Kirchenstreik begonnen.
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Gewerkschaften.
New Bort, 31. Juli. ( TU.) 3ur felben Zeit, als geffern abend sämtliche katholischen Geistlichen in Megiko die Kirchen verließen und damit den Kirchenstreit begannen, empfing Präfident Calles die Führer der Gewerkschaften, die ihm eine Entschließung überreichten, in der der Kampf bis zum äußersten verlangt wurde. Calles erwiderte, er werde ganz entschieden die bisherige Politik weiterverfolgen, und es werde bald feststehen, ob die Revolution oder die Reaktion triumphiere. Die Regierung sei entschlossen, den Kampf bis zum letzten Ende durchzuhalten. Sämtliche Kirchen sind überfüllt und werden von Riefenmenschenmengen umlagert. Bevor die Priester die Kirchen verließen, zeigten fie die Reliquien der Menschenmenge, die sich darauf zu Riefendemonstrationszügen zusammenfchloß. Für heute planen die Gewerkschaften Gegendemonstrationen. Die Geistlichkeit forderte die Gläubigen auf, während dieser Demonstration in ihren Häusern zu bleiben, um Blutvergießen zu vermeiden. Heute nacht versuchten die Soldaten in Mexiko - City den Platz vor einer Kirche zu räumen, wurden jedoch von der Menschenmenge mit Steinwürfen empfangen. Die Soldaten gaben Feuer und verwundeten neun Personen. Darauf wurden die Soldaten in
Patrouillen auf die Straßen und Plähe verteilt.
Am ersten Auguff trift der von der Geistlichkeit angeregte Boyfoff in Kraft. Danach sollen die Gläubigen nur die notwendigsten Bedarfsartikel kaufen, feine Steuern zahlen und die Kinder nicht mehr in die Schulen fchiden. Auf Anordnung der Regierung wurde gegen verschiedene Bischöfe Anklage erhoben.
Die Pflicht, die Besatzung zu vermindern. Von Chamberlain bestritten! Die Zusagen vom November und vom März.
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Im Unterhaus fragte Genosse Ponsonby den britischen Außenminister, ob feine Verpflichtung bestünde, die Befagungstruppen im Rheinland auf die Stärke der deutschen Garnison in der Vorfriegszeit herabzumindern. Chamberlain hat die Frage verneint. Seine Antwort hat wie die Antwort über den Stand der deutschen Bewaffnung- in Deutschland und Europa Erstaunen und Ueberraschung hervorgerufen.
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Gegenüber den Zweifeln, die mit Chamberlains Auskunft entstanden sind, stellt die offiziöse Dipl. - politische Korrespondenz" den Anspruch Deutschlands auf Verminderung der Befagungstruppen wie folgt dar: Mit der Note der Botschafterkonferenz vom 14. November v. J. ist das Ergebnis der Verhandlungen über die Rückwirkungen" dahin formuliert worden, daß u. a. erklärt wurde, einmal, es soll die Stärke der Besatzungstruppen erheblich herabgesetzt werden". Der Begriff der normalen Stärke, der an sich nicht ganz flar ist, wurde von deutscher Seite mit Kenntnis und ohne Widerspruch der übrigen Locarnomächte in der deutschen Oeffentlichkeit einhellig als identisch mit den Friedensgarnisonstärken Deutschlands in den in Betracht kommenden Gebieten interpretiert. Das geschah u. a. in den Ausführungen, die Reichsaußenminister Dr. Stresemann am 28. Januar im Reichstag machte, als er die auf eine deutsche Anfrage wegen dieses Gegenstandes von den Besatzungsmächten ein gegangene Antwort bekanntmachte.
Diese Rückwirkung des Locarnopaktes sollte eintreten, nach dem der Pakt durch die Aufnahme Deutschlands in den Bölkerbund rechtswirtsam gemacht war. Als sich der Eintritt Deutschlands auf der Märztagung verzögerte, bestand zwischen allen Ber tragsparteien von Locarno Einverständnis darüber, daß Deutsch land ein Verschulden an dieser Verzögerung nicht treffe, und daß es in der praktischen Politik so gehalten werden sollte, als
ob Deutschland bereits Mitglied des Völkerbundes sei. Das ist in der Rede des Reichsaußenministers im Reichstag am 22. März festgestellt und am folgenden Tage vom Minister für die besetzten Gebiete noch weiter unterstrichen worden. Auch auf diese öffentlichen Aeußerungen der Reichsminister Dr. Stresemann und Dr. Marg ist niemals von irgendeiner Stelle der Gegenseite ein Widerspruch laut geworden. Sir Austen Chamberlain tann also nicht bestreiten, daß, ganz ab= gesehen von dem selbstverständlichen, moralischen Anspruch Deutsch lands auf Herbeiführung dieser entscheidenden Rüdwirtung, eine Jusage in bezug auf diese Herabsehung der Besatzungstruppen beteht. Eine Meinungsverschiedenheit könnte allenfalls nur über das Maß dieser Herabseßung bestehen, weil die Auslegung der Normalziffern" als der deutschen Friedensgarnisonstärke, die von deutscher Seite von Anfang an öffentlich vorgenommen wurde, von der Gegenseite nicht ausdrücklich bestätigt, wenn auch absolut unwidersprochen geblieben ist. Da indes teine andere Ziffer besteht, die auf Grund irgendeines Rechtstitels als ,, normal" angesprochen werden fann, so entspricht diese Auslegung nicht nur den deutschen Wünschen und Bedürfnissen, sondern auch durchaus der Logit."
,, Ohne indes hierüber in eine Auseinandersetzung mit dem briti schen Außenminister eintreten zu wollen," erklärt die Korrespondenz abschließend ,,, dürfen wir feststellen, daß in jedem Falle auch ohne„ bindende Erklärungen" nach dieser Richtung hin von der Gegenfeite die Verpflichtung zur Herabfehung der Truppenstärken im besetzten Gebiet zweifelsfrei eingegangen worden ist, und daß die vorstehend dargelegte deutsche Interpretation über das Ausmaß dieser Verpflichtung nach wie vor als richtig aufrechterhalten wird."
Finanzabstimmung noch heute.
Eine Reichsgetreidestelle geplant. Paris , 31. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Die Kammer wird Leute vormittag mit der Beratung der Finanzvorlage beginnen. Sie wird sehr furz sein und man erwartet, daß die Endabstimmung bereits im Laufe des Tages, mindestens bis abends stattfinden wird. Ueber die einzelnen Artikel der Finanzvorlage tann noch je ein Redner eine Viertelstunde sprechen.
Man versichert, daß nach Annahme der Finanzvorlage die Regierung die Absicht habe, zwei neue Gefeßzentwürfe einzubringen, und ihre Berabschiedung vor den Ferien zu verlangen. Der erste bezieht sich auf die Amortisationstasse, der zweite auf das Shazamt. Die Regierung soll, wie verlautet, die Schaffung eines Tabatamtes vorschlagen, um den Inhabern der National bonds die Möglichkeit zu geben, diese gegen die Obligationen dieses Amtes umzutauschen.
Die Regierung hat am Freitag abend einen Gesezentwurf in der Rammer eingebracht, der die Schaffung einer Getreidezen trale vorsieht. Diese Zentrale soll die ständige Kontrolle über den Getreidemarkt ausüben und jede spekulative Zurückhaltung oder Anhäufung von Getreidevorräten verhindern. Die Regierung scheint sich davon nicht nur eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Brot, sondern auch ein Sinken der Brotpreise zu Dersprechen.
Wohlfahrtsgroteske.
Die solidesten Leute können von heut auf morgen pleite gehen, oft so gründlich, daß ihnen tatsächlich fein Blah bleibt, den sie noch als Haus und Heim" ansprechen dürfen.
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Da ist der Herr X. Der stammte ohnehin aus einer begüterten Familie und war geschäftstüchtig genug, um Krieg und Inflation fapitalsgefund zu überstehen. Dann aber, dann machte er Geschäfte mit einem ebenso treudeutschen wie geschäftstüchtigen Herrn, und was Krieg und Inflation nicht fertig gekriegt hatten, das schaffte die deutsche Treue. Der gefinnungstüchtige, rechtskundige Geschäftsfreund brach Herrn X das Genic, gründlich und schonungslos, ruinierte sein Geschäft und pfändete dem ehemaligen Freunde seine komfortable Villa in einem westlichen Vorort. Eines Tages bekam X. die weniger höfliche als energische Aufforderung, binnen 14 Tagen seine Billa zu räumen. Entsetzt läuft er von Pontius zu Pilatus, zu jedem sciner guten Freunde feiner kann oder will ihm helfen. Zum Schluß bleibt nur übrig, zum Wohnungsamt zu gehen und um Zuweisung einer Notwohnung zu bitten. Das Wohnungsamt ist sehr harthörig, und der brave X. muß hier erneut die Feststellung machen, daß es schon ein Unterschied ist, ob man als Billenbesitzer oder als Bittsteller mit Behörden zu tun hat. Endlich aber findet er doch ein offenes Ohr für seine immer dringlicheren Bitten. Er kann ja mit den besten Dokumenten beweisen, daß er wirklich pleite ist, so pleite, daß er für die nächsten Wochen mit vielleicht dreihundert Mark Barbestand haushalten muß. Also man verspricht ihm und es schwelgt sein Herz in Seligkeit, sein Auge sieht schon den Himmel einer Ein- oder Zweizimmerwohnung für sich, seine Frau und sein Kind offen; da reißt ihn der freundliche Beamte aus allen Himmeln, indem er ihm einen weißen Schein" in die Hand drückt. Und erschauernd liest er, daß er nunmehr die Berechtigung hat, eine Wohnung von fünf oder mehr Zimmern" zu mieten. Darauf hat er nun in Anbetracht seiner Lage ja nun verzichten müssen; und so wurde er programmgemäß nach vierzehn Tagen mit Frau und Kind vom Gerichtsvollzieher ermittiert. Die seiner Frau gehörigen Möbel fuhr ein von diesem Beamten mitgebrachter Spediteur auf irgendeinen Speicher und das Wohlfahrtsamt, das er um Uebernahme der Lagerkosten bat, ermahnte ihn ernstlich, sich baldigst eine Wohnung zu beschaffen, denn man fönne nicht uferlos Geld dafür bewilligen....
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machen. Der Kaufmann B. wurde nach dieser Erklärung sofort aus der Haft entlassen und wird hoffentlich mit dem Sohne, der missenttlich den Vater falsch beschuldigte, eine recht gründliche Abrechnung halten. A
Die Fleischvergiftungen.
Leichtsinn des Fleischbeschauers nachgewiesen.
Die Zahl der Neuerkrankungen in Herzfelde ist noch immer nicht völlig zum Stillstand gekommen. In einigen Familien sind noch neue Fälle von Ertranfungen, die sich in starfen Brechdurchfällen, Schwindelanfällen und großer Mattigkeit äußern, zu verzeichnen. Den im Krankenhaus Kaltberge Befindlichen geht es verhältnismäßig gut.
Die gestern von den zuständigen Behörden vorgenommene e ingehende Untersuchung hat ergeben, daß das Fleisch von dem auf dem Lehngut Herzfeide notgeschlachteten Tier, das an Lungenentzündung erfrankt war, stammt. Das Tier wurde von Reißner geschlachtet und nachher von ihm aufgekauft. Der Tierarzt Dr. Gaul aus Rüdersdorf hatte hiervon Kenntnis und nahm troẞdem eine nur oberflächliche Untersuchung vor, was zu der Einleitung eines Strafverfahrens gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft III führen dürfte. Ob gegen Reißner in gleichem Maße vorgegangen wird, steht im Augenblid noch nicht fest, da weitere Untersuchungen abgewartet werden müssen. Jedenfalls ist seine Schuld nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen. Er hat an dem minderwertigen Fleisch, das auf die Abdeckerei gehörte, sehr viel verdient.
Vom Gemeindeamt in Herzfelde wird uns noch folgendes mitgeteilt: Vom Landrat des Kreises Niederbarnim ist dem Tierarzt Dr. Gaul aus Rüdersdorf , da starke Bedenken gegen eine Zuverlässigkeit bestehen, die durch die grobe Fahrlässigkeit in Herzfelde erwiesen scheint, die Erlaubnis auf weitere Fleischbeschau entzogen worden. Die Zahl der Erkrankungen ift auf 180 geftiegen. Im Krankenhaus befinden sich 10 Einwohner aus Herzfelde , außer. dem find sechs Krankenhausangestellte, wohin Reißner gleichfalls Fleisch lieferte, unter den gleichen Erscheinungen wie die Ortseinwohner erkrankt. Die Eingeweide der notgeschlachteten Tiere find ausgegraben worden und dem veterinär- bakteriologischen Institut in Potsdam zur Untersuchung übergeben worden. Es wurde noch festgestellt, daß das notgeschlachtete Tier in demselben Kühlraum aufgehängt wurde, wo bereits mehrere Schlachtstücke hingen. Durch Berühren mit den Händen sind dann auch diese gefunden Fleischstücke infiziert worden. Die Untersuchung wird mit größter Sorgfalt weitergeführt.
Der Zensor von Wuhlgarten.
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In der Heilanstalt in Wuhlgarten befindet sich eine größere Anzahl von Hospitaliten, durchweg alte und fieche Leute, die unbemittelt und pflegebedürftig sind. Diesen alten Invaliden der Arbeit schickt der„ Borwärts" auf ihren Wunsch eine Anzahl Exemplare fostenlos zu. Bevor die Hospitaliten jedoch die ihnen zugeschickten Eremplare des Borwärts" erhalten, werden diese von dem Bureauvorsteher Räbiger auf ihren Inhalt genau geprüft. Alle Artikel, die der Herr Bureauvorsteher für anstößig insbesondere in politischer Beziehung hält, werden von ihm herausgeschnitten. Dann erst bekommen die Hospitaliten den so zurechtgeschnittenen Borsinnung der Hospitaliten geht so weit, daß bei seiner Abwesenheit der Borwärts" solange nicht zur Verteilung gelangt, bis Herr Räbiger wieder zurück ist und seine Tätigkeit als Zensor wieder aufgenommen hat.
Die drei Einbrüche in Binz und der vierte Juwelendiebstahl, der gestern in Sellin verübt wurde, veranlaßte die Berliner Landeskriminalpolizei, im Einvernehmen mit den Stettiner Be hörden, zwei Kriminalbeamte, die aís Angehörige des Sonder Dezernats für Hoteldiebstähle über eine umfassende Rennt. nis der internationalen Juwelendiebe verfügen, nach Rügen zu entfenden. Es sind Kriminalkommissar Lobbes und Kriminalassistent Birker. Ihre Aufgabe wird es sein, festzustellen, ob eine Bande oder ein einzelner der internationalen Juwelendiebe sich unter die Kurgäste der Bäder eingeschlichen hat. Bisher hat es den Anschein, als ob eine Bande planmäßig ihre Mitglieder aufwärts". Die Sorge des Herrn Bureauvorstehers um die gute Gedie Kurorte verteilt hat. Die Beamten sind mit Bildermaterial ausgerüstet, das ihnen die Nachforschungen wesentlich erleichtern wird. Welchen Zeitraum die Ermittlungen in Anspruch nehmen werden, läßt sich heute noch nicht übersehen, da diese Art des Ermittlungs Wie verschiedene Berliner verfahrens besonders langwierig ist. Morgenzeitungen meldeten, ist vor ungefähr acht Tagen von den Beamten des Dezernats C 1 ein gewisser Heydod verhaftet wor den, der als gewerbsmäßiger Hoteldieb schon bekannt ist. Er hatte noch von seinem letzten Diebstahl her eine Strafe zu verbüßen, die er jetzt im Stadtvogteigefängnis abfißt. Für die Binger Juwelen diebstähle fommt er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Frage. Die Gerüchte, die gestern auftauchten, daß sich der flüchtige Frant in Berlin aufhalten sollte, haben teine Bestätigung gefunden. Die Fahndungsinspektion der Kriminalpolizei war gestern nachmittag sofort mit der Nachsuche beauftragt worden. In der Nacht wurden alle bekannteren Quartiere durchsucht, aber Frank konnte nicht gefunden werden. Ebenso haben auch die Ermittlungen des zuständi gen Dezernates feine Anhaltspunkte für seine Anwesenheit in Berlin ergeben.
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Konzert und Reibereien auf dem Humannplah. Gestern abend gab der Männerchor Weißensee " auf dem Humannplah ein Freifonzert. Etwas später rückte eine Kapelle des Roten Fronttämpferbundes an und fonzertierte. Die Folge davon war, daß es zu Reibereien zwischen dem Bublifum und dem„ Männerchor Weißenfee " auf der einen Seite und den Frontkämpfern auf der anderen Seite fam, die bedrohlichen Charakter annahmen und beinahe in ein Handgemenge ausarteten. Durch das schnelle Einschreiten der Polizei, die Berstärkung hinzu. gezogen hatte, und die erfreulicherweise mehr vermittelnd als braufgängerisch eingriff, fonnte der Streit geschlichtet werden. Männerchor Weißensee" brach sein Konzert ab, die Frontkämpferkapelle fonzertierte weiter. Man glaubte allgemein an eine beabsichtigte Störung durch die Frontkämpfer, da der Weißenfeer Männerchor" seine Beranstaltung Tage vorher in der Zeitung befanntgegeben hatte und der Aufzug der Frontkämpfer den Anschein erweckte, daß ein Tumult provoziert werden sollte. Es stellte sich aber heraus, daß der Plaz gleichzeitig beiden Gruppen zur Verfügung gestellt worden war, beide also ein Recht hatten, ein Konzert zu geben.
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Rücksichtslose Steuereintreibung.
Der
In einer Zeit, in der gerade kleine Geschäftsunternehmen sehr schwer um ihre Eristenz fämpfen müssen, wäre ein Entgegen fom men der Steuerbehörden beim Einziehen fälliger Steuern durchaus wünschenswert. Leider ist dies nicht immer der Fall. Aus Leserkreisen teilt man uns mit: Ein Maurermeister im Westen der Stadt, der nur noch mit einem Gesellen arbeitet, hat eine Steuerschuld von ungefähr 160 m. Beim besten Willen ist es ihm nicht möglich, die Summe auf einmal oder in größeren Raten zu zahlen. Er schlägt dem Steueramt eine monatliche Ratenzahlung von 12 M. vor und versichert, daß er nicht mehr zahlen fann. Troßdem erhält er den umgehenden Bescheid, die Summe sei ihm bei einer Jahresverzinsung von 6 Proz. widerruflich ge= Stundet, aber unter folgenden Abzahlungsbedingungen: Am 1. August und am 1. September habe er je 50 M. zu zahlen und den Rest von 60,75 Mt. am 1. Oktober. Kleinere Ratenzahlungen können nicht entgegengenommen werden. Man kann sehr leicht etwas fordern, aber schließlich muß doch die Steuerbehörde auf die wirtschaftliche Lage des Schuldners Rücksicht nehmen. Gerade in dieser Zeit wäre Lage des Schuldners Rücksicht nehmen. Enigegenkommen am Blaze.
Ein liebevoller" Sohn.
Wir sind der Meinung, daß der Bureauvorsteher Räbiger, wenn er ein solch lebhaftes Interesse für den Inhalt des„ Borwärts" hat, diesen abonnieren soll. Die Veröffentlichung der Tatsache, daß der Bureauvorsteher Räbiger in Wuhlgarten sich das Recht eines Sensors anmaßt und täglich unbefugte Sachbeschädigungen vornimmt, dürfte genügen, damit die vorgesezte Behörde des Zensors aus eigener Machtvollkommenheit diesen auf den Umfang, seiner Rechte und Pflichten nachdrücklichst hinweist.
Sonntagsrückfahrkarten.
Die Vorteile der Sonntagsrückfahrkarten, die eine Ermäßigung von 33% Proz. gewähren und mit denen man bereits am Sonn abend mittag 12 Uhr die Wochenendfahrt beginnen fann, während die Rückfahrt neuerdings erst am Montag bis 9 Uhr vormittags zu erfolgen hat, sind vielfach noch nicht genügend bekannt. Die Reichsbahndirektion Berlin hat daher ein künstlerisch ausgeführtes Bildplakat im Offsetdruck herstellen lassen, das in geographischer Anordnung die in der näheren und weiteren Umgebung Berlins liegenden Orte, die in den Sonntagsrückfahrkartenverkehr einbezogen find, aufführt. Berschiedene Zielorte sind durch andeutungsweise Wiedergabe marfanter Bauwerfe bzw. sonstiger Eigenheiten einer Landschaftssilhouette gekennzeichnet. Ausflüge mit Sonntagsrüdfahrtarten tann der Berliner , wie wir diesent Uebersichtsplan entnehmen, bis Stettin oder bis Neubran benburg, im Besten in den Harz bis Wernigerode und Blankenburg , im Süden bis Dresden oder in den Spreewald bis Lübbenau - Betschau, und nach dem Osten zu bis Buschmühle bei Frankfurt a. d. Dder und Guben ausdehnen. Ein amtliches Verzeich nis der Sonntagsrüdfahrtarten gibt genaue Auskunft über die Preise für die einzelnen Berbindungen.
Ein unheimlicher Fund. Gestern fanden Bassanten an einem Bauzaun in der Bartstraße zu Charlottenburg ein merkwürdiges Bafet. Dort lag in einen Bogen der Allgemeinen Zeitung " vom 30. Juli 1926 eingewickelt ein menschlicher Schädel und ein Knochen. Der Regen hatte das Papier so weit aufgeweicht, daß der unheimliche Inhalt zutage trat. Ein Schupobeamter, der auf das Paket aufmerksam gemacht wurde, übergab es der Kriminal polizei. Kriminalfommiffar Naud vom Polizeiamt Charlottenburg stellte fest, daß es sich um ein sehr altes medizinisches Präparat handelt, das wahrscheinlich von einem Studenten oder Mediziner achtlos fortgeworfen wurde. Ein Verbrechen liegt auf teinen
Fall vor.
Umlenfung von Straßenbahnlinien. Wegen Erneuerungsarbeiten an der Eisenbahnbrücke am Bahnhof Frankfurter Allee werden am Sonntag, den 1. August, in der Zeit von 10% Uhr vor mittags bis 12% Uhr nachmittags in beiden Richtungen die Straßenbahnlinien 13 über die Borhagener Straße nach Rosenfelder Straße, mie Linie 113, und 68 über Thaerstraße, Baltenplay, Roederstraße, wie die Linie 176, umgeleitet. Für die Linie 69 und 89 wird ein Bendelbetrieb eingerichtet, so daß die Fahrgäste am Bahnhof Franc furter Allee übersteigen fönnen.
Sprechchor für Proletarische Feierstunden. Sonntag, 1. Auguft. Ausflug
nach dem Stienisice. Treffpunkt 9 Uhr vormittags Bahnhof Strausberg , fillt Nachaugler auf der Wiese am Nordufer des Gees. Es wird um zahlreiche Beteiligung gebeten.
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Durch eine explodierende Granate getötet. Nach einer Meldung der„ Lidove nevinno" aus Prag hat sich neuerlich ein schweres II n glück durch eine 7,5-3entimeter Granate ereignet, die in einem Walde der Stadt Kremnih in der Slowakei explodierte. Sieben Kinder wurden verlegt, vier davon schwer und eins tödlich. Gleichzeitig wird über die Berwundung eines Offiziers und eines Soldaten durch eine Handgranatenexplosion in Rascha u Slowakei
berichtet.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Wie wir vor kurzem berichteten, wurde auf Anzeige feines 16 Jahre alten Sohnes Siegfried der Kaufmann B. aus der Reinickendorfer Straße festgenommen, weil er versucht haben sollte, seine Kinder zu vergiften. Das Untersuchungsamt, dem die beschlagnahmten Flaschen und Stullen übergeben wurden, hat jedoch nirgends eine Spur irgendeines Giftes finden fönnen. Als man daraufhin Siegfried B. ernstlich ins Gebet nahm, gab der Junge endlich zu, sich die ganze Geschichte buchstäblich aus nicht mehr, weil er sich schon sehr erwachsen fühlte. Als die Mutter den Fingern gesogen zu haben. Ihm paßte die elterliche Aufsicht in das Krankenhaus gebracht worden war, schien ihm eine günstige Gelegenheit gekommen, fich auch der Gewalt des Baters zu Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin. entziehen. Er beschuldigte ihn des Giftmordversuches und ver anlaßte auch seine Geschwister, den gemeinen Schwindel mitzu
42. Abt. Die Genoffinnen treffen fich morgen zum Ausflug um 8% Uhr früh, nicht wie irrtümlich angegeben, um 71% Uhr.
Reukölln V: Treffpunkt Sonntag früh 4 Uhr( nicht heute nachmittag) Ringbahnhof.