Einzelbild herunterladen
 
  

Donnerstag

2. September 1926

Unterhaltung und Wissen

Beilage des Vorwärts

Argentinien ständen. Der nächste Krieg," glüht er mir vor, der bisher beträchtlich höher als die See gelegen, so daß sie ohne be­

Auf dem Auswandererdampfer. nächste Krieg wird zwiſchen Brafilien und Argentinien fein.

3]

Bon Hans Friedrich Blund. ( Schluß.)

-

Behe, wenn du abends mit Schiffsarzt und Steuermann zusammenfißt! Kennst du die Geschichte mit der Straßenbahn in Bahia, die der Alligatorenmutter den Schwanz abfuhr, Ja, eine wilde Gegend damals und die einzige wahre Geschichte, die ich heute erzählte!" Und dann wie Onkel Emil in Elberfeld durchaus einen Affen haben wollte." Wahrhaftig, ich hab' so'n Ding gefangen, so ganz leise von hinten heran. Und das Biest war auch bald ganz zahm und dick wegen der Bananenladung, die wir an Bord hatten. Bloß einmal. als es mich ärgern wollte und die Uhr aus dem Echapp holte und an der Kette über Deck schleifte, wahrhaftig,

es mar so; na, ich natürlich hinterher und das Biest in den Mast, wohin ich, wie es genau wußte, wegen der Autorität nicht folgen fonnte. Und wie ich den Schiffsjungen raufschicke, dreimal die Uhr­fette um den Kopf geschwungen, wie'n Lasso, und dann in' n hoh Bogen in die See."

Und die Geschichte von der ungeheuren großen Riesenschildkröte, die an Bord an ein starkes Tau angebunden war: Hab ich sajon erzählt, wie das Tier eines Tages ausriß und an Land schwimmen wollte und wir wußten gar nicht, wieso unser Schiff herumschwögte und auf einmal wie im Schlepp lief, bis der Schiffsjunge auf den Gedanken tam und, na ja, zwei Rognats!"

1

-

-

A los botes steht unterm Bootsdeck. Ich muß mich an ein altes Kolleg über die Wanderung des niederdeutschen Wortes in Frühgeschichte und Mittelalter erinnern. Boot war, glaube ich, eines der Worte, an denen man vielen Zügen der Völker folgen fann. Ich fahre heute mit dem Wort, das vielhundert Jahre vor mir aufbrach, noch einmal von seiner alten Heimat aus, überspringe die iberische Halbinsel, wo es sich gegen bastische und phönizisce Sprachen einnistete und reise in die neuen Welten. deren Bürger es geworden ist, Kind der Zunge reisender Vorfahren. Und ich schaue in die Wogen des Atlantik und muß mit Grauen denten, daß die sächsischer Schiffe vor fünfzehnhundert Jahren mit dreißig Rudern diese Wogen schlugen, Herren aller Küsten, ehe Karl der Franke sie an der Wurzel traf. Und ich bin noch Jahrtausende weiter zurück in der Welt der Dolmen und Hünen­gräber, die sich von unseren nordischen Heiden an den Küsten hinab bis Nordafrika breiten, stumme Zeugen einer seefahrenden vorzeit­lichen Bevölkerung am Atlantik . Wann diese fernen Helden lebter? Ich weiß es nicht; weiß nicht, famen sie vom Norden, vom Süden, famen sie von der verschollenen Atlantis herüber? Ich weiß nur, daß auch ich Blut jener Völker trage und ehre sie, die diese Wogen in fleinen Rähnen zwangen, füftauf, füftab.

Eine neue Gruppe von Auswanderern. Zwölf Männer und vier Frauen aus Kroatien . Es sind Schwaben, vor sechzig Jahren nad; dem Süden ausgewandert. Jetzt fahren sie mit guten Bazen in der Tasche nach Argentinien , wo die anderen schon siedelten. Bei uns haben wir feine Lust mehr; erst sollten wir Ungarisch lernen, jezt dürfen wir nur serbisch reden; was soll man tun? Und zwanzig Prozent Abzug auf den Arbeitslohn, da unten soll's besser sein!"

-

Ihnen gegenüber hausen die Bessarabier. Ein Alter zeigt mit Stolz den deutschen Kalender seiner Landschaft, in dem ales drin steht, was man wissen will.

,, Schöne Bilder, lieber Herr!" Der Kalender muß schon durch vielhundert Hände gewandert sein, Auswandererhände, aber sie schauen alle wieder hinein. Schöne Bilder, lieber Herr, schöne Bilder von der alten guten Stadt Ackermann, wo heute die Rumänen regieren."

Dabei spricht er gleichzeitig russisch nach rechts und rumänisch links, bringt Ordnung in die Kinder, die sich durcheinander wälzen and ruft seinen Sohn hinzu, der auch fließend deutsch spricht, ein tluges Gesicht, von dessen späterem Leben da unten ich einmal wissen möchte. Die Bessarabier gehen alle nach Brafilien, fie misjen noch nicht, ob nach dem Norden oder nach dem Süden, irgend­wohin, wo Land frei ift.

Die fatten deutschen Bürger an Bord werfen mitunter Groschen oder Brot unter die Kinder der Auswanderer. Sie ahnen wohl wenig, daß die Nachkommen dieser Menschen im Zwischended die Masse, die treueste Masse wandernden deutschen Volkstums in der neuen Welt stellt, erprobt durch Geschlechter. Und durch ihre Frucht barkeit, zehnfach wertvoller als jener blaffe Milchbart, der den Kindern gönnerhaft vom Bootsdeck sein Brot zerteilt und glaubt, ein guter Deutscher zu sein, wenn er zwanzig Jahre Mitglied eines deutschen Klubs bleibt, um verbraucht, einsam, mit einer gemäch lichen Renie heimzukehren.

Die Gefeße zarischen den Kontinenten richten einst die Enkel diefer Wanderer auf.

Eeltfame Schicksale an Bord! Eine feine alte Dame, eine Schottin ist da, ein wenig von der Feindseligkeit der Kelten gegen die Engländer berührt. Sie heiratete einen deutschen Arzt in Güb afrifa, er focht auf seiten der Buren, zog grollend nach Südwest, als di: Engländer fieçten, focht gegen Botha, als der Weltkrieg ausbrach, und fiel, irgendwo im Sand auf einer Patrouille. Sie hat drei Jungen, die nach Südamerika auswanderten, als Botha Deutsch- Südwest annettierte. Jetzt hat sie Töchter besucht, die in Deutschland verheiratet sind, und fährt zu ihren Söhnen heim. Seltsame Schicksale an Bord. Ich komme mit einem der 3wischendecker ins Gespräch. Er ist ein märkischer Landarbeiter, nichts als glühender Haß gegen den Großgrundbesiz, der, wie er sagt, die Polen ins Land lockt und den Bauern den Ader weigert, ein so unsäglicher Haß, daß er menschlich scheu macht. Seine Brüder, die schon drüben sind, haben in Südbrafilien Land für ihn gekauft; nun fährt er auf seine Farm", die mitten unter freien Bauern liegt. Die Frau tommt nach, es sind noch viele Frauen mit vielen Kindern an Bord, die jetzt, wo der Mann sich Geld erarbeitet und das erste Haus errichtet hat, nachkommen.

*

Wirklich, es scheint mir von Tag zu Tag mehr als ein Schicksals. schiff, soviel deutsches Leid ist an Bord versammelt. Da ist ein Deutschböhme. Er will irgendwo hin, wo er von Brag nichts mehr hört, in Argentinien soll es freier zugehen, da will er Bürger werden. Eine halbe Stunde vorher schilderte ein junger Brasilianer halbdeutschen Bluts, ein leidenschaftlicher Nationalist begeistert, wie da unten die deutschen Siedler als Grenzwacht Brafiliens gegen

,, Warum denn, um Gotteswillen?"

" Ach, was verstehen Sie von unseren Gefühlen, von unserem verlegten Stolz." Ich wandle an Bord auf und ab, lerne den prächtigen Kapitän fennen, einen Inselfriesen, spreche mit Anwälten, Aerzten und Raufleuten, die die alte Sehnsucht übers Wasser treibt. Sie alle Sie alle sind vom Wandertrieb unseres Volkes gepackt. Aber stärker ist mein Herz bei den Schicksalcbelasteten, bei den meerfahrenden Bauern,

Reichswehr und Stahlhelm.

மயில

CHA

U

EORAN

Die Reichswehr interessiert sich nur für die turne­rischen Uebungen des Stahlhelm "- Verbandes.

die drüben Land suchen, bei den Wildlingen, die sich bunt ihren Weg durch die Welt suchen, bei den jungen deutschen Müttern an Bord, die daheim teine stillen Häuser fanden, um ihre Kinder zu hüten und die schön sind in ihren schmerzlichen Hoffnungen, in ihren Augen die unerschlossene Ferne, in ihren Gedanken das Gesicht tommender Geschlechter.

-

Es wird wärmer, wir wenden gen Süden, das gibt den ersten fröhlichen Abend draußen an Bord. Die Spanier fißen zufammen und singen, rasch und ein wenig schrill. Die Deutschen wagens auch, wie ein Bettgefang flingt ihr schwerfälliges Aus der Jugendzeit". Und innig immer noch einmal am Ende: Lieb Heimatland, ade!"

Im Zwischended tanzen die Bessarabier und aus der Dunkelheit raufchen die langen Wogen des Atlantik ewig unterm Schiff entíang.

Die Zuiderzee- Werke.

Der großzügige Plan, den tiefen Meereseinschnitt der Zuider. zee durch einen gewaltigen Abschlußdeich trockenzulegen, der sich gegenüberliegenden Küfte der Provinz Friesland erstreckt, hat weit 40 Kilometer lang von der Küste der Provinz Nordholland bis zur über Hollands Grenzen hinaus Aufsehen erregt. Bisher iſt in jahrelanger Arbeit erst ein Stückchen von nur wenigen Kilometern von dem kleinen Plätzchen Ewijtsluis zur benachbarten Insel Wie­ ringen fertig geworden, und dieses Stückchen war gewissermaßen das Studienobjekt, das allen weiteren Arbeiten zur Grundlage dienen wird. Wenn man mit der gemütlichen Dampfstraßenbahn nach dem in grüne Weiden eingebetteten Dorfe Ewijtsluis tommt, mertt man bereits, daß hier ungeheure Veränderungen vor sich gehen. An Stelle des heute bedeutungslos gewordenen Hafens entwickelt sich eine neue gewaltige Berkehrsstraße, die in späteren Jahren einmal parallel neben dem Deich in das Herz Frieslands führen und hier den Anschluß an die großen Automobilstraßen finden wird, die Holland mit Nordwestdeutschland verbinden. Von hier bis nach der Insel Wieringen kann man trockenen Fußes in 45 minuten bequem durch vormaliges Meeresgebiet gehen oder auf einer breiten Fahr straße im Autobus gelangen. An den Riesenwall, der weit über die Ausmaße der stärksten deutschen Nordseedeiche hinausgeht, schließt sich nach der bisherigen Zuiderzeeseite zuerst eine ebenfalls erhöhte Rasenfläche von mindestens 25 Meter Breite, dann eine Fahrstraße auf gleicher Höhe mit der Rasenfläche und schließlich noch ein kleinerer Schuhwall gegen die Wogen der Zuiderzee. Was bisher schon fertig dem Verkehr übergeben wurde, ist nur wärts um die frühere Zuiderzeeinsel Wieringen herumgelegt, um ein Anfang, denn der Deich wird gegenwärtig erst einmal nord­dann über die Insel hinausgetrieben zu werden. Millionen von Kubikmetern Sand müssen herbeigeschafft werden, um den in die See verſentten Steinlagen einen festen Halt zu geben. Auf Wie­ ringen felbft wird die nötige Erde gewonnen, denn die Insel war

sonders hohe Deiche gegen schwere Fluten geschüßt war und nun unbedenklich auf ein niedrigeres Niveau gebracht werden kann. Die großen Sandmassen des Wieringer Erdrückens ersparen vor­läufig die fostspielige Erdanfuhr von anderen Plätzen. Ein Ge­nach den Deichbauten hin; 3ug um Zug mit hochbeladenen Lore­wirr von Kleinbahnschienen zieht sich von dem Abgrabungsgebiet wagen rollt hier entlang, und auf der Insel, wo der Deichbau weniger Schwierigkeiten als im eigentlichen Meere macht, wächst der Deich zusehends weiter nach ihrem östlichen Ausläufer, von wo aus er in die weite See vorgetrieben werden soll.

Es ist ein schweres Werf, das die Arbeiter auf Wieringen ver= richten. Arbeitslose aus allen Teilen des Landes sind hier zu­sammengeströmt, aber ihr Lohn ist mehr als bescheiden, und ihre Abhängigkeit vom Vorarbeiter, bei dem sie zugleich fast alle ihre Bedürfnisse zu decken gezwungen sind, ist groß. Sie sind in Holz­baraden untergebracht, die auf morastigem Boden stehen, so daß sie sehr unter Malariagefahr zu leiden haben. Die scharfe Luft auf Wieringen erhöht noch die Anstrengungen bei zehnstündiger Arbeits­zeit, und die Verpflegung ist teuer und dabei nicht viel wert. Der Borarbeiter stellt die Leute ein und unterhält auch die Kantine, in der sie reichlich verzehren müssen, wenn sie seine Gunst erwerben und behalten wollen. Besonders gut verdient er an den alkoholischen Getränken, und so konnte es vorkommen, daß vor kurzem zwe Arbeiter nur deshalb wieder entlassen wurden, weil sie Abstinenten waren. Manche Leute müssen den ganzen erbärmlichen Wochenlohn von 22 Gulden gleich nach der Auszahlung wieder hingeben, um ihre Schulden in der Kantine zu decken. Daheim aber, irgendwo in den Torfbaugebieten von Drente oder dem fernen Zeeland , haben sie Frau und Kinder, die schon auf ihren Anteil am Wochenlohn harren, um nur den nagenden Hunger stillen zu können.

Die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen erst hinter Wieringen, wo durch das ewige Wechselspiel von Ebbe und Flut der gewaltige Wasserdruck von Nordsee und Zuiderzee erzeugt wird. Das nieder­ländische Parlament ist bereit, die erforderlichen Milliarden zu be­willigen, damit den Fluten das ver Jahrtausenden versunkene Zuiderland wieder entrissen wird. Wenn man heute von der Deich­frone aus zwischen Wieringen und dem Festlande den Blick nord­wärts und südwärts über die schier endlosen Wasser gleiten läßt, dann erscheint es fast unausdenkbar, daß Dörfer und Städte mit noch unbekanntem Namen einst sich dort erheben und hunderttausende Menschen dort wohnen sollen, wo jezt die schweigsamen Fischer mit ihren Booten dunkle Wogen durchschneiden. Gelingt der gewaltige Plan, an dessen Verwirklichung man jetzt mit fieberhafter Tatkraft arbeitet, dann wird hier ein Kulturwert vollbracht, dem die Mensch­heitsgeschichte bisher nichts Aehnliches an die Seite zu setzen hat.

Gesundheitslehre nnd Kinderwelt.

Man ist sich darüber einig, daß hygienische Boltsbelehrung in Deutschland dringend not tut. Die Erfahrung lehrt aber und die Reichsgesundheitswoche hat es fürzlich wieder zur Genüge gezeigt: man muß, um erfolgreich hygienische Volksbelehrung treiben zu fönnen, verschiedene Wege beschreiten, um den Menschen nützliche Renntnisse auf gesundheitlichem Gebiete zu vermitteln.

Die Art und Weise der hygienisch- medizinischen Belehrung muß finnreich der Aufnahmefähigkeit der verschiedenen Altersklassen ange­paßt sein. Eine sehr schwere Aufgabe, deren Lösung aber ganz besonders dringlich ist, stellt nun die hygienische Belehrung der Kleinkinder dar. Ganz zweifellos lassen sich sehr zahlreiche Lücken im hygienischen Wissen vieler Menschen darauf zurückführen, daß fie gerade in ihrer jüngsten Jugend auf hygienisch- medizinischem Gebiete mangelhaft belehrt und erzogen wurden. Sie nehmen so alle möglichen fleinen und großen hygienischen Unmanteren" an, die fie dann selbst in späteren Lebensjahren vielfach beibehalten und womöglich in ihrer Familie gewissermaßen noch vererben.

Wie kann man nun in wirklich geeigneter und erfolgversprechen­der Weise die Kleinkinderschar hygienisch belehren?

Dies hat Dr. Eduard Mosbacher gezeigt, der im Laufe der legten Zeit eine größere Anzahl hygienischer Märchen verfaßt hat, die in ganz ausgezeichneter Weise hygienisches Verständnis bei den Kleinen zu erwecken vermögen. Tausende von Kindern haben schon diese Märchen kennengelernt, wenn sie zuhörten, wie" Onkel Doktor als Märchenerzähler" auf der Berliner Welle zu seinen fleinen Freunden sprach. Jetzt ist der erste Sammelband unter dem Titel Onkel Doktor erzählt Märchen" mit hübschen Bildern( von R. Fr. Hartogh) im Verlage von Hermann Klenim im Buchhandel erschienen. Da findet man in trautem Berein alle die Märchen­gestalten, die Dr. Mosbachers Phantasie schuf.

Die kleine Ilse, die bei naßfaltem Wetter und trotz Ermahnung der Mutter ohne Jäckchen ausging und nun eine Weile auf dem Schnupfenberge verbringen mußte; Krummhänschen, das nach mancherlei seltsamen Erlebnissen ein ganz gerades Hänschen wurde; Schmußlotte, die auf die guten Eltern nicht hören wollte, ins Reich wurde; Klein- Friedel, der das Sandmännchen allerlei Steltsames der Spufgeister geriet und zuguterlegt ein vorbildlich sauberes Kind und Lehrreiches erzählte; Kletterfathrinchen, die faufaule Grete, den wilden Hans, die Nagelzwerge und die allzu naschhaften Gäste bei Knechte Rupprecht.

In gemütvoller Art, in nettem Plauderton und so recht ein­gestellt auf die Empfindungen und die Gedankenwelt der Kinder­char erörtert Dr. Mosbacher in seinen Märchen sehr wichtige tältungsfrankheiten, die Gefahren förperlicher Verschmutzung, die hygienische Fragen und Probleme: die Entstehungsgeschichte von Er­Notwendigkeit regelmäßiger Verdauung und eines gefunden und ge­nügend langen Schlafes, die Zweckmäßigkeit gymnastischer Uebungen im Kleinkindesalter und dergleichen mehr. Belehrung der Kinder; auch der Erwachsene wird beim Lesen Dr. Mosbachers Märchen eignen sich nicht nur zur hygienischen und beim Märchenerzählen! viel Freude und Spaß haben. Dr. med. Alfred Korach.

-

Baumzwillinge. Bon einem merkwürdigen Naturphönomen be­richtet Charles Oluf Olsen, der Besitzer einer Sägemühle bei Sping­field im Staate Oregon , in einer amerikanischen Fachzeitung. Bor einiger Zeit," so schreibt der Gewährsmann des amerikanischen Blattes, erhielten wir von einer Waldwirtschaftsgesellschaft in Springfield einen Holzkloß zur Bearbeitung, der etwa dreieinhalb Meter Durchmesser hatte. Während des Schneideprozesses machte man die überraschende Entdeckung, daß es sich dabei um einen Baum handelte, der offenbar um einen anderen herumgewachsen war und ihn sozusagen verschlungen hatte. Durch das Fehlen der Jahresringe ergab fich für den größeren äußeren Baum schäzungsweise ein Alter von 215 Jahren, während der innere, im Umfang fleinere Stamm, der einen Durchmesser von etwa 40 Bentimeter zeigte, zur Zeit der Fällung ein Alter von 110 Jahren gehabt haben mochte. Wann und wie dieser Verschlingungsprozeß vor sich gegangen ist, ist eine Frage, bei deren Beantwortung man auf Bermutungen angewiesen ist. Gleichwohl kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die beiden Bäume ursprünglich dicht beieinander gestanden haben und daß sie im Verlaufe des Wachstums allmählich ineinander hineinwuchsen. Als sich die beiden Bäume zuerst berührten und ihre Zweige sich miteinander verbanden, waren beide noch jung, der größere nicht über 150 Jahre und der kleinere etwa 35 Jahre alt. Der größere und ungleich stärkere Stamm umschnürte allmählich den kleineren und schloß ihn so ein, daß er aus Mangel an Licht und Luft nach einem Kampf von vielen Jahren einging. Stolz über seinen Sieg, wuchs dann der überlegene Baum in Kraft und Schönheit, bis die Art ihn etwa 75 Jahre später zu Boden warf."