Die heilige Flamme.
Die Feuerbestattung gewinnt immer mehr Anhänger. Die Vorstellung, als ob die Verbrennung ein gewaltsamer Eingriff in die Borgesehene Ordnung bedeute, verliert mehr und mehr an Boden. Selbst die Kirche und ihre Diener haben sich damit abgefunden, und sie verweigern nicht mehr die von Leidtragenden bei der Gedenkfeier verlangte Mitwirkung. In den drei Berliner Krematorien wurden im Jahre 1924 insgesamt 12 424 Leichen eingeäschert. Die Gesamtzahl der Die Gesamtzahl der Verstorbenen betrug 47 179, so daß über ein Viertel davon sich zu Lebzeiten für die Einäscherung entschieden hatte. Denn bekanntlich verlangt ein rückständiges Gesez, daß derjenige, der nach dem Tode eingeäschert sein will, diesen seinen Willen schon bei Lebzeiten handschriftlich und unter amtlicher Kontrolle befundet haben muß. An den in Berlin 1924 Eingeäscherten waren die verschiedenen Konfeffionen in folgender Weise beteiligt: Evangelijche: 8883, Ratho lifen: 533, Juden: 238, Dissidenten: 2225, Sonstige: 545.
führt und beantragte gegen ihn 6 Monate Gefängnis, verbüßt durch sprechen. Das Schöffengericht sprach jedoch beide Angeflagte die Untersuchungshaft, den Angeklagten Bildmann aber freizus frei. In der Urieilsbegründung wurde ausgeführt, der Brozeß sei fein Sonderfall. Eine Verurteilung der Angeklagten würde zu feiner Befriedigung der Gläubiger führen, deren Schädi gung durch andere Momente als durch Betrug erfolgt sei. Daraus, daß der Angeklagte Schartner ein Geschäft ohne Mittel begonnen habe, fönne ihm fein Strick gedreht werden. Auch das vorliegende Material habe schwindelhafte Geschäfte nicht festgestellt. Außerdem spreche für den Angeklagten, daß er noch unmittelbar vor seiner Flucht bemüht gewesen sei, nach Kräften seine Gläubiger zu befriedigen.
Eine Schule für Langfinger. Aus der Berliner Berbrecherwelt.
Aus dem städtischen Haushaltsausschuß.
Endgültige Annahme der Nofftandsvorlage. die Not standsvorlage des Magistrats. Mit einigen Ab Der städtische Haushaltsausschuß verabschiedete gestern endgültig änderunge wurden auch die Borschläge für Sport und Spielpläge auf Grund einer erneuten Beratung im Stadtamt für Leibesübungen angenommen. Die Erledigung der Dedungs= vorlagen des Magistrats wurde aber bis zur Rückkehr des Kämmerers vertagt, nachdem die Finanzverwaltung zugesichert hatte, daß sie für die von den Aufsichtsbehörden genehmigten Notstands arbeiten den städtischen Kostenanteil vorschußweise zahlen würde. Der Haushaltsausschuß genehmigte ferner eine Magistratsvorlage, die für das laufende Etatsjahr aus Borbehaltsmitteln im Fremdenverkehrsbureau eine Summe von 108 000 Mart für seine Propaganda zur Verfügung stelle. In einer längeren Debatte beschäftigte man sich dann noch mit der Not der erwerbslosen geistigen Arbeiter, der
baldmöglichst darüber Vorschläge zu machen. erwerbslosen geistigen Arbeiter zu prüfen und der Versammlung
Eine regelrechte Lehranstalt für Taschendiebe hatte der aus Ber einmal der Gedächtnisfeier bei der Einäjcherung eines Ber. Ungarn stammende internationale Taschendieb Paul Groß instimmig den Magistrat, die Frage einer befferen Unterstützung der Berlin eingerichtet. Groß war schon den Länder in Berührung gekommen und hatte ausländische Gefängnisse und Zuchthäuser genugsam fennengelernt. In Deutschland war er aber noch unbekannt. Als er seine Tätigkeit Anfang dieses Jahres nach Berlin verlegte, schien es ihm aber doch ratsam, im Hintergrunde zu bleiben und Schüler auszubilden und für sich
storbenen in der Kapelle eines Krematoriums beigewohnt hat, wird bald sein Vorurteil oder seine Bedenklichkeiten aufgeben. Weihevolles Orgelspiel empfängt die Leidtragenden beim Eintritt in die Halle. Da steht der Sarg, bedeckt von Blumen und Kränzen, die Angehörige und Freunde des Toten als letzten Gruß gespendet, inmitten von Lichtern, die den Raum in diskretes Halbdunkel hüllen. Nach dem die Nachrufe gehalten, beschließt Gesang und Orgelspiel die Feier und langsam senkt sich der Sarg, der die sterblichen Reste der heiligen Flamme zuführt. Kränze und Schleifen werden aufbewahrt und den Angehörigen übermittelt. Tiefgehende, ergreifende Stimmung, voller Würde und Pietät, wie sie bei Erdbestattung vielfach gar nicht vorhanden sein kann. Da folgen die Leidtragenden in aufgelöstem Zuge dem Sarge. Neugierige schließen sich an. Bei Regenwetter und Schneetreiben geht es über flitschige Wege; Schmutz und Erdschollen von aufgeworfenen Gräbern zwingen zur Vorsicht und gelegentlich zu einem Sprung über Hindernisse. Die anliegenden Gräber werden wenig geschont. Um den frisch aufgeworfenen Hügel fteht nun die Menge, und muß, häufig unter dem Regenschirm notdürftig geschüßt, lange Grabreden anhören. Dann werden die Kränze auf einen Haufen geworfen. Und endlich das Abschied nehmen! Bolternd fallen die als letzter Gruß" hinabgeworfenen Drei Hände Erde" auf den Sarg. Können die an der Trauer Teilnehmenden bei all den flörenden äußeren Einflüssen dem Toten, wie cs doch sein sollte, ihre Gedanken weihen? Ueber die Vorzüge der Einäicherung in hygienischer und sanitärer Beziehung braucht faum noch etwas gesagt werden.
arbeiten zu lassen.
abgestiegenen Ausländer polizeilich gemeldet, feit Ende 1925 find Früher wurden in Berlin nur die in Hotels, Pensionen usw. Ausländer ausgedehnt worden. Erstmalig wurden nach dem Stande die feststellungen auf die in der Reichshauptftabt wohnenden auf den für Ausländer geführten Startenblätter vom 31. Dezember v. 3. in den Berliner Polizeirevieren die dort für je Familie- verzeichneten Personen gezählt. Danach wohnten nur ein Blatt am genannten Stichtage insgesamt 136 314 Ausländer in der Hauptstadt. Davon entfielen auf die einzelnen Nationen: 34 840 oder 25,30 Proz. Desterreicher 20 775
16 393
15 490
15, 2
12, 0
11, 4
W
6504
"
4, 8
3519
2,6
糖
"
2874
"
2, 1
Bolen Ruffen
Tichechoslowalen Ungarn Schweizer Rumänen.
Mehr als 1 Proz. bis 2 Proz. der Ausländer waren staats Großbritannien , Italien , Schweden , Afien, der Türkei , Dänemart, angehörig in Amerita, den Niederlanden , der Ukraine , Lettland , Litauen und Danzig . Die Angehörigen der übrigen Erdteile und Etaaten waren mit weniger als 1 Proz. an der Gesamtheit der Ausländer in Berliner Wohnungen beteiligt.
Saltin und Anton Ludwig, die beide aus Köln nach Zwei dieser Schüler, die 21jährigen Burschen Matthias Berlin gekommen waren, gerieten in die Hände des alterfahrenen Taschendiebes und wurden von ihm in seiner Runft so ausgebildet, daß fie bald selbständig an die Arbeit gehen fonnten. Allerdings war Ludwig weniger geschickt und fonnte nur zur Dedung verwendet werden. Ein desto gewandterer Langfinger mar dagegen Saltin, der auch schon verschiedene Vorstrafen hatte. Bald häuften sich bei der Kriminalpolizei die Meldungen, daß uncorsichtige Frauen in der Gegend zwischen Wittenbergplay und Kurfürstendamm ihrer Geldtaschen beraubt worden waren. Da die beiden Taschendiebe aber noch unbekannt waren, so entgingen sie den Fahndungen der von der Kriminalpolizei angelegten Streifen. Durch einen Zufall wurde aber eines Tages Groß in cinem Café am Kurfürstendamm von den Kriminalbeamten durch das aus Paris gefommene Signalement erkannt. beobachteten, daß fich Groß ständig in dem Café aufhielt und daß Die Beamten von Zeit zu Zeit zwei junge Burschen zu ihm famen und sich wieder entfernten. Es wurde weiterhin beobachtet, daß Groß auf besondere Winke das Café eiligst verließ und mit der Straßenbahn fortfuhr und daß die beiden jungen Leute in furzen Zeitabständen nachfolgten. Die beiden Letteren wechselten ihre Kleidung zu Hause Berliner Verwaltungsbezirke ist recht ungleich. Während die Defter Die Verteilung der verschiedenen Nationen auf die einzelnen Ein Fall, der in der Textil- und Konfettionsbranche rüchtigten Hamburger Teppichhehler, gegen den vor einigen Jahren bis 6) gemeldet waren, sind die Russen mit 50 Proz. in Charund entfernten sich dann wieder. Die drei wohnten bei einem bereicher mit rund 61 Broz. in Alt- Berlin( Verwaltungsbezirke 1 großes Aufsehen erregt hatte, gelangte vor dem erweiterten Schöffen in Berlin ein großer Sensationsprozeß verhandelt wurde und der lottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg vertreten. Die Polen dagericht Berlin- Mitte zur Verhandlung. Hier hatten sich die Kaufleute auch eine längere Zuchthausstrafe erhalten hatte. Schartner wegen Betruges und Wildmann wegen Hehlerei Diebesnest ausgenommen worden war, gestand Ludwig ein, daß er gegen waren wiederum in der Mehrzahl, und zwar zu 71 Proz. in zu verantworten. Schartner, der früher als Agent tätig gewesen und sein Freund von Groß angelernt worden seien und von ihm 16 Broz. im Bezirk Brenzlauer Berg . Auch die Tschechoslowaken Alt- Berlin ansässig. Davon allein 33 Broz. im Bezirk Mitte und roar, hatte sich nach Beendigung der Inflationszeit selbständig ge- auf die Diebesfahrt geschickt worden wären. Die reiche Beute wurde macht und hatte zunächst auch große Erfolge. Er pflegte bei seinen gemeinsam perteilt. Das Schöffengericht Charlottenburg verurteilte und die Ungarn hatten mit 47 Broz. beziehentlich mit 52 Broz. in Kunden Aufträge zu sammeln, und dann dementsprechend einzu. Groß und Saltin zu je 2 Jahren Zuchthaus. Beffer teilen Staatsangehörigen haben sich zum größten Teil in den einzu- Groß Alt- Berlin Wohnungen inne. Die in den vier fremden Erd. faufen, und die Runden zu beliefern. Auf diese Weise hatte der ge- Schnitt Ludwig ab, der mit 6 Monaten Gefängnis davontam. mandte Geschäftsmann viel Geld verdient. Bezirken Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg niedergelaffen. Das gilt besonders für Japaner und Türfen, die sich wohl zumeist zu Studienzwecken hier aufhalten, während Chinesen( als Händler) vorwiegend in der Nähe des Schlesischen Bahnhofes wohnen.
Die Gepflogenheiten im Textilhandel.
Kaffaverläufe unter dem Einkaufspreis.
Nachdem das
Eine Lilienthal- Gebenffeier in Lichterfelde . Unter der Liliender modernen Flugfunft, fand gestern nachmittag anläßlich des 30. Todestages Otto Lilienthals eine Gedenffeier statt, zu ber der Aero- Klub von Deutschland und andere Luftfahrtorganisationen geladen hatten. Es hatte sich eine zahlreiche Menge aus allen Teilen der Bevölkerung eingefunden, die auch die auf der Höhe des Hügels aufgebaute Gedenthalle mit den Resten der Schwingflugmaschine besichtigten. Aur) Gustav Lilienthal , der Bruber des vor 30 Jahren Dahingeschiebenen, der heute noch auf dem Zentralflug hafen Berlin in einem ihm von der Deutschen Lufthansa zur Verfügung gestellten Raum das Lebenswert seines Bruders fortsetzt, und der demnächst mit einer von ihm tonstruierten Maschine vor der Deffentlichkeit erscheinen will, hatte sich mit der Tochter Otto Lilienthals eingefunden. Der Präsident des Aero- Klubs von Deutschland ehrte durch eine Rede das Andenken des Toten. Der Berlin , den Aero- Klub und die flugtechnischen Verbände. Rede folgte eine Krangniederlegung durch die Stadt
Schließlich war er aber vom Raffageschäft abgeganthal- Höhe in Lichterfelde , am Fuße des Monumentes für den Vater gen. Als die Geschäftslage ungünstiger murde, faufte er auf Kredit und blieb schließlich mit seinen Zahlungen in Berzug. Er batte zuletzt einen Jahresumsat von 460 000 Marf. 3u feinem Ungiid hette er noch aus dem Jahre 1923 eine ihm vom Schöffengericht Heidelberg megen unerlaubter Einfuhr von franzöfischen Parfüms zudiftierte Strafe von 7 Monaten Gefängnis 3u perbüßen. Gerade in der Zeit, als seine Geschäftslage fritisch geworden war, wurde er zum Strafantritt aufgefordert. In der Erfenntnis, daß sein Geschäftsunternehmen zusammenbrechen müßte, wenn er diesem durch die Gefängnishaft auf so lange Zeit entzogen würde, floh er nach Wien . Vorher zahlte er aber aus den zur Verfügung stehenden Mitteln eine nicht unbeträchtliche Summe an die dringendsten Gläubiger. Da er aber noch 60 000 Mart Schulden hinterließ, jo folgerten die unbefriedigt gebliebenen Gläubiger aus der Flucht, daß er sie betrogen habe und erſtatteten Anzeige. In der Gerichtsverhandlung wurden die Geschäftsprinzipien des Angeflagten, wie überhaupt die Gepflogen. heiten im Textilhandel unter die Lupe genommen. Es murde festgestellt, daß Schartner bestimmte Waren auf Kredit_gefauft und um 10 bis 20 Broz. unter dem Einkaufspreise sofort ge gen Kaffe weiterverfauft hatte. Den Schaden jedoch, den er bei diesen Geschäften hatte, suchte er durch andere Geschäfte mit größerem Nugen wettzumachen. Der Staats. anwalt hielt den Angeklagten Schartner des Betruges für über
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Die Sigurantin.
Roman eines Dienstmädchens von Léon Frapié . Autorisierte Uebersetzung aus dem Französischen von Kunde- Brazia. Das Ehepaar grote, stritt sich herum; nach und nach wurden ihre Gedanken enger, ihre Selbstsucht vervollkomm nete sich durch die unaufhörliche Berechnung, genießen zu wollen, ohne mit dem Dienstmädchen zu teilen, und diesen Schmaroßer zu hindern, sich reichlich zu nähren. Das war der aus Knauferei, Habgier, Heuchelei, Mißtrauen zusammengefeßte fleinbürgerliche Geist, welcher durch das Halten eines Dienstmädchens in einer fieinen Wohnung, bei geringen Geldmitteln, engem Urteil in Erscheinung trat.
Madame langweilte sich mehr und mehr inmitten ihrer drei Zimmer und deren vier Möbeln mit dem Dienstmädchen, das der Frau immer im Wege war. Da sie nicht fortzugehen wagte, verbrachte fie ganze Lage am Fenster, um die Ueberwachung nicht zu unterlassen. Als Sulette die Stelle verließ, begann Madame Lächeln und Zeichen mit einem im Nachbar
hause wohnenden jungen Manne auszutauschen.
4.
Die Eltern Sulettes waren zur Zeit ihrer Geburt selbständige Bauern gewesen, welche ihre eigene Meierei Die Chazotte" in Millerat im Seinetal, eine Stunde mit der Eisenbahn von Paris entfernt, bewirtschafteten.
Der Vater, Celestin Brugnot, welcher einige naturwissenschaftliche Kenntnisse besaß, war nahezu ein Herr. Aus Luft am Lernen hatte er von seinem achtzehnten bis zwanzigsten Jahre die Kurse einer landwirtschaftlichen Schule besucht.
-
Sulette hat ihr zehntes Jahr erreicht, als er feinen Ruin herbeiführte, indem er von einer sozialen Stufe auf eine andere fommen wollte; er wünschte aus einem Produzenten ein Spekulant zu werden. Trotzdem hatte er fein Unternehmen sehr gut berechnet.
Die alte herrschaftliche Domäne Millerat, melche mehrere Heftar Land am Seineufer umfaßte, war durch Erbteilung zur Bersteigerung gelangt. Celestin Brugnot hatte, wie er fich ausdrückte, die Pariser tommen fehen", die auf am Flußufer gelegenen Befiz in der Nähe der Hautftadt gierig maren. Mit einem Anlauf schönen agemuts erwarb er die ganze Domäne mit der Befugnis von Teilzahlungen. Er rechnete damit, unmittelbar einige Porzellen in sehr
Gräfin Bothmer verzichtet auf ihren Namen. Frau Both mer hatte auf dem Amtsgericht Potsdam eine Klage gegen ihren geschiedenen Gatten erhoben wegen der Entziehung des Namens. Gleichzeitig war Frau Bothmer, um diese Klage durchführen zu können, um Erteilung des Armenrechts eingekommen. Jezt hat sie die Klage zurüdgenommen und Frau Bothmer führt von nun an den Namen Elinor v. Dierte.
schöner Lage mit einem Gewinn, welcher die ersten fälligen Abzahlungstermine gedeckt hätte, wieder zu veräußern.
Die Pariser waren in der Tat gekommen, hatten wirklich fünfhunderttausend Franken abgezahlt, jeder für das ihm im ganzen zugesprochene Land hunderttausend. Aber das taten sie nicht sofort, sie brauchten vier Jahre, um es sich zu überlegen.
Celestin Brugnot war ein Jahr nach dem Anfauf nicht nur aus dem Besiz der Domäne gedrängt, sondern auch durch die Zinsen und Unkosten über sein Vermögen hinaus belastet worden, er hatte dem Verlust seines Gutes ,,, Die Chazotte" zusehen müssen, und eines Tages war er nur mehr ein simpler Bauer gewesen, gerade noch Besitzer einer elenden Barade in Millerat, und mußte, um zu leben, bei Freunden alle möglichen Arbeiten verrichten.
Bald hatte sein verdüstertes Gesicht den Tod herbeigeführt. Seine Frau dagegen, eine rafseechte Bäuerin, welche feine Bereicherung verwandelt haben würde, ergab sich schnell darein und fügte sich in die Verarmung.
geworden und ging auf Tagelohn als Waschfrau. Sie war die Brugnotten", anscheinend ohne Kummer, Sulette schlug ihrem Vater nach, sie war intelligent und feinfühlig. Hätte das Schicksal es gestattet, hätte sie leicht das Wesen einer Dame angenommen.
Jedenfalls litt fie bei ihrem jugendlichen Alter moralisch
nicht durch den Tod ihres Baters. Die Mutter hatte sie bis zum vierzehnten Jahr in der Schule gelassen, um der Lehrerin willfähig zu sein, dann nahm ein altes Kaufmannsehepaar, das sich nach Millerat zurückgezogen, sie als Ostermädchen in Dienst.
In ihrem Beruf war Sulette feine Detlassierte, aber fie erreichte die gewollte Entwicklung durch Uebergang in eine höhere Klaffe. Uebrigens mar fie es selbst, die aus heftigem Bedürfnis nach einem besseren Los den Ehrgeiz gehabt hatte, in Paris zu dienen.
Ich habe vier Jahre Lehrzeit hinter mir und dente, das verdient eine Stelle."
Die fragliche Eignung Sulettes enthüllte sich durch Bufall deutlich einem Beobachter von Beruf.
Ueberdrüssig der schlechten Adressen, mit denen sie das Bermittlungsbureau verfah, begab sie sich aus eigenem Antrieb zu einem Bariser Advokaten, Befiger eines Landhauses in Millerat, der einst dem Celestin Brugnot einige Ratschläge bei einem Brozeß gegeben hatte und den sie seit ihrer Kindheit kannte.
Bis zum 1. Mai d. J. ist die Zahl der in Berlin wohnenben Ausländer um 1763 oder 1,29 Broz. gefunten, was wohl in der Hauptfache auf die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse zurüc zuführen ist.
biet groge Ginionicfonzerte im großen Saal der Philharmonie, Bernburger Straße 22. 1. Stonzert: Sonnabend, den 9. Dktober 1926,
Das Arbeiterfulfur- Kartell Groß- Berlin veranstaltet im inter 1926-27,
abends 7, Uhr. Werte von Stravinsli, Beethoven und Mahler. 2. Konzert: Montag, den 27. Dezember( 3 Beibnadtstag) abends 7 Uhr. Berke von Bach, Mozart , Honegger und Richard Strauß . 3. Konzert: Sonntag, den 27. februar 1927, nachmittags 33 Ubr. Werke von Cherubini, Schönbera. Schubert. 4. Konzert: Sonnabend, den 19. März 1927, abends 7%, Uhr. Werte von Beethoven und Brahms . Solisten: Professor Arthur Schnabel und Professor Gustav Havemann . Musikalische Leitung: Kapellmeister Sascha Horenstein, das Bhiharmonische Orchester. Die bier Konzerte tosten im Abonnement 5 Mart. Einzeichnungslisten liegen aus bei allen Bildungsobleuten der Kreise und Abteilungen, in den Vorwärtsspeditionen, in den Bureaus der Verbände, im Allgemeinen Deutschen Beamtenbund, Lindenstr. 42, Hofeing., jugend, im Zentralverband der Angeftellten( Gen. Gichbach), Belle- Alliance im Jugendsekretariat, Lindenstr. 3, bei den Funktionären der Arbeiter Straße 7-10, bei den Funktionären bes 36A., bei den Jungsozialisten, bei den Naturfreunden, im Sprechchor für Proletarische Feierstunden.
Dieser Advokat beglückwünschte sie zu ihrem schon ein Jahr datierenden Parisertum, musterte fie, veranlaßte sie zu reden, dann weigerte er sich ganz förmlich, zur großen Ber wunderung seiner Frau und selbst im Widerspruch mit ihr, Sulette in Dienst zu nehmen.
Nach dem Weggang des jungen Mädchens entwickelte er entscheidende Erwägungen.
Gewisse Menschen könnten nicht mehr sein, als sie wären, andere hingegen erwiesen sich in ihrem Stande überlegen. Sulette fei, ohne es zu wissen, Kandidatin einer Beförderung auf der sozialen Staffel; ihr Los würde von den Umständen abhängen. Sie dächte ohne Zweifel, nicht daran, den Dienstbotenstand zu verlassen, aber gewiß fei es nicht wünschenswert, daß fie ein einfacher Dienstbote bleibe. Bei allen Tätigkeiten mit fakultativem Ertrag dürfte das Individuum, um ein nüßlicher Angestellter zu sein, ein gewiffes geistiges Niveau nicht überragen, vor allem nicht ,, über seine Arbeit hinwegsehen". Der Diener, der zuviel dächte, verrichte nicht allein weniger Arbeit, sondern würde auch für seine Herren gefährlich. Sulette begönne nach einjährigem Aufent halt in Paris , zuviel zu denken.
Schlußfolgerung ,,, deine Sulette ist der Typ der Dienstmädchen ,, Siehst du," sagte er zu seiner Frau in einer Art von mit Geschichten, aber ich will teine Geschichte in meinem Hausees genügt mir, die meiner Klienten zu entwirren."
5.
Es gab Herrschaften, die Sulette in die sechste Etage in die Tiefe eines endlosen Ganges verbannten, wo die Dienstboten durch die dünnen Scheidewände und die von selbst zufallenden, schlecht geschlossenen Türen hindurch fich hören, fich bemerken, eins das andere fehen.
haus empfahl sich durch seine vornehme Chrbarkeit, welche Das auf dem Boulevard Beaumarchais gelegene Zinss sozusagen zur Schau gestellt wurde. Die Portiers, die beim auf der breiten, verschwiegenen, mit Teppich belegten Treppe Beamten ähnlich. Sie benahmen sich zuerst ganz artig gegen Reinemachen selbst teine Hand anlegten, sahen pensionierten Sulette, verständigten sie offen und freundlich, daß sie abends fortgehen, außer dem Hause schlafen, oder noch beffer, jemand in ihre Rammer mitbringen fönne, aber viel Distretion wäre nötig, in anständiger Weise mußte das geschehen. Infolgedessen waren die Portiers zu einer ermüdenden Nachficht genötigt, und es war für den Ersatz ihrer Kräfte unerläßlich, daß die Dienstmädchen Wein, Nahrungsmittel, mancherlei Geschenke in ihre Logen hinuntertrugen.
( Fortseßung folgt.)