Das tägliche Quantum.
In ein verräuchertes Bierlokal im Norden der Stadt kommt nachts gegen 21 Uhr ein seltsames Mütterchen. Uralt, so scheint es, mit einer Stirn, in die das Leben tausendfach Falten und Fältchen geschlagen hat. Ihr Kleid, von einer spedig verschliffenen Eleganz, stammt aus den 80er Jahren, und ist jetzt völlig verfleckt und geflickt, die Schuhe, an den Sohlen aufgerissen, schlappen bei jedem Schritt, ein Hut fehlt, die spärlichen Haare hängen der Greisin mirr ins Gesicht. Sie scheint im Laden vertraut zu sein. Mit schlürfendem Schritt geht die Alte an den Schanktisch heran, zählt 95 Pfennige auf die Holzplatte und verlangt ihr halbes Fläschchen Kognat. Der Wirt, ein mißtrauischer alter Kerl, zählt das Geld nach und scheint feineswegs befriedigt. Zwischen ihm und der Kundin entspinnt sich eine Unterhaltung, die zuletzt sehr erregt wird. Fünfzehn Pfennige fehlen an der Preissumme. Die Alte gestikuliert wütend, und nach einigen grimmigen Attaden hat sie den Argwohn des Inhabers niedergeredet. Das wär' ja noch schöner, wenn ich feinen Kredit hätte, ich, als alte Rundin," fagt sie herausfordernd, nimmt ihr Fläschchen in Empfang und zieht mit einem Siegeslächeln um den welken Mund ab. Ja, ja, das ist eine," murmelt der Wirt topfschüttelnd und sieht der Alten nach, bis sie um die Ece tapft.„ Die tommt jeden Abend. Nichts zu fnabbern und zu beißen: Aber faufen muß sie. Manchmal holt sie sogar zwei Flaschen. Nur mit dem Zahlen haperts öfters... Die foll übrigens früher mal bessere Tage gesehen haben. Rentnerin und so Das flingt noch nach, wenn man schon draußen in der Nachttühle steht und die verräucherte Bierstube hinter sich hat. Gewiß, sie litt hunger. Man sah es ihr am ausgemergelten Geficht, an den durchlittenen Zügen an, die von Not und Qual zu erzählen wußten! Sie vertrinkt ihr paar, vielleicht erbettelten Groschen, trinkt, um im Anreiz des Fusels einige Stunden Bergessen zu finden. Es muß schon ein starkes Stück Elend sein, das man so verzweifelt zu überwinden sucht.
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Die Tragödie eines Vaters. Schüffe auf den geiftestranten Sohn und Selbstmord.
Die Tragödie eines alten Baters spielte sich gestern in dem Hause Enzianstraße 1 zu Berlin- Lichterfelde ab. Hier wohnte mit jeinem 28 Jahre alten Sohne Gerhard zusammen ein Bantdirektor Johannes Groß, ein Mann von 70 Jahren. Den an deren Teil der Wohnung hat ein Schwiegerjohn des alten Herrn mit feiner Frau inne. Gerhard Groß ist geist es schwach und infolge dessen die ständige Sorge seiner Familie. Er neigt sehr dazu, fich planlos herumzutreiben und war schon wiederholt vermißt. Obwohl der alte Bater nach Möglichkeit auf ihn aufpaßte, entfernte er sich am vergangenen Dienstag wieder heimlich aus der Wohnung und fant nicht wieder. Sein Schwager suchte ihn, fand ihn in einer Laube und brachte ihn nach Hause zurüd. Das Mißgeschick mit seinem Sohne und die Sorge um ihn nahmen den alten Herrn seelisch so mit, daß er beschloß, aus dem Leben zu scheiden und seinen Sohn in den Tod mitzunehmen. Als gestern der Sohn teilnahmslos dalag, schrieb der alte Bater einen langen Brief, in dem er die ganzen Verhältnisse flarlegte und erklärte, daß er den Sohn und sich selbst erschießen werde. Dann schoß er dem Sohne eine Kugel in die Brust. Der Getroffene sprang auf, erhielt noch zwei Steckschüsse in den Kopf und lief jetzt durch mehrere Zimmer hindurch zu seinem Schwager. Bevor dieser hinübereilen fonnte, um weiteres Unheil zu verhüten, brachte sich der alte Herr ebenfalls einen Schuß bei, der sofort zum Tode führte. Die Kriminalpolizei nahm den Befund auf und beschlagnahmte die Leiche. Der verlegte Sohn wurde nach dem Kreiskrankenhaus gebracht. Sein Zustand ist nicht lebensgefährlich.
Unter der Anklage des Aufruhrs. Der Zusammenffoß in der Bergstraße in Neukölln vor Gericht. Am dritten Pfingstfeiertag veranstaltete der Stahlhelm eine Trauerfeier auf dem Kirchhof in Brig. Der Zug der uniformierten Stahlhelmer versammelte sich in dem Verkehrslokal des Stahlhelms, dem Deutschen Wirtshaus". Als der Zug abmarschierte, sammelte fich eine Menge, die den Zug auch begleitete. Unter den Passanten, die mit dem Zug mitmarschierten, befanden sich auch Angehörige des Roten Fronttämpferbundes, die vom Reichstreffen noch in Neukölln einquartiert waren. Die Polizei zerstreute diese Anfammlungen, doch als die Stahlhelmer zurückamen, sammelten sich wieber, diesmal eine größere Menge, vor dem Lokal an. Die Leitung des Roten Fronttämpferbundes 30g ihre Leute aus der Menge und marschierte mit ihnen ab. Die Schupo fäuberte mehrmals den Platz, wobei es zu schweren Zusammenstößen einzelner Schupos mit Baffanten fam. Von den zahlreichen Festgestellten wurden acht Personen angeflagt, vier davon, die Arbeiter Seidlig, Schurig, Freyhof und Auer figen seit den Zusammenstößen in Untersuchungshaft. Die anderen waren nach den Feststellungen wieder entlassen. Seidlig und Schurig find wegen Gewalttätigkeiten, die anderen wegen Beleidigung, Aufruhr und Rädelsführerschaft angeklagt. Der Prozeß begann heute vormittag vor dem Amts= gericht Neukölln. Es waren insgesamt 40 Passanten und 60 Schupobeamte als Zeugen geladen.
Giftmord oder Freitod?
Unter dem Berdacht, seine Wirtschafterin vergiftet zu haben, ist ein Apotheker St. in der Friedbergstraße zu Charlotten burg festgenommen worden. St. wohnte seit Jahren mit einer früheren Telephonistin Alma Timm zusammen, die ihm die Wirtschaft führte. In der letzten Zeit hatten sich die Beziehungen zwischen den beiden start getrübt. Hausgenossen hörten wiederholt Bank und Streit in der Wohnung. In der vergangenen Nacht gegen 1 Uhr vernahmen fie vom Balkon herab Hilferufe. Gleich darauf stürzte die Wirtschafterin auf die Straße und schrie von Vergiftung. Ob fie rief, daß sie vergiftet worden sei oder sich vergiftet habe, darüber gegen die Angaben auseinander. Sie lief gleich wieder in das Haus hinein zu den Nachbarsleuten des Apothekers. Hier brach sie zusammen. Die Polizei, die dazu fam, brachte sie nach der Rettungsstelle. Die Schwerkranke starb bereits unter den Händen der Aerzte, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. St. bestreitet jede Schuld. Die Charlottenburger Kriminalpolizei unterjucht unter der Leitung des Kriminalkommissars Naud den noch ungeflärten Todesfall weiter.
Sommerfest der Gelbsterne.
Unter dem Protektorat des Berliner Messeamtes veranstaltet der Reichsverband der Vorführdamen am 21. August im Funkhaus am Kaiserdamm ein Fest zugunsten ihrer Unterstzungstaffe. Als Hauptattraktion ist ein Wettbewerb der Berliner Gelbfterne vorgesehen, aus dem das anerkannt beste Modell mit einem Goldenen Stern" deforiert hervorgehen wird. Diese Auszeichnung foll als Dauereinrichtung jedes Jahr an die jeweilige Beauté verliehen werden. Außerdem gibt es auf dem Fest eine Moden- Revue, von Anno 2000 v. Chr. bis heute, in vollkommen stilechten Kostümen aus dem Atelier Verch, vorgeführt von 200 der schönsten Mannequins. Aljo jedenfalls ein Riesenaufgebot an mehr oder minder bedeckter Weiblichkeit. Die Organisation zählt heute bereits 300 Mitglieder und hat durch ihren fostenlosen Stellennachweis schon gegen 200 Stellen befeßt. Es gibt natürlich noch allerhand Uebelstände und Mißhelligkeiten. So der Kampf gegen die Mannequinschulen, die in der Schülerinnenzahl wohl ziemlich großzügig sind und viele total unbrauchbare Anwärterinnen dieses Metiers liefern, vor allem aber die ziemlich schwierige Art der Organisierung dieses bisher freien Berufs, überhaupt die tarifliche Fixierung des Mindestgehalts usw. Aehnlich wie in der Filmbranche, werden Vorführdamen oft auf ganz unregelmäßige Zeitdauer engagiert. So z. B. bei Modeschauen auf einen Tag oder mehrere Tage, wodurch sich schwer eine bestimmte Berdienstziffer feststellen läßt. Jedenfalls aber ist die Leitung bestrebt,
Das städtische Notstandsprogramm.
Die Durchführung eines Teils der Arbeiten beschlossen.
Heute vormittag um 11 Uhr trat der Haushaltsausschuß machen, durch die auch die Frage der Deckung geklärt werden soll. der Stadtverordnetenversammlung zu einer Sigung Wie wir hören, fommt für die Deckung der hierfür nötigen zusammen, in der er sich mit den von dem Plenum gefaßten Be Summen entweder ein Darlehen der Straßenbahngesellschaft oder schlüssen über die städtischen Notstandsmaßnahmen zur Bekämpfung vorgeschossene städtische Mittel in Frage. der Arbeitslosigkeit beschäftigte und vor allem eingehend zu der Finanzierung dieser Aktion Stellung nahm. Die Stadtverordneten versammlung hatte bekanntlich in ihrer Feriensitzung beschlossen, daß vor der Inangriffnahme der Arbeit für jedes einzelne Projekt ein Freigabebeschluß des Haushaltsausschusses herbeizuführen sei, der außerdem ermächtigt wurde, einzelne Projekte zu ändern und untereinander zu vertauschen. Ueber den Verlauf der Sizung erfahren wir folgendes:
Der Haushaltsausschuß beschäftigte sich zunächst mit den ein zelnen Teilen des städtischen Notstandsprogramms und beschloß, den in der Magistratsvorlage vorgesehenen Notstandsarbeiten für Straßenbauten zuzustimmen und die dafür nötigen Mittel Don 13 020 000 Mart zu bewilligen. Ebenso wurden die Mittel für die Entwässerungsarbeiten in Höhe von 10 146 Mil lionen Mark sowie der Betrag von 1 Million Mark für Meliorationsarbeiten freigegeben, mit der Maßgabe, daß der letztere Betrag durch ein staatliches Darlehen gedeckt werden soll.
Eingehend wurde sodann vor dem Haushaltsausschuß die Erweiferung des Groß- Berliner Straßenbahnnehes erörtert, die eben falls im Rahmen des Notstandsprogramms durchgeführt werden soll. Der Ausschuß beschloß, den Aufsichtsrat der StraßenbahnG. m. b. 5. durch den Magistrat ersuchen zu lassen, Borschläge zu
eine gewisse Ordnung einzuführen und nur den wirklich Befähigten Berdienstmöglichkeit zu verschaffen, wodurch am besten das Prestige dem Arbeitgeber gegenüber gewahrt wird.
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Von Notstandsarbeiten ausgeschlossen. Das Elend eines vorbestraften Erwerbslosen. Klempner H., 25 Jahre alt, ist seit drei Jahren verheiratet, hat ein zweijähriges Kind und erwartet in Kürze ein zweites. H., der an Epilepsie leidet, ist wegen Diebstahls mit insgesamt 1 Jahr vier Monaten Gefängnis vorbestraft; die Strafen sind ihm jedoch auf dem Gnadenwege erlaffen worden. Seit mehreren Jahren hat sich H. nichts mehr zufchulden fommen lassen und zeigte, insbesondere nach seiner Heirat den besten Willen zu ehrlicher Arbeit. Zwei Jahre war er selbständiger Klempner. Seit dem 21. September 1925 ist H. jedoch erwerbslos. Da H. feine Beiträge zur Erwerbslosenfürsorge bezahlt hat, betam er nicht die übliche Erwerbslosenunterstüßung, sondern erhielt vom 4. Dezember 1925 ab Beiträge aus der Notstandsaktion der städtischen Erwerbs losenfürsorge( Wohlfahrt). Diese Unterſtügung, die mit 16,35 M. wöchentlich den Säßen der Erwerbslosenfürsorge gleichkommt( H. hat daneben noch verschiedene außerordentliche Unterstügungen aus der Notstandsaktion erhalten), hat jedoch einen großen Haten: Die aus der Notstandsaktion Unterstützten werden nicht mit Notstands= arbeiten beschäftigt. Wie uns von zuständiger Stelle mit geteilt wird, besteht zwar theoretisch die Möglichkeit, daß auch die Wohlfahrtsunterstüßten Rotstandsarbeit erhalten, praktisch tritt je doch der Fall nie oder faft nie ein. Bevorzugt werden die ungelernten Arbeiter. Die Vermittlung geschieht der Reihe nach; ein Antrag fann nicht gestellt werden. Bei anderen mag das noch hingehen, für H., den Vorbestraften, bedeutet diese Praris den Berlust jeglicher Arbeitsmöglich feit. Ueberall ist er gewesen und überall hat man ihn bei den privaten Arbeitgebern mit Bedauern abgewiesen, weil er feine Zeugnisse aufweisen kann. 5. befindet sich nun in sehr großer Not. Beim Bäder, Schuster usw. hat er schon fleinere Schuldbestände, insgesamt 36 M., die er von seiner Wochenunterstüßung 16,35 m. abtragen muß. Hier scheint eine sehr unbillige, sehr unsoziale Härte vorzuliegen. Der Zwed der Motstandsaktion ist verfehlt, wenn er, wie in diesem besonderen Falle, dem Unterstützten die Möglichkeit der Arbeit raubt.
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Berfaffungsfeiern des Reichsbanners.
Bereits am fommenden Sonntag veranstalten drei Kreisoereine des Berliner Reichsbanners ihre Verfassungsfeier. Der Kreisverein Tiergarten wird das Volksfest, das im vorigen Jahre Zehntaufende im Ulap vereinigte, auch in diesem Jahre an derselben Stelle wiederholen. Die Veranstaltung beginnt nachmittag um 2% Uhr mit einem Abmarsch vom Kleinen Tiergarten nach dem Ulap. Neben den Bertretern der republikanischen Parteien wird der Landtagsabgeord Der Kreisverein nete Otto Nuschte die Festrede halten. Charlottenburg wird am Sonntag auf dem Friedrich- KarlBlag eine öffentliche Verfaffungsfeier um 3 Uhr nachmittag veran ſtalten, wo der Polizeioberst a. D. Schüßinger und der Redakteur W. Now ad sprechen werden. Nach der Feier, die von Mufif- und Gesangsvorträgen umrahmt ist, erfolgt der Abmarsch nach dem Lokal Spandauer Bod und Spandauer Berg, wo Musik und Tanz die Ge sinnungsfreunde gesellig beisammenhält. staltet der Kreisverein Treptow in der Wuhlheide in Oberschöne weide und im Wasserrestaurant Sadowa. Auch hier sprechen die Bertreter aller Parteien, während die Feftrede von dem Gauvor figenden Frizz Koch gehalten wird. Konzert, Gefang, Kinderbeluftigungen und viele andere Unterhaltungen sind vorgesehen
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Die britte Feier veran
Tumulte um die Heilsarmee.
Am Donnerstag abend zwifchen 7 und 8 Uhr fam es am Helmholzplatz zu Tumulten geringfügiger Art, die zur nament lichen Feststellung eines Mannes führten. Ein Zug der Heilsarmee , ber 30 Frauen ftart, auf dem Plaße eine Versammlung abhielt, murde von mehreren jugendlichen Beuten belästigt, die versuchten, durch Zwischenrufe die Vorträge zu stören. Als eine Streife der Schutz polizei gegen die Störer vorging, wandte sich die Menge, die sich inzwischen schnell angesammelt hatte, gegen die Beamten, die von ihrem Gummifnüppel Gebrauch machten und den Platz räumten. Die Versammlung der Heilsarmee fonnte daraufhin fortgesetzt werden. Die Meldung eines Rechtsblattes, als ob die Menge einen Arrestanten gewaltsam aus den Händen der Beamten befreit habe, ist unrichtig.
,, Parteipolitische Neutralität!"
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Man schreibt uns: Unser Verein ist parteipolitisch neutral." So lautet ein Paragraph der Sagung eines Groß- Berliner Westpreußenvereins. Ein günstiger Wind weht mir ein Brogramm zu der demnächst stattfindenden Fahnenweihe auf den Tisch, aus dem die Wahrung der Neutralität" zu ersehen ist.„ Einholung des Banners durch Kriegervereine, Kyffhäuserbund, SchüzenFridericus- Rer- Marsch, Weiherede des vereine, Rotes Kreuz. Pfarrers. Wir treten zum Beten." Festansprache eines Reichstagsabgeordneten( Deutsche Volkspartei ). Ansprachen Ansprachen- Parade Ehrenjungfrauen. Umzug durch die Stadt Militärmusit. Vielleicht moderne Auflage? Sie sollen ihn nicht haben... Siegreich woll'n wir... Hurra! Hurra! Den eingeladenen Vereinen ist bekanntgegeben einen ist bekanntgegeben..... für polizeilichen Schuß ist gesorgt". Die republikanischen Frontkämpfer find nicht eingeladen. Wieder ein Beweis für die vielgerühmte Neutralität" der Landsmannvereine.
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Zur Annahme gelangte auch ein Antrag, demzufolge der Magiftrat 52 000 m. für die Errichtung eines Heimes für rachitische Kinder im Friedrichshain zur Verfügung stellen soll. Des weiteren ist interessant, daß im Haushaltsausschuß zur Sprache gebracht wurde, daß ein Teil der Häuser, die mit städtischen Mitteln errichtet worden find, noch nicht bezogen werden konnten, da die Eigentumsverhältnisse über den Grund und Boden dieser Bauten noch nicht völlig geklärt find. Stadtrat Wuzky beabsichtigt, wie wir hören, diese Gebäude an die Gemeinnützige Wohnungsfürsorgegesellschaft zu verkaufen, da nach den Abmachungen, die mit dem amerikanischen Anleihegeber getroffen worden sind, eine Belastung der Grundstücke auf hypothe farischem Wege nicht möglich ist.
Größeren Raum nahmen in der Sigung auch die Debatten über die Vorkommniffe in dem Arbeitsnachweis in der Gormannstraße ein, und der Ausschuß beschäftigte sich hauptsächlich mit der Frage, wie den dortigen Mißständen Abhilfe geschaffen werden könne. Es wurde beschlossen, in der Beuthstraße in der Nähe des Spittelmarktes Räume zu mieten, in die der Arbeitsnachweis für die Arbeitnehmerinnen der Tegtil- und Bekleidungsbranche verlegt werden soll. Dieser Nachweis, durch den die Räume in der Gormannstraße etwas entlastet werden, dürfte in vier bis fünf Wochen bezogen werden können.
Mißwirtschaft in Frankfurt a. M.
300 000 Mart Berlust bei der Arbeitszentrale. Frankfurt a. M., 6. August. ( WTB.) Der Rat hat den Aeltestenaus schuß der Stadtverordnetenversammlung gestern eine umfassende Darstellung der Lage der hiesigen Arbeitszentrale gegeben, in deren Betrieb Verluste von mehr als 300 000 Mart festgestellt wurden.
Daneben bestehen bei der Stadthauptkasse rund 1½ Millionen Mart Schulden. Die bei der Zentrale tätigen Angestellten Tropp und Roß haben sich schwere Berfehlungen zufchulden kommen lassen. Es sind für die Wirtschaftszentrale Solz bestellungen gemacht worden, die sowohl im Ausmaß wie in Anbetracht der Qualität der Ware nicht zu rechtfertigen sind.
Der Aeltestenausschuß hat fristlose Entlassung aller Schuldigen und Verfolgung der Angelegenheit durch die Staatsanwaltschaft verlangt. Außerdem soll ein Unterfuchungsausschuß die verwaltungstechnischen Verfehlungen
feststellen.
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Sechs Herbstausstellungen am Kaiserdamm!
Nachdem das Frühjahr 1926 insgesamt sechs Veranstaltungen, nämlich die Bekleidungsmesse, Grüne Woche Berlin , Reichs- Gast wirtsmesse, Hygienemeffe, Alpenländische Sommerschau und Hundeausstellung, unter Mitwirkung des Berliner Meffeamtes in den drei Ausstellungshallen am Kaiserdamm gebracht hat, wird auch der Herbft 1926 am Raiserdamm sechs Ausstellungen mannigfacher Art sehen. Es finden statt: Bom 3.- 12. September die Große Deutsche Funtausstellung 1926", vom 9. bis 13. September die Reichs- Gastwirtsmesse", vom 25. September bis 17. Oftober die Große Polizeiausstellung Berlin 1926", vom 28. Oftober bis 7. November die Große Berliner Herbstblumenschau", vom 29. Oftober bis 7. November die Deutsche Automobilausstellung Berlin 1926"( veranstaltet vom Reichsverband der Automobil- Industrie), vom 13. bis 15. Rovember die„ Allgemeine 3. Junggeflügelschau". Der Besuch des Ausstellungsgeländes während der fommenden Herbftausstellungsmonate erhält durch die anläßlich der Funtausstellung vorgesehene Eröffnung der Fahrstuhlanlage im Funkturm und des bis dahin fertiggeftellten Funtturmrestaurants besonderen Anreiz. Weiter findet mit der Polizeiausstellung Berlin 1926 die erste große internationale Ausstellung der Nachkriegszeit in Berlin statt. Auch die Jubiläumsausstellung des Reichsver bandes der Automobilindustrie verspricht ein besonderes Ereignis zu werden. Die Reichs Gastwirtsmesse schließlich ist die erste Gesamtveranstaltung des Gewerbes nach der durch geführten Bereinigung der beiden bisher getrennt durchgeführten Berliner Gastwirtsmeffen.
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3m Stadtbahnzug verstorben. Auf dem Bahnhof Charlottenburg wurden Fahrgäste auf einen älteren Herrn aufmertfam, der in einem Abteil in sich zusammengefunken dajaß. Ein hinsugerufener Arzt stellte den Tod infolge er zichlags fest. Der Berstorbene, Sanitätsrat Dr. Martin Köhler aus der Calwinstr. 15, befand sich von Beelitz auf der Rückfahrt nach Berlin .
Das Gnadengefuch der Gräfin Bofhmer abgelehnt. Das Gnadengesuch der Gräfin Bothmer, in dem sie für die ihr auferlegte Gefängnisstrafe um Bubilligung von Bewährungsfrist bittet, ist nunmehr endgültig vom Gnadenbeauftragten des Justizministers abgelehnt worden. Ob die Gräfin noch weitere Schritte unternehmen wird, um den Antritt ihrer Strafe hinauszuschieben, ist noch nicht bekannt.
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Berfaffungsfeier des Bundes". Die Vereinigung freiheitlicher Alademiker Der Bund veranstaltet am Sonntag im Meisterfaal in der Stöthener Straße ihre Berfassungsfeier. Beginn 11 Uhr vormittags. Die Festrede hält Prof. Dr. Georg Klemperer .
Für das bedrängte Sudetendeutschtum! Zum Besten des entrechteten Deutschtums veranstaltet der Landesverband Berlin des„ Sudetendeutschen Heimatbundes" am 15. August in den Gesamträumen des Saalbaues Friedrichshain, Berlin RD 43, Am Friedrichshain 16-23, ein großes Heimatfest. Das reichhaltige Programm, bestehend ans Gartenlonzert, Besangsvorträgen, Tombola, großen Kinderbeluftignngen( Ontel Belle) und der ab 6 Uhr abends stattfindende Festball, bürgt für beste Unterhaltung. 3m Intereffe des gemeinnügigen Zwedes wird um recht zahlreichen Besuch gebeten. Borverkaufstarten zum Preise von 1 M. find an den Theateraffen A. Wertheim, Leipziger Straße , Bote u. Bod, Leipziger Straße , und Invalidendant, Unter den Linden , zu haben.
Mo Explosion einer amerikanischen Feuerwerkfabril. In dem Be trieb der Weigand Fireworks Company ist nach einer Meldung aus Chikago aus unbekannter Ursache Feuer ausgebrochen, wobei der größte Teil der Anlagen durch eine Pilometerweit hörbare Explosion zerstört wurde. Ein Arbeiter wurde getötet, mehrere schwer verlegt.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
99. Abt. , Brig- Budow. Heute, Freitag, abends 18 Uhr, Funktionärsigung bei Bachmann, Rudower Straße 90.
Sport.
Die Treptower Radrennen mußten der ungünstigen Bitterung wegen abgefagt und auf heute abend 8 Uhr verlegt werden.