Reichsjuftizminister Dr. Bell über die Vertrauenskrise in der Justiz. Köln , 13. September. ( WTB.) In dem mit den Farben der Länder schlicht geschmückten Großen Gürzenich Saale wurde heute por Senatspräsident, Universitätsprofeffor Dr. Wieruszowski- Köln der 34. Deutsche Juristentag eröffnet. Unter den Ehrengästen befanden fich Kardinal- Erzbischof Dr. Schulte, Reichsjustizminister und Minister für die befeßten Gebiete Dr. Bell, zahlreiche Bertreter der Reichs und Staatsministerien aller Länder und der Freien Städte, Berireter der deutschen juristischen Vereinigungen in Deutschösterreich und der Tschechoslowakei und schließlich Vertreter der Universitäten Köln , Auf den Vorschlag von Profeffor Wieruszowski wurde durch Buruf Universitätsprofessor, Geheimer Justizrat Dr. Wilhem Kahl, M. d. R., zum Vorsitzenden des Juristentages gewählt. Kahl gab das Gelöbnis ab, daß der Deutsche Juristentag Schildhalter für Freiheit und Recht sein wolle, und daß er den Brüdern und Schwestern überall in der Diaspora Treue und Dankbarkeit bewahren werde in guter und böser Zeit.
Oberbürgermeister Dr. Adenauer hieß den Deutschen Juristentag namens der Stadt Köln herzlich willkommen. Dann hielt Reichsjustizminister Dr. Bell
eine Rede, in der er u. a. ausführte:
Gefehgebung und Rechtsprechung dürfen teine Fremdförper im Bolfsorganismus sein, sondern müssen tief im Boltsbewußtsein wurzeln und gesunder Boltsanschauung entsprechen. Rechtsentwid. Jung und Rechtsreform müssen unlösbarer Bestandteil des großen deutschen Wiederaufbauprogramms fein. Von einem großen Zuge muß das gesamte Reformwert der Rechtsentwicklung beherrscht sein. Die durch Krieg und Kriegswirtungen verursachte Hyper. trophie der Gefeggebung muß tunlichster Verein. fachung in den Grundgedanken und Zusammenfassung in den Swedbestimmungen den Plaz räumen. Dabei dürfen Rechtsfindung und Rechtsprechung der Fortentwidlung in Staat und Gesellschaft Wirtschaft und Sozialleben nicht nachhinten, sondern müssen mit ihnen in gleichem Schrift marjchieren. Bon staatspolitischer, wirt schaftlicher und sozialer Fortentwicklung sollen auch die auf den verschiedenen zivil- und strafrechtlichen Gebieten gelagerten Reformwerfe durchdrungen sein, die jetzt in Borbereitung sind und der möglichst baldigen Verabschiedung entgegengeführt werden sollen.
Die Arbeiten der Reform des Aftienrechtes find im Gange und sollen unter Verwertung der Erfahrungen des Auslandes mit aller Beschleunigung durchgeführt werden, da wir feinesfalls hinter den berechtigten Anforderungen der Wirtschaft und des Verkehrs zurücstehen wollen.
Die Reform des Strafrechts
ist in vollem Cange, so daß bereits zu Beginn des fommenden Monats der Reichsrat an die mündliche Beratung des ihm vorgelegten Entwurfs herangehen wird. Wir werden alles daran setzen, daß nicht im Reichsrat, sondern demnächst auch im Reichstag die Beratungen mit möglichster Beschleunigung so fortgeführt werden. daß eine die außerordentliche Schwierigkeit des Stoffes und die Fülle der ausgleichenden Gegenfäge befriedigende und für das Volksganze erfprieß liche Lösung gefunden werde.
In gleichem Zusammenhang find unter den Reformarbeiten die Regelung eines durchgreifenben hrenich uses und die Revision des Strafprozeßrets sowie die Erledigung des den Stufen. firafvollzug festlegenden Strafvollzugsgefeyes herauszu heben. Neuregelung der Untersuchungshaft und darüber hinaus der Boruntersuchung wird sich auch mit dem besonders wichtigen und zeit gemäßen Thema der Kriminalpsychologie und der kriminellen Borbildung und Ausbildung der für die Beruntersuchung zuständigen Organe zu beschäftigen haben. Dabei gilt es, unter Auswertung aller Friminellen Erfahrungen und Heranziehung kriminalistisch geschulter Kräfte im Interesse gerechter Strafrechtspflege flare Richtlinien zu fchaffen und einheitliches wie zielbewußtes Zusammenwirten herbei. zuführen. Sicherung der Strafrechtszwede bedeutet zugleich nachbrüdliche Wahrung und Schutz berechtigter Interessen des Angeschuldigten.
Tiefer Schmerz erfüllt alle an der Rechtspflege beteiligten Organe angesichts der Bertrauenstrife, die unfere Rechtspflege bedroht.
Aus lebhaften und zum Teil leidenschaftlichen Erörterungen flingt der Ruf: Das Recht in Not! Alle Mann an Bord! Wenn diese Gorge berechtigt ist, wenn Wunden am Rechtsförper zu heilen sind, so liegen hier Aufgaben, an deren Lösung jeber deutsche Jurist sein
Piscators„ Räuber".
( Staatstheater.)
Theater, nur Theater! Die Devise wird so laut, daß die zaghaften Dramaturgen sich vor Schreck die Haare ausraufen, und die Schulmeister, die immer noch cm Faden der Vergangenheit baumein und taumeln, spuden wie tobsüchtig Warnungen und Wehmut und Zorn. Demgegenüber wäre zu sagen, daß die Devise gut und zeit gemäß ist. Wir wollen im Theater nicht schlafen, sondern in Erregung schlemmen.
Das fanfte, fäufeinde und abgebrauchte Theater ist seit einigen Jahren bankrott. Allein das Theater der Sensation fann noch leben. Die Notwendigkeit des primitiven Maffentheaters, das auf die Leute einpautt, wurde zuerst in Rußland erkannt. Meyerhold , der verwegenfte unter den sowjetroten Theatermagnaten, hat eben den Eid geleistet, daß er seine Landsleute um jeden Preis amüsieren wird. Er verpflichtet sich hoch und heilig, sogar aus einem schlechten Text buch ein unterhaltsames Theaterstück zu erschaffen. Meyerhold und auch sein treuer und fongenialer Kunstgefinnungsfreund Erwin Piscator nennen solches Kunststück: Regie.
Piscator ist fein Schillerphilologe. Er fürzt den Tert, er stellt Szenen um, er fügt sogar Worte hinzu. Bei ihm läuft alles auf den Effekt hinaus, der in das Parkett hineindröhnen und die Gallerie auf die Köpfe schlagen muß. Der Jammer des Schrift. gelehrten stört ihn nicht. So wirft er eine Kohorte von Banditen durcheinander, um den tollsten Spektakel zustande zu bringen. Aber der Spektakel reißt mit. Janischarenmusik und Kazenmusik und Jazzmusit, Operettenmarsch und altes und neues Tschingderadada betäuben. Das Knallen der Flinten, das Torfeln, Lärmen, Schreien, Rüipfen, Randalieren und Renommieren der Räuber in den böhmi. schen. Wäldern, das alles nimmt den Sinn mächtig in die Bange. Spiegelberg ist halb Lenin, halb Adolf Hölz, die anderen steden in Pluderhofen und Windjacen. Sie tragen Lubenmüßen. Der Regiffeur, der mit seinem Bühnenbildner Traugott Müller die ganze Stromerherrlichkeit fabelhaft aufbaut, wird durch donnernden Beifall an die Rampe befohlen. Er hat es wohl verdient.
Und Schillers Räuber", die immerhin auch etwas find? Da läßt sich streiten. Von der Moral des Stückes wird das meiste verwischt und verwaschen. Der Regisseur will nur Regierosinen aus seinem Terte herauspolten. Der 22jährige Klassiker malte 1781 das „ Gemälde einer verirrten großen Scele". Der Regisseur verwandelte mit einem Riefenpinsel das Seelengemälde in ein Kinoplatat. Natürlich hatte der 22jährige Schiller auch das Kino und die Kolportage im Blut, und er hatte dazu noch die Seele. Piscator unterschlägt die Seele. Pater peccavi betenni er aber nicht. Er ist eben abfolut unhistorisch. Er will es sein und hält nur zu den jüngsten Strö mungen. Sogar von den Dadaisten entlehnt er manches. Als in Zürich das erste Dadaistenkabarett Voltaire " gegründet wurde, rezitierten der schnurrige Oberdada Tzara und die furiofe Bäntel fängerin Marietta, Frank Wedekinds ultigste Prophetin, und Emmy Hennings , die von einer Dirnendichterin zur fatholischen Heiligen befehrt wurde, die sogenannte poesie simultanée", man brabbelte
Bestes fehen soll. Im vaterländischen Interesse gebietet sich aber die| dafür Gorge getragen habe, daß vor allem gute deutsche Qualitätsbeschwörende Mahnung, bei aller Kritik den Boden der Sachlichkeit arbeit zur Ausstellung komme. Für die Erhaltung der Produktion, nicht zu verlassen und sich vor verallgemeinernden Schlußfolgerungen für Absatz und Absazwerbung set darum der Messegedanke unentzu hüten. Verhängnisvolle Ungerechtigkeit würde es vor allem fein, behrlich. Von Köln ausgehend, seien sehr dankenwerte Anregungen den deutschen Richterstand für Verfehlungen und Mißgriffe einzelner, nach anderen Städten ergangen, um eine Verständigung in bezug auf die uns mit ernster Sorge erfüllen, verantwortlich zu machen. Mit Freube haben wir es baher auch begrüßt, daß die Organisationen Messe- und Ausstellungswesen herbeizuführen. Es sei zu hoffen, des deutschen Richterstandes den Richtern dringend ans Herz gelegt daß diefer Rationalisierung Erfolg beschieden sei. Geheimrat Duisberg unterstützte die Ausführungen Silverhaben, rüdhaltlos Selbst zucht und Selbsttritit zu üben und dadurch zur Feftigung des Vertrauens in unsere Rechtspflege beizubergs. tragen. In die Gewissensfreiheit der deutschen Richter darf nicht eingegriffen werden. Bor ihre Unabhängigkeit werden wir uns nach wie vor schühend stellen. Denn wir wissen alle, daß den deutschen Richtern ihre Unabhängigkeit nicht als einseitiges Vorrecht gewährt ist, sondern als Mittel zur Erfüllung ihrer höchsten richterlichen Aufgabe, nämlich des gleichmäßigen Schuhes aller Staatsbürger und der unparteiifchen und gerechten Rechtspflege.
Treue Hingabe zum Staat und zur Reichsverfassung muß den Richter, der im Namen des Staates Recht spricht, an erster Stelle auszeichnen und ihm die Staatsverbundenheit zur Gewissenspflicht machen.
Unsere Parole soll lauten, und das sei auch des Juristentages Losung: Wir müssen ringen um die Seele des Volfes!
In seinem Schlußwort erklärte Geheimrat Rahl, daß der Juristentag mit besonderem Dant Kenntnis nehme von der Kundgebung des Reichsjustizministers über die Beschleunigung der Strafrechtsreform. Die vom Minister erwähnte Bertrauenstrife in der Rechtspflege sei die beständige Sorge der deutschen Juristen. Hier helfen nicht mittel der Gefehgebung, hier fomme es auf den Geist an. Darum richte er einen lebhaften Bedruf an das Rechtsgewissen des ganzen deutschen Bolkes. Wulle- Westarp.
Bulle ekelt sich.
Im Deutschen Tageblatt" bespricht Wulle die Stellung der Deutschnationalen zum Völkerbunde. Klagend gesteht er, er habe seinerzeit Westarp in Potsdam zum Mandat verholfen, weil er Westarp für den Mann der nationalen Opposition hielt, und nun? Nun erklärt est ar p, der Eintritt in den Bölkerbund sei auch für die Deutschnationalen bindendes Völkerrecht. Dazu schreibt Bulle:
..
,, Das ist also der Weisheit legter Schluß... Wir haben verlernt, uns zu wundern über die Wandlungen der deutschnationalen Politit, aber man verzeihe mir das Wort:„ Der Etel würgt an der Kehle."
Also: Wulle etelt sich über die Politik West a rp s, der mit völkischem Vorspann deutschnationaler Abgeordneter geworden sei.
und
Gleich am Sonntag vormittag fehte ein lebhafter Andrang zur Messe ein. Das ist wohl nicht zuletzt dem Umstand zuzuschreiben, daß die diesmalige Messeschau mehr Ausstellungs- als Messeausstellungen Fließarbeit", Hochspannung" charakter hat. Besonders die technische Meffe, in der die drei SonderLichtwirtschaft" besonderes Interesse erregen, finden starken Zulauf. In der Textilmesse, in der zum ersten Male die französische Textilindustrie mit ihren neuesten Modeschöpfungen verireten ist, brachte bereits der Sonntag vormittag eine Reihe bemerkenswerter Geschäftsabschlüsse.
Die Frankreichhehe der Faschisten.
Protest der französischen Regierung. Paris , 13. September. ( WTB.) Nach den Morgenblättern foll der franzöfifche Geschäftsträger in Rom , als er dem KabinettsChef Mussolinis die Glückwünsche der französischen Regierung zum Miglingen des Attentats gegen den Duce zum Ausdrud brachte, gleichzeitig dagegen protestiert haben, daß die Faschistenpresse eine Kampagne gegen die den italienischen Emigranten in Frankreich gewährte Gastfreundschaft führt; er foll erflärt haben, er hoffe, daß die italienische Regierung Maßnahmen. ergreifen werde, um in Zukunft derartiges zu verhindern. Der Urheber des Attentats sei zwar aus Frankreich gekommen, aber nichtsdestoweniger 3taliener.
Mailand , 13. September. ( EP.) Bei den Smpathiekundgebungen für Mussolini in Mailand erschollen aus der vieltausendföpfigen Menge wiederholt Rufe: Nieder mit Frankreich !" Der Faschistenführer griff diese Worte auf und sagte:„ Sollte der Duce den Marsch befehl ausgeben, fo fönnte fein Hindernis den hinreißenden Vorstoß der Faschisten aufhalten, denn die Faschisten sind jederzeit bereit, für den Duce in den Tod zu gehen." Der Obertommissar von Mailand , Belloni, verlangte die Einführung der Todesstrafe und sagte u. a., der Duce müsse sich mit einem Gürtel von Wachtposten umgeben, die sein Leben beschüßen. Mussolini werde entscheiden, was gegen die faschistenfeindlichen fremden Staaten zu unternehmen sei. Das Bolt von Mailand werde ihm immer gehorchen. Der Popolo d'Italia" meldet aus Rom : Aus den ersten Angaben des Attentäters und der bisherigen Untersuchung gehe hervor, daß das geschicht vorbereitete Attentat nicht die Tat eines Irr finnigen oder Anarchisten sei. Vor allem sei es nicht möglich, daß der Attentäter so ohne weiteres nach Italien zurückkehren fonnte, wie er glauben machen wolle, und daß er bei dem ersten Waffenhändler die Bomben und den Ravolver erstanden habe, sowie daß er auf Grund fnapper Angaben das Automobil Mussolinis auf den ersten Blick erkennen fonnte. Vielmehr sei anzunehmen, daß der Attentäter das Werkzeug einer umfangreichen poli
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Das amerikanische Beispiel. Rede Silverbergs auf der Kölner Herbstmesse. Köln , 13. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Rölner in der Rheinparkhalle der Messe eröffnet. Bemerkenswert war, Herbstmesse wurde am Sonntag morgen mit einer schlichten Feier daß bei dieser Eröffnungsfeier Vertreter der Industrie das Wort ergriffen, die sich mit Nachdruck für das Fortbestehen der Kölner Messe einsetzten. Außer Generaldirektor Dr. Silverberg sprach der Borsigende des Industriellenverbandes Geheimrat Duisburg . Silverberg betonte, daß seine Ausführungen eine notwendige Ergänzung dessen seien, was er bereits in Dresden gesagt habe. Estischen Organisation sei, die ihm die Mittel zum Attentat müsse möglich werden, den Ueberfluß an Arbeitskraft, der in Deutsch geliefert habe. Wahrscheinlich handle es sich um eine Verschwörung, land vorhanden sei, aus dringendem nationalen Intereffe zu nuß und ihren heimlichen Korrespondenten in Italien zu suchen seien. deren Fäden unter den politischen Flüchtlingen in Frankreich barer Arbeit zu verwenden. Gerade den deutschen Industriellen, die in den lehten Monaten sehr eingehend die amerikanischen Arbeitsmethoden studiert hätten, fei im vollen Umfange zur Erfenntnis gelommen, was der Absatz in einem Lande von 120 Millionen Einwohnern, in dem sich Handel und Wandel ungestört durch staatliche, nationale und Zollgrenzen vollziehe, bedeutet. In Deutschland müsie fich die Erkenntnis durchsetzen, daß Kartelle und Syndikate den Handel nicht ersehen fönnten, fondern nur organisch zur Produktion gehören, daß aber darüber hinaus alle weitere Berteilung und alle Ueberführung der Waren in den Konjum Aufgabe des Handels fei, der durch jahrhundertealte Tradition fich bewährt habe. Es gebühre der Kölner Messeleitung Dant, daß sie bei ihrer diesmaligen Schau
irgend etwas Deutsches und Französisches und Niggermäßiges, das gar feinen Sinn hatte, wild durcheinander. Piscator ahmt das nach. Und läßt den allen Mohr und Franz und Amalie Monoloq fegen durcheinanderrassein. Man sperrt sich erst dagegen, dann be fennt man doch, daß allerhand heßender Theaterklamaut dabei herauskommt. Der Dichtergeist wird beschädigt. Das Verbrechen ist ganz offenbar. Die deutsche Dichterakademie von 1926 hätte fogar Grund zum Protestieren. Und die Radikalen könnten Piscator wiederum vorwerfen, daß er feige ist. Er mendet seine Methode nicht so folgerichtig an wie die Russen. Er macht schließlich ein Kompromiß, weil ihm vor seiner eigenen Regie bange wird. Man wird ihn falsch verstehen, in den Himmel heben oder zertrampeln. Aber man wird sich auch seinetwegen prügeln. Theater in den Köpfen, Theater auf der Bühne. Bergessen können wir's nicht. Falt, Ebert, Faber, Bildt. Harlan, Fräulein Koppen höfer, Herr Florath und Herr Patry müssen sich dem Re giffeur unbedingt unterwerfen. Er ftoppt ihr Temperament, aber er holt es auch herauf. Verballhornung oder Ueberfinn: der Schauspieler darf nicht danach fragen. Der Regisseur ist sehr anspruchsvoll und erzieht Marionetten, deren Temperament er nach Belieben fördert oder brachlegt. Mar Hochdorf.
Revue Revue- Revue!
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Die Enteignung des Stidstoffwerkes Chorzow durch Polen hat, wie man weiß, das Haager Schiedsgericht für unberechtigt erklärt. Nach langer Nichtteachtung deutschen Verlangens, diesem Urteil zu entsprechen, hat Polen jetzt Verhandlungen über Entschädigung vorgeschlagen.
Die Genfer Sicherheitspolizei verhaftete am Freitag einen gewiffen Leopold Grünberg, von Beruf Schneider , russischer Abstam hungen gegen Bundesrat Motta und Advokat Theodor Aubert aus. mung, geboren in Zürich . Er ist Epileptifer und soll Drogesprochen und erklärt haben, daß er den seinerzeit ermordeten rusfischen Diplomaten Worowsky rächen wollte.
geben. Das leider ist den Schanzer und Welisch weniger gelungen. Dabei ist es fein Kunststück, eine fleine Beitsatire zu schaffen. Man braucht nur ein paar Zeitungen aufzuschlagen, um zu erfahren, was aftuell ist und einschlägt. Dafür hat sich aber Saltenburg Rudolf Nelson als Komponisten verschrieben, dessen melodiöse Musik den Erfolg des Abends besiegelte. Seine Einfälle sind charmant, sein Rhythmus reißt mit, die leichten prickelnden Weisen laden zum Mitfingen ein. Und wo die Komposition getragen und schwer wird, da bewahrt Nelson die tändelnde Linie durch lustige jazzmäßige Instrumentation mit ausgiebiger Verwendung des Saxophons. 3wei Schlager, deren Terte nicht übertrieben geiſtvoll find, Baraguan" und" Adalbert, was hast du in der Tüte?", eroberten fich im Augenblick die Herzen der Hörer.
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Die Lebensfreude vertritt Emmy Sturm voll Lebensfreude, voll Temperament und Rasse, Berförperung von Anmut und prächtiger Laune ist Charlotte Ander , von Eleganz und Gelentigkeit Harald Baulsen. Mar Adalbert wünscht man fich ausgiebiger beschäftigt zu sehen. Seine Schlagfertigkeit und fein trockener Wiz lassen besonders in der Maurerszene den ZuSchauer vor Bergnügen quietschen. Hervorzuheben find noch die russischen Tänzer Parts Oginity in einer lustigen Parodie auf den modernen Tanz und Little Biola, die alte Ballettvirtuosität mit heutigem Rhythmus verbindet.
Sieht man von einigen Geschmacentgleisungen ab, wie einigen überflüssigen Boten und dem törichten Bölferbundsbild, so fann man doch nicht umhin, sich zur Revue zu befennen. Der Abend war fein restloses Gelingen, aber er war wesentlicher als manches ernstgemeinte Dráma. Die Revuebilder sind gewiß oberflächlich und äußerlich. Aber was ist das für eine berauschende Aeußerlichkeit und schimmernde Oberflächlichkeit! Sie kommt dem Schaubedürfnis der Masse entgegen, so daß sie drei Stunden lang die Umwelt vers geffen und den Märchenzauber der Sinne genießen läßt. Ernst Degner.
Am Sonnabend ist die vierte Berliner Revue vom Stapel ge= des „ Es geht schon besser!", das Schaustück laufen: Theaters am Kurfürstendamm , das Herr Saltenburg den Herren Rudolf Schanzer , Ernst Welisch , Rudolf Nelson und Benno v. Arent in Auftrag gegeben hat. Daß man ein Bühnenwert bestellen kann, wie einen Anzug oder ein Abendessen, besagt noch nichts gegen seinen fünstlerischen Wert. Revue ist Angelegenheit der Kunstgewerbler. Was sie wollen: ein prunkendes Fest von Farbe, Licht und Glanz zu arrangieren, ist Dr. Ignaz Jaffrow, Profeffor der Nationalökonomie an der ihnen gelungen. In ihrem„ Es geht schon beffer" haben sie einen Berliner Universität und der erste Rektor der Handelshochschule jubelnden Hymnus auf die Lebensfreude angestimmt und lassen nun allabendlich Taufende von Menschen an dem schönen Fest teiiBerlin, begeht heute seinen 70. Geburtstag. Prof. Jastrow, nehmen. Im ersten der 42 Bilder steht Lätitia, die Lebensfreude, ein Schüler Mommsens, hat seine Laufbahn als Historifer begonnen als Angeklagte vor Gericht. Ihr ausgelassenes Treiben paßt nicht und war mehrere Jahre Assistent bei Rante. Sein lebhaftes Interesse in den Ernst der Zeit. Das wirft man ihr vor. Dagegen wendet für die soziale Frage zog ihn jedoch zur Nationalökonomie. Hier fich der Verteidiger in einer flammenden Rede. Lange genug hätten widmete er sich vor allem sozialpolitischen und verwaltungswiffenNot und Kümmernis die Freude verbannt. Heute aber sei die Beit schaftlichen Fragen. Unter anderem war er jahrelang Herausgeber nicht mehr so trübe. Das Gericht solle sich nur im Leben umsehen, der Blätter für soziale Bragis". Grundlegend waren dann werde es in den Jubelruf einstimmen: Es geht schon beffer: feine Arbeiten über die Konjunkturforschung auf dem Arbeitsmarkt. Die folgenden Szenen stellen nun sozusagen die informierenden Die Zeitschrift Der Arbeitsmartt wurde von ihm geLokaltermine dar. Ein erstaunlich guter Einfall. Da sind die begründet und lange Zeit geleitet. Gelegenheit zu praktischer Verwal rückenden Möglichkeiten für eine Revue. Es treten die Mode, die tungsarbeit fand Jastrow in faft 15jähriger Tätigkeit als Stadtrat Ausgelassenheit, die freie Liebe und was weiß ich sonst noch auf. in Charlottenburg . Wie wir hören, wird ein Kreis von Schülern Natürlich personifiziert durch Frauen mit den schönsten Beinen in und Freunden Jastrows ihm zu seinem Geburtstage unter dem Titel entzückenden Kleidern, und Kinopaläste und der Presseball und Sozialpolitische Studien" eine Festgabe darbringen, für andere Bälle und die Völkerbundsmitglieder zeigen fich, immer in welche die Mitarbeit hervorragender Theoretiker und Praktiker auf Gestalt fostbar an und freigiebig ausgezogener schöner Mädchen. diesem Gebiete gesichert ist. Da sind berauschende Farbenflänge in effeftvollen Vorhängen aus glizerndem Flitter und foftbarem Silber und herrliche Straußenfebern, und alles zusammen soll ein Bild von unserer Gegenwart
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Städtische Oper. Heute abend wird wegen Erkrankung des Fräulein Schulz- Dornburg statt Fatiniza" die Oper, Der Freisgegeben