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klr. 438 43. Jahrgang

7. Seilage öes vorwärts

Lreitag, 17. September 142S

Moröprozeß Schröüer. Das Geständnis Schröders. Vernehmung der Zeugen.

B. S. Magdeburg , 16. September. On dem weiteren Verlaus des Prozesses gegen den Mörder Schröder gab dieser eine eingehende Schilderung der Tat. Er behauptete, daß er zunächst Angst gehabt hätte, weil der Schuß von den Leuten, die am Hause vorüberkamen, hätte gehört werden können. Schließlich aber habe er seine Bedenke» niederge» rungen und Helling in dem Augenblick niedergeschossen, als er ein Buch betrachtete. Nach dem Schuß habe ihn eine im gleichen Hause wohnende Frau gefragt, was hier vorgegangen sei. Daraus hätte er scherzhaft geantwortet:»Die Revolution ist ausgebrochen� Er schilderte sodann weiter den vergeblichen Versuch, Leiche im Keller zu verbrennen und wie er sie dann endlich im zweiten Keller im Lehm vergraben babe. Wörtlich erklärte er:.Dos eine Bein blieb noch über dem Rand liegen, und da nahm ich eine Axt und schlug darauf, daß es ins Loch fiel." Diese Schilderung erweckte im Saale große Be- wegung. Der Angeklagte schildert dann weiter, wie er die Wert- sachen Hellings an sich genommen habe: in der Brieftasche seien nur 386 bis 406 M. sowie zwei Scheckformulare gewesen. Am Abend habe er mit Ziese, auf dessen Unterstützung beim Mord er gerechnet hatte, Schach gespielt. Er sei dabei jedoch sehr erregt ge- wesen und habe es nur getan, um nicht allein in dem Hause zu ver- weilen. Dichtung und Wahrheit. Bors. Sie sind dreißigmal vernommen worden, Sie haben sehr viele Darstellungen gemacht, von denen fast keine mit der anderen über, einstimmte. Sie haben unter anderem einmal einen gewissen Göbel als Mörder bezeichnet. A n g e k l.: Damit habe ich mich selbst gemeint, ich spielte die Rolle des Göbel. Vors.: Sie haben in der Tat eine glänzende Phantasie, ich muß sagen, als ich ihr Tagebuch aus dem Gefängnis gelesen habe, war ich überrascht, wie Sie Wahrheit und Dichtung miteinander zu oermengen oerstanden. Auf die weitere Frage de* Vorsitzenden, wer dem Angeklagten den Namen Haas genannt habe, wird der An�fklagte sehr erregt und erklärt: Also dos möchte ich feststellen: Der Untersuchungsrichter Kölliyg und Herr Kommissar t«n Holt haben mir nichts suggeriert. Sie sind beide während des ganzen Verfahrens durchaus objektiv geblieben. Der Name Haas ist schon viel früher gefallen. Dann oerlas der Vorsitzende eine Reihe von Briefen und Kassibern, die Schröder seiner Braut nach Köln geschickt hatte, um sie zu ganz bestimmten Aussagen, die ihn entlasten sollten, zu veranlassen. In einem dieser Kassiber heißt es unter anderem: Ich habe heute wieder Gelegenheit zum Schmuggeln. Habe keine Angst, es wird für Dich nicht schlimm. Ich bekomme höchstens sechs Monate für die Veiseitesckmfsung einer Leiche. Hier handelt es sich um einen Kampf der Millionen gegen da» Recht, der Juden gegen Schwarzwcißrot. Ich komme bald raus." Vors.: Wenn man diese Briefe recht versteht, dann hatten Sie ein Interesse daran, zu erklären, daß Sie nicht der Mörder seien. während Sie behaupten, aus der Polizei alles gestanden zu haben. Angekl.: Ich wollte meine Braut und meine Schwester nur trösten, ober als ich am 15. Zull das volle Geständnis ablegen wollte, daß Ich der Mörder bin. hatte len hold es nicht geglaubt

und dann habe ich ihm zwei Stunden später allerdings wieder eine andere Erklärung gegeben. Vors.: Wie kommt es denn, daß davon nichts im Protokoll steht? Angekl. Weil er mir doch nicht geglaubt hat. Ten Holt sagte:Sie sind wohl verrückt!" Vors.: Zu Kriminalkommissar Riemann haben Sie dann gesagt: Die Tat i st mein geistiges Eigentum/ Haas, Reuter und Fischer sind nicht beteiligt. Ich habe sie nicht hineingebracht, aber ich babe sie auch nicht herausgebracht." Vors.: Am 5. August haben Sie dann das Geständnis auf der Polizei vor dem Untersuchungs- richter widerrufen. Inzwischen wurde aber neues Belastungs- Material herbeigeschafft, und dann haben Sie ihr erstes Geständnis wieder bestätigt.Angekl.: Ich habe gleich zu Kommissar Riemann gesagt, daß ich das Geständnis vor Kölling widerrufen werde. Vors.: Weshalb denn? Angekl.: Ich hatte meine besonderen Gründe dafür. Vors.: Sind Sie von irgendjeman- den zu der Tat angestiftet worden?Angekl.: Nein, ich habe den Mord allein ausgeführt. Der Vorsitzende verlas dann zwei Briefe Schröders an feine Braut aus den sichten Tagen, in denen er dunkle Selbstmordablichten äußert und Hilde» gard Götze mit dem Tode droht, falls sie ihm untreu werden sollte. Im zweiten Schreiben heißt es: Was>ch dem Juden getan, geschah nur, um uns beiden eine Existenz zu verschaffen. Wirst Du mir untreu, dann..... Du weißt, wozu ich fähig bin. Angekl.: Ich betone ausdrücklich, es nicht zu glauben, irgendein Beamter hätte mich angestiftet, andere Personen zu belasten. Vors.: Sie sollen ihrem Mitgefangenen Schulz vor ihrem Fluchlver» such Angaben über den Mord gemacht haben. Angeblich haben Sie erklärt, belastende Briese von Haas zu besitzen. Diese sollten in dem Schornstein ihres Hauses in Groß-Rottmersleben über dem Schieber eingemauert sein. Ich habe durch Kriminalbeamte und Maurer den ganzen Schornstein absuchen lassen, doch ist nichts gesunden worden. Angekl.: Selbstverständlich nicht, denn ich habe Schulz etwas vorgelogen. Vors.: Ferner sind mir Briefe durch die Hände gegangen, die Sie vor zwei bis drei Tagen on ihre Braut geschrieben hoben. Sie stellen sich darin aus den Standpunkt des Ueberfinnlichen und sagen: lieber die Tat empfinde ich keine Rene." S!�as mich schmerzt und zur Verzweiflung bringt, ist nur der Gedanke. daß du durch diese ganze Sache unter die Räder kommen könntest." Angekl.: Verstehen Sie mich recht. Reue, wirkliche Reue, wie ich sie beim Tode meiner Mutter empfunden habe, kann ich in diesem Fall nicht aufbringen. Die Tat oder besser gesagt das Opfer tut mir leid, aber dos ist auch alles. Vors.: Schröder, bedenken Sie doch, Sie haben durch Ihren Mord ein Menschenleben aus- gelöscht. Der Angeklagte zuckt die Achseln. Vors.: In einem anderen Brief an Ihre Braut schreiben Sie vor gar nicht langer Zeit:Ich habe va banque gespielt und habe verloren. Nun werde ich den Einsatz zahlen. Freilich, es spielt sich schlecht, wenn man selbst Einsatz ist. Ich habe ein Menschenleben zerstört, und der Staat wird'meines zerstören. So will es da? Gesetz. Die G e» sellschaft ist nicht ohne Mitschuld an meinem Schicksal und wer weiß, ob diejenigen, die mich entrüstet ver» dämmen, an meiner Stelle nicht noch viel schlimmer gehandelt hätten." Angekl.: Da» ist heute nach meine Ansicht und des- halb lasse ich keine Reue in mir aufkommen. Vors.: Aber haben Sic sich denn keine Gedanken geinacht, was es heißt, ein Menschenleben auszulöschen, einen Menschen zu töten, an dem andere mit der gleichen Liebe hingen, mit der Sie an Ihrer Mutter

oder an Ihrer Braut hingen? Angekl.: Sie verstehen mich doch nicht. Hiermit war die Vernehmung Schröders beendet. Nach einer kurzen Pause begann öie öeweisaufnahme. Als erster Zeuge wurde der Kaufmann S t r u b e vernommen, bei dem Schröder� unter dem Namen Rader ein Jagdgewehr gekaust und mit einem Scheck von Helling bezahlt hat. Der zweite Zeuge. der Uhrmacher Schätzing, hat Schröder eine llhr sür 230 Mark verkauft. Schröder gab einen Hellingschen Scheck in Höbe von 496 Mark in Zahlung, der natürlich wertlos war. Der Neffe des Angeklagten, Ewald H a r b k e, der auch eine gewisse Rolle spielte, allerdings ohne fein Wissen, verweigerte die Aussage,. während seine Mutter. Frau Luise Harbke, die Schwester Schröders, ausführlich schilderte, wie ihr Bruder nach dem Morde sich bei ihr aufgehalten habe. Als die Magdeburger Zeitun- gen das Verschwinden Hellings meldeten, habe ihr Sohn erklärt, daß die Personalbeschreibung dieses Mannes auf den Fremden passe,- der mitOnkel Hermann" am 10. Juni nach Groß-Rottmersleben gefahren sei. Daraushin habe sie ihren Bruder zur Rede gestellt und gefragt, ob er etwas wisse. Schröder habe jedoch gelacht und gesagt, der Neffe müsse sich irren, er wisse von der ganzen Sache nichts. Frau Harbke betonte auch ausdrücklich, daß sie nicht, wie behauptet worden sei, heimlich die Blutflecken aus dem Teppich der Schrödcrschen Wohnung in Groß-Rottmersleben entfernt habe. Die nächsten beiden Zeugen, der Vetter Schröders, der Fabrikarbeiter Schulze, sowie der Freund des Angeklagten, Otto Ziese, bestritten beide, von dem Angeklagten irgendwie zur Beihilfe an einer strafbaren Handlung aufgefordert, oder von Schröder irgend- wie in seine dunklen Pläne eingeweiht zu sein. Hildegard Götze sagt aus. Sehr interessant gestaltete sich die mit großer Spannung er» wartete Vernehmung der bisherigen Braut des Angeklagten, der 22jährigen Hildegard Götze. Das junge Mädchen bekundet« sehr leise, daß die Verlobung zwischen ihr und Schröder nicht mehr bestehe. Sie schilderte eingangs, wie sie Schröder kennengelernt und wie sie dann zu)hm und seiner Mutter nach Groß-Rottmersleben gezogen sei, als sie fühlte, daß sie selbst Mutter würde. Die Zeugin trägt alles. Belastendes und Entlastendes, in gleichmäßigem Tone vor. Auch als sie von den E i n z e l h e i t en des Mordes spricht, wie Schröder sie gebeten Hobe, an dem Transport der Leiche init- zuhelfen, verrät ihre Stimme keinerlei innere Bewegung. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob die Beziehungen zwischen ihr und Schröder sehr herzlich gewesen seien, sagt Fräulein Göge aus, daß Schröder ihr häufig mit d e m Tode gedroht habe, wenn sie ihm untreu werde. Im Juni, als er über keinerlei Mittel ver- fügte, habe Schröder eines Tages erklärt::Ich muß Geld haben und wenn einer dabei ins Gras beißt." lGroße Bewegung im Saal.) Bei dieser belastenden Aussage seiner früheren Braut beginnt Schröder, weich zu werden und wtzcht ver» stöhlen mit dem Taschentuch über die Augen. Die Zeugin schildert weiter, wie Schröder sein Opfer nach Groß-RotNnerslebcn gelockt habe und daß sie in letzter Minute noch versucht habe, Schröder vor der Tat zu bewahren.Plötzlich hörte ich einen Schuß. Ich eilte in die Stube und sah einen Mann auf der Erde liegen. Schrö- der sagte zu mir: Jeßk ist es passiert, hilf mit anfassen. Ich versuchte die Leiche zu berühren, konnte es aber nicht über mich bringen. Ich ging wieder hinaus und eilte in den Garten. Nach ungefähr 16 Minuten hörte ich die Stimme meines Bräutigams, der mich aufsorderte, in den Keller zu kommen. Ich ahnte, was los sei, deckte wir eine Schürze über den Koos»nd lief die Keller- steppe hinab. Dort... es war dunkel, gab Schröder mir etwas in die Hand, was feucht und klebrig war. Ich schrie aus und ließ es fallen. Vors.: Was ist denn das gewesen, was der Angeklagte Ihnen in die Hand gab, haben Sie die Leiche anoe-

V. V

Aus zum Massenaufmarsch der Gememchasten nach Treptow am Sonntag, den �9. September 1926

39, Die Agurantin. Roman eine» viensimädchen» von Leon Arapie. Autorisiert« Uebersetzung au» dem Französischen von Kunde-Grazia. (Schluß.) Nach allem geschähe es der Frau ganz recht, wenn der Herr mir den Hos machte... und er muß nach Brünetten Verlangen haben... zwei Blonde zusammen, das ist nicht gut ausgewählt! Wohl ganz harmloser Weise kehrt der Herr an diesem Abend eine Stunde früher als sonst heim. Aus Versehen ist er ohne Geld fortgegangen, hat daher vorgezogen, das Caf� nicht zu besuchen. Dieses Vergessen des Portemonnaies sieht vor gewissen Kollegen wie eine Lüge aus. 2luf der Schwelle des Salons stellte er Fragen an Sulette, und diese besitzt die herausfordernde Kühnheit, ihre Lage, als sie ant- wortet, kaum zu verändern: sie stützt sich mit den Ellbogen auf die Kissen, ohne sich emporzurichten. Ah, Sie sind hier, Marie? Und meine Frau ist ausge» gangen." Aber ja, gnädiger Herr, die Frau ist auf� Besuch, sie sagte sogar, sie würde spät nach Hause kommen." Gut. Aber Sie? Wie... sind Sie krank?" Aber nein... ich weiß nicht, was mir ist... ich möchte am liebsten weinen." Der Herr trat beruhigend näher und fragte mit dem Der- suche, sie zu trösten, ob das Herzchen ihr weh täte. Aber nein, lassen Sie sehen... man darf nicht weinen ... was sind das für Gedanken..." Sie senkte die Lider, ließ ihren Kopf sinken, den Arm und die Hingabe war so deutlich, daß kein gesunder junger Mann der Versuchung widerstanden hätte. So blieb sie passiv, ohne sich zu wehren, als könnte sie die Augenlider nicht heben. Sie wartete mit dem Aufschlagen derselben so lange, bis kein Anlaß, sich zu schämen, mehr da war. Auf beiden Seit m gab es ein verwundertes, fast unbefangenes Lächeln. Nun, was denn? Wir zwei hier? Wo sind wir? Was geschah? Ist wirklich etwas vorgekommen? Infolge seines Unrechtes gegen seine Frau, die er auf- richtig lieble, und allein der Untreue halber empfand er eine ©ewissensunnch«.

Die Ucbcrlegung machte bald diesem leisen Vorwurf ein Ende. Sein Fehl erfuhr dadurch eine große Abschwächung, so daß es fast keiner war, weil die Mitschuldige Marie. Zweifellos wäre er einer der verwerflichsten Ehemänner gewesen, wenn seine Partnerin ein Weib, ein wirtliches Weib. im Besitze einer Persönlichkeit war. Aber Marie das kam nicht in Frage. Außerdem hätte sich das Vergehen mit einer anderen nie- mals ereignet, weil er, selbst bei einer galanten Schönen, zum Nachdenken über sein Tun gekommen wäre: die Ver- nunst hätte ihrHalt!" dazwischen gerufen. Aber Marie ließ keine Betrachtung zu. Trotz ihrer Anwesenheit in der Woh- nung stand sie gänzlich außerhalb der Vertraulichkeit, man wußte nichts von ihrer Heimat, ihrer Fainilie, kannte nicht einmal ihr Alter... wie nachdenken ohne Grundbedingungen. Und Sulette bewegte sich in Gedanken, wie: Ich durfte nach meinem Belieben handeln, das zählt nicht. Warum mich genieren? Ich bin keine Person, um die sich die Leute kümmern, bin Marie, das Dienstmädchen. Was macht der Welt die Moral oder Unmoral Märiens aus�! Sie lachte bitter aus:Das ist sehr bequem: Marie existiert oder existiert nicht. Sie existiert, ich beweise es, wenn ich mich an der Frau zu rächen habe, sie existiert nicht, wenn sich Reue einstellen will." Drei Monate vergingen ohne unvorhergesehene Ereignisse. Der Herr kam einmal wöchentlich, am Donnerstag, wo seine Frau Besuche machte, zeitiger nach Hause. Das Essen kochte langsam auf dem Gas: Sulette schien auf dem Kanapee eingeschlummert. Sie konstatierte mit einem Lachen der Ueberraschung seine Ankunft. Und die Annäherung geschah fast unverzüglich ohne Worte. Herr und Dienstmädchen hatten sich nichts zu sagen. Ohne eine Aeußerung, wie beim regelrechten Empfang eines Dienstauftrages, verharrte Sulette, um erst zu erwachen, wenn der Herr den Salon verlassen. Die Männer werden meistenteils durch irgendetwas Besonderes bezaubert. Das Schweigen und die gesenkten Wimpern standen dem bleichen und eindrucksvollen Gesicht Sulettes wunderbar. Davon ging der Zauber aus. Der Herr war durch einen absoluten Gegeniag gefangengenommen: die kleine Frau Fink hotte die Eigenart, sich wie in einem Traume unter lauten Aeußerungen und mit leidenschaftlich weitgeöffneten Augen der Liebesfreude hinzugeben.

Täglich noch dem Frühstück trat ein Augenblick ein, wo Dater, Mutter und Dienstmädchen dank dem Kaffee zur Verdauung sich ganz gerührt init Baby vergnügten,«ie spielten die Scheinheiligen, alle drei gingen darin auf, das Kind zu liebkosen, alles übrige verschwand. Wirklich, was sie auch immer tun mochten, es war un- wichtig, das Kind erfüllte ihren Sinn und Herz so war alles erlaubt. Sie lachten selbst wie die Kinder, ohne irgendeinem Impuls Widerstand zu leisten. Der Mann koste flüchtig hinter den Türen Marie. Sulette ließ es sich gefallen, und sofort kam sie wieder zur Frau, ohne die geringste Verwirrung zu zeigen. Dann führte Frau Fink in drolliger Weise die Händchen Babys: Mach Marie ein Näschen, mein Liebling!" Der Jahrestag der Hochzeit von Herrn und Frau Fink fiel auf einen Sonntag. Sulette bereicherte das übliche Frühstück um einige Leckerbissen. Als man an diesem Tage genug gespielt hatte, trat die kleine Mama auf den Balkon hinaus, um Luft zu schöpfen: Baby hing am Halse. Herr Fink holte Zigarren. Sulette nahm die Kaffee- tasten fort. Die Sanne schien hell: die Natur bot einen wahrhaft lachenden Anblick. Die kleine Mama plapperte, sie zeigte dein kleinen Paul die Straße: sie erzählte ihm Geschichten von dem Hottopferdchen des Omnibus und von dem schwarzen Wauwau des Fleischers. Plötzlich, ohne Veranlassung, nachdem sie lange genug�iuf die Straße gesehen hatte, wandte sie sich halb zur Seite. Sich nur mit einem Ellbogen auf den Balkon stützend, lullte sie das Kind auf ihren Armen ein und küßte es auf seine blonden Löckchen, als sie plätzlich, dort... dort!... in der wider- spiegelnden, das Innere des Salons zeigenden Scheibe... Ach! Mein Gott! Sah sie recht... ihren Mann erblickte, der wahrhaftig das Dienstmädchen umarmte. Wie dos Unglück geschah, weiß man nicht, denn es»ar das Werk einer Sekunde. Die kleine Frau Fink vergaß das Kind, wich zurück, wandte den Oberkörper zur Seite, wie man instinktiv vor einem widerlichen Anblick zurückprallt. Und eben dieses Auf- fahren, das ihr den Mund zu einem Ah! des Entsetzens öfftlLte, öffnete auch ihr« Arme üb« de» leeren Raum.