Nr. 376 43. Jahrg. Ausgabe A nr. 193
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Donnerstag, den 12. August 1926
Preußens Verfassungsfeier.
anton Eine Rede des Ministers Hirtsiefer .
Bar im alten Deutschland Preußen die Vormacht der scheinfenſtitutionellen Monarchie und der unverhüllten Reaktion, so ist heute Preußen die starte Stüge der deutschen Repu blit und in hr ein vorwärtstreibendes Land. Dementsprechend trägt die Reichsverfassungsfeier, die Preußen alljährlich am Abend des 11. Auguft veranstaltet, einen weit entschiedener repu blikanischen Charakter als die Vormittagsfeier der Reichsregierung. Bei der Ausschmückung des Saales der Staatlichen Hochschule für Musik hat man nicht darüber nachgesonnen, wie man die Reichsfarben möglichst wenig in Erscheinung treten lassen fann; Schwarzretgold deckt neben dem preußischen Schwarzweiß die hohe Orgel an der Rückwand, schwarzrotgold ist das Rednerpult umkleidet, Rosengirlanden auf lebendem Grün schmücken Bühne und Galerie.
Es darf aber auch nicht serfannt werden, daß der heutige Staat auch deshalb bekämpft wird, weil er in stärkerem Maße, als das früher der Fall war,
bewußt sozial eingestellt ist,
weil er bestrebt ist, den berechtigten sozialen Forderungen der breiten Masse der minderbemittelten Bevölkerung in stärkerem Maße Rechnung zu tragen, als das früher zu verzeichnen war. Wir verfennen durchaus nicht die Segnungen der Sozialpolitik, die im alten darauf hin, daß der alte Staat wohl bereit war, seinen Bürgern Deutschen Reiche geschaffen wurde, aber wir weisen immer wieder Jürsorge angedeihen zu lassen, aber nicht bereit war, allen seinen Bürgern gleiche Rechte einzuräumen. Wenn heute noch nicht alle Bürger von den gleichen Rechten den richtigen. Gebrauch machen, so beweist das doch nichts gegen den heutigen Staat, sondern höchstens, daß noch viele Bürger in dem neuen Staate noch manches Neben der preußischen Staatsregierung und Vertretern hinzulernen müssen. Es läßt sich aber durchaus nicht verkennen, aller Zentralbehörden sowie der republikanischen Parteien sind die daß wir auch trotz der Not der Zeit, in der wir uns befinden, auf sozialem Gebiete beträchtliche Fortschritte zu verTräger der bedeutendsten Namen aus Kunst und Wissenschaft zeichnen haben. Wenn vor dem Kriege jemand im reichen DeutschDer Einladung gefolgt; auch Vertreter der Diplomatie find an- land in Not geriet, jo fonnte er zur 2 r menverwaltung gehen, wesend. Beethovens ,, Egmont"-Ouvertüre mit ihrem jubelnden Auf- fich Ar menunterstüßung holen, und ging dabei sogar feines fhmung aus tiefster Not, von den Philharmonikern unter Selmar Wahlrechtes als Staatsbürger verluft i g. Heute, im Meyrowitz' Leitung feurig gespielt, eröffnet stimmungsvoll die Feier. armen Deutschland , ist eine großzügige Fürsorgeeinrichtung aufDann tritt Minister Hirtfiefer ans Rednerpult und gewinnt gebaut, die gewiß noch nicht allen Ansprüchen gerecht werden kann, durch seinen warmherzigen Vortrag sofort Fühlung mit den Hörern. die aber zumindest nicht den Staatsbürger, der in Not gerät, desmegen zu einem Staatsbürger minderen Rechts macht. Im alten Das war eine Ministerrede, die nicht um Milderungsgründe für das Deutschland ist es nie erreicht worden, den Erwerbslosen Entstehen und den Bestand der Republik zu bitten schien, sondern die cus Reichs- und öffentlichen Mitteln eine Unterstützung zukommen zur schneidigen Offensive gegen das überlebte Alte und seine eifrigen zu lassen, sie über die schwierige Zeit der Erwerbslosigkeit durch Berteidiger überging. Besonders auch der Vergleich zwischen dem öffentliche Mitel hinüberzubringen. Heute wenden wir infolge geringen Maß an sozialpolitischem Verständnis des faiserlichen des Daniederliegens der Wirtschaft, die aber nicht auf die Staatsdes Daniederliegens der Wirtschaft, die aber nicht auf die Staats Deutschland und den fozialpolitischen Reformen, die die Republik troben Beltkrieg geschaffene Weltlage zurückzuführen ist, Millionen auf. form, sondern auf den Zusammenbruch oder mindestens auf die durch all ihrer großen materiellen Schwierigkeiten durchgesetzt hat, war von um unseren erwerbslosen Brüdern und Schwestern über die schwere außerordentlichem Eindrud. In das Hoch auf das deutsche Bolt und Beit hinwegzuhelfen. Baterland, das der Minister ausbrachte, stimmten die Versammelten dreimal begeistert ein.
Nun sang der Staats- und Domchor unter Hugo Rüdels Leitung Richard Wagners Chor Wach auf" aus den Meisterfingern und dann folgte Beeethovens„ Eroica ", dieser Hochgesang von Kampf und Liebe, von Trauer und Luft. Als die ergreifenden Töne des Trauermarsches erflangen, da werden nicht wenige Friedrich Eberts gedacht haben, den ein früher Tod der Republik entrissen hat- aber auch Erzbergers und Rathenaus und der vielen anderen Republikaner, die durch rohe Werkzeuge der Reaktion heimtückisch gefällt wurden....
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Draußen aber war inzwischen die freiwillige Berteidigungs. truppe der Republit, das Reichsbanner Schwarz Rot Gold, zu vielen Tausenden angetreten, um nun unter dröhnender Marschmufit, mit brennenden Fadeln, in langwährendem Zuge an den Mitgliedern der republikanischen Regierung Preußens vorbeizumarschieren. Schwarz war die Hardenbergstraße von Zuschauern, die einmal ums andere in Hochrufe auf die Republik und ihre Verteidiger ausbrachen. So schloß die Feier, wie sie begonnen, in dem Gedanken, daß es vorwärts geht in eine hellere Zukunft.
Die Rede Hirtfiefers.
Die Weimarer Verfassung hat sich bisher als eine durchaus geeignete Grundlage gezeigt, um in stärkerem Maße als bisher in allen Deutschen dieses Bolksbewußtsein hervorzurufen. Und deshalb danken wir den Männern, die in Weimar in Deutsch lands schwerster Zeit das Wert der Verfassung geschaffen haben. Sie haben etwas wirklich Großes geschaffen.
Sie haben damit Deutschland gerettet, daß sie ein Werk schufen, das trotz allem von echt christlichem und von echt deutschem Geiste Zeug nis gibt.
Die Weimarer Berfaffung ist insbesondere deswegen viel befämpft worden, weil sie an Stelle des deutschen Kaisertums die Republik gefeßt hat. Diese neue Form des Stactes fagt vielen nicht zu, und deswegen befämpfen fie den Staa. Es läßt sich aber nicht leugnen, daß auch bisher schon der größte Teil des deutschen Volkes die jeßige Staatsform als die für Deutschland ge= gebene Staatsform anfieht, und wir bekennen uns freudig und aufrichtig zu dieser Staatsform, weil mit fie als die für Deutschland richtige Form anfehen, und weil wir nicht daran glauben, daß die Mehrheit des deutschen Bolfes im 20. Jahr. hundert sich wieder von Staatsbürgern zu Unteilunen zurüfbefördern lassen will. Wir sehen in der deutschen Republik besonders aber auch desha b die für Deutschland richtige Staatsform, weil sie allen Schichten des deutschen Volkes die Mitarbeit am Staat, die Mitarbeit am Wohle des Volkes ermöglicht und nicht nur einzelnen Bevorzugten das Recht gibt, das Volk zu regieren. Wir wollen im Volksstaat die Bolksdemokratie. Damit unser deutsches Bolt zur wahren Boltsdemokratie heranreift, ist es unbedingt notwendig, daß die im Volke lebenden und webenden Kräfte in die richtigen Bahnen geleitet werden. Unser Volf muß erkennen, daß Rechte und Pflichten, daß Ordnung und Freiheit, daß Einzelwillen und Einordnung gegeneinander abgewogen werden und sich gegenseitig ergänzen müssen. Ohne Verantwortungsbewußtsein, ohne Anerkennung der Pflichten lassen sich niemals Rechte begründen. Ohne Autorität und Ordnung läßt sich das föstlichste Gut des Menschen, die Freiheit, niemals gewährleisten.
haben wir trotz des Reichtums, in dem wir uns befanden, es nicht fertig gebracht, die minderbemittelten Massen unserer Bevölkerung wohnlich so unterzubringen, wie es notwendig völkerung wohnlich so unterzubringen, wie es notwendig gewesen wäre, sondern wir hatten im alten Deutschland den frag heißen, mit all den traurigen Folgen, die wir besonders im letzten lichen Ruhm, das klassische Land der Mietsfaserne zu Jahrzehnt beklagt haben. Ich sage damit, um Mißdeutungen vorzu beugen, durchaus nichts gegen den einzelnen Hausbesitzer, der doch auch nur ein Kind seiner Zeit war, sondern ich flage das System an. Dadurch wurden Millionen unserer deutschen Volksgenossen entmurzelt, dem deutschen Volke und der Heimat entfremdet und als Flugsand der Nation bald hierhin, bald dorthin geworfen. Konnten wir wirklich von diesen Menschen noch Heimatsliebe und Baterlands
liebe erwarten?
Heute im armen Deutschland versuchen wir dagegen die Wohnungsnot, die ebenfalls feine Folge der Staatsform, sondern eine Folge des Krieges und des Zusammenbruchs ist, dadurch zu lösen, daß wir nicht wieder Mietsfasernen unseligen Angedenkens, sondern in möglichst großem Umfange Siedlungen bauen, mit Licht und Luft und Gärten, in denen die Menschen wieder mit der Scholle, mit dem vaterländischen Grund und Boden in Verbindung fommen, und so wurzellos gewordene Elemente wieder zu wurzelechten, deutschen Staatsbürgern werden und eine gesunde Jugend heranwächst.
So soll uns der heutige Tag gewissermaßen ein Tag des Be sinnens und der Einkehr sein, um zu prüfen, was in den letzten Jahren erarbeitet worden ist, und rückwärtsblickend vorwärtsschauend daraus die Schlüsse zu ziehen für das, was in der Zukunft notwendig ist.
Der Fackelzug vor den Staatsministern. Fast bis zum 300 standen die gewaltigen Menschenmassen, die dem Fackelzug des Reichsbanners vor den preußischen Staatsministern und mehreren Bertretern des Reichsministeriums vor der Hochschule für Musik beiwohnen wollten. Die Polizei hatte zu Fuß und zu Pferde umfangreiche Absperrungen vorgenommen, um jegliche Stö rung der Rundgebung im Reime zu erstiden. Bolizeivizepräsident Dr. Friedensburg leitete die Polizeimaßnahmen. Kurz nach 210 Uhr war die Feier in der Hochschule beendet. Als die preußischen Minister, an ihrer Spize Ministerpräsident Braun, sowie die Reichsminister Marg, Geßler, Külz und Reinhold auf die Straße traten, brachte Kamerad Koch , der Gauvorfißende des Reichsbanners Schwarz- RotGold, ein Hoch auf die Deutsche Republik aus, in das die 3ehntausende voll Begeisterung einstimmten. Sieben Tambourkapellen fetzten ein, die Fackeln wurden entzündet und im endlosen uge marschierten die 6000 Mann der sieben westlichen Kreisvereine an den Ehrengästen der Kundgebung vorüber. Es war ein imposantes Bild, als sich die riesige Feuerschlange von rund 4000 Fackeln in einem zwanzig Minuten langen Vorbeimarsch durch die Harden bergstraße bis zum Savignyplatz ergoß. Die Stimmung der Maffen war eine herrliche, spontan wurden Hochrufe auf die Republik ausgebracht. Rund 100 Banner defilierten vorüber. Neben den sieben Tambourfapellen marschierten zwei Musikkapellen im Zuge. Unter den Anwesenden, die den Zug grüßten, bemerkte man neben anderen den Oberbürgermeister Böß, sowie den Vertreter des Batilans, Nuntius Baccelli. Der Fadelzug bewegte sich bis zum Savignyplag. wo er sich auflöfte. Die einzelnen Kameradschaften marschierten geschloffen in ihre Bezirke zurüd. Das Interesse des Publikums war ein ungeheures. In den Durchmarschstraßen waren Fenster und Straßen dicht besetzt.
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Banktonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65; Diskonto- Gesellschaft, Devontentaffe Lindenstr. 3.
In dem Handwörterbuch der Staatswissenschaften unternimmt es ein Herr Ernst Drahn , eine äußerlich angeeignete Buchhändlergelehrsamkeit zu einem sogenannten wissenschaftlichen Aufsatz über die Sozialdemokratie zu mißbrauchen. Die Kenntnis von Büchertiteln mag wohl zum Handel mit Büchern befähigen, nicht aber zur wissenschaftlich- schöpferischen Herstellung von Büchern. Wissenschaftliche Arbeit ist sicher nicht das Privileg einer gelehrten Zunft, aber sie ist nicht jedermanns Sache. Eine noch feine wissenschaftliche Verarbeitung von Tatsachen. Und gedächtnismäßige Aneignung Don Tatsachen bedeutet noch keine wissenschaftliche Verarbeitung von Tatsachen. Und man bleibt ein trauriger Pfuscher in der Wissen schaft gleichgültig, ob man mit Doktordiplomen ausgerüftet ist oder nicht wenn man nicht durch intensive Denfarbeit in das Wesen einer natürlichen oder historischen Erscheinung einzudringen vermag.
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Herr Drahn hat nun über die Sozialdemokratie geschrieben aber das Wesen dieser Partei einfach nicht begriffen. Ein fleiner Geist, der mit einem dürftigen Liliputmaßstab an eine große Kulturbewegung herantritt, die eine ungeheure politische und ökonomische Umwälzung in der ganzen euro päischen Welt hervorgerufen hat. Herr Drahn weiß nicht, daß die Sozialdemokratie wirklich Geschichte gemacht hatschon von dem Augenblicke an, wo Ferdinand Lassalle in Otto v. Bismarck die Ueberzeugung festigte, daß das allgemeine Wahlrecht in dem revolutionären Bildungsprozeß des Deutschen Reichs eine politische Notwendigkeit sei. Niemals ist wohl Herrn Drahn die tiefe Erschütterung der herrschenden Manchesterlehre durch die grundlegenden natiomen. nalökonomischen Schriften Laffalles zum Bewußtsein gekomSozialpolitik, ja die ganze Sozialreform" Bismards, find sie men. Der ganze Kathedersozialismus", der Verein für denn denkbar ohne die aufrüttelnde Kritik des Sozialdemofraten Ferdinand Lassalle ? man Ja, wenn von der Geschichte der Sozialdemokratie spricht, dann muß man doch in erster Linie erwähnen, in welchem Umfange diese Partei wirklich Geschichte gestaltet hat. Veranlaßten nicht die den siebziger Jahren erst die ganze Bismarcksche Sozialversiche gewaltigen Fortschritte der sozialdemokratischen Bewegung in rung? Und selbst dieser Schöpfer des Ausnahmegefeßes warf doch einmal die Frage auf, ob ohne die Sozialdemokratie überhaupt mit der Sozialreform begonnen worden wäre.
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Für das Wesen der Sozialdemokratie sind von entscheidender Bedeutung die vielen Arbeiterschutzanträge der sozialdemokratischen Parteien. Hier unterstützten und förderten fich gegenseitig Lassalleaner und Eisenacher. Herr Drahn schreibt auch nicht eine Zeile über die sozialdemokratischen Arbeiterschußgesehentwürfe, und doch sind diese für den aufbauenden Geist der Sozialdemokratie so außerordentlich charakteristisch.
Die bekanntesten Tatsachen der sozialdemokratischen Parteigeschichte sind Herrn Drahn ein Buch mit sieben Siegeln. Auf Lassalle brauchten Männer wie Bahlteich und Dr. Dammer nicht erst durch den Freisinnigen Ludwig Löwe " aufmerksam gemacht zu werden. Lassalles Name leuchtete schon in der Geschichte der sozialen Demokratie des Jahres 1848/49, und er hatte einen neuen verstärkten Glanz durch die berühmte Rede erhalten, die später als das Arbeiterprogramm" bezeichnet wurde. Gerade diese Rede hatte die leitenden Köpfe des Komitees begeistert, die einen Arbeiterfongreß zusammenberufen wollten. Und in jenen Tagen der fraftvoll einsetzenden Agitation des großen demokratischen Sozialisten war Ludwig Löwe ,, fein Freifinniger", sondern eben ein Lassalleaner".
In solchen windschiefen Darstellungen offenbart sich die große Ignoranz des Herrn Drahn auf dem Gebiete der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Herr Drahn hat nicht einmal oberflächlich die Selbstbiographie August Bebels gelesen. Sonst fönnte er nicht seinen Lesern die grobe unwahrheit vorsehen, daß Bebel erst durch Liebknecht in die Politik eingeführt sei! Bebel stand schon jahrelang mit beiden Füßen in der Politik, als er Wilhelm Liebknecht in Leipzig
fennen lernte.
Wie verkehrt und wie unbeholfen hat weiter Drahn den Mauserungsprozeß der demokrasischen Arbeiter der Arbeitervereinstage" zu Sozialdemokraten dargestellt. Er schreibt nämlich von Liebknecht, der sich nach seiner Ausweisung aus Berlin in Leipzig niedergelassen hatte: Hier suchte er als enragierter Breußenfeind und Großdeutscher ein Gegengewicht gegen die Politik Schweizers zu schaffen. Die Bekanntschaft mit Bebel brachte dies(!) in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei am 7. August 1869 in Eisenach zustande". Dieser Saß macht wirklich einem Karlchen Mießnid alle Ehre!
Bei so fabelhafter Unkenntnis und so mangelhafter Geschichtsauffaffung ist Herr Drahn selbstverständlich nicht fähig, die deutsche Politik Ferdinand Lassalles zu begreifen. Er vertrüppelt Laffalle zu einem schwarz- weißen Kleindeutschen,