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Das Verbrechen.

Erklärungen des Generaldirektors der Reichsbahn. Der vorläufige Generaldirektor der Reichsbahn, Dr. Dorp­müller, der sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe an die Unglücksstelle begab, hielt gestern spät abends noch vor Breffevertretern einen Vortrag über die Ursachen. Nach den Er­mittlungen liegt unzweifelhaft ein verbrecherischer Anschlag vor. Die Strecke ist auf viele Kilometer schnurgerade, so daß die Züge dort mit etwa 90 Kilometer Stundengeschwindigkeit fahren tönnen. Der Oberbau ist auf dieser viel befahrenen Strecke in denkbar bester Verfassung, Reparaturen sind trotz vorschriftsmäßig ausgeführter Kontrolle in letzter Zeit dort nicht nötig gewesen.

Die Verbrecher sind so vorgegangen, daß sie zunächst die Holz­gewindebolzen, die die Schienen an den Holzschwellen fest­halten, auf einer Länge von 15 Metern loderten, dann eine Berbindungslasche zwischen zwei Schienenenden Iösten und schließlich die Holzgewindebolzen gänzlich entfernten. Aluf dem Bahntörper sind mehrere Sechskantmuttern von der Ver­bindungslasche und mehrere Holzgewindebolzen in vollkommen unversehrtem Zustande gefunden worden. Wären diese Teile durch irgendein Geschehen gewaltsam abgesprengt und ver­ftreut worden, so müßten an ihnen irgendwelche Beschädigungen feft­zustellen sein. Das ist, wie gefagt, nicht der Fall. Bolzen und Muttern sind also mit Schlüsseln abgeschraubt und mit der Hand neben die Gleise gelegt worden.

Nicht weit von der Unfallstelle entfernt fand man ferner 3 wei Stedschlüssel, wie fie zum Festschrauben der Holzgewinde­bolzen Verwendung finden, zwei offene Maufschlüssel für die Sechs= fantmuttern, einen Hemmschuh, der unbenutzt war und eine Tabat­pfeife. Die Werkzeuge stammen nicht aus der Bahnmeisterei, der Der betreffende Teil der Strede unterſtellt ist, es besteht aber kaum ein Zweifel darüber, daß die Steckschlüssel aus Beständen der Reichsbahn herrühren, weil Werkzeuge für solche Bolzen sonst faum Verwendung finden. Die Maulschraubenschlüssel tragen ein eingeprägtes H. K. In der letzten Stunde vor dem Unfall passierten vier Schnellzüge die Strecke, so daß die Täter mit ihrer Berderben bringenden Arbeit schon begonnen haben müssen, während noch andere als der Unglückszug die Stelle passierten. Vielleicht hat Der letzte Wagen des vorhergehenden Zuges die Schienen erst so weit nebeneinander gerückt, daß der verunglückte Zug dann eine Viertel­Stunde später entgleisen mußte. Das in seiner ursprünglichen Lage stehen gebliebene Ende trägt deutlich die Spuren von dem Anprall der scharfen Radkränze.

Die Hilfszüge, betonte Dr. Dorpmüller, sind in der denkbar schnellsten Weise, die technisch möglich ist, an der Unglücksstelle ein­getroffen. Sie find planmäßig von den in Betracht kommenden Stationen abgefahren und haben, mit allem Rettungswerkzeug ver­

sehen, sofort die Arbeiten aufgenommen. Die ineinandergeschobenen Wagen des Unglückszuges mußten durch davorgespannte Lokomotiven

auseinandergezogen werden.

Die Unfallstelle liegt in einer einsamen Gegend, un­mittelbar dabei ist ein an dieser Stelle etwa vier Kilometer tiefer

Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß die Täter auf Waldwegen mit Fahrrädern an die Unfallstelle gelangt sind und auf bemfelben Wege sie wieder verlassen haben. Die Nacht, in der die Tat geschah, war infolge des regnerischen Wetters fehr dumtel. Die Staatsanwaltschaft hat sofort alle Maßnahmen zur Ermittlung der Täter getroffen. Man hat Spürhunde angefeßt, die aber bisher feinen Anhalt finden konnten. Für die Ermittlung der Täter ist eine Belohnung von 25 000 mark ausgefeht worden. Die Reichs bahnverwaltung ebenso wie auch die Polizei sind der Ansicht, daß als Täter Leute in Frage kommen, die mit der Handhabung der Werkzeuge und mit dem Eisenbahnoberbau Bescheid wissen.

Generaldirektor Dr. Dorpmüller betonte dann noch, daß etwa eine mangelhafte Kontrolle der Strecke für die Ursache nicht in Frage fomme. Die Strecken werden täglich zweimal von Streckenläufern begangen; die Nachtkontrollen sind eingestellt worden, weil sich deren Unzweckmäßigkeit im Laufe der Jahre er wiefen hat. Der Personalabbau bei der Reichsbahn hat auf die Einstellung der nächtlichen. Kontrollgänge feinen Einfluß gehabt,

Der Kampf um das Reichsehrenmal.

Uns wird geschrieben:

Man weiß nicht, was noch werden mag: Nachdem Projekte gezeigt worden waren, das das Reich den Gefallenen im Weltkriege auf der Rheininsel bei Caub errichten wollte, haben sich die jämtlichen Kriegsteilnehmerverbände von links bis rechts für einen Gedächtnishain bei Berta in Thüringen entschieden. Es sollte so eine Art heiliger Hain werden, wie ihn die alten Germanen als Tempel unter freiem Himmel ihren Göttern widmeten.

Aber leider hat diese erfreuliche Einmütigkeit nicht vorgehalten. Der liebe, deutsche Partitularismus, so oft er auch totgesagt wird, meldet sich immer wieder zu Worte. Und so meinte dann die preußische Regierung, nicht ein unbekanntes mitteldeutsches Nest, sondern die Reichshauptstadt Berlin sei der rechte Ort für ein folches Ehrenmal des Reiches. Kaum war dieser Gedante auf getaucht, da mar es auch schon aus mit der holden Eintracht: es gibt eine neue Partei, die das Denkmal unbedingt in Berlin sehen möchte. Auch der Reichspräfident v. Hindenburg soll ihr angehören. Berstandesmäßig läßt sich natürlich dieser Borschlag begründen: Alle offiziellen Reichsangelegenheiten müssen nun einmal in der Reichshauptstadt erledigt werden. Aber gefühlsmäßig spricht doch manches gegen diesen Gedanken. Es ist unbedingt poetischer und sinniger, das Ehrenmal im Rauschen uralter Bäume, in unberührter Natur, aufzubauen als im Lärm und Haften der Biermillionenstadt, der wohl amerikanischsten und sicher am wenigften ursprünglichen des Reiches. Und der Plan, die Schinkelsche Hauptwache Unter den Linden, eines der feinsten klassizistischen Werke des Meisters, für diesen Zweck umzubauen, muß doch sehr bedenklich stimmen. Schon wird uns versichert, die Veränderung sollte mur in dem nach dem Rastanienwäldchen zu liegenden Hof des Gebäudes vorgenommen werden: die Faffade wolle man nicht antaften. Aber folche beruhigende Bersicherungen sind beunruhigend. Ein Bau pon so geringem Umfang wie die 1819 geschaffene Hauptwache ver­trägt feine teilweisen Veränderungen, ohne Schaden zu nehmen. Gleich daneben steht ein warnendes Beispiel: das Zeughaus, deffen Fassade auch unberührt gelassen wurde, über dessen Lichthof aber man eine scheußliche Glaskuppel gewölbt hat, die den doch viel umfangreicheren und tieferen Bau in Grund und Boden verhunzt. Gerade die Hauptwache mit ihren spartanisch gedrungenen, straffen Formen verträgt eine nachträgliche Erweiterung am allerwenigsten. Wem das Beispiel des Zeughauses noch nicht die Augen öffnet, der möge fich einmal das Opernhaus gegenüber betrachten. An dem wird von seinem Hauptreiz, der Feinheit der Knobelsdorfffchen Ber­hältnisse, feine Spur mehr übrig bleiben, wenn erst einmal das Bernichtungswerk des Bühnen- Querbaues getan ist.

Mehr als zuviel ist an den wahrhaftig nicht allzu zahlreichen historischen Bauwerken Berlins schon gesündigt worden. Darum möchten wir der Regierung dringend raten: Hände weg von Schinkels Hauptmache!

denn die Nachtrevisionen find schon im Anfang des Jahres 1922, noch ehe der Personalabbau begann, eingestellt worden. Dr. Dorp müller glaubt auch, daß selbst eine Bermehrung der Kontrollen einen verbrecherischen Anschlag nicht verhüten könnte.

In dem mit neun Mann besetzten Post wagen ist niemand verletzt, dagegen sind in dem Padwagen unter den Beamten Tote und Verletzte zu beflagen. Die 21 festgestellten Toten find besonders aus dem unteren der beiden übereinander geschobenen D- Bug- Wagen herausgeschafft worden. Den Angehörigen der Ber­unglückten wird selbstverständlich von der Reichsbahn jede Erleichte­rung bei der Refognoszierung und der Heimschaffung der Ver­unglückten gewährt werden.

Suche nach den Verbrechern.

Die Annahmen, daß die entsetzliche Ratastrophe durch ein Attentat verursacht wurde, verstärkt sich. Man fand neben den Schienen die Laschen und Bolzen, mit denen die Schienen an der Stoßftelle zusammengefchraubt find, ferner Schwellenschrauben. Die Untersuchungskommission glaubt bereits Beweise dafür zu haben, daß Berbrecher den Schienenffrang unterbrochen haben, um den Zug zur Entgleisung zu bringen. Kriminalbeamte haben sofort die Unter­fuchung in die Hand genommen. Auch der Bahnüber. wachungsdienst Hannover hat Untersuchungen auf genommen. Die umliegenden Ortschaften werden nach verdächtigen Personen abgesucht, die sich in den Abendstunden am Bahndamm zu schaffen gemacht haben. Alle Weichen und Signale waren porschriftsmäßig gestellt. Auch das spricht für die Ver­mutung, daß ein Berbrechen vorliegt.

25 000 Mark Belohnung.

Die Deutsche Reichsbahn A.-G. hat auf die Ergreifung der Täter, die die furchtbare Eisenbahnkatastrophe bei Leiferde ver­schuldet haben, eine Belohnung von 25 000 Mart ausgesetzt. Die von der Eisenbahndirektion Hannover bereits ausgesetzten 2000 Mart sind in dieser Summe enthalten. Der Regierungspräsident von Lüneburg hat gleichfalls eine Belohnung von 2000 Mart zur Ergreifung der Täter ausgesetzt.

lehnt.

| den Haushaltsplan im Sinne des Art. 73 bf. 4 der Reichs verfassung anzusehen, über den nur der Reichspräsident einen Volks­entscheid veranlassen kann, so daß auch ein Voltsbegehren über diese Materie als unzulässig abzuweisen war.

Beschimpfung der Reichsfarben.

Drei Monate Gefängnis.

Kaffel, 19. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der Bahnhof. aufseher Hermann Vaad zu Philippsthal an der Werra beschimpfte am 31. Januar d. J. in einer Wirtschaft zu Philippsthal die Reichsfarben, indem er sie als Schwarzrot­gelb, Schwarzrotmoftrich und Schwarzrot- Sch... bezeichnete. Er führte den Gästen gegenüber aus, daß es früher unter Schwarz­weißrot besser gewesen sei als jetzt unter solchen Farben. Vaack ist Mitglied des Kriegervereins. Die Gäste, denen gegen­über er fich so beschimpfend äußerte, find Mitglieder des Arbeiter­gefangvereins von Philippsthal. Wegen Bergehens gegen das Republitschutzgesetz stand Vaack am Donnerstag vor dem Schöffen­gericht in Kassel als Angeklagter. Er behauptete natürlich, die Be­schimpfungen nur mit Bezug auf das Reichsbannerabzeichen gemeint zu haben, das einer der Arbeiter am Rode getragen hatte. Bor Gericht erwies sich aber diese Angabe als unwahr, denn mehrere der Gäste bestätigten unter Eid die Richtigkeit der Anklage. Baad hatte auch auf den Einwurf, daß er selbst ja die Reichsfarben an der Müze trage, erwidert, daß ihm diese Farben aufge­zwungen worden seien. Das Gericht fah in seinem Urteil als verschärfend an, daß der Angeklagte nicht zu seiner Tat stehe und daß er als Beamter die Reichsfarben beschimpft habe. Als mildernd wurde die Wirkung des Alkohols angenommen, dem Baad bereits etwas zugesprochen hatte. B. scheute sich in seinem Verabredung ihrer Aussagen, also Meineid vorzuwerfen. Das Schlußwort nicht, den Arbeitern, die als Zeugen aufgetreten waren, Gericht folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft und erkannte auf drei Monate Gefängnis.

Bazille- Kurs.

Waffensuche beim Reichsbanner in Württemberg .

Kein Aufwertungsvolksbegehren. Stuttgart , 19. August. ( Eigener Drahtbericht.) In Württemberg wimmelt es von Kleintaliberpereinen, deren Angehörige Ablehnung durch Beschluß der Reichsregierung. zum größten Teil im Besitz von Waffen sind, ohne einen Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichsminister des In. Waffenschein zu haben. Das fümmert die württembergische nern hat auf Beschluß der Reichsregierung den von Regierung natürlich nicht. Sie konzentriert ihr Interesse hauptsächlich dem Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Best, M. d. N., als Ver- auf die Reichsbannerbewegung, und es ist geradezu bewundernswert, trauensmann des Sparerbundes und des Hypothekengläubiger- und mit welchem Aufwand an Tatkraft sie jeder Denunziation gegen das Sparerschutzverbandes gestellten Antrag auf Zulassung eines Bolks. Reichsbanner Folge leistet. Erst dieser Tage wieder wurde das begehrens zugunsten eines Gesetzes über die Ablösung öffentlicher Reichs banner in Ulm denunziert. Es sollte im Befiz eines Anleihen und die Umwertung von Hypotheken- und anderen An- Waffenlagers sein und, wie immer in ähnlichen Fällen, war natürlich sprüchen mit dem Kennwort Sparerbund- Dr. Best" abgesofort mit ihren Maßnahmen bei der Hand. Der Polizeibericht meldet die württembergische Polizei auf Anweisung der höheren Amtsstellen Der Beschluß wird damit begründet, daß der Gesetzent- darüber, daß bei sieben der Mitwisserschaft verdächtigen Per­wurf eine Bestimmung enthält, durch die für Altbesitz von Martsonen aus fuchungen vorgenommen worden sind. Sie wurden anleihen des Reichs der Ablösungssatz von 12% auf 50 Broz. des für die Dauer der Haussuchungen wegen Besprechungsgefahr vor. Nennwerts erhöht wird. Eine solche Auswertung würde von Nennwerts erhöht wird. Eine solche Auswertung würde von läufig festgenommen und nach der Polizeidirektion gebracht. stärtster und unmittelbarster finanzieller Aus. Die Durchsuchungen verliefen natürlich ergebnislos, so daß die wirtung auf die haushaltsplanmäßig fest 3 uft el festgenommenen Reichsbannerkameraden wieder auf freien Fuß lenden Ausgaben des Reichs sein. Der einzelne Auf- gesetzt werden mußten. wertungsberechtigte würde einen flagbaren Rechtsanspruch gegen das Reich auf Bahlung der Aufwertungsquote erwerben. Das Reich würde daher verpflichtet sein, den Betrag in den Haushalts. plan neu einzustellen, der sich ergibt aus der Erhöhung der An­leiheablösungsschuld gegenüber den Berpflichtungen, die nach den jeẞt geltenden Borschriften bestehen. Das Gesetz würde demnach einen unmittelbaren Einfluß auf den Gesamt­bestand des Haushaltsplanes ausüben. Und zwar wegen der Höhe der in Betracht kommenden Beträge in einer Weise, die den Haushaltungsplan tatsächlich um stoßen würde. Der eingereichte Gesetzentwurf ist hiernach als Entwurf über

Das Herz der Pflanzen.

In Orford tagte vor kurzem die Britische Gesellschaft für Wissen­interessant durch die Teilnahme des indischen Gelehrten Jagadis schaft. Die Tagung der physiologischen Abteilung war besonders Chunder Bose, der sich bemühte, die Uebereinstimmung der Lebens­erscheinungen im Menschen-, Tier- und Pflanzenreiche nachzuweisen. Er war aus Kalkutta nach England gekommen, um seinen Berufs genossen zwei neue Instrumente vorzuführen, mittels deren er diese Uebereinstimmung anschaulich machen fonnte. Es kam dem Forscher Uebereinstimmung anschaulich machen fonnte. Es kam dem Forscher darauf an, darzutun, daß auch die Pflanzen Nerven, Muskeln und Geratewohl im Garten gesammelt hatte, den Einwirkungen von ein Herz befäßen. Er unterwarf daher Pflanzenarten, die er aufs Stoffen, deren Heilwirkungen gleich bleiben, wie Aether, Brom , Strychnin und selbst Kobragift. Auf diese Weise konnte er die Ueber einstimmung des in den Pflanzen treifenden Saftes und des mensch lichen und tierischen Blutes nachweisen. Er stellte z. B. eine Ringel. blume in Aether , eine andere in eine Strychninlösung. Die eine begann aufzuleben; die andere ging ein. Einer seiner Apparate ver. mochte in tausendmillionenfacher Vervielfältigung auf die Lebens­Dann auf die Leinwand übertragen und man fonnte deutlich sehen, bewegungen der Pflanzen zu zeigen. Diese Bewegungen wurden wie die sterbende Pflanze unter der Wirkung des Strychnins litt. Ein Lichtfleck auf der Leinwand zeigte die Herztätigkeit der Pflanze. Bei Anwendung von Gift wanderte dieser Lichtfled nach links; der Tob bemächtigte sich des Herzens der Pflanze. Sobald man aber Sobald man aber die Pflanze aus der Giftlösung nahm und in Aether setzte, sah man minutenlang, wie der helle Lichtfleck zunächst noch links blieb, all­mählich aber nach rechts wanderte und das Leben sich durchsetzte. Die fast ausschließlich aus Gelehrten zusammengesetzte Zuhörerschaft spendete den Feststellungen ihres indischen Fachgenossen lebhaften Beifall, erkannte die Darlegungen also uneingeschränkt als zutreffend an. Der Vortragende sprach von seinem Garten, den er in Kalkutta habe, in dem jede Blume, jeder Baum und Strauch mit einem In­ftrument verbunden ist, mittels dessen man die geheime Geschichte des Lebens dieser Pflanzen verfolgen kann. Er wies auch den bisher verbreiteten Irrtum zurück, daß die Pflanzen fein Gefühl hätten.

Bismarck als Mussolini L.

Die deutschen Bismardschwärmer tragen hinsichtlich Mufiolini zwei Seelen in ihrer Brust; die eine schlägt für den Schwarzhemden häuptling, soweit er das eigene Volt knebelt, die andere begeistert feine Energie", menn fie fich gegen die Deutschen an der Nord­grenze wendet. In bezug auf die mit größerer Inbrunft gepflegte Bereherung des Duce als Diktator fann sich seine deutsche Verehrer. schar auf Bismard als taum zu übertreffendes Vorbild berufen, so­weit die Knebelung der Presse in Betracht kommt.

Man schreibt 1863. Der Konflikt zwischen Bismard und dem Abgeordnetenhause war auf der Höhe, die durch die Erklärung Bis­mards, daß er nicht der Disziplin des Präsidenten unterstehe, her­27. Mai 1863 geführt. Wenige Tage später, am 1. Juni, erschien die vorgerufene Erregung hatte zur Schließung des Landtags am berüchtigte Presseordonnanz, verfassungswidrig durch eine Kabinetts. order des Königs verfügt. Ihre Bäter, Bismard und seine gleich geftimmten Minister, hatten tein gutes Gewiffen; felbft der alte König

Die Infanterieschule der Reichswehr , die sich bis zum Novem ber 1923 in München befand und dann nach dem Truppenübungs. plak Ohrdruf verlegt wurde, beendet dort den diesjährigen Lehr­gang am 30. September. Im Laufe des Oktober siedelt dann die Infanterieschule nach Dresden über.

Kalifornien darf kein Putschherd werden. Die Stadtvertretung zu Calexico( Kalifornien ) hat den Kommandeur des 9. Armeekorps Merikali jenseits an der merikanischen Grenze um Truppenschuß in San Franzisto im Hinblick auf eine etwaige Empörung in ersucht. Wie verlautet, ist eine me gitanische Abteilung in Merifali eingetroffen, um einer Erhebung von Parteigängern Estrados vorzubeugen.

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Wilhelm hatte Bedenken, und der Kronprinz trat in offenen Gegen­fatz zu Bismard, wohl in seiner Abneigung gegen diese Brutalisie rung des Volkes bestärkt durch die englische Gemahlin. Denn auf Tage diskutierte:" Des Königs Majestät wiesen auf den üblen Ein­das Ausland schielte man doch, als man im Kronrat vom gleichen drud hin, welchen solche Maßregeln im Inlande und besonders im Auslande hervorrufen würden." Bismards Trumpf war natürlich der seine Wirkung nie verfehlende Hinweis auf die Be arbeitung der Mannschaften und Unteroffiziere der Armee durch die Heßpreſſe" Heßpresse" gab es doch in jenen Tagen des turzen Aufflammens des Liberalismus selbst in Zielenzig ein ,, Demokratisches Wochenblatt". Der Grundgedanke der Verordnung war: läßt die Gesamthal. tennen, so erfolgt nach zweimaliger Verwarnung des Verlegers das tung eines Blattes eine Gefährdung der öffentlichen Wohlfahrt" er­Berbot. Die Kautschutbestimmung öffentliche Wohlfahrt" war in vier Abfäßen erläutert, deren Inhalt so ziemlich jede Kritik der Regierungsmaßnahmen unmöglich zu machen bestimmt war. Untergrabung der Ehrfurcht und Treue gegen den König, Aufreizung der Staatsangehörigen gegeneinander, Schmähung der Staatseinrich tungen und behördlicher Anordnungen, Untergrabung der Gottes im§ 1 vorfinden. furcht und Sittlichkeit so lauten einige der Schlagworte, die sich

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Die Deffentlichkeit bäumte auf, aber Lassalles Wort von der Un gefährlichkeit des Liberalismus ward bestätigt: man fügte sich. Das neue Abgeordnetenhaus sprach sich am 19. November 1863 gegen die Verordnung aus, und Bismard, der die Schwäche der Grundlage seiner Ordonnanz fannte, benutzte diesen Anlaß, um dem König die Aufhebung der Berordnung vorzuschlagen. Sie habe aber unzweifel­haft günstig gewirkt". In dem Schreiben Bismards an den Land­tag über die Zurückziehung der Berordnung wird von der Regierung nochmals die Verfassungsmäßigkeit dieser Maßnahme betont, worauf der Landtag am 19. Januar 1864 nochmals seine Ansicht über ihre Verfassungswidrigkeit kundgibt. Damit war der Streit beendet. einem Schein von Gesezmäßigkeit Wie ersichtlich, umgibt Bismard seine Brutalität noch mit sein Schüler Mussolini über. trifft ihn hierin, der pfeift auf das Gesetz und die Meinung des Auslandes. Gleich einem anderen Boltsbeglücker" will er sein Bolt schöneren Tagen" entgegenführen- Lehren der Geschichte find bekanntlich dazu da, um nicht befolgt zu werden.... P. D.

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Ernst Deutsch spielt die männliche Hauptrolle in dem Schauspiel Die Gefangene", das unter Mar Reinhardts Regie am 3. September in der Stomödie zum erstenmal in Szene geht.

tember 1926 findet, dem Amtlichen Breußischen Bressedienst zufolge, in Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte. Bom 19. bis 26. Seb Düsseldorf die 89. Be: famminng der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte statt. Der Kultusminister hat die Provinzialschulkollegien er mächtigt, auf Antrag Urlaub für den Besuch dieser Tagung zu erteilen, soweit es die Interessen des Unterrichts gestatten.

Die Welt auf dem Fußboden nennt H. G. Bells ein anregendes Buch. in dem er von dem Spiel mit seinen Knaben erzählt und gleichzeitig Klage darüber führt, daß er so wenig Brauchbares an Menichen, Bauflösen, Tieren zum Bau dieser Welt auf dem Fußboden findet. Am Montag, den Berlaufsräumen der Bertfreude", Botsdamer Straße 104, Eingang den 23. August, soll in den Nachmittagsstunden von 4,30 Uhr an in Sturfürstenstraße, durch Knaben und Mädchen diese Welt gebaut werden. Es werden bei dieser Gelegenheit nene Bauspiele gezeigt