Gürtner. Das bewaffnete Heerlager der Nationalsozialisten und das bayerische Inftizministerium.
Bis zum Sommer des Jahres 1923 erfreuten sich die Nationalsozialisten stets des besonderen Wohlwollens baŋerischer Behörden. Nicht nur die Polizei, sondern insbesondere auch die Staatsanwaltschaft nahm weitestgehende Rücksicht auf die Bedürfnisse der Hitlergarde. Kein Wunder also, daß sich diese Lieblinge des Münchener Polizeipräsidenten Böhner als die Herren in Bayern fühlten, zumal es selbst der Justizminister Dr. Gürtner nicht für nötig hielt, die Staatsanwaltschaft zum Einschreiten gegen die strafbaren Unternehmungen der Nationalsozialisten anzuhalten. Ein besonders frasser Fall amtlicher Begünstigung durch Nichteingreifen des Staatsanwalts sei hier in Erinnerung gebracht:
Für den 1. Mai 1923 war den freien Gewertschaften in München polizeiliche Genehmigung zu ihrem Maifest zug zur Theresienwiese erteilt worden. Die Baterländischen" Verbände, voran die Nationalsozialisten, verlangten das Berbot des 3uges und forderten, daß sie felbst als Hilfspolizei aufgeboten werden sollten. Wenn sich die Regierung ihrem Diftat nicht füge, wollten sie den Maifestzug mit Gewaltsprengen!
Die Regierung fapitulierte! Der Zug wurde ver boten. Dabei wagte man natürlich nicht, offen die Nieder lage vor den Hakenkreuzterroristen zuzugeben, sondern versteckte sich hinter der Erklärung: Rommunisten hätten sich an dem Zug beteiligen wollen und unter diesen Umständen müsse die Genehmigung zurückgezogen werden. Erlaubt wurde den Gewerkschaften lediglich eine Feier auf der Theresienwiese.
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Die Baterländischen", vor allem Hitler- Leute und Bund Oberland , waren damit noch nicht zufrieden. Sie hatten rund 10 000 Mann alarmiert, die kurz vor dem 1. Mai aus bayerischen und außerbayerischen Orten nach München famen. Waffen und Munition für sie lagerten in der Pioniertaserne. ünter Führung Hitlers waren diese nationalsozialistischen Landsknechtsorganisationen bereit, gewaltsam einzugreifen. Es ging aber nicht nur gegen die freien Gewerkschaften und die Sozialdemokratie, sondern auch gegen die bayerische Regierung, die ihren bisherigen Schüßlingen nicht voll zu Willen war. Die Regierung erkannte im letzten Augenblick die Gefahr, in der sie schwebte und beorderte auswärtige Reichswehr und Landespolizei nach München .
Die Baterländischen" hatten ihr Heerlager am 1. Mai auf dem Egerzierplay Oberwiefenfeld vor, München aufgeschlagen. Rechts und links von der Straße waren am Eingang ein Panzerauto und mehrere Lastautos aufgestellt. Die Stimmung der nationalsozialistischen Offiziere und ihrer bewaffneten Hitler- Truppen war sehr fampfes freudig. Die Offiziere erklärten, wenn es losginge, stünde die ganze Reichswehr auf ihrer Geile. Ganz München sei von ihnen umzingelt und wenn die Kerls es wagen sollten, ihre roten Fehen durch die Stadt zu tragen, würden die National sozialisten strahlenförmig auf München mar schieren. Wenn auch nur einem Führer der Nationalfozialisten ein Haar gekrümmt würde, hätte das die Beseitigung von 2000 Juden zur Folge.
In seinem Buch über Politische Geheimverbände", das zwei Jahre nach dem Hitlerschen Novemberputsch im Berlage von Herder in Freiburg erschien, berichtet nun derselbe Dr. Schmeyer über die Vorgänge in München am 1. Mai 1923. Er schildert die Zusammenrottung der bewaffneten Hitler - Truppen und fährt dann fort:
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„ Mit diesem Vorgehen hatten sich die Nationalsozialisten zweifellos gegen die Vorschriften des Strafgesetzbuches vergangen; der Minister des Innern erflärte im Barlament, daß feiner Ansicht nach § 127 des Reichsstrafgesetzbuches( Bildung bewaffneter Haufen; wird mit Gefängis bis zu zwei Jahren bestraft. D. Red.) zweifellos verlegt jei und daß demgemäß die Staatsanwaltschaft und die Gerichte gegen disfen unerhörten Uebergriff einschreiten müßten. Die Bolizei hat auch im Einvernehmen mit dem Minister des Innern die erforderlichen Schritte getan und das Ergebnis der polizeilichen Erhebungen zur Weiterverfolgung an die Staatsanwaltschaft geleitet. Zu einer gerichtlichen Verfolgung der Sache ist es aber unbegreiflicherweise bis zum 8. November 1923 nicht gekommen. Die strafrechtliche Berfolgung der Angelegenheit hat versagt. In dieser Sachbehandlung ist meines Erachtens hauptsächlich der Grund für das weitere gefeßwidrige Verhalten der Nationalsozialisten zu suchen...."
„ Wenn die Juwiderhandlungen der Nationalsozialisten am 1. Mai 1923 ihre verdiente Sühne gefunden hätten, wäre es aller Voraussicht nach nicht zum Uinsturzverfuch vom 8. November 1923 gekommen."
Der frühere bayerische Innenminister sagt hier mit aller Deutlichkeit, daß das Nichteingreifen der Staatsanwaltschaft die Ursache dafür sei, daß im November 1923 Hitler und Ludendorff ihren Bürgerbräuputsch machen fonnten. Oder, um es juristisch zu sagen: Die Staatsanwali schaft hat sich eines Verbrechens gegen den§ 346 des Reichs: Strafgesetzbuches schuldig gemacht.§ 346 RStrGB. lautet: „ Ein Beamter, welcher vermöge seines Amtes bei Ausübung der Strafgewalt oder bei Bollstreckung der Straße mitzuwirken hat, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft, wann er in der Absicht, jemand der geseglichen Strafe rechtswidrig zu entziehen, die Verfolgung einer strafbaren Handlung unterläßt...
Erschwerend für die Staatsanwaltschaft fällt dabei noch ins Gewicht, daß nach Herr Schwenŋer, bayerischer Innenminister a. D., das Ergebnis der polizeilichen Erhebungen zur Weiterverfolgung an die Staatsanwaltschaft geleitet worden ist. Es ift aber auch anzunehmen, daß die ganze Angelegenheit im bayerischen Ministerrat behandelt wurde; auf jeden Fall waren dem Justizminister die strafbaren Borgänge vom 1. Mai bekannt. Trozdem hat das Justizministe= rium die Staatsanwaltschaft nicht zum Einfchreiten angewiesen! Bayerischer Justizminister war aber damals Herr Dr. Gürtner, derselbe Dr. Gürtwar aber damals Herr Dr. Gürtner, derselbe Dr. Gürt: ner, der als Oberregierungsrat im Juftizminifterium im März 1921 mit den Augsburger Staatsanwälten ein fo merkwürdiges Gespräch führte, nach dessen Abschluß die Haftbefehle gegen die Mörder des Kellners Hartung aufgehoben wurden, obwohl die Indizienbeweise gegen sie schlüssig waren.
Geschminkte Blumen.
Ueber dem Potsdamer Platz liegt leuchtende Sonne; Menschen mit ferienbraunen Gesichtern schieben sich an den langen Reihen der Blumenverkäufer entlang. Hier und da bleibt ein Mann, eine Frau stehen und greift mit versonnenem Lächeln, in dem noch die Erinne rung der Ferientage träumt, in die Blumen. Blumen ach, auch hier in der Stadt braucht man sie doch nicht ganz zu entbehren! Und schon hüllt der dienstfertige Berkäufer die sonnengelben Rosen in Seidenpapier; glücklich trägt der Heimkehrer sie nach Haus.
Aber alle Freude vergeht, wenn er sie dort sorglich auseinander. bindet, um ihnen für die furzen Tage ihres Blumenlebens Luft, Raum und Wasser zu geben. Ach! die langen Stiele" find Binsen, kunstvoll sind die Kelche durch hineingebohrte Drähte gestützt" und zu schlechter Letzt ergibt sich, daß diese Rosen echte Kinder der Großstadt, ganz gemeine Hochstaplerinnen sind! Alle sind sie auf den ehrlichen Namen„ Frau Karl Druschti" getauft, und mit hoch gelber Anilinfarbe auf ,, Maréchal Mil" gefärbt.
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Ach, arme Rosen der Großstadt! So wird ihr kurzes Leben noch um Lage verkürzt. Begierig fogen sie das gefärbte Naß in sich hinein, schmückten sich mit der tödlichen Schminke. Traurig läßt der Rosenfreund die geschminkten Blütenblätter aus dem Fenster wirbeln. Unten aber geht, mit hochblondem Bubikopf und zentrifolienrotem Kirschenmund Mademoiselle Nini Renée vorüber und freut sich bes Blumenregens, Mademoiselle Nini, die noch vor zwei Jahren Lieschen Buttgereit hieß, und feineswegs aus Genève, sondern aus Billfallen und die Tochter bracer Portierleute war, bis sie ein Mäzen entedte und sie mit Curaçao und Seft in Mademoiselle Nini umtaufte....
Neuer Untergrundbahnbau.
Die Tempelhofer Strede als Notstandsarbeit.
Als erste der von der Stadt Berlin vorgesehenen neuen Notstandsarbeiten wird die Verlängerung der Nordfüdbahn über das Tempelhofer Feld in Angriff genommen werden können. Die Nordfüdbahn A.-G. hat jetzt gemeinsam mit dem Bezirksamt Tempelhof , dem im Rahmen der Berliner Notftandsaktion die Aufschüttung der Berliner Chauffee nach Tempelhof obliegt, bereits jeht mit den Vorarbeiten für den neuen Bahnbau begonnen. In ganz kurzer Zeit werden dann auf dieser Strede Arbeiten für den Erdaushub in Angriff genommen. In etwa vierzehn Tagen bis drei Wochen werden bei dieser Arbeit einige hundert Arbeiter beschäftigt werden können.
Ein mutiger Kletterkünstler.
Zunahme der Einbrüche in Radiofabriken.
Houses liegt, wurde in der letzten Nacht fünfmal von einem Eine Radiofabrik, die im Osten der Stadt im fünften Stock eines Einbrecher heimgesucht und jedesinal empfindlich bestohlen. Die Spuren ergaben, daß der Täter jedesmal über die Dächer aefommen sein mußte und ein Dachfenster eingeschlagen hatte. Nach dem Bejund konnte es nur ein schmächtiger Junge von leichtem Körpergewicht gewesen sein. So fiel der Berdacht auf einen 18 Jahre alten Willy S., der einmal in der Fabrik beschäftigt gewesen war und deshalb dort Bescheid wußte. Als die Kriminalbeamten ihn gestern in der Wohnung seiner Mutter ermittelten, befam er es so mit der Angst, daß er die Schlafzimmertür hinter sich abschloß und ins Bett rod. Um so mehr Mut dagegen hatte er bei feinen Einbrüchen bewiesen. Durch einen Zufall war ihm der Bodenschlüssel eines Hauses, das von dem Fabrikgrundstück durch fünf Häufer getrennt ist, in die Hände gefallen. Mit Hilfe dieses Schlüffels gelangte er auf das Dach des Hauses, und nun drang er mit größter Lebens gefahr über die fünf anderen Dächer nach der Radiofabrik vor. An einer Stelle mußte er vier Meter hoch an einem dünnen schwachen Rauchrohr, einem Tonschornstein, der so hoch aus einem schrägen Dach herausragt, emporsteigen, um das nächste Dach erreichen zu fönnen. An einer anderen Stelle führte fein Weg über eine schmale Dachrinne. An beiden Stellen drohte ihm die Gefahr des Absturzes. Er bestand sie aber auch auf dem Rückwege, auf dem er die Beute jedesmal in einem Rucsac trug. Die Kleiterpartie nahm bei jedem Einbruch dreiviertel Stunden in Anspruch. Der Kletterer kann von Glück sagen, daß er mit dem Leben davongekommen ist. Einen Menschen von normalem Gewicht hätte das Tonrohr sicher nicht tragen fönnen. Auch andere Einbrüche in Radiofabriken und geschäfte nehmen die Kriminalpolizei stark in Anspruch. Sie häufen sich immer mehr. Für die Aufklärung sind hohe Belohnungen aus. gefcit.
Zwei gefährliche Brände.
Ein größeres Feuer beschäftigte heute morgen gegen% 5 Uhr die Feuerwehren von Rahnsdorf und Umgegend in der Adalbertstraße 12 zu Rahnsdorf , wo auf einem Zimmerplaß größere Mengen Nuß- und Brennholz in Flammen standen. Den Wehren gelang es nach längerer Löschtätigkeit, das Feuer niederzufämpfen und ein Weitergreifen zu verhüten. Die Entstehungsurfache ist noch unbefannt. Fast um dieselbe Zeit wurden mehrere Löschzüge nach der Stegliger Str. 21b zu Lichterfelde gerufen, wo Kellereien brannten, in denen Kohlen lagerten. Nach über einstündiger Löschtätigkeit, wobei die Mannschaften mit Rauchschutzgeräten arbeiten mußten, tonnte die Gefahr beseitigt werden.
Noch einmal Siedlerunterstützung. erwidert der Betroffene folgendes: Das Bezirksamt BerlinAuf die Ausführungen des Bezirksamtes Lichtenberg in Nr. 355 Lichtenberg verschanzt sich hinter dem Heimstättengesetz. In meinem Fall liegt die Sache aber anders. Ich habe von Lichtenberg weiter nichts als eine Borrangerklärung gefordert und nicht einen Rücktritt vom Vorkaufsrecht. Wenn das Bezirksamt Lichtenberg behauptet, daß die Eintragung des Rückkaufsrechts die hypothefarische Belastung des Grundstückes nicht stört, so beweist es eben damit,
daß es über diese Frage schlecht informiert ist. Wozu wäre ich dann wohl schriftlich sowie mündlich zwecks Einräumung einer Vorrangserflärung vorstellig geworden? Im übrigen bemerke ich, daß die mit Hilfe des Heimstättengefehes errichteten Wohnungen wohl doch handen. Eine Rundfrage würde dieses fofort bestätigen. Fest steht, nicht so billig find, denn sonst wären in denselben feine Mieter vordaß ich in mein Häuschen selbst mit Hilfe des privaten Kredites weniger Zinsen zu zahlen hätte, alfo billiger wohnen würde, als die 200 Siedler der Siedlung. Dafür trete ich die Beweise an. Hiermit schließen wir die öffentliche Diskussion über diese Frage.
Die größte Funkausstellung.
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Die erste große Ausstellungsveranstaltung des Berliner Messeamtes in diesem Herbst, die 3. Große Deutsche Funt ausstellung, wird in wenigen Wochen, am 3. September, in Hause der Funkindustrie am Kaiserdamm eröffnet werden. Das Intereffe, das dieser Spigenveranstaltung der deutschen Radio- Industrie von allen Seiten entgegengebracht wird, ist underändert start. Seit Wochen ist die Ausstellungsfläche vollkommen ausverkauft. Alle führenden Firmen haben wieder Stände teilweise beträchtlichen Umfanges belegt und werden die im Laufe des letzten Jahres gemachten Erfahrungen und ihre Verwertung in den neuen Apparatemodellen zeigen. Unter den Neuerungen, die man zu sehen bekommen wird, dürften besonders die neuartigen, außer ordentlich verbesserten Rezanschlußgeräte die Aufmerksamkeit der Radioteilnehmer in Anspruch nehmen. Mit diesen Geräten tann man den Strom direkt aus der Lichtleitung entnehmen; der Empfänger Tschiffcherin ist ertranft und wird durch Litwinom vertreten. I wird vollkommen unabhängig von Anodenbatterie und Attumulator.
Mit der Leitung des Polizeipräsidiums in Altona wurde Genosse Erwin Barth ( Berlin ) zunächst fommissarisch beauftragt. -Amtsgerichtsrat Dr. Scholz( Berlin ) ist zum tommiffarischen Landrat in Hannover - Linden ernannt worden.
Bon den Sondervorstellungen ist zunächst eine Ausstellung der Reichs post, die allerdings etwas kleiner als im Vorjahre sein wird, erwähnenswert. Die Ausstellung der Reichsrundfuntgesellschaft bringt statistisches Material über den Rundfunk und die Die Berliner Funk stunde 2.-G. zeigt ihren Aufnahmeraum preisgekrönten Arbeiten des bekannten Wettbewerbes für Bastler. und bietet den Besuchern der Funkausstellung eine besondere Art Attraktion mit einer großen eigens für diesen Zweck geschaffenen Revue. Gleichzeitig mit der Eröffnung der 3. Großen Deutschen Funkausstellung, die bis zum 12. September dauert, wird der 138 Meter hohe Funkturm dem Verkehr übergeben. Eine Vortragsreihe im Programm der Funkstunde über die verschiedenen mit fammenhängenden Fragen sowie über technische Radioprobleme beder Radiobewegung und dem Berliner Ausstellungsgedanken zutont die populärwissenschaftliche Seite der Ausstellung. Im Vergleich zu den zur selben Zeit in London und Wien stattfindenden Funkausstellungen ist die Berliner Veranstaltung die größte. Während z. B. die Ausstellung im Londoner Kristallpalast nur etwa 120 bis 130 Aussteller umfaßt, beträgt die Ausstellerzahl der Deutschen Funtausstellung über 200.
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Zehlendorf wieder mäßig wie immer!
Eine auffehenerregende Erklärung des Bürgermeisters.
In einem Bericht in unserer heutigen Morgennummer über die Beflaggung der westlichen Vororte war gesagt worden: Behlendorf wirfte wieder mäßig wie immer." Es war in Zehlen borf aufgefallen, daß Schulen und öffentliche Gebäude entweder nur die preußische oder die Berliner Stadtflagge gezeigt hatten. Befondere Empörung hatte eine auf der Südschule gezogene, auch noch vollkommen zerschliffene schwarzweiße Fahne erregt. Der Be zirfsbürgermeister Herr Dr. Schumacher war so liebenswürdig, uns auf unsere telephonische Anfrage des Rätsels Lösung zu geben. Soweit Berliner Fahnen vorhanden waren, wurden diese verwandt, im übrigen wurden preußische Fahnen gehißt. Auch einige Reichsflaggen find aufgezogen worden. Auf unseren Einwurf, warum denn nicht Reichsflaggen in genügender Anzahl rechtzeitig herbeigeschafft worden waren, erklärte der Herr Bürgermeister, daß man sich noch nicht entschließen fonnte, die nötige Anzahl zu beschaffen, da es ja doch immerhin möglich sei, daß andere Farben die Flagge des Deutschen Reiches in Zukunft repräsentieren werden. Gerade die Flaggenfrage sei eine sehr zweischneidige Sache. Im übrigen fönne man auch den Etat nicht zu hoch belasten und eine eventuelle Umänderung der Reichsfahne würde neue unnüße Ausgaben verursachen. Der Reichstag werde ja auch bald wieder zusammentreten, so daß dann die Frage geflärt wird." Soweit der Herr Bürgermeister.
Also kurzum: Wegen bevorstehender" Vereinheitlichung der Flagge, wie sie sich der deutschnationale Bürgermeister vorstellt, ist in Zehlendorf auf die Beflaggung mit Schwarzrotgold verzichtet worden. Die gebührende Antwort auf diese unglaubliche Einstellung des Bezirksbürgermeisters wird dem Herrn nicht nur von unseren Genossen in der Bezirksversammlung, sondern auch am 21. und 22. August erteilt werden, wo der Kreisverein Zehlendorf feine Bannerweihe veranstaltet. Herr Dr. Schumacher wird dann des Reichsbanners Schwarz Rot Gold in Zehlendorf erleben können, daß schwarzrotgold doch die Farbe der Zukunft ist,
Ein ungetreuer Postbeamter.
Seit einiger Zeit verschwanden auf dem Postamt W. 9 in der Linkstraße Eil- und Wertbriefe, ohne daß es bisher gelang, troj reger Ueberwachung den Täter zu stellen. Als gestern nachmittag der Hilfspostschaffner Ernst K., der im Norden Berlins wohnt, seinen Dienft antrat, wurde zufällig beobachtet, wie er einen Gilbrief in der Tasche verschwinden ließ. Er wurde von einem Kollegen sofort zur Rede gestellt und aufgefordert, den Brief herauszugeben. K. war auch sofort geständig und wurde von der Kriminalpostdienststelle verhaftet. Bei seiner Vernehmung gab er zu, bisher etwa 30 Briefe entwendet und beraubt zu haben. Man nimmt an, daß die Zahl der unterschlagenen Briefe weit größer iſt.
Zum Mädchenmord in Spandan.
Der Mädchenmord in Spandau ist auch heute noch nicht auf geklärt. Von den beiden verdächtigen Männern, die sich gestern abend noch im Gewahrsam der Kriminalpolizei befanden, ist nach Prüfung seines Alibibeweises der eine noch im Laufe der Nacht wieder entlassen worden. Auch der zweite hat, wie wir bereits mitteilten, den Beweis angetreten, daß er zur Zeit des Verbrechens nicht noch nicht beender. Bis jetzt ist sie aber nicht zu feinen Ungunsten am Tatort habe sein können. Die Nachprüfung seiner Angaben ist noch nicht beender. Bis jetzt ist sie aber nicht zu seinen Ungunsten cusgefallen.
Hilfe für Strafentlassene. Pfarrer Schilp vom Untersuchungsgefängnis Moabit bittet um Unterstügung bei der Fürsorge für ent laffene Strafgefangene und ihre Familien. Die schwerste Zeit für diese ist immer unmittelbar nach der Entlassung, da dann die öffentlichen Wohlfahrtsorgane mit ihrer Hilfe noch nicht eingreifen tönnen. Die wachsende Not stellt immer höhere Ansprüche an die Fürsorge, die Mittel sind erschöpft. Gaben nimmt entgegen: Pfarrer Penschte, Pfarrer Schilp, Untersuchungsgefängnis 1t Moabit 12a. Postschecktonto: Berlin 117 951, Pfarrer Emil Schilp, Untersuchungsgefängnis.
Glasgemälde im Reichstag. Die während der Berfassungs feier in der Wandelhalle des Reichstages aufgestellten fünf Glasgemälde, die für das Internationale Arbeitsamt in Genf bestimmt sind, werden am Donnerstag und Freitag dieser Woche von zwei bis drei 1hr nachmittags der allgemeinen Befichtigung freigegeben sein. Der Zugang, für den teine besonderen Rarten erforderlich sind, erfolgt durch das Reichstagsportal 2.
wollten morgen, Freitag, abend eine Protestversammlung„ Gegen Eine verbotene kommuniffenversammlung. Die Kommunisten ben Polizeiterror" auf dem Brunnenplatz veranstalten. Diese Rundgebung ist von der Polizei verboten worden. Antifriegsmuseum Barochialiſtraße 29( am Alexanderplay) einen üſſentlichen Boutrag über„ Religion und Gozialismus".
Pfarrer Bleler hält am Freitag, den 13. August, abends 8 Uhr, im
Schweres Autounglück bei Fallersleben .
Ein schweres Autounglück ereignete sich am Mittwoch nachmittag in der Gegend von Fallersleben . Eine braunschwei
gische Autodroschke versuchte, den durch keine Schranken gesicherten Bahnübergang zwischen Ehmen und Fallersleben noch furz vor dem heranbrausenden Zug zu überqueren. Der Wagen wurde jedoch von den Buffern der Lokomotive erfaßt, zur Seite geschleudert und vollständig zertrümmert. Von den Insassen wurde der braunschweigische Viehhändler Friz Jahn sofort getötet. Die beiden anderen, ebenfalls Biehhändler aus Braunschweig , wurden schwer verletzt. Der Autoführer Funke blieb dagegen unverletzt. Nach Zeugenaussagen hatte der Lokomotivführer mehrfach Warnungssignale gegeben, und auch die Infaffen des Wagen hätten durch Klopfen an die Scheiben versucht, den Autoführer zum Halten zu veranlassen.
Diebstahl im Weimarer Goethe- Museum. Aus dem GoetheNational Museum wurde ein byzantinisches Delgemälde, betitelt Die Siebenschläfer", das fiehen Jungfrauen in einer Höhle darstellt, entwendet. Das Gemälde ist 18 Zentimeter hoch und 15 Zenti meter breit; es ist auf eine Holzplatte gemalt.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Jungfozialisten Neukölln 2. Die heute im„ Borwärts" bekanntgegebene Sigung
Der Arbeitsgemeinschaft findet nicht am Freitag, sondern bereits heute ( Donnerstag) abend statt.