Nr. 185.
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Vorwärts
S
12. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Die Wirkung des gelehlichen Arbeiterinnenschuhes.
I.
Als die sozialdemokratische Fraktion gegen das sogenannte Arbeiterschuh- Gesetz stimmte, das durch die Aenderungen der Gewerbe- Ordnung 1891 entstanden war, that die Unternehmer presse nicht wenig entrüstet über die Undankbarkeit und das " Nichts- als- Hehenwollen" unserer Partei. Und die große Sozialreform" wurde gepriesen und von den großen Lasten", die dem Unternehmerthum auferlegt werden, lang und breit erzählt und alle bürgerlichen Parteien waren darüber einig, daß Staat und Unternehmerthum sich außerordentlich gegenüber den Arbeitern angestrengt hätten.
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Wenige Jahre sind vergangen der großen Sozialreform" muß sogar in den amtlichen Berichten der preußischen Gewerbe- Inspektoren für 1894 anerkannt werden. Auf Ersuchen des Reichskanzlers sind nämlich die Beamten veranlaßt worden, sich über die Wirkungen zu äußern, welche der § 137 der neuen Gewerbe- Ordnung gehabt habe. Dieser§ 137 sollte die wesentlichste Aenderung des bis herigen Arbeiterrechts zur Folge haben, indem er den Arbeiterinnen einigen Echuh gegen allzugroße Ausbeutung verspricht. Er umfaßt folgende Beschränkungen bei der Beschäftigung von Arbeiterinnen über 16 Jahre: 1. das Verbot der Nachtarbeit;
Sonnabend, den 10. August 1895. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
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und ob Fälle bekannt wurden, wo den Arbeiterinnen aus Isache nicht aus der Welt schaffen, daß die Arbeitsleistung der Stellung des Antrags Nachtheile erwachsen sind oder wo die im allgemeinen mit der Verkürzung der ArbeitsArbeiterinnen aus Besorgniß vor Nachtheilen die Stellung des seit stieg. Ueberall war das selbstredend nicht der Fall Antrags unterlassen haben. nämlich dort nicht, wo in folge der heruntergedrückten Akkordlöhne die Akkordarbeiterinnen sich auch schon früher bis an die äußerste Grenze ihrer Leistungsfähigkeit abgeracfert hatten, um ein Einkommen zu erreichen, das sie wenigstens vor der bittersten Noth schüßt.
In den Berichten der preußischen Gewerbe Inspektoren sind diese Anfragen zum theil sehr oberflächlich beantwortet worden, so besonders aus Ostpreußen , Sigmaringen , Altona und Hannover , zum theil sehr eingehend und mit objektiver Sachlichkeit, so besonders von Düsseldorf und HildesheimLüneburg.
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Aus sehr vielen Betrieben aber müssen die Gewerbes Inspektoren das bestätigen, was von unseren Abgeordneten im Die Antworten haben in ihrer überwiegenden Mehrzahl er- Reichstage bei Begründung unserer Anträge auf Berkürzung der geben, wie berechtigt die von der Sozialdemokratie aufgestellte Arbeitszeit behauptet wurde. So schreibt der Beamte für den Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit ist und Regierungsbezirk Potsdam: daß mit dem Eintreten derselben die Arbeitsleistung, Die Löhne der Arbeiterinnen sind durch die Einführung die Intensität der Arbeit, wächst. Das Unternehmerthum des 11 stündigen Normalarbeitstages da nicht gesunten, - und die Unzulänglichkeit wollte freilich von dem 11 stündigen Maximalarbeitstage wo ausschließlich in Attord gearbeitet wird. Damit ist ernicht viel wissen und hat zum theil die Beschäftigung wiefen und es wird allgemein anerkannt, daß die Verkürzung von Arbeiterinnen gefeh: vidrig ausgedehnt, zum theil die leider der Arbeitszeit auf die Arbeitsleistung nicht ungünstig durch das Gefeh reichlich gewährte Erlaubniß von Ueber eingewirkt hat." stunden eingeholt. Allerdings hat sich dieses Verlangen nach Taß die in Stücklohn beschäftigten Arbeiterinnen den Ausfall Ueberstunden gegen 1898 etwas gemäßigt, wir meinen aber, daß meist durch größere Arbeitsleistung zu decken wußten, bestätigen dies weit mehr eine Folge der schlechten Geschäftslage als eine ausdrücklich die Berichte. aus Berlin und Charlotten= Folge der Rücksicht des Unternehmerthums auf das Wohlergehen burg , Breslau , Liegnit, Erfurt , Schleswig , der Arbeiterinnen ist. 796 Betriebe, gegen 950 im Jahre 1893, Hildesheim , Lüneburg , Wiesbaden , Düssel erhielten Ueberarbeit an Wochentagen bewilligt, 86 gegen 177 für dorf, Aachen . Der Bericht für Magdeburg meldet dies Ueberarbeit an Sonnabenden. 61 534 Arbeiterinnen, das sind sogar als die fast einstimmige Ansicht der Fabrikanten. 21,4 pt. aller beschäftigten Arbeiterinnen, Der Bericht aus dem Regierungsbezirk Liegniz fordert auf wurden um den gesetzlichen 11stündigen Arbeitstag durch grund dieser Beobachtungen eine weitere Verkürzung Ueberstunden geprellt und zwar find etwas über eine der Arbeitszeit für Arbeiterinnen. Million Ueberstunden( gegen 1,7 million im Vorjahre)" In einer Hanfgarnspinnerei, berichtet der Gewerbe- Inspektor bewilligt worden eine noch sehr bedeutende Menge! zu Neusalz a. D., die 180 weibliche und 100 männliche Ar Der Bewilligungseifer der unteren Berwaltungsbehörde steht beiter beschäftigt, arbeiteten die Arbeiterinnen früher 12 Stunden. in auffallendem Widerspruch zu der von den Gewerbeaufsichts- Bei Einführung der 11stündigen Arbeitszeit hat man die beamten hervorgehobenen Unfähigkeit und Unthätigkeit mancher Dampfmaschine um 1/12 schneller laufen laffen, unteren Verwaltungsbehörde auf dem Gebiete des Arbeiter so daß die Leistung und der Lohn für die elf fchuzes! stündige Arbeitszeit dieselben geblieben sind. Aus dieser Thatsache geht überzeugend hervor, daß die in einer Beiteinheit zur Bedienung einer Maschine zu bewältigende Arbeit mit deren Vervollkommnung und Leistungsfähigkeit steigt; es wird dadurch die Erwägung nahe gerückt, ob nicht schon jetzt durch die 11 stündige Arbeitszeit an einer schnell arbeitenden Maschine die Durchschnittsleistung einer normalen weiblichen Arbeitskraft überholt wird und daher an eine weitere Beschränkung der Arbeitszeit für
Ob die Arbeitsleistung bei Verkürzung der Arbeitszeit stieg oder sant, wurde nur dort von den Beamten bemerkt, wo nach Attord gearbeitet würde. In Betrieben, in denen Stunden oder Tagelohn üblich war, erklärten die Unternehmer von vorn herein, daß die Leistungen geringer würden und der Lohn entsprechend dem Ausfall an Arbeitszeit gekürzt werden müsse. Dabei sind zwei föniglich preußische Staatsbetriebe mit schönem Beispiel vorangegangen!
2. das Verbot der Beschäftigung nach 5%, Uhr nachmittags an Vorabenden von Sonn- und Festtagen; 3. die Festsetzung eines Maximal Arbeitstages, d. h. einer täglich längsten Arbeitszeit und zwar von 11 Stunden, an den Tagen vor Sonn- und Festtagen von 10 Stunden; 4. die Festsetzung einer mindestens einstündigen Mittagspause zwischen den Arbeitsstunden; 5. die Bestimmung, daß Arbeiterinnen über 16 Jahre, die ein Hauswesen zu besorgen haben, auf ihren Antrag eine halbe Stunde vor der Mittagspause zu entlassen sind, insofern diese nicht mindestens ein und eine halbe Stunde beträgt; 6. das Verbot der Beschäftigung von Wöchnerinnen während 4, unter Umständen 6 Wochen nach ihrer Niederkunft. Unsere Reichstags- Fraktion beantragte damals, daß die Beschäftigung von Arbeiterinnen 10 Stunden, an den Vorabenden der Sonn- und Festtage 9 Stunden nicht überschreiten darf, daß das Verbot der Beschäftigung von Wöchnerinnen auf 6 Wochen ausgedehnt und die Bestimmung hinzugefügt werde:„ Eine Der eine war die königliche Konservenfabrik zu Arbeiterinnen in gewerblichen Anlagen, bie mit Kündigung oder Entlassung der Wöchnerinnen aus der Spandau , der andere die königliche Munitionsfabrik zu mechanischer Kraft betrieben werden, im Wege der GesezArbeit darf während dieser Zeit nicht stattfinden." Bei Spandau ; in beiden wurde der Tagelohn wegen der durch den gebung heranzutreten ist." der Kommissions- Berathung hatten unsere Vertreter be-§ 137 veranlaßten Einschränkung der Arbeitszeit um 1/20 herabantragt, daß die 1/2 stündige Mittagspause gesetzlich feft- gesetzt! gelegt und nicht erst auf Antrag der Arbeiterinnen zu gewähren sei. Aber diese Forderungen wurden abgelehnt, wie ja überhaupt uns gegenüber fast alle Parteien einig waren, unsere Anträge zu verwerfen.
Und damit auch die Männer vor der preußischen Sozialreform den nöthigen Respekt bekommen, wurde in beiden Staatsanstalten auch der Lohn derjenigen Arbeiter verkürzt, die durch die Verkürzung der Frauenarbeit gezwungen waren, früher aufzuhören.
Wie berechtigt aber diese Anträge waren, zeigen jetzt die Berichte der preußischen Gewerbe- Inspektoren. So geschehen in töniglich preußischen, Musterbetrieben"! Diese waren beauftragt, sich vornehmlich darüber zu äußern, Ob sich die Arbeitsleistung durch Verkürzung der Arbeitss ob die Beschränkung der Arbeitszeit zu Entlassungen der Ar- zeit wirklich um 1/20 verringerte, wird im Bericht nicht beiterinnen führte und welchen Einfluß sie auf deren Löhne mitgetheilt! und Arbeitsleistung wie auf Arbeitszeit und Löhne Solche Sozialreform auf Kosten der Arbeiter entsprach dem der männlichen Arbeiter ausübte, in welchem Um- Ideal fast aller Fabriken, in denen Tagelohn gezahlt wurde. fange Anträge wegen der halbstündigen Mehrpause gestellt Wo aber Akkordarbeit üblich war, ließ sich die That
aus dem füdamerikanischen
Skizzen Hinterlande.
Bei der ersten Lesung des Arbeiterschußgefeßes sagte anser Genosse Grillenberger im Reichstage:
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Wenn in Spinnereien, überhaupt in solchen Fabrikationszweigen, wo es nicht auf die manuelle Thätigkeit des Lohnarbeiters ankommt, sondern auf die Schnelligkeit und Dauer des Maschinengangs, durch Auflegung eines Streifens Leder auf die Riemenscheibe die Geschwindigkeit der Maschine um so und so viel Umdrehungen gesteigert wird, da wird dem Ausfall an Produktion außer ordentlich leicht abgeholfen."
Die Nationalliberalen, die sich so gern als industrielle Sach verständige ausgeben, wahrscheinlich weil sie ihre Dividenden aus sachverständigen Arbeitern herauspressen, erhoben in jener Reichs. tagssigung lebhaftesten Widerspruch gegen Grillenberger's Dar
[ Nachdruck verboten. wie wir, sind zu narren und in die Frre zu führen... find so ermüdet, daß sie sich keinen Schritt entfernen werden. wenn er mich haben will, soll er mich nehmen; aber ich Ihr habt wohl jetzt nichts dagegen, Patron," wandte er will ihm mein bischen arme Seele doch nicht so billig sich an den Engländer, daß ich Euren ganzen Wein mit laffen... adelante muchachos. Beschlag belege... Wenn wir morgen aus dieser Einöde nicht herauskommen, so werden wir kaum mehr einen Tropfen davon trinken..."
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Und weiter ging es, ohne ein Wort zu sprechen. Man Der Zug hielt weiter, feiner wagte weiter zu gehen. hörte kaum den Tritt der Thiere auf dem Boden. Jeder Noch schwankten die schlanken Palmen hin und her vor hing seinen Gedanken nach. Die Gauchos dachten an irgend Der Engländer nickte kurz mit dem Kopfe, ohne zu ihren Augen; aber es schien, als wenn sie anfingen etwas, an eine Kneipe im Kampdorf, wo man zur Guitarre antworten... undeutlicher zu werden. Zuerst verschwand die grüne spielte, und dabei den Himmel" tanzte mit braunen feurigen" Ja die Pampa," brummte der Gaucho, die Pampa Farbe der Königspalme und ging in das undeutliche Blau Mädchen und Branntwein dazu trank, soviel man trinken hat schon manchen zahm gemacht, der es nie gedacht Gedanken schweiften un hatte." des Himmelsheitergrundes über, dann verschwanden die wollte, und Ton Germans gelben Blüthen... dann löfte sich alles zu einigen ge- willkürlich über das weite blaue ruhelose Meer und Man trank große Becher mit gutem Wein; so guten fpenftigen grauen Linien und grauen Flecken auf, die in wanderten durch verschiedene Länder und manche Städte, Wein, wie ihn vielleicht nie vorher ein Gaucho getrunken einander huschten und sich gegenseitig verwischten; dann bis sie in einer kleinen Stadt hängen blieben und dort haben mochte; denn Mr. White war ein Feinschmecker und verschwanden auch diese grauen Schatten, und als sich der durch enge Gaffen suchten, um in einem kleinen Hause eine verlangte es unten in der Wüste Sahara , wie in einem einDeutsche verwundert seine Augen wischte, um zu sehen, ob Treppe zu erklimmen und in eine Stube zu treten, wo samen Kampe Südamerikas, so zu haben, wie bei sich zu er nicht eben geträumt habe, schien es ihm, als habe er das eine alte weißhaarige Frau am Fenster saß und vor sich Hause im nobeln Viertel zu Jslington. Die müden Bursche ganze Bild mit dieser Handbewegung weggewischt und hinsah. Sie dachte an ihren einzigen Sohn, der irgendwo schliefen mit den Bechern in den Händen ein; auch die Europäer lagen vor ihm lag wieder das makellose Blau des tropischen in weiter Fremde weilte und empfahl ihn in Gottes Schuh. beiden im bald Schlafe. Nur Mr. White, dessen Annahme, er habe einen Palmen der rubelose Gaucho Himmels. wanderte noch um das Ta habt Ihr Euren Palmenhain, Patron," rief der hain mit einer Quelle trinkbaren Wassers vor sich, so schmäh- Lager, sah hier nach einem Thier, schaute in Gaucho verächtlich, das Phantasma war es zum Teufel, lich getäuscht war, vertiefte sich in den Gedanken, es werde die Ferne nach dem aufgehenden Monde und faßte dann und nun vorwärts meinetwegen in seinem oder eines ihm demnächst gelingen, einen Judianerschädel aufzutreiben, und wann mit einer Hand in das Gras, um zu sehen, ob anderen Namen... Heiliger Bonifacio , bitt' für uns der zwei Pfeilnähte besäße. So dachte jeder der ganzen es sich feucht anfühle. Aber so viel er auch umhertasten Reisegesellschaft an irgend etwas, was gar keinen Bezug mochte, es schien so trocken, wie es nur am Tage gewesen Mir däucht, Bonifacio , als wenn es die Spiegelung hatte auf seine schreckliche Lage, in der er sich befand. sein konnte. Endlich legte auch er sich auf seinen Poncho, des Palmars gewesen, den wir vor vier Tagen verlassen Die Sonne sant endlich auf ihrem Wege fern im sein langes Messer legte er vorsorglich ohne Scheide in die haben," sagte der Deutsche . Westen mit einem flammenden Roth und, wie sie unter- Nähe und war zwei Minuten darauf so fest eingeschlafen, " Ihr mögt viele Bücher gelesen haben in Eurem getaucht war, begann ein leiser Wind, der von Osten her daß sein Schnarchen über das ganze Lager ertönte. Leben, Don German, jedenfalls mehr als ich; denn strich, über den Kamp herzublasen, der die müden Glieder schnell aufsteigende Mond leuchtete den Schläfern ins Ges ich kann nicht lesen; aber das weiß ich besser als Jhr, ein wenig erfrischte. sicht und war einziger Zeuge von dem matten Gestöhn des daß das Phantasma ein Bild ist, das der Teufel in eigner Abgesessen," tommandirte der Gaucho, unsre Pferde halbtodten Biches, das auf der salzgeschwängerten südPerson malt mit seinen eigenen Fingern, und das nirgendwo können nicht weiter. Die Thiere, bis aufs höchste erschöpft, amerikanischen Erde lag. existirt auf der ganzen Welt... auch nicht in dem Palmen- legten sich auf der Stelle nieder, wo sie abgesattelt waren. hain, den wir zulegt gesehen haben... nur arme Schelme, Es ist nicht nöthig, daß man die Thiere anbindet; sie
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Wer einmal in der Gefahr gewesen ist, irgendwo in einer unbewohnten Einöde umzukommen, sei es durch Hunger