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faßt? Zeugin: Das weiß ich nicht mehr. Mich pachte da» Krauen so, daß ich nichts mehr wußte. Ais ich wieder bei Kraft war, entdeckte ich, daß meine Hände blutig waren. Ich säuberte mich und wischte später in der Stube das Blut vom Erdboden und vom Teppich auf. Nach einer ganzen Weil« kam Schräder aus dem Keller zu mir und sagte: Ich habe die Leiche am Fenster vergraben. Vors.: War Schröder nach der Tat sehr erregt?? Zeugin: Er hat sich nichts merken lassen, aber erregt war er doch, denn er hat nachts oft nicht geschlafen und immer behauptet, er höre schleichende Schritte aus dein Zimmer kommen. Eines Abends hat er die Stufen mit Mehl bestreut, um zu sehen, ob seine Phantasie ihm einen Streich spiele oder ob dort wirklich jemand gehe. Schröder glaubte, solange der Körper im Keller nicht verwest sei, könne auch di» Seele keine Ruhe finden und gehe im Mordhaus spuken. Pars.: Und Sie selber konnten bei Schröder wohnen, während die Leiche im Keller lag? Zeugin: Ja. Ober­staatsanwalt R a s m u s: Fräulein Götze, konnten Sie den Mord nicht im letzten Augenblick verhindern, indem Sie um Hilfe riefen oder zum Amtsvorsteher eilten und ihm mitteilten, was Ihr Bräutigam vorhabe? Zeugin(nach kurzem Ueber- legen): Ich dachte nicht, daß Schröder wirklich Emst machen würde. Oberstaatsanwalt R a s m u s: Ist es richtig, daß Schröder sich einige Tage später von dem erbeulelea Geld ein Fahrrad gekavsl hat und daß Sie beide damit nach Magdeburg gefahren sind? Zeugin: Auch dos stimmt. A n g e k l.: Hilde, weißt Du noch? Kurz nach meiner Verhaftung habe ich Dir einen Brief zur Besor. gung zustellen lassen. Zeugin: An wen soll der Brief ge. wesen sein? A n g e k l,(erregt): An wen, ist egal, weißt Du die Tatsache noch? Zeugin: Ich erinnere mich nicht. Vors.: Ich habe diese Frage zugelassen, obwohl sie nicht zu Sache gehört. Rechtsonw. Dr. Z a e p e r: Ich bin der Ansicht, daß der'Angeklagte ein Recht auf diese Frage hat, wenn man nicht auf dem Standpunkt steht, daß er einen Mord, sondem daß er einen Totschlag be» gangen hat. Nimmt man letzteres an, so ist es nötig, zu erforschen, ob zwischen Schröder und Haas irgendeine Verbindung bestanden hat, ob nicht der AngeNagte bei der Tat glauben konnte, er besitze eine wichtige Rückendeckung? Vors.: Das ist unrichtig, Herr Rechtsanwalt, der Angeklagte hat auch heute in der ganzen Verhand- lung immer wieder klipp und klar erklärt, daß er allein an dem Morde schuldig sei. Rechtsanwalt Dr. Z a e p e r: Dann möchte ich darauf hinweisen, daß der Angeklagte dem Zfriminalkommissar Riemann aus Berlin bei seiner Vernehmung erklärt hat:Ich nehme jetzt alles auf mich,* wobei er das jetzt betonte. Vors.: Auch das ist falsch, denn diese Worte hat Schröder bereits dem Kriminal- kommissar Tenholt aus Magdeburg gesagt. An g e kl.: Hilde, habe ich nicht zu Dir gesagt, ich muß Geld haben und wenn ich dabei ins Gras beißen sollte? Zeugin: Nein, Du hast gesagt:Ich muh Geld haben, und wenn einer dabei ins Gras beißt.* A n> geklagter: Das kann ein Mißverständnis sein. Auf die Frage des Sachverständigen Dr. Marcus« erklärte di« Zeugin Götze weiter, daß Schröder immer sehr erregt gewesen sei, auch zu ihr. Mißhandelt habe er si« allerdings nicht. Ueber die fahrlässige Tötung seiner Mutter sei er so aufgeregt gewesen, daß er sich beinahe das Leben genommen hätte, wenn sie, seine Braut, nicht rechtzeitig dazu gekommen wäre. Spätere wiederholte Selbstmordversuche habe sie nicht mehr ernst genommen. Im übrigen habe sie Schröder immer für einen phantastischen Menschen gehalten. Wie sie unter seinen Einfluß geraten sei, könne sie sich selbst nicht mehr erinnern. Als der Zeugin die Kasiiber Schröders vorgehalten wurden, erklärt« sie, daß sie daraus entnommen habe, sie solle in dem vorgeschriebenen Sinne gegen Haas aussagen. Sie habe ja den wirk- lichen Verlaus der Tat gekannt. Llngetl.(erregt):Wenn ich gewollt hätte, daß meine Braut gegen Haas aussagen sollte, dann hätte ich doch ganz anders geschrieben. Mein Gott, bei mir kommt es doch wirklich nicht daraus an, ob ich ein oder zwei Jahr« Zucht- hau» wegen Anstiftung zum Meineid kriege, aber ich wollte meine Braut nur ins Bild setzen. Im übrigen möchte ich betonen, daß ich mich bis jesst für fest verlobt gehalten habe. Die Zeugin glaubt aber, daß si« eher straflos davonkomme, wenn sie mit einem Ver- brecher nichts mehr gemein habe.* Zeugin(leise):Das ist nicht wahr.* Die Vereidigung der Götze wurde zunächst abgelehnt, da der Staatsanwalt dem wegen dringenden Verdachts der Mitwisserschaft widersprockien hatte. Zum Schluß wünschte der Angeklagte von seiner Schwester, Frau Harbke , bestätigt zu hören, daß sein Vater geisteskrank ge­wesen sei, da er einmal die Küche des Hauses in die Lust gesprengt, ein anderes Mal auf seine Tante mit einem Spaten losgegangen fei. Frau Harbke erklärte jedoch, daß der Vater zwar etwas schwach im Kopf* nach einem Unfall gewesen, sonst aber ein Horm- loser und friedlicher Mensch gewesen sei. Der Angeklagte bat darauf, den Gemeindevorsteher zu laden, der das Gegenteil aussagen werde. Hierauf wurde die Verhandlung aus Ireitagmorgen 9X Uhr vertagt.

Gelüfthrankeinbrecher am Werk. Geldschrankeinbrecher suchten in der Nacht zum Don- nerstag drei Betriebe in Groß-Berlin heim. In der Stephan- st r a ß e<12 hatten sie es auf eine Großbäckerei abgesehen. Hier mußten sie aber erst einen scharfen Wachhund unschädlich machen. Von dem Grundstück Havelberger Straße 25 herkommend, warfen si« dem Tier vergiftetes Schab«fleisch über die Mauer zu. Der Hund fraß den Köder und verendete aus der Stelle. Jetzt stiegen die Verbrecher über die Mauer, drangen in die im Erdgeschoß liegenden Duieauräume ein, knabberten ein Geldspind auf und erbeuteten 760 M. Den Rückweg nahmen sie wieder über die Mauer und den Hof des angrenzenden Grundstückes. Keinen Erfolg hatten die Knacker in einem D e t e k t i v i n- st i t u t in der Alexanderstraße 27. Hier gingen sie vom Dache aus vor. Auf dem Boden durchbrachen sie eine gewölbte Decke und ge- langten so in den Raum des Instituts im vierten Stock, in dem der Geldschrank siebt. Diesen bohrten sie zwar an, konnten ihn aber nicht aufbrechen. Jetzt durchwühlten sie die anderen Räume. Dabei öffneten sie auch eine Tür, die gesichert war. Ein Läutewerk alarmierte das ganze Haus. Die Verbrecher kehrten schleunigst durch das Loch auf dem Boden zurück und verschwanden iiber die Dächer. Mehr Glück hatten sie bei einer großen Kohlen handlung in der H e i d e st r a h e 20. Hier drückten sie im Hof eine Fensterscheibe der Bureauräume im Erdgeschoß ein, verschafften sich so Eintritt, knabberten das Gcldspind auf und stahlen daraus.WX> M. und die Jnvalidenkarten und Marken der klrbeiter. Mitteilungen zur Aufklärung an Kriminalkommissar Vünge� im Polizeipräsidium. E.n neuer TprilprD',ch. Wie berichtet, begann gestern vor dem Großen Schöffengericht Berlin-Mitte unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Schulze der zweite große Spritprozeß Schiffer und Ge- nassen, der eine Parallele zu dem Sprit-Weber-Prozeh bildet. Während hier jedoch neben Spritinteressenten Polizeibeamte auf der Anklagebank saßen, müssen stch jetzt wegen ähnlicher Sprit- schiebunqen neben verschiedenen D r o g t st e n und K a u s l e u t e n sieben Zollbeamte verantworten. Die Spritschiebungen sollen dadurch begangen worden sein, daß der von Interessenten bezogene Sprit von Zollbeamten unrichtig oder gar nicht vergällt wurde. Die

Anklage lautet daher auf Branntweinmonopolhinter» Ziehung, Beihilfe, Urkundenfälschung und aktive und passiv« Bestechung. Die angeklagten Beamten, dar- unter der Zolloberinspektor v. T i l l y. waren sämtlich aus dem Zollamt Berlin - Norden beschäftigt. Bei seiner Derneh- ncung schilderte der erst« Angeklagte, der Drogist Schisser, zunächst, wie sich die Vorgänge praktisch abgespielt hätten. Ansang» habe er ordnungsgemäß den Sprit vergällt, dann seien dte Beamten an ihn herangetreten und hätten ihm angeboten, den Sprit nicht zu vergällen, wenn sie dabei etwas verdienen könnten. Heute vergälle niemand mehr richtig, und er solle nicht so dumm sein, es zu tun. Die in dieser Weise schwer beschuldigten Beamten bestritten die Richtigkeit dieser Behauptung zum Teil in großer Empörung. Infolgedessen wird ein« umfangreiche Beweisaufnahme notwendig sein, so daß der Prozeß, in dem di« Finanzbehörde wieder durch Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt als Nebenkläger ver. treten wird, mindestens eine Woche dauern wird.

Kurzschluß bei üer Straßenbahn. Acht Verletzte. vor dem Hause Brücken st raße 6 riß gestern nachmittag kurz nach 5 Uhr die O b e r l« I t u n g der Straßenbahn. Der Draht fiel auf den dichtbesetzten Anhänger eine» gerade vorüber. fahrenden Straßenbahnzuges der Linie 128, wodurch Kurz- s ch l u ß entstand. Unter lauter Detonation schlug«ine große Stichflamme hervor. Fast sämtliche Fensterscheiben gingen in Trümmer. Der Fahrgäste bemächtigt« sich eine Panik: ver- schiedene drängten in der allgemeinen Verwirrung nach dem Aus- gang, um das Freie zu gewinnen. Insgesamt wurden acht Per- sonen durch Schnittwunden, Quetschungen usw. mehr oder minder erheblich verletzt. Durch den Vorfall entstand eine Verkehrsstörung von etwa dreiviertel Stunden. Die Feuerwehr wurde zu Hilf« gerufen, ebenso erschien kurz nach Bekanntwerden des Unglücks ein Rettungswagen der Straßenbahn. Der Oder- leitungsdraht wurde wieder hergestellt und der stark beschädigte Wagen abgeschleppt. Di« Namen der Verletzten sind: Kaufmann Erich Michael- s e n und dessen Ehefrau aus der Mariannenstr. iM: Arbeiter Otto Szepanncck, Nieder-Neucndorf. Die drei Verletzten erlitten leichtere Schnittwunden und konnten stch ahne Behandlung in ihre Wohnungen begeben. Fünf weitere Verletzte dagegen wurden zur Rettungsstelle Landsberger Straße gebracht. Die hier Dehandelten sind: Schleifer Gustav Dampmann au» der Prinz-Eugen-Str. 11, Schnittwunden an der Hand: Arbeiter Georg Banditz, Tegel , Grunowstr. 59, Beinverletzungen: Otto Lobelmeier, Lieben- walder Str. 15, Fußverletzung: Maler Hugo D o l k» m a r, Lindower Straße 2i, Kopsverletzung: Arbeiter Gustav Dudde, Ruheplatz- straße 22, Fußverletzung. Sämtliche Verletzten konnten nach An, legung von Notverbänden in ihre Wohnungen entlassen werden. Verhaftung eines Mörders. Unter der Anschuldigung eines Mordes und verschiedener Räubereien und Diebereien wurde von französischen Kriminal- bchörden ein 27 Jahre alt«r aus Eharewice in Polen gebürtiger Bolentyn Kozdra steckbrieflich verfolgt. Auch die hiesige Kriminal- pclizei war auf den Flüchtigen aufmerksam gemacht worden. Bc- amte der Fahndungsinspektion stießen min gestern am Schlesischen Bahnhof bei einer Streife auf einen Mann, auf den die Beschrei- bung paßte. Sie nahmen Ihn von der Straße weg fest und brachten ihn nach dem Polizeipräsidium. Hier wurde bald festgestellt, daß sie den Richtigen gefaßt hatten. Der Verhaftete gab zu, der gesuchte Kozdra zu sein, bestreitet aber die ihm zur Last gelegten Derbrechen. Er wußte, daß er von Frankreich her gesucht wurde, behauptet aber, daß er lediglich in eine Schlägerei mit schwerem Ausgang verwickelt gewesen sei. Bei ihm fand man Einbrecherwcrkzeug und ein« g e- laden« Pistole, ein Beweis, daß er wohl nicht so harmlos Ist. wie er sich den Anschein gibt. Hier wird er zunächst wegen un- befugten Waffenbesitzes bestraft werden. Dann wird er auf Er- suchen wohl an Frankreich ausgeliefert werden. Im rechten Angenblick. Ein gefährlicher Einbrecher wurde in der Nacht zum Donnerstag auf frischer Tat in der Skalitzer Straße überrascht und festgenommen. Ein Wachtmeister der Schutzpolizei beobachtete auf seinem Rundgang vor dem Laden eines Knnstmöbekgeschästes einen Mann, dessen Gebaren ibm verdächtigt vorkam. Er überzeugte sich, daß er es mit einem ,S ch m i e r e st« h e r* zu tun hatte. Als er ihn jetzt festnehmen wollte, ergriff der Verdächtige die Flucht und cntkanc. Jetzt begab sich der Wachtmeister leise in den Hausflur hinein und ertappte hier einen Einbrecher, für den der Entkommene ohne Zweifel aufgepaßt hatte. Der Verbrecher hatte von einer Flurtür der Möbelhandlung bereits das eiserne Schutzgitter abge- brachen und stand gerade im Begriff, die Tür aufzuschließen, als der Wachtmeister kam. Er wandte sich um und ging mit einer eisernen Brechstange auf ihn los. Der Beamte schlug ihm aber die Stange aus der Hand, packte ihn und brachte ihn nach der Wach«. Die Kriminalpolizei stellte den Ertappten fest als einen gewerbs- mäßigen Einbrecher Alexander Klemm, der erst vor sechs Wochen noch Verbüßung einer siebenjährigen Strafe au» dem Zuchthaus entlassen worden war. Er hatte sich bereit» mit neuem Einbruchswerkzeug gut ausgerüstet. Herr Winkler will nichts gesastt haben. Wir hatten in unserer Nummer vom Sonnabend abend aus- führlich über die Versammlung derVereinigung linksgerichteter Verleger* berichtet, in der gegen die Pläne der Reaktion, mit einem sogenanntenSchmutz- und Schund- gesetz" die linksgerichtete Kunst und Literatur an die Zensurkette zu legen, mit Recht aufs schärfste protestiert wurde. Am Schlüsse des Berichts hatten wir mit der notwendigen Schürfe grobe Ungehörig- leiten des Versammlungsleiters Max M I n k l e r, des Vorsitzenden der Vereinigung, zurückgewiesen und die empörende Tatsache fest- genagelt, daß man geladene sozialdemokratische Abgeordnete, die sich seit Jahresfrist mit aller Energie gegen dieses Gesetz gewandt haben, öffentlich und völlig unmotiviert beschimpfte. Wir sind leider gezwungen, diese Feststellungen im vollen Umfange aufrecht zu erhalten, auch wenn Herr Winkler in einem vier Schreib- maschinenseiten lanoen Schreiben und einer Berichtigung«, die nicht stimmt, unsere Feststellungen als unwahr und bestenfalls als ein Mißverständnis bezeichnet. DieGeschmacklosigkeiten*, wie Herr W. sich aiis'udrücken beliebt, liegen keinesfalls bei unserem Referenten, der nicht als Angreifer handelte, sondern in Derteidiqungestellnng einen unfairen Angriff zurückwies. Wenn Herr Wintler behaupte!, daß Genosse Löwen st ein feine Redefreiheit mißbraucht(') habe, weil er in seiner kurzen Ansprache auf die mehr als seltsame Indifferenz der Berleoer, die doch eigentlich an der Spitze der Ab- wehrfront stehen müßten, hinwies, so ist das durchaus falsch. Genosse Löwenstein mußte in seinerErklärung* auf diese Frag« eingehen, weil gewisse politische Fanatiker tt, un­angebrachten lauten Zwischenrufen die ernsthafte Arbelt der SPD. -Fraktion in dieser Frage anzweifelten. Wenn Herr Winkler schließlich den gemeinsamen Kampf oller kulturell Interessierten gegen das Schmutzgesetz wünscht, so wird er sicherlich nicht durch solche Enwleisungen, wie sie in jener Kundgebung geschehen, ge- fördert. Wie die kritisierte Aeußerung Winklers von jedem ver- nünftigen Menschen oerstanden worden ist, darüber besteht, das müssen wir betonen, kein Zweifel. Jsollte sie Herrn Winkler jetzt leid tun, so kann uns das um der Sache willen nur freuen.

Hroßöachftuhlbranö in Moabit . ?i» Feurrwehrmann schwer, zwei leicht verleht. Ein großer Dachstuhlbrand beschäftigte in den gestrigen Abendstunden drei Löschzüg« der Feuerwehr in der Emdener Straße ö zu Moabit . Ein Vorübergehender bemerkte gegen 5 Uhr abend», wie au» den Bodenluken des Hauses �Emdcner Straße 6 Rauchmassen drangen, gleichzeitig wurde ein Feuer- schein wahrgenommen. Die Feuerwehr wurde herbeigerufen, die nach wenigen Minuten mit drei Löschzügen unter Leitung des Branddirektor» Runge und des Baurats Lindner an der Brandstelle erschien. Inzwischen hatte sich das Feuer mit großer Schnelligkeit ausgc- breitet. Der Dachstuhl des Vorderhauses in seiner gesamten Ausdehnung stand in hellen Flamm en. Da» Feuer wurde von vier Seiten eingekreist. Von der Straße aus wurds eine mechanische Leiter hochgerichtet, während die übrigen Lösch- Mannschaften von den Nachbardächcrn und von den Treppenhäusern aus vier C- Rohren Wasser gaben. Das Feuer hatte bereits auf den Dachstuhl des Seitenflügel» über- gegriffen: durch starkes Wassergeben gelang es jedoch,«in Weitergreifen zu verhindern. Leider sind bei der Löschaktion einige Wehrleute zulchaden gekommen. Beim Aufschlagen der Bodentüren entzündeten sich explosivartig Mauchgose. Mehrere Stichflammen nahmen ihren Weg nach dem Treppen- podest und erfaßten die vordringenden Wehrleute. Der Oberfeuer- wehrmann G a l l st e r vom Zug 15(Moabit ) erlitt schwere Ver- brennungen im Gesicht und an den Händen. Zwei weiter« Wehrleut« zogen sich gleichfalls erheblich« Brandwunden zu. Gegen'/L8 Uhr war die Hauptgefahr befestigt. Der Dachstuhl des Vorderhauses ist niedergebrannt. Die Aufräumungs- arbeiten dauerten bis in die späten Abendstunden hinein. Die Eni- ftchungsursache konnte bisher noch nicht einwandfrei er- mittest werden. In den Zugangsstroßen stauten sich in der an und für sich sehr belebten Gegend groß« Sch aren Neugieriger. Ein starkes Schupoaufgehot hielt die Ordnung aufrecht. * Zu der vrandkatastrophe in de? Schillingstraße S erfahren wir noch, daß Frau Möglich, die Ehefrau des bei einer Grundstücks- Maklerfirma angestellten Vertreters Möglich, in Abwesenheit ihres Mannes in dem Kinderzimmer Wanzen vertilgen wollte. Beim A b- leuchten mst einer Kerze fing die Matratze Feuer. E» gelang Frau M. nicht, die brennende Matratze mit einem Scheuer- lapven zu e r st i ck e n. Sie eilt« nach der Küche, um Wasser zu holen, während di« vierzehnjährige Tochter S i r e n a das Fenster zu er- reichen versuchte, um Hilfe herbeizurufen. Das Feuer breitete sich aber durch die Explosion der Petroleumkanne sehr schnell aus und das unglücklich« Kind verbrannte, ohne daß die entsetzt« Mutter und hinzukommend« Nachbarn Hilfe bringen tonnten.

Fürsorge für �lkoholkranke. Wir stehen vor der Tatsache, daß d«r Alkoholismus von Jahr zu Jahr an Ausbreitung zunimmt. Don überall werden steigende Ziffern aemeldet. Auch in Berlin ist eine Zunahme zu verzeichnen. Er- freulicherweise werden ober auch di« Fürsorgestellen sür Alkohol- kranke, die heute säst jede Stadt besitzt, in stärkerem Maße in An­spruch genommen. Leider liegt auf den 17 städtischen Für- s o r g e st e l l e n. di« Berlin hat, noch alle» in den ersten Anfängen, e» sehst an Mitteln, um die FüriorgetätigWt jo entfalten zu können, wie e» notwendig wäre. Die städtische Fürsorgeftelle für Alkohol. kranke des Bezirk» Kreuzberg z. B. wird heut« berests von durchschnittlich 29 Alkoholikern monatlich ausgesucht. E» ist in jeden, Bezirk eine Fürsorgestelle vorgeseden, davon befindet sich aber bi« jetzt nur«ine. nämlich die in Charlottenburg , in voller Tätig- kett. Wie gesagt, ist man überall des besten Willen», etwas zu schaffen. Einen Ueberblick über die Arbeit, die auf diesen, Gebiet« zu leisten ist, läßt sich an Hand des Material gewinnen, das un» die Deratunas- und Fürsorgestelle für Llkoholtrank« de» Guttempler- orden», Linienstrahe 121, zur Verfügung gestellt Hot. Die Fürsorge- stelle, die mit städtischen Mitteln unterhalten wird und die ihre Fälle zu einem nicht unerheblichen Teil von den Bezirksämtern und anderen amtlichen Stellen überwiesen bekommt, Hot in den 2� Iahren ihre» Bestehens 2354 Fälle in Behandlung gehabt. Davon gelangten im Aenchtejahr April 1925 bi» Mai 1926 nicht weniger als 1026 zur Uieuanmeldung, das sind fast durchweg sogenannte hoffnungslos- Fälle". Wie«ine Berussstatistik zeigt, setzen sich diese au» allen Krollen Itr Bevölkerung zufai. men Wir finden darunter 190 Kaufleute. 15 1 Arbeiter, 332 Handwerker, 52 Ange­stellte. 65 Beamten, 82 Gastwirte, 8 Invaliden und Rentner. 3 Fabri« kanten, 3 Offizier«. 21 Akademiker. 15 freie Berufe, 34 Frauen und 129 ohne Angabe de« Berufes Und eine Altersstatistit zeigt, daß stch der Alkeholismus feine Opfer aus der frühesten Jugend bis hinein ins Greisenalter holt. Unter 20 Jahre all waren 13, Im Alter von 30 bis 40 Jahren befanden sich 292, im Alter von 40 bis 50 Jahren 324 und 70 bis 74 Jahre alt waren 3. Einer Religionsgemeinschaft gehörten an 392, verheiratet waren 758, arbettslos 288 und Armen- umerstiitzung bezogen 112. Mehr aber als Zahlen lehren un» Auszüge au» den Helfer- berichten, von denen wir einige folgen lassen: 1. Ein Schlächteraeselle arbeitet sich zum Schlächtermeister auf, dann versällt er dem Altohal, sinkt von Stufe zu Stufe, vertrinkt dreimal eine Wohnungseinrick,- tung, kommt wegen Gewalttätigkeiten ins Gefängnis, mißhandelt Frau und Kinder, vergewaltigt fein dreiviertel Jahr altes Töchter- chen. arbeitet nicht und läßt seine Frau sür die Kinder sorgen. 2. Bauarbeiter, mißhandelt im Trunk seine Jrau und seine sieben Kinder. In der Verzweiflung bringt die Otra» sämtliche Kinder zum Wohlfah, tsamt und läßt sie dort, das Jugendamt sorgt für die Erziehung, die Frau geht arbeiten. 3. Dragonerofsizier, adlig, mit 30 Jahren Student der Rechte, Dr�iur., heute 58 Jahre, durch Trunk ganz heruntergekommen. Der Mann behandelt sein« dritte Frau(die zwei ersten' verließen ihn) schlimmer al» ein verkommener Kutscher. Das sind einige Fälle au» der Fülle des reichhaltigen Materials. Unendlich viel gibt es hier zu tun, um all das Elend zu lindern. de» Hunger zu stille, und die Not zu bannen. Verzweifelte Frauen suchen täglich die Fürsorgestellen auf, leider fast immer erst, wenn es bereits zu spät ist._

Die Einweihung der Arbeiterturnschule Im Rundfunk. Die T i n- weihungsseier der Leipziger B u n d«» s ch u l e des Arbeiter- Turn- und'Sportbundes am Sonnabend vormittag um 1410 UKr und ebenso das Spiel des Bundeespiclleutekorps, das am S o n n- tag vormittag um Hll Uhr auf dem Augustus-Platz in Leipzig in Stärke von 4000 Mann mehrere Bundesmarsche schlägt, werden vom Mitteldeutschen Rundfunksender auf Welle 452 weitergegeben. Jeder, der mit dieser Welle di« Verbindung aufnehmen kann, hat lo Ge- legenheit, der Leipziger Feier beizuwohnen. Der Arbeiter-Radio- klub Leipzig wird am Sonntag nachmittag in dem 30 000 Quadrat- meter großen Vorwärte-Sportvark mittels Lautsprecher die durch die Stafcttenläufer überbrachten Grüße verlesen lassen, so daß alle AU- wss«nde» sie laut und deutlich zu hören bekommen. Genosse Oskar Wirlh und Frau Ella in Berlin-Dahlem feiern Freilog ibr« silbern« Hochzeit. Genosse Wirth isi Abteilungsleiter in Dahlem und fein« Frau ist eines unserer rührigsten Mitglieder: sie hat sich besonders in der Wohlfahrtspflege hervoraeton. Den beiden wack«r«n Port«igenoss«n gelten heute unsere besten Wünsche.

auch spät abends bekömmlich