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Die Sozialisten gegen die Inflation. Die Amortisationskasse soll verfassungsmäßig gesichert

werden.

Die ersten Stoppeln.

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Bor furzem war in einem der parteilosen" Blätter, die unier dem Deckmantel der Unparteilichkeit dem Leser das fonjervativ Paris  , 5. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die Finanzkommission agrarische Dogma in homöopathischen Dosen verabreichen, von der der Kammer hat gestern nach längeren Erklärungen Poincarés seine großartigen Ernte des deutschen   Volkes zu lesen. Große Borrüie Entwürfe über die Schaffung einer Amortisationskasse mit 12 gegen feien schon geborgen und großartige Resultate noch zu erwarten. 7 Stimmen angenommen. Die Diskussion verlief ziemlich lebhaft. Daß solche Behauptungen und Prophezeiungen der Wahrheit nicht Die Sozialisten erklärten: Wenn die Regierung ehrlich eine entsprechen, liegt auf der Hand. Man weiß, wie sehr weite Land­Deflationspolitit treiben wolle, fie dann nicht gleich striche unter Wasserschäden gelitten haben, und wie die kühle und zeitig die Bank von Frankreich ermächtigen dürfe, den Noten- naffe Witterung des Sommers die empfindlichen Kulturen, nament umlauf zu erhöhen. Selbst wenn die neu auszugebenden lich in den niedrig gelegenen Gebieten, geschädigt hat. Die Lob­Noten durch Devisenankäufe gedeckt sind, so bliebe die Neuausgabe redner der diesjährigen Ernte haben freilich in sofern recht, als troydem eine verkappte Inflation. Poincaré   bestritt diese Auffassung die Körnerernte in der Tat ein gutes Ertragnis liefert. Jetzt ist und erklärte, die Inflation beginne erst dann, wenn das Verhältnis die Ernte des Roggens zum großen Teil schon beendet, der Wind zwischen Goldbestand und den in Umlauf befindlichen Noten sich ver- und die Sonne herrschen auf den Stoppeln, die dem Kundigen schieben werde. Das sei bei seiner Vorlage gerade nicht der Fall. die ersten Zeichen dafür sind, daß die Tage des Sommers gezählt Die beiden Vorlagen werden heute nachmittag der sind. Aber auch Hafer und Gerste geben gute Ernte goldgeib Kammer zugehen. Die Diskussion im Plenum wird sofort beginnen, schimmern die Felder, auf denen die Schnitter oder die Mäh­wenn der Senat sie seinerseits angenommen hat. Für diesen Fall maschinen ihre Arbeit vollführen. Der Großagrarier darf schmun­würde die Nationalversammlung etwa am Dienstag zelt reichen Segen hat er von diesen Feldern zu verzeichnen. stattfinden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Nationalversammlung Die Arbeiter machen die Arbeit in brennender Sonnenglut. Wird zwei Tage dauern wird. Man glaubt, daß von seiten der Kom- ihr Lohn mit dem Ertrage gleichen Schritt halten? Die Klagen munisten Obst ruftionsmanöver unternommen werden. über Lohndrückerei, namentlich durch Verwendung nicht landeszu­gehöriger Wanderarbeiter, geben die Antwort. Wie vor dem Kriege, so geht auch jetzt ein großer Strom von Arbeitskräften durch die deutschen   Landeja, er ist vielleicht noch größer geworden durch die vielen Staatenlosen", die vor der Rückkehr in ihre eigent­liche Heimat eine begreifliche Scheu haben. Die agrarischen Ver­hältnisse reden eine deutliche Sprache für den, der sie verstehen will. Die hohen Preise, die jetzt gezahlt werden, stimmen weder zu den Lobgefängen auf die gute Ernte, noch zu den tatsächlichen Ergebnissen. Wenn dann die Rechenkünfte agrarischer Steue: bureaus für Großagrarier noch ein Defizit herausrechnen, so wird die unsoziale Wirkung der heutigen agrarischen Verhältnisse und der Steuerwirtschaft erst recht offenbar. Der Wind, der über die Stoppeln weht, sollte in diefe der Gerechtigkeit hohnsprechenden Zu stände hineinfahren zum Besten unseres hart schaffenden und vielfach notleidenden Volkes.

Ein Rückblick Renaudels.

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Paris  , 5. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) In der Bie Socialiste" veröffentlicht Genosse Renaudel eine interessante Dar stellung der Vorgänge bei der Kabinettsbildung durch Herriot und dessen Bemühungen, die Sozialisten zum Eintritt in sein Kabinett zu bewegen. Herriot   erklärte der sozialistischen   Delegation, be­stehend aus Blum, Auriol, Renaudel und Faure, daß alle seine bis­herigen Besprechungen nebensächlich seien und er seine erste ent­fcheidende Aussprache mit der sozialistischen   Partei haben müsse. Blum, Renaudel und Auriol stellten ihm darauf zahlreiche Fragen über sein Finanzprogramm, sein politisches Programm, die Zahl der Bortefeuilles, die er den Sozialisten zugestehen wolle und welche Portefeuilles das sein sollten. Insbesondere fragte man ihn, ob er Einwände gegen die eventuelle Betrauung eines Sozialisten mit dem Finanzportefeuille zu machen habe.

Herriot   erwiderte, er sei fein prinzipieller Gegner der Kapital­steuer. Die technischen Einzelheiten seien zwischen ihm und der Sozialistischen Partei für den Fall der Uebernahme des Finanz­portefeuilles durch einen Sozialisten später zu regeln. Er jehe ebenfalls feinen Hindernisgrund, einen Sozialisten mit dem Portefeuille des Krieges zu betrauen. Die Zahl der Porte­feuilles, die den Sozialisten zugestellt würden, müsse proportionell der zahlenmäßigen Stärke ihrer Parlamentsfraktion bleiben. Alles in allem, schloß Herriot  , beständen zwischen ihm und den Sozialisten feine prinzipiellen Gründe, die eine enge politische Zusammenarbeit ausschlössen. Die technischen Einzelheiten dieser Zusammenarbeit müßten in einer geschäftlichen Verhandlung geregelt werden. Herriot  war, so schließt Renaudel seinen Bericht, durch keinerlei Zugeständ­nisse nach irgendeiner Richtung hin gebunden und die Verhandlungen auf Eintritt der Sozialisten in ein Ministerium Herriot   hätten in durchaus loyaler Weise forgesetzt werden können.

Wieder ein Autonomist verurteilt.

Amtsenthebung und Pensionsverlust. Colmar  , 5. August.  ( WTB.) Die Disziplinarkammer ver­urteilte den wegen Unterzeichnung des Heimatbundmanifeftes ange­flagten Professor Roffe zur Enthebung von seinem Amte und zur Tragung der Kosten des Verfahrens. Professor Roffé wurde für die Dauer von fünf Jahren der Bezug einer Rente in Höhe von neun Zehnteln seiner gesetzlichen Pension zugebilligt.( Nach Ablauf diefer Uebergangszeit erhält er also teine pension mehr. Die Red.)

Das Gericht tadelt den Mangel an Sympathie für Frankreich  .

Paris  , 5. Auguft.( TU.) In der Urteilsbegründung heißt es: Einem jeden Beamten sei es freigestellt, seine eigene Meinung zu haben. Aber als Staatsdiener sei er verpflichtet, sich bei der Be= tätigung feiner Rechte eine gewisse Reserve aufzuerlegen. Der Aufruf des Heimatoundes reize die Elsaß- Lothringer durch Ton und Geist auf. Die Tätigkeit der französischen   Regierung werde mit fyftematischer Parteilichteit beurteilt. In dem Aufruf finde fich fein Wort der Sympathie und der An­hänglichkeit gegenüber Frankreich  , das im Interesse der Elsaß Lothringer so große Opfer gebracht habe.(!) Der Aufruf müffe als separatistisch bezeichnet werden. Rossé habe seine Pflicht schwer verletzt. Als einziger Milderungsgrund fämen seine unbestreitbaren beruflichen Fähigkeiten in Betracht, zumal sein Unterricht von nationalem Standpunkte aus durchaus einwand­frei gewesen sei.(!)

Regierung und Bergarbeiterstreik.

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Die gestrigen Zusammenstöße.

Eine Erklärung des Polizeipräsidenten.

fundgebung im Lustgarten gibt das Polizeipräsidium fol­Zu den Vorkommnissen nach der geftrigen Kommunisten­gende Darstellung:

werden. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre glaube ich aber nicht, daß ein solcher Erlaß genügt. Bei republikanischen Feiern pflegen noch immer manche Schulleiter dem Begriff Würde" eine eigenartige Deutung zu geben. Die Schulbehörde müßte noch der Festportrag, der Mittelpunkt der gesamten Feier, irgendeinem einen Schritt weiter gehen. Noch immer kommt es vor, daß Herrn des Kollegiums aufgezwungen wird, auch wenn er der Republik   und Verfassung so ablehnend wie möglich gegenübersteht. Das sollte unter allen Umständen vermieden werden. Auch die musi­falische Umrahmung läßt sehr oft zu wünschen übrig. Schüler­deklamationen aus dem reichen Schatz republikanischer oder ver­feffungstreuer Gedichte( erinnert sei an das herrliche Freiligrathsche meisten Schulen überhaupt nicht statt. Wie soll da in den Schülern Truglied: Schwarz- Rot- Gold) finden am Verfassungstage in den eine festliche Stimmung hervorgerufen werden? Sie freuen sich über den freien Tag. Das ist alles. Die Schulbehörde und auch das Ministerium sollten offizielle Vertreter zu den Feiern in einzelne Schulen ihres Bezirks entfenden, um durch ihre An­wesenheit der Veranstaltung eine größere Weihe zu verleihen und sich zugleich von den würdigen Verlauf der Feiern persönlich zu überzeugen.

Vom Tanz in den Tod.

Sieben Berfonen bei einem Autounfall getötet. Burgbernheim  , 5. Auguft. Heute nacht 12 Uhr ereignete sich zwischen Wildbad Burgbernheim und der Ortschaft Burgbernheim   ein schwerer Autounfall. Ein mit zwölf Personen aus Uffenheim   auf dem Heimwege befindliches Personen­auto tam auf der ziemlich steil abfallenden Straße ins Schleudern und stürzte den Abhang hinab, wobei es sich mehrmals überschlug. Der Kraftwagen blieb am Bahndamm liegen. Sieben Personen fanden den Tod, drei wurden schwer verlegt. Ueber das Schicksal der beiden anderen liegt noch keine Meldung vor. Die Verun glückten befanden sich auf der Rückkehr von einem Tanz­kränzchen.

Ein weiteres Telegramm aus Burgbernheim   meldet: Die Insassen des Autos hatten an einem Kränzchen teilgenommen. Auf der Rückfahrt mit einem Lastauto ereignete fich das Unglück. Bei dem steilen Abhang in der Nähe des Bahnhofs Burgbernheim be merkte der Chauffeur, daß die Bremse des Autos nicht in Ordnung war und forderte die Infaffen auf, auszusteigen. Der Wagen geriet jedoch ins Rollen und stürzte die Böschung hin­ab. Bei dem Unglück haben folgende Personen den Tod gefunden: Die beiden Töchter Marie und Luise des Zahntechnikers Lackner aus Uffenheim  , die Tochter Martha des Schulrats Hartler aus der Chauffeur Stierhof aus Neustadt   an der Aisch; ferner ein Reichs­Uffenheim, die Försterstochter Trina Wehrmann aus Frankenberg  , zwei weitere Mädchen, Johanna Probst und Elise Doertsch und wehrsoldat und seine Braut. Schwerverletzt ist der Ober­postfekretärsjohn Georg Hoffmann aus Uffenheim  . Ein Sohn des Eisenwarenhändlers Geu der aus Uffenheim   ist leichter ver­letzt.

Burgbernheim  , 5. Auguft.( WTB.) Der Kraftwagen, eit Sechsfizer, in dem sich zwölf Personen befanden, stürzte an einer scharfen Kurve die 30 Meter hohe Böschung hinunter auf den Bahn­damm, alles unter sich begrabend. In demselben Augenblid pas­fierte eine Cokomotive die Unglücksstelle und schleifte den Unglücks­unglückten blieben in furchtbarem Zustande auf dem Gleise liegen. wagen und die Berunglückten noch etwa 150 meter weit. Die Ver Nach einer Stunde war das Rothenburger   Sanitätsautomobil ani Unfallplatz und beförderte die Schwerverletzten nach Uffenheim   bzw. Neustadt   an der Aisch. Die Toten wurden in der Güterhalle des Bahnhofs Burgbernheim   aufgebahrt und werden heute mittag nach den Heimatsorten gebracht werden.

Heimkehr von Wolgadeutschen  .

Nach der Demonstration um 7,50 Uhr abends beschlagnahmte ein Oberwachtmeister ein Plakat, welches eine Beleidigung des Reichspräsidenten bedeutete. Der Polizeibeamte wurde dabei durch einen Messerstich an der Unterlippe leicht verletzt, der Täter ist unbekannt entkommen. Um 8 Uhr entstanden auf dem Schloß play Verkehrsschwierigkeiten, da mehrere starke Züge dicht an­einandergedrängt folgten. Den Anordnungen der Beamten, die eine Durchfahrt der Straßenbahnen und Omnibusse ermöglichen it ößen, Polizeiverstärkung wurde herangezogen und bildete eine wollten, wurde nicht Folge geleistet. Es kam zu Zusammen= Sperrfette, fonnte sich auch der Angreifer erwehren. Der Abmarsch Sperrfette, fonnte sich auch der Angreifer erwehren. Der Abmarsch war hierdurch ins Stocken geraten, es wurden Berittene herbeigeholt, die den Zug an dieser Stelle auflösten. Um 9 Uhr wurden an der Ecke Kaiser Wilhelm  - und Münzstraße Beamte des Be­gleitfommandos mit Steinen beworfen, und als fie darauf vorgingen, wurde ein Oberwachtmeister durch einen Dolch st i ch am Oberschenkel leicht verlegt. An dieser Stelle wurden zwei Schreckschüsse von der Polizei abgegeben, durch die jedoch nie­mand verletzt wurde. Bei der Räumung des Bülowplates Das Zentralfomitee der Deutschen   aus Rußland  , dem die für­mußte, da Widerstand geleistet wurde, von den Polizeiknüppeln forge für die Rußlanddeutschen obliegt, gibt folgendes bekanni: Gebrauch gemacht werden. Um 9% Uhr verbot die Polizei an der Die Rücktransportarbeiten der Wolgadeutschen  , die vom Zentral­Blumen Ede Sillingstraße das Weiterfingen eines die femitee der Deutschen   aus Rußland  " und dem Verein der Wolga­Polizei beleidigenden Liedes. Das Singen wurde aber fortgesetzt, deutschen  " bereits seit einigen Monaten geleistet werden, hafn auch Fahnenstangen als Waffen gebraucht, weshalb auch hier der die ersten Erfolge zu verzeichnen. 270 Personen haben die Einreiseerlaubnis von der Sowjetregierung erhalten und werden Polizeifnüppel angewendet und zwei Berhaftungen vor­demnächst ihre Rückreise, nach mancherlei schweren Schicksalen in genommen wurden. Im ganzen sind 17 Personen fest den letzten Jahren, antreten. Es ist zu hoffen, daß auch für die Kolo­gestellt worden, und zwar zwei wegen Landfriedensbruchs, nisten aus den anderen Gebieten Rußlands   zum Frühjahr nächsten sechs wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, vier wegen Nicht- Jahres eine Rücktransportmöglichkeit in die Heimat gefunden wird. befolgung von Befehlen der Polizei, einer wegen groben Unfugs, Wir bitten deshalb alle unsere Landsleute aus dem jezigen Ruß­einer wegen Aufreizung, zwei wegen Diebstahls(?), einer wegen land, die Kolonisten aus der Utraine, der Krim  , dem Kaukasus  , die Beamtenbeleidigung und einer wegen Anbietens verbotener Druck­Deutschen aus Petersburg  , Moskau   usw., soweit sie den Wunsch schriften. Insgesamt sind neun Polizeibeamte leicht ver haben, wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren, sich umgehend legt worden und, soweit festgestellt, a cht Demonstranten, beim 3 entratto mitce der Deutschen   aus Ruß d: e von den Arbeiterjamaritern fortgeschafft wurden. Soweit die land", Berlin   NW.   52, Schloß Bellevue  , zu melden, um Polizei ermittelt hat, find Schußverlegungen nicht erfolgt. Die in rechtzeitig registriert zu werden. Es ist anzugeben: 1. Borname, der Presse aufgetauchte Behauptung, daß ein Mann einen Kopfschuß Batersname, Familienname des Ehemannes, der Chefrau( auch erhalten habe, ist durch die polizeilichen Ermittlungen nicht bestätigt. Mädchenname der Ehefrau) und die Namen der Kinder; 2. Gc­Bet schiedene Behauptungen des Berliner   Lofal- Anzeigers", wie, Monat und Jahr und genauer Geburtsort aller daß der Polizeivizepräsident Dr. Friedensburg das beschlagnahmte Familienmitglieder; 3. jegiger genauer 2ohnort( Wohnungswechsel Platar wieder freigegeben habe, erklärt Dr. Friedensburg als unist mitzuteilen); 4. Staatsangehörigkeit; 5. welche Ausweispapiere befizzen fie( Geburts- oder Taufichein, Trausdein, alte russische na hr. Bäffe, Personalausweise, Legitimatione forte usw.)?

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Schwindel mit Kriegsgräberfürsorge.

Erklärungen im Unterhaus. London  , 5. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Das Unterhaus ist in die Sommerferien gegangen. Es wird am 30. August zu einer formalen Sizung zusammentreten, in deren Verlauf lediglich das Ausnahmegesetz erneuert werden soll. Ein Antrag der Arschrift" der angeblichen ministeriellen Erlaubnis liegt jeder Liste bei. beiterpartei, eine Bertagung nur bis zum 17. Auguſt ein­treten zu lassen, wurde mit 173 gegen 49 Stimmen abgelehnt. Dabei erklärte Außenminister Chamberlain in Vertretung Baldwins, daß der Kohlenstreit nur durch ein Ent­gegenkommen der Bergarbeiter oder der Grubenbefizer be­endet werden kann. Alle Erörterungen im Parlament würden an dieser Auffassung der Regierung nichts ändern.

London  , 5. Auguft.( WTB.) Der Arbeitsminister er­klärte im Unterhause, die Regierung werde während der Barla mentsferien alles tun, was in ihrer Macht stehe, um die Bergherren und die Bergarbeiter zu einer Besprechung über eine Berständigung zu veranlassen. Er wandte sich nachdrücklich gegen die Gerüchte, wonach die Bergarbeiter Hunger litten, und bezeichnete dieje Gerüchte als tendenziös. Die Bergherren und die Bergarbeiter hätten die Pflicht, über eine Regelung zu verhandeln. Der Minister forderte die Abgeordneten der Arbeiterpartei auf, während der Parlamentsferien für eine Regelung des Konflikts zu wirfen. Er erklärte, trotz der Bertagung des Parla ments bis zum 9. November würde es früher ein­

berufen werden, wenn die Fortdauer des Konflifts im Bergbau dies notwendig mache. Die Kohleneinfuhr aus dem Auslande belaufe sich wöchentlich auf 600000 Tonnen.

Minister Churchill fündigte für die nächste Tagung eine Borlage an, die Beamtenverbänden die Zugehörigkeit zu einer politischen Organisation( lies: Arbeiterpartei! Red.) oder einem Gewerkschaftsbund( lies: Generalrat! Red.) verbieten soll!

Ein falscher Kriegsgräberfürsorger betreibt jetzt einen großange: legten Schwindel. Ein Mann, der sich Dr. Köhler nennt, versendet an Banken, Kaufhäuser und andere größere Geschäfte Sammel­listen einer angeblichen" Boltsgemeinschaft zur Pflege unserer Kriegergräber e. B.", Linkstr. 16. Den Listen liegt in einer grünen Mappe ein Schreiben bei, nach dem diese Vereinigung sich die Auf­gabe gestellt habe, die Kriegergräber im ehemaligen Feindesland ein. heitlich zu schmücken und zu pflegen. Weil die Zuschüsse der Regie­rung nicht reichten, so habe der Minister des Innern eine öffentliche dann aber bis zum 21. Oktober d. 3. verlängert wurde. Eine Ab­Sammlung erlaubt, die ursprünglich bis zum 15. Juni dauern sollte, Während nun sonst bei derartigen Sammlungen die Spender in der Regel gebeten werden, ihre Beiträge an eine bestimmte Stelle einzu senden oder auf ein angegebenes Postscheckkonto einzuzahlen, bittet Dr. Köhler", einen Beauftragten der Volksgemeinschaft zu erwarten und ihm persönlich den gespendeten Betrag auszuhändigen. Bor­gestern erschien nun auf einer Berliner   Bank, die ebenfalls das Rundschreiben erhalten hatte, ein Mann unter dem Namen Dr. Köh­ler, um eine Spende abzuholen Der Bankkassierer aber, an den er geriet, war mißtrauisch und legte das Rundschreiben mit der Sammellifte und der Abschrift dem Schatzmeister des Bolksbundes für deutsche Kriegsgräberfürsorge vor, der zufällig auf der Bank zu tun hatte. Dieser erkannte jofort, daß es sich um einen Schwindel handelte schon daraus, daß für eine derartige Sammlung nicht der Minister des Innern, sondern der Wohlfahrtsminister die Erlaubnis zu erteilen hatte. Die Abschrift" der ministeriellen Erlaubnis er­wies sich dann auch als gefälscht Dr. Köhler", der wohl schon ge= merkt hatte, daß man ihm nicht traute, war verschwunden, bevor man noch den Schwindel hatte feststellen können. Die Kriminal­polizei hat den Schwindler noch nicht gefunden. Die ganze Bolts gemeinschaft zur Pflege unserer Kriegergräber e. B. besteht ebenso­wenig, wie ein Bureau in der Linkstr. 16. Mitteilungen zur Er­greifung des Schwindlers nimmt die Dienststelle D. 2 im Polizei­

präsidium entgegen.

Würdige Verfassungsfeiern in den Schulen. Aus Lehrerkreisen geht uns folgende Anregung zu:

Ein dankenswerter behördlicher Erlaß ist den Schulleitern zu­gegangen. Es soll dafür Sorge getragen werden, daß die für den 11. August angeordneten Schulfeiern in würdiger Form abgehalten

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Der Tod auf den Schienen. Mit abgefahrenem Kopfe wurde, wie wir mitteilten, auf dem Bahnhof Charlottenburg ein zunächst unbekannter Mann auf den Schienen aufgefunden. Er hatte eine Sofainschachtel mit dem Namen Paul Nolte bei sich. Der Tote ift ieẞt festgestellt als ein 40 Jahre alter Ingenieur Paul Nolte aus der Friedrichstraße 113, der dem Kofoingenuß ergeben war. Ob er in hochgradiger Nervosität aus dem Zuge gefallen oder sich selbst vor die Räder geworfen hat, ließ sich nicht bestimmt ermitteln.

Bier Personen im Senfchober verbrannt. Prag  , 5. August.  ( Mtb.) In der Nacht von Dienstag zu Mitt­woch geriet in der Gemeinde Rostock   bei Prag   ein Heu schober in Brand, der erst gestern morgen gelöscht werden konnte. Als man die Brandstätte durchsuchte, fand man in tem Aschenhausen 3 wei vertohlte Leichen, vermutlich von Land­streichern, die den Heuschaber als Nachtlager benutzen wollten. Im Laufe des Vormittags wurden von der Feuerwehr zwei weitere vollständig verkohlte Leichen aufgefunden. Da die Asche noch glühte, mußten die weiteren Arbeiten aufgeschoben werden. Es fann angenommen werden, daß sich noch weitere Leichen unter der Asche befinden.

Feuergefecht mit der Polizei.

Cughaven, 5. August.  ( Tul.) Der Krabbenfischer Rüfer hatte gestern abend einen Streit mit seiner Familie, der in eine Schlägerei ausartete. Als die erbetene polizeiliche Hilfe anrückte, schoß Küfer   mit einem Revolver auf die Beamten. Diese holten Ver­stärkung herbei, und nun begann zwischen Küler und den Beamten ein regelrechtes Feuergefecht, wobei Küfer   sogar mit Handgranaten warf. Küfer   zog sich schließlich in einem hinter seinem Hause gelegenen Schuppen zurück und erschoßfich.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

14. Kreis, Neukölln. Freitag abend 7 Uhr Sigung des Bildungsausschusses Neckarstr. 2.

Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Beriin. Kinderfeit des Ortsausschusses als Helfer tätig sein wollen, treffen sich heute aben 28 Uhr am Rathaus.

Werbebezirk Neuköllu. Alle Genossen und Genoffinnen, die am Sonntag beim