Staatsanwaltschaft und Fall Leffing.
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gegen die Studenten gesetzlich nicht eingeleitet werden könne.
würden.
Eine Erklärung des Genossen Lessing . Prof. Dr. Theodor Lessing sendet uns folgende Erklärung: Ich erhalte heute, Mittwoch, den 17. Auguſt, auf privatem Wege die Mitteilung eine offizielle Bestätigung ist mir bis jetzt nicht zugegangen daß die Staatsanwaltschaft Hannover das Verfahren gegen die Studenten der Technischen Hochschule wegen Beleidigung, Nötigung und Hausfriedensbruch eingestellt habe. Und zwar soll die Einstellung des Verfahrens vom Statsanwalt damit begründet worden sein, daß ich selber es abgelehnt habe, einen Strafantrag gegen die Studenten zu stellen und daß deswegen ein Verfahren Sollte wirklich diese Begründung gegeben worden sein, so würde fie die öffentliche Meinung irreführen. Die Staatsanwaltschaft Hannover erteilte mir die Information, daß das gefeßliche Verfahren völlig unabhängig davon sei, ob ich selber auch privatim Strafantrag stelle oder nicht. Erst auf diese Erklä rung des Staatsanwalts hin, habe ich zu Protokoll gegeben, daß ich feine Privatklage stellen wolle, aber ich habe diesen Verzicht auch begründet. Nämlich damit, daß ich die Klage gegen die revoltierenden Studenten für finnlos hielte, weil durch sie nicht die An= stifter und Beranlasser der Hochschulkrawalle getroffen Ich stelle fest, daß die Staatsanwaltschaft Hannover , als ich bei ihr um Schuß gegen Bedrohung nachsuchte, meinem Anwalt mitteilen ließ, der Fall habe kein öffentliches Interresse. Als dann der Fall zu öffentlicher Beunruhigung sich auswuchs und die Staatsanwaltschaft schließlich gezwungen war, einzugreifen, wurde mir mitgeteilt, ich brauche feine Privatflagen zu stellen, man merde auch ohne das öffentlich vorgehen. Wieder einige Monate später wurde das Verfahren eingestellt mit der Begründung, ich habe es ja abgelehnt, Strafantrag zu stellen. Ich stelle ferner fest: Die eigentlichen Anstifter sind überhaupt nicht angeklagt worden, weil sie ja ,, mit legalen Mitteln" gegen mich gekämpft, d. h. die Gewalttätigkeiten nur veranlaßt, nicht aber in Person verübt haben. Ebensowenig sind die Profefforen angeklagt worden, die den Skandal zwar mitveranlaßt, aber natürlich nur ,, passiv" sich daran beteiligt haben. Ebensowenig sind die Personen verantwortlich gemacht worden, die in der Lokalpresse durch Monate die Wut der Studenten geschürt und die Bürgerschaft verhetzt haben. So aber wie die Staatsanwaltschaft vorging, war es von vornherein sicher, daß die Sache im Sande verlaufen mußte. Es wurden zweihundert Studenten in eine Untersuchung verwickelt, junge Menschen, die verhetzt und ohne jede eigene Sachkenntnis fröhlich randaliert haben. Daß ich gegen diese nicht mitvorgehen konnte, liegt doch wohl auf der Hand. Die Namen der schuldigen Agitatoren, Profefforen und Zeitungsmänner habe ich genannt. Gegen fie ist nichts unternommen worden..
Staatssekretär Kellogg New York , 19. Auguft.( TU.) führte in einer Rede in Plattsburgh aus: die amerikanischen Vertreter auf der vorbereitenden Abrüstungskonferenz in Genf hätten Vorschläge gemacht, die zu wirklich fontreten Ergebnissen hätten führen können. Der Rüstungswettbewerb sei die größte Bedrohung des Friedens. Da die Retrutierungsmethoden und die Militärdienstzeiten der einzelnen Staaten zu start auseinandergingen, sei es vergeblich, eine allumfassende Formel für eine Rüstungseinschränkung zu finden. Vielleicht wäre es möglich, bestimmte Gruppen von Nationen, die die gleichen Interessen hätten und von denselben Gefahren bedroht seien, zur Einschränkung ihrer Rüstungen nach einer Allgemeinformel zu ver anlaffen. Infolge der geringen Stärke feiner Armee sei es für Amerika nicht dringend, zu Lande abzurüften. Trotzdem sei Amerita entschlossen, der Abrüstungstonferenz jeden Beistand zu gewähren. Amerika würde es freudig begrüßen, wenn die Prinzipien des Washingtoner Vertrages auch auf andere Schiffsgattungen ausgedehnt würden. Amerifa wünsche aber endlich Resultate der Verhandlungen zu sehen. In den Zeitungen werde vielfach behauptet, die Genfer Verhandlungen machten aus den Washingtoner Verträgen wertlose Papierfetzen. Das sei abfurd. Die Washingtoner Verträge feien auf viele Jahre abgeschlossen, während die Abrüftungskonferenz in Genf nur eine vorbereitende sei. Auch die Behauptungen, daß die amerikanischen Delegierten entschlossen seien, die Genfer Konferenz zeitweilig zu verlassen, feien grundlos. Er dementiere diese Meldun gen fategorisch: Die amerikanischen Delegierten würden so lange an der Ronferenz teilnehmen, als überhaupt noch Aussichten auf eine Abrüstung vorhanden seien. Kellogg ging dann auf gewisse Meinungsverschiedenheiten in Genf ein und führte aus: Gewiffe Mächte propagierten scheinbar die Ausarbeitung einer Rüftungsstala auf Grund der wirtschaftlichen Hilfsquellen ciner Nation mit der Absicht, je nach dem Hilfsquellenbesitz die Friedensstärke der Armeen herabzusehen. Die materiellen Hilfs quellen, so meinte Kellogg , feien aber bei den einzelnen Nationen so verschieden, daß die Annahme einer derartigen Stala unmöglich fei. Keine Nation werde die Reduzierung ihrer militärischen Einrichtungen vom Stande ihrer Industrie und ihrer Hilfsquellen abhängig machen wollen. Welche Möglichkeiten zur Kritik wären vorhanden, wenn man es unternähme, die Abmachungen über die Rüftungsbeschränkungen auf den wirtschaftlichen Hilfsquellen jeder einzelnen Nation aufzubauen! Amerila jedenfalls würde niemals damit einverstanden sein, seine Rüstungen oder die Ausführung eines Beschränkungsprogramms von einem internationalen Ausschuß überwachen zu lassen. Es werde sich niemals zum Gegenstand der Kontrolle durch auswärtige Ausschüsse hergeben.
Inflation ist Hochkonjunktur. Frankreich ohne Arbeitslose. Paris , 19. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Das Journal Officiel " veröffentlicht eine Statistik über die französische Wirtschaftslage und die Zahl der Arbeitslosen Daraus geht hervor, daß am 12. Auguft sich in ganz Frankreich nur 351 Arbeitslose befanden, die Arbeitslosenunterstügung bezogen, davon 47 in Paris . Im Jahre 1921 bei der großen Wirtschaftskrise betrug die Zahl der Arbeitslosen 91 000.
Brotstreckung in Frankreich ..
Paris , 19. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der Kabinettsrat foll Maßregeln erwogen haben, um die Einfuhr ausländischen Getreides durch st ärtere Ausmahlung und Streckung der Getreidevorräte durch Brotzujag von anderen Nährstoffen einzuschränken. Entsprechende Beschlüsse sollen am Freitag gefaßt und durch Defrete in Kraft gesetzt werden.
Der Deputierte von Indochina , Outreŋ, schlägt in der Liberté" vor, zur Begleichung des amerikanischen Guthabens einem Finanzkonsortium, dem in der Mehrzahl Amerikaner, aber auch Franzosen angehören sollen, 1 Million Hettar Land zur Kautschutanpflanzung in Indochina zu Der
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Der Großverdiener.
Bor Gericht steht ein junger Mann, Typ unserer Zeit. Hübsch", elegant von den steif pomadisierten Haarspigen bis zu den dolchartig gespizten Lackschuhen hinunter. Keine Krawatte ist moderner oder besser gebunden als seine, teine Hose fällt militärisch strammer herunter als seine, niemand versteht sich so zu bewegen und so zu gehen wie er, niemand vermag mit einer leichten Handbewegung eine sehr fatale Angelegenheit eleganter aus der Welt schaffen zu wollen als er. Also ein Gott beinahe. Allerdings, fein großer, mächtiger Gott, nur ein fleines, feines, neunzehn- oder zwanzigjähriges, Herrgöttchen, dem mal ab und zu etwas allzu Menschliches passieren, irgendeine unangenehme Ingeschicklichkeit, irgendein fatales malheur unterschlüpfen kann! Denn der junge Mann, dieser elegante, großzügige, noble, junge Mann wohnte und lebte ja unter Menschen, unter einfachen, sündigen, nichtswürdigen Menschen. Und unterhielt Beziehungen zu ihnen. Ganz feine und weniger feine, ganz gute und weniger gute Beziehungen. Die „ feinste" Beziehung, von der er im wahrsten Sinne des Wortes lebte, lebte, lebte, und allen, die es hören wollten, und selbst vielen, die es nicht hören wollten, erzählte, war das„ Geschäft, für das er reiste, und das ihm 800 Mart im Monat einbrachte, wie er fagt. Die am wenigsten feine Beziehung war Frau Trude. Frau Trude ist zwar eine gute, ehrsame, tadel- und makellose Frau, aber fie befigt eine in den Augen des großzügigen, noblen jungen Mannes unausstehliche Eigenschaft. Sie ist hartnädig, beinahe wahn finnig hartnäckig, wie er fagt. Uneigennüßig, großzügig und nobel, mie er nun einmal ist, nahm er bei ihr einmal einige Lappen", um ihr durch seine berühmten Beziehungen Stoffe zum Selbsttostenpreis zu beschaffen. Sie aber wagte es, seine Noblesse zu mißbrauchen und ihn alle vier Wochen wenigstens einmal an sein Versprechen zu erinnern. Was ihn aber ganz außer sich geraten ließ, war, daß fie ihn öffentlich des Betruges bezichtigte. Man darf eben nie un eigennüßig, großzügig und nobel sein, fagte er.
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Unglücklicherweise fand der Richter ein Haar in der von wirksam nachgezogenen Lippen gefochten Wortsuppe des eleganten jungen Mannes; er fand, daß zwar in der Angelegenheit der am wenigsten feinen Beziehung"( Frau Trude) alles, in derjenigen der feinsten" Beziehung( monatlich 800 mart) nur etwas ftimmte, und er entließ ihn daher mit strengem Tadel und einer empfindlichen Geldstrafe.
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Zeichen der Not.
Eine Statistit des Staatlichen Leihamtes.
In jedem Jahre ist eine Erhebung angestellt worden über Stand und Beruf der Personen, die im Oktober des jeweiligen Jahres Pfandgeschäfte mit dem Staatlichen Leihamt abgeschlossen haben. Die Erhebung für das Jahr 1925, die der preußische Finanzminister dem Landtag zugestellt hat, ist insofern von nicht geringer Bedeu tung, als in ihr die Not, in der sich weite Schichten befinden, unverhüllt zum Ausdruck fommt. Danach setzten sich die Personen, mit denen die ersten 2000 Pfandgeschäfte abgeschlossen wurden, aus folgenden Ständen und Berufen zusammen:
Fabrik und Bauarbeiter, landwirtsch. Arbeiter, Rutscher, Hausdiener usw.
gefleidet mit dem Kopf in einer großen Blutlache tot auf dem Fußboden liegen. Das Blut war aus einer Wunde am Hinter topf geflossen. Die Ermittlungen ergaben, daß der Mann an Krämpfen gelitten hat. Ohne 3weifel ist er in einem Krampfanfall hingeschlagen und hat sich die tödliche Verlegung durch Ausschlagen auf den Fußboden zugezogen. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht.
Ein Fall von spinaler Kinderlähmung. Bisher nur Berdacht, keinerlei Gefahr.
Seit mehreren Tagen befindet sich im Spandauer Kran.
tenhaus bie 10jährige Dora Brose unter dem Verdacht der spinalen Kinderlähmung. Das Kind ist schon am 13. August in das Krankenhaus übergeführt worden, nachdem seine einige Zeit vorher eingetretene Erkrankung zumindest Verdacht einer echten spinalen Kinderlähmung rechtfertigte.
Es handelt sich bei der wirklichen Kinderlähmung um eine ziemlich gefährliche, nicht selten sogar tödlich verlaufende Infektionskrankheit, deren wirklicher Erreger bisher nicht mit Sicherheit festgestellt ist. In dem vorliegenden Falle machte die kleine Patientin bei der Aufnahme feinen besonders franken Eindrud. Trotzdem wurde sie, um eine Weiterverbreitung zu verhüten, der Rinderstation in einem Einzelzimmer streng isoliert. Eine Gefahr besteht zurzeit für das Kind nicht, ebenso ist nach den bisher getroffenen Vorsichtsmaßnahmen( das Kind fam frühzeitig genug ins Krankenhaus) tein Grund zur Beunruhigung vorhanden. Ganz abgesehen davon, daß es sich bisher immer nur um einen Krankheitsverdacht handelt.
Vom Lebenskunde- Unterricht.
In der Charlottenburger Freien Schulgemeinde. Ein Teilnehmer dieses Unterrichts sendet uns folgende Dar. stellung, deren Zweck ist, eine größere Zahl Eltern für den Unterricht zu interessieren. Er schreibt:
„ Der Unterricht in der Lebenstunde ist fein Unterricht, wie man ihn sonst in den Schulen findet. Er hat die Form einer freien Zusammenkunft der Schüler mit dem Lehrer, der hier nicht wie sonst als Gebieter, sondern wie ein älterer Teilnehmer und Berater auftritt. Er erzählt uns, wie es in der weltlichen Schule zugeht. Wir besprechen mit ihm politische und sonstige Tagesfragen, ohne daß er seine eigene Meinung dabei erkennen läßt. Der Unterricht hat daher den Vorteil, daß die Kinder sich eine eigene Meinung bilden und nicht, wie das heute so oft geschieht, mit Abzeichen herumlaufen, ohne sich über ihre wirkliche Bedeutung klar zu sein. Auch werden Erzählungen gelesen und besprochen und geschichtliche Vorgänge erflärt. So wurde das Verhältnis zwischen Voltaire und Friedrich II. behandelt und dabei Verständnis für den großen Franzosen, der im Unterricht der anderen Schulen gewöhnlich zu kurz fommt, erweckt, und ähnliches. In meiner Schule z. B. schneidet der deutschnationale Lehrer einem Schüler, der etwas gegen feine Fürstenverherrlichung vorbringen möchte, turzweg das Wort ab. Ein solcher Unterricht hat für die Erziehung der Kinder zum eigenen Denken feinen Wert. In der„ Lebenskunde" aber fann man sich frei aussprechen und auch abweichende Ansichten vertreten, Wir wenden uns an die Eltern, die auf unserem Boden stehen, damit dieser Unterricht ohne allzu schwere Belastung der Freien Schulgemeinde fortgeführt werden kann. Wir rufen ihnen zu: E1. tern, schickt eure Kinder in den Lebenstunde Unterricht! Er findet Freitags von 4 bis 6 Uhr im Jugend heim, Rosinenſtr. 4, statt." 170
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Handwerker, Gesellen, Lehrlinge, Kellner Hausangestellte, Diener, Krankenpfleger Kaufm. und Bureauangestellte, Handlungsgehilfen, Ingenieure, Techniker usw.
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Beamte, Lehrer, Angehörige der Reichswehr und der Schutzpolizei .
Selbständ. Gewerbetreibende und Händler, selbständ. KaufLeute und Handwerker, Landwirte usw. Mufiter, Artisten, Schauspieler und andere fünstlerische oder freie Berufe
Aerzte, Zahnärzte, Apotheker, Rechtsanwälte und andere wissenschaftliche Berufe.
Rentner und Personen ohne Beruf
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59 männlich 10 weiblich 416
Auffallend groß ist nach dieser Zusammenstellung die Zahl der sogenannten„ besseren" Angestellten, die mit dem Leihamt Pfandgeschäfte abgeschlossen haben. Ein Beweis mehr dafür, daß die soziale Lage der Mittelschichten heute keine glückliche ist. Doch geht daraus, daß die Arbeiter an Zahl verhältnismäßig weniger vertreten sind, noch feineswegs hervor, daß sie ohne wirtschaftliche Sorgen sind. Die Arbeiter haben zumeist nichts mehr aum Bersetzen. Krieg und Inflation haben ihnen bereits das legte genommen.
Das Ende eines jungen Abenteurers. 3um Raubüberfall im Eisenbahnzug.
Die Leiche des Räubers, der in der Nacht zum Mittwoch nach dem Ueberfall auf Frau Then bei Rahnsdorf aus dem Zuge sprang und dabei tödlich verunglückte, wurde gestern von Beamten des Erkennungsdienstes eingehend besichtigt. Die Fingerabdrücke ergaben, daß der Tote hier in Berlin noch tein Strafzeichen hat. Aus verschiedenen Papieren geht wohl ohne Zweifel hervor, daß er der am 13. Januar 1902 in Berlin geborene Walter Brohn ist. Er wohnte zunächst bei seinen Eltern in Berlin und erlernte dann in Budow die Gärtnerei. Der Wandertrieb zog ihn in die Welt hinaus. Im Jahre 1924 wollte er ganz nach Ranada übersiedeln. Aus Papieren, die bei der Beiche gefunden wurden, geht aber hervor, daß es dazu nicht gekommen ist. Brohn ist vielmehr als Kohlen trimmer auf verschiedenen Schiffen gefahren. Im April, Mai und Juni d. J. war er auf der Brigitte Sturm", Ende Juni heuerte er ab und hielt sich, wie aus Bettfarten festgestellt wurde, einige Zeit in Hamburg und Altona auf, um dann zu feiner Mutter zu gehen. Am 7. d. M. erklärte er seiner Mutter, daß er wieder nach Hamburg fahren wolle, um ein Schiff nach Amerita zu fuchen. Statt deffen machte er schon in Berlin Station. Hier gab er am 9. d. M. sein Gepäck auf dem Bahnhof Alexanderplatz in Berwahrung. Die Kriminalpolizei fand es dort heute morgen und beschlagnahmte es. Seine Mutter hat seit dem 7. d. M. nichts mehr von ihm gehört, bis sie gestern über den Vorgang bei Rahnsdorf benachrichtigt wurde. Daß der Tote der Räuber ist, unterliegt feinem Zweifel, denn das geraubte Portemonnaie, das er bei der Flucht aus dem Zuge ebenso wie die Pistole noch in der Hand gehabt haben muß, lag wie diese an der Stelle, an der er aus dem Abteil sprang. Etwa 20 Meter davon entfernt lag die Leiche. Der aus entgegengesetter Richtung tommende Zug, der den Räuber überfuhr, hat den Körper noch so weit mitgeschleppt.
Fortgesetzte breifte Fahrraddiebstähle.
Der Fahrraddiebstahl steht augenblicklich in höchster Blüte. Allem Anscheine nach arbeitet eine Bande von Spezia listen auf Bestellung, denn nach gewissen Beobachtungen nehmen Die Diebe immer nur Räder, die ihnen für ihre Zwecke entsprechend ihrem Auftrag passen, während sie andere, die ihnen ebenso erreichbar find, stehenlaffen. An einem einzigen Tage wurden einem Lehrling auf dem Raiserplay in Friedenau ein Herrenrad, in der Pots damer Straße zu Steglitz Schülerinnen aus Nikolasfee und Behlen dorf ihre Fahrräder und aus einem verschlossenen Keller in der Stindestraße ein Damenrad der Marke Panzer" gestohlen.
Einsam gestorben?
Ein verdächtiger Todesfall beschäftigte gestern nachmittag die Kriminalpolizei. Der 38 Jahre alte Arbeiter Adolf Friedrich , der für sich allein in der Schwedenstraße 15 a wohnte, war einige Tage lang nicht mehr gesehen worden und auch auf seiner Arbeitsstelle nicht erschienen. Man machte deshalb gestern die Kriminalpolizei aufmerksam. Beamte des 48. Reviers schlossen, weil ihnen auf Klopfen und Klingeln nicht geantwortet wurde, die Wohnung mit einem Nachschlüssel auf und fanden Friedrich an
Doppelfelbstmord eines Ehepaares.
Mieter des Hauses Man steinstraße 11 nahmen heute morgen auf den Treppenfluren einen starten Gasgeruch wahr, der aus der Wohnung des Leutnants a. D. Paul Schmidt kam. Als auf wiederholtes Klopfen nicht geöffnet wurde, benachrichtigte man die Polizei und einen Schlosser, der die Tür öffnen sollte. Die Tür war aber von innen so gut verrammelt, daß es dem Hand werker nicht gelang, sie zu öffnen. Erst der herbeigerufenen Feuermehr gelang es, den Beamten Einlaß zu verschaffen. In dem mi Gas angefüllten Zimmer wurde der 39jährige Paul Schmidt und dessen 46jährige Ehefrau Susanne leblos aufgefunden. Ein hinzugerufener Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß das Ehepaar wegen Nahrungsforgen gemeinsam aus dem Leben geschieden ist.
Zu der Familientragödie in der Fehmarnstraße wird uns mitgeteilt, daß es völlig unzutreffend ist, daß der Mann der Frau Kallweit, die ihrem Leben durch Erhängen ein Ende machte, vorbestraft ist. Er hat sich bis jezt teine strafbare hand. ung zuschulden kommen lassen, war auch bis jetzt bei der Reichsbahn angestellt. Er wurde lediglich in Haft genommen, weil er vor Spreeufer Schnaps getrunken hatte. Dieser Schnaps foll angeb furzem dabei betroffen wurde, wie er auf einem Güterwagen am lich Bahngut gewesen sein. Das ist aber noch nicht erwiesen, und das soll auch die Untersuchung erst ergeben. Erst auf diesen Vorfall hin wurde ihm von der Reichsbahn gekündigt.
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Ein größeres Feuer, das in furzer Zeit einen Schuppen. tompler in Asche legte, fam heute vormittag furz nach 11 Uhr auf einem Lagerplaz in der Bismarckstraße 18 in Steglig zum Ausbruch. Vorübergehende sahen aus einem Schuppen Rauch aufsteigen und Flammen emporlodern. Die Feuerwehr wurde alarmiert, die nach kurzer Zeit mit drei Löschzügen an der Brandstelle Das Feuer fonnte von allen Seiten gut erfaßt werden, es wurde aus vier Rohren erschien. und nach etwa einstündiger Tätigkeit großen Kalibers Waffer gegeben war die Hauptgefahr beseitigt. Zehlendorf . Infolge der in den letzten Tagen sehr zahlreich eingegangenen Anmeldungen auswärtiger Kameraben zur Teilnahme an der Bannerweihe des Zehlendorfer Reichsbanners am 22. August werden die Zehlendorfer Republikaner und Sozialisten gebeten, ben auswärtigen Gästen Nachtquartier zur Verfügung zu stellen. Umgehende Anmeldungen an Friz Grüneberg, Zehlendorf , Gartenstr. 18,
erbeten.
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Der Männerchor Friedenau - Steglitz ( M. d. D. A. S. B.) veranstaltet Freitag, 20. August 1926, 7 Uhr, ein Freikonzert im Stadtpark Steglit .
Schneiderkursus der Werthilfe. Am 20. Auguft beginnt in der Berk statt der gemeinnüßigen Gesellschaft Werkfreude", Potsdamer Str . 104 ( Eingang Kurfürstenstraße) ein Schneider Kursus, der vor allen Dingen Müttern Gelegenheit bieten soll, für ihre Kinder Alltags- und Festtagskleidung selber berzustellen. Der Unterricht wird in den Abend. stunden 7-9 Uhr erteilt. Vorherige Anmeldung durch Bostkarte erbeten. Das Honorar für 6 Wochen beträgt einschließlich Nähmaschinenbenuzung M. 5. Neben den prattischen Anleitungen finden Besprechungen über Stoff, Farbe, Behandlung der Stoffe und ähnliche Fragen statt.
In den letzten drei Jahren sind wiederholt in der Gegend Don Gommern, füdöstlich von Magdeburg , Personen durch Gewehrschüsse bedroht, zum Teil verlegt, in zwei Fällen sogar getötet worden. Es war bisher nicht gelungen, Näheres über die Schießereien festzustellen, von denen man nur zu wissen glaubt, daß fie aus Militärgewehren oder-tarabinern ſtammen. Jetzt hat der Magdeburger Polizeipräsident Menzel mit 200 Polizeibeamten eine genaue Durchsuchung in jener Gegend vorgenommen, besonders bei Leuten, die des Wilderns oder sonstwie verdächtig sind. Die Durchsuchung förderte eine große Menge Schußwaffen, darunter auch zwei Militärgewehre Model 98 zutage. Es wird Sache der weiteren friminalistischen und schießtechnischen Untersuchung sein, mit Hilfe dieser Funde den oder die Mordschüßen herauszufriegen,