Nach der Beendigung des Bürgerkrieges und nach dem Uebergang zu der„neuen Wirtschastspolitik", d. h. zur Anpassung der Wirtschaftspolitik an die Verhältnisse eines wirt- schaftlich rückständigen, vorwiegend agrarischen, in seiner Mehrheit kleinbürgerlichen Staates, haben sich die inneren Gegensätze In der KPR. wieder wesentlich zugespitzt. Diejenigen Elemente der Partei, die mit den Arbeitermassen enger verbunden waren, und die in der Arbeiteropposition ihr Sprachrohr fanden, suchten instinktiv die Interessen der Arbeiterschaft in der Partei wahrzunehmen und rückten immer weiter von der offiziellen Ideologie der Partei ab. Ihre Ge» dankengänge waren widerspruchsvoll: neben den Nachklängen des Syndikalismus spürte man zuweilen In ihren in der Oeffentlichkeit meist wesentlich verzerrten, wenn nicht gar unterdrückten— Aeußerungen bald die Sehnsucht nach den verflossenen Zeiten des„K r i e g s k o m m u n i s m u s", bald das instinktive Streben zur selbständigen Entwicklung der Arbeiterbewegung, zum Anschluß an die Arbeiterbewe- gung des Westens. Im Sommer 1921, wo man bereits„neue Wege" eingeschlagen hatte, die Gewerkschaften aber immer noch in der Zwangsjacke, wie diese für sie in den Jahren des „Kriegskommunismus" zugeschnitten wurde, zu hallen suchte, haben sich die Gegensätze dermaßen zugespitzt, daß die große Mehrheit der kommunistischen Delegierten des vierten all- gemeinen Gewerkschaftskongresses'(im Mai 1921) sich gegen dos Zentralkomitee der Partei aufgelehnt hat. Es bedurfte eines zweimaligen energischen Eingreifens Lenins , um die n»derspenstigen Gewerkschaftler zum Gehorsam zu zwingen, UM die Fuhrer der kommunistischen Gewerkschaftler T o'm s k i und R j a sa n o f f(jener der praktische, dieser der theoretische Führer) wurden gemaßregelt. Erst nach einem halben Jahre, als man sich auch auf dem gewerkschaftlichen Gebiete entschlossen hatte,„neue Wege" einzuschlagen, konnte Tomski aus der Verbannung zurückkehren und seinen Posten als Vorsitzender der Gewerkschaftszentrale wieder einnehmen. Innerhalb der Partei hat aber die Gährung nicht aufge- Hort, und erst vor kurzem hat sich die„P r a w d a" genötigt gesehen, das Schweigen über die Arbeiteropposition aufzu- geben und in einem einige Meter langen Artikel gegen sie ins Feld zu rücken. Es erweist sich, daß die Arbeiteropposi- . tion sich bereits vom kommunistischen Utopismus völlig befreit hat, wenn sie auch für Rußland zum demokratischen Sozialismus sich noch nicht durchringen konnte: für das Ausland will sie ober bereits wieder auf den Boden der sozialistischen Arbeiterbewegung zurückkehren, will hier von der Kammunistischen Internationale und von der Roten Ge- werkschaftsinternationale nichts mehr wissen und geißelt scharf das„Gesindel von kleinbürgerlichen Knecht - s e e l e n, die für das russische Gold sich selbst für das Prole- tariat ausgeben und die„revolutionärsten Arbeiter" in der Komintern vertreten". Die Befreiung der kommunistischen Arbeiterschaft von dem Zauber der abstrakten revolutionären Vhrase, von den Fesseln des kommunistischen Utopiemus hat hier bereits große Fortschritte gemacht. < Zahlenmäßig ist die„Arbeitcropposition" in der KP. der Sowjetunion wohl nicht sehr bedeutend. Die Arbeiteropj»- sition widerspiegelt— wenigstens in den letzten Jahren— riz\jcht Jo sehr die Bestrebungen der kommunistisch organi- s i c,r t e n Arbeiter, als die Stimmungen derjenigen SchichtM ,.der; Arbeiterschaft, die zu der KP. neigen resp. neigten, ohne ihr formell, beigetreten zu sein. Die Arbeiteropposition bildet daher unmittelbar keine große Gefahr für die innere Festigkeit der Partei als eines organisierten Ganzen. Anders liegt es mit einer anderen Opposition, die bis vor kurzem sich lediglich um T r o tz k i zu gruppieren suchte, die aber neuerdings unerwartet große Eroberungen in der alten Garde des Bolschewismus verzeichnen konnte und heute— neben Trotzki— S i n o w j e w, R a d e k, K a m e n« w,
Ein pommerscher Großgrunöbesitzer. '' No» Hans Bauer. In Dahlem hat sich eine ehemalige Schauspielerin In einem Anfall ron Lebensüberdruß selbst den Tod gegeben. Das ist'traurig und lost unser menschliches Mitgefühl aus. Die Schauspielerin war die Geliebte eines Mannes, und nun wird es ja viele geben, die das nicht in der Ordnung finden, aber das ist ein Standpunkt von de- zweifelbarer Richtigkeit, und schöner ist es jedenfalls, solche sittliche Splitterrichtereicn nicht mitzumachen. Wir erfahren indessen, daß der Geliebte der Schauspielerin ein pommerscher Großgrundbesitzer ist, daß er der Dame seines Herzens eine Villa mit 10 Zimmern gepachtet hatte, daß er ihr die Mittel zu einem sehr kostspieligen Umbau des Wohnsitzes zur Verfügung stellte, und daß die Tote offenbar auch sonst ungewöhnlich große Summen von ihm bezog. Wenn wir also auch die Tatsache des Verhältnisses der beiden zueinander nicht absonderlich finden, so will es uns doch bedünkcn, daß seine Begleitumstände und die Art seiner Finanzierung nicht alltäglich seien. Pommern : das ist ein etwas hartes Wort. In Pommern sind viel Kuhställe und viel Kartoffelfelder. Wenn man au» Pommern etwas hört, so ist das zumeist ein kerndeutscher Satz, der mal ordent» lich den Unterschied zwischen großstädtischer Firlesanzerei und länd» (icher Heimatverwachsenheit dartut, der mal ausspricht, daß deutsche» Bauerntum denn doch noch was anderes ist als städtische Derweich- lichung. Gar ein pommerscher Großgrundbesitzer: Das ist ja doch wohl ein Mann, der keine Arbeit scheut, der oft genug selbst mit anpackt, ein Mann mit christlichen Grundsätzen, ein Mann von schlichter Arbeitsamkeit, ein Mann mit wetterhartem Gesicht, unangekränkelt von jeglicher Dekadenz, ein derber Dickschädel, der der Scholle kärg. liche Nahrung abringt, der tagsüber sein' Sach' tut und abends grübelnd über den Steuererklärungen sitzt. Sorgenbeschwert ist setn Antlitz, und es entringt sich ihm der gequälte Hilferuf: Die Land» Wirtschaft ist in Not! Und nun dies!„Wir sind nicht beleidigt, wir sind nicht ver- letzt," wie es in dem Revueschlager heißt,.wir sind nur ein wenig erstaunt." Erstaunt darüber, daß unser grenzenloser Pessimismus gegenüber der pommerschen Landwirtschaft, zu dem wir uns schon hingerissen sahen, erfreulicherweise doch nicht am Platze zu sein scheint. Wir atmen aus und sind von schwerem Alpdruck befreit. Noch lebt also auch in Pommern die Lebensfreude! Noch braucht der Grundbesitz nicht aufs Letzte zu verzichten. Wirft sie auch nicht viel ab, die duftende Scholle, ein kleines Schloß für die Freundin, ihr Morphium- und ihr Kokainbedarf und die anderen unbedeuten- dereei Notwendigkeiten des Lebens—, die springen schon noch heraus. Wir aber sind ja so bescheiden und wünschen uns schon Glück zu allen pommerschen Großgrundbesitzern, die mit der Unterbilanz, die sie uns vorrechnen, immer noch lieber eine Geliebte aus«, als völkische Fememörder einkleiden.
die Witwe Lenin », Krup»kaja,Pjatatow u. a. nam- hafte Kommunistcnsührer in ihren Reihen zählt. Die Erstarkung dieser Opposition innerhalb der KPSU. ist eine Reaktion auf den U m w a n d l u n g s p r o z e ß, d e n die Partei dur chmacht und der sie zu einem sozial und politisch neuem Wesen gestaltet. Die KP. ist die einzige Partei, die in Rußland offen zu existieren vermag. Die gegensätzlichen sozialen und wirtschaftlichen Bestrebungen verschiedener sozialen Klassen lassen sich aber auf die Dauer nicht völlig ausschalten, und so wird die KP. dem D r u ck von aufftrebenden sozialen Klassen des nachreoolutionaren Rußlands ausgesetzt. Da» heutige Rußland ist aber in seiner erdrückenden Mehrheit ein kleinbürgerliches Land, welches seine in den Kriegs- und besonders in den Bürgerkriegsjahren ruinierte Wirtschaft vorwiegend auf einer privatwirtschaftlichen Grundlage Neu aufbaut. Die KPSU. wird allmählich— mag sie es wollen oder nicht— zum Werkzeug dieser Entwicklung, und geistig und selbst sozial macht sie den Prozeß der Verbur- g e r l i ch u n g durch. Die alten Kaders machen diese Ent- wicklu'ng nur widerwillig mit. Es bilden sich unvermeidlich innere Spannungen in der Partei, die in der latenten Krise der Partei ihren Ausdnick finden. Die alte Garde, soweit sie nicht gefügig genug ist, um sich völlig umzustellen, wird allmählich in die Opposition gedrängt. Wenn aber die Arbeiteropposition, die durch diese Ent- wicklung ebenfalls gestärkt wird, in der Berührung mit den Arbeitermassen die Kraft schöpft, um die alten, angeblich „revolutionären" Vorurteile zu überwinden und sich allmäh- lich zur sozialistischen Arbeiterbewegung durchringen, so bleibt die Opposition der alten„Berufspolitiker" und„Beruferevoluitonäre" um S i n o w j e w und Trotzki politisch in ihrer überwiegenden Mehrheit sehr wenig fruchtbar. Sie ist noch viel zu sehr in den Gedankengängen des kommunistischen Utopismus befangen, um be- fruchtend auf die Arbeiterbewegung wirken zu können und der russischen Arbeiterschaft zu verhelfen, ihre Kräfte zu sammeln und organisatorisch zusammenzufassen. Und doch ist diese Opposition, die in den Grundfesten der KPSU. eine Bresche legt, für die weiteren Geschicke der Par- tei und für die weitere Entwicklung Sowjetrußlands von größter Bedeutung. Mag sie in ihrer Ideologie noch so uto- pistisch sein, mag sie noch so sehr in der B e r g a n g e n h e t t die Quelle ihrer Kraft suchen, sie ist doch gezwungen, das Problem der Ueberwindung der Diktatur der je- weilig herrschenden Klique der KPSU. aufzurollen, sie ist gezwungen, gegen die U n i f o r m i t ä t und gegen den K a- davergehorsam in der KP. zu kämpfen und so d a s Fundament der Diktatur zu erschüttern, die in den eisernen Klammern das Land bält und insbesondere mit oller Kraft die selbständige Entwicklung der Arbeiterbewegung zu verhindern sucht. Es ist eben die Ironie der Geschichte, daß die Unterhöhlung der„revo- lutlonären Diktatur" durch Leute geschieht, die selbst die Macht des utopistischen Revolutionarisnms noch nicht über- wunden haben und vielleicht n i e werden überwinden können. Wie es auch die Ironie der Geschichte ist, daß die theoretische Führung des entartenden russischen Kommunismus Bucha» r i n übernommen hat, der ebcmalige extreme Führer des linken Flügels der KPR. In der Person Bucharms spiegelt sich die Entwicklung der KP. in Rußland seit 1917 mit einer blendenden Klarheit wider: von der Propaganda des„revolu- tionären Krieges" gegen die ganze Welt, der die Befreiung der gesamten Menschheit von den Fesseln des Kapitalismus bringen sollte, zu der Parole, die Bucharin im Frühjahr 1925 den wirtschaftlich erstarkenden Elementen der Bauern- s ch a f t zurief, zu der Parole der französischen Juli- Monarchie:„Bereichert euch!",„LnHdilssos- vons!".
hunöeblick. Auf einer Wartebank Stadtbahnsteig Hermannstroß«(Neukölln) saß eln Proletarier. Mit eckigen knockigen Gesichtszügen und breit ausgearbeiteten Händen Er hatte fein Messer in der Hand und schnitt an einer belegten Brotstulle. Er aß hastig und hungrig. Da ich vorüberging, schaute er auf und blickte mich an. Aus tief- liegender Höhle brannte mir fein Auge entgegen. Ich zuckte zu- sainmen. Denn dies war derselbe Blick, mit dem ein Hund den Bor- übergehenden anfunkelt, der ihm vielleicht seinen Knochen fortnehmen könnte. Du— sc» sprach das Auge des Proletariers —» ich esse ein belegtes Brot. Das Ist ein guter Happen. Rühr mich ja nicht an. Laß mich zufrieden. Ich komme von der Nachtarbeit. Ich stand am Hermannplatz hoch oben draußen zwischen dem dritten und vierten Stockwerk. Die ganze Nacht haben wir Ziegelstein« abge- tragen. Zwischen zwei und vier Uhr morgen? war es enljetzlich kalt, der Wind pfiff uns durch die Glieder. Du— ich bin hungrig. Meine Magenwände ziehen sich zusammen. Ich kann doch auch wohl mal«ine belegte Stulle csse». Bielleicht habe ich mich erkältet. Bielleicht werde ich sehr krank. Dielleicht verrecke ich in den nächsten Tagen. Du— gönne mir doch auch mal eine belegte Stulle. Brauchst nicht so zu gucken und hinzulchlelen. Ich verschlinge sie von ganz allein. Hurtig hier draußen zwischen Ankunft und Abfahrt. Zu Hause könnte ich es nicht. Mir würde das Herz sich zusammen- krampfen, wenn ich vor den hungrigen Augen meiner Kinder essen sollte. Du— laß mich in Ruhe. Sprich mich nickt an. Rede ja nicht von Verschwendung. Geh weiter und laß mich leben. Und ich ging weiter. Da Ich In der Straßenbahn faß. machte ich meine Seele auf und kehrte zurück zu dem Proletarier. Er würgte am letzten Bissen. Meine Seele legte Ihre Flügel um den ausgemergelten Proletarier. Schütterndes Schluchzen kam aus meiner Seele, wie heißes Geloben: Ich bin du und du bist ich. Alle», was sie dir antun, das tun si» mir an. Dein Leid ist mein Leid. Deine Angst fei meine Sorge. Dein Schicksal sei mein« Auf- gäbe. Bis zum Ende Bis zum letzten und äußersten. Bis diese alte ungöttllch« rohe Welt zusammenbricht. BIS die Gerechtigkeit aufsteigt wie aus sleimmendcm Morgenrot und nicht mehr sein wird— die Hundeangst im Menschenblick... Man rüttelt mich. Es war Zeit, auszusteigen. Wir stiegen aus. Mir aber war groß und ernst und feierlich zumute, als hätte meine Seele Gottesdienst gehalten. Paul Piechowski.
Ein neuer Neandertalschädel. Die Entdeckung eines neuen Neandertalschädcls wurde von der glücklichen Finderin, der englischen Paläontologin Dorothy Garrod , in der Jahresversammlung der Britischen Gesellschaft der Wissenschaften bekannt gegeben. Der Schädel, der mindestens 20 000 Jahr« alt ist, wurde von der jungen Dame vor 6 Wochen In Gibraltar aufgefunden, wo sie Ausgrabun- gen unternahm. �Ich fand dort Knochen," so berichtete sie,„die seitdem als solche von Panthern. Hyänen, Pferden, Elefanten und Stachelschweinen » festgestellt worden sind. Bei der Untersuchung einer besonders harten Steinschicht mutzte ich Dynamit verwenden. Die Explosion splitterte ein großes Steinftück ab, in dem ein Mensch- licher Schädel eingebettet war. Ich brachte das Steinftück nach England, und in Oxford wurde der Schädel mit aller Sorgsamkelt herausgemeißelt." Die führenden Gelehrten, dl« den neuen Fund begutachteten, sind sich einig in der Hervorhebung seiner Wichtigkeit.
Austausch Stoblewstls. Gegen 14 Deutsche , darunter die drei Studenten. Das Reichskabinett hat am Donnerstag beschlossen, den im Leipziger Tschekaprozeß achtmal zum Tode ver- urteilten und später zu lebenslänglichem Zuchthaus be- gnadigten Russen Skoblewski aus der Haft zu entlassen und au» Deutschland auszuweisen. Die russische Regierung hat sich oerpflichtet, als Gegenleistung 14 Deutsche , darunter die drei in Moskau zum Tode ver- urteilten Studenten, auf freien Fuß zu setzen. Mit diesem Beschluß des Reichskabinetts ist eine Ange- legenheit aus der Welt geschafft, die ernsthafte Verstim- mungen zwischen Rußland und Deutschland hervorzurufen drohte. Der Beschluß hindert gleichzeitig die Sowjetregie- rung, gewisse Tvoesurteile, wie geplant war, in den nächsten Tagen zu vollstrecken.
die tzobenzollernabfinöung. Verhandlungen mit der Preußischen Regierung. Die preußische Regierung befaßte sich am Freitag in einer Kablnettssltzung mit einer ganzen Reihe von schwebenden politischen Fragen. Sie beschloß u a., wie der„S o z i a l d e m o- kratlsche Pressedienst" erfährt, auf da» letzte Schreiben des Generalbevollmächtigten der Hohenzollern zu antworten, daß sie bereit ist. durch unverbindliche Besprechungen der beiderseitigen Referenten die Möglichkeiten einer Derständigung prüfen zu lassen. Al» Anhaltspunkt gilt für den preußischen Reie- renten selbstverständlich der Brief des preußischen Mi- nisterpräsidenten vom 21. Juli an den Gcneralbevoll- mächtlgten der Hohenzollernfamilie. Der 5all Tenholt. Vorverfahren, weil Disziplinarverfahren eingeleitet. Die Meldung verschiedener Blätter, daß gegen den Magdeburger Kriminalkommissar Tenholt ein Disziplinarversahren nicht«in- geleitet worden Ist, trifft bisher nur teilweise zu. Jedem Disziplinar- verfahren geht ein Vorverfahren vorauf, dem dann im ge- gebenen Falle ein Eröffnungsbrschluß folgt. Vorläufig schwebt gegen Tenholt ein derartiges Vorverfahren, das in- folge seines Urlaubs verzögert wurde, jetzt aber In vollem Gange ist. In Anbetracht der ihm zur Last gelegten zweifelssreien Verfehlungen ist mit einem Eröffnungsbeschlutz und der Durchführung des o r- dentlichen Disziplinarverfahrens zu rechnen. Alle Schlußfolgerungen aus der Meldung, daß ein Disziplinar- verfahren gegen Tenholt nicht eingeleitet worden Ist, und Ins- besondere die gegen die preußische Regierung in diesem Zusammen- bang erhobenen Borwürfe erweisen sich damit als falsch und u n- begründet._
Unerwünschte Marschmusik. Bestrafung eines Kapellmeisters im besehten Gebiet. Koblenz , 13. August. (WTB.) Obei Musikmeister a. D. Rausch, der am Borabend des französischen Nationalfestes(14. Juli) tm Fest- Halle, igarten, während ein Fackelzug der Franzosen vorbeikam, Märsche hatte spielen lassen, wurde heute vom französischen Mi- litärgericht zu 1000 Mark Geldstrafe und einem Monat Gefängnis verurteilt.
Genosse Hörsing, der Oberpräsident der Provinz Sachsen , tritt am Montag seinen planmäßigen Urlaub an. EntHastungen in Pommercllen. Die in Neustadt wegen der Auf- stellung eines Personenkatasters verhafteten fünf Deutschen sind wieder auf freien Fuß gesetzt, da sich der ihnen gemacht« Lorwurf einer illegalen Handlung als haltlos erwiesen hat. Dardanellen -Spionage. Bei den Dardanellen wurden S Fron- zosen, darunter zwei früher zum Generalstab des Generals G o u- � raub gehörige Offizier« wegen Spionage oerhaftet.
Der hervorragende Anthropologe Sir Arthur Keith erklärte, daß es sich um eine der bedeutendsten Entdeckungen der letzten Zeit bandelt.„Es ist der erste vollständige Schädel eines männlichen Kindes der Neandertalrasse, der gefunden worden tst," sagte«r. Er bestimmt das Alter des Kindes aus 8 bis 10 Jahre. Prof. Boyd Dawkins führte aus, daß der Schädel der Neandertalrasse zuge- rechnet werden müsse, weil es in der Zeit, aus der die Gesteinrjchicht stammt, kein« andere Menschenrasse in Europa gab Er schildert« den Neandcrtalmenschen als ein Gescköps, dessen Verschiedenheit von dem heute lebenden Menschen man sick kaum vorstellen könne: der Neandertaler habe kein Kinn gehabt und sei zu einer ausrechten Haltung unsähig gewesen. Enthüllung de? Heine-Denkmals. Im Beisein des Schöpsers, Hugo Lederer , de» Oberbürgermeisters von Hamburg . Dr. Petersen, und eines großen Publikums wurde gestern das Hamburger Heine. Standbild enthüllt. Die Festrede hielt Alsred Kerr, der seit langeck für die Errichtung eines Heme-Denkmals eingetreten ist. Im Namen der Literarischen Gesellschaft übergab Dr. Müller(Rastatt ) das Denkmol der Stadt Hamburg , und Dr. Petersen übernahm es in den Schutz der freien Hansestadt. Wie man sich erinnert, wurde vor Iahren das Heine-Denkmai böswillig beschädigt, woraus Dr. Petersen in seiner Rede anspielte. Das Denkmal selbst gehört zu den besten Werken Lederers. Frei und lächelnd steht der Dichter zwischen den Bäumen des Hamburger Sladtparkes, weit entfernt von den ver» rauchten Häusern der Stadt. Die Verkehrsregelung in Ehikago erfolgt für die Unterstadt neuerdings nach einer Mitteilung der«Zeitschrift de» Vereins beut- scher Ingenieure" von einer einzigen Stelle, nämlich vom Rathause aus. Es handelt sich um 49 Straßenkreuzungen mit je 4 Signalen. In einzelnen Straßen sind die Signale auf"gleiche Ein- und Au»- schaltzeiten eingestellt: trotzdem steuert man iede Straßenkreuzung für sich, um die Einstellzeiten jederzeit den Verkebrsbedürsnisscn anpassen zu können. Zur Betätigung der 193 Signale dient ein durch Motor angetriebener Steuerschalter, der 54 Einzelschalter auf ge- meinsamer Welle vereinigt, auch mit der Hand bedient werden kann und so eingerichtet ist, daß die Zeiteinstellung ohne Verkehrehinderung geändert werden kann._ Preisausschreiben der Berliner Handelshochschule. Die Berliner San- delihochichule erläht. da ihr OSkar von Körncr-Wien 15<X> Mark für einen auszulchreibenden Preis zur Verfügung gestellt hat, eine Preisausgabe sür iolgendeS Tbema: Wie ersoigt die Kapitalbildung in modernen Volkswirt- ichasten? Welche Faktoren beeinflussen ihre.Höhe? Deiche EinslÜfsc baben daraus besonders Konjunkturbewegungen, Einkommensverteilung. Wäd- rimgspolitik, Marktorganilation namentlich monopoüstiichcr Art usw.? Lm Zusammenbang mit der Ibeorciischen Untersuchung bütte die Unteliiichung der Kapttalbildung Deutschlands oder einer anderen führenden Volkswirt- schalt nach dem Krieg« zu ersolgen.— Dt« Arbeiten sind bi» 1. Dezember 1S27 einzureichen. Da» deutsche kunsihisiorisch» Institut ia Florenz, daS durch den Krieg sein eigenes Seim verloren batle und in den letzten sünf Jahren provisorisch in dem berühmten Ulsizien-Palait untergebracht war. wird im kommenden Herbst wieder an seinen urjvrünglichen Sitz im Palazzo Guadagni an der Piazza San Spirito zurückkehren. Die cSrabstSIte vterbaum» gesichert. Der Berliner Tbeaterdirekior Heinz Saitenburg hat heute den Betrag von 375 M. nach München über- wiesen, um da» Grad be» Dichter» Otto Julius«irbaum aus wettere Jahre zu sicher».