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Mittwoch

15. September 1926

Unterhaltung und Wissen

Die Perle.

Bon Jad London  .

Der Windstoß traf den Pandangzweig zu ihren Häuptern und fauste durch die Palme, wobei er ein halbes Dutzend reife Kokos­nüsse mit dumpfem Schlag zu Boden schleuderte. Dann kam der Regen aus der Ferne, näherte sich brüllend wie ein Sturmwind und peitschte das Wasser der Lagune, daß es dampfte. Die ersten Tropfen rasselten scharf herab, und Raoul sprang auf.

Tausend Chilidollar bar auf den Tisch, Mapuhi," sagte er. Und für zweihundert Chilidollar Waren." Ich will ein Haus haben

-

"

begann der andere.

" Mapuhi!" schrie Raoul, um mit der Stimme durzubringen.

Du bist ein Rindvieh!"

Er stürzte aus dem Hause und erkämpfte fich Seite an Seite mit dem Steuermann den Weg nach dem Strande. Sie fonnten das Boot nicht sehen. Der tropische Regen überschüttete sie so, daß fie nur den Sand zu ihren Füßen und die kleinen Wellen, die nach dem Sande schnappten und bissen, sehen konnten. Ein Gesicht tauchte aus der Sintflut auf. Es war Huru- Huru, der Einarmige.

" Hast du die Perle befommen?" schrie er Raoul ins Ohr. " Mapuhi ist ein Narr!" schrie dieser zur Antwort, und im

nächsten Augenblick hatten sie sich in dem herabstürzenden Waffer

verloren.

Eine halbe Stunde später sah Huru- Huru, der auf der Seefeite des Atolls Ausgud hielt, wie die beiden Boote eingeholt wurden und die Aorai" ihren Bug feewärts wendete. Und nahe bei ihr sah er einen andern Schoner, auf den Schwingen des Sturmes her. getragen, fich schaufeln und ein Boot zu Wasser lassen. Er fannte ihn. Es war die Drohena", Eigentum Torifis, des halbblütigen Kaufmanns, der seinen eigenen Superfargo machte und zweifellos felbft achtern im Boot stand. Huru- Huru ticherte. Er mußte, daß Mapuhi Torifi noch Geld schuldete für Waren, die er im vorigen Jahre auf Kredit gekauft hatte.

Die war vorüber. Die Sonne flammte heiß, und die Lagune glich wieder einem Spiegel. Aber die Luft war flebrig wie Echleim, und ihr Gewicht lastete auf den Lungen und erschwerte das Aimen.

Haft du die Reuigkeit gehört, Toriti?" fragte Huru- Huru. Mapuhi hat eine Berle gefunden. Noch nie hat man ihresgleichen gefifcht, weder auf Hitueru, noch auf allen Baumotuinseln, noch in der ganzen Welt. Mapuhi ist ein Narr. Uebrigens ist er dir Geld fchuldig. Bergiß nicht, daß ich es dir zuerst erzählt habe. Haft du ein bißchen Tabat?"

Und zu Mapuhis Grashütte ging Torifi. Er war ein herrischer, zudem ziemlich dummer Mensch. Unbefümmert warf er einen Blic auf die wundervolle Perle, einen einzigen Blid nur; und unbe­fümmert steckte er sie in die Tasche.

" Du hast Glück," sagte er. Eine nette Berle. Ich räume dir einen Kredit in meinen Büchern ein."

Ich will ein Haus haben," begann Mapuhi bestürzt. Es muß sechs Faden­

Erzähle das deiner Großmutter!" war die Antwort des Händ­lers. Du willst deine Schulden bezahlen, nicht wahr? Du warst mir zwölfhundert Chilidollar schuldig. Na, schön: Du schuldest mir nichts mehr. Die Rechnung ist beglichen. Außerdem räume ich dir einen Kredit von zweihundert Chili ein. Wenn ich nach Tahiti tomme und die Perle verkaufe, so gebe ich dir noch für hundert Kredit. Das macht zusammen dreihundert. Aber wohlgemerkt: nur, wenn die Perle gut verkauft wird. Ich kann vielleicht sogar Geld dabei zusetzen."

Mapuhi freuzte fummervoll die Arme und saß mit gebeugtem Haupte da. Die Berle war ihm gestohien. Statt das Haus zu be= tommen, hatte er eine Schuld bezahlt. Er hatte nichts Handgreif­liches für die Perle erhalten.

Du bist ein Marr," sagte Tefara.

,, Du bist ein Narr," sagte Nauri, seine Mutter. Warum haft du ihm die Perle in die hand gegeben?"

" Was sollte ich machen?" protestierte Mapuhi." Ich schuldete ihm das Geld. Er wußte, daß ich die Perle hatte. Ihr habt selbst gehört, daß er sie sehen wollte. Ich hab ihm nichts davon erzählt. Er wußte es. Irgendjemand hat es ihm erzählt. Und ich schuldete ihm das Geld."

Mapuhi ist ein Narr," äffte Ngatura.

Sie war zwölf Jahre alt und mußte es nicht besser. Mapuhi erleichterte sein Herz, indem er ihr eine Backpfeife gab, daß sie taumelte, während Tefara und Nauri in Tränen ausbrachen und fortfuhren, ihn nach Weiberart auszuschelten.

Huru- Huru, der Ausgud am Strande   hielt, sah einen dritten Schoner, den er fannte, vor der Einfahrt schaufeln und ein Boot oussetzen. Es war die Hira", die ihren Namen mit Recht trug, denn fie gehörte Levy, einem deutschen   Juden, dem größten Berlenhändler non allen, und Hira" war, wie bekannt, die tahitische Gottheit der Fischer und Diebe.

Hast du die Neuigkeit gehört?" fragte Huru- Huru, als Levy, ein fetter Mann mit maffigen, unregelmäßigen Zügen, den Strand betrat. Mapuhi hat eine Berle gefunden. Noch nie hat man ihres sleichen gefischt, weder auf Hitueru, noch auf allen Baumotuinfeln, noch in der ganzen Welt. Mapuhi ist ein Narr. Er hat sie Torifi für vierzehnhundert Chili verkauft ich horchte draußen und hörte es. Toriti ist auch ein Narr. Du fannst sie ihm billig ablaufen. Bergiß nicht, daß ich es dir zuerst erzählt habe. Hast du ein bißchen " Wo ist Toriti?"

Tabak?"

-

Er ist bei Kapitän Lynch und trinkt Absinth  . Seit einer

Stunde."

Und während Levy und Torifi Absinth tranten und um die Berle schacherten, horchte Huru- Huru und hörte schließlich, daß fie zu dem erstaunlichen Preise von fünfundzwanzigtausend Franken einig wurden.

Um diese Zeit näherten die Drohena" und die Hira" sich dem Strande und begannen wie wahnsinnig ihre Kanonen abzufeuern und zu signalisieren. Die drei Männer tamen gerade noch recht zeitig heraus, um die beiden Schoner in aller Eile mit Großsegel und Klümer von der Küste fort, direkt der in die Zähne fahren zu sehen, die sie weit über das schäumende Wasser jagte. Dann verschwanden sie im Regen.

" Benn's vorüber ist, fommen sie zurück," sagte Torili. Draußen wären wir besser dran."

Ich vermute, daß das Glas noch weiter gefallen ist," sagte Kapitän Lynch.

Er mar ein weißbärtiger Seebär, der jetzt zu alt für die See par und die Erfahrung gemacht hatte, daß Hifueru die einzige Stelle

der Erde war, wo er auf gutem Fuße mit seinem Asthma leben fonnte. Er ging hinein, um nach dem Barometer zu sehen.

Großer Gott!" hörten sie ihn ausrufen und stürmten hinein, um gemeinsam mit ihm auf das Zifferblatt zu starren, das jetzt neunundzwanzig, zwanzig zeigte.

Als sie diesmal herausfamen, prüften sie ängstlich Himmel und Meer. Die war vorüber, aber der Himmel war und blieb bedeckt. Sie konnten die beiden Schoner unter vollen Segein in Ge­sellschaft eines dritten zurückkommen sehen. Der Wind drehte sich und zwang sie, die Segel festzumachen, und fünf Minuten später packte eine plötzliche aus der entgegengesetzten Richtung alle drei Schoner von hinten, und man fonnte am Strande sehen, wie die Spieren brachen und weggerissen wurden. Die Brandung erklang laut, hohl und drohend, und eine schwere Dünung setzte ein. Ein furchtbares Blizen erleuchtete den dunklen Tag, und der Donner rollte wild über ihnen.

Toriki und Levy stürzten zu ihren Booten, der letztere wie ein gejagtes Nilpferd watschelnd. Als ihre beiden Boote zur Einfahrt hinausfegten, passierten sie das einkommende Boot der Aorai". Im Bild der Berle aus seinen Gedanken zu verscheuchen, fehrte er zu­Stern saß Raoul und spornte die Ruderer an. Außerstande, das rüd, um auf Mapuhis Preis, das Haus einzugehen.( Forts. folgt.)

feiner Südseegeschichten" erscheinen, die die Büchergilde Gutenbera. Jad Londons Berle" wird demnächst in der Boltsausgabe zwede vom gleichen Verlag in besonderer Ausstattung veranstaltet. Berlin  , herausgibt. Ein Sonderdruck der Perle" wird für Werbe­

Der völkische Zerfall.

GRANASS

Zu heftig hat es halt rofiert, Das vielbeliebte Hakenkreuz! Zentrifugal rundum spediert Sieht man im Land die Söhne Teufs.

Don Miguel Hidalgo  .

Der Kämpfer für Megitos Freiheit.

Die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten   von Nordamerika   fonnte auf das benachbarte, seit dreihundert Jahren wirkenden Einfluß bleiben. Seit der Landung der Cortes im Jahre von den spanischen Bizekönigen ausgesogene Merito, nicht ohne nach­1519 trieben die Spanier zur Befriedigung ihrer habgierigen Zwecke Raubbau schlimmster Art im Lande, und das Haßgefühl gegen die lästigen Bedrücker ergriff von Jahr zu Jahr immer weitere Teile der Bevölkerung. Die Eroberung Spaniens   durch Napoleon   bildete den Auftakt zur Losreißung, und der Mann, der das Zeichen zum Aufstand gab, ist bis heutigen Tages der Held seines Vaterlandes geblieben: Don Miguel Hidalgo y Costilla  , der Priester von Dolores.

Am 8. Mai 1753 auf einer Farm im Staate Guanajuato   ge­boren, studierte er Theologie und war dann Pfarrer in dem Dorfe Dolores. Er besaß für die damalige Zeit ungewöhnliche Kenntnisse. Die Kultur des Weinstocks, die Zucht der Seidenraupe beschäftigte ihn vorzugsweise; außerdem hatte er eine Töpferei, Ziegelei und Gerberei sehr zum Vorteil der dortigen Gegend angelegt. Für seine Person anspruchslos und im Gegensatz zu anderen Geistlichen des Geldes wenig bedürftig, hatte er sich so die Liebe der Indianer er­worben. Anfangs war er wenig den Ideen eines Aufstandes zu gänglich, jezte sich aber später mit den Offizieren des in Guanajuato  winnen. Die feimende Berschwörung wurde aber bekannt und die liegenden Bataillons in Verbindung, um diefes für sich zu ge­mit ihm befreundeten Leutnants flüchteten sich zu seiner Barre. Es gelang Hidalgo, feinen Mut den übrigen mitzuteilen. Zehn Ber: sonen stark verließen die Verschworenen das Pfarrhaus und be. gaben sich nach dem Gefängnis, wo Hidalgo mit der Pistole in der Hand, den Aufseher zwang, die Gefangenen freizugeben. Diese schlossen sich ihm an und wurden mit Seitengewehren bewaffnet. Es war ein Sonntag, der 15. September, und früher als ge­wöhnlich ließ Hidalgo zur Messe läuten. Die versammelten Kirch­gänger waren bald feine Kampfgenossen, und die Zahl der Insur. genten erreichte in einigen Stunden bald die Dreihundert, an deren Spiße Hidalgo am gleichen Tage losmarschierte. Die Einwohner der benachbarten Dörfer, mit Waffen und Spießen ausgerüstet, folgten willig. Der Vormarsch ging unaufhaltsam vor sich. Das ganze Regiment der Königin hatte sich bald den Insurgenten angeschlossen, und am 28. September 1810 fiel Guanajuato   den bereits 50 000 schützgießerei und Münze angelegt, um den ersten Erfolg weiter Mann starten Ausständischen in die Hand. Hier wurden cine Ge­auszubauen. Die Regierung war indessen nicht untätig geblieben und von der Kirche wurde über Hidalgo ein Editt erlassen, in dem die Erfommunitation ausgesprochen wurde. Die Empörer verfolgten fefte Bläne mit bestimmten Zielen. Am 17. Oftober fonnte Hidalgo bereits in Balladolid einziehen, wo er dem Schatz der Kathedrale 400 000 Bejos entnahm und den Titel Generaliffimus" sich zulegte. Bald jedoch erfuhr das Kriegsglück eine Bendung, und am 7. Novem ber 1810 wurden die Insurgenten bei Tagesanbruch in der Nähe von Queretaro   angegriffen und in die Flucht geschlagen; Hidalgos zu fammengewürfelte Armee war wie ein Rauch verschmunden. Schnell verstand es jedoch Hidalgo, die Berbindung wiederherzustellen und in Guadelajara als Sammelpunkt den Herd der Revolution neu

Beilage des Vorwärts

zu entflan.men. Hier wurde eine Regierung, bestehend aus Hidalgo und zwei Ministern, eingesetzt und ein bestimmtes Programm ver­öffentlicht. Alle Befizer von Sklaven wurden aufgefordert unter Androhung von Todesstrafen, ihre Stiaven in Freiheit zu setzen. Für diejenigen, die bisher die Tributsteuer zu entrichten hatten, hörte diese Verpflichtung auf, ebenso wurde jede den Indianern aufgelegte Abgabe erlassen.

Dieses Manifest ließ Hidalgo in einer Unzahl von Eremplaren drucken und gründete zur Werbung von weiteren Anhängern sogar eine Beitschrift unter dem Titel Der Weder Ameritas". Für den fommenden Kampf verstärkte er vor allem seine Hauptwaffe, die Artillerie, mit Geschützen aus der von ihm angelegten Geschütz­gießerei. Die Indianer hatten, tausend Hindernisse überwindend, solche vom Hafen San Blas sozusagen in den Armen über das Gebirge herbeigetragen. Das beschlagnahmte Bermögen der Klerisei und geflüchteter Spanier ermöglichte die Finanzierung des Auf: standes.

Der 17. Januar 1811 sollte die Entscheidungsschlacht bringen. Die Brücke von Calderon in der Ebene von Guadelajara war der Brennpunkt. Das Schlachtenglück entschied gegen die Empörer. Ihre Waffen, Munition und Fahnen blieben auf dem Kampfgelände, und das Heer löfte sich in wilder Flucht auf. Hidalgo floh nach Aguas Calientes und beim Bersuch auf nordamerikanisches Gebiet hinüber­zutreten, wurde er von den Royalisten am 21. März eingeholt und gefangen. Am 23. April 1811 traf er unter sicherer Bedeckung in Chihuahua   ein, wo der Prozeß gegen ihn sofort eingeleitet wurde. Gepräge gebrochenen Mutes. Am 29. Juni wurde die kirchliche Seine Auslaffungen über die ihm gestellten Fragen tragen das schießung befahl, mit der Bestimmung, durch die Brust, nicht durch Degradation vorgenommen, worauf das Kriegsgericht seine Er­den Rücken zu schießen, und den durch priesterliche Salbungen unverlegten Kopf zu schonen. Mit Festigkeit vernahm er das Urteil und die Erekution fand am 1. August 1811 vor Sonnenaufgang statt. Aber der Tod schien die siebzig Lebensjahre dieses Mannes nur mit Widerstreben anzunehmen. Die erste Salve zerschmetterte seine rechte Hand. Erst die dritte aus unmittelbarer Nähe abgefeuerte Ladung machte seinen Qualen ein Ende. So starb der erste der gegen die spanische Unterdrückung fämpfende Revolutionär Don Miguel Hidalgo y Costilla  . Sein Haupt wurde mit anderen in Eisenkörben zur Schau gestellt, sein Körper im Beerdigungsgewölbe. der Franziskaner zu Chihuahua   niedergelegt. Seine irdischen Reste und die seiner Gefährten wurden später dann im Jahre 1824 unter großer Feierlichkeit unter dem Altar der Könige", in der ehemais für die Bizekönige, später für die Präsidenten der Republik be­stimmten Gruft beigesetzt.

Der Aufstand des Hidalgo, von Morelos in hervorragendstem Feldherrntalent bis zu seinem Tode im Jahre 1815 fortgesetzt, brachte Merito noch nicht den ersehnten Tag der Unabhängigkeit. Erst zehn Jahre später, als sich Iturbide   und Guerrero dem letzten spanischen  Bizekönige O'Donoju entgegenstellten, leuchtete die Sonne der Frei­heit über das Land. In dankbarer Erinnerung an ihren ersten Unabhängigkeitskämpfer erklärte die Nationalversammlung den 15. September für alle Zeiten zum Nationalfeiertag.

Der Typhus, feine Gefahren und seine Verhütung.

Das starte Anwachsen der Typhusepidemie in Hannover   richtet die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese furchtbare Krankheit. Es find Gründe genug vorhanden, die zur Vorsicht mahnen, denn der Typhus ist eine Infektionskrankheit, die sich oft genug erst nach Wochen der Ansteckung bemerkbar macht. Im allgemeinen nimunt man an, daß die Ansteckungsurfache in dem Genuß von rohem Obst, rohem Wasser oder roher Milch besteht und meistens werden auch in der von der Krankheit befallenen Gegend die Typhusbazillen im Waffer gefunden. Eine sehr große Gefahr für die Verbreitung des Typhus besteht aber auch in der großen An­fteckungsmöglichkeit, die in dem Stuhlgang Typhuskranker zu suchen ist, denn die Typhusbazillen erhalten sich sehr lange, sowohl in den Abortanlagen als auch im Trinkwasser lebendig. Eine dritte Gefahr besteht endlich in den Personen, die, ohne selbst der Krankheit zu verfallen, doch Krankheitsträger sind. Es ist sehr oft festgestellt wor den, daß sich in dem Stuhlgang von anscheinend gefunden Personen Typhusbazillen befanden. Diese Personen bedeuten die größte Gefahr, denn sie geraten nicht in Berdacht, Krankheitsträger zu sein, und es bleibt erst dem Zufall vorbehalten, in diesen anscheinend ge­sunden Menschen die Krankheitsträger zu ermitteln.

Bei derartigen Epidemien ist es jedenfalls ratsam, auch in den vom Typhus nicht befallenen Gebieten mit dem Genuß von rohem

Wasser und roher Milch vorsichtig zu sein wie überhaupt peinlichst auf Sauberkeit zu achten. In den Großstädten sind ja die An­

Stedungsgefahren, die von den Abwässeranlagen fommen, nicht so groß, wie in der Kleinstadt, wo die Kanalisation fehlt. Aber, wie das Beispiel von Hannover   zeigt, ist auch oft genug nicht nur das Aus­brechen einer Epidemie möglich, sondern auch das Anwachsen zu ungewöhnlicher Größe. Zur Berhütung des Typhus ist es notwendig, daß die vom Typhus befallenen Kranten isoliert, ihre Wäsche und die Auswurfstoffe desinfiziert werden. Auch eine Schuhimpfung gegen Typhus   gilt im allgemeinen als nüzlich. Sie dürfte allerdings nur in den vom Typhus befallenen Gegenden anzuwenden sein.

Beginn und Verlauf der Typhuserkrankung erfolgt unter jo mannigfaltigen und veränderlichen Umständen, daß nur der Arzt die Krankheit erkennen fann. Sehr oft ist auch eine linterfuchung der Blutflüssigkeit zur endgültigen Feststellung der Krankheit notwendig. Es braucht nicht noch besonders erwähnt zu werden, daß der Inphuss franke genau nach den Vorschriften des Arztes sich zu richten hat, denn lein Kranfer mird ohne ärztliche Behandlung bleiben. Jeder mann weiß, daß der Typhus eine gefährliche Krankheit ist, die nicht nur während des Verlaufes einen lebenbedrohenden Charafter an­nehmen kann, sondern auch durch Nachkrankheiten, die sich an den untergraben fann. Erfreulicherweise ist die Epidemie in Hannover  leicht zu nehmen, da die Anzahl der Todesfälle verhältnismäßig sehr Typhus anschließen, die Gesundheit erschüttern und sogar völlig gering ist. Früher gab es bei Typhus   eine Sterblichkeit von 25 Proz., die allmählich durch sachgemäße Behandlung auf 10 Pro3. herab­Prozentsatz von kaum 2 Broz. bedeuten, also ein Zeichen dafür fein, gedrückt wurde. Die Sterblichkeitsziffer in Hannover   würde einen daß die Epidemie nur sehr leicht auftritt. Es ist also ein Grund zur Besorgnis in den weiteren deutschen   Gebieten gewiß nicht vorhanden, aber noch viel weniger eine Ursache, die Vorsichtsmaßnahmen außer acht zu lassen; im Gegenteil, Vorbeugungsmaßnahmen bedeuten hier fast so viel wie Heilung.

Das Olympia der Holzfäller. Ein merkwürdiger Wettbewerb ist dieser Tage in England abgehalten worden: die erste nationale Durham   stattfand. Die Teilnehmer waren aus allen Teilen Englands Holzfäller- Konkurrenz, die in dem Chopweil- Walde in der Grafschaft herbeigekommen, und die Bäume waren sehr sorgfältig ausgesucht, so daß sie ungefähr die gleichen Bedingungen darboten. Jeder Baum hatte ungefähr einen Stamm von 40 Fuß Länge und von sechs Fuß Durchmesser am Boden; sie waren alle glatt wie Telegraphenstangen. Die Wettbewerber durften erst eine bestimmte Zeit mit der Säge ar beiten und mußten dann die Hauptarbeit mit der Art vollbringen. Bon den Preisrichtern wurde fomohl die Zeit des Fällens als auch die dabei an den Tag gelegte Geschicklichkeit berücksichtigt. Die meisten der Männer waren schlanke, hohe Gestalten; feiner sprach mit dem anderen während der Arbeit, und die Schläge erfolgten mit automa. fifcher Regelmäßigkeit. Eine große Menge wohnte, diesem Olympia der Holzfäller bei.