Charakters handeln, die sonst überhaupt nicht oder nicht zu dieser Zeit oder nicht in diesem Umfang ausgeführt werden würden. Es ist Aufgabe des Reichsarbeitsministeriums, der ! Landeszentralbehörden und der Verwaltungsausschüffe der öffentlichen Arbeitsnachweise, das Maß der„Pflichtarbeit" ' zu überprüfen und jedem Mißbrauch der Bestimmungen vcr- ' zubeuaen._
der Kampf um üie Einfuhrfcheine. Die Entscheidung vertagt. In der Sitzung des' Handelspolitischen Reichstagsaus» schusses vom 14. August, in der über das deutfch-sranzösische Wirtschaftsabkommen beraten wurde, stellten die Deutsch - nationalen überaschenderrpeise den Antrag, das Gesetz über die Wertbestimmung der Einfuhrscheine für eine Uebergangszeit, das erst zwei Wochen zuvor in Kraft getreten �0?, mit sofortiger Wirkung aufzuheben und der Wertbestim- ung der Einfuhrscheine die jetzt geltenden Zollsätze zugrunde Kzu legen. i Die Entscheidung über diesen Antrag wurde auf eine 'spätere Sitzung vertagt, die dann am 20. August stattfand. In dieser Sitzung stellte sich nun heraus, daß die Vertreter der 'Regierung nicht zu sagen vermochten, wie sich die R e- ? g i e r u n g zu diesem Antrag stelle. Die Volkspartei zeigte Mich in dieser Frage gespalten, das Zentrum schwankend. Also f beschloß man, die Entscheidung abermals zu vertagen, wobei lman der Erwartung Ausdruck gab, daß die Regierung in der �nächsten Sitzung, die auf den 31. August festgelegt wurde, rihren Standpunkt darlegen werde. Run ist den Mitgliedern des Handelspolitischen Aus- 'schusses mitgeteilt worden, daß die Sitzung am 31. August ausfällt, ohne daß bekannt gegeben wurde, wann die wachste Sitzung abgehalten werden soll. Man muß daraus schließen, daß die Regierung noch immer nicht weiß, wie sie sich zu dem brotverteuernden und die Reichs- ckaffe belastenden Antrag der Deutschnationalen zu stellen gedenkt.
Stahlhelm-Ueberfall auf öas Reichsbanner. Aber Reichsbanner wird angeklagt! Frankfurt a. M.. 27. August.(Eigener Drahtbericht.) Vor dem Frankfurter Schöffengericht begann am Dienstag ein Prozeß gegen vier Reichsbannerleute aus Frankfurt und Bad -Homburg wegen schwerer Körperverletzung. Den Vorsitz führte Londgerichtsdirettor Ungewitter, der Leiter des Flesia-Prozesfes. Der Anklage liegt folgender Sachverhalt zugrunde. Am 30. August J925 fand in Bad Homburg v. d. H., das als H o chb u r g des Stahlhelms bekannt ist, ein R e i ch s b a n n e r t a g, verbunden wiit Bannerweihe, statt, zu dem auch die Reichsbannerleute aus Trankfurt in großer Zahl gekommen waren. Schon, am Vormittag »wurde in Homburg bekannt, daß man einen U e b e r f a l l auf das frankfurter Reichsbanner durch den Stahlhelm plane, der geschlossen «n einem Platz antrete und zu diesem Zweck besonders kräftige Leute, Metzger usw. ausgesucht Hab«. Als die Reichsbannerkapelle in die Nähe dieses Platzes kam. sprangen plötzlich 30 bis 40 Stahl- chelmleute mit Stöcken"in die Kapelle und schlugen auf die 'SpielleUte ein. Da kamen die Reichsbannerleute von hinten ihren Kameraden zu Hilfe und trieben die Angreifer wieder aus 7>em Zug. wobei es selbstverständlich nicht ohne Hiebe abgegangen ist. In der Erregung soll auch auf einen zu Boden gefallenen 'Schopomann eingeschlagen worden sein. Die Angeklagten bekunden, wie gerade sie als Führer ihre Leute darauf hingewiesen haben, sich micht provozieren zu lassen, und wie man sogar darauf -aufmerksam gemacht habe, wer aus dem Zug herausgehe, sei Mit- Iglied des Reichsbanners gewesen. Die am ersten ll�age oer- mommenen 13 Zeugen erklärten fast übereinstimmend, daß der �Stahlhelm organisiert von außen her gerade die Musiker überfallen habe. Es wird dann noch eine Reih« 'Zeugen geladen, die bekunden werden, daß in einer Stahlhelm- Versammlung der Ueberfall verabredet wurde.
Selbsthilfe öer Stuüentenfchast. L... Von Professor Dr. Radbruch, kiel .. i Der unliebsame Eindruck, der durch die letzten Ereignisse in Han- iiover und Bonn in republikanischen Kreisen erweckt wurde, ist nur durch einen Teil der deutschen Studentenschaft hervorgerufen worden. Jene Studenten, die in lauter politischer Betriebsamkeit im Vorder. •grund der Ereignisse standen, sind scharf zu trennen von den Kreisen unserer Hoschuljugend, die in tatkräftiger, verantwortungsbewußter wnd anspruchsloser Selbsthilfearbeit sich und ihren Kameraden die �geistige Ausbildung ermöglichen. Diese Kreise haben ihre Organisation in der„Wirtschaftshilfe der deutschen Studentenschaft' in Dresden . Sie faßt die 51„Wirtschafts. körper" der einzelnen Hochschulen zusammen. Da die früher zahl- 'reichen Auslandsspcnden seit einigen Jahren abnehmen, fließen die sinanzicllen Mittel für die Wirtschaftshilfe aus Zuschüssen des Reichs. »er Länder, Städte, Gemeinden und Privatpersonen. Das Reich -stellte im vorigen Jahre 1 350 000 M. zur Verfügung. Durch die �Selbsthilfe der Studierenden wurden 200 500 M. ausgebracht. Diese Mittel finden ihre Verwendung in der Schaffung von Wirtschaftsein- lrichtungen mannigfacher Art. Die wichtigste dieser Einrichtungen ist '£ic Studentenspeisung. An der StudentenspHung nahmen Weil im Sommersemester 1925 27 Proz. und im Wintersemester 1625/26 28,8 Proz. der Gesamtstudentenschaft. Weiter ist der tat- kräftigen Arbeit der Wirtschasshilfe gelungen die Einrichung von Studentenwohnheimen, Erfrischungsräumen, Verkaufhstellen für Lebensmittel und Studienmaterial, Büchcroermsttlungsstellen, Schreibmnfchinenstuben, Druckereien, Buchbindereien, Schuhmach«. rcien, Wäschereien und Flickstuben, Barbierstuben, Arbeitsvermitt. lungsämtern und Wohnungsnachweisämtern. Alle diese Einrichtun- >gen sollen nach Möglichkeit in Studentenhäusern mit Lese- jälen und Versammlungsräumen ihren Mittelpunkt finden. i Besondere Fürsorge wird den tuberkulosekranken Stu- deuten zuteil. Gesundheitsuntersuchungen, denen sich all« Studieren - den unterwerfen müssen, stellen die Erkrankungen fest und bereiten die Unterbringung in Heilstätten vor. Die Wirtschaftshilfe hat be. reits 337 Heilaufenthalte durchgeführt. Ein eigenes Sanatorium gewährt 34 Studenten Aufnahme. Eine Darlehnskass« der Deutschen Studentenschaft gibt Darlehen an ältere Studenten zu einem ganz geringen Zinssatz aus 10 Jahre aus. Der Amerikawerkstudentendienst ermöglicht es jährlich 100 Studenten der technischen Wissenschaften, die ihr Examen bereits gemacht haben, sich zwei Jahre in den landwirtschaftlichen oder industriellen Betrieben Amerikas zu betätigen, um Einblick in die organisatorischen und technischen Verhältnisse der amerikanischen Wirtschaft zu erhallen. Bis jetzt befinden sich 51 deutsche Werk- Zudenken w Amerika .
Nach dreitägiger Verhandlung beantragte der Staatsanwalt Freisprechung des Angeklagten Weingärtner, gegen die Angeklagten Härtner 1 Monat, Geither 3 Monate Gefängnis und gegen Schmidt 100 M. Geldstrafe. Das Gericht kam zu einem wesentlich anderen Schluß und verurteilte wegen gemeinsamer Körperverletzung Schmidt zu 30 M. und Geither und Härtner zu je 100 M. Geldstrafe. Wein- gärMer wurde freigesprochen. In der Urteilsbegründung verwies der Vorsitzende Landgerichtsdirektor Ungewitter auf die Tatsache, daß das Reichsbanner nicht vorsätzlich gegen die Stahlhelmleute vorgegangen sei. Der Stahlhelm habe durch sein Erscheinen den Reichsbannerzug stark in Erregung gebracht und die Abzeichen des Stahlhelm wären der Ansang zu den ganzen be- dauerlichen Ausschreitungen gewesen.
Der sächsische Rechtsblock. Ei« Aufruf der sächsischen Industriellen. Dresden . 27. August.(TU.) Der Gesamtoorstand des Ler- bandes sächsischer Industrieller erläßt auf Grund eines in seiner Sitzung vom 25. August einstimmig gefaßten Beschlüsse» an die Industriellen Sachsens einen Aufruf, in dem es heißt, die bitterernsten Erfahrungen der letzten Jahre hätten das deutsche Volk gelehrt, daß auch größeren Schwierigkeiten begegnet werden könne, wenn alle ordnungsliebenden, wiederaufbaubereiten Kräfte sich zu- sammenfinden und es vermöchten, das Trennende zurückzustellen und das Einigende hervorzukehren. Von diesen Lehren der jüngsten Vergangenheit ausgehend, seien alle Kreise der Wirtschaft der Ueber- zcugung, daß es hohe Zeit unabweisbarer Notwendigkeit sei, die Vorbereitungen zu den bevorstehenden Landtags- und Ge- meindewahlen mit allem Nachdruck unter diesen Gesichts- punkten der Abwehr gemeinsamer Gefahr für das Staatsganze zu betreiben. Der Verband sächsischer Industrieller halte es für seine Pflicht. an die gesamte sächsische Industrie die Bitte zu richten, sich dieser Bedeutung der Landtags- und Gemeindcwahlen bewußt zu sein und im Sinne der einheitlichen Zusammenfassung aller Kräfte tatkräftig selbstlos zu wirken. Der Verband habe nach seinen Satzungen mit parteipolitischen Zielen nichts zu tun. Er habe es immer abgelehnt und werde es weiterhin ablehnen, sich mit öffentlichen Fragen parteipolitisch zu befassen. Bei der gegenwär« tigen Situation handle es sich jedoch nicht um Parteipolitik(!), son- dern um die unmittelbarsten Interessen der heimischen Wirtschaft, auf deren Rücken die staats- und gemeindepolitischen Geschehnisse auege- tragen würden, und damit um das Wohl des Landes und des Volkes.
Sraunsihweiger Stahlhelmwlrtsihast. Die Spaltung vollzogen.— Noch immer keine Anklage gegen Uhlenhant. Brannschweig. 27. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Stahl- hclmlandcsverbandsvorsitzende von Braunschweig , Kohlenhändler Uhlenhaut, verbüßt augenblicklich eine Festung» st rase von drei Monaten, weil er nach jahrlanger Ueberlegung eine Duell- forderung des ersten Vorsitzenden des Vereins ehemaliger Braun. fchweiger Husaren, Schlachthausdirektor Dr. Kramer, angenommen hat. Di« übrigen Landesverbandsmitglieder hatten erklärt, daß Uhlenhaut nun endlich seinen Posten niederlegen würbe. Die zurück- gebliebenen 200 bundestreuen Stahlhelm«? versuchen nun aber mit Hilf« der ländlichen Ortsgruppen im September ein« Wieder» wähl Uhlenhauts durchzudrücken. Damit ist den 1800 ab- trlinnigen Stahlhelmern, die auch den Rücktritt Seldtes gefordert hatten, der Weg zur Rückkehr in den Stahlhelm verbaut. Sie haben inzwischen den neuen Stahlhelm gerichtlich eintragen lassen und den Kapiränleutnant H i l d, einer der schärfsten Gegner Uhlen- hauts, zum Vorsitzenden gewählt. Der neue Verein„Stahlhelm ' wünscht«in«„überparteiliche" Orientierung und lehnt den einseitig nationalistsschen Kurs angeblich ab. Die braunfchweigifche Staatsanwaltschaft, die im Fall« Stoelzel außerordentlich rührig war, hat gegen Uhlenhaut noch nichts unternommen, trotzdem schon sämtliche Zeugen vor über drei Wochen vernommen worden
Eine wichtige und äußerst dankbare Aufgabe erfüllt die Deutsche S t u d e n t e n st i f t u n g, die durch sortlaufende Unter. stützungen besonder» wertvollen Studenten die Möglichkeit zum Studium gibt. Auch ein Teil unserer Arbeiterstudenten, die sich durch die Ablegung der„Begabtenprüfung' oder den Besuch von Abitur- kursen den Zugang zum Unioersitätsstudium oerschafst haben, gc- nießen die Dorteile dieser Stiftung. Irgendwelche politischen, ton» fessioncllcn oder weltanschaulichen Unterschiede fallen bei der Aus- wähl nicht ins Gewicht. Es wird bei der Auswahl der Stipendiaten nur darauf geachtet, daß die Vergünstigung solchen jungen Leuten zuteil wird, die für ihr künfiges Leben ganz besondere Leistungen versprechen. Im Jahre 1925 wurden von insgesamt 881 Bewerbern 219 in die Studienstiftung aufgenommen. Im Frühsahr 1926 wurden 1085 Gesuche eingereicht, von denen 264 angenommen wurden. Ueber Ihren unmittelbaren Nutzen hinaus dient die Mitarbeit in den Wirtschaftskörpern und der Wirtschaftshilfe dazu, den besten Teil der Studentenschaft in studentischer Sclbstverwaltungsarbeit wirtschaftlich und organisatorisch zu schulen und so einen Studenten. typus zu schaffen, der geeignet ist, weniger erfreuliche Erscheinungen des studentischen Lebens immer mehr in den Hintergrund zu drängen.
Nelson-Theater:„Vie tanzenden Jräuldn«'. Gesehen vom Standpunkt der heutigen Revueschau ist dies« neue Nelson-Opereti« voller Geschmack, Niveau, Intimität und Graz !«: ?[sehen vom Schlagerniveou anderer Nelsonscher Musenkinder ist diese» ier blutarm geblieben. Zu loben ist Kürze und Bau, Sinn und Gestalt de? Zerlettschen Textes und der aktuellen Verse von Robert Gilbert . Als Hauptszen« imponiert ein mit Ironie und Flottheit glänzend gelungenes Widcrspiel zweier falscher Napoleons , deren einer ein entthronter Duodez ist, der andere«in Jongleur. Beide spielen und jonglieren den Partner, beide umgürten sich mir einer HeldeupIs«, die in Artistenkreisen üblich, aber auch in politischen Regionen nicht ungewöhnlich ist. Und das Lustigste, sie sehen sich wirklich sehr ähnlich, der Herzog Nikodemus , den Schaeffer. dem Jongleur Bela, den Szöte S z a k a l l spielt. Dieser letzte ist eine Elanzattraktion; feine gemachte Blödheit und die Geschicklichkeit seiner Taschenspielertricks bringen Stimmung ins Haus. Schoeffers mimt den Napoleon mit heiter- jovialer Miene, zu der die herrischen Brocken französisch im köstlichen Gegensatz stehen. Gut gesehen, besser noch anzusehen, behend und tanzfroh die Trillergirls mit Trude Lieske an der Spitz«, einer Theaterschwester von Erika von Tellmann mit einem Schich frischer jugendhaster Komik,«in« Spielbegabung von Rang. Stesst Walten als rassig-mondain« Liebhaberin in Ehren, Arn« W« e l al, Tänzer und Ccupletist, hart als Mann von Eleganz, und Kät « E r l h o l tz als die sieghafteste der Berliner Pflanzen in ihrem Lied gegen die feine Gesellschaft— ein treffliches Ensemble. Nelson hat nicht ganz die Schlogerkraft seiner früheren Spiel« aufgebracht, die Iazzidee liegt ihm noch nicht ganz im Blut. Sein« Anpassungsfähigkeit ist allerdings groß, was er treibt, hat eigenen Geist, Charme, Tempo und Melodie. Couplets wie die beiden„Und
sind. Inzwischen hat die öraunschweigische Stahlhelm» r e g i« r u n g, die jetzt zwischen zwei Stühlen sitzt, die Akten von» der Staatsanwaltschaft angefordert, um sich auch über die Verefchlungen Uhlenhauts zu unterrichten. Anscheinend will sie aus alter Anhänglich- teit und Dankbarkeit dies« Anklageerhebung unterdrücken. Das Land Braunschweig erfreut sich also als einziges Land in Deutschland zweier Stahlhelmorganisationen, die neben- und gegeneinander marschieren. Außerdem plant Adolf Hitler mit seinen völkischen Freunden Anfang September eine wochenlang dauernde Invasion in Braunschweig , um im Lande Brvunschweig wenigstens einen Abgeordneten zu behalten. Da Adolf Hitler durch das Entgegen- kommen der deutschnationalen Regierung in Braunschweig unge- hindert reden darf wird in den nächsten Wochen Braunschweig wieder der Schauplatz erregter Meinungs- und Richtungskämpfe im natio- nalistischen Lager werden._ Schultampf in Hstoberfchlesien. Die polnischen Behörden streichen 7 000 von 8 500 An- Meldungen für die deutsche Schule! katlowih, 27. August.(MtB.) Für das am 1. September d. I. beginnende Schuljahr sind, wie jetzt feststeht, rund 8500 Neuanmcl- düngen für die deutschen Minderheitsvolksschulen ersolgt. Daß die Zahl der Anmeldungen größer sein würde, als in den vorher- gehenden Iahren, war bereits seit einiger Zeit bekannt. Sämtiiche polnischen Zeitungen haben deshalb schon damals einen neuen Heg- feldzug gegen die deutschen Schulen eingeleitet und gegen den Deut- schen Volksbund die bekannten Borwürfe erhoben, wie, daß der Doltsbund die polnischen Ellern bestochen und die Kinder„das Stück für 150 Zloty' gekauft habe. Selbstverständlich erwiesen sich alle von der polnischen Presse aufgestellten Behaupwngen als falsch. Mit legalen Mitteln konnte also gegen da» Steigen der Anmeldungen nichts ausgerichtet werden. Die polnischen Behörden haben jedoch einen für sie sehr einfachen Ausweg aus ihrer Verlegenheit gefunden. Sie setzten sich ohne weiteres über die einschlägigen Bestimmungen des Genfer Abkommens hinweg undertlörtenrund 7000 van den 8500 Anmeldungen als ungültig, und zwar fast ausnahmslos mit der Begründung, daß die Eltern Polen und die deutschen Schulen nur für die Deutschen bestimmt feien. Diese Be- gründung widerspricht den klaren Bestimmungen des Genfer Ab- kommen-, in dem die Entscheidung darüber, welche Schule die Kinder besuchen sollen, ausdrücklich den Eltern oorbehatten ist. deren Er- klärung weder nachgeprüft noch beanstandet werden darf. Offenbar hat man mit der Bekanntgabe der Ungülligkeitserklörungen absichtlich bis zu dem Augenblick gewartet, in dem der Präsident der Gemischten Komipission für Oberschlesien , Herr Calonder, in Urlaub ging, den er vor etwa 14 Tagen angetreten hat. Man hofft auf diese Weise den Borstoß gegen da» Genfer Abkommen ungestört begehen zu können. Tatsächlich besteht die Gefahr, daß die Kinder, deren Anmeldungen als ungültig erklärt worden sind, in die polnische Schule geschickt werden, da bis zum Beginn de» Schuljahre» das ein- geleitete Beschwerdeversahren selbstverständlich nicht durchgeführt werden kann. Im allgemeinen hat man einfach die Anmeldungen all derjenigen Kinder gestrichen, deren Namen polnisch klingen.
Srianüs Besprechungen. Das Kompromist augeblich gefördert. Pari». 27. August.(Eigener Drahtbertcht.) Briand hat gestern abend nacheinander mit dem polnischen Außenminister Z a l e s k i in Begleitung des polnischen Bolschafters, dem deutschen Pol- schafter o. Hoesch, dem spanischen Botschafter de Leon und dem britischen Geschäftsträger Phipps über die Tagung der Studien- kommission und des Dölkerbunde» gesprochen. Die Blätter wollen wissen, daß diese Besprechungen einen großen Schrill vorwärts be- deuten. Es fei noch zu früh, um zu sagen, auf welche Kompromiß- sormel man sich geeinigt habe: aber alles lasse erkennen, daß die letzten Besprechungen zwischen den juristischen Sachverständigen Fromageot, Bauß und Hurst viel zur Klärung der Lage beigetragen hätten.....%, v;-tnjit
bist Du auch der Erste nicht' oder„Zur Lieb« bist Du nur geboren' konnten schnell mitgetialscht werden. Da, Orchesterchen spielt« mit letzter Delikatesse. Nelson und Joseph am Flügel begleiteten mit seltener Einheitlichheil. Für reizende Kostüm« und gute Bühne»- bilder sorgt« die leichte Hand Krehanns.: i � K. S.
„ftukall* im custspielhau«. Da» französische Lustspiel mit seinen Dreieckkonstruktionen ist am Ende, es braucht neues Blut. Und so versetzt die Firma V. A. Iogcr-Schmidt In den üblichen Betrieb ein Naturwesen, eine junge Sudseeinsulanerin, Tochter eine» franzö- fischen Vaters und einer eingeborenen Mutter. Sie ist von Europas Höflichkeit nicht übertüncht, sie spricht Worte au», die sonst nur im Wortschatz de» Kosernenhoss oder berühmter Generäle vorkommen, sie brüskiert die Solongesellschoft durch ihre kessen Natürlichkeiten, deckt dafür aber deren Verlogenheiten und Intrigen mit Wollust auf. Ihre Tante will sie mit eipem jungen Trottel, der aber Marquis, verheiraten: Kukuli— so heißt die ingenue aus der Süd- see— aber folgt der Stimme ihres wilden Herzens, boxt die Neben- buhlerin knockout und holt sich den Mann eigener Wahl. Ueber- flüssig zu sogen, daß sie starken Geschichten, die sie ihrem Trott-I- bewerber von ihrem freien Sexualleben von da unten erzählte, um ihn abzuschrecken, erfunden sind. Sie ist genau so brav geblieben wie die Pariser Jungfrauen. Da» Dersasserpaar hat nicht den Ehr- geiz, Wirklichkeiten zp konfrontieren: es will nur bluffen und amüsieren. Wenn eine so naturfrische, temperamentvolle und bei oller Keckheit doch anmutige und holde Darstellerin die Samoanerin spielt wie die neu entdeckte Carola Neher . so Ist die Partie leicht gewonnen. Man freute sich des ozeanischen Vogels, der so anders zwitscherte, und hatte seine Lust an der Braunheit dieses Sprinains- feld. Camilla Spiro gab das europäische Mädchen mit einem reizenden Stich ins Drollige. Die übrige Gesellschaft bleibt im Rahmen der Konvention und der Fadheit. Trotzdem mußten Olaa Limburg(al, ehestiftende Tante), Eugen Burg und Wolf- gang Z i l z e r ihren Rollen einige Lichter aufzusetzen.— r. knorrke. Was dieses gepflügelt« Wort bedeuten soll, weiß jeder: unübertrefflich: einzig in seiner Art: was für ein Einfall! unübersehbar in seiner Art: Eins A usw. „Jetzt spielen wir Zeck"—„Ja. knorrtel" „Ein Künstler ersten Ranges"—„Knorrke!" „Ein hübscher Bengel'—.Knarrt«!' Wie kommt ober das Wort zu diesen Bedeutungen? Bedeutc es überhaupt etwas? Kann man es mit schon bekannten Worten in Zusammenhang bringen? Jawohl, und zwar sehr leicht. Wenn man die Dertl-tnerungssilbe„ke"--- hoHdeuts»„chen" hinweg- nimmt, bleibt„knorr " übrig. Der Knorr oder der Knorren Ist jedoch ein harter, unerbittlicher Gegenstand, wie der Holzhacker weiß. Plattdeutsch: He het em vöre Stubben(-- Knorren) jagt er hat einen Rekord für ihn ausgestellt. Der Gegensatz zu diesem Wort wäre Fatzke, was ein Mensch bedeutet, der sich hänseln läßt, der wenig taktfest und unbeständigen Sinnes ist. Man ver- gleiche den Fatzvogel bei Grimmelshausen . Daß knorrke adiektivlsch gebraucht wird, erklärt sich daraus, daß sein eigentlicher Sinn von einem Gegenstande herrührt, während Fatzke ausschließlich eine Person bedeutet.