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anzurennen, was noch allein der Nation die Möglichkeit zum| 3ufammenhänge des Rapp- Butsches und die Wahrheit über Leben und zur weiteren Entfaltung bietet. Bon jenen Kreisen das Verhalten seiner Führer kennt, der kann ihnen nur geht eine direkte Linie zurück zu den preußischen Konserva- das Zeugnis ausstellen, daß sie für eine politische Führerrolle nicht tiven, die vor sechzig Jahren die Gründung des Deutschen   mehr in Frage kommen fönnen. Wer einmal die Macht in der Reiches erbittert bekämpften und weiter zu jenen preußi- Hand hatte und sie nicht zu gebrauchen verstand, der hat seine schen Junkern, von denen das Wort stammt, eine zweite Rolle als Politiker ausgespielt." Schlacht von Jena sei immer noch besser als die Bauern­befreiung.

Jene Kreise haben in der Kaiserzeit nicht nur der Ausdeh­nung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts auf die Parlamente der Bundesstaaten alle möglichen Hindernisse in den Weg gelegt, fie haben auch im Reich das gleiche Wahlrecht genau so verfemt und beschimpft, wie sie heute die Republit ver­femen und beschimpfen. Ja, der alternde Bismard hat selbst einmal mit dem Gedanken gespielt, dieses Wahlrecht, das der Sozialdemokratie so große Erfolge brachte, wieder zu beseitigen. Er hätte damit gerade das von seinem Werke zerstört, was ihm über den Weltkrieg hinaus Zusam­menhalt und Festigkeit verliehen hat.

Aber auch nach dem Kapp- Butsch habe Ehrhardt ,, in der Vorstellung fortgelebt", daß nur der Putsch die nationale Erhebung" verwirklichen könne. Wenn Ehrhardt in seinem bekannten Programm, das er seinem Vorstoß zur Schaffung des schwarzweißroten Blocs zugrunde gelegt hat, auch die Säße einfügte: Die 3eit, in der man durch einen Staatsstreich die Lage zu ändern glaubte, ist vorbei" und Wir wissen, daß heute jeder Staatsstreich, ob von links oder rechts, zum Tode verurteilt ist und die Not unseres Volkes nur erhöhen tann", so antwortet Mahraun  darauf:

"

Hiermit find die politischen Grundsätze, welche Ka pitän Ehrhardt der Organisation der nationalen Kräfte früher und heute zugrunde legt, so restlos in das Gegenteil verwandelt, daß Chr­hardt selbst die Fehlerhaftigkeit seiner politischen Ansicht von früher zugesteht.

Die neue Aktion, in den Parteiismus" hineinzusteigen, stößt bei Mahraun   auf scharfen Widerstand. Das ist um so bemerkenswerter, als( die jungdeutschen Mannen in Sachsen   sich bereits unter die Führung Ehrhardts gestellt haben und sich an dem Druck auf Volkspartei und Deutschnationale zur schwarzweißroten Ber­schmelzung beteiligten. Mahraun   sagt deshalb seinen Leuten das folgende:

Der Norddeutsche Bund und das Deutsche Reich waren durch Blut und Eisen entstanden, durch Kriege und Annexio­nen, durch Streit und Bündnis der Fürsten  . Einen wichtigen Teil des deutschen   Volkes, den österreichischen, stießen sie hin­aus. Es blieb unter der Hülle der Einheit noch eine Un­menge von 3ersplitterung und Kleinstaaterei, es blieb die Rivalität der Dynastien, der Hohenzollern  , der Habsburger  , der Wittelsbacher  , die bekanntlich bis in den Weltkrieg hinein ihre Rolle gespielt hat. Was heute vor zwei Menschenaltern entstand, war also noch äußerst unfertig. Was seitdem geworden ist, Beseitigung der Dynastien, der Privi­legienwahlsysteme, gleiches Wahlrecht für beide Geschlechter In den Voraussetzungen und Folgerungen feines neuen Pro zu allen Vertretungskörpern, Streben zur Einheitsgramms unterliegt Ehrhardt grundlegenden Irrtümern. Er republik  , zum Anschluß Desterreichs, das erscheint heute rechnet damit, daß seiner Organisation Millionen von Stimmen zur als ein logischer Prozeß, als ein organisches Hineinwachsen Berfügung stehen werden. Dies ist ein Irrtum, da es ihm nie in neue Verhältnisse, als Bejahung des Willens zur natio- gelingen wird, auf dem von ihm bezeichneten Wege die genannten nalen Existenz. Parteien vollends zu einigen. Der grundlegende Irrtum seines ganzen Programms liegt in dieser Unmöglichkeit. Wenn einzelne Männer in den Parteien dem Programm Ehrhardts auch zustimmen würden, so würden doch andere derselben Partei an ihre Stelle treten und ungeniert neue Liſten im nächsten Wahlkampf aufstellen. Eine Berhinderung der Wahlpropaganda dieser Parteien wäre nur durch Sprengungsverfuche möglich. Wenn es auch Ehrhardt gelingen würde, solche Sprengungen zu vollziehen, so würde die von ihm vertretene Partei nur den Widerspruch der öffentlichen Meinung auf fich laden, und den Kämpfern der schon bestehenden Partei wäre es ein Leichtes, ihn aus der Rolle des Einigers in die Rolle des Störenfrieds hineinzudrängen. Es liegt klar auf der Hand, daß es ihm höchstens gelingen fönnte, die Zahl der deutschen  Parteien um eine neue zu vermehren. Sollte er seinen Plan durchführen, so weissage ich ihm schon jetzt, daß diese Partei bedeutungsloser sein wird als alle Neugründungen und daß von einer Machtergreifung durch die Wahl keine Rede sein lann.

Der Keim zu dieser Entwicklung wurde aber vor sechzig Jahren gelegt durch den Entschluß, eine deutsche Volksver tretung auf Grund des Wahlrechts von 1849 zu schaffen. Und so ist der heutige Tag im Sinne einer wohlverstandenen deutschen   Geschichte geeignet, nicht nur Bismarcks zu gedenken, sondern auch der Paulskirche   und Ferdinand Lassalles.

Mahraun gegen Ehrhardt.

Ein Führer", der keiner ift.

Der wegen Meineids und Hochverrats steckbrieflich ver­folgte, schließlich amnestierte" Butschiftenfapitän Ehrhardt macht den Versuch, sich in der Politik neue Lorbeeren zu er­werben, nachdem die putschistisch- militaristisch- falscheidlichen verwelkt sind. Dieser Versuch gibt dem Führer des Jung deutschen Ordens", Artur Mahraun  , Veranlassung, sich mit den Führerqualitäten Ehrhardts etwas näher zu befassen. Und zwar im Intereffe der nationalen Berbände", als deren Führer Ehrhardt sich aufspielt.

Borweg sei bemerkt, daß Mahraun   als höflicher Mensch und um neuen Schimpftanonaden die Spizze abzubrechen, bei Ehrhardt die Untadeligkeit des nationalen Wollens anerkennt und von dem schon gar nicht erst spricht. Denn ein fleiner Meineid macht den ,, nationalen" Mann nicht anrüchig.

Aber die Führer" rolle, die Ehrhardt sich jetzt auch in innerpolitischen Dingen anmaßt, lehnt Mahraun   entschieden ab. Er tut das mit jung deutschen   Argumenten, die aber auch für andere von Interesse sind. Da ist z. B. zu lesen:

,, Es ist bekannt, daß bis vor kurzer Zeit Ehrhardt die Lösung innerpolitischer Fragen nur in der Machtergreifung durch einen Militärputsch erblickte. Ehrhardt hat diese Ansicht auch in der Tat vertreten, indem er der Führer des Kapp- But. iches war. Der Kapp- Putsch   brach zusammen, weil seine Träger, bar jedes politischen könnens, in dem Augenblick völlig hilfslos daffanden, als fie die Macht ergriffen hatten. Wer die inneren

Der Feierer.

Bon Nikolas Aranyosi.

Zwei Frauen auf dem Markt besorgen ihre Einfäufe. ,, Ach, halten Sie doch bitte die vier Pfund Butter einen Augen­blick, bis ich die Zwiebel kaufe."

Aber gerne."

Nach wenigen Minuten kommt die Frau zurück. ,, Wo ist denn meine Butter?"

"

" Ja, denken Sie nur, liebe Nachbarin, Sie waren noch kaum fort, da sprang mich Ihr Köter an, riß die Butter herunter und fraß fie auf."

Schrecklich! Vier Pfund Butter!! Und mein Hund soll diese ganzen vier Pfund aufgefressen haben!? Der Sache muß ich nach­sehen." Sie nimmt den Hund hoch, trägt ihn zur nächsten Wage und wiegt ihn dort.

" Stimmt," ſagt sie ganz traurig"," genau vier Pfund; die Putter wäre da, wo aber ist mein Hund geblieben?"

Ich glaube, die Geschichte paßt sehr gut auf unsere Zeit. Kann uns nicht dasselbe widerfahren? Wenn diese künstlich- gewaltsame Zucht von großen Männern in diesem Tempo weitergeht, werden mir morgen nur noch gefeierte Menschen haben, indessen keinen, der sie feiert. Die Butter wird man finden, nicht aber uns. Die Pantheone aller Länder sind mit Berühmtheiten schon voll gepfropft. Die Jubiläen und Gedenkfeiern, die Geburts- und Todes­tage häufen sich zu unheimlicher Zahl. Es gibt schon Unternehmen, die die Jahresahlen sogar von Kolumbus  , von Berthold Schwarz  und Gutenberg in Evidenz halten, die genau vermerken, wann der erste Film vorgeführt wurde, wann das erste Flugzeug aufstieg, wann man das Aspirin erfand, wann das Buch Der große Schmus" erschien, wer aus Harzerkäse Rosenduft gewann und wer den lieben Herrgott bei den Beinen pacte. Es werden sämtliche verstorbenen Generäle, Politiker und Sardinenhändler en gros von den wirk lich Bedeutungsvollen gar nicht erst zu reden zu verdienstgemäßer Würdigung hervorgeholt, und selbst die Gehängten feiert man zu ihrem Todestag. Es vergeht, mit einem Wort, fein einziger Tag, an dem nicht mindestens ein Jubiläum, Geburts- oder sonstiger Gedenktag feierlich begangen wird.

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In diesem chaotischen Durcheinander wird, sofern wir täglich zehn Gedenkfeiern haben werden, natürlich Ordnung geschaffen wer den müssen. Es muß angesichts dieses permanenten Feierns ein System geschaffen und eine ökonomische Einrichtung getroffen wer­den, damit nicht Millionen und aber Millionen ihrer täglichen Be­rufspflicht fernzubleiben brauchen. Der Beruf des Feierns muß monopolisiert werden. In der Person des Feiernden, des Feierers, wird ein neuer Beruf erstehen. Der Feierer wird seine Festreden per Redio halien, die Festartikel der gesamten Presse zuschicken und auf Bursch auch persönlich an Ort und Stelle erscheinen, um die Berühmtheiten für angemessenes Honorar zu befeiern.

Mahraun   fordert deswegen alle seine jungdeutschen Brüder auf, dort, wo es noch möglich ist, von Ehrhardt und seinem Treiben abzurücken. Das ist vom Standpunkt des Jungdeutschen Ordens   gesehen wahrscheinlich das einzig Richtige. Parteipolitisch fönnte man aller­dings nur wünschen, daß der Reichstag   auch den Ehrhardt zu feinen Zierden zählen könnte. Dort auf dem Boden der nüchternen Tatsachen würde dieser Nationalheld aller Butschisten wahrscheinlich bald dieselbe tomische Rolle spielen, wie sein früherer Mitputschist und späterer Gegner Ludendorff  .

aller

Bedürfnis nach Prügeln scheint, wenn eine Tofioter Times" Meldung stimmt, der weiße" General" Semenoff zu haben; er organisiert" danach eine Expedition gegen Sibirien   mit Unterstügung der japanischen Militärstellen in der Mandschurei  . Semenoff hat bereits in dieser Angelegen­heit mit Wupeifu und Tichangtfolin Konferenzen abgehalten. An amtlicher japanischer Stelle wird eine Unterstügung be­ftritten.

Der Feierer wird eine Art Geschäftsreisender mit würdigenden Festreden, Jubiläumsartikeln und sonstiger greifbarer" Ware in semer Musterkollektion. Er wird das glückliche Gemisch eines Buch ladengehilfen, eines nationalgesinnten Schriftstellers und eines Shab­Finers.

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Bestrafte Vernunft.

Sozialdemokraten dürfen nicht gewählt werden.

Je schärfer in der Kommunistischen Partei der Kampf der Meis nungen tobt, je rücksichtsloser das Zentralkomitee der KPD. gegen alle linken Strömungen vorgeht, um so mehr muß es darauf bedacht sein, nach außen sein Gesicht zu wahren. Um Gottes willen bloß teine opportunistische Abweichung, das wäre furchtbar! So fommt dann eine offiziöse Berlautbarung zustande, die folgendermaßen ausschaut:

,, Der fommunistischen Fraktion des Kreistages Osthaveliand wird von der Bezirksleitung Berlin- Brandenburg eine scharfe Mißbilligung dafür ausgesprochen, daß die Fraktion der Wahl des Sozialdemokraten Siering zum Landrat zustimmte, ohne daß die Fraktion in einer Erklärung den schärf= sten Protest gegen das Verhalten des Siering als preußischer Handelsminister und gegen seine früheren Schandtaten als zweiter Bevollmächtigter des DMV. Berlin   und als Arbeitsnachweisleiter der Metallindustrie erhoben hat, und ohne daß die Fraktion eine Reihe von Arbeiter= forderungen an die SP D. stellte. Es mußte in dieser Er­flärung auch zum Ausdruck gebracht werden, daß die Fraktion nur für Siering stimmte, um die Wahl eines deutsch­nationalen Landrats zu verhindern. Die Bezirksleitung kennzeichnet dieses Verhalten der Fraktion als eine opportu= nistische Entgleisung und fordert, daß sie fünftig bei ihrer Tätigkeit die revolutionären Grundsäge anwendet, die die KPD. für die Tätigkeit unserer Genossen in den Parlamenten aufgestellt hat."

Man sieht also, Bernunft ist immer noch strafbar bei den Kommunisten. Und wenn man schon mit Hängen und Würgen ausnahmsweise mal zu einer vernünftigen Haltung sich entschließt, den Kommunisten. Und wenn man schon mit Hängen und Würgen dann muß das nötige Brimborium gemacht werden, um diesen Sündenfall zu entschuldigen.

Noch mehr als Meistbegünstigung.

Soll Deutschland   in Litauen   erhalten. tauischen Telegraphenagentur" enthält der Entwurf eines russisch­Kowno, 18. Auguft.( Mtb.) Nach einer Mitteilung der Li litauischen Handelsvertrages, der vom litauischen Kabinett genehmigt wurde, neben der Meistbegünstigung auch Bunfte, die in anderen Verträgen nicht enthalten sind; so z. B., daß die Zollfragen durch eine besondere Konvention geregelt werden und daß Vergünstigun gen, die nach solchen Konventionen einem Staate gewährt werden, nicht für andere Staaten gelten, auch wenn diese das Meistbegünsti­gungsrecht genießen. Außerdem werde in die Reihe der Staaten, die größere Vergünstigungen genießen können, als das Meistbe­günstigungsrecht sie festseßt, auch Deutschland   einbezogen. Die Vertragsverhandlungen sollen in Kowno   geführt werden.

Indischer Parlamentsbeginn. Eröffnungsrede des Generalgouverneurs. Simla, 18. Auguſt.  ( WTB.) Der Generalgouverneur Lord 3rwin eröffnete gestern die Tagung der gefeßgebenden Ber­sammlung. Er sprach von der Befriedigung, mit der die Mossul­regelung von der indischen und besonders von der moham­medanischen Bevölkerung aufgenommen worden sei. Er be­faßte sich eingehend mit der Stellung der Inder in Südafrika  , die er als die dringendste Frage bezeichnete. Die Verhandlungen Er erwähnte darüber hätten ein befriedigendes Ergebnis gehabt. den Erfolg der Rupie Anleihe und erklärte, die Währungs­vorlage werde eingebracht werden. Die Zusammenstöße zwifchen den Religionsgemeinschaften behandelnd, erklärte er nachdrücklich, die Regierung habe keinerlei Absicht, sich durch unvernünftige An­sprüche oder Bedrohungen mit Gewalt von ihrer flaren Pflicht ab­bringen zu lassen, den öffentlichen Frieden und das Recht des ein­zelnen zu schützen.

Bei den füdslawischen Gemeindewahlen fiegten die Radikalen in 1415 Gemeinden und die Opposition in 539 Gemeinden, von denen 438 demokratische Vertreter wählten( darunter aber die Hauptstadt Belgrad  , wo die Radikalen gespalten find). Die noch ausstehen. den Ergebnisse können an diesem Gesamtbild nichts Wesentliches mehr ändern.

Arithmetit, Mathematit. Die Amerikaner irren sich, wenn sie glauben, aus Mangel an Geschichte und Tradition ihren Straßen Namen geben zu müssen; sie sind zwar eine junge Nation, ihre Ge­schichte reicht aber vollständig aus, um den Haupt- und Nebenstraßen ihrer Städte wirkliche Namen geben zu können. Und was den Bankrott der Phantasie betrifft, welcher anderen Nation in der Welt ist es jemals eingefallen, jedem seiner erstklassigen Eisenbahnwaggons Namen zu geben. Nein, die Gründe, warum Amerika   diese Methode ausübt, find sehr nüchterner und praktischer Natur: Amerifa nume­gebricht, sondern weil sein Gott der Zahlenrausch" ist. Die Ber hältnisse werden sich jedoch vielleicht einmal so ändern, daß die

Er wird der einzige, der es verhindern kann, daß die Akademien aller Länder Letersizungen abhalten, von früh bis Mitternacht um die Wette seiern und nur noch solche Mitglieder aufnehmen, di: sich durch Daue enhören der Festreden auszeichnen und sich zum Darriert seine Straßen nicht, weil es ihm an Geschichte oder Phantasie schweigen verpflichten. Er wird als einziger berufen sein, dem mißstand zu steuern, daß die Akademien aus Beitmangel verhindert find, ihren Mitgliedern neue unsterbliche Größen einzureihen.

Eva Gore- Booth  .

In England starb Miß Eva Gore- Booth  , die besonders in der eng­lischen gewerkschaftlichen Bewegung, doch auch als Vorkämpferin des Frauenstimmrechts, sowie als Bazifistin und als Dichterin in weiten Kreisen bekannt war. Miß Gore- Booth entstammte einer vornehmen Familie, die in Irland   ansässig war. Im Alter von 22 Jahren ver­ließ Miß Gore- Booth den irischen Familiensiz, ging nach Manchester  und begann dort innerhalb der Gewerkschaften zu arbeiten. Eine ihrer ersten Arbeiten war die Organisation der Kellnerinnen, gegen die damals, angeblich aus moralischen Gründen, eine Bewegung ein­gesetzt hatte, die sie aus ihrem Beruf hinausdrängen wollte. Miß Gore hielt an einer Reihe von Orten Versammlungen ab und wußte das Gemeinschaftsgefühl in den Kellnerinnen zu erwecken, so daß fie sich zusammenschlossen und behaupten konnten. Denselben Erfolg erzielte fie, als man versuchte, die weiblichen Artisten auszuschalten verkäuferinnen in London  , denen man ihre Straßenstände nehmen aus der Zirkusarbeit. Dann setzte sie sich ein für die Blumen­wollte. Auch hier erreichte sie, daß man ihnen die Stände beließ. Gie ging immer von dem Standpunkt aus, daß Frauen das gleiche Recht auf Arbeit haben wie Männer, und sie trat für das Frauen­stimmrecht ein, vor allem von dem Interesse der Arbeiterinnen aus gehend, für die sie gleiches Recht wie für männliche Arbeiter forderte. Sie hatte nicht selten sich durchzusetzen gegen den Widerstand männ licher Gewerkschaftsführer. In Manchester   gehörte sie zu dem Kreise der bekannten Mrs. Pankhurst, der Führerin der englischen Frauen­Nach London fam Miß Gore im Jahre 1910 und war dort vor allem in der pazifistischen Bewegung tätig. Sie hat auch während des Weltkrieges unablässig und energisch in pazifistischem Sinne gearbeitet, Krieg und Gewalt in jeder Gestalt betämpft. So verdient sie, daß wir auch in Deutschland   dankbar ihrer gedenken, wie es heut sicherlich viel englische Frauen vor allem in arbeitenden Kreisen tun. Henni Lehmann  .

" Zahlrenrausch" der Amerikaner. In einer Londoner Zeitschrift Braris lustig, den Straßen Nummern stat! Namen zu geben. Es ist Architecture  " macht sich ein Schriftsteller über die amerikanische  aber nicht die Bankrotterklärung der Phantasie", die den Straßen Nummern gibt, als ob irgendeine städtische Rechenmaschine bei ihnen Bate gestanden habe"." Eine Straße, die sich Straight" nennt, das ist Poesie, aber die Avenue, die die Fünfte" heißt, das ist

amerikanischen Straßen Namen erhalten und nicht auf dem Altar Aber Autos, Motorräder und dieser Gottheit geopfert werden. Radio müssen eine gewisse dezentralisierende Wirkung ausüben. Erst wenn die fieberhafte Erregung der Menschen und Städte ab­flaut, dann werden die numerierten Straßen allmählich wirkliche Namen bekommen und man wird dann in Amerifa in einer Roose­veltstraße" oder Wallnußbaumallee" oder Sonnenuntergangsstraße" wohnen können, denn niemand, nicht einmal der praktische Amerika­ner, lebt gern in der 127. oder. 318. Straße. Es gibt fluge Leute in New York  , die diese Entwicklung prophetisch vorausschauen und ihre geschäftlichen Interessen bereits auf diese Kenntnis einzustellen

beginnen.

Tödliche Schallwellen? Lange Zeit ist die öffentliche Meinung durch die Nachricht beunruhigt worden, daß man bestimmte Strahlen erfunden habe, die auf weite Entfernung zu töten vermögen. Noch immer fehlen die näheren Mitteilungen über diese Strahlen, und man hat wohl mit Recht von vornherein an ihrer Existenz gezweifelt. Nun will der Professor Goldmann von der Universität Kiew   einen Nach seiner Behauptung besigen die von ihm erzeugten Schallwellen Apparat erfunden haben, der gefährliche Schallwellen hervorbringt. eine solche Gewalt, daß man mit ihnen jedes Lebewesen auf weite Entfernung vernichten kann. In den ukrainischen Zeitungen iſt zu lesen, daß der Erfinder zum Ausbau seiner Erfindung von der ukrainischen Regierung Unterſtügungen erhält. Man kann nur hoffen, daß die Nachricht über dieses mysteriöse Vernichtungsmittel sich als Ente erweist.

Die Herztöne im Grammophon. Die amerikanischen   Aerzte haben in der Anwendung der grammophonischen Beobachtung der Herzgeräusche neue erhebliche Fortschritte gemacht. Durch die Zu­fammenarbeit zwischen den Medizinern und den führenden Telephon­und Grammophongesellschaften ist es gelungen, die Empfindlichkeit der Apparate auf äußerste zu steigern, so daß jetzt über 500 3u= hörer gleichzeitig die Geräusche eines einzigen menschlichen Herzens in ausreichender Verstärkung hören können. Die Apparate find bereits im medizinischen Unterricht eingeführt, in dem nunmehr die Studenten zum ersten Mal ein einwandfreies akustisches Bild der typischen Herzkrankheiten übermittelt bekommen.

Die Bierländer- Ausstellung im Kronprinzen- Balais mit ihren Berlen jüngerer Maler aus Deutschland  , Frankreich  , Großbritannien   und den Bes einigten Staaten wird am Donnerstag geschloffen