Der Kampf um öen Profit. Zum Streik im englischen Kohlenbergbau.
Wie kann man sich in dem Wald von Ziffern zurechtfinden, in den uns der englische Kohlenbericht(3. Band) hinein- führt? Hier ist in der Tat der ganze verwickelte Aufbau der Unter- nehmungen dargeboten, ihre Kostenrechnungen, die Verschiebung in den Kosten, die Preise, die Gewinne. Wie weit sind wir in Deutsch - l a n d noch von einer solchen Untersuchung entfernt— allerdings in den Büchern der Kohlensyndikate könnt« man wohl auch oll« die Aufschlüsse finden, die sich hier der Oeffentlichkeit unverhüllt darbieten. Wann werden sich diese Bücher öffnen? was lehren die englischen Ziffern? Zunächst, daß sich die Lage des englischen Kohlenbergbaus rasch verschiebt. Daß der Kohlenbergbau eine konjuntturempsindlichc Industrie ist. Weiterhin, daß er im Durchschnitt eine o e r l u st- bringende Industrie ist, wenngleich die Verlyste selbst schwanken. So betrugen sie im Durchschnitt des zweiten Quartals 1925 fast einen Schilling pro Tonne, also bei 200 Millionen Tonnen Jahressörde- rung 10 Millionen Pfund im Jahr, im Mai— Juni durchschnittlich 10 Pence pro Tonne, hingegen im Halbjahr Januar— Juni 1925 nur 3 Pence pro Tonne. woher kommen die Verluste? Die Kostenrechnungen belehren uns darüber, daß gegenüber der Vorkriegszeit die Löhne(in der Periode Mai 1924 bis Ende April 1925) g e st i e g e n lind um 94 Proz.: die übrigen Kosten um 10 4 Proz.: die Gesamtkosten um 97 Proz. Hingegen sind die Einkünfte lediglich gestiegen um 72 Proz. Die Einnahmen sind deshalb weniger rasch angestiegen, weil die Preise nicht in demselben Tempo wie die Kosten erhöht werden konnten und weil die Ergiebig- keit der Arbeit sank.„Wo vor dem Krieg sechs Arbeiter leben wollten, wollen heut« sieben leben/ wurde es im«nalifchen Unter Haufe formuliert. Die Flöze werden unergiebiger: man müsse zu größerer Tiefe vorstoßen. Die Produktivität der A r b e it"s i n k e. Mit diesen pesiimistischen Anschauungen steht allerdings im Widerspruch, daß besonders in den größeren und modernen Revieren der Anteil der Maschinenarbeit sehr rasch steigt (so hat sich in Schottland die Menge der durch Maschinen gesörderten Kohle seit dem Jahre 1913 fast verdoppelt: auch in den anderen Revieren steigt sie an. Ebenso sinkt die Zahl der Pferde. Die Maschine setzt sich auch hier durch, trotz des unrationellen Aufbaus. Aber diese Rationalisierung mit gleichzeitiger Berbilli- gung der Produktionskosten auf den größeren Gruben schreitet offen- bar nur langsam voran. Und selbst wenn man das noch relativ günstig« erste Halbjahr 1925 zugrunde legt, beträgt ja der reine Der- lust per Tonne Kohle 3 Pence. Das heißt der gesamte englische Kohlenbergbau, in einen Trust oerwandelt, wäre bei den Bedin- gungen des ersten Halbjahrs 1925 verlustbringend. Die Gewinne der guten Gruben können die Gewinne der schlechten nicht auswiegen. Die interessantesten Ziffern hierfür bringt die Nachweisung der einzelnen Gruppen von Gruben. Da zeigt sich ganz durchsichtig der Aufbau der englischen Kohlenindustrie: 013 Unternehmungen produzieren 95 Proz. der Kohle: von ihnen erzeugen 3 96 Unternehmungen 58 Proz. der Gesamtproduktion, mit Verlusten, welche sich in den Grenzen von 3 Pence und 7 Schilling per Tonne bewegen. Hingegen erzeugen die übrigen 217 Unternehmun- gen(alles für das erste Halbjahr 1925) 42 Proz. der Kohle mit Ge- winn, der von wenigen Pennys per Tonne bis zu 7 Schilling und mehr per Tonne beträgt. Ineinondergerechnet, ergibt sich ein durch- schnittlicher Berlust von 3 Pence per Tonne. Was bedeute» diese Ziffern(welche übrigens der Labour- abgeordnete Hartshorn in einer interessanten Debatte des Unter- Hauses aus dem Berichte zitiert«, um nachzuweisen, daß eine mechanische Verlängerung des Arbeststages und Herabsetzung des Lohnes das Problem nicht generell zu lösen oermöchte)? Was heißt es, wenn der englische Kohlenbergbau mit 3 Pence Verlust per. Tonne operiert? Zunächst, daß bei etwa 240 Millionen Tonnen Iahresförderung der Gesamtverlust jährlich 60 Millionen Schilling— 3 Millionen Pfund ausmachen würde. Diese 3 Pence per Tonne bedeuten: 25 Pf. per Tonne, 2,5 Pf. per Doppelzentner und 1)4 Pf. per Zentner, d. h. eine Preisdifferenz, welch« bei einer ganz gering- .fügigen Konjunkwrsteigerung ohne weiteres einzubringen ist.— Aber selbst wenn man den Verlust mit 1 Schilling per Tonne an- nimmt, so betrüge er im Jahre nur 12 Millionen Pfund oder 1 Mist lion Pfund monatlich, während gegenwärlig der tägliche Verlust infolge de» Streik» auf 2 ZMt- lionen Pfund geschätzt wird(nach den Angaben im„New Leader" vom 30. Just 1926). Der„Economist * glaubt gar, daß die Verluste bis Ende September (wenn der Konflikt vorher nicht geschlichtet sein wird) 320 Millionen Pfund(6� Milliarden Mark) betrogen werde. Dieser Betrag, nur 5 Prozent verzinst, würde eine jährliche Rente von 16 Mil- lionen Psund möglich machen. Auch hier stehen die„firiegstosten- außcr Verhältnis zum Streitobjekt. Aber das ist nur ein Schein. In der Tat handelt es sich ja um mehr als den Verlust von 3 oder 10 oder 12 Millionen Pfund jährlich.— Dieser Verlust wäre aufzubringen. Er wäre nur ein vorübergehender Verlust, weil die Technik sicherlich Mistel und
Wege finden würde, um diesen Verlust, selbst wenn er auf 12 Mil lionen Pfund im Jahre veranschlagt wird, wettzumachen, sei es durch allmähliche Stillegung der schlechten Zechen oder durch Steige- rung des maschinellen Betriebes(der ohnedies in vielen Revieren rasch wächst), oder vielleicht durch das Verfahren zur Verflüssigung der Kohle usw. Worin besteht also das- Problem? Stellen wir uns vor, daß der ganze englische Kohlenbergbau einer Gesellschaft, einem Trust gehöre. Daß z. B. durch einen raschen Konzentrationsprozeß oder aber durch Fusionierung aller Zechen— zur Zeit, als sie noch ertrag- reich waren— in ein Unternehmen oerschmolzen worden wären. Dann hätten wir ein riesiges Unternehmen des Kohlenbergbaues, das mit einem Verlust von 3, 10 oder selbst 12 Miillonen Psund jährlich arbeiten würde und wahrscheinlich unschwer auch diesen jährlich wettmachen könnt«. Freilich, es würde kein« Ge- winne erzielen und würde selbst bei rücksichtsloser Anwendung des Monopols wahrscheinlich nicht die Rentabilität des deutschen Bergbaues erreichen. Würde aber die V o l k s w i r t s ch a ft darunter leiden? Nur insofern, als eine große Industrie nicht zur Akkumu lation beitragen könnte. Aber weder würde das ,/kopital ab wandern"— wohin sollte es denn wandern?—, noch wurde man infolgedessen aufhören, Kohle zu produzieren. Die kohlensrage wäre also gelöst, wenn alle Kohlenbergwerke Großbritanniens einen einzigen Besitzer hätten. In desien Unternehmung würden sich alle Gewinne und Verluste ausgleichen, und es bliebe nur die Sorge für das kleine Verlust- saldo übrig. Die Eigentümer der ertragreichen Gruben aber denken natürlich nicht daran, mit ihren Gewinnen die Verluste der fchlechten Zechen zu decken. Warum sollten sie auch? Der Kohlenbergbau ist ökonomisch ja nicht eine Einheit, sondern besteht aus 613 Unter- nehmungen. Jede hat für sich einzustehen— das Schicksal der Nation küinmert sie zunächst nichts. Aber aus dieser Lage ergibt sich logisch die Forderung— welche ja auch von der Arbeiterpartei vertreten wird—, den gesamten Kohlenbergbau in einem nationalen Trust zu vereinigen. Da aber die profttablen Unternehmungen in diesen Trust nur hineingehen würden, wenn ihnen ihre Gewinne garantiert werden— was ändert sich dann? So ist also das Problem nicht lösbar, wenn dieser Trulst mit Gewinnansprüchen be- lastet würde. Daher drängt sich als weitere Forderung unerbitter- lich auf: eine Enteignung der Unternehmungen zum Zweck« organisatorischer Zusammensofiung. Bringen die Besitzer der engfischen Kohlengruben dieses Opfer, so geschieht es auch, um dem Industrickörper Großbritanniens die Grundlage zu erhalten. Daher bietet sich als letzter Schritt dar: die Entschädigung der enteigneten Grubenbesitzer durch die All- gemeinheit auf dem Wege einer Anleihe, die von sämtlichen übrigen Wirtschaftszweigen zu zeichnen wäre. Denn ist es wirklich so, daß im Kohlenbergbau heute sieben Arbeiter nur soviel Kohle fördern als sechs Arbeiter vor dem Kriege, so Hot sich eben die Ergiebigkeit der englischen Arbeit überhaupt gemindert. Dieses nationale Problem größten Stiles kann ober nicht durch das Opfer einer kleinen Gruppe allein gelöst werden. Da das Wirtlchasts- system Englands auf dem Prinzip des Profits beruht, so darf nicht plötzlich eine große Industrie profstlos werden, ohne den Zusammen- hang der Gesomtwirtschost gefährlich zu stören. Was aber schlägt statt desien die konservative Re- g i e r u n g vor? Sie mutet den Arbeitern ein« Verlängerung der Arbeitszeit um eine Stunde und eine Senkung der Löhne um etwa 10 Proz. zu. Da« heißt, die Arbeiter sollen durch Mehrleistung und geringere Vergütung den ganzen Ausfall d er Produktivität auf ihre Schultern nehmen. Noch nie wurde so drastisch demonstriert, daß der Profil au» Mehrarbeit und tohnsenknug gebildet wird, und noch nie war so schlagend da» Unternehmer- und Arbeiter- interess« kontrastiert. Und diese konservativen Forderungen werden in einer Zeit erhoben, in welcher jede Verlängerung des Arbeitstages in schreiendstem Widerspruch steht zu der großen Arbestslosigkeit und in der— in dieser allgemeinen Krise— es die größten Schwierigtesten machen würde, Profite wieder profitabel anzulegen. Kann man es den Arbeitern verübeln, wenn sie es ablehnen, die ganzen Kosten unklarer Organisaston. ver- zögerten techm'schen Ausbaues, schwankender Marktlage auf sich zu nehmen, und wenn sie selbst da» Risiko der allmählichen Kosten- steigerung ablehnen und dieses Risiko der Gesamtwirtschaft zu- schieben? Kann man ihnen diese Haltung verübeln, da sie ja doch weder auf die Gestaltung der englischen Volkswirtschaft, noch auf die Organisation des englischen Kohlenbergbau» im besonderen irgend einen Einfluß nehmen konnten? Auch jetzt hört man nichts davon, daß sie als Gegenleffwng für ihre Opfer einen solchen Einfluß ein- geräumt erhalten sollen. Sollen sie damit zufrieden sein, daß man ihnen lediglich die Rolle zuweist: ohne Wimperzucken die ganz« Zeche zu bezahlen? Profesior E. Lederer. Heidelberg .
der tzanüel bewilligt Kalipreiserhöhungen. Die Regierung erhebt Einspruch. Dem Reichskalirat lag am Mittwoch nochmals der Antrag des Kalisyndikats vor, die Preise für Kali um durchschnittlich 10 Proz. vom 15. August ab zu erhöhen. Dieser Antrag wurde ob- gelehnt: dagegen nahm der Kalirat mst 13 gegen 9 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen einen Antrag des Handels an, zunächst die Kalipreise um 12 Proz. zu erhöhen und die weitere Erhöhung um 6 Proz. einer späteren Beschlußfassung vorzubehalten. Daraus- hin erhob der Bevollmächtigte des Reichswirt- fchaftsministeriums auf Grund desss 91 der Durch. führungsvorschriften zum Kaliwirtschaftsgesetz Einspruch gegen den Beschluß. Begründet wurde der Einspruch damit, daß die Preiserhöhung nicht als erforder- lich nachgewiesen sei. Der Reichswirtschastsminister würde sich innerhalb der vorgeschriebenen Frist darüber entscheiden, ob der Einspruch aufrechterhalten würde. Der-Reichskalirat beschloß dann, die von ihm bereits genehmigte Preiserhöhung erst nach Ablauf dieser Erklärungsfrist des Reichs- wirtfchastsministers, am 1. September, in Kraft treten zu lassen. Kapitalerhöhung üer dresüner Sank. In der Sitzung des Aufsichtsrats derDresdnerBankam Mittwoch gelangte die Halbjahrsbilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung zur Lorlage, deren Ziffern nach dem Bericht der Verwaltung einen in jeder Hinsicht befriedigenden Fortschritt zeigen. Die durch ver- minderte Zinsspanne eingetretene Ermäßigung der Gewinne au» diesem Geschäftszweige ist durch niedrigere Unkosten aus- geglichen. Das lebhafte Effektenkommissionsge schüft hat günstige Ertrage erbracht, auch konnte festgestellt werden, daß da» z w e i t e H a l b j a h r sich bisher fehrgutangelassen Hot. Der Aussichtsrat beschloß, einer auf den 7. September 1926 ein- zuberufenden außerordentlichen Generalversammlung die Er- des Akeie« kapital«uch 100 Million« Reichsmart
durch Ausgab« neuer Aksten mit halber Dividendenberechstgung für 1926 im Ausmaß von 22 Millionen, von denen ein Betrag von 19)4 Millionen Mark im Verhältnis von 4: 1 vorzuschlagen, die den Aktionären zum Bezüge angeboten werden sollen. Die Kapitals- Vermehrung wird mst der Absicht begnindet, gegenüber den stark angewachsenen fremden Geldern die eigenen Mittel des In- stituts zu verstärken. Der Bezugspreis wird später festgesetzt. Verzögerung öes internationalen Eifeakartells. Brüssel. 11. August.(Eigener vrahtbericht.) ver für den 12. August vorgesehene Abschluß de« Znlernalionaleu Slahlabkommcn» wird voraussichtsich nicht erfolgen. Die deutschen , französischen and luxemburgischen Interessenten hatten gemeinsame Borfchläg« für ihre Länder ausgearbeilel. Die belgischen Industriellen konnten sich bisher nicht einigen. Infolge- dessen ist eine Verzögerung de» Abschlusses notwendig geworden. veutsth-amerikanifche Schiffohrtsverstänükgung. Der Norsitzendes des Schiffahrtsamtes der Vereinigten Staaten (Unsted States Shipping Board), Kapstän Mac Mister, ist von New Port nach Deutschland abgereist, um sich hier mst deutschen Reedern über die Frage des deutsch -ameritanischen Schiffsverkehrs auszusprechen und gleichzeitig auch die großen deutschen Reedereien in Hamburg und Bremen zu besuchen. Wie die„Konjunkttir-Korrespondenz" bort, will MacAllister ein U e b e r- einkommen und eine Annäherung zwischen den deutschen und amerikanischen Schiffahrtslinien herbei» führen, besonders in der Frage der von beiden Seiten im Fracht- und Pasiagierverkehr anzulaufenden Höfen. Auch will man über die Einführung regelmäßiger Frachtlinien sprechen. Weiter soll die Frage der Fracht- und Pasiagiert a r i f e besprochen werden, wobei die Amerikaner Wert darauf legen, daß diese möglichst nicht herab- gesetzt werden sollen. Neben diesen Verhandlungen beabsichtigt MacAllister, sich auch bei den deutfchen Reedern über ihr« Ersah- rungen im Schisabrtsgeschäst zu msormieren, um sich diese für die Ausgestaltung des United States Shipping Board zunutze zu machen,
Verschärfung des amerikanischen Anti-Trust-Gcfehes. Im amerW konischen Justizministerium wird zurzeit ein Gesetzentwurf aus- gearbeitet, der das jetzige Sherman Anti-Trust-Geseg verschärft. In den neuen Entwurf sollen eine ganze Reihe neue einschränkende Bestimmungen hineingearbeitet werden. Der Generalstaatsanwast Sargent erklärte, daß ihm viel daran läge, einen Weg zu finden, um die Zusammenschlüsse und Fusionen, die gegen den Sinn des Sherman-Gefetzes verstoßen, völlig unmöglich zu machen. Unter dem jetzigen Gesetz kann nämlich eine Gesellschaft die Anlagen und den Besitz einer anderen Gesellschaft erwerben. ohne zugleich die Aktien zu taufen, wodurch eine Umgehung des Anti-Trust-Gesetzcs möglich ist. Auch die Frage einer Fusion von nicht miteinander konkurrierenden Gefellfchaften soll bei dieser Ge- legenheit gelöst werden. Die neue Gesetzesvorlage wird Voraussicht- lich im Herbst dem Kongreß zur Annahme vorgelegt werden. Es bestehen begründete Aussichten, dieses neue Gesetz durchzudringen. Moderne Unlernehmerpraktiken. Ein interessantes Bild davon, wie die Unternehmer trotz der Wirtschoflskrise mit ihrem Kapital umspringen, bietet der Abschluß der Eisengießerei A.-G. vorm. Keyling u. Thomas., Berlin . Das letzte Geschäfts- fahr ließ sich schlecht an. Die Gesellsibaft klagt über die gedrückten Preise und mangelnde Beschäftigung. Anstatt nun von dem K a p i- t a l ü b e r f l u ß, den die Gesellschaft hatte, einen großen Teil zur Rationalisierung und zur Deckung der Produktionskosten aufzuwen- den, tat sie genau dasselbe, was in der Inflation als gewinnbringende Spekulation geübt wurde. Sie erwarb nämlich B e t e i l i- gungen an weiteroerarbeitende Vetriehe. Die Spekulation schlug aber fehl und aus den neu erworbenen Beteiligungen entstanden neue Verluste. Der Erfolg ist, daß die Gesellschaft mit einem Verlust von 405 000 M. abschließt. In der Bilanz erscheinen Waren mit 180 916, Materialien mit 165 599, Schuldner mit 703 650 und Effekten und Beteiligungen mit 612 000 M. Diesen Konten stehen fast eine Million, nämlich genau 998 001 M. Schulden konten gegenüber. Bei den Bemühungen, die verlustreichen Beteiligungen abzustoßen, sind der Gesellschaft 500 Aktien des eigenen Unter- nehmen? in Zahlung gegeben worden. Werden diese eingezogen — ein Antrag dazu soll der Generaloersammlung vorgelegt wer- den— so würde sich der Verlust des letzten Jahres auf 155 000 M. ermäßigen. In jedem Falle hat sich die Gesellschaft gründlich die Finger verbrannt mst ihrem Versuche, neue Bettiev« anzugliedern, anstatt ihr Hauptaugenmerk auf die Produktion zu richten. Ueber den Geschäftsgang wird weiter berichtet: Die kata- strophale Absatzstockung, die bekanntlich im Herbst des Jahres 1925 einsetzte, hiell auch in den ersten beiden Monaten des Jahres 1926 an. Nach leichter Besserung in den darauffolgenden Monaten ha: sich das Geschäft in den letzten Wochen belebt, der Kreis der Kunden konnte erweitert werden. Die leichtfinnige Aussperrungsiaktit der llnlernehmer. Die Kammerich Werke A.-G.. ein Konzern verschiedener Unter- nehmungen der eisenverarbeitenden Industrie, haben das Jahr 1925 mit einem Verlust von 172585 M. abgeschlossen. Gehcimrot Kempner, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, erklärte diese Verluste aus einem zweimonatigen Streik der Arbeiter. Gleich hinterher mußte er zugeben, daß der aus 600 000 bis 700 000 M. zu beziffernde Verlust durch Arbeitsersparnisse und bessere Lei st u n g e n des einzelnen Arbeiters wieder ausgeglichen werden konnte. Also damit ist zugegeben, daß die Aussperrung eine leichtsinnige war, daß der entstandene Verlust bei Lohnzugeständ nifsen an die Arbeiter hätte vermieden werden können. Das Unter- nehmen benutzt die Gelegenheit, um eine einschneidende Sani«- rung vorzunehmen. Sie legt ihr Aktienkapital im Verhältnis 5: 2 von 4 Millionen auf 1,6 Millionen Aktienkapital zusammen und erhöht es um 900 000 M. achtprozentige Vorzugsaktien. Die durch diese öonierung erzielten Buchgewinne sollen zu Abschreibungen auf die in die Goldbilanz zu hoch eingesetzten Werte und zu Schulden- ablösungen benutzt werden. Zusammenschluß in der chemischen und Alineralsarbsninduftrie. Zwischen zwei der ältesten Firmen der chemischen und Mineral- farbcnindustrie, den Firmen Gebr. H e y l u. Co., Churlottenbur-g (gegründet 1833) und der Firma A. B e h r i n g e r G. m. b. H� Chärlottenburg(gegründet 1852), ist nunmehr ein vollständiger Zusammenschluß erfolgt. Wie wir hörxn, werden die ge- meinsamen Betriebe durch eine soeben gegründete Betricbsgesellschast Heyl-Behringer Farbenfabriken A.-G., deren Kapital mit einer Million Mark bar eingezahlt ist, in der bisherigen Weise weiter-- geführt. Die Fabriken werden durch den Ausbau neuer gewinn- bringender Verfahren, durch Erzielung wirtschaftlicher Ersparnisse, durch Beseitigung der Konkurrenz rentabler abeiten. Die Fusion wird in den beteiligten Kreisen als bedeutender Fortschritt auf wirt- schaftlichem Gebiet betrachtet. Man hält sie für den Anfang eines engeren Zusammenschlusses der chemischen Mineralfabrikeu Deutich- lands. Eine besondere Stoßkraft wird die neue Aktiengesellschaft bei Bearbeitung des Auslondsmarttes besitzen. Die Auslands- Unternehmungen in Belgien , Schweis Dänemark und Jtulien sollen ausgebaut werden. Eine neue Ssilleguag des Stahlkrufl». Wie wir von Ver- waltungsfeit« erfahren, beabsichtigen die Vereinigten Stadl- werte A.-G., die Eisenhütte Holstein A.G. in Rendsburg , welche sie von den Rombacher Hüttenwerken übernahm, wegen Unrentabilität stillzulegen. Die Verwaltung der Eisenhütte Holstein A.-G. hat daher die Sttllegung des Betriebes zum 1. Scptembar beantraat. Die Eisenhütte Holstein A.-G. sst mit 500 Arbeitern und Angestellten neben der Garshütte der größte induistriell« Betrieb im Rends- burger Bezirk. Die Einführung der INonlanlrustaktten. Die Z u l a s s u n g s- telle der Berliner Börse hat am Mittwoch den Prospekt der Vereinigten Stahlwerte zur Einführung ihrer Aktien an der Berliner Börse genehmigt. Wie es heißt, sollen die Aktien auch in den Terminverkehr eingeführt werden. Sie werden bereits rei gehandelt. Der Kurs schwankt, bei mangelndem Angebot, zwischen 120 und 140 Proz. Die Fusion Pulverkonzern-Farbenlrufl verzögert. Die General- Versammlung van Köln -Rottweil , welche über die Fusion mit I. G. Farben Beschluß sassen sollte, mußte vertagt werden. Das Statut von der Köln-Rottweiler Gesellschaft verlangt, daß bei derartigen Beschlüssen mindestens drei Viertel des ausgegebenen Aktien- kapitals vertreten sind. Es waren aber nur 19 867 480 Stammaktien und 125 000 Vorzugsaktien, also nur etwa die Hälfte des Kapitals vertreten. Aus der Anwesenheitsliste geht hervor, daß die D i s- conto-Gcsellschaft und die I. ffl. Farben, die ihren Aktien- besitz angemeldet hatten, nicht an de r Generalversamm- lung teilnahmen. Dielleicht ist es nicht unangebracht, daraus zu schließen, daß noch gewisse Unstimmigkeiten über die Bedingungen »es Zusammenschlusses bestehen. Eine zweste Generalversammlung, die ohne Rücksicht auf die Zahl der vertretenen Aktien Beschlüsse assen wird, ist zum 31. August, 11 Uhr vormittags, einberufen. Erhebliche Zunahme im bremischen Seeschisssverkehr— eine Wirkung de» englischen Kohlenstreiks. Die durch den englischen Streik verursachte Ausfuhr oberschlesischer und Ruhr- kohle hat auch in Bremen zu einer erheblichen Berkehrsbelebung beigetragen, wenngleich die Möglichkeiten noch bei weitem nicht voll ausgenutzt sind. In Ankunft und Abgang zusammen wurden im Juli 1926 1190 Schiffe mit 1 311 971 Nettoregistertonnen Raum- geholt gegen 940 Schisse mst 1 331 241 Nettoregistertonnen im ' Zormonot und gegen 913 Schiffe mit 989 944 Nettoregistertonnen im Juli 1925 ermittelt. Das bedeutet eine Zunahme gegenüber dem Bormonat von 16 P r» � und gegenüber Juli des Vorjahres von 31 Proz. Busfische Schiffsbeflellungen In Blussofinlen. Vertreter der Sowjetregicrung haben sich nach Italien begeben, um dort Derhand- lungcn über die Bestellung von Frachtdampfern auszunehmen, und Zwar Handell es sich um Dampfer, die für den Dienst in der Ostsee und dem Schwarzen Meer Verwendung finden sollen. Man will mindestens 5 Schiffe mit einem Ro umgehakt von 5000 bis 6000 Tonnen in Auftrag geben.