Nr.4I2»4Z.Iahrgakg
2. Seilage öes vorwärts
was geht in öer Elektroindustrie vor? Eine neue Auslandsanleihe des Siemens-Konzerns.— Trustpläne?
Seit Wochen hält sich an der Berliner Börse das Gerücht, das innerhalb der deutschen Elektroindustrie Zusammenschlüsse führender Unternehmungen bevorstehen. Immer wieder tauchte die Bersion auf, dah der Siemens- Konzern die Bcrginann-Elek- trizitätswerke sich angliedern würde und in diesem Zusammenhang wurden auch andere Unternehmungen insbesondere auch der Schwach- strombranche genannt. Der Siemens-Konzern selbst dementierte kategorisch, daß er mit irgendwelchen Fusionsabsichten etwas zu tun habe. Inzwischen kam die Mitteilung, daß dieses große Elektrizitüts- unternehme? die Aufnahme einer neuen Anleihe in chöhe von 30 Millionen Dollar mit amerikanischen Geldgebern vor- bereite. Von amerikanischer Seite wurde versichert, daß mit der Ausgabe dieser Anleihe Vertrustungsabsichten der deutschen Elektroindustrie durchgeführt werden sollten. Der Siemenskonzern stellte auch diese Mitteilung in Abrede. Gestern sind nun die Auf- s i ch ts r ä t e der Siemens und Halste A.-G. und der Siemens- Schuckcrt-Werke zusammengetreten und verbreiten als Ergebnis ihrer Beratungen folgendes Kommunique: In der gemeinsamen Aussichtsratssitzung der Siemens u. 5)alske A.-G. und Sicmens-Schuckertwerke G. m. b. H. wurde auch der Plan einer größeren gemeinsamen Anleihe besprochen, die den Zweck haben soll, die bestehenden alten aufgewerteten Reichs markanleihen a b z u l ö s n, ebenso wie die im nächsten Jahr fällige drei- jährige amerikanische Anleihe. Ob auch die Ablösung der zehnjährigen amerikanischen Anleihe ersolgt, ist noch offen gelassen. Es erscheint auch volkswirtschaftlich erwünscht, den Angestellten der Firmen die freie Verfügung über die vorläufig noch auf längere Jahre gesperrten ausgewerteten Sparguthaben zu ennöglichen, ohne daß dadurch den Firmen flüssige Mittel entzogen werden. Außerdem ist beabsichtigt, zur Verbesserung der Verkehrs- Verhältnisse in Siemensstadt eine Anschlußbahn vom Bahnhof Iungscrnheide nach Siemensstadt zu erbauen und es sollen Mittel bereitgestellt werden für eine weitere Rationalisierung der Betriebe und zur Erweiterung des Exportgeschäftes. Die Aussichtsräte stimmten dem von den Verwaltungen vor- gelegten Finanzprogramm bei und ermächtigten die Vorstände zur weiteren Fortführung der begonnenen Verhandlungen. Führen die Verhandlungen zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, so sollen die Vorstände ermächtigt sein, eine gemeinsame hälftig zu teilende A n- leihe bis zu 35 Millionen Dollar abzuschließen, wovon aber zunächst nur 3» Millionen Dollar ausgegeben werden sollen, mit dem Vorbehalt, von dieser Summe einen Betrag von 25 Millionen Reichsmark abzuzweigen, der als selbständige Anleihe in Deutschland untergebracht werden soll. Die Verwendung der Anleihe. Das Kommunique verschweigt mehr, als es sogt. Es bedeutet eine starke Zumutung an die Oesfentlichkeit. wenn man mit der vorgetragenen Begründung eine Anleihe von 3 5 Mil- lionen Dollar zu rechtfertigen sucht. Das wird klar, wenn man die Begründung an Hand der letzten Bilanzzahlen kritisch prüst. Der Siemens-Konzern verlangt also eine Anleihe von 35 Mil- lionen Dollar_ etwa 147 Millionen Goldmark. Dieser Betrag bleibt nicht weit hinter dem Stammkapital der beiden Unternehmungen zurück, die sich in die Anleihe zu teilen haben, und das insgesamt 187,5 Millionen Mark beträgt. Abzusetzen von dem Ertrag der Anleihe sind von vornherein die Summen, die zur Rückzahlung für die dreijährige ameri- konische Anleihe bestimmt sind. Läßt man unberücksichtigt, daß ein Teil davon bereits getilgt ist, so bleiben zur Verfügung der Werke immer noch 30 Millionen Dollar 126 Millionen Mark. Davon gehen ab für Tilgung der Markanleihen: der Siemen?& Halste A.-G.... 6,5 Mil!. M. der SiemenS-Schuckert G. m. b. H... 9.0„ zusammen.. 15,5 Mill. M. Die Spareinlagen bei den Werkskasien betragen aus- weislich der Bilanz vom Ende September 1925: bei Siemens& Halske A. G. ... 12,7 Mill. M. bei SiemenS-Schuckert G.m.b.H. .. 6,4. zusammen.. 19,1 Mill. M. Dieser Betrag ist bereits nicht mehr voll von dem Ertrag der Anleihe abzusetzen, da ein Teil der Einlagen erst n a ch der In-
flation entstanden ist, und wahrscheinlich nicht sofort von den Sparern wieder abgehoben wird. Aber nimmt man selbst an, daß auch das geschehen sollte, so bleibt ein Betrag von über 9 0 Millionen Mark verfügbar, die nach Angaben der Sicmens-Werke zum Bau einer Anschlußbahn von Iungfernhcide nach Siemensstadt sowie für eine weitere Rationalisierung und zur Cr- Weiterung des Exportgeschäfts verwandt werden sollen. Dabei ist sich der Siemens-Konzern über die Art der Vcrwen- dung dieses Betrages noch gar nicht im klaren, sonst hätte er nicht die Frage offen lassen können, ob er von 90 Millionen Goldmark einen Betrag von 21 Millionen für die Tilgung der zweiten Amerikaanleihe, die erst 1935 zurückgezahlt zu sein braucht, ab- zweigen will. Jedenfalls spricht das ganze Vorgehen dafür, daß der Siemens- Konzern sich für seine besonderen nicht ausgesprochenen Absichten große Bewegungsfreiheit erhalten will. Er nimmt sicherlich wesentlich mehr Kapital auf, als er für diejenigen Zwecke braucht, die er zur Begründung der Anleihe angibt. Da es selbst nicht im Siemens-Konzern Sitte sein wird, Schulden ohne wirtschaftlichen Sinn zu machen, so kann man daraus nur schließen, daß tatsächlich Iusammenschluhabsichten bestehen, von denen man heute noch nicht weiß, wann sie zur Beschlußfasiung reif sind, für die man aber durch eine ausreichende Bereitstellung flüssiger Mittel vorsorgt. Zwei Tatsachen spielen dabei eine große Rolle: Die Ameri- k a n e r, von denen die Meldung über einen kommenden Elektro- trust immer wieder verbreitet wurde, stehen offenbar dem Pro- j e k t eines deutschen Elektrotrusts sympathisch gegenüber. Es wird sich ja in der nächsten Zeit zeigen, ob nicht etwa dahin- gehende Bedingungen an die Gewährung der Anleihe geknüpft sind. Weiter spricht aber für die Tatsache einer weiteren Konzen- tration der Elektroindustrie der Umstand, daß heute aus fast allen Gebieten eine unglaubliche Fülle verschiedener Typen gleichartiger Waren hergestellt wird, und daß die Entwick- lung zu einer Vereinheitlichung der Produttion drängt. Es ist daran zu erinnern, daß die deutsche Elektroindustrie als erste nach dem Kriege im O s r a m- Trust nicht nur eine weitgehende Konzentration der Glühlampenherstellung bewirkt hat, sondern daß sie mit diesem Glühlampentrust sehr bald den Anschluß zu den ver- wandten Branchen anderer Länder gefunden hat und längst, ehe auf anderen Gebieten die internationale Vertrustung tn Erscheinung trat, den internationalen Glühlampentrust gründete. Die Erfahrungen, die auf diesen: Gebiete gemacht wurden, dürften es wohl auch sein, die den Amerikanem einen weitgehenden Zusammen- schluß der deutschen Elektroindustrie erwünscht erscheinen lassen, weil damit auch die vasis für eine internationale Zusammenarbeit erweitert werden würde. Diese und ähnliche Kombinationen haben nicht nur bei den Mutmaßungen der Börse ein« Rolle gespielt, sie liegen auch durchaus nahe nach den Erfahrungen, die man bisher mit der Bericht- erstattung der Industrieverwaltungen gemacht Hot. Es ist in der deutschen Industrie gute Sitte geworden, alle Vorgänge zu verschweigen oder gar in Abrede zu stellen, die nicht schon so sebr sichtbar werden, duß sie jedes Kind erkennen kann. Sogar die söge- nannte kapitalfreundliche Presse versieht heute fast jede Mitteilung aus Kreisen der Unlernehmungsverwaltungen mit einer Quellen- angab e und setzt in der Regel hinter jedes Dementi ein Frage- zeichen, weil niemand recht an die Auslassungen der Industrie über die ihnen nahestehenden Unternehmungen glaubt. So sind auch die Dementis des Siemens-Konzerns nicht übermäßig ernst zu nehmen. Es scheinen sich in der Elektroindustrie neue Umgrup- pierungen vorzubereiten, deren Gesamtrichtung sicherlich nach einer neuen Vertrustung weist. Eine derartige Vertrustung wäre auch dadurch schon weitgehend vorbereitet, daß zwischen dem Siemens-Konzern und einer Reihe anderer SpezialUnternehmungen enge Interessengemeinschaften bestehen, deren Einglicde- rung in den Konzern lediglich den Abschluß der bisherigen Konzern- Politik bedeuten würde.
Die �leijchpreise steigen.
Es ist eine alte Erfahrung, daß die Preissteigerungen in G e- treibe auch Preiserhöhung für andere landwirtschailUche Produkte nach sich ziehen. Am Berliner Vi eh markt ist feit Anfang August eine Verknappung des Materials, ein Nachlassen des A U f t r i e b s und damit eine Preissteigerungzu verzeichnen. Am ersten Augustmarkt, der am 4. stattfand, kosteten die Schweine pro Pfund Lebendgewicht je nach Qualität 72—83 Pf., während am Markttag vom 28. August 1926 die Schweinepreise aus 76— 86 P f. stiegen. Bei den Rindern kommt die Preissteigerung deswegen nicht so deutlich zum Ausdruck, weil hochwertige Rinder zurzeit fast aar nicht am Markte sind und für minderwertiges Vieh zurzeit nur ein um geringes höherer Preis gezahlt wird als für hochwertiges. Es ist nicht zu bestreiten, daß um diese Jahreszeit der Vieh- austrieb stets geringer zu sein pflegt, weil die Landwirtschaft, be- schästigt mit Erntearbeiten, für den Diehverkauf wenig Zeit hat. Der Landwirt wartet vielmehr in der Regel, bis das auf der Weide befindliche Vieh schlachtreif wird. Er bringt es dann im Herbst nicht mehr in den Stall, sondern gibt es an den Viehhändler ab, der es dann durch seinen Viehkommissionär an den Großschlächter verkaufen läßt Auch läßt sich nicht verkennen, daß der geringe Vieh bedarf. veranlaßt durch das Rachlasien des Fleischkonsums, selbstverständlich ein« Verringerung des Viehaustriebs zur Folge hat. In diesem Jahr ist der Fleischt o n s u m besonders stark zurückgegangen, Haupt- sachlich wegen der übergroßen Zahl der Arbeitslosen und Kurz- arbeiter Außerdem wird bei der geringen Kaufkraft großer Volks- kreise ein großer Teil des Fleischkonsums durch G e s r i e r f.! e i s ch- einfuhr gedeckt. Wenn trotz der verringerten Nachfrage Preis- steigcrungen zu verzeichnen sind, so sind diese eben nicht zum wenigsten auf die erhöhten Zollsätze für Getreide und Futter- mittel und noch mehr für F l e i s ch u n d V i e h, die am 1. August in Kraft traten, zurückzuführen. In anderen Iahren wurde mit der Beendigung der Weidezelt, also Ansang September, der Viehaustrieb wieder größer. Ob in diesem Jahre dies sick, wiederholt, darüber bestehen zum Mindesten Zweifel. Die starte Kreditstützung der Landwirtschast kann sich auch hier in Zurückhaltung des Viehes und in weiteren Preissteigerungen bemerkbar machen. Der Viehverkaus kann über eine längere Periode oerteilt werden und der Landwirt, benachrichtigt durck seinen Agenten. wird die Situation ganz anders spekulativ ausnützen können, als
wenn er aus Geldnot sein Vieh zu verkaufen gezwungen ist. Auch hier zeigt sich deutlich, daß die Kosten der Stützung der Landwirtschast von den großen Massen getragen werden, die die Zinsen für diese Kredite in Preisausschlögen auf die Lebensmittel abgelten müssen._ öelebung in öer Leöerinöustrie. Der Monat August brachte, wie uns berichtet wird, der gesamten Lederindustrie eine Fortsetzung der bisherigen Be- l e b u n g, in erster Linie waren ee die Schuhfabriken, die einen erfreulichen Austragseingang verzeichnen konnten. In ganz besonderer Weise richtete sich das Saisongeschäst aus den Winter, und WeihnachtZbedars ein; es wurden vor allem derbe Schuhe für den Wintersport verlangt, so daß die größeren Werke in de» Haupt- sabritationszentren wie Berlin , Weißensels, Erfurt , Pirmasens , Tutt- lingen, den uiederrheinischen Städten über einen im ganzen gün- stigen Geschäftsgang berichten können. Trotz alledem ist die Voll- beschäfti(jung. wie es teilweise in der Scheinkonjunktur der Fall war. noch nicht erreicht. Bielfach ist sogar noch nicht die Beschästi- gung der ersten Monate des laufenden Jahres erzielt worden. Di« verschiedenen Zusammenbrüche und das Sitzenbleiben auf alten Lagerbeständen haben die Produzenten zu vorsichtiger Disponierung oeranlaßt. Die Industrie in Lederwaren hat einen im ganzen mäßigen Geschäftsgang: wie auch die Königsberger und die Leipziger Messe zeigen, belebt sich der Absatz in den billigeren Qualitäten. Leider konnte der Export noch nicht so gestaltet werden wie es früher der Fall war. Dekannilich sind ganze Werte auf den Export ein- gestellt. Hier macht sich das Valutadumping der Nachbarländer noch immer stark bemerkbar. In den sonstigen Lederwaren, wie der Lederbeklei- dungsindustrie, lederne Sportgeräte und Ledermöbelindustrie, ist die Situation nicht recht entschieden, neigt aber zur Besserung. Das Saisongeschäft für Lederkonfektionswaren geht dem Ende zu, die hierfür in Frage kommenden Fabriken erwarten kaum mehr eine Belebung. Sportgeräte gingen im bisherigen Verlaufe recht gut. Ledermobel werden zum Weihnachtsfest zweifellos etwas stärker verlangt werden, doch ist hier der unverändert anhaltende Um- schwung des allgemeinen Geschmacks von nichts unerheblichem Ein- fluß auf den Abruf.
In Industrielederwaren bringt die Arbeitsaufnahme mancher einzelnen Fabrik neue Aufträge, recht erfreulich ist es, daß man vielfach die Wiederkehr zum etwas teureren deutschen Fabrikat seststellen kann, da sich allerorts die Meinung durchzusetzen beginnt, daß man mit dem billigeren Auslandsfabrikat doch nicht besser fährt.' Unter diesen Umständen kannte der Ledermarkt und der Ledcrhandel auch ein zunehmend lebhaftes Geschäft verzeichnen.
Die Msatzschwierigkeiten öer Uhreninüustrie. Die deutsche Uhrenindustri« ist heute, wo der In- landsmark! sehr daniederliegt, mehr denn je auf den Export an- gewiesen. Sie ist eine der wenigen Industriezweig«, die in der Lag« waren, gegenüber der Vorkriegszeit ihren Export zu steigern. 1913 wurden Uhren im Werte von 28,2 Millionen M. ousgesührt, 1925 betrug der Ausfuhrwert 56,7 Millionen M.(1923: 45,3 Millionen Mark, 1924: 48,7 Millionen Mark). Das bedeutet ein« Steige- rung von 100 Proz. Selbst wenn der gegen 1913 gestiegene Preis in Abzug gebracht wird, ergibt sich ein Wert von 32,3 Millionen Mark, oder gegenüber 1913 eine Steigerung von 16 Proz. Nun hat die Ausfuhr deutscher Uhren in den letzten Monaten ganz erheblich nachgelassen.(Im Dezember 1925 betrug der Wert der ausgeführten Uhren ungefähr 5 Millionen Mark, in den folgenden Monaten einschließlich Juli 1926 zwischen 3 und 4 Millionen Mark.) Einmal sind für unser« Industrie die durch ihr« Valuta- entwicklung im Export begünstigten Länder Frankreich und Italien starke Konkurrenten geworden. Außerdem tritt für Taschenuhren die Schweiz erfolgreich mit uns auf dem Weltmarkt in Weit- bewerb. Di« Uhrenfabrikation hat sich dort mehr als bei uns die technischen(Errungenschaften der Neuzeit zu Nutz« gemacht. Bei uns wird die Uhrenherstellung immer noch zu 50 Proz. mit Handarbeit betrieben, obwohl es möglich ist, mindestens gewisse Uhrenteile auf maschinellem Weg« herzustellen. Natürlich sind dazu Maschinen von der größten Präzision erforderlich. Auch das Protektion istische System, das die Handelspolitik der meisten europäischen Länder und der Vereinigten Staaten beherrscht, ist ein sehr fühblares Hemmnis für den Export deutscher Uhren. Nach den Vereinigten Staaten ist die Ausfuhr durch die hohen Zölle zur Unmöglichkeit geworden. Hier wird ein Wertzoll von 45 Proz. und ein zusätzlicher Stückzoll von 0,35 bis 3 Dollar erhoben. England, Frankreich , Italien haben ebenfalls durch hohe Zölle der Einfuhr deutscher Uhren einen Riegel vorgeschoben. Ja sie haben durch diese Zollabschließung das Zluskommen eigener Uhrenindustrien erreicht, die jetzt den deutschen Uhrenfabriken auf dem Weltmarkt« sehr unangenehme Konkurrenten geworden sind. Ganz deutlich ist der Rückgang des deutschen Uhren- cxports infolge der Hochschutzzollmaßnahmen der Länder, die als Hauptabnehmer deutscher Uhren in Frage kommen, an der Hand der Exportzisfern festzustellen. Am 1. Juli 1925 wurden die Mac-Kenna- Zölle in England eingeführt. Im Mai-Juni 1925 hatte die deutsche Uhvenausfuhr den Äand von 7 bzw. 8 Millionen Mark erreicht. Im Juli 1925 trat auf Grund der Zolleinführung ein Rückgang auf 3,5 Millionen Mark ein. Es ist begreiflich, daß eine Industrie, diS in so vernichtender Weis« die Wirkungen des Schutzzolls spürt, nicht protektionistisch gesinnt sein kann. Die Uhren- industri« ist logischerweise bei Beratung des Zolltarifes für einen Abbau der Uhrenzölle eingetreten. Natürlich äußert sich die ungünstige Marktlage für deutsche Uhren im In- und Auslände auch in dem Beschäftigungsgrad der Industrie. Sie ist lokal stark konzentriert und beschränkt sich auf wenig« Standorte, aus den Schwarzwald , auf Thüringen . Sachsen (Gloshütte) und Schlesien (Freiburg , 25 000 bis 26000 Arbeiter finden tn der Uhrenindustrie Beschäftigung, ungefähr 20 000 davon in den Uhrenfabriken des Schwarzwaldes, von diesen 15 000 in Fabriken, die in Schramberg und Schwemngen ihren Sitz hoben. Di« ungünstig« Konjunktur zeigt sich deutlich darin, daß die Schweninger und Schramberger Betriebe heute gegenüber dem Herbst ihre Produktion um ungefähr 5 0 Proz. verringert haben. Dies wirkt sich weniger in verstärkter Arbeitslosigkeit, als in vermehrter Kurzarbeit aus. Zur Entlassung von hochqualifizierten Arbeitern, wie sie die Uhrenindustrie erfordert, entschließt sich der Unternehmer nur sehr schwer. Er weiß eben nie. ob er gleichwertige Arbeiter dann, wenn er sie braucht, wieder erhält. Jedenfalls hat die ungünstig« Lag« des Gewerbes Verhandlungen zum Zweck« eines Zusammenarbeitens unter den maß- gebenden Firmen der Industrie veranlaßt. Welchen Erfolg dies« Verhandlungen hoben werden, das muß man abwarten.
Starker Rückgang der Konkurse und Geschäslsausslchten im August. Die sinkende Tendenz, die die Ziffer der Konkurseröffnungen seit dem März des Jahres ununterbrochen befolgt, hat auch im August angehalten. Es wurden nach einer Zusammenstellung der Finanzzeitschrift„Die Bank' im August 503 Konkurse er- öffnet, gegen 698 im Juli und 2016 im Februar. Auch die neu verhängten Geschästsaussichten sind stark zurückgegangen: sie betragen nur noch 2 3 7 gegen 361 im Juli und 1580 im Februar. Mangels Masse abgewiesen wurden im August 147 Konkursanträge (im Juli 151). Die kapitolerhöhung des chemischen Grohtrusts genehmigt. Die außerordentliche Generalversammlung der I. G. Farben- inöustrie A.-G. genehmigte einstimmig die bekannten Kapitals- erhöhungsanträg« von 646 auf 1100 Mill. M. Bekanntlich werden 128,32 Mill. M. neue Stammaktien den bisherigen Zlktionären zum Bezüge angeboten. Zu den Anträgen gab der Vorsitzende Geheimrat Duisburg eine ausführliche Begründung, die A u sd e h n u n g des Geschäftes des Farbentrustes mache die Kapitalscrweite- rung notwendig. Die Aktionäre könnten gewiß sein, daß auch durch das vergrößerte Kapital die entsprechenden Erträge einlausen werden. Der bisherige Geschäftsverlauf sei befriedigend, gegenüber dem gleichen Vorjahrsstand habe sich der finanziell« Status gebessert. Teilweise werden die neuen Mittel zu in Angriff genommenen Erweiterungen verwandt. Die neuen Mitte! genügen vor- läufig, um das Ausbauprogramm durchzuführen, in absehbarer Zeit sei kein« Kapitalserweiterung notwendig. Die Vorzugsaktien werden bei Freunden des Unternehmens im In- und Ausland« untergebracht werden. Leichte» Anziehen der deutschen Vaumwollgarnpreise. Auf der in Stuttgart am I.September abgehaltenen Industrie- und Handels- börse war, laut„Konfektionär", zum erstenmal ein leichtes A n- ziehen der Notierungen der Baumwollgarne zu beobachten. Sie stellten sich durchweg um 1 Dollarcent per Kilo- pramm höher, während die Notierungen der Gewebe unverändert blieben. Die Tendenz war sehr fest. Derkehrsrekord im Ruhrgebiet . Die außerordentliche An- spannung der Transporte im Ruhrgebiet , die mit dem oermehrten Absatz und der wachsenden Förderung zusammenhängt, fand am letzten Sonnabend ihren drastischen Ausdruck in der Tatsache, daß die Wagengestellung mit 32370 Wagen an diesem Tage einen Rekordstand der Nachkriegszeit erreichte. Siebenprozentige Kommunalanleihe des Giroverbande». Die Deutsche Girozentrale stellt zusammen mit der Preußischen Staats- dank den Restbetrag der 7prozentigen deutschen Kcmmunalgoldanleih« von 1926 mit insgesamt 25 Millionen M. zum freihändigen Verkauf. Einzelheiten sind aus dem Inserat in der vorliegenden Nummer unseres Blatte» ersichtlich.