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Freitag

17. September 1926

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Unterhaltung und Wissen

Die Perle.

Bon Jad London .

Bon seinem Horst aus mintte er mit der Hand Kapitän Lynch zu, und der unerschrocene Patriarch winkte zurüd. Raoul war ent­segt über das Aussehen des Himmels. Der war viel näherge­tommen schien sich gerade über seinem Kopfe zu befinden; und er mar nicht mehr bleifarben, sondern schwarz. Biele Menschen waren noch unten, standen in Gruppen um die Baumstämme und hielten fich an ihnen fest. Mehrere Gruppen beteten, und inmitten der einen predigte ein Mormonenmiffionar. Ein seltsamer Ton traf Raouls Ohr, rhythmisch, schwach wie das Zirpen einer Grille in der Ferne, nur einen Augenblick, aber dieser Augenblick erweckte in ihm den unbestimmten Gedanken an die Musik der himmlischen Heer­scharen. Er blickte umher und sah am Fuße eines anderen Baumes einen großen Menschenhaufen, der sich, aneinandergeflammert, an Tauen festhielt. Er fonnte ihre Gefichter arbeiten und ihre Lippen fich gleichförmig bewegen sehen. Kein Ton drang zu ihm, aber er mußte, daß sie Psalmen fangen,

Immer noch nahm der Wind an Stärke zu. Raoul hatte teinen Maßstab für ihn, denn es war längst alles übertroffen, was er je an Wind erlebt hatte, aber irgendwie spürte er doch, daß er stärker murde. In geringer, Entfernung wurde ein Baum entwurzelt, seine Last an Menschen zu Boden geschleudert. Eine See spülte über den Sandstreifen, und sie waren verschwunden. Die Ereignisse jagten sich. Er sah die Silhouette einer braunen Schulter, eines schwarzen Kopfes sich gegen das aufgewühlte Weiß der Lagune abheben. Im nächsten Augenblick war auch das verschwunden. Andere Bäume stürzten, zersplitterten wie Streichhölzer. Er war bestürzt über die Gewalt des Windes. Sein eigener Baum schwankte gefährlich, die eine Frau jammerte und hielt das kleine Kind umschlungen, das sich seinerseits wieder an die Katze flammerte.

Der Mann, der das andere kind hielt, berührte Raouls Schulter und zeigte etwas. Er wandte den Kopf und sah die Mormonen­firche in einer Entfernung von etwa hundert Ellen wie einen Be­trunkenen manten. Sie war von ihrem Fundament losgerissen und wurde von Wind und Bogen der Lagune zugeschoben. Eine furcht bare Wasserwand padte sie, warf sie um und schleuderte sie gegen ein halbes Dutzend Kokospalmen. Die Büschel von Menschenfrüchten fielen wie reife Rokosnüsse. Die zurückgehende Welle zeigte fie, einige lagen regungslos auf dem Boden, andere frümmten und wanden sich. Sie erinnerten ihn merkwürdig an Ameisen. Er ent­fegte sich nicht. Das Schaudern hatte er überwunden. Wie etwas Selbstverständliches bemerkte er, wie die folgende Welle den Sand von menschlichen Brackstücken reinwusch. Eine dritte Welle, riesiger als alle, die er bisher gesehen, schleuderte die Kirche in die Lagune, von der fie seemärts ins Dunkel schwamm, wie eine Arche Noah. Er jah nach Kapitän Lynchs Haus und erblickte es zu feiner Ueberraschung nicht mehr. Zweifellos tamen die Ereignisse Schlag auf Schlag. Er bemerkte viele, die von den stehenden Bäumen heruntergestiegen waren. Immer noch nahm der Wind zu. Sein eigener Baum zeigte es ihm. Er schwantte nicht mehr, bog sich nicht mehr hin und her. Er stand tatsächlich still, in einem scharfen Winkel gekrümmt da und zitterte nur. Aber das Zittern war wider­wärtig. Es war wie das einer Stimmgabel oder der Zunge einer Mundharmonika. Die Schnelligkeit des Zitterns war beklemmend. Selbst wenn die Wurzel hielt, fonnte der Baum die Anspannung nicht mehr lange ertragen. Etwas mußte brechen.

Ah, da war einer gestürzt! Er hatte ihn nicht brechen sehen, aber da stand der halbe Stamm noch. Wenn man es nicht selbst jah, mußte man nicht, wie es geschah. Das Krachen der Bäume und das Jammern menschlicher Verzweiflung war in dem Chaos von Tönen zu hören. Er sah gerade nach Kapitän Lynch, als es ge­schah. Er sah den Baumstamm ohne Lout in der Mitte zersplittern und ohne Geräusch verschwinden. Die Krone segelte mit drei Matrofen von der Aorai" und Kapitän Lynch über die Lagune hinweg. Sie fiel nicht zu Boden, sondern trieb wie ein Stückchen Spreu durch die Luft. Hundert Ellen weit verfolgte er ihren Flug, bis sie das Waffer berührte. Er strengte seine Augen an und war ficher, Kapitän Lynch zum Abschied winken zu sehen.

Raoul wartete nicht länger. Er berührte den Eingeborenen und bedeutete ihn, auf die Erde zu steigen. Der Mann wollte, aber seine Frauen hatte der Schrecken gelähmt, und er zog es vor, bei ihnen zu bleiben. Raoul legte fein Tau um den Baum und glitt hinab. Eine Boge von Salzwasser ging ihm über den Kopf. Er hielt den Atem an und flammerte sich verzweifelt an das Tau. Die Welle trieb vor. hei, und im Schuße des Baumes atmete er auf. Er befestigte, das Tau sicherer und tauchte dann in einer anderen Welle unter. Eine der Frauen glitt herab und kam zu ihm, während der Mann bei

der anderen Frau, den beiden Kindern und der Kazze blieb.

Raoul hatte bemerkt, wie die Gruppen, die sich an den Fuß der anderen Bäume geflammert hatten, immer kleiner wurden. Jekt fah er, daß es auch dort, wo er sich befand, so zuging. Er bedurfte

feiner ganzen Kraft, um sich festzuhalten, und die Frau, die sich ihm angeschlossen hatte, wurde immer schwächer. Jedesmal, wenn er aus einer See auftauchte, war er erstaunt, sich selbst und die Frau noch dort zu finden. Zulegt tauchte er auf und sah sich allein. Er blickte nach oben. Die Spize des Baumes war auch fort. In halber Höhe zitterte noch ein zersplittertes Ende. Er befand sich in Sicherheit. Der Baum bot dem Binde feinen Widerstand mehr, und die Wurzeln hielten noch. Er begann hinaufzuklimmen, war aber so kraftlos, daß es nur langsam ging und Welle auf Welle ihn tráf, ehe er oben war. Dann band er sich an den Stamm und stärkte seine Seele, um der Nacht und dem Unbekannten entgegenzusehen.

Er fühlte sich sehr einfam in der Dunkelheit. Zuweilen schien Lebende sei. Noch immer wuchs der Wind. Stunde um Stunde wuchs es ihm, daß dies der Untergang der Welt und er der einzige Ueber­er. Als es seiner Berechnung nach elf Uhr war, hatte er einen Grad erreicht, der ihn unmöglich dünfte. Er war schrecklich, unerhört, eine brüllende Furie, eine Wand, die zermalmend vorüberglitt, immer wiederfam und ging, eine Wand ohne Ende. Es schien Raoul, als fei er leicht und ätherisch geworden; als sei er es, der sich in Be wegung befinde, als werde er mit unfaßbarer Geschwindigkeit durch eine unendliche feste Masse getrieben. Der Wind war nicht mehr bewegte Luft. Er war förperlich geworden, wie Wasser oder Qued filber. Er hatte das Gefühl, daß er in ihn hineinfassen, ihn in Stücke reißen könnte, wie das Fleisch eines toten Ochsen; daß er den Wind greifen und sich an ihn hängen fönnte, wie an einen Felsblod. Der Wind erstickte ihn. Er konnte ihm nicht trozen, fonnte nicht atmen, denn er drang ihm in Mund und Nase und meitete ihm die Lungen wie Blasen. In solchen Augenblicken schien es ihm, daß sein Rörper mit fefter Erde gefüllt und geschwollen sei. Nur

Westarp und Genf.

idleíd

Ich laufe nicht etwa nach! Bewahre! Ich will nur bremsen!"

indem er die Lippen an den Baumstamm preßte, vermochte er zu atmen. Der unaufhörliche Ansturm des Windes erschöpfte ihn. Körper und Gehirn wurden müde. Er beobachtete, dachte nicht länger, er war nur halb bei Bewußtsein. Ein Gedanke erfüllte ihn: Das also war ein Orfan! Dieser eine Gedanke fehrte unregelmäßig, aber beharrlich wieder. Er war wie eine schwache Flamme, die gelegentlich auffladerte. Aus einem Zustand der Starre fehrte er immer wieder zu ihm zurück das also war ein Orkan! Und dann versant er wieder in neue Starre.

Von elf Uhr abends bis drei Uhr morgens raste der Orfan in gleicher Stärke. Es war elf, als der Baum, an dem Mapuhi und seine Frauen hingen, brach. Mapuhi tauchte an der Oberfläche der Lagune auf und konnte gerade seine Tochter Ngakura packen. Nur ein Südseeinsulaner vermochte in solchem erstidenden Getriebe zu leben. Der Pandanenstamm, an den er sich flammerte, wirbelte in Schaum und Gischt herum; und nur dadurch, daß er ab und zu schnell den Griff wechselte und sich umdrehte, war er imstande, seinen und Ngaturas Kopf für Augenblicke über Wasser zu bekommen, die genügten, fie Luft schöpfen zu lassen. Aber die Luft war wie Wasser, mar fliegender Schaum und strömender Regen, der wagerecht durch die Luft peitschte.

Es waren zehn Meilen durch die Lagune bis zur anderen Seite des Sandringes. Und neun Zehntel der unglücklichen Wesen, die der Lagune lebend entronnen waren, wurden hier von stürzenden Bäumen, Wrackteilen und Haustrümmern getötet. Halbertrunken, zu Tode erschöpft, wurden sie in diesen wahnsinnigen Mörser der Elemente geschleudert und zu formlösen Fleischmassen zerstampft. Aber Mapuhi hatte Glüd. Das eines von zehn; es fiel thm durch eine Laune des Schicksals zu. Aus einer Unzahl Bunden blutend, erreichte er den Strand. Ngaturas linfer Arm war gebrochen, ihre rechte Hand start gequetscht, und Wange und Stirn bis auf den Knochen zerfetzt. Er padte einen noch stehenden Baum und flammerte sich daran, drückte das Kind an sich und schnappte nach Luft, während das Wasser der Lagune ihm die Knie und zuweilen die Brust umfpülte. ( Fortsetzung folgt.)

Geschwindigkeiten im Weltall .

Vor einigen Monaten ging die Nachricht einer sensationellen wissenschaftlichen Entdeckung durch die Weltpresse. Einem deutschen Astronomen, dem Berliner Forscher L. Courvoisier, hieß es, sei ge­lungen festzustellen, daß unser ganzes Weltsystem, dem unser Sonnen­reich als eine winzige Kolonie unter millionen anderen Sonnen: reichen angehört, mit phantastischer Geschwindigkeit durch den Raum rase. Wie damals berichtet, war es dem Professor geglückt, diese Geschwindigkeit mit geeigneten Methoden zu messen. Er gelangte zu dem Ergebnis, daß das Tempo, mit dem die Gesamtheit fast aller am Firmament fichtbaren Sterne durch die Unendlichkeit dahinfliegt, in jeder Sefunde 750 Kilometer erreiche.

In der Gelehrtenwelt wirften die Beobachtungen und Berech nungen Courvoisiers mit der Wucht einer Sensation. Selbst das große Publikum, das für Ereignisse dieser Art sonst wenig übrig hat, nahm davon in allen Kulturländern Europas Kenntnis. War doch da eine Erkenntnis der Natur abgerungen worden, die den großen astronomischen Entdeckungen, wie sie durch die Namen Ko­pernitus, Kepler, Herschel, Bessel gekennzeichnet sind. nur wenig nachsteht.

Die Dorfichtige Stepfis, mit der zunächst die Fachleute die Ver­öffentlichungen Courvoisiers. empfangen hatten, mich allmählich der Ueberzeugung, daß die Grundlage der Entdeckung Courvoisiers jenen Höchstgrad von Wahrscheinlichkeit befize, den man von kosmischen Berechnungen dieser Art erwarten darf. Diese Zuversicht wird nun durch die aus Paris tommende Nachricht gesteigert, daß in der dorti­gen Sternwarte die Experimente Courvoisiers wiederholt, seine Mes­fungen auf das genaueste nachgeprüft und richtig befunden wurden.

Die Lehre, daß sich nicht nur Planeten, sondern auch die Sonnen

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bewegen, ist nicht mehr jüngeren Datums. 3war deutet der Name Fir" Stern auf ihre Stabilität, dennoch wissen wir seit längerer Beit, daß sich alle Sterne des Firmaments bewegen. Viele unter ihnen rüden innerhalb von wenigen hundert Jahren von anderen benachbarten Sternen derart ab, daß der Unterschied selbst in dem genannten, relativ fleinen Zeitraum festzustellen ist. Jene Fix­sterne, die heute zum Beispiel den Großen Himmelswagen auf­aus dieser Zeit rühren bauen, zeigten noch vor vier Jahrtausenden - ein ganz die ältesten chinesischen astronomischen Zeichnungen her anderes Bild. Ja, wir vermögen sogar die Geschwindigkeit der Firsterne selbst dann festzustellen, wenn sich die Sterne von unserem an der Umgebung irdischen Standort aus nicht seitwärts, sondern gemessen scheinbar unverändert auf uns zu bewegen. neten, unzählige kleine Asteroiden, Kometen- und Meteoritenschar Tempo, mit dem zum Beispiel unsere Sonne ihre acht großen Bla­mit sich schleppend, im Raume dahinrast, erreicht in jeder Sekunde etwa 28 Kilometer. Die Geschwindigkeit der meisten Firsterne be­trägt höchstens das Doppelte dieses Maßes und Sonnen mit einigen hundert Kilometer pro Setunde gehören bereits zu den seltenen Schnelläufern des Raumes.

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Das

Nun bildet unsere Sonne mit all den Geschwistersonnen, ficht­baren oder unsichtbaren Fixsternen des Firmaments eine Weltinjel, deren äußere Peripherie durch das schimmernde Band der Milch straße gekennzeichnet wird. Das Milchstraßensystm, dem also auch unsere Welt angehört, hat wahrscheinlich von innen gesehen die Form einer gigantischen Linse. Wäre es einem Beobachter ver­gönnt, unsere Milchstraße von außen her zu betrachten, so dürfte fie ihm als eine Spirale erscheinen, gleich jenen ungeheuerlichen Spiralnebeln, die wie mattschimmernde Lichtwöllchen in unseren Fernrohren aufleuchten.

Diese Spiralnebel find nämlich die einzigen Himmelsobjekte, die nicht unserer Milchstraßenwelt angehören, sondern felber eigene

City

Beilage des Vorwärts

Weltinseln bilden. Nach Courvoisiers Feststellung ist nun unsere Milchstraßenwelt mit der phantastischen Sekundeneile von 750 Kilo­metern in stetem Fluge begriffen. Dieses Ergebnis stimmt mit früheren Messungen überein, die nahezu tausend Kilometer er­unserer Milchstraße erbracht hatten. Die Schilderung der Methoden, die diese Entdeckung ermöglichten, geht über den Rahmen eines Zeitungsberichts hinaus. An dieser Stelle möge bloß angedeutet werden, daß die Bestimmung der Geschwindigkeit durch die Messun gen dank den Schwankungen der Schwerkraft unserer Erde, die dank dieser phantastischen Geschwindigkeit verursacht werden, gelungen ist. Unfre fleine Erde dreht sich also nicht nur um ihre eigene Achse, fie raft nicht nur um die Tageskönigin Sonne, sondern wird fort­geriffen sowohl durch den Flug unserer gesamten Milchstraßenmelt. Die Größe der Geschwindigkeit dieses Fluges durch die Unendlichkeit wird einem flar, wenn man bedenkt, daß sie der 1200fachen Eile einer abgeschlossenen Kanonenfuget gleichfommt.

Acht Jahre bei den Lotusessern.

Jack McLaren, ein australischer Schriftsteller und Forschungs­reisender, ist soeben in England eingetroffen. Er überbringt die Betfchaft eines schwarzen Monarchen an den König von England. Dieser schwarze Herrscher ist der Häuptling Nararkad der Balulahs, eines primitiven wilden Volksstammes, der den nördlichsten Teil der Halbinsel York bewohnt. Die Balulahs, die auch Lotusesser heißen, tragen feinerlei Bekleidung, arbeiten nicht, leben im Freien von den Früchten des Feldes und der Jagd. Ihr Häuptling unter­zeichnete seine Botschaft als König des schwarzen Volkes". Er hielt sich solange für den König der Welt, bis McLaren im Hafen von Kap Nork erschien, dem nördlichsten Bunft Auſtraliens , der burch die Torres- Inseln und die Torres- Straße von Neu- Guinea getrennt wird. Nachdem sich der Häuptling vom ersten Schrecken erholt hatte, nahm er den weißen Mann freundlich auf und er­fuhr von ihm, daß es in der Welt noch mehr Herrscher gäbe.

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McLaren war der erste Weiße, den die Walulahs zu sehen be tamen. Die außerordentliche Fruchtbarkeit des Landes bestimmte den Australier, dort eine Kataopflanzung anzulegen. Er durch­forschte die Dschungeln und unterrichtete die Wilden in der Kunst, Bäume zu pflanzen und das Feld zu bestellen, und er hatte auch die Genugtuung,.nach acht Jahren emfiger Arbeit wirkliche Erfolge zu ernten. Er hat jetzt ein fesselndes Buch über seine Erlebnisse geschrieben.

,, Die Walulahs sind ein wunderliches Volk," so liest man dort. ,, Eine Zeitlang lebten fie friedlich in meiner Gesellschaft, um mich dann auf einmal im Stich zu lassen. Ja, als der König, der mein Freund geworden war, einmal eine Reise machte, überfielen sie mein Haus und versuchten, mich mit ihren Holzspeeren zu töten. Später faufte ich von ihnen für zwei Pfund Tabak 400 Hektar Land. Auch den Tabak fannten sie noch nicht; sie lernten aber bald, ihn zu gebrauchen und zeigten sich über den Genuß sehr befriedigt. Ihre staatsrechtliche Terminologie beschränkt sich auf das Wort König ". Ihre primitive Rechenkunst beschränkt sich auf die Ball ihrer Finger. Religion haben sie nicht, außer überlieferten Legenden, die von Geschlecht zu Geschlecht vererbt werden. Handwerksgerät ist dort unbekannt, als Waffe dient ein Speer, der nichts weiter ist als ein zugespizter Holzpfahl. Feuer entzünden sie durch das Reiben von zwei Hölzern; das einmal angezündete Feuer wird dann jahre­lang erhalten. Bei gutem Wetter leben und schlafen sie unter den Bäumen. Wenn die Regenzeit fommt, so vertriechen sie sich unter Gestellen von Baumrinde. Mädchen und Knaben sind mit zehn Jahren heiratsfähig und gehen auch in diesem Alter die Ehe ein. Mit 35 Jahren sind die Frauen alt und verbraucht; fünfzig Jahre gelten schon als außergewöhnliches Alter. Mädchen, die unehelich gebären, werden mit dem Tode bestraft. Heiraten zwischen Ber­wandten sind streng verboten. Dagegen herrscht unbeschränkte Biel­weiberei. Die Toten werden nicht begraben; sie werden vielmehr in Baumrinde eingehüllt, und die Verwandten schleppen sie mit sich herum, bis die fortschreitende Verwesung den Transport unmöglich macht. Man läßt dann die Leichen einfach liegen. Diesen Natur­Aber das wird wohl rasch anders werden, wenn sie erst in Ber­menschen sind mit der Zivilisation auch ihre Lafter fremd geblieben. fehr mit den Berlfischern und den Seeleuten getreten sind, die jetzt den Weg zu dem bisher unbekannten Lande gefunden haben.

Der Aftermieter" auf dem Meeresgrund. Einem sehr merk­würdigen Freundschaftsverhältnis zwischen einem kleinen Fischchen und gewissen Arten von Seegurken oder Seewalzen ist der Biologe Dr. Ulrich K. T. Schulz auf die Spur gekommen, wie er in dem Naturforscher" mitteilt. Die Wohnstätte des nur 12 bis 20 Zenti­meter langen Fisches befindet sich nämlich im Enddarm und den so­Fisches ist dieser sonderbaren Behausung vortrefflich angepaßt; Kopf genannten Waffertungen der Seegurken; er ist also in wahrstem Sinne des Wortes ein Aftermieter". Der fast durchsichtige Körper des

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und Schwanz sind von äußerst spizer Form, die Schuppen flein und eng anliegend. Er sucht zunächst den langen Körper seines Wirtes mit dem Kopfende tastend ab, wobei der Schwanz senkrecht hoch­steht. Ist der After gefunden, dann wird der spizze Kopf unmittel­bar gegen die Deffnung gedrückt; der geschmeidige Schwanz biegt sich dann plöglich nach vorn und drängt sich in den After der Seewalze hinein. Manchmal innerhalb von wenigen Sekunden, dann wieder nach zwei bis drei Minuten ist der ganze Aftermieter" im Innern feines Wirtes verschwunden. Schulz hat diesen Vorgang durch Film­aufnahmen festgehalten und dabei zeigen können, daß das Fischchen nicht eigentlich hineinschlüpft, sondern sich durch den Strom des Atemwassers in den Seewalzenafter und weiter in die hier mün­dende Wafferlunge hineinziehen läßt. Dort richtet er sich dann für sein ganzes Leben häuslich ein. Belcher Vorteil dem Fischchen dar­aus erwächst und welchen Gegendienst er dem Wirt leistet, darüber hat fich noch nichts Genaues ermitteln lassen.