Das Waffenbündnis zwischen Sinowjem- Radet und Enver Dschemal zwecks Revolutionierung Indiens erwies sich bald als utopisch. Die Bolschewisten dachten ernstlich, überhaupt nicht daran, einen Schritt zu tun. Was aber Afgha= nistan betraf, so verstand es der junge und tatkräftige Emir Amanulah- Khan, die russisch - britische Rivalität, die ja noch
sondern ein Imperialist. Wer gegen die Religion ist und| faukasiens und die Unterdrückung faufafischer Nationalitäten. faufasiens und die Unterdrückung taukasischer Nationalitäten.| eine Postkarte etwa folgenden Inhalts:„ Blaujäure auf Schlips ge. dagegen spricht, ist tein Kommunist, sondern ein Imperialist!" Und das alles geschah im Namen des Kommunismus" und nügt nicht, schärfere Mittel senden." Diese Karte war von dem OberSolcher Art war also der eigenartig asiatische ,, Kommunismus ", der Selbstbestimmung der Völker", im Bündnis mit leutnant Schäfer Raffel geschrieben, und es war begreiflich, daß der von den mit Moskau verbündeten Paschas in Angora ge- türkischen Paschas. Welches Fiasko dann die Bol- fich Heinz- Schilling in den heftigsten Ausdrücken darüber erging, daß züchtet wurde. schewisten in Persien , Zentralafien und im fernen Osten er- ihm eine solche Mitteilung auf offener Karte zugestellt wurde! litten haben, ist bekannt. Heinz- Schilling war auch beteiligt an der Führerbesprechung der OC., die am 10. Mai 1922 bei Ehrhardt in München stattfand und in der sowohl die Personen der Attentäter mie die Daten der Umlegung" der Opfer im voraus festgestellt wurden. Währen dieser Heinz in Frankfurt der Führer für WestOC. in Berlin , und Verbindungsmann zwischen ihnen der schon erdeutschland war, war der Erzberger- Mörder Tillessen der Führer der Schilling spielte nach allen Richtungen. Daß er auch an der Befreiung wähnte Leutnant Salomon. Der große Einfluß des HeinzEhrhardts aus dem Leipziger Gerichtsgefängnis beteiligt war, darf nach Borstehendem als selbstverständlich vorausgesetzt werden.
bis heute dort fortdauert, auszunuzen und die Unabhängig feit seines Landes zu sichern. Aber auch in Afghanistan fanden die Bolschewisten nichts zu holen. Somit fand das bolſchemistisch- jungtürkische Bündnis schon 1921 sein Ende. Enver Pasch a stellte sich bald an die Spitze der aufständischen Turkestaner und wandte seine Waffen gegen Moskau selbst. Dschemal Bascha, dessen spezielles Lätig, feitsfeld Abghanistan war, war gegen die neue politische Einstellung Envers. Er schrieb in seinem oben erwähnten Briefe: Enver Pascha hat sich in Turkestan den gegen die Ruffen Aufständischen angeschlossen und Rußland den Krieg erflärt... Die Russen behaupten, die Engländer möchten aus diesem Unternehmen Enver Paschas den besten Ruhen ziehen", was ja selbstverständlich geschah. Enver selbst fand bei den Kämpfen der Turkestaner gegen die Rote Armee feinen Tod( Ende 1922). Auch Dichemal Bascha, den die Bolschewisten nicht mehr brauchten und ihm fein Vertrauen mehr schenkten, wurde noch früher( Sommer 1921) in Tiflis er
mordet.
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Diesen Schluß hatte also die Sinomjew- Enver- Epopöe in Asien . Weder Afghanistan , noch weniger Indien wurden ,, revolutioniert", dafür aber wurde die Unabhängikeit der transfaukasischen nationalen Republiken Georgien und Armenien von Aserbeidschan war schon die Rede- zum Opfer gebracht. Die Bolschewisten führten dabei ein weiteres Doppelspiel. Sie waren nämlich nicht nur zufammen mit den jungtürkischen Führern tätig, durch deren Hilfe sie auch die Türkei sowjetisieren zu können glaubten, sondern zugleich auch mit Must a fa Kemal felbft. 3war wurde erst im November 1921 zwischen ihnen in Rars ein Vertrag geschlossen, der im März 1922 in Moskau erneuert wurde, aber schon 1919 und namentlich 1920 hatten sie miteinander freundschaftliche Beziehungen angeknüpft. Die Tat fache, daß 20 Delegierte des femalistischen Generals Karabekir Pascha an der Batuer III. Internationale teilnahmen, war an sich ein Beweis dafür.
Durch eigene Schuld. Teutschnationale Klage über die Dawesmehrzahlung.
Abkommens über die Dawes- Mehrzahlungen eine im üblichen Die Kreuz 3eitung" übt bei der Besprechung des deutschnationalen Stile gehaltene Kritik, die ungewollt zu vernichtender Selbstkritik wird. Sie schreibt: vernichtender Selbstkritik wird. Sie schreibt: ,, Mag dieses Abkommen für den Augenblick auch günstig erscheinen, so darf darüber nicht vergessen werden, daß es auch nur dazu dient, dem bodenlosen Faß der Dawes Reparationen neuen Tribut zuzuführen. Noch weiß niemand, wieviel wir eigentlich im ganzen zu zahlen haben, aber wir wissen, daß wir bestimmt im nächsten Jahre 300 Millionen mehr als ursprünglich vereinbart zahlen müssen."
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Ja, das wissen wir, daß wir 300 Millionen Marf mehr zu zahlen haben, und daß diese 300 Millionen Mart eine völlig unproduktive Ausgabe sind. Wir wissen aber auch, daß es nicht 300 Millionen gewesen wären, 500 millionen, wenn es nach den Deutschnationalen gegangen wäre.
sondern
Wir werden gewiß nicht vergessen, daß es die Deutsch nationalen waren, die dem bodenlosen Faß der DamesReparationen neuen Tribut" in einer Höhe zu führen wollten, die felbft der Reparationstommiffion zu hoch erschien.
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Wir wissen mit Bestimmtheit nun aber auch, daß das Schuldkonto der Deutschnationalen auf jeden Fall schwer belastet ist. Entweder sind ihre Tränen über die Mehrbelastung und ihre nationale Entrüftung echt dann war die deutschnationale Steuerpolitik unter Schlieben , die uns die Mehrbelastung zugezogen hat, ein nationales Ber brechen selbst in den Augen der Deutschnationalen- fiehe Kreuz- Zeitung ", oder die nationale Entrüstung ist nur Fassade, dann find die Klagen der Kreuz- Beitung" nur Teil der deutsch nationalen politischen Heuchelei.
ein
Der Stahlhelm- Heinz. Im Sommer 1920 begann nun der gleichzeitige Feldzug Führer der O. C. für Westdeutschland.
drangen nun
der Roten Armee von Norden her und der der Kemalisten vom Süden her nach Transkaukasien . Baku war schon Ende April 1920 in die Hände der Bolichemisten gefallen. Diese weiter in die Provinz Karabagh und Nachitschewan in Armenien ein. Hier trafen sie mit ihren femalistischen Bundesgenossen zusammen. Im September desselben Jahres rückten die letzteren im Einverständnis mit den Sowjetrussen ihre Armeen vor und nahmen Rars und einige andere armenische Provinzen ein. Das übrige Ar menien wurde seitens der Russen im Dezember( 1920), fowjeti fiert". Somit wurde dieses Lond zwischen Moskau und An gora geteilt. Nach kurzer Zeit, im Februar 1921, traf das felbe Schicksal auch den anderen transkaukasischen Staat Georgien . Moskau hatte zwar schon im Mai 1920 mit ihm einen Vertrag gefchloffen und feine Unabhängigkeit anerkannt, das hinderte es aber nicht, ihn treulos zu brechen und auch dieses Land zu, sowjetisieren". Seinen femalisti schen Bundesgenossen wurden zwei genrgische Diftritte zu teil. Sie bekamen außerdem das Recht, Batum als Freihafen au benutzen und sich auch den freien Transit über transtaufafische Bahnen zu sichern.
Das einzige also. was die orientalische Politik der Bol schemisten je erzielen fonnte, war nichts mehr als die Mieder: eroberung eines wenn auch größeren Teiles Trans
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Geburtstagsehrung für Shaw.
Das Deutsche Theater", das man im vorigen Monat innen und außen hübsch neu aufpoliert hat, feierte gestern, etwas nachträglich, Bernard Shaws 70. Geburtstag mit einer so wohlgelungenen Aufführung des Fabelspiels Androklus und der Löwe", daß der Abend zu einer Ehrung des großen Briten wurde. Was sich der lachende Philosoph zum Vorwurf seiner Komödien wählt, ob einen Stoff aus der großen Historie oder ein winziges Stück alltäglichen Lebens, immer formt er eine Dichtung, die uns mit ihrer Gedankenfülle und ihrem Sprühwert funkelnder Einfälle überrascht. In Androklus und der Löwe" bildet den Hintergrund die alte Kinderfabel von dem Löwen , dem ein Sklave einst einen schmerzenden Dorn aus der Tage gezogen hat. Der Löwe beweist thm später sein Gedächtnis und seine Dankbarkeit, indem er bei einer Schaustellung ihn nicht auffrißt, sondern betulich, wie ein Hündchen, hinter ihm her trottet. Diese rührende Geschichte hat Shaw unhistorisch, aber mit dem Recht des Dichters in die Zeit der römischen Christenverfolgungen verlegt, ein willkommener Anlaß für ihn, den Zeitgenossen bittere Wahrheiten über die Religion zu verfeßen.
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mann Ehrhardts.
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Vertrauens
Der in der Fememordsache Wagner- Riel neuerdings verhaftete Hauptschriftleiter des„ Stahlhelm", Friedrich Wilhelm Heinz , ist nicht, wie zunächst vermutet wurde, der Bandenführer Heinz, der im Ruhrrevier auf eigene Faust Krieg führte. Es ist vielmehr ein Mann, dessen Wirkungsfreis viel weiter griff als der jenes Unterführers.
Er heißt in Wirklichkeit Friedrich Wilhelm Heinz- Schilling und hatte in den kritischen Jahren von 1920 bis 1923 seinen Wohnfi in Franturt a. M. Dort spielte er den westdeutschen Führer der Organisation C( Conful), an deffen Spize bekanntilch der Meineids- Ehrhardt steht. In dieser Führereigenschaft pendelte er 3 wischen Frankfurt und München hin und her und spann von Frankfurt aus die Fäden all der Aktionen zusammen, die sich gegen die Republik und ihre Träger richteten.
Er war führend und anregend beteiligt sowohl an dem Attentat auf Scheidemann wie an den Morden an Erzberger und Rathenau . Dieser Heinz- Schilling war es, der von dem Schlupfwinkel der OC.- Leute, Woldorf, Egerhausen, aus durch den sogenannten Leutnant Salomon ein dringendes Ersuchen an die zum Attentat auf Scheidemann bestimmten Untergebenen abschickte, fie möchten ihr Vorhaben beschleunigen, da sonst die Wirkung verpuffen würde. Noch am 5. Juli 1922, am Tage nach dem Scheidemann - Attentat, erhielt er in Frankfurt
Bibelflut. Während sich für einen kleinen Teil des Proletariates Friedrich Engels Voraussage zu bewahrheiten beginnt, daß die Arbeiterschaft allmählich den Problemen der Religion und Kirche gegenüber gleichgültig werde, gilt sie für den roeitaus größeren noch längst nicht. Anläßlich der Berichterstattung über den englischen General- und Bergarbeiterstreik z. B. mußte von der Tagespresse wiederholt auf die religiöse Prägung des englischen Sozialismus hingewiesen werden. Ueberhaupt ist ja die Herrschaft religiöser Formen und Formeln in den anglo- amerikanischen Staaten bekannt. Selbst die Bolschewits haben nach anfänglichen Versuchen nicht nur nicht Kirche und Religion unterdrückt, sondern sie in den Dienst ihrer Propaganda gestellt. Nicht etwa aus Toleranz, die sie Andersdenkenden gegenüber überhaupt nicht üben, sondern aus Notwendig feit, um nicht den kirchlichen Einfluß auf mindestens fünf Sechstel gerichtet zu bekommen! der russischen Bevölkerung mit voller, unverhüllter Schärfe gegen sich
Aber wir können im Lande bleiben: auch die Tatsache, daß wir in Deutschland selbst einen Bund religiöser Sozialisten aufweisen, zeigt, daß eine Berknüpfung sozialistischer Kulturanschauungen mit religiösen Empfindungen durchaus noch möglich ist.
Dies vorausgeschickt, wird es nicht wunderlich erscheinen, aus den Londoner„ Times" zu erfahren, die„ British and Foreign Bible Society "( Bibelgesellschaft ), die größte und bekannteste kirchliche internationale Propagandainstitution, habe im Jahre 1925 nicht weniger als 10 452 733 Bibeln, Neue Testamente und Traftätchen in Hauptteile wurde diese ungeheure Zahl religiöser Schriften nicht 537 lebenden Sprachen heraus- und zur Verteilung gebracht! 3um etwa verschenkt, sondern verkauft, wenn zwar zu Preisen, die kaum die Herstellungskosten deckten. Auf jeden Fall aber beweist die Tat sache des Verkaufes, daß ein Markt, ein Bedürfnis für sie vorhanden. Und diese Tatsache beweist weiter, welches ungeheure Arbeitsfeld die der Auftakt der Engelschen Inszenierung schon sehr glücklich. Rosa ozialistische Kulturpropaganda noch vor sich liegen hat, die ohne den starken finanziellen Rückhalt fapitalträftiger Inftitutionen arbeiten muß!
Der Regisseur Erich Engel hat die Gefahr umschifft, an der bei Shaws Dramen trotz der Antike die Spielleiter häufig stranden, Mancher empfindet es als Anachronismus, wenn die antiken Helden nämlich aus der Komödie einen parodistischen Bierult zu machen. so sprechen wie wir heutzutage. Aber das ist gerade der Zauber dieser Shawschen Komödien, daß nicht papierne Gelehrsamkeit auf Stelzbeine gestellt wird, sondern das Leben aus versunkener Vergangenheit ohne Pathetik und ganz natürlich auflebt. Daher war
Baletti betritt die Bühne und nimmt mit den ersten Worten das Parkett gefangen. Sie redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, mit fröhlichem Anklang an die gerühmte Berliner Schnauze. Sehr richtig so. Natürlich ist es früher nicht immerzu feierlich, in fünffüßigen Jamben zugegangen. Und auf derselben Höhe hält fich die ganze Vorstellung. Kurt Goetz ist ein prachtvoller, dumm Frecher, ängstlicher Androflus, Homolfa ein wüfter Krafthuber, Hans Brausewetter faßt das Christentum auf eine robuste Art auf, sein Ferrovius ist ein lieber, jungenhafter, gutherziger Haupt mann, und Otto Wallburg ein unvergleichlicher, grausamer Fett wanst von römischem Kaiser. Nur eine ganz unverständliche Fehlbesetzung störte den Berlauf des schönen Abends: Erifa Unruh, die nicht begriff, was mit der Lavinia anzufangen war. In der Maste eine ältliche Gouvernante, im Stimmaufwand eine unzulängliche Suffleuse, und in der Mimit eine unfertige larmoyante Experimentatorin, mühte sie sich ab, ihrer Rolle jede Anmut au nehmen, was ihr restlos gelang.
Die Stimmung der Zuschauerschaft hob sich von Aft zu Att. Man dankte mit herzlichem Beifall für den vielversprechenden Saisonbeginn im Deutschen Theater. Ernst Degener,
Phryne im Belgrader Café. Diese Geschichte ist nackte Wahrheit. In einem der besuchtesten Belgrader Cafés erschien plößlich eine Dame, die mit einem Wagen vorgefahren war und, seelenruhig, völlig unbekleidet, durch das Lokal ging. Sie fezte sich an Natürlich stand alles sofort auf, die Herren, um besser sehen zu einen Tisch und wunderte sich, welche Aufregung fie verursachte. können, die Damen, um ihrer Entrüstung Ausdruck zu geben. Eine der empörten Damen lief sofort zu einem Schutzmann, und der strenge Ordnungshüter befahl der Uebeltäterin, ihre natürlichen Reize sofort den Augen eines Publikums zu entziehen, das an der artige Offenheiten nicht gewohnt ist. Uebrigens gab die junge Frau freimütig ihre Personalien an, und sie sollen auch hier nicht verschwiegen werden. Sie heißt Gisela Tiv, ist dreißig Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Man hüllte die Dame in cin Tuch und brachte sie auf die benachbarte Polizeistation. Dort erklärte die Dame, daß sie als erste eine Mode propagieren wolle, daß über furz oder lang die vernünftige Nacktkultur sich durchsehen und daß fie so viel Vertrauen zur Menschheit hätte, um zu glauben, werde. Die Belgrader Polizeirichter scheinen milde zu sein, die Umftürzlerin tam mit zwei Tagen Gefängnis davon.
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Jetzt hat man ihn wieder verhaftet nachdem er schon früher einige Male in Untersuchungshaft gewesen, dann aber wieder entlassen wurde weil er von dem in Nauheim in Haft genommenen Chauffeur Schilling beschuldigt wird, den versuchten Mordan dem ehemaligen OC. Mann Wagener angestiftet zu haben. Er hat als Verteidiger sich den Berliner Rechtsanwalt Paul Bloch gewählt, wohl in der Voraussetzung, daß es mit dessen Hilfe gelingen werde, feine Unschuld" zu beweisen. Herr Bloch soll darin schon einige Erfahrung mit den Femeleuten gesammelt haben.
Jedenfalls ist dieser OC.- Führer mit seinen vielfachen ,, Beteiligungen" gerade der richtige Mann für die rechts radikale Richtung im Stahlhelm bund. Aber es ist recht undankbar von der Bundesleitung, wenn sie in einer Mitteilung an die Rechtspreffe durch den Hinweis darauf, daß Heinz erst seit zwei Monaten dem Rebafitonsstab angehöre, gewissermaßen die Ver. antwortung für seine Taten ablehnen will.
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Die Leute, die den Stahlhelm" wirklich führen, sind sicher sehr genau darüber orientiert, was der Hauptschriftleiter ihres Bundesblattes vor seiner neuesten Beschäftigung getrieben hatte. treibt im„ Stahlhelm" die Politik, die Ehrhardt in Sachsen und anderswo erprobt.
Der ausgesprochene Vertrauensmann des Meineids- Ehrhardt
Die Veröffentlichung jenes Weimar - Artikels, der wegen seiner Ausfälle gegen die Reichsverfassung zum Verbot des Blattes führte, paßte ganz in den Rahmen dieser Politik und der Vergangenheit des Heinz hinein. Um so komischer berührt es, wenn die Stahlhelmleitung durch eine Berliner Korrespondenz verbreiten läßt, daß der Artikel von unbekannter Seite eingereicht" worden sei und daß der wirkliche Verfasser sich jetzt in der Person eines Schriftsteller Heinz Knipschild" gemeldet habe. Daß ein Bundesblatt, wie der Stahlhelm", von einem unbe= fannten Einsender einen solchen Schimpfartikel aufnimmt, erscheint für vernünftige Menschen wenig wahrscheinlich. Aber was hat Bernunft mit der Politik" der Fememörder und der Bramarbas. Verbände zu tun?
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Erwerbslose und Sozialversicherung. Die Erhaltung der Anwartschaften.
Zur Frage der Erhaltung der Anwartschaften in der Sozialversicherung für die Erwerbslosen, die vom Reichsarbeitsminister in einer Erflärung im Reichstag vom 2. Juli ausdrücklich zur gesagt worden war, bis jetzt aber noch nicht geregeli worden ist, wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß die not wendige Abänderung der Erwerbslosenfürsorgeverordnung nur mit Zustimmung des Reichsrates erfolgen fönne. Die entsprechende Vorlage des Reichsarbeitsministeriums lie gebereits vor. Ende September oder längstens Anfang Ok. tober werde die Anwartschaftsfrage geregelt. Aehnlich stehe es mit der Sonderregelung für die Ausgesteuertenunterſtüßung. Auch hier müsse erst noch der Reichsrat gehört werden. Warum hat man so lange gewartet, bis der Reichsrat in Ferien gegangen ist?
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„ Ich hab' Dich lieb."( Theater am 30 o.) Eine neue Operette mit ältestem Tegt von Wilhelm Sterf. Das Schuhmädel aus Wien , das für 24 Stunden als Frau ausgeborgt wird, sich für die Karriere des falten Liebhabers einsezt, und schließlich, nach schmerzlichem Abschied, doch noch die Seine mird oft gesehen, niemals dagewesen, typischer Operettenstoff. Leo Ascher macht die Mufik dazu, nicht sehr gewählt, meist in herkömmlichen Farben und monotoner Tonart, dennoch mit Schlagerglüd. Seut' hab' ich mit dem Glück ein Rendezvous", da sind Rhythmus und Melodie wirkfam für den Tanz und die Lust von heute gemischt. Auch ein kleiner Wiener Zuschuß tut wohl, obgleich er walzerhaft nicht mehr die Seelen rührt. Getragen wurde der schwankhafte Dreiakter von dem drolligen Humor Vespermanns, dem frohen Temperament der Grete Freund und Hofbauers gesanglicher Eleganz. Die Musik hinter der Szene flang fparfam und nicht nach großstädtischem Thea ter, sondern nach gutem Caféhaus. Autor, Spieler und Direktor fonnten sich für guten Erfolg bedanken.
Gastspiel Jean Blahheim. In Trianon Theater ist er eingekehrt, der Mann aus Köln mit dem Bollmondsgesicht, der Caesars Mahnung Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein" fo gut entspricht. Man schaut ihn an, wie er mit den kleinen Aeuglein erfreut. Ja, das ist Gesundheit, Humorigkeit und Lebensluft aus luftig ist, und lächelt; man hört seinen rheinischen Dialekt und ist dem Bollen. Mit in, den Kauf nehmen muß man die merkwürdigen Situationskomiten des dabei verwendeten( wie alten?) Schwantes bekommen, darunter eine Dame, und wenn sich Blazheim als Ober" Der müde Theodor". Im zweiten Aft wird es sogar toll, wenn drei verschiedene Leute dasselbe Zimmer im Hotel angewiesen fellner dazu ins Bett legt, um einen vom Automobil überfahrenen Oberlehrer zu mimen. Krankenschwester dazu( von Nella Retslag wader gespielt). Die Selbstverständlich kommt seine Frau als Ueberraschungen sind nicht zu zählen, aber schließlich renft sich alles ein, und der müde Theodor wird wieder zum ehrenwerten Rentier.
Sein Ausflug ins Erotische und seine Karriere als Nachtkellner sind vorbei.
―r.
Ein feltsamer Sprachenkonflift. Das Hebräische, an dem sich gegenwärtig das einzigartige Schauspiel des Lebendigwerdens einer toten Sprache vollzieht, ist vom Russischen Volkskommissariat für Boltsaufklärung in den Bann getan worden. Unter dem Einfluß seiner jüdischen Abteilung hat es im Gegensatz zum Jiddischen, das als die Sprache der werktätigen Massen angesehen wird, die hebräische als bourgeoise Sprache stigmatisiert und nicht nur den hebräischen Druck, sondern auch die Einfuhr hebräischer Drucksachen und Bücher untersagt. Der Inhalt spielt dabei feine Rolle; das Kapital" von Marr in hebräischer Uebersezung darf die Grenze so wenig wie die faschistischen Ergüsse Zabotinstys überschreiten. Wie Hill Gilland in der Literarischen Welt" berichtet, hat der Verband hebräischer Schriftsteller in Palestina jest beschlossen, sich in einem Sonderausschuß mit dieser Angelegenheit zu befassen.
Geraldine Farrar , die berühmte Sängerin und Favoritin des letten Raisers ist einige Tage in Berlin gewesen, um alte Freunde" zu besuchen. in der Metropolitan- Oper in New- York die Brosche, die ihr der Kaiser acBei diefer Belegenheit fonstatiert die Breffe, daß sich die Farrar ein großes Verdienst dadurch erworben bat, daß sie mitten im größten Kriegstaumel schenkt hat, oftentativ an der Brust trug. Sehr gut! Wenns wahr ist, hätte fie ruhig etwas Courage an ihren Willem abgeben können!