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eröffnet. Die Mitglieder des Verbandes der Sattler , Tape. Kampf der 4 Millionen Organisierten wirtschaftliche Erfolge mit­zierer und Portefeuiller waren zahlreich angetreten, wenn erworben. Der Kerntrupp der Gewerkschaften hat für die gesamte auch das weibliche Element, wohl infolge der für die Mittagszeit erbstojen in die Betriebe kommen, darum wollen Arbeiterschaft um besseres Leben gearbeitet. Wir wollen, daß die wir jeden Anschlag gegen die Arbeitszeit abschlagen. Treue um Treue. In alter Brüderlichkeit wollen wir weiter an unferem Wert bauen.( Lebhafter Beifall.) An anderer Stelle Sprach

ungünstigen Sturde, nur schwach vertreten war. Zahlreiche rote Fahnen wurden im Zuge getragen. Erhebliche größere Lücken wies leider die Gruppe des Schuhmacherverbandes auf, dem eine Anzahl von Mitgliedern in ihrer Uniform der roten Front­tämpfer voranschritt. Auch die Gruppe des Leberarbeiter= verbandes hätte stärker vertreten sein können. Der Zug marschierte durch Neukölln und fam furz nach 3 Uhr auf der Spielwiese an.

Die Metallarbeiter

der verschiedenen Bezirke famen auf dem Schloßplak zusammen und formierten sich hier zum größten, schier endlosen Zuge, in dem dennoch keine Eintönigfeit auffam. Die Jugendgruppe, Musit, Fahnen, Werbeplakate, wie auch die beiden zur Propaganda her: gerichteten Möbelwagen brachten eine bunte Abwechselung in die Masse, die sich unabsehbar vorwärts bewegte über den Oranienplatz durch die Wiener Straße, dem gemeinsamen Ziele zu. 3Zu den etwa 35 000 Abmarschierenden stießen unterwegs noch überall neue Gruppen, so daß die Gesamtzahl der beteiligten Metallarbeiter mit 50 000 kaum zu hoch gegriffen sein dürfte. Fordarbeit ist Mord­arbeit!" besagte eines der Plakate.

Die Maschinisten und Heizer, die sich am Engelufer gesammelt hatten, zogen zum Schloßplay, wo sie sich dem Marsch der Metallarbeiter anschloffen, denen sich auch die Kupferschmiede

angegliedert hatten.

Die Gemeinde- und Staatsarbeiter, die fich am Stralauer Platz sammelten, bildeten als Zug 11 die legte der großen Gruppen und nicht die kleinste. Trotzdem ein ganzer Teil ihrer Mitglieder in den Bertehrsbetrieben und den Stranten häusern auch am Sonntag Dienst tun mußte, hatten fie etwa 15 000 Mann auf die Beine gebracht. Sie erreichten als eine der größten Gruppen die Spielwiese und nach dem Festakt fanden sie sich haupt. sächlich im Spreegarten zusammen.

Gärtner, Mufifer, Theater- und Filmleute hatten sich am Dranienplatz versammelt, wo sie dem Ziel am nächsten waren. Auch diese Gruppe mies eine verhältnismäßig starte Be­teiligung auf. Auch die Internationale Artisten loge war

im Zuge vertreten.

Auf der Wiese.

Unübersehbar die Menge. Nicht nur der weite Platz ist gefüllt. Oben in den Rundgängen um den Play stauen sich die Teilnehmer

Kopf an Kopf. Bon weit drüben ein Trompetensignal, das Zeichen für die Redner schallt herüber. Bon zehn Stellen aus fprechen Gewerkschaftsführer. Wir hören zunächst den

Genoffen Eggert:

Seute feiert die internationale Arbeiterflaffe auf dem ganzen Erdball das Fest des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Inter. nationale. Als die Veteranen das Saatgut der Solidarität und des Gemeinschaftswollens in die Reihen der Arbeiter trugen, wurden sie von den Hütern des Staates als Verräter beschimpft. Heute ist dieselbe Gruppe, die damals Verräter schrie, selbst in internationalen Trusts und Syndikaten zusammen­geschlossen. Durch unser Wert der internationalen Berständigung zieht sich wie ein leuchtender Faden der Gedanke der Verständigung unter Ausschaltung von Machtmitteln. Wir wollen den Frieden und find stolz, zu dem Erfolg, den das deutsche Volk in diesen Tagen er rungen hat, beigetragen zu haben. 16 Millionen Mitglieder umfaßt die Internationale, davon allein aus Deutschland 4 Millionen. Und doch ist diese Riesensumme nur ein Bruchteil der 3iffer, die wir aufbringen fönnen. Manchen Anschlag, manchen Angriff galt es abzuschlagen. Wir haben es in Deutschland doppelt schwer gehabt: wir mußten erst einmal die meisten Arbeiter flaffen. befähigt machen. Als wir infolge der Revolution als Sachwalter in die Wirtschaft mit eintraten, boten sich für uns ungeahnte wirt­schaftliche Probleme. Ueberall arbeiten unsere Funktionäre in den großen Staatsbetrieben mit. Wir haben im vergangenen Jahr für unsere Mitglieder nicht nur Streits geführt; 25 435 Angriffe auf Lohn und Brot unserer Kollegen haben wir abschlagen fönnen. In 804 000 Betrieben haben wir Rämpfe geführt und Lohnverhand lungen übernommen. 14 Millionen Arbeiter haben durch den zähen

Selbständige kleine Existenz.

Von Richard Rainer.

Sie hatten sich kennengelernt in den hochwandigen, lang. gestreckten Bureaus eines Industrieunternehmens. Alle Räume und Kabinen waren durch Glaswände eher vereint denn getrennt: dort flapperten, halblaut hörbar, Maschinen, dort glitten die Stifte über Etenogrammblöcke, Ernst und würdig standen die Buchhalter an ihren Stehpulten, ihre Haltung hatte etwas von dem Gewicht der Folianten, die vor ihnen aufgeblättert lagen. Ruhig ging das Räder werk der Kopiermaschine im nächsten Raum. Körbe mit Papieren wanderten hin und her, und ein solcher Korb, der täglich zweimal her und zurückgegeben wurde, verband auch sie. Sie fühlten sich zufrieden in ihrer Tätigkeit, engenehm berührt von dem Treiben ringsum, das die Ohren nicht belästigte und doch dem Auge Abwechse lung brachte.

Die regelmäßige, unbekümmerte Betriebsamkeit der Menschen, in deren Mitte sie ihr Brot fanden, trug ihre Sicherheit in sich, sie verlor auch nichts von ihrer Heiterkeit, wenn das senore Organ des Bureauchefs sich zu stentorischer Stärte erhob, um Weisungen nach allen Seiten zu erteilen. Nur in einem Falle, wenn aus der ge­polsterten Tür am Ende des Mittelganges ein kleiner dicker Herr, der eine Importe von grotestem Format in die Mundwinkel tniff, mit überlegener Miene zwischen den Glaswänden nach der fernen Stelle schritt, wo sich eine wuchtige Stahltür leicht in den Angeln drehte, wenn man in richtiger Weise an den breiten Stahlhebeln rückte: in jenen Augenblicken beugten sich alle Rümpfe über die Bücher und Maschinen, obwohl es doch niemand verlangt oder geheißen hatte.

Sie tamen sich näher in dieser Welt von vielen, besuchten Ver­farimlungen, wo um Ideen gefochten wurde, gingen in Theater, wo sie teil hatten mit vielen anderen festlich bereiteten Menschen zu den gleichen Erhebungen und Erschütterungen. Gewiß herrschte bei ihnen Knappheit, und die Not trat ihnen oft entgegen, auf der Straße, in den Zeitungen. Aber sie wußten, daß alle mit allen dieser Knappheit, dieser Not entgegengehen müßten, und nicht ein jezer für sich.

Eine jähe Konjunkturschwankung lichtete die geschäftigen Bureaus, riß auch sie aus dem großen Produktionsorganismus heraus. Sie vereinten ihre Kräfte und ihren bürgerlichen Namen und schriften unverdroffen an die Gündung einer fleinen Eristenz­da sie die Schrecken der Arbeitslosigkeit aus naher Anschauung fannten und nicht aus den hellen Bureaus in das ungewisse Dunkel aufreibender Stellungsgesuche schreiten wollten. Sie freuten fich in dem bescheidenen Zwielicht des eigenen Arbeitszimmers in der fleinen Stadt, wo sie eine fleine Wohnung gefunden und die dürftige Möglichkeit von Arbeit und Geschäften auf eigene Rechnung und Gefahr erspäht hatten.

Golffurcht( 3dA.):

Bor 25 Jahren wurde das Internationale Gewerkschafts­fefretariat mit Rarl Legien als Gefretär gegründet. Aus diesem Sekretariat entstand später der Internationale Gewert schaftsbund, dessen Führer Legien bis zu seinem Tode blieb. Die Mitgliederzahl der dem Gewerkschaftsbund angeschlossenen Organisationen hat sich im Laufe der Jahre versechsfacht. Wesentlich erweitert wurde das Tätigkeitsgebiet der Gewerkschaften; die Sozial- und Wirtschaftspolitik bildeten bald die Hauptaufgaben. So wichtig wie der internationale Kampf ist das Wirken der Gewerkschaften im eigenen Lande. In vorderster Linie steht der Kampf um den Achtstundentag, der wieder All­gemeingut der Arbeiterschaft werden muß. Größte Aufmerksamkeit wenden die Gewerkschaften den Erwerbslosen zu. Unermüd­lich arbeiten wir an der Schulung unserer Mitglieder, um fie zu tüchtigen Mitstreitern für unsere hohen Ziele zu machen. Die Ausbildung der Jugendlichen erfordert Freizeit und längere Ferien, als sie bisher gewährt wurden. So macht sich auch auf fulturellem Gebiet eine vermehrte Wirksamkeit der Gewerkschaften notwendig. Obwohl die Gewerkschaften heute eine andere Stellung im Staate einnehmen als früher, scheint uns doch die von Dr. Silverberg auf dem Industriellentag vertretene Ansicht über die Organisationen der Arbeiterschaft aus diesem Munde nicht glaubwürdig. Die Gewerkschaften werden auch weiter hin alle räfte zur Wahrung der Arbeitnehmerinteressen zu fammenfassen müssen.

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Der Vorwärts" auf dem Wasser.

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Unter den zahlreichen Booten, die das Wafferbild bei Treptow belebten, fiel das Werbebootdes, Borwärts" besonders auf. Ein Motorboot, mit Werbeplakaten weiße Schrift auf rotem Grund ausgestattet, fuhr die Fronten der Wasserlokale zwischen den Elerhäuschen und der großen Eisenbahnbrüde ab und erregte überall Aufsehen. Weithin sichtbar erinnerten die Plakate daran, daß der Borwärts" die Tageszeitung der Berliner Gewerkschaftler ist und daß jedes Gewerkschaftsmitglied in feinem eigenen Intereffe handelt, wenn es für den Vorwärts" wirb!! In den Cofalen in Treptow

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Kommunistische Provokateure.

Wie immer hatte die KPD . dafür gesorgt, daß ihre Anhänger fich möglichst breit und möglichst bemerkbar machten. Gewerkschafts­

mitglieder, als rote Frontfämpfer verkleidet, nahmen vor allen Rednerplägen Aufstellung, um die Situation möglichst zu ,, beherrschen". Sie wurden aber von der riesigen Masse der Teil­nehmer erdrückt. Etwa gegen 3 Uhr ertönte plötzlich ein Ruf Achtung, Photographie!" Eine Anzahl von Roten Frontkämpfern, mit riesigen Sowjetfahnen und entsprechenden Transparenten, stellten sich im Vordergrund dem Photographen gegenüber auf, hinter sich die große Masse der Demonstranten, die keine Ahnung hatte von der Statistenrolle, die ihnen hier zugewiesen war. Das Bild wird zweifellos nach Moskau geschickt, wo die staunenden. Diftatoren aus der Photographie werden beweisen" tönnen, welche riesigen Massen die KPD. auf die Beine zu bringen vermag. Zu bemerken ist noch ein unglaubliches Transparent, auf dem ein russischer Arbeiter zu sehen war, der mit vollen Händen einem eng lichen Bergarbeiter Goldstücke in den Schoß wirft, während daneben der DGB. als Didwanst zu sehen war, der an dem Schalter einen Wechsel präsentiert.

Der Kommunisten- Krach.

Handel um die Unterschriften.

Die Zentrale der KPD. sucht die Offensive der 700 Oppositionellen auf dem Wege des Kleinhandels zu bekämpfen. Sie hat von den 700 Unterschriften schon 4( vier) abgehandelt, darunter die einer Landtagsabgeordneten, der Frau Hedwig Krüger.

Aber von diesen vier abgehandelten Unterschriften wird eine sofort wieder bestätigt, und zwar die der Landtagsabgeordneten Krüger. Sie hat am 16. September an die Bezirksleitung der KPD. in Halle- Merseburg geschrieben:

,, Nachdem ich mir den Aufruf der 700 Genossen verschiedene Male durchgelesen habe, erkläre ich mich solidarisch mit ihnen. Wenn man mir den Aufruf vorgelegt hätte, so würde ich denselben ohne weiteres unterschrieben haben. Sollte die Zentrale organisatorische Schritte gegen die Genossen unternehmen, so bitte ich, mit mir genauso zu verfahren, wie mit den 700 Genossen."

Die Zentrale der KPD. hat also auf dem Wege des Kleinhandels eine ausdrückliche Solidaritätserklärung eintassiert, und dafür drei Unterschriften abgehandelt. Das ganze ist natürlich weltgeschicht­liche Aftion entsprechend der welthistorischen Bedeutung der Kom­munistischen Partei.

war alles bis auf den letzten Platz besetzt. Musikkapellen und Ge­fangvereine beftritten die Unterhaltung der Gäfte, deren jüngere Primo de Rivera berät mit seinem König. Jahrgänge dem Tanz huldigten.

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, Treptow in Flammen". Den Abschluß des großen Tages bildete ein Riefenfeuerwert. es ist doch schon kühl In Mäntel gehüllt harrten in den Lokalen die Festteilnehmer. Immer wieder gleiten die Blicke hin zur Abteibrücke, wo schon alles aufgebaut war. Endlich um 8 Uhr räumt" der Wasserschutz unter der Brücke auf, all die kleinen Boote müssen verschwinden. Gespensterhaft gleiten die großen Zillen auf ihre Plätze. Sie find reich bespickt mit Gestellen, von denen die Flammengarben zischen sollen. Ein Böllerschuß kündet den Be­ginn und schon schießen Feuerkugeln in den Himmel, platen, um in grüne, rote und gelbe Kugeln oder golden herabzuregnen. Unaufhör­lich zifchen die Feuergarben, frachen Böller, explodieren Granaten" und Schrapnells".

Dann steht auf der Brücke in flammender Schrift Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will". Daneben schwingt ein Schmied, gleichfalls aus Flammen gezeichnet, den Hammer. Dazwischen knattern wieder die Leuchtkugein. Von der Brücke rieselt in feinen Strähnen ein flammender Wasserfall herab. Auf den Schiffen kreiseln leuchtende Windmühlen, schießen " Frösche" in die Luft. Zum Abschluß schreibt die Flamme weithin leuchtend das Bekenntnis: Es lebe die internationale Gewerkschafts­bewegung!" In allen Lokalen erflingt darauf der Massengefang der Internationale", von den Orchestern wirkungsvoll begleitet.

Aber unter welchen Menschen und Geschäften lebten sie nun! Was war da für ein Bust von fleinlichen Erwägungen, Berech nungen, Voraussichten, Aengsten, Enttäuschungen und Vergeblich­Wie gehegt, geplagt, mürrisch und verdrossen waren die Menschen, die in Geschäften zu ihnen famen, und die um sie wohnten

feiten.

in der kleinen Gasse, die befleckst und besudelt war von den An­preisungen eines Gewimmels von winzigen Krämern, Wirten, Hand­wertern und Agenten. Die Händler, die ohne eigenes Kapital den Schein einer selbständigen Existenz verfochten, aber in jämmerlicher Abhängigkeit von großen Gesellschaften auf eigene Gefahr agierten, suchten beständig zu drängen und dabei durch hohe Gewinne den wenigen Umfat wettzumachen. Die Abnehmer bettelten um Stun dung von Fälligkeit zu Fälligkeit. Alle waren voreinander auf der Hut und suchten die Gedanken des anderen zu erspähen.

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Alle diese kleinen Existenzen hatten fein Hirn für Ideen, sie verstanden die Welt der Arbeiter nicht und mischten Staunen mit Haß vor deren großen Bewegung und das, obwohl sie durch verwandtschaftliche Bande ost enge Berührung mit ihnen hatten. Ihre Einsicht in den widerspruchsvollen Organismus, zwischen dessen gegnerischen Flächen sie zerrieben wurden, war versperrt. Sie sahen durch den engen Fensterausschnitt immer nur das Schild des Nach­bars und Konkurrenten. Unsere beiden jungen Lebenstämpfer Unsere beiden jungen Lebenskämpfer fühlten, wie sie langsam in diese Isoliertheit einbezogen wurden; sie wußten, wie sie eines Abends auf den engen Hof hinausschauten, von dem man vierzehn Dächer erblicken fonnte, daß er schon wieder diesen und jenen Bosten erwog und bedachte, er erinnerte sich, wie sie schon begann, auf die neidvollen Reden der Nachbarinnen zu achten- und vierzehnfach bei gleichem Lohn dünfte ihnen ihre Mühe. Sie famen nicht mehr in Versammlungen, in Theater, unter Menschen, die eines Sinnes und eines Willens waren. Sie fühlten, wie sie der Bewegung entglitten, und daß in ihrer Enge für lichte Ideen tein Raum sei und sie begriffen nicht die Unvernunft, die solche Ohnmacht schuf.

Eine englische Würdigung Eudens. Die englische Breffe hat beim Tode Eudens Würdigungen seines Schaffens veröffentlicht, und besonders ist die" Times" seiner Bedeutung in einem langen Auffah gerecht geworden. Außerordentlich lebendig ist das Bild, das hier ein früherer Hörer, James Johnston, von Eudens Bor lesungen entwirft: Um die Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war sein Ruhm über die Grenzen Deutschlands ge. drungen, und aus vielen Ländern, darunter Britannien und Amerita, famen Studenten, um die Gedanken des neuen Philosophen fennenzulernen. Diejenigen, die in diesen Tagen in seinem Hör­faal saßen, fahen ihn in der Fülle seiner Kräfte. Er war damals über 50, aber er hatte noch die Kraft und die Begeisterung der Jugend. Jede Muskel feines Körpers ftrömte Energie aus; feine eußerungen waren rasch und voll Feuer. Er war das Ideal seiner Studenten, und ihn in den Hörsaal treten zu sehen, war ein unver­geßlicher Anblick. Er schritt wie ein Eroberer durch den dicht gefüllten Raum unter den lauten Zurufen der Studenten, und er

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Der Rückzug aus dem Völkerbunde ein Rückschlag.

London , 20. September. ( EP.) Gestern fand in San Sebastian zwischen dem König von Spanien und den Mit­gliedern des Direttoriums eine Beratung statt, die sich mit der Stellung Spaniens zum Bölkerbund und mit der Tanger­frage befaßte.

Frankreich und Engländ hätten, behauptet die Times", auf Spanien einen Drud in der Richtung ausgeübt, von einem Rück­zug aus Marokko Abstand zu nehmen. Der Rücktritt Spaniens vom Wölferbund würde von den Feinden Primo de Riveras als ein politischer Rückschlag angesehen. Innerhalb der spanischen Armee nähmen die Sympathien mit den Angehörigen des Artillerie­forps zu.

Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt bittet uns mitzuteilen: Der Nachschulungslehrgang des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt für männliche Wohlfahrtspfleger muß wegen Verzögerung der Herausgabe des Erlasses, in dem die Ausbildung für männliche Wohlfahrtspfleger geregelt wird, vem 15. Oftober auf den 1. November verlegt werden. Dieser Termin steht endgültig fest. Der Lehrgang dauert vier Monate. Männliche Wohlfahrtspfleger, die eine dreijährige Berufspraxis auf einem umfassenden Gebiet der Wohlfahrtspflege haben, tönnen Antragsformulare und nähere Auskunft einfordern beim Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt, Berlin SW 61, Belle- Alliance­Play 8.

verbarg niemals das Vergnügen, das ihm diese Begrüßung bereitete. Manchmal las er zwei Stunden hintereinander, nur mit einer Unter­brechung von wenigen Minuten, und wenn er ging und zurückfam, bereiteten ihm die Studenten denselben lauten und herzlichen Empfang. Nichts war an ihm von dem Philosophen, der sich von der Welt abschließt. Er war ein Denker und ein Gelehrter, aber er war zugleich ein Redner, ein Prediger und ein Prophet. Seine Vorlesungen waren feine langweiligen akademischen Auseinander­fegungen, sie wurden frei gesprochen mit den mannigfachen Gesten und den wechselnden Betonungen des vollendeten Sprechers; fie waren voll Farbe und oft voller Musit. Erst wenn der fremde Student Euden gehört hatte, fonnte er die rednerischen Möglichkeiten begreifen, die in der deutschen Sprache liegen. Es war fein Zufall, daß Euckens Philosophie den Geist der Tat atmete und daß er Kampf und Anstrengung für einen wesentlichen Zug des sittlichen Lebens anjah. Es war etwas von gesammelter Energiefülle in ihm, wenn er an seinem Bult stand, aber seine Gabe des Donnerns wurde ge­mildert durch die feltsame Genialität, die sich in seinen humorvollen Wendungen und seinem strahlenden Auge zeigte. In seinem Privat­leben gab er seine ganze Genialität, verschwendete Höflichkeit und Freundlichkeit, die die Herzen derer gewann, die unter seinen Freundlichkeit, die die Herzen derer gewann, die unter seinen Bauber gerieten."

Jüdin müßte, um einen Gegenwartserfolg zu haben, fehr viel Die Jüdin " in der Städtischen Oper. Diese hundertjährige Schminte auflegen. Sie wirkt als ein sehr blasfer Nachfahre Meyerbeerfcher Stelzenoper, hat aber gerade durch ihre recht un­ehrliche und unnatürliche Scheindramatif immer noch das Publikum für sich. Besonders der dritte Aft, in dem sich der Glaube des frommen Juben gegen die Scheinheiligteit eines faiserlichen und bischöflichen Rechtes wehrt, macht Eindruck. Hier wirft auch die Musit, die in Inrischen Perieden etwas monoton geraten ist, am stärksten. Auch die Raffearie des Eneazar hat etwas von dem elementaren Geiſt eines Urmusikanten, der gerade für das Motiv der jüdischen Unterdrückung das Herz und die Fähigkeit der Gestaltung nicht los. Die Oper hat zwei Glanzrollen: den Eneazar sang Eric befaß. Man tommt von dem Gefühl des alten Theaters allerdings Enderlein, stimmlich gepreßt, doch mit einem starten Bersuch zur persönlichen Charakterzeichnung. Grund für die Aufführung: das Gaftfpiel der Giannini. Diese Sängerin entwickelt sich immer mehr zu einer blendenden und liebwerten Erscheinung. Im Metall ihrer Stimme werden Erinnerungen an die Destinn laut. Bur technis schen Kultur des glodenreinen Soprans gefellt sich ein marmer, lebendiger Ausdruck. Von den übrigen Mitspielenden sei der Kardinal von Ripnis als befenders großartige Stimmleistung verzeichnet. Reuß dirigierte mit Anstand.

R. 5.

Rabindranath Tagore wird in Berlin eine zweite Vorlesung halten, die am Sonntag, den 26. September, im Beethovensaal stattfindet.

3m Leffingmuseum findet Donnerstag, 8 Uhr, ein Adolf Glaj. brenner Abend statt zum 50. Todestage des Berliner Humoristen. Vortrag und Rezitation: Dr. Gustav Manz. Gesänge: Stäte Hyan.

Das Deutsche Krebs- Zentralfomitee veranstaltet am 24. und 25. September in Düsseldorf eine Krebstonferenz.