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Hebel de ? geschichtlichen Fortschritts und diestn Gegensatz durch Aufklarung der Kapitalisten über ihr wahres Interesse ,u be fettigen hofften, waren die Mittel ihrerPropaganda der That' durch einzelne sehr harmlose- Gründung von Produktivgenossen schalten, von sozialistischen Kolonien und dergleichen. (Schluß folgt.) hiesigen wurden abge zwanzig in hie- polnische Aebevstchk/ Berlin , 7. August. Ten Nmsturzgesetzlern ins Stammbuch. Ueber den russischen Bombenbaron veröffentlicht dieKöln . Zeitung", also gewiß in diesem Fall eine unverfängliche Quelle nachstehende Mittheilungen aus L ü t t i ch: Der russische Anarchisten-Baron v. Ungern-Stern b e r g, alias Jagolkowsky, läßt hier die Gemüther noch immer nicht zur Ruhe kommen. Einige Zeit vor Beginn der Petersburger Schwurgerichtsverhandlungen gegen Jagolkowsky erbat sich die russische Staatsanwaltschaft sämmtliche auf ihn bezüglichen Akten aus dem vorausgegangenen Anarchistenprozeß. Diese umfangreichen Akten daraufhineingeschrieben" nach Petersbui sandt, und zwar soll die Einschreibegebühr über Franks betragen haben. Neuerdings wird nun sigen Gerichtskreisen erzählt, etwa zehn Tage nach Abgang der Sendung von Lüttich habe die hiesige Staatsanwaltschaft vom Petersburger Untersuchungsrichter die wiederholte Aufforderung erhalten, die erbetenen Akten doch abzusenden. Es sei darau von Lüttich telegraphirt worden, daß die Sache erledigt sei, aber der Petersburger Untersuchungsrichter habe weitere Mahnbriefe gesandt, aus welchen hervorgegangen ses daß er auch die Telegramme der hiesigen Staatsanwaltschaft nicht erhalten Hab Diese habe nunmehr den diplomatischen Weg ein geschlafen, worauf die L ü t t i ch e r Sendung erst vierzehn Tage nach dem russischen Urtheils spruch gegen Jagolkowsky an den Petet-Zburger Untersuchungsrichter gelangt sei. Die Sendung sei er- krochen gewesen und die H a u p t a k t e n hätten darin gefehlt. Bis jetzt habe man weder ermitteln können wer die Telegramme aus Lüttich unterschlagen, noch wer das Packet init den Akten geöffnet habe. Nicht genug, daß die russische Regierung ihre Loch spitze! ins Ausland schickt und Dynamitattentate zu Dutzenden durch sie begehen läßt, stiehlt sie auch, um die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen, die Akten ausländischer Gerichte! Warum forschen uns j Umsturzgesetzler nicht einmal nach? Sie werden bald massenhaftes Material finden zu einem Umsturzgesetz gegen alle Behörden und Personen, die Lockspitzel bezahlen, zu Dynamit-Attentaten auffordern, politische Gegner ermorden lassen und ähnlicheanarchistische Verbrechen* begünstigen oder veranlassen. Zu einem solchen Umsturzgesetz könnten wir sehr viel Material liesern. Die deutsche Jubiläums- FriedenSfeier des 1870/71 er Kriegs thut chre Wirkung. Man lese nur nach folgenden Brief derVossischen Zeitung", die auch zu den Verehrern dieser famosen Friedensfeier gehört hat und vielleicht noch gehört. Der Brief lautet: Paris , 4. August. Es gehörte kein besonderer Scharssinn dazu, um vorherzusehen, daß das Jubelzahr des 1S70er Krieges nicht ganz ohne Reibungen zwischen Deutschland und Frank- reich ablaufen würde. Die ersten Anzeichen ver Ver stimmung haben nicht lange ans sich warten lassen DerGaulois" weiß heute zu erzählen, daß sein Sonder berichterstatter, Marcel Hutin, den er zur Feier der Schlacht vom 4. August nach Weißenburg geschickt hatte, von den deutschen Behörden aus dem Reichslande ausgewiesen worden sei(worüber imVorwärts" bereits berichtet). Das Blatt theilt . diese Thatsache vorerst in den gemäßigtsten Ausdrücken mit nnd erklärt, er wisse nicht, aus welchem Grunde die Maßregel er- folgt sei. DerFigaro" versichert, daß zwischen dem Minister des Auswärtigen Herr» Hanotaux und dem Botschafter Herrn Herbette ein reger Schriftwechsel stattgefunden habe, der den Besuch der innerhalb der französischen Grenze gelegenen Schlachk selber durch die deutschen Kriegervereine zum Gegenstände hatte. Herr Hanotaux hätte dem Botschafter bedeutet, daß es zwar nicht angehe, Deutschen in bürgerlicher Kleidung ohne Fahnen und Abzeichen das Ueberschreiten der Grenze zu unter sagen, daß Herr Herbette jedoch bei den deutschen Be> Hörden das Verbot an die Kriegervereine durchsetzen solle, in größeren Zügen das französische Gebiet zu betrete»; die alten Krieger sollten einzeln oder in kleinen Gruppen, möglichst unauffällig kommen, um bei der französischen Bevölkerung keine feindselige Erregung hervorzurufen. Ob die Meldung des Figaro" begründet ist, weiß ich zur Stunde noch nicht zr, sagen Unwahrscheinlich klingt sie nicht. Voraussichtlich wird die hiesige Presse sich ihrer und der Ausweisung von Marcel Hutin bemach- tigen, um gegen die angebliche Schwäch« der eigenen Regierung und gegen die deutschen Herausforderungen" loszuziehen. Der Ton eines solchen Zeitungsstreits steigt rasch, namentlich i» stiller Zeit, wo nichts anderes ablenkend wirkt, und das Publikum, das ohnehin angesichts der deutschen Festvorbe reitungen an sich halten muß, verliert unter dem Einfluß aufregender Zeitungsaufsätze leicht die Selbstbeherrschung. Hoffentlich sieht die deutsche Presse sich nicht bemüßigt, der hiesigen zu antworten. Dann wird ihre Ausregung sich wohl bald legen und die unver meidlichenZwischenfälle" haben keine weiteren Folgen. Ties der Brief. Also jetzt bedarf es keines be> sonderen Scharfsinns, um die aufreizende Wirkung der Jnbiläums-Friedens-Kriegsfeier vorauszusehen. Wir meiiten, ein vernünftiger Mensch mußte diese Wirkung von Anfang an voraussehen. Auf dieZwischenfälle" kommt nicht? anZwischen fälle" giebt's immer sondern auf die Stimmung, welche sie vorfinden. Und diese ist durch das deutsche Friedcns-Kriegs-Jubiläum ungefähr ebenso gut präparirt, wie weiland 1870 durch die Hohenzollernkandidatur. Tie Grafen von Pfeil in Schlesien spielen eine ähnliche Rolle in der Junkerwelt wie die Grafen Hahn in Mecklenburg . Ihr Auftreten in der Oeffentlichkeit hat immer etwas Tragikomisch-Possirliches, halb ähnelt es dem eines Don Quixote und halb dem des Sancho Ponsa. Ei» Graf v. Pfeil-Burghauß, Alterspräsident des Herren- Hauses, hat in diesen Tagen an die Konservativen aller Parteien eine Aufforderung gerichtet zur Bekämpfung der geheimen Wahl zum Reichstag. Ten Konservativen, obwohl sie es offiziell bestreiten, ist das Reichstags-Wahl- recht überhaupt ein Dorn im Auge. Dieser Graf Pfeil bringt uns einzelne seiner Vorgänger in Erinnerung. Im Jahre 1848 hielt ein Graf Pfeil Brandreden an das Volk, in denen er die rothesten Demo- kraten zu überbieten suchte. Wie er später selbst verrieth, verfolgte er hierbei die Absicht, die Demokratie zu dis- kreditiren und ihre Niederwerfung durch Gewaltmaßregeln herbeizuführen. Der Graf spielte den Lockspitzel. Ein anderer Graf Pfeil (vielleicht auch derselbe) hielt in der Landrathskammer der bOer Jahre eine Rede kür Aufhebung des Verfassungs-Paraaraphen, nach welchem die Gutsbesitzer in Ausübung der Polizeigewalt ebenso ver- antwortlich sein sollen wie Beamte. Seine Begründung offen barte in narvster Unverfrorenheit den unverfälschten junkerlichen Uebermuth. Der edle Gras meinte, dieser Paragraph se ein Unding, denn bei seiner Anwendung hätte er selbst schon längst ins Zuchthaus wandern müssen, und führte als Beleg dafür mehrere von ihm verübte ungesetzliche Hand lungen an. Da nun aber ein Gras Pfeil nicht ins Zuchb haus wandern könne, müsse ein solcher Paragraph aus der Verfassung gestrichen werden. Das war denn doch dem Abgeordnetenhause selbst zu stark und fand auch gebührende Abfertigung. Der Aufforderung, das im Abgeordnetenhaus Gesagte auch außer oem Hause ohne den Schutz der Ab geordneten- Immunität zu wiederholen, kam der edle Gra wohlweislich nicht nach. Heute freilich braucht auch ein Gras Pfeil die Oeffent lichkeit nichi zu scheuen; diekleinen Herren" sind wirklich Herren im Lande geworden uud werden höchstens noch übertroffen durch den geadelten Hammerschmied Freiherrn v. Stumm und andere Kapitalprotzen. * Deutsches Reich . Die Dortmunder ReichstagSwahk wird bekanntlich in höchst auffälliger Weise verschleppt. Jetzt scheint jedoch die Sache allmälig in Gang kommen zu sollen. Von Montag ab werden durch die Polizeibeantten die Aufnahme Formulare zur Ausstellung der Wählerlisten für die Reichstags- mahl ausgetragen. Man denkt also allmälig doch an die Herbei führung der Wahl. Handwerkerkonferenzen will die Regierung noch einmal einberufen, wie schon gestern gemeldet, indem Regierungskommissare mit Abgeordneten der hanseatischen Hand- werkervereinigungen in Lübeck zu einer Berathung zusammen- treten sollen. DieLiberale Korrespondenz" bemerkt hierzu: Die hanseatischen Gewerbevereine sind auch in der Juli- konferenz vertreten gewesen und ihre Delegirten haben, obwohl sie zum theil nicht Handwerker waren, sich lebhast an den Be rathungen betheiligt, freilich nicht ganz in dem Sinne der eigent- lichen Zünftler, die, wie wir hören, u. a. sehr ungehalten darüber waren, daß eine der Hansestädte durch einen früheren Offizier und Schauspieler vertreten sei." Im übrigen hat es die Regierung noch nicht für erforderlich erachtet, authentisches über ihre Pläne mitzutheilen, obgleich gerade durch ihr Schweigen nur erreicht wird, daß falsche Mit theilungen in das Publikum dringen. Man lese nur den Be- richt über die Vorgänge auf dem gestrigenzwölften deutschen Tischlertag" in Dresden . Tischler Ring aus Köln , der an den Konferenzen theilgenommen, erklärt, daß er zwar sein Ehrenwort gegeben habe, niemandem über die Berathungen Mittheilungen zu machen, daß er aber doch das Bedürfniß fühle zu sprechen, und deshalb verlangen müsse, daß die Bericht erstatter den Saal verließen. Nach einigem Hin- und terreden mußten die Vertreter der Presse thatsächlich den ersammlungsraum verlassen. Was Herr Ring den Jnnungs- tischlern erzählt haben sollte, konnte man bald nach Wieder- eröffnung der Sitzung im Privatgespräch erfahren, freilich un- gefähr in so viel Versionen, als Zuhörer anwesend gewesen waren. In der öffentlichen Sitzung erzählte Herr Ring übrigens noch, es sollte kein Protokoll, sondern nur ein amtlicher Bericht über die Konferenz erscheinen, die Minister wollten nicht fest genagelt sein. Da haben die Regierungskommiffare in der Hitze des Ge- fechts den Zunstherren wohl mehr versprochen, als sich bei kühlerer Betrachtung der Sache ausführen läßt. Ein schneidiger Gemeindevorstand ist Herr P l ä tz s ch in Thekla. Unter amtlichen Bekanntmachungen giebt der Herr der Mitwelt folgendes kund: Zur Aufklärung: Die in einem anderen Blatte und von anderer Seite gebrachte Notiz, daß in der Gemeinde Thekla ein Turnverein nicht habe gegründet werden können, ist dahin zu be- richtigen, daß seit dem IS. Juli d. I. in Thekla sich ein guter, anständiger, von 54 vaterlandstreuen Mitgliedern unter dem NamenAllgemeiner Turnverein für Thekla und Umgegend" ge- gründet hat und besteht. Die Statuten sind derart, daß Sozial- demokraten in demselben weder aufgenommen noch geduldet werden dürfen. Ebensalls zur Aufklärung theilen wir mit, daß Thekla in Sachsen liegt, nicht weit von Leipzig. Belgien . Welche Schulzustände in Belgien herrschen. geht allein schon daraus hervor, daß dem KriegSminister sogar die in die Armee eintretenden Rekruten zu wenig Schulbildung haben. Der Kriegsminister erklärt in einem Schreiben an den Unterrichts- minister Schollaert, daß alle in die Armee eintretenden Rekruten weder von der vaterländischen Geschichte etwas wissen, noch nationalen patriotischen Geist, noch Achtung vor dem Könige und der königlichen Familie, vor den Gesetzen und Staats- behörden haben. Der Kriegsminister ersucht seinen Amtsgenossen, aus eine Hebung der Erziehung in den Volksschulen hinzuwirken. England. In Birmingham begann am Sonntag Morgen die fünfte Jahreslonserenz der sozialdemokratischen Föderation Eng- lands. Bulgarien. Die Tage des Fürsten von Bulgarien sind gezählt. Nicht seine leiblichen diese sind nicht bedroht, da er zu unbedeutend ist aber die politischen. Seit er den be- kannten zünftigen Fußtritt erhielt, ist der Koburger in Bulgarien unmöglich geworden. Wie ein Telegramm meldet, kehrt er morgen Donnerstag nach Sofia zurück. Lange bleiben wird er wohl nicht. Türkei . Ueber die makedonischen Unruhen wird au? Konstantinopel gemeldet: Nach verläßlichen Nachrichten aus Makedonien betrug um die Mitte des Monats Juli die höchste Ziffer der Streitkräfte der Banden 600, wovon 6« Mann gefallen und 80 gefangen ge- nommen sind; etwa 60 Mann sind zerstreut und halten sich im erim-Dagh verborgen; der Rest ist nach Bulgarien geflüchtet. >ie Bewegung dürste nach dem Ausspruche der Hauptbetheiligten als erloschen anzusehen sein. Weitere ernste Umtriebe von Banden seien nicht zu erwarten, da die bulgarische Regierung infolge des Einschreitens der Mächte die Bildung neuer Banden energisch verhindert und das Komitee wegen der Aussichtslosigkeit der Bewegung seine Thätigkeit einzuschränken begann. �China. Zu den gemeldeten Morden in einer christ- lichen Mlssionsstation in China wird heute gemeldet: London , 1. August. DieKirchenmissionsgesellschaft" er- hielt heute ein Telegramm, welches meldet, daß die zum Schutze der Missionsstation in Kutscheng abgesandten chinesischen Soldaten in dieselbe einbrachen und sie plünderten. Die Depesche fügt hinzu, daß auf die chinesischen Behörden kein Verlaß sei.- Kuba . Vom kubanischen illufstande bezeugen alle neuen Nachrichte», das, die Aufständischen Herren der Lage sind. Heute liegt folgende Meldung vor: Madrid , 7. August. Nachrichten auS Kuba besagen, daß im Innern der Insel die telegraphische Verbindung absolut unmöglich geworden ist, indem die Insurgenten sämmtliche Leitungen zerstört haben. Die Verbindung zwischen Manzanillo und Bayamo wird durch optische Telegraphen hergestellt. DerTimes" wird aus H a v a n a gemeldet, daß das gelbe Fieber immer mehr Opfer im spanischen Heere fordere; in der vergangenen Woche allein seien 500 Mann gestorben. Man erwarte binnen kurzem die Verkündigung des Standrechts, und der Presse sei bereits verboten worden, Mittheilungen über militärische Operationen, die ihr nicht vom Hauptquartier zugehen, zu veröffentlichen._ Nsvkei Vom ZüricherSozialdemokrat" werde« zu Archiv- zwecken folgende Nummern gesucht 1879: Nr. 4, 5, 6, 10 uud 11. 188«: Nr. 2, 28, 37. 43 und 46. 1881: Nr. I, 14, 18. 20, 24, 27, 23. 23. 36. 40. 41.- 1882: Nr. 2, 3, 5. 6, 23. 23. 32. 188»: Nr. 23. 1884: Nr. 1, 7, 8, 11-13, 16, 13-23, 30, 33, 35. 37-33, 41, 42, 45. 46, 4352. 188«: Nr. 1, 13. 23, 24, 2332. 41, 42. 46. 1887: Nr. 1-4, 43.- 1888: Nr. 30. 36. 33. 40-42, 44, 45. 43. - 188«: Nr. 1, 2. 7-10, 14, 20. 21. 34, 36, 33-47,- 18««: Nr. 3. 6-3, 11, 23. Offerten erbeten an die Buchhandlung des Vorwärts" Berlin LW�.. Beuthstr. 2, die auch koinplete und inkomplete Jahrgänge erwirbt. Die Parteipresfe wird um Nachdruck gebeten. Agrarprogramm. Im Sozialdemokratischen Verein in Cölln bei Meißen erklärte sich das Mitglied der Agrär- kommission Schulze aus Cossebaude mit den Vorschlägen der Kommission bis auf einige redaktionelle Aenderungen vollständig einverstanden. Die Parteigenossen Lauter und Thiepold aber sprachen sich ganz entschieden gegen die Vorschläge aus, die sie als für uns gefährlich und gänzlich unannehmbar be- zeichneten. Im Sozialdemokratischen Verein tn Pieschen bei Dresden . der sich schon in einer früheren Versammlung gegen den Entwurf ausgefprochen hat, zeitigte auch die dieser Tage vorgenommene Spezialberathung kein anderes Resultat. Der Referent Nitsche kam zu dem Schluß, daß die Vorschläge nicht ins Programm unserer Partei gehören, und die Versammlung stimmte dieser Auffassung mit dem Wunsche zu. der Breslauer Parteitag möge den Entwurfbaldigst beerdigen". Im Sozialdemokratischen Verein in Hanau verwarfen sämmtliche Redner die Vorschläge und bezeichneten mehrere der- felben als unvereinbar mit unseren Prinzipien. Die Diskussion wird fortgesetzt. Die diesjährige KreiSkonferenz für den Wahlkreis Brandenburg-We st Havelland wird Sonntag, den 25. August von vormittags 10Va Uhr ab in R a t h e n o w im LokalZur Erholung" abgehalten. Vorläufige Tagesordnung: 1. Bericht der Vertrauensmänner. 2. Organisation und Agitation, mit besonderer Berücksichtigung der Landagitation. 3. Die Presse. 4. Wahl von Delegirten zur Provinzial- Konferenz in Berlin . 5. Wahl eines Delegirten zum allge- meinen Parteitag in Breslau . 6. Aufstellung eines Reichstags- kandidaten. 7. Wahl eines Kreis- Vertrauensmannes. Partei- genossen aller Orte des Kreises! Es handelt sich bei dieser Konferenz vor allem darum. Stadt und Land einander näher zu bringen und ein inniges, festes Band der städtischen Arbeiter mit dem Proletariat auf dem Lande herzustellen. Um hierzu den richtigen Weg einzuschlagen, ist es uothwendig, daß jeder Ort durch mindestens einen Delegirten vertreten ist. Nähere Auskunft ertheilt der Kreis- Vertrauensmann H. Kratsch, Branden­ burg a. H., Temnitzstr. 20. AuS deutschen Gefängnissen. Der frühere Redakteur der in Solingen erfcheinenvenBergischen Ärbeiterstimme", Genosse Wilde, hielt in Elberfeld einen Vortrag über seinen 17 monatigen Aufenthalt im Elberfelder Ge« fängniß und führte dabei nach dem Bericht derFreien Prege" u. a. folgendes aus: An Arbeit müssen die Gefangenen em Pensum liefern, das so hoch ist, daß sie es kaum zu bewältigen vermögen. Arbeitslohn wird gezahlt in Gestalt von Arbeits- Prämien und zwar 4 Pf. pro Tag für Straf- gefangene. Die betreffenden Unternehmer zahlen an die Anstalt 50 Pf. pro Mann und Tag. Das. Essen ist durchaus ungenügend, besonders für diejenigen Ge- fangenen, welche schwere Arbeiten zu verrichten haben. An Gottesdienst " fehlt es in der Anstalt nicht; wer aber glauben sollte, die Leute würden da gebessert, der irre gewallig; das Gegentheil sei der Fall. Es solle allerdings zwischen den Ge« fangenen kein Wort gewechselt werden, aber auf den gemeinsamen Schlasfälen würden des Abends die wider- lichsten Zoten gerissen; dort lerne auch em Ver- brecher vom anderen an Raffinement. Die Gefängniß- literatur sei nicht geeignet, hier bessernd einzugreifen, im Gegev- theil. Auch mache es einen sonderbaren Eindruck, wenn die Ge- fangenen, während sie zur Kirche antreten, von manchen Auf- sehern mit den Schimpfworten belegt werde». Die Lust ei in den gemeinsamen Schlafsälen eine geradezu entfetz- iche und der Gesundheit uachtheilige, die ärztliche Behandlung lasse viel zu wünschen übrig. Er habe etnmal dfe ' nfluenza gehabt, sodaß sich eine Temperatur von 33.3 rad Zelsius bei ihm herausgestellt hätte, wo man doch wohl Schonung und vielleicht vas Bett nöthig habe. Er habe nur einige Tage Krankenkost bekommen und weiter arbeiten müssen. Später habe er allerdings erfahren, daß der Arzt Revier angeordnet habe, was aber nicht berücksichtigt worden sei. Ber- zünstigunge» seien ihm nicht die geringsten gewährt worden; er 'ei sowohl anfangs, wo man ihn auf später vertröstet habe, als wie»ach sechs Monaten darum eingekommen, auf seine Kosten eine Zeitung lesen zu dürfen, es sei ihm aber abgeschlagen worden, trotzdem er doch im Interesse seines Be- rufs hätte erfahren müssen, was in der Oeffentlichkeit vorging. Zusatznahrungsmittel könne sich der größte Verbrecher anschreiben lassen, wenn er einmal eine bestimmte Summe Geld an Arbeits- Prämien stehen habe. Freilich soll diese Vergünstigung den Rück- fälligen nicht gestattet werden und da er vorher schon einmal einen Monat wegen Preßvergehens gehabt, habe man ihm. trotzdem er die vorgeschriebene Summe Geld gutstehen hatte, selbst seine Bitte um eine Zulage an Roggenbrot nicht gewährt. Dieser Behandlung der politischen Gefangenen sei die Thatsache gegenüber zu stellen, daß große Ganner, die aber rüher eine angesehene Stelle bekleidet haben, im Gefängniß allerlei Vergünstigungen finden. So habe der Vaake von Rem- 'cheid, welcher alz Banlkassircr große Unterschlagungen begangen, licht nur Besuche in seiner Zelle erhalten, sondern auch Blumen- träuße gewidmet bekommen. Wilde ging zum Schluß noch auf las Beschwerderecht der Gefangenen ein und betonte, daß er all' diese Sachen öffentlich kritisirt habe, damit möglichst Abhilfe ge- schaffen werde. In der Diskussion wurde noch einiges gerügt, worauf die Versammlung eine Resolution annahm, worin es heißt, daß die Zustände im Elberfelder Gesängnisse in mancherlei Be- ziehung, besonders in Beziehung aus das Beschwerderecht der Gefangene», den Kulturfortschrilten der Neuzeit nicht entsprechen und Abhilfe dringend geboten ist. Besonders protestire man gegen die Behandlung der politischen Gefangenen, da deren Ver- gehen doch nur edle Motive zu gründe lägen. In Kassel soll der Schreiner Brinkmann, ein dort durch sein Auftreten in Partei- und Gewerkschafts-Versammlungen hervorragender Parteigenosse, beider Feier der Schlacht von Weißen bürg Festzug, Gottesdienst und Parade mit- gemacht haben. Das in Kassel erscheinendeVolkebl. für Hessen "