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Abendausgabe

Nr. 40943. Jahrgang Ausgabe B Nr. 202

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10 Pfennig

Dienstag

31. August 1926

Vorwärts=

Berliner   Dolksblatt

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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Noch keine Einigung in Genf  .

Fromageot sucht eine neue Formel.

Es ist auffällig, daß sich der spanische Vertreter am Montag

V. Sch. Genf  . 31. August, 2 Uhr nachmittags.( Eigener| französisch- englische Vorschlag nach einer kurzen Erörterung im Drahtbericht.) Die Unterkommission der Studienkommission hat über Unterausschuß ohne wesentliche Aenderungen Annahme finden drei Stunden hinter verschlossenen Türen gefagt. Die Diskussion war wird. Praktisch bedeutet die Bezeichnung wiederwählbare Rats­fehr lebhaft und führte zu dem Beschluß, die Abänderungsanträge mitglieder" nicht sehr viel, weil die Völkerbunds versammlung Fromageots nochmals zu ändern. Eine Einigung ist zwar bei jeder Wahl selbst bestimmt, wen sie in den Rat delegieren will. noch nicht erzielt, doch hofft man, daß sie in einer neuen Sigung am Nachmittag erreicht werden wird. Fromageot nachmittag äußerst zurückhaltend verhielt, und man hat hier ist beauftragt, eine neue Formel zu finden. Insbesondere sollen die mehr und mehr den Eindruck, daß es der spanischen   Regierung mit Uebergangsbestimmungen abgeändert werden. Das Ausscheiden dreier der angedrohten Kündigung der Mitgliedschaft er n st ist, wenn Eatsmitglieder foll in den ersten Jahren nicht mehr durch das Los, sie den ständigen Ratssitz nicht erhält oder ihr in der Langer fondern in einer anderen Art geschehen. Dagegen soll ausnahmsweise frage zugeständnisse nicht gemacht werden sollten. Die englische in diesem Jahre die Wiederwählbarkeitserklärung dreier Mitglieder und die französische   Delegation betonen in diesem Zusammenhang schon jeht durch Abstimmung der Boll versammlung erfolgen. mit Nachdruck, daß die Ratsfrage mit Tanger   nichts zu tun hat. Die englische Delegation soll angewiesen sein, sich in Großes Aufsehen erregte heute morgen in Genf   die tun hat. Die englische Delegation soll angewiesen sein, sich in ofizielle spanische Erklärung, in der der Wunsch Spaniens   zum feinerlei Besprechungen über Tanger   einzulassen. erftenmal offiziell zugegeben wird, die Tanger   frage mit der Frage des Ratssiges zu verquiden. Vor allem wirkte der Schluß­fah fenfationell, wonach Spanien   bereit sei, das Opfer zu bringen, im Völkerbund zu bleiben. Es stellte sich aber bald heraus, daß der in Paris   verbreitete Tegt lediglich davon spreche, daß Spanien   gebeten werde, das Opfer zu bringen, im Völkerbund zu bleiben, und daß der in der Schweizer   Preffe verbreitete Wort­laut offenbar auf einen Hörfehler bei der Uebermittlung zurüd­zuführen ift.

Nach dem ersten Sigungstag.

Genf  , 31. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Am Schluß des ersten Berhandlungstages der Studienkommission wurde die Sis tuation in Genf   in offiziellen Kreisen allgemein dahin gekennzeichnet, daß der Abänderungsantrag Fromageot oder besser der deutsch­

Der Genfer   Friedenskongreß. Feierliche Eröffnung.

Genf  , 31. Auguft.( WTB.) Der feierlichen Eröffnungsfihung des 25. Weltfriedentongresses wohnten in der Viktoria Hall Ver treter der verschiedenen internationalen Verbände, welche in Genf  ihren Sitz haben, Mitglieder des diplomatischen Korps und Delegierte der Kantonal- und Gemeindebehörden von Genf   bei. Unter den An­wesenden befand sich u. a. Reichstagspräsident Löbe. Ansprachen hielten der Präsident des Organisationskomitees des Kongresses, der Louis Favre  , Genfer   Staatsratspräsident Alexander Moriaud, der Rektor der Universität Genf   und der Präsident der Union   der Friedensgesellschaften, Lafontaine.

Wo ist der Ausweg?

Der Bolschewismus in der Sackgaffe. Bon R. Abramowitsch.

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Die Bollversammlung der Russischen   Kommunistischen Partei hat vor der ganzen Welt gezeigt, daß die Russische  Kommunistische Partei  , als einheitliche, geschlossene Macht, das Zeitliche gesegnet und sich aus einer, stählernen Phalang der Leninischen Kämpfer" in ein Konglomerat der verschie denften Gruppen und Richtungen verwandelt hat, die nicht nur alle Schattierungen der sozialistischen   Welt­anschauung von der Rechten bis zu der äußersten Linken, sondern auch die Ideologie und vor allem die Interessen der verschiedensten sozialen Kräfte und Klaffen bis zu den kapitalistischen   widerspiegeln. mit ihr der russischen Revolution besteht darin, daß keine einzige Die Tragödie der Russischen   Kommunistischen Partei und der fämpfenden Gruppen einen Faktor des geschichtlichen Fort­der fämpfenden Gruppen einen Faktor des geschichtlichen Fort­schritts bildet, der imstande wäre, das Land aus der Sack­gasse herauszuführen, in die es geraten ist. Wenn man selbst das Unvereinbare vereinigen und rein theoretisch versuchen würde, alle positiven Programme und Forderungen, die zurzeit von den beiden stärksten kommunistischen   Fraktionen in Rußland   aufgestellt werden, zu verbinden, so würde sich auch dann kein Programm ergeben, das eine Basis zur lleberwindung der Krise bilden könnte, die in jeder Beziehung Geschichte zum Mißlingen verurteilt sind alle positiven Pro­die Entwicklung des Landes hemmt. Zwecklos und von der jekte und Pläne der Stalin wie der Trogki- Richtung. Denn weder die einen, noch die anderen können den Mut und die Kraft aufbringen, um die einzige wahre Ursache der Krise, die Diktatur der Russischen   Kommunistischen Partei, zu überwinden.

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Die Labour Party   und der Bergbaukampf.timmung und die Befugnisse der Parlaments vermähliche Enteignung der Bauern mit Hilfe der Pro­

Sie will Verhandlungen herbeiführen. London  , 31. Auguft.( EP.) Die Mitglieder der parlamen­terischen Arbeiterpartei sind für heute vormittag zu einer Sigung zusammenberufen worden, auf der, wie man jagt, Macdonald im Hin blick auf die gestrigen Vorgänge im Parlament auf die Not­wendigkeit einer schärferen Pa.teidisziplin hinweisen und allgemeine Anweisungen für die folgende Unterhausdebatte geben wird. Gleich zeitig wird dabei die Streiflage besprochen werden. Die Exekutive der Bergarbeiter hat für Freitag eine Delegiertenkonferenz einbe­rufen. Der Daily Herald" gibt zu, daß weitere Schritte der Ar. beiterpartei unternommen werden müßten, um zu Berhandlungen beiterpartei unternommen werden müßten, um zu Berhandlungen zu kommen. Die bürgerliche Presse spricht von dem bevorstehenden Rüdzug der Bergarbeiter, der sich nicht nur auf die Löhne, sondern auch auf eine große Anpassungsfähigkeit" der Arbeitsstunden er streden soll, etwa in der Weise, daß eine gesamte Arbeitszeit pro o che festgesetzt wird, die dann ohne Rücksicht auf den Sieben­stundentag je nach Bedürfnis auf die Wochentage verteilt werden

fann.

Eine sonderbare Hilfe.

jammlung noch nicht festgesetzt. Die politischen Parteien glauben ihren Mitgliedern Wahlenthaltung empfehlen zu follen und halten zu diesem Zwed gemeinsame Besprechungen über die Grundzüge einer unter Umständen zu erlassenden Kund­gebung ab.

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Die Opposition fordert eine Aenderung der Taktik in bezug auf die Bauern( mit Ausnahme der ärmsten Schichten. Ihre Forderung läuft, im Grunde genommen, auf den Abbau der neuen Wirtschaftspolitik und auf die all­gressivsteuer und der hohen Preise für industrielle Erzeugnisse hinaus. Auf diesem Wege hofft sie einerseits einen Reservefonds für die Industrie zu bilden und andererseits die wirtschaftliche und politische Macht der aufstrebenden Bauern zu schmälern. Stalin und seine Theoretiker aus der ,, Bucha­rinschen Schule" können mit Leichtigkeit das Absurde der von der Opposition vorgeschlagenen Politik nachweisen. Eine solche Enteignung der Bauern zugunsten der sozialisierten Industrie ist in Anbetracht des Kräfteverhältnisses und der zunehmenden Steigerung der Aktivität der Bauern in poli­tischer Hinsicht unmöglich. Sie würde zur allgemeinen Un­zufriedenheit und zur moralisch- politischen Empörung der Bauern gegen die Sowjetmacht führen. Abgesehen davon wäre eine solche Politik auch aus rein wirtschaftlichen Er­wägungen sinnlos.

Die spanische Tangerforderung. je geringer die Genfer   Aus­Immer lauter betont fichten find. Paris  , 31. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) General Brimo de Rivera hat der Madrider   Breffe erklärt, daß Spanien   unter teinen Umständen die Internationalisierung von Tanger  ( die mit Tanger   nach der gestrigen Erklärung Yanguas gar nichts zu tun hat. Reb. des B.) weiterbestehen sehen wolle. Selbst ein spanisches Vorzugsregime würde zurüc­Die russische   Landwirtschaft könnte nur dann das Ka­gewiesen werden, da eine internationale Berwaltung von Tanger pital zur Verfügung stellen, von dem die Trogliften träumen, unwirksam sei. Wenn die interessierten Mächte zustimmen unwirtfam fei. Wenn die intereffierten Mächte zustimmen wenn man sie vorher oder gleichzeitig auf eine solche würden, so würde sich Spanien   damit zufrieden geben, eine Höhe der modernen Technik und maschinellen Produktion Spezielle Form eines Protettorats zu übernehmen. Auf stellen würde, zu deren Erreichung der Sowjetstaat seinerseits diese Weise könnte man eine peinliche Lage beendigen, denn niemand enorme Summen zu verwenden genötigt wäre. Andererseits babe Intereffe, aus Tanger   einen 3antapfel der Bölker zu machen. würde der Sowjetstaat, durch die systematisch durchgeführte Die Pariser   Morgenpresse veröffentlicht neue Erklärungen des Enteignung und steuerliche Belastung der Bauern, die Land­spanischen Außenminister Yanguas, in denen er ausführt, daß, falls wirtschaft untergraben und der Industrie den Markt ent­Spanien Langer nicht erhalte, es das Rifgebiet nicht beziehen, ohne den ein Land- wie Rußland   überhaupt nicht

London  , 31. Auguft.( WTB.) Daily News" meldet: Eine Riste, die über 20 geladene Bomben, Zünder und Kartuschen enthielt, die geeignet gewesen wären, das Parlament in die Luft zu sprengen", die geeignet gewesen wären, das Parlament in die Luft zu sprengen", ging dem Bureau des hilfsausschusses für die Berg ging dem Bureau des Hilfsausschusses für die Berghaupten fönne. Der gegenwärtige Augenblick sei außerordentlich arbeiterfrauen und finder zu. Einem jungen Mädchen fam beim Deffnen der Inhalt verdächtig vor. Der herbeigerufene Sachverständige fand sofort, daß die Bomben geladen waren, und die Polizei versenkte den gefährlichen Inhalt der Kiste sofort ins

Waffer.( Diese Meldung flingt sehr unwahrscheinlich.)

Primo und die Artillerie.

Der Konflikt dauert an.

Madrid  , 31. Auguft.( EP.) Die Meldungen englischer Blätter, daß Unruhen ausgebrochen seien, werden amtlich dementiert, doch bestätigt sich, daß die Spannung zwischen Primo de Rivera   und den Artillerieoffizieren bei weitem noch nicht bei gelegt ist. Primo de Rivera   hat jüngst eine Verordnung heraus­gegeben, nach der die Beförderung nicht mehr nach den Dienst­jahren, sondern nach der Wahl der Regierung erfolgen soll. Die Artillerieoffiziersverbände haben gegen diese Verordnung protestiert und gedroht, sich mit Gewalt gegen die Anwendung dieser Ver­ordnung aufzulehnen. Primo de Rivera   hatte darauf einen Mi­nisterrat einberufen, der über Sanktionen zu beschließen hatte. Es gelang dem König jedoch, die Anwendung dieser Sanktionen und die Lösung des Konfliktes auf später zu verschieben. König Alfons die Lösung des Konfliktes auf später zu verschieben. König Alfons hat die Absicht, eine Tagung des Parlaments einzuberufen, in welchem Falle zuerst Neuwahlen vorgenommen werden müßten. Das Parlament hätte lediglich über die Thronfolge zu beraten, da der älteste Sohn des Königs, Prinz von Asturien, so schwer erfrankt ist, daß er mit dem Leben kaum noch davonkommen bürfte. Der zweite Sohn ist taubſtumm. Der König hätte es daher gerne gesehen, daß der dritte Sohn vom Parlament als Thron­folger eingesetzt wird.

Wahlfälschungs- Studieu.

Paris  , 31. Auguſt.  ( WTB.) Matin" meldet aus San Sebastian  , daß man durch eine Revision der Wahllisten Neuwahlen porbereitet, aber Primo de Rivera   habe die Art der Ab.

gefährlich. Werde Spaniens   gerechtfertigte Forderung nicht erfüllt, so würde Spanien   gezwungen sein, aus dem Bölkerbund auszutreten und es ablehnen, weiterhin an einem Protektorat über Marokko   sich zu beteiligen. Wenn die öffentliche Meinung der Welt von den Kosten und Leiden, die die Behauptung des Protet torats in Marotto Spanien auferlegt hat, sich Rechenschaft geben wird, werde sie die spanische Forderung voll und ganz unterſtüßen

fönnen.

Mussolini   will auch mitreden.

Rom  , 31. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Im Ministerrat fagte Muffolini, daß Italien   an einer Tanger  - Konferenz teilzunehmen wünsche, und zwar entweder in feiner Eigenschaft als Unterzeichner des Baltes oder aber als große Mittelmeermacht.

Sieg der Kantonarmee.

Rückzug Wupeifus.

Kanton, 31. Auguft.( WTB.) Eine Mitteilung des Amtlichen Brejsebureaus besagt, der Generalissimus der Kantonarmee, Tschi anglais chet habe telegraphiert, seine Truppen hätten am 26. August uti chung erobert und am selben Abend an tau besetzt. Das Telegramm fügt hinzu, daß bei der Nachricht des Anmarsches der Kantonarmee in der Richtung Wutschang drei Divisionen der Armee Bupeifus Hantau räumten, nachdem sie die Eingeborenenjiiedlung geplündert hätten.

Streikende beschlagnahmen Auslandstabak. Swatau, 31. Auguft.( WTB.) Die Streitenden haben eine der British American Company gehörende Ta batladung beschlagnahm t. Der Zollkommissar erklärte den Streifenden, er würde sich genötigt fühlen, das Zollamt zu schließen und die Sache nach Beling zu bringen, wenn bis Mittag des 28. Auguft die Ladung nicht zurückerstattet würde. Bis jetzt ist die Ladung noch nicht zurückgebracht worden.

höhung der Aktivität der Kommunistischen Internationale eriftieren könnte. Die Opposition fordert ferner die Er­und der kommunistischen   Parteien im Auslande. Stalin   und Bucharin  , Andrejew und Tomski   konnten mit Leichtigkeit nachweisen, daß die Sprengung der Einheitsfront" politisch weder für den Kommunismus in Rußland  , noch für die Ent­wicklung des Kommunismus in Westeuropa   positive Resultate zeitigen könne. Inzwischen sind viele Kommunisten längst zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Arbeiterbewegung in Europa   jetzt eine viel revolutionärere Bedeutung haben würde, wenn die Kommunistische Internationale   überhaupt nicht eristiert hätte.

Wenn die ,, positiven" Forderungen der Opposition sich als undurchführbar und sogar schädlich erweisen, so ist ihre Kritik des positiven Programms der Stalinschen Richtung um so schärfer und zutreffender. Stalin   fezt alle seine Hoffnungen auf die Industrialisierung". Wie soll sich jedoch diese Industrialisierung vollziehen? Woher soll man das Ra pital nehmen, das notwendig ist, um in Rußland   in Wirklich­teit eine sozialistische Industrie zu schaffen, die in der Lage wäre, den sozialistischen 3usammenschluß mit dem kleinbäuerlichen Warenproduzenten zu sichern?

Stalin   ist bestrebt, den Status quo" auf dem Gebiete der Innen- und Außenpolitik aufrechtzuerhalten. Sieht er aber nicht die Sackgasse, in die Rußland   geraten ist? Die Stalinsche Mehrheit ist bestrebt, alle Geschehnisse vom Stand­punkte des offiziellen Optimismus zu betrachten: alles wird sich schließlich zum Besten wenden! Die fleinbürgerliche Welle im Bauernstaate steigt jedoch immer höher: sie über­flutet die Deffentlichkeit und bringt in alle Boren des Sowjetapparates ein. Mit welcher Genauigkeit registriert die Opposition alle Anzeichen der fortschreitenden fleinbürgerlichen Ungestaltung des Staatsapparates und der Regierungspartei! Mit welcher Schärfe enthüllt fie die Kurzsichtigkeit der Regierungspartei, die eine Bogel- Strauß­Politik treibt und bestrebt ift. sich und alle anderen zu be­trügen, indem sie dreist behauptet, daß alles in Ord.