umfangreiche Versteifungen angebracht werden, um weitere Einstürze zu verhindern.
13.-18. Sept.: 3QM0Q0le MnWW.WtMlisWlve 19. September: vietteljlihrvlillilerkselerllerlllkervliM.GmerWiiflsdewegllllg
Ein schwinüelhastes kreüitunternehmen. Der Betrieb geschlossen, die Inhaber verhastet. Eine Lebensdauer von etwas mehr als einem halben Jahre hatte ein Unternehmen in der W i l h e l m st r a ß«, das unter dem hochtönenden TitelDeutsche   Immobilien-Kredttzen- t r a l e" eröffnet worden war. Die Inhaber waren zwei aus D a n z i g zugewanderte Kaufleute im Alter von 43 und 20 Jahren namens Z e i d l e r und Heinrich. Vor einem Jahre hatten die beiden Männer ein ähnliches Unternehmen in Elbing   ins Leben gerusen, das sie der Oeffentlichleit mit großen Worten anpriesen. Es ergab sich aber bald, daß die Firma über keine Barmittel oerfügte und infolgedesien auch keine Kredite gewähren konnte. Die Inhaber entzcgen sich, als ihnen der Boden zu heiß wurde, dem Zugriff der dortigen Behörden und siedelten nach Berlin   über. Hier gründeten sie dieDeutsche Jmmobilien-Kreditzcntrale". Zweck des Unternehmens sollte die Hergabe von Krediten an Haus- und Grund- b-sttzer, Geschäftsleute und Industrielle sein. Angeblich hatte die Firma IX Millionen Reserven hinter sich. Trotzdem ver- langte sie von den Angestellten eine.Geschäftseinlage". Geldsuchcrn, die sich meldeten, wurden L o r s ch ü s s e in Höhe von 10 bis 1800 Mark abgenommen, das erwartete Geld bekamen sie aber me zu sehen. Die Geschäfte gingen so gut, daß die Inhaber nach kurzer Zeit schon die Räume vergrößerten, sich ein Direktorenzimmer mit Klubsesseln einrichteten und die Ausstattung der Bureauräume in jeder Weife vervollkommneten. Mit der Bezahlung der auf Kredit entnommenen Sachen haperte es aber. Auf Anzeige der Ge< schädigten wurden Zeidler und Heinrich von der Kriminalpolizei fest. genommen und nach eingehendem Verhör dem Untersuchungsrichter vorgeführt._ Die NEG.-Schnellbahn A.-G. in Liquidation. In der heutigen Generaloersammlung wurde der Bericht der Liquidatoren für oas Jahr 1925 vorgelegt, in dem folgende Aus- führungen gemacht werden. Der mit dem Magistrat Berlin   unter dem 13. bis 15. Juni 1925 abgeschlossene Vertrag ist durchgeführt worden, und auch die obliegenden Arbeiten zur Fertigstellung des oberen Teiles des Tunnels in der Neuen Friedrichstraße sind ausge- führt, die endgültige Abnahme hierfür steht jedoch noch au», weshalb eine Restzahlung von 75 000 M. an die Unternehmerfirma noch nicht bewirkt werden konnte. Infolge der Auseinandersetzung mit dem Magistrat ist der Weiterbau der Schnellbahn Gesund- brunnen Neukölln nicht Ausgabe der Liquidation, sondern Sache der Stadt Berlin   geworden, an die die vorhandenen Tunnel- anlagen übergegangen sind. Die Gesellschast ist im Besitz der fünf Wohn- und Äeschäftshäuscr Münzstraße und Rosenthalerstraße und der Baustelle Brllckenstraße 7 geblieben. Die Beendigung der Liquidation wird erst nach der Wertung des Grundstückes und Ein­lösung der Teilschuldverschreibungen erfolgen können.
Unbewohnte Häuser. Das ewig aktuelle Kapitel der Wohnungsnot mit all seinen traurigen Begleiterscheinungen förderte erst unlängst einen besonders krasien Fall zutage, über den wir in Nr. 350 unseres Blattes be- richteten. Daraufhin gingen uns von verschiedenen Stellen Mit- teilungen zu, daß es trotzdem immer noch gänzlich leerstehende Wohnräume gäbe. Unter anderen ein in der Kölln ischen Allee. An der Brücke, gelegenes Häuschen, das ur- sprünglich für den Platzmeister der Berlin  -Burgerschen Eisenwerke. die das betreffende Grundstück gepachtet hotten, erbaut wurde. Da« Unternehmen ging jedmy pleite, den Nachfolger, einen Holzhändler. cchilte kurz darauf das gleiche Schicksal und das Haus wurde über- Haupt nicht bezogen. Es ist ein solider Fachbau, enthält zwei heizbare Zimmer, Vorraum, Küche, elektrisches Licht usw. Mit einem Wort, es sind olle Bedingungen zur Bewohnung gegeben. Der Bau steht inmitten eines Wiesengrunde« und ist von einem festen, soliden Bretter.zaun umgeben. Rechts von dem Häuschen liegt die Maschinenfabrik Sonnenbcrg, aus der anderen Seit« feeies Feld, leere Holzlagerplätze, im Hintergrund Kohlenschuppen. Wie in verwunschenes Schlößchen stellt sich das Gebäude einsam und fest verschlossen da. ringsum sprießt üppige» Gras und blühende Pflanzen, während kinderreiche Familien, zusammengepfercht in irgendein unmögliches, menschenunwürdiges Loch, dahinvegetieren. Wer spricht hier dasSesam   öffne dich!"
Die Beisetzung der Muller Waller Bathenau» wird, wie wir erfahren, in der Familiengruft in Oberschöneweide  erfolgen, in der Ihr Gatte Emil Rathenau   und seine beiden Söhne Erich und Walter bereits ihre letzte Ruhestätte gesunden haben. Der Zeitpunkt steht noch nicht fest, da die Tochter der Frau Rathenau  , Frau Andreas, erst am gestrigen Donnerstag abend auf die Nach- richt vom Tode ihrer Mutter von ihrem Sammeraufenthalt in Bayern  nach Berlin   geeilt ist. Aus jeden Fall soll die Beisetzung in aller Stille ltattsinden. Volk und Zeil", unsere illustrierte Wochenschrist, liegt der heutigen Postauslage bei. 160 Todesopfer bei einem Getan. London  , Z0. Juli. Wie Reuter aus Naflau(britisch Dahama) meldet, wurden dort bei einem Orkan 150 Personen getötet. New Port. 30. Juli.  (EP.) Der Schaden, der durch den Orkan auf den Bahamainseln angerichtet worden ist, wird auf 10 Millionen Dollar geschätzt. Mehrere Küstendampfer und zahlreich« Fischerboote werden vermißt Am meisten ist die Insel New Prooidenc« heimgesucht worden, wo der Schaden allein 5 Millionen Dollar beträgt. In Florida   wird der Schaden auf 15 Millionen Dollar geschätzt. Man zählt dort 10 Tote. Auf der Insel San Domingo gab es 50 Tot«. 15 kleine Schiffe werden ver- mißt. Die amerikanisch« Regierung hat mehrer« Hilfsdampfer nach den heimgesuchten Gebieten entsandt.
GewerMajwbewegimg Arbeitsnachweise und Arbeitsvermittlung. Unterstützung der Nachweise ist nötig! Im Zusammenhang mit den Bestrebungen auf R e s o r m i c rung des Arbeitsnachweises ereiferte man sich in der letzten Zeit wiederholt in einem Teil der Presse gegen die Versuche, eine zwangweise Arbeitsvermittlung zu schaffen. Man vergaß dabei, daß zunächst einmal der Reichstag   alle in dieser Richtung gehenden Anträge abgelehnt hat und daß deshalb alle die tief- gründigen Betrachtungen über Selbstverständlichkeiten, wie z. B., daß die Arbeitsvermittlung nicht nach einem Schema, sondern noch der Eignung der Stellensuchenden und nach den Bedürfnissen der Arbeitgeber vor sich gehen müsse, in Augenblick völlig über­flüssig sind. Diese unnützen Erörterungen hoben, wie vom Reichs- arbeitsministerium bestätigt wird, nur die eine Wirkung, daß das Arbeitsnachweiswesen in Mißkredit gebracht wird. Die Arbeits- Nachweis«, die noch nie eine schwierigere und wichtigere Ausgabe zu bewältigen hatten wie in diesen Jahren der Riesenarbeitslosigkeit, brauchen Unter st ützung, aber nicht Knüppel zwischen die Beine. Gerade jetzt, wo durch das neue Arbeitsbefchaffungs- Programm eine Fülle von Arbeitsvermittlungen notwendig werden und jedes Durcheinander in der Nachfrage nach Arbeit ver- hindert werden muß, ist es Pflicht der Oesfentlichkeit und der Press«. den Arbeitsnachweisen ihre Aufgabeach Kräften zu erleichtern.
Generalversammlung der Berliner   Hotelangestellten. Die am Mittwoch im Gewerkschaftshaus tagend« Generalver- sammlung des Zweigvereins Berlins   der Hotel  -, Restaurant. und Cafe angestellten beschäftigte sich mit dem vom Be- vollmächtigten Saar erstatteten Geschäftsbericht über das zweite Quartal 1926. Aus dem Bericht ergibt sich, daß mit einer ganzen Reihe von Gastwirteorganisationen Differenzen wegen der Anerkennung des Tarifvertrages, der mit dem Arbeitgeberverband abgeschlossen ist, bestehen. Traurig« Zustände sind aus dem Gebiete des Arbeitenachweiswesens, wo durch die ungesetzlichen Wintelvermittlunaen und nichtgewerbsmäßige Vereins- stellenvermiltlungen dem Gedanken des zentralen Arbeitsnachweises viel Abbruch getan wird. Trotz der Wirtschaftskrise, die sich be- anders auf das Gastwirtsgewerbe auswirkt, hat der Zweigverein einen Mitgliederbestand noch erhöhen können. Die Einnahmen an Beiträgen bewegen sich auf derselben Höhe wie im Dorquartal. Differenzen bestehen mit der Hauptverwaltung des Verbandes wegen der Ablehnung der Einstellung eines weiteren Beamten. Es wurde eine Resolution angenommen, die sich entschieden dagegen wendet, daß die Hauptverwaltung die verlangte Anstellung bis nach dem Derbandstoge vertagt hat, der nach Ansicht der Versammlung keiner- lei Einfluß auf die Anstellung oder Nichtanstellung eines Beämten hat. In der Diskussion wandten sich oerschieden« Redner gegen das ungerechtfertigte Verbot derRoten F a h n e". Ein Antrag derOppositton", die Wahl der Delegierten zum Verbandsiag durch Urwahlen vorzunehmen, wurde zurückgezogen. Schließlich wurde ein weiterer Antrag, der sich mit der Lage der Erwerbs- losen und den Verhältnissen im Arbeitsnachweis beschäftigte, der Verwaltung zur weiteren Erledigung übergeben.
Einschlagfertiger" Arbeitgeber. Der Kleingew« rbetteibende P. entließ vier Schleifer angeblich wegen Ardeitsmangel. Einer der Entlassenen, F., glaubt«, die Enl- lossung sei aus anderen Gründen erfolgt. Er sagte deshalb zu P., er werde den Betrieb beobachten und wenn statt der Entlassenen ander« Schleif  «? eingestellt würden, werde er beim Gewerbegerichl klagen. Do» war zweifellos das gute Recht des F. Aber P.,«in leicht erregbarer Mann, geriet über diese Aeußerung in Wut. Es entstand«in erregter Wortwechsel P. verlangte, daß F. die Werk- statt oerlass«. F. aber ging nicht, er meint«, er habe«in Recht zu bleiben, weil er seine Papier  « noch nicht bekommen hatte, die er am nächsten Tage erholten sollt«. Das Wortgefecht wurde fortgesetzt. Im Laufe desselben ergriff P. einen großen Schraubenschlüssel, um damit aus F. einzuschlagen, besann sich aber noch rechtzeitig, warf das gefährliche Werkzeug hin, griff F. mit den Händen an und drängt« ihn zur Tür hinaus. Dabei verfing sich der Rock des F. an einem Haken und zerriß vollständig. Sein« Mütze, die ihm P. vom Kopf« geschlagen hatte, wurde unter den Füßen.zertrampelt. Damit war der Kamps beendet. Vor dem Gewerbegericht sahen sich die beiden Gegner wieder. F. forderte Ersatz für die zerrissen« Kleidung und Entschädigung dafür. daß er sein« Papier  « erst zwei Tag« noch der Entlastung erholten hatte. Das Gericht unter Vorsitz des Magistratsrats Dr. Seil kam zu dem Ergebnis, daß es sick bei dem Ersatz der Kleidung nicht um «in« Forderung aus dem Arbeitsverhältnis, fondern um eine Forde- rung aus einer unerlaubten Handlung handele und daß für diesen Fall nicht das Gewerbegericht zuständig sei. Rechtlich liege die Sache so: Der Kläger   habe Hausfriedensbruch begangen, indem er der Aufforderung, die Werkstatt zu verlassen, nicht Folg« leistete. Der Beklagte sei deshalb berechtigt gewesen, den Kläger mit Gewalt hinauszubringen. Es frage sich aber, ob er nicht di- notwendigen Grenzen der Gewaltanwendung überschritten habe. Hinsichtlich des Rockes sei das nicht der Fall, denn derselbe sei ohne Verschulden des Beklagten zerrissen. Anders verhalt« es sich dagegen mit der Beschädigung der Mütze. Da sei der Beklagte zu weit gegangen. Ob der Kläger durch die verspätete Zusendung der Papier« einen Schaden erlitten hob«, müste erst nachgewiesen werden. Aus diesen Gründen riet der Vorsitzende zu einem Vergleich. Der Deklagte wollte 10 Mark zahlen. Der Kläger   fordert« mindesten» 30 Mark. Der Beklagt« erklärt«, über 20 Mark geh« er nicht hinaus. Ein Arbeitgeberbeisitzer ftagte den Beklagten, ob er 25 Mark zahlen wolle, wenn er, der Beisitzer, 5 Mark zulegen würde. Dadurch sollt« dem Beklagten wohl begreiflich gemacht werden, daß das Gericht 30 Mark für angemessen holt«. Aber der Beklagte ver- stand diesen Wink nicht. Er zahlt« 25 Mark mit der Erklärung, dos sei schon viel zu viel, und der Beisitzer legte au» seiner Tasche 5 Mark dazu._
Eine australische Arbeiterdelegation nach Amerika  . London  . 29. Juli.  (EP.) Nach einer Meldung au» Melbourne  hat di« australische Regierung beschlossen, eine Abordnung von Ar- beitern und Angestellten noch den Vereinigten Staaten   zu entsenden, um ein« Untersuchung über die amerikanischen   Induftriemethoden anzustellen.___ Die englisch  -russische Gewerkschaftskonferenz. Pari», 30. Juli.  (TU.) Die Konferenz der e n g l i s ch- r u s s i- schen Gewerkschaften, die auf Anregung der russischen Ge- werkschaften einberufen worden ist, tritt heute in Pari« zusammen, um über die Unterstützung der englischen Streikenden durch den internationalen Kommunismus zu verhandeln.
Di« Sparkasse der Bank der Arbeiter. Angestellten und Beamten A.-O., Berlin  , Wallslr. 65, ist täglich mit Ausnahm« von Sonnabend von 9 3 Uhr und 5 7 Uhr, Sonnabends von 9 1 Uhr geöffnet. BetantroottH6 küc Politik: Dr. Citri Atqct; BltiMiafl: Art», GM«»»»»: Erwrrksckxislsbrwrqune: Z. Steiner; iZeulveton: Dr Z»h» Schit-w»»! Lokale» und EonstigkS! Karstadt  : Anzeiaen. Th. Sliwke: sämtlich in Berlin  . Verlag: Vorwärts-Verlag G.m.b.H.. Berlin  . Druck: Vorwäris-Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer u. Co., Verlin SW 68, Lindenstra�e 3.
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