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Arbeiter solchen Wünschen, dann sind sie nicht mehr bundnis- fähig. Das deutsche   Dürgertum sieht Mar keine einzige seiner nationalpolitischen Forderungen erfüllt, aber soll es sich deswegen Profite entgehen lassen, aus Geschäfte verzichten, die Möglichkeit der Ueberwälzung der Staatslasten auf die Arbeiterschultcrn verzichten? Lang genug mußte es sich darauf verlassen, daß die tschechische Bourgeoisie in der Koali- tion stark genug sein werde,das Schlimmste", nämlich allzu große Berücksichtigung der Arbeiterinteressen, zu oerhüten. Die deutschbürgerlichen Parteien hatten auf dem Wege in die tschcchisch-deutsche Bllrgergemeinschast keine ernsten seelischen Kämpfe zu bestehen. Freilich gibt es noch im Bürgertum beider Nationen Strömungen, die mit dieser Wandlung nicht ganz zufrieden sind. Die deutsche Nationalpartei nicht, weil die ihr angehörenden Intellektuellen und die Kleingewerbe- treibenden keinen Borteil davon haben. Aber die Fabrikanten, die in ihr sehr großen Einfluß haben, sind empört darüber, daß sich die Partei durch ihr Verharren in der Opposition von der Mitbestimmung über die Wirtschaftspolitik ausgeschaltet hat. Auf tschechischer Seite sind es die N a t i o n a l d e m o- k r a t e n, die dieser Wendung der Politik mit sehr gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Sie wollen lieber allein herrschen, über die Arbeiter der eigenen Nation und über die nationalen Minderheiten. Wozu haben sie denn an der Schaffung des selbständigen Tschechenstaates mitgewirkt? Darum ihre För- derung des t s ch e ch i s ch e n F a s ch i s m u s, die so gar nicht übereinstimmt mit dem Namen der Partei! Aber da der Faschismus nicht nötig ist, wenn sich deutschbürgerliche Par- teien zur gemeinsamen büraerlichen Klossenpolitik bereitfinden, ohne daß der tschechische Nationalcharakter des Staates da- durch gefährdet wird, habe» die anderen tschechischen Bürger- Parteien ihre Sympathien für den Faschismus einstweilen zurückgestellt. Gemeinsam mit dem Faschismus ist aber fast dem ganzen tschechischen Bürgertum die Abneigung gegen dieB u r g". DieBurg  "(der Hradschin, wo der Präsident der Republik  residiert), das ist M a s a r y k und das ist B e n e s ch. Zwar hat der Präsident keineswegs soviel Macht, daß er die Politik entscheidend beeinfluffen könnte, aber er war und ist ein Gegner des nationaldemokratischen Führers Dr. K r a m a r s ch. er steht den Sozialisten näher als dem Bürgertum, und es ist ein Widerspruch zu den gewandelten Machtverhältnissen, wenn auf der Burg ein Mann residiert, der nicht Exponent des nun den Staat beherrschenden Bürgertums ist."Bindet die Pflicht des Dankes gegen den Mann, der mehr als irgend ein anderer getan hat für die Erringung der staatlichen Selbständigkeit, und die Achtung vor dem Ansehen, das Mafaryk in der ganzen Welt genießt, noch einigermaßen die Zungen der Gegner der Politik derBurg  ", der man in nationalen Kreisen die Hauptschuld an der Enthüllung des Gajda-Skandals beimißt, so können sie um so rück- sichtsloser gegen Dr. Benesch vorgehen, der Masaryks Mit- arbeiter seit der Organisierung der tschechischen Auslands- revolulion ist. Dr. Venesch ist Mitglied einer Partei, die in der Opposition steht und ist dabei Minister! Dr. Benesch sprach in den Iugendtagen der Republik  , die nun schon so unendlich weit zurückzuliegen scheinen, in einer Polemik gegen Kramarsch von der alten und von der neuen Generation, er muß nun von deralten Generation", vom Bürgertum, das 'wieder zur Macht aufgestiegen ist, als Feind betrachtet werden. Auch im Kampfe gegen Mafaryk und Benesch kommt die Crstarkung der Kräfte des tschechischen Bür- g e r t u m s zum Ausdruck. Auf allen Linie» sammelt sich das Bürgertum zum gemeinsamen Kampfe gegen die Ar- beiter, zur gemeinsamen Ausbeutung des Proletariats aller Nationen mit Hilfe des Staates, den es zu diesem Zwecke sich ganz dienstbar machen will. Freilich, das große Staats- Problem, die nationale Frage, wird durch die tschechisch-
deutsche Bürgerkoalition nicht gelöst werden, aber man weicht eben diesem Problem aus, man vertagt feine Lösung und benützt, dieweil man sich mit dem Bürgertum derfeindlichen" Nation über die gemeinsamen Klasseninteressen verständigt, den Nationalismus weiterhin als Kampfmittel gegen die nationsfeindlichen", weil internationalen Sozialdemokraten. Die Etablierung der unverhüllten Klassenherrschaft des Bürgertums beider Nationen führt zwangsläufig zur Zu- sammenfassung der proletarischen Kräfte aller Nationen. Denn es ist selbstverständlich, daß die deutschen   Sozial- demokraten zur gemeinsamen Arbeit mit den tschechischen Genossen bereit sind. Es wird gewiß noch manches Hindernis zu überwinden sein, ehe die durch eine ganz verschieden geartete Politik bedingte Entfremdung zwischen tschechischen und deutschen  Sozialdemokraten ganz überwunden sein wird, aber sie wird überwunden werden, weil das Lebensinteresse der Arbeiter beider Nationen es erfordert.
Derneue ttationalismus*. Vereinigung von Mördern und Mördcrfreunden. Die Stahlhelm-Standarte", die das M ö rd e r p a n i e r erhob, ist auf drei Monate oerboten worden, weil sie gegen das Gesetz zum Schutz der Republik verstoßen hatte. Diejenigen aber, die sich um das Banner der Schulz und Tillessen  , der Kern und Fischer, der Mörder Erzbergers und Rathenaus, zu scharen gewillt sind, haben schnell einen Ausweg gesucht und gesunden. Es erschien nämlich bisher schon in München   unter Ausschluß der Oeffentlichkeit eine Wochenschrift, die den NamenArminius  " trägt und als Nachfolger des entschlafenenVölkischen Kuriers" anzusehen ist. Herausgeber dieses völkischen Blattes ist ein gewisser W i l h e l in W e i ß, der früher denVölkischen Kurier" und vordem das Escherisch-Blatt leitete. Cr ist demnach der rechte Mann, die Mörder-Standarte" trotz des Verbotes hochzuhalten. Zu diesem Zweck hat er jetzt den Heraus- geber der verbotenenStandarte", Hellmuth Franke, als Mitherausgeber desArminius  " bei sich ausgenommen und bringt auch gleich zwei Artikel von Stondarten"-Redaktcuren in seinem Wochenblättchen. Da- mit kein Zweifel über den Sinn dieser Solidaritätserklärung entstehen kann, wird in dem Leitartikel die VerHerr- lichungderMordbuben gleich noch einmal wiederholt: Wer nicht tapfer war und je sein wird, Hot auch kein Ver- ständm» für Märtyrertum, von dem der Spießbürger nicht die Größe, sondern höchstens das Schauspiel zu sehen oermag und vor dessen sieghafter Ueberwmdungsmacht er Angst hat. So hat also Herr H ö r s j n g, der derzeitige Oberpräsidcnt der Provinz Sachsen  , die frontsozialistischc SchriftStandarte"... aus drei Monate verboten. Und warum? Nur deshalb, weil in einem Aussag .Nationalistische Märtyrer" neben Schlageter auch jene vier, die sich aufgeopfert haben, um zwei Haupthasser der Front- lcistung, Erzberger und N a t h e n a u, an ihrem weiteren Wirken zu hindern, mit Worten gewürdigt werden, aus denen hervorgeht, daß Blut doch noch dicker ist, wie Menschengebote! Jeder weih, mit welcher Hunds- gemeinen Gesinnung die Spicßbürgerpresse aller Partelen seinerzeit die Täter deschimpsten, wie sogar die Totengräber sich weigerten, aus schwarz rotgelber AerHeHung auch nur die Körper von Fischer und Kern zu beerdigen, obwohl dies« ihre Tat durch Freitod gebüßt hatten. Wie damals das De. mokratenpack nur die Mörder sah, aber geflissentlich vergoß, daß diese beiden Männer vier Jahre mit ihrem Blute Volk und Baterland verteidigt hatten! Wer war wertvoller: Rathenau   oder sein Richter, der Arontsoldot?... Um so tapferer und treuer berührt uns das mannhafte Eintreten derStandarte" für jene Männer, die auch heute noch unsere Kameraden sind und es ewig
bleiben werden! Mögen die Severing und Genossen eine Ver- herrlichung von Mördern republikanischer Größen darin erblicken: Rlärtyrer waren es und deshalb gehören sie zu uns." Die Verherrlichung der Mordbuben wird also jetzt i ein System gebracht, das man alsN euen Nationalis- m u s" firmiert. Zwar wird dasMärtyrertum" der Kern und Fischer die sich bekanntlich denFreitod" erst gaben, als sie von Kriminalpolizei u m st e l l t waren und eine weitere Flucht daher nicht mehr möglich erschien durch die Andeutung entwertet, daß sie dasOpfer schwarz- rotgelber Provokateure" geworden seien. Aber diesen Widerspruch werden die illusionsberauschtenneuen Nationalisten" kaum merken. Uebrig bleibt nur. daß die- jenigen, die feige Meuchelmorde organisierten und ausführten und dann schleunig st die Flucht ergriffen, nachträglich als nationalistische Helden und Märtyrer gefeiert werden. Wenn esFrontgeist" ist, daß man politische Gegner aus dem Hinterhalt niederknallt", siekilled", wie der Fachausdruck dieser Mörderkumpanei lautet, so werden die Millionen von Front- kämpfern, die einst mit diesen Burschen gemeinsam den feld- grauen Rock getragen haben, sich mit Ekel von der Verwahrlosung abwenden, die mit demFront- soldatentum" jetzt getrieben wird.
Westarp und Stresemann  . Die Avancen des dentschnationalen Führers. Das rechtsradikaleGewissen" hatte die Frage gestellt, ob es richtig sei, daß Graf Westarp bei Schluß der Session dem Außenminister Stresemann habe sagen lassen, die deutschnationale Partei würde an seiner Person und Politik keinen Anstoß nehmen, falls ihre Heranziehung zur Regierung in Frage käme. Graf Westarp hat darauf erklärt, es handle sich umunkontrollierbare Informationen". Dazu bemerkt dasGewissen": Aber wir sind ganz zufrieden, wenn Graf Westarp   bei anderer Gelegenheit erklärte, daß er es ablehne, zu seinen Avancen gegenüber Stresemann   positiv oder negativ Stellung zu nehmen." An die Konstatierung, daß die Information über die Avancen Westarps gegenüber Stresemann" richtig gewesen sei, knüpft dasGewissen" den Rat, die Fühlung der'Rechts- Parteien unabhängig von dem Fraktionsinter- esse an der Regierungsbeteiligung herbei- zuführen._
Das Reichsausnahmegesetz. Der Reichsinncnminister rückt ab. Unsere Mitteilungen über den Inhalt des Gesetzentwurfs für die Ausfllhrungsbestimmungen zu dem Artikel 48 der Rcichsver- fassung haben den Reichsinnenmini st er überrascht und ollem Anschein nach peinlich berührt. Der Minister rückt von dem Eni- wurs ab. Es soll sich bei dem Entwurf vorläusig nur um die Arbeit eines Referenten handeln, mit dem der Rsichsinnenminister sich nicht identifiziere. Der Minister betrachtet den Entwurf nur als eine Grundlage zu Verhandlungen mit dem Reichs- wehrministerium und dem Reichsjustizministerium. Dies« merkwürdige Haltung des Ministers gegenüber einer von seinem Ministerium hergestellten Berhandlungsgrundlage zeigt besser als alles andere, wie notwendig die von uns an dem Entwurf geübte Kritik war. Wir können es dem Minister nachfühlen, wenn er den Wechselbalg nicht plötzlich adoptieren will. Das Aus- führungsgesetz zu dem Artikel 48 muß ein ganz anderes Gesicht bekommen, wenn es sich vor dem Reichstag sehen lassen will. Ein Gesetz, das die mit dem Artikel 48 verbundene Gefahr der M i l i- t S re d i k t a t u r nicht restlos beseitigt, sondern sozusagen noch legalisiert, hat seinen Zweck oerfehlt.
Ein Romantiker des Krieges. Von Hans Bauer. Ueber eins ist gar nicht zu diskutieren: Ueber den völligen Mangel an Intellekt in den Rechtsbewegungen. Da» soll gewiß nicht heißen, daß alle Nationalisten Heupserd« wären, aber es fehlt in ihrem Lager durchaus jener besondere geistig« Typ. der, nicht beamtet, aber auch nicht oerliteratet, in die oft trockene Tagespolitik Esprit und tiefere Beziehungen hineinträgt. Man wird diesen Typ für de» praktischen Verlauf des politischen Geschehens nicht über- schätzen dürfen, aber man soll ihn doch auch nicht unterschätzen, und die Parteien brauchen sich seiner gewiß nicht zu schämen. Nun ist aber ein Wunder geschehen, denn seit einiger Zeit existiert auch rechts sozusagen ein Sachwalter des Geistes und er heißt Emst Jünger und gibt dieStandarte" heraus. Im Ansang mochte es scheinen, daß dieser Mann ein publizistisches Tempera- ment sei, dessen patriotische Salti der Georg-Groß-Vlsage des Natio­nalismus doch auch etwas sympathischer« Züge verleihen könnten. Aber allmählich kommt man doch immer mehr dahinter, daß dtejer Jünger nur einer Hugenbergs und Bacmetsters ist. Ernst Jünger   hat's mit dem Krieg. Er kann ihm alles ver- zeihen, bloß dies nicht, daß er zu Ende Ist. Die oergasten Lungen, abgefetzten Beine, ausgebrannten Augen haben ihm gewaltig im- paniert, und er hat's nun, endlich, auch herausgebracht, welchen Sinn all die Viechereien hatten, die die Völker Europa  , an sich ver» übten. Nämlich, der Sinn des Krieges war es,ein neues Lebens- gefühl zu wecken". Nun bestand diesesneue Lebensgesühl" ja allerdings darin, daß man es dazu benutzte, sich gegenseitig mit Hits« von Blei, Feuer und Eisenspllttern auszureden, daß es zu Recht be­stehe. Aber die davon Betroffenen dürfen das nicht gar so tragisch nehmen und ihre Bertrüppelung oder ihren Tod nicht etwa miß- verstehen: der Herr Jünger kommt daher und weist ihnen nach. daß das alles nur eben eine Begleiterscheinung seiner patentierten Lebensgefühlserweckung war. Mitdem Sterben der Millionen" wiederum Hot es die» auf stch, daß es keineswegs sinnlos war. Denn," so sagt Herr Jünger und das ist nun freilich ein überaus schlüssiger Beweis, den er da führt, denneine Weltanschauung, die eine Sinnlosigkeit In diesem Sterben sieht, muß gottlos, geistlos, herzlos fein." Na, und damit wäre also die Flucht in die schlechte Meinung über den Krieg durch solch« schwere, von Herrn Jünger persönlich geschleuderte Vorwürfe endgültig versperrt und die Sinn- hastigkeit de» Krieges einleuchtend dokumentiert. Au» diesem Grunde ist er auch gegen«in Frankreich   geladen, da» etwa Im Sinne von Barbusse   regiert würde. Er wünscht eher eine de» Monsieur Barre». denn zwischen alten Frontsoldaten sei mehr Anstand und Sauber- kelt" al» zwischen Leuten, die die Frontsoldaten überflüssig zu machen oersuchten. Für das Kriegegeist.Fronkreich. gegen das friedliche, votiert der Herr Jünger also. Aus Gründen des Mumms, aus Gründen des Wunsche» nach der Jnternationalität der Keilereige- (Innung, au» echter Liebe zur Räuber- und Soldatengaudi.
Es gab ein« Zelt, da links gewisse Autoren ein wenig gar zu intensiv in O-Mensch!-Gesinnung reisten und die Hoheit des pozi- fistischen und des Völkerversöhnungsgetankens mit etwa» weit- schweifigen und blutleeren Worten gar zu literarisch aufzogen. Immerhin, geschadet haben diese Literaten weiter nicht», und wenn manch« Aehren auch taub waren, die da wuchsen, so sprossen sie doch au» dem guten Boden eine» sehnsuchtsvollen Herzens. Bei einem LIteratentum ober, das die Realität des namenlosen Kriegselends mit philosophischem Gequatsch« aus der Welt schaffen will, das mit demGlauben an die Idee", demWillen zum Opfer", derKraft zum Glauben" und all der Wortequilibristik und Begriffsjongliererei hantiert, womit man auf so furchtbar einfache Weise au« dem Geld- sack de» 5>crrn Hugenberg eine blau« Blume herauszaubern kann, da kommt einem wahrhaftig, um in Herrn Jüngers Landsknechts. deutsch   zu reden, das große Kotzen an. Die tonangebenden Ratio- nalisten übrigens, jene, die genau wissen, was sie wollen, sicherlich auch. Aber, so werden sie sich sagen, was sollen wir diesen kleinen Handlanger nicht wursteln lassen I Denn schließlich ist der Hofnarr eine durchaus monarchische Einrichtung.
Jubiläum Ser Serllner Sängerbünöe. 25 JahreBerliner Sängerbund": Anlaß zum Erinnern, zum Rückblick auf froh und tatkräftig geleistete Arbeit, zum Bekenntnis, im Lied, im Chorgesang weiterhin Menschen zur Einheit zu binden. Aus neun Vereinen mit Süll Sängern sind in 25 Jahren 200 Ver- eine mit 9000 Sängern geworden, Männer aus Berlin   und aus der Mark. Mit dem Erstarken des Bundesgedankens wuchsen die Sehnsüchte nach musitalischer Disziplin und vollwärtigen Program. men. Felix Schmidt, Bernhard Runge. Max Stange be- zeichnen den künstlerischen und organisatorischen Hochtrieb der Bünde  . Daß ihre Tendenzen stark bürgerlich-patriotischer und unter» strichen deutscher Art sind, spll ihnen hier nicht vorgehalten werden, wenngleich für uns die Arbeitersängerchöre für die Zukunft das reichere, universellere, bindendere internationale Programm aui- zuweisen haben. Da, deutsche Lied, der deutsche Sang jawohl. Aber die Engherzigkeit kann sich rächen, sie kann zum Hemmschuh einer stolzen Bewegung werden. Vor dieser Einseitigkeit möge der Jubiläumsbund bewahrt bleiben. Das Wortdeutsch  " kam in ollen Reden vor, die den Festakt in der Singakademie begleiteten. Der Oberbürgermeister B ö ß, der dem Berliner   Sängerbund oft hilf» reich zur Seite gestanden bat, nahm die Ehrenpräsidenten- würde und die goldene Plakette entgegen. Boelitz, Meyer, Runge, List. Hosimann brachten Grüße und Glückwünsche, der Berliner  Lehrergesangoerein einen musikaliscken Bundesgruß. Nachmittag, malerischer Festzug mit reichen Symbolen aus der Geschichte der Bereine und ihrer musikalischen Götter. Abend» sangen 3000 Sänger im überfüllten Raum der AutoHall« Werke von Schubert, Stange. Wiedemann, Mießner, Bruch u. a., unterstützt vom Sinfonieorchester. Stange hielt jugendlich und mit Schwung die große Schar zu- sammen, die sich auch gesanglich als ein großes Einheitsensemble auswies. Jedes Werk schlug ein, ein qroßes Echo de« Beifall» gab Kunde davon, wieviel Freund« der Berliner   Sängerbund hier hat und welch große Freud« ihr Festtag für die Hörer war. K. S.
Abefsinlsche Musiker. Auch In Abessinien gibt e» Musik und Tanz, aber sie werden in sehr eigenartiger Weise ausgeführt, wie eine Schilderung von Jean d'Esme   imEcho de Paris" zeigt.Bor  jedem von uns." schreibt er.steht in winzigem Täßchen Kassce, dessen schweres Aroma stch mit dem süßlichen Geruch der Zigaretten mischt. und die Troubadours treten ein. Es sind sechs: fünf große schlanke Männer und eine Frau mit einem seltsamen länglichen und doch anmutigen Gesicht, die über Ihrer hohen Stirn einen ausragenden Helm schwarzer Haare trägt. Sie sind alle von Kopf bis zu Füßen weiß angezogen. Die Männer vollführen auf ihren mit einer ein- zigen Saite ausgestatteten Violine eine merkwürdig eintönige, rhyth- misch scharfe Musik, die zwischen zwei Noten hin und her zittert. Zuerst tanzt die Frau. Die Finger auseinandergestreckt, sich zur ganzen Größe ausreckend, geht sie mit kleinen spitzen Schritten vor- wärts und rückwärts, die Schultern angezogen, den Kops grade, unbeweglich: dann kniet sie nieder und läßt ihren Körper in Wellen- bewegungen kreisen. Endlich singt sie mit spitzer Stimme ein Lied, und jedem von uns zu Ehren improvisiert sie eine Strophe. Einer meiner Freunde hat das Vergnügen, verglichen zu werdenmit einem gelben und leuchtenden Kupfer, einem mächtigen erobernden Gott, gebrochen durch die Liebe". Nun singen auch die Männer, von der hohen Frauenstimme unterstützt, und unerschöpflich ist die ahl ihrer Lieder, in denen sie den Krieg preisen und die Jagd, die iebe, die Anmut und die Grausamkeit der Frau, die Taten berübm- ter Helden, die Beute eine? großen Nimrod und die fabelhaften Kämpfe eines sagenhaften Ritters." B. Die rettenden Schweden  . Am 7. August schilderte uns ein Leser die Erfahrungen eines Republikaners an der Ostsee  : schwarz- weißrote Propaganda von der Flagge am Strandkorb bis zur Druck- firma des Fohrplans der Greisswalder Kleinbahnen:Druck Königliche R e g i e r u n g s buchdruckerei in Stralsund  ". Und das unter den Augen des Regierungspräsidenten von Stralsund  , Dr. Hausmann, der ein aufrichtiger Republikaner   ist. Aber dieseKönigliche Regierungsdruckerei" kann er nickt ändern: denn es handelt sich nicht um eine königlich preußische, sondern um eine.Königlich schwedische Regie- rungsbuchdruckerei". Worauf die monarchistische Propaganda doch nicht vcrsällt! Kann man in der Republik   sich nicht gut als Regierungsdruckcrei des Königs von Preußen bezeichnen, so führt man mit Stolz den Titel einer königlich schwedischen Regierungsbuchdruckerei. Man weiß ja, wie es gemeint ist dank der rettenden Schweden  . 3 Millionen Heringe an einem Tage. Di« Heringsfischerei in England erzielt in diesem Jahre erstaunlich große Erträge. So brachten die 80 Boote, die in Norch Shields dem Fange obliegen, an einem einzigen Tag« die Riesemneng« von 3 Millionen Fischen ans Land. Dos war mehr als der gesamte Ertrag der ganzen Fischerei in der vorigen Saison. Infolge des großen Angebotes sind die Preise sehr gesunken, und ein großer Teil der Fisch« war unoerkSuflich.
Nn cehraufira» fttr dl« Friedensbewegung. Der Vrofessor an der Berliner   Handelshochlchule, Walter Dchücking. M. d. R.. Hai den Lehrstuhl sür Völkerrecht an der Univeriliät Kiel angenommen. Seine Proseffur wird mit einem neu aeschastenen Lehraultrag fat.geschichtliche Entwicklung der internationalen Friedensbewegung' verbunden.