Entwicklung an den Konsumstandard der breiten Massen gefettet.
-
Man sollte meinen, daß auch in den Köpfen der Kapitalisten die Logif dieser Zusammenhänge erfannt werden müßte. Aber das Gros, namentlich der deutschen Unternehmerschaft, ift aus fozialer Borniertheit viel zu sehr mit Blindheit gefchlagen, um sich gegen eine solche Einsicht nicht mit Händen und Füßen zu wehren. Es fennt keine andere Wirtschaftspolitik, als jede Gelegenheit und in der Krise scheint sie ihnen besonders günstig zur Kürzung der Löhne zu benutzen. Nun ist aber doch nicht zu verkennen, daß auch allmählich in den Reihen des Unternehmertums schon Stimmen laut werden, die auf diese Zusammenhänge hinweisen und ein Haar in der Lohnpolitik alten Systems finden. Es ist auch ganz natürlich, daß zunächst aus den fortgeschrittensten Industrieländern und hier wieder bei den industriell am weitesten fortgeschrittenen Unternehmern diese Erkenntnisse zuerst aufdämmern. So findet die sensationelle Rede des Generaldirektors Silverberg auf der letzten Tagung der Industriellen eine psychologische Erklärung. Noch deutlicher in diesem Zusammenhang sind die Ausführungen amerikanischer Wirtschaftsführer, wie Ford und Filene. Man darf gewiß die praktische Bedeutung solcher einzelnen Unternehmerstimmen nicht überschäßen und wir wären Toren, wenn wir unsere Hoffnung darauf bauen wollten, daß das Unternehmertum selbst zu anderen lohnpolitischen Einsichten tommt. Sie sind uns nur ein Beweis dafür, wie stark unser gemertschaftlicher Lohnkampf durch die Notwendigkeiten der Wirtschaft selbst fundiert ist. So parador es flingt, aber die Kapitalisten müßten zur Aufrechterhaltung und Weiter entwicklung ihrer eigenen Wirtschaft die Gewerkschaften und den gewertschaftlichen Lohntampf erfinden, wenn sie nicht aus dem sozialen Drang der Arbeiter schaft selbst heraus notwendigerweise hätten entstehen müssen. Bielleicht kommt nun jemand auf den Einfall, daß die Gewerkschaften den Kampf um höhere Löhne und um die Berbefferung der Lebenshaltung einstellen müßten, wenn schon Leute mie Ford aus Gründen der Aufrechterhaltung der fapitalistischen Wirtschaft die volkswirtschaftliche Notwendigkeit anerkennen, diesen Forderungen gerecht zu werden- doch über solche Doktrinen ist die Gewerkschaftsbewegung längst hinaus gewachsen.
Stresemann setzt sich zur Wehr.
Gegen deutschnationale Hetze.
Die deutschnationale Bresse hat eine besondere Methode erfunden, um die deutsche Außenpolitik zu diskreditieren. Sie berichtet über angebliche vertrauliche Gespräche Strese manns mit Briand , in denen Briand die herrlichsten 3ugeständnisse gemacht haben soll. Kommt dann das unvermeidliche Dementi, so erklärt sie, schadenfroh triumphierend, nun sei die große Enttäuschung da, mit der Locarnopoliti? sei es eben nichts.
Gegen diese Methode wendet sich die Tägliche Rundschau" in einem zweifellos offiziösen Artikel, der sich zum Schluß gegen das Blatt des Grafen West arp, die treuzzeitung" wendet und auseinandersetzt, so schnell gehe es eben nicht, es sei schon ein Fortschritt, wenn für Verhandlungen mit Aussicht auf Erfolg die Atmosphäre geschaffen werde. Zum Schluß wird gesagt:
Ist es nicht in der Tat ein verwerfliches Beginnen, wenn diese Atmosphäre wieder durch allerhand Machen schaften und Intrigen vergiftet wird? Wenn die Kreuzzeitung " einmal so gut sein will, über eine aufrichtige Be antwortung dieser Fragen nachzudenken, so wird sie sicherlich ebenso wie wir zu der Auffaffung gelangen, daß der französische Außenminister völlig recht hat, wenn er darauf hinmeist, daß durch die unaufhörliche Heße gegen die in Genf tätigen Staatsmänner nichts gewonnen, wohl aber unendlich viel verdorben werden kann.
Das Marginal.
Von Friedrich Eisenzahn.
Wer es vorher noch nicht gewußt haben sollte, weiß seit der Beröffentlichung der Akten des Auswärtigen Amts, was ein Mar ginal ist. Die Randbemerkung eines bedeutsamen oder zum mindesten sich wichtig fühlenden Mannes zu einem ihm vorliegenden Text. Das schnell figierte Gedankenstenogramm, der Gehirnblitz, der Sekundenspalt im Schädel, durch den man bessere Einsicht bekommt als durch eine Thronrede, ein Interview oder ein fünfbändiges Wert. Ein Marginal, das ist die Explosion des Innersten, des unkontrollierten, nicht posierenden Eigentlichen. Ein Marginal ist, wenn ein König an den Rand einer Urteilsausfertigung schreibt: Diese Schelme von Richtern sollte man henken. Oder, wenn Wilhelm, der Flüchtling, den Bericht eines Gesandten, der vor ernsten Folgen kaiserlicher Politik warnt, mit einer mannhaften Hieroglyphe erledigt:: Quatsch.
Aus Offenbarungen solchen Kalibers haben auch die, denen bisher das Marginal unbekannt war, es ausreichend fennengelernt. Es ist alles in allem eine nüßliche Einrichtung, ein selbstgeschriebener Seelensteckbrief. Beige mir einige deiner Kleinen Marginalien und ich werde dir sagen, wer du bist.
Dies zuvor. Und zwar, weil im Lesesaal der Breußischen Staatsbibliothek zu Berlin die berühmte Geschichte der Kriegskunst von Hans Delbrück steht und darin auf Seite 8 des ersten Bandes das Mustereɣemplar eines Marginals zu finden ist:„ Na, na! Das ist nicht richtig, mein Lieber."
Ordentliche Leute und solche, denen die Leseordnung öffentlicher Bibliotheken bekannt ist, werden sich wundern, daß die Bücher der Staatsbibliothek Randbemerkungen tragen. Diese Bedanten unterschätzen die geistige Produktivität unserer Studenten und Gebildeten. Die Staatsbibliothek ist sogar sehr reich an Marginalien, auch an furzen und kernigen Inschriften. An den Wänden der Telephonzelle und der kleinen Geheimfammer fann man mancherlei lesen: Juden raus; Rathenau- Judensau; Alma Bosefel, straße 27, Hof IV Tr., 5 Mart. Siegelringe der Intelligenz.
Was nun jenes Marginal im Delbrück betrifft, so ist es mit einer steilen, energischen, flirrenden Handschrift auf den Papierrand gesetzt. Man spürt den Junker, den Fähnrich, das Monokel, die zerhackte Backe. Der Text aber, gegen den es spricht, lautet: Noch in neueren wissenschaftlichen Darstellungen des Freiheitskrieges findet man, daß in dem Treffen von Hagelberg die märkischen Landwehren 4000 Franzosen mit dem Kolben die Schädel einge. schlagen haben. In Wirklichkeit waren es etwa 30." Nur 30 Franzosenschädel wurden eingeschlagen statt 4000. Man sieht, wie der junge Märker, der es liest, sich aufbäumt, wie er überlegen lächelt und dem ollen Professor auf die Schultern flopft: Haben ja teine Ahnung, mein Lieber; wissen wir besser, 4000 Schädel waren's. Unter 4000 fangen wir Märker überhaupt nicht an.
|
Die deutschnationale Presse hat nun, wenn sie will, wieder ein sehr schönes Thema:„ Der deutsche Außenminister stellt sich im Kampf gegen die nationale Presse auf die Seite des Erbfeindes."
Als Vorspiel zum beabsichtigten Eintritt der Deutschnationalen in die Regierung sind solche Diskussionen recht heiter.
Der Prozeß gegen die KPD. - Zentrale.
Rettung durch den Oberreichsanwalt.
Die KPD. ist in schwerer Not, jetzt naht ihr ein Retter. Er fommt freilich nicht aus ihren eigenen Reihen und auch nicht von Moskau , sondern aus Leipzig . Es ist der Ober
reichsanmalt!
Seit drei Jahren hat der Oberreichsanwalt über der 3entrale der KPD. das Damoklesschwert eines Monster prozesses aufgehängt. Sie soll im Inflationsjahr 1923 sämtliche gemeinen und politischen Verbrechen, die sich nur ausdenken lassen, begangen haben. Jezt schickt der Oberreichsanwalt sich an, das Schwert herunterfausen zu lassen. Aber dieses Schwert wird die KPD . nicht töten. Die Sympathie, die das Proletariat instinktiv allen politisch Verfolgten entgegenbringt, fann vielleicht den sonst unaufhaltsamen Rüdgang der KPD. zum Stehen bringen.
Der neue Oberreichsanwalt, Herr Dr. Werner, hat diesen Zentrale- Prozeß" als Erbschaft von Herrn Dr. Ebermener übernommen. Vor den Parlamentsferien war in Aussicht genommen, den Prozeß im Oktober über die Bühne gehen zu lassen, trotzdem der Reichstag eine Warnungstafel aufgerichtet hatte. Der Oberreichsanwalt hatte nämlich vom Reichstag verlangt, die kommunistischen Reichstagsabgeordneten Stoeder, Koenen, Remmele, Hedert und Pfeiffer, die 1923 der KPD - Zentrale angehörten, verhaften zu dürfen. Das hatte der Reichstag abgelehnt, obgleich der Oberreichsanwalt die Berhaftung der AbOberreichsanwalt die Verhaftung der Abgeordneten als Vorausseßung für die Durchführung des Pro3effes hingestellt hatte.
Die Sache hatte im Reichstag schon eine Vorgeschichte gehabt. Der turze Zwischenreichstag von 1924 hatte einen fommunistischen Antrag abgelehnt, die damals in Haft genommenen Zentralemitglieder Pfeiffer und Heckert, die während ihrer Haft ins Parlament gewählt worden waren, aus der Haft zu entlassen. Ihre Zugehörigkeit zur Zentrale war das Hauptbelastungsmoment gegen sie. Bergebens hatten die sozialdemokratischen Vertreter in der Kommission und im Plenum darauf hingewiesen, daß der Oftoberputsch 1923 unter Beiseite schiebung der KPD - 3entrale von unverantwortlichen ,, Turkestanern" inszeniert worden ist und daß der Oberreichsanwalt die übrigen, dem Reichstag angehörigen Zentralemitglieder ungeschoren lasse. Diese Argumente veranlaßten ein Jahr später den neuen Reichstag, dem wiederholten Haftentlassungsantrag stattzugeben. Hedert und Pfeiffer wurden freigelassen. Nun glaubte der Herr Oberreichsanwalt offenbar, mit einem Gegenschlag antworten zu müssen. Er stellte jezt den Antrag, nicht nur Hedert und Pfeiffer wieder zu verhaften, sondern auch noch Stoeder, Roenen und Remmele dazu. Aber selbst stunden lange Beredtsamkeit des Herrn Reichsanwalts Neumann vermochte im Geschäftsordnungsausschuß des Reichstags dies Biel nicht 3 erreichen. Der Antrag wurde abgelehnt. Im Plenum wurde dem Beschluß des Ausschusses ohne jede Erörterung zugestimmt.
die Rechtsradikalen zur gleichen Zeit geputscht haben. Diese beiden Argumente müssen natürlich in der Oeffentlichfeit noch weit stärker wirken und der KPD. - Zentrale bei dem Prozeß von vornherein große Sympathien sichern. Dazu kommt noch, daß der Oberreichsanwalt in seinem Uebereifer die Falschen erwischt hat und zuviel beweisen will. Die KPD. - Zentrale wird deshalb billige Triumphe feiern fönnen. Der Prozeß wird, wie jeder politische Tendenzprozeß, für die Betroffenen ein wahres Gottesgeschent sein.
Fortschritte auf den Juristentag. Einschließung als besondere Strafart gefordert. Köln , 14. September. ( Eigener Drahtbericht.) In der öffentlichrechtlichen Abteilung des Juristentages wurde hinsichtlich der parla. mentarischen Untersuchungsausschüsse folgende Refolution Alsberg- Jacobi angenommen:„ Eine Abände rung der Bestimmungen über parlamentarische Untersuchungsausschülfe, die auf eine prinzipielle Einschränkung oder Zurückdrängung der Tätigkeit der Ausschüsse hinzielen, empfiehlt sich nicht. Dagegen empfiehlt es sich, in gefeggeberische Erwägungen darüber einzutreten, ob und wie zwed's reibungsloser Tätigkeit der Untersuchungsausschüsse ihr Berfahren wie besonders Bereidigungspflicht, das Recht auf Attenvorlage, die Stellung des Borfizenden u. a. gefeßlich zu regeln ist." Abgelehnt wurde dagegen die 42 gegen 35 Stimmen, die besagte, daß die parlamentarischen Unterfuchungsausschüsse geeignet feien, das Mißtrauen gegen die Justiz zu beseitigen.
#
mit
Aeußerst angeregte Debatten entstanden in der strafrechtlichen Abteilung bei Erörterung der Frage, ob an Stelle von Zucht haus oder Gefängnis Einschließung treten soll, wenn der Täter sich zu der Tat auf Grund seiner sittlichen, religiösen oder politischen leberzeugung für verpflichtet fühlt. Das Referat des Genoffen Prof. Dr. Rad bruch, glänzend in Form und geiſtvoll im Inhalt, wurde mit großem Beifall aufgenommen, obgleich, wie es sich später zeigte, der übergroße Teit der Versammlung mit seinen Gedankengängen nicht einverstanden war. Diese gipfelten in folgenden Leitsätzen:„ Der Ueberzeugungsverbrecher stellt einen friminalpsychologischen Sondertypus dar, dem besondere friminalpolitische Aufgaben entsprechen. Es empfiehlt sich daher nicht, die Sonderbehandlung des Ueberzeugungsverbrechers dem Strafvollzug zu überlassen. Desgleichen empfiehlt es sich nicht, die ftrafgefeßliche Sonderbehandlung des Ueberzeugungsverbrechers in Form der Berücksichtigung der nicht ehrlosen Gesinnung, des achtungswerten Beweggrundes oder sonst irgendwie nur durch ein Werturteil bezeichneten Motive zu fleiden. Auf den Ueberzeugungsverbrecher findet statt anderer Freiheitsstrafen Einschließung von gleicher Dauer Anwendung. Von der Anordnung der Ein besondere der Mord. Ferner muß sichergestellt werden, daß auf die schließung sind aber gewisse Straftaten ausgenommen, inslleberzeugungsverbrecher die Sicherungsverwahrung feine Anwen besondere der Mord. Ferner muß sichergestellt werden, daß auf die dung findet."
Diefen Leitfäßen gegenüber behauptete der Berichterstatter Prof. Dr. Kohlrausch, daß die Anerkennung des Ueberzeugungsverbrechers als eines friminal psychologischen Sondertypus zur Folge haben werde, daß der Ueberzeugungsverbrecher für die Dauer völlig un annehmbar erscheine. Die Ueberzeugung des Täters, feiner Ueberzeugung unschädlich gemacht würde, was durch eine rechtswidrige Handlung fremdes Wohl zu fördern, müßte eine schuldmildernde Bedeutung haben. Außerdem müßte es heißen, ,, wenn die Handlung nicht aus einem eigenmüßigen Beweggrund, sondern in der Ueberzeugung begangen wurde, durch sie das Wohl des Staates oder der Gesellschaft zu fördern, muß auf Einschließung
erfannt werden".
Laufe der Verhandlungen geäußert worden waren, ergab die AbTroß der zahlreichen, äußerst rückschrittlichen Ansichten, die im ftimmung einen erfreulichen Sieg der fortschrittlichen Idee. Go erklärte die Versammlung sich mit 32 Stimmen für die Ein. schließung als besondere Strafart. Dagegen lehnte fie Aus der Debatte im Ausschuß hätte der Herr Oberreichs- ab, sie für alle Delifte gelten zu lassen. Sie soll nur für be anwalt lernen können. Nicht nur die Vertreter der Linken stimmte Delifte Geltung haben, die nach der positiven und der Mitte, sondern auch Bertreter der Rechten fanden es Seite hin von dem Gesetzgeber formuliert werden sollen. Die Ein. befremdend, daß der Oberreichsanwalt 1926 noch die Butsch schließung soll aber nicht nur auf politische Delikte beschränkt sein, versuche der Kommunisten aus dem Inflationsjahr 1923 vor ausgedehnt werden. Ferner erklärte sich die Abteilung mit der Fest. sondern auch auf solche fittlicher oder religiöser Ratir das Forum des Reichsgerichts ziehen will. Nicht minder be das Forum des Reichsgerichts ziehen will. Nicht minder belegung des leberzeugungsverbrechens nach psychologischer Seite hin fremdend fand man die Einseitigkeit des Vorgehens, da doch einverstanden.
-
Marginal das ist freiwillige Offenbarung seiner selbst und seiner Gattung. Das Marginal im Delbrück photographiert solche Gattung, die adlige, die exklusive, die von und zu und izenplize. Die unbelehrbare Gattung, die auch den Tatsachen nicht weichen und dem klaren Spruch der Zeit sich nicht beugen will. Diese Gattung braucht, daß der Böbel an sie glaube, an ihre gewaltigen Taten, an ihre Unsterblichkeit. 4000 Schädel müssen es sein und nicht ein Dreck von 30.
ab und erhielt neue Aufträge. Dadurch wurde eine große Menge von Klavierarbeitern beschäftigt, und für den Bau der Klaviere mußte Draht, Stahl, Holz usw. in großen Mengen bezogen werden. So verdienten viele Leute Geld, und eine ganze Industrie nahm tam, den Eiscreme mit Schokolade zu überziehen. einen Aufschwung, nur weil ein Mann in Omaha auf den Gedanken D.
-
Figaros Hochzeit als fommunistisches Propagandaffüd. Es ist schon vorgekommen, daß man zu alter Opernmufit einen neuen Tegt geschrieben hat. Das war besonders in Sowjetrußland der Fall, wo man, wie befannt, aus" Tosca " und den„ Hugenotten " tommunistische Opern gemacht hat, da, wie die Sowjettritif beEmpfinden in feiner Weise entspricht". In diesem Sinne wurde unterzogen. Daß man aber die Musit einer klassischen Oper verauch seinerzeit Bizets" Carmen " einer gründlichen Neubearbeitung wirft und zu einem alten Operntert eine neue Mufit schreibt, wäre wohl ein ganz neuer Fall, der aber, ebenfalls in Rußland , Wirtlichkeit geworden ist. Der fünstlerische Rat der Moskauer Staatsoper hat den bisher kaum bekannten Komponisten Schaporin beauftragt, eine neue Musik zu dem Text von Figaros Hochzeit " zu schreiben, da Mozarts Mufit für das moderne Empfinden unmög lich sei". Der Text dagegen ist nach der Meinung des künstlerischen Rats für fommunistische Bropaganda sehr geeignet, da es sich dort um die Schilderung aristokratischer Willtür Hausangestellten gegen über" handelt.
Wozu Forschung, wozu entgottende Wahrheit, wozu Geschichte, wenn Kaiser und Thron auf der Legende gegründet sind? Vorzüglich, was das niedere Bolt betrifft: in die Schullesebücher gehört nicht, daß der erste Friedrich Wilhelm auf ungelente Rammer- hauptet, die Ideologie des Textbuchs dem neuen proletarischen diener aus Pistolen mit Salz geschossen hat, daß er sich aber zugleich einen wahren Republikaner" nannte. Gehört nicht, daß der zweite Friedrich als Kronprinz an Grumbkow, seinen Vertrauten, schrieb: Jetzt studiere ich Komplimente für Bevern und gehe zu diesem Zweck auf die Saujagd! wobei die Bevern seine Braut war. Gehört nicht, daß Alexander von Humboldt die Königin Luise genannt hat::„ Aeußerst selbstsüchtig, verschlagen und versteckt" und Gneisenau:„ Sie war nichts weniger als eine Mustermutter". Der gleichen darf nicht zu lesen sein, es darf und kann auch nicht wahr sein. Dreißig Schädel, nur dreißig eingeschlagen. Unmöglich. Das ist mit gelehrtem Hosenboden erfeffen. Biertausend Schädel, Fran30senschädel, mit dem Stolben eingeschlagen, von nur dreißig märtischen Juntern, von jedem Junker mehr als hundert Schädel, Fran30senschädel, eingeschlagen, zertrümmert das verlangt schlechthin
der Ruhm der Nation.
Kleine Ursachen
-
-
große Wirkungen.
Die Weltwirtschaft von heute ist ein Organismus, der_im engstem Zusammenhang steht, und eine Störung an einem Teil der Erde kann merkwürdige Folgen an ganz anderer Stelle hervor rufen. Das ist eine Tatsache, die wir alle nach dem Kriege deutlich zu spüren bekommen haben. Einige bezeichnende Beispiele, die die eigenartigsten Zusammenhänge enthüllen, teilt Prof. Staßner nach einem Bericht der Washingtoner Handelskammer in der Leipziger Illustrierten Reitung" mit. Im Jahre 1919 fonnten die Russen aus Geldmangel feinen Tee in Indien kaufen; aus diesem Grunde Die Webereien in Manchester erlitten infolgedessen den schwersten fonnten die Inder wieder feine Webwaren aus England beziehen. Zusammenbruch seit 60 Jahren. Dadurch aber stockte der Bezug der Baumwolle aus den Vereinigten Staaten , und in dem Baumwolle bauenden Süden des Landes sant die Kauffraft außerordentlich. In England und Nordamerika also zeigten sich schwere wirtschaftliche Krisen, weil die Russen feinen Tee trinken fonnten. Ein anderes Beispiel: In einem Hafen von Ekuador wurde eine Schiffsladung Klaviere lange aufgehalten, weil die Käufer fein Geld zum Bezahlen hatten. Da erfand ein Mann zu Omaha in den Vereinigten Staaten eine besondere Form von Eiscreme mit Schokoladenüberzug. Was hatten nun diese beiden Vorgänge miteinander zu tun? Sehr viel. Da der Creme eifrig gekauft wurde, bezog man viel Katao aus Ekuador ; die Leute dort betamen Geld in die Hände und fonnten Klaviere laufen. Die Klavierfabrit feßte ihre ganze Schiffsladung
Fußgängerfunnels. Man wird sich noch jener Bilder erinnern, die in verkehrstechnischer Phantasie zeigen, wie fünftig der Potsdamer Platz in Berlin zahlreiche Ueberführungen aufweist, welche die sich kreuzenden Straßen miteinander verbinden. Aus Amerifa tommen Nachrichten, wie man dieses Problem nicht mit einem technisch undurchführbaren Scherz gloffiert, sondern wirklich löst. Die sich freuzenden Straßen auf großen Blägen werden durch breite Unterführungen miteinander verbunden. Diese Untermehrfaches Ueberfreuzen befahrener Streden ist also unnötig. Die führungen haben bei den Straßenbahnhaltestellen eigene Ausgänge. dienenden Bürgersteigen, steht dem Kraftverkehr allein zur Betvolle Straßenbreite, außer den nur noch dem Durchgangsverfehr fügung. Die Anlagen sind natürlich sehr kostspielig, doch weist jede Großstadt mehrere Bläge auf, bei denen sie angebracht wäre und eine fühlbare Erleichterung des Verkehrs herbeiführen würde.
Scherenschnittfilm Lotte Reinigers Die Abenteuer des Brinzen Acmed", Mufitchronit. Wolfgang 3eller, der Komponist der Musik zu dem dirigiert persönlich in beiden Borstellungen im Gloria Palast am Mittwoch und Donnerstag.
=
Rudolf von Caban wird die Tanzmatineen der Boltsbühne am Sonn tag, den 26. September mit einer Aufführung des Glud'schen„ Don Juan eröffnen. Das alte Ballett ist von ihm in die Form des modernen Tanzes übertragen worden. Das Drchefter wird unter Leitung von Wolfgang Einlaßkarten für 1.30 mt, find noch in den Zahlstellen der eller stehen. Boltsbühne und an den Tietz'schen Theaterkassen erhältlich. beschloß, 200 Strazenbahnwagen zu bestellen, die genau so ausgeführt sind, Berliner Straßenbahnwagen in Mostan. Der Stadtrat von Moslau wie der neue Typ, den die Berliner Straßenbahn voriges Jahr in Dienst stellte. Durch geschicte Raumausnüßung faffen diese Wagen mehr als bie alten und wirken trotzdem in der Linienführung schöner. Den Auftrag erhält eine deutsche Firma.