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Nr. 390+ 43.Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Kapital und Arbeit im industriellen Betrieb.

Die Tendenzschrift eines Siemensdirektors.

Die von sozialistischer Geite erfolgende Bekämpfung des verruchten Rapitalismus ist ein Rampf gegen die Arbeiter selbst."

M. Haller, Direktor der Siemens u. Halste A.-G. und der Siemens- Schuckert G. m. b. H.

Ist es mur Zufall, daß mit der Menge der Erwerbslosen auch bie Zahl der sich literarisch betätigenden Direktoren zunimmt? Jetzt ist auch der Direktor Haller von Siemens u. Halske zu den Industrie- Muffolinis gestoßen, die auf dem Füllfederhalter ,, missenschaftliche" Attaden gegen die Arbeiter und Angestellten reiten.

Direktor Haller veröffentlicht in einer Volkswirtschaftlichen Studie über Kapital und Arbeit im industriellen Betrieb" drei Be­weise dafür, daß die Arbeiter an allem schuld sind. Haller behauptet nämlich:

1. Für annähernd die gleiche Produktion wie in der Borkriegszeit wird heute viel mehr Lohn ausgegeben. 2. Für die gleiche Menge an Erzeugung ist heute weit mehr Kapital erforderlich. 3. Sowohl der Menge als dem Werte pach, hat sich die Pro. duktion pro Kopf wesentlich verringert. Nach Haller beeinflussen diese drei Punkte den Preis der er­zeugten Waren auf die Art, daß jeder dieser Einflüsse für sich wirke, so daß die Preise gewissermaßen dreimal nach oben getrieben werden.( Dabei hat Haller übersehen, daß Bunft 3 eigentlich nur eine Zusammenfassung von 1 und 2 ist.)

Nachfolgend sei an der Hand der von Direktor Haller gegebenen begründenden Argumente zu jenen drei Punkten untersucht, inwie­meit von ihm die Tatsachen richtig gesehen werden und in welchem Ausmaße demzufolge seine Schlußfolgerungen richtig oder falsch sind.

Die verlorenen" flüssigen Mittel.

Durch den Krieg und durch die öffentliche Finanzwirtschaft nach bem Kriege feien die flüssigen Mittel der deutschen Volks­wirtschaft zum allergrößten Teil verloren gegangen, so behauptet der Direktor Haller. Er gibt allerdings zu, daß eine Vermehrung der Sachwerte eingetreten ist. So braucht man Herrn Haller nicht mehr zu widerlegen, er widerruft sich selbst. Die Ver­mehrung der Sachwerte ist ja eben durch die Festlegung des rollenden Kapitals zustande gekommen. Demzufolge ist das flüssige Kapital nicht verloren gegangen, sondern durch die dafür verantwort­lichen Betriebsleitungen falsch angelegt worden. Die Schluß folgerung aus diesem Tatbestand ist zwingend: Die Leiffung der Direktoren ist erheblich zurückgegangen.

Finanzierung aus eigenen Gewinnen.

Der Direktor Haller gibt etwas endlich offen zu, was bisher von der deutschen Industrie fonfequent bestritten wurde. Er schreibt, daß heute jedes Unternehmen gezwungen sei, sich in erster Linie aus sich selbst, d. h. aus den eigenen Gewinnen zu finan= zieren. Damit wird ausgesprochen, was mit eine haupt ursache der hohen Preife ift. Die beachtlich umfangreiche und rasche technische Neuorganisation der deutschen industriellen Betriebe wird nunmehr im dritten Jahre mindestens zu 90 Pro3. aus den eigenen Gewinnen dieser Betriebe finanziert. Der Siemen- Schudert- Konzern ist dafür ein klassisches Beispiel.

Freitag, 20. August 1926

Bei einer fürzlich durchgeführten Untersuchung von über 600 der bedeutendsten deutschen Aktiengesellschaften wurde festgestellt, daß sich die Zahl der Direktoren dieser Betriebe( ohne stellvertretende Vor­standsmitglieder) seit 1913 von 1329 auf 1828 gesteigert habe. Es ist dabei fein Gehaltsabbau, sondern eine ganz wesentlich durchschnittliche Erhöhung der Direktorenverdienst e Direktoren das Recht, ebenso gut zu leben, wie eine geringere An zahl von Leuten, die dieselbe Arbeit leisten?"

Kreise der Einführung von Goldbilanzen offenen oder versteckten eingetreten. Dies gilt auch für Siemens- Schuckert . Haben nun diese Widerstand geleistet haben.

Der Direktor Haller von Siemens- Schudert weiß nicht, daß er mit diesen Bemerkungen dem ,, Reichsverband der deutschen Industrie " eine Ohrfeige versetzt. War es doch der Reichsverband der deut­ schen Industrie ", der noch im Spätsommer 1922 in feierlicher Tagung die Goldbilanzierung ablehnte. Der Reichsverband war dabei so schlau, wie Herr Håller jetzt ist, er möchte ja letzten Endes Mehrarbeit ohne dafür bezahlen zu müssen, der Reichsverband hatte damals auch nur Angst vor ehrlichen Löhnen.

Der größere Kapitalbedarf.

Den Hauptgrund dafür, daß die Industrie heute mehr Kapital benötige als in der Vorkriegszeit, findet Herr Direktor Haller in dem Tatbestand, daß die Durchlaufzeit der Ware durch die Werke in folge der verkürzten Arbeitszeit sich um 50 Proz. verlängert habe! Eine weitere Ursache liegt nach Haller in der verringerten Leistung, berechnet auf Jahr und Kopf des Arbeiters und Angestellten.

In der Elektrizitätsindustrie ist seit der Borfriegszeit die Arbeitsdauer faum um eine Stunde verringert, also etwa um 10 Proz., dennoch soll die Durchlaufszeit der Produktion sich um 50 Proz. verlängert haben? Hier stimmt etwas nicht!

Das Beispiel des Siemens- Konzerns.

Eine gesunde, d. h. die denkbar rascheste Umschlagszeit des Kapitals im Betriebe setzt eine gut ausgeglichene Organisation der Leitung voraus. Nun ist aber gerade Siemens- Schuckert ein Be­weis dafür, wie durch Ueberorganisation die Pro­duktion verlangsamt wird.

Wir fragen, hat Herr Haller bisher nur einmal den Weg genau verfolgt, den auch der kleinste Auftrag bei Siemens­Schudert machen muß? Hat er sich einmal durch die bei Siemens Schuckert üblichen Belastungspläne, Arbeitsanweisungstarten, Terminprogramme, Maschinenmappen, Materialbestellscheine, Be­zugslisten, Haupt- und Teilarbeitskarten, Beschaffungsanträge, gelben, blauen und weißen Scheine, K.- Einträge, JB.- Scheine, durch alle die bei Siemens- Schuckert üblichen Stempel, Vorschriften, Kopien und Durchschriften hindurchgearbeitet? Weiß er 3. B., daß bei Siemens­Schuckert so viel durchschrieben wird, daß man nicht nur nach Farben, sondern auch nach dünnem und dickem Papier Kopien unterscheidet? Hat Herr Direktor Haller eine Ahnung, was Ueberbureaukratisierung Breisen für Unheil anrichtet? Weiß er, daß in seinem eigenen Betriebe bei vielen Produkten, die früher mit nur 50 oder 80 Broz.

bei Den

Buschlag auf den Lohn kalkuliert wurden, jetzt mit 500 bis 800 Broz. gewirtschaftet wird? Hat er einmal sein Arbeitsverteilersystem von unten, also von der Pragis her beobachtet?

Wir empfehlen Herrn Direktor Haller, daß er sich einmal vom 3entralbureau fämtliche für den Arbeitsvorgang bei Siemens. Schudert notwendigen Formulare, Karten, Kopien und Stempel vorlegen läßt und daß er dann höchst eigenhändig einen ganz ein­fachen Auftrag, vielleicht einen Siemens- Schuckert - Rasensprenger für 150 Mart seinem Betriebe in Bestellung gibt und die Arbeit von A bis 3 schriftlich auf den Weg bringt. Wir schäßen, daß er dazu Auf Kosten der Konsumenten, die durch fartell- mindestens zwei Tage Urlaub für Schreibereien be­mindestens zwei Tage Urlaub für Schreibereien be­mäßige Vereinbarungen und durch Preiskonventionen der Produ- nötigt. Dann wird er vielleicht auch wissen, warum in der Industrie zenten zur Zahlung hoher Preise gezwungen werden, verschafft sich heute häufig das Kapital langsamer umläuft und warum die Pro­jetzt die Industrie erneut das flüffige Kapital( rolling capital), nach- duktion, auf den Kopf der Belegschaft berechnet, zurückgegangen ist. dem sie ihren früheren Besitz während zehn Jahren durch falsche Sie ist überdies, auch auf den Kopf der Direttoren Wirtschaftsführung selbst immobilisiert hat. berechnet, zurückgegangen!

Herr Direktor Haller schreibt in diesem Zusammenhang einiges über die völlig sinnlosen Zahlenzusammenstellungen", die während der Inflationszeit fälschlich Bilanzen genannt wurden. Er meint, daß es ihm vollkommen unverständlich sei, daß so wenige Leute im Wirtschaftsleben die Unsinnigkeit dieser Zusammenstellungen rechtzeitig erkannt hätten und wundert sich darüber, wie es überhaupt möglich geworden ist, daß weite

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Die unnötig Beschäftigten.

Herr Direktor Haller behauptet, daß die gegenüber dem Friedensstand unnötig beschäftigte Anzahl von Leuten natürlich nicht den Anspruch erheben fönne, von derselben Produktion ebenso gut zu leben, wie eine geringere Anzahl von Leuten, die die gleiche Arbeit leisten.

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Kapital und Arbeit.

Herr Direktor Haller scheint sehr gern Ausflüge in das unend­liche Reich der Zahlen und Vergleiche zu machen. So berechnet er, wieviel notwendiges Rapital im Durchschnitt auf den Kopf der 21 Millionen Gehalts- und Lohnempfänger fomme. Ebenso wird von ihm die Kopfleistung über den Fakturenumsat er­rechnet. Ebenso volkswirtschaftlich eraft ist es, wenn man berechnet, wieviel Kilogramm Kartoffeln in Deutschland auf jedes Fahrrad tommen. Praktisch hängt doch die Leistung pro Kopf nicht vom Umfaß, sondern von der Kapazität und dem Zustand des Betriebes ab. Im übrigen ist der Kopfanteil des angelegten Kapitals durch die Art der Produktion und den technischen Gesamtzustand einer Wirt­schaft und nicht durch die Zahl der Arbeiter bestimmt. Der Straßen­lehrer braucht als Rapital nur einen Besen. Die Arbeiter bei der Roheisengewinnung benötigen als Rapitalsanlage einen ganzen Hochofen...

Lohnerhöhung ist Inflation.

Es wäre verwunderlich, wenn Direktor Haller nicht auch einiges gegen Lohnerhöhung zu sagen hätte. Er kommt dabei mit der guten alten Erzählung, daß 10 Pfennige mehr Stundenlohn die Mart ent­mertet, was in der Wirkung mit Inflation gleich­bedeutend sei. Weiß Herr Direktor Haller nicht, daß schon vor zwei Jahren infolge des stürmischen Gelächters ob der Entdeckung jener Inflationsweisheit sogar die Arbeitgeberpresse einschließlich der Bereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände von diesem volts. wirtschaftlichen Unsinn abrückten! Sind denn bei unserem neuen deutschen Unternehmertum Dummheiten so unsterblich, daß sie sogar dann wieder aufstehen, nachdem sie durch sie selbst be­graben worden sind?

Es wäre fomisch, wenn Herr Direktor Haller den Arbeitern nicht nur ein Bruchteil des Lohnes der Arbeiter sei. auch vorrechnete, daß die Dividende an die Siemens- Aktionäre

,, Die feit langen Jahren nicht ausgeschütteten Gewinne sind ausschließlich den Arbeitern und Angestellten zugute gekommen." Man könnte beinahe meinen, Herr Haller erläutere den Jahres­bericht einer moralischen Anstalt, statt, daß er sich von der Kapital­seite aus mit der Arbeit auseinanderzusetzen versucht. Wie diese Auseinandersetzung bei diesem literarischen Direktor von Siemens­Schuckert aussieht, das mögen die Schlußworte seiner volkswirt­schaftlichen Studie" zeigen. Sie lauten:

Der Verfasser hofft gezeigt zu haben, wie eng Rapital und Arbeit mit einander verbunden und aufeinander angewiesen sind. Sie treisen wie zwei Doppelsterne um einander herum, sie stoßen sich ab und ziehen sich doch gegenseitig wieder an, aber sie können nicht auseinander. Plazen sie eines Tages aufeinander, was der Himmel verhüten möge, so gehen beide zugrunde."

Wir fürchten, daß Herr Generaldirektor Röttgen mit seinen 20 Broz. Mehrarbeit und Herr Direktor Haller mit seiner Lohn­erhöhungsinflationstheorie auch wie zwei Doppelsterne um einander herumtreifen", ohne daß sie dabei mit der Arbeit auseinander kommen können. Platzen sie eines Tages mit ihr auf­einander, was der Himmel geben möge, so wird die Arbeit daran auch nicht zugrunde gehen, haben doch schon Professoren vergeblich versucht, die Arbeiterbewegung totzuschreiben. Kurt Heinig.

der

Zollforderungen der Zuckerindustrie.

Die alten Forderungen nach Erhöhung des Zolls für Reh- und Weißzuder wurden in der Generalversammlung Zuckerkreditbank Don den bekannten Buder industriellen Oberamtmann C. Wenzel Teutschental, dem Leiter des Konzerns Halle- Rosig- Holland, von neuem erhoben. Er begründete diese Forderung damit, daß die 3uderpreise ungünstig und

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