Beschleunigung.
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Am Freitag und Sonnabend beriet der 3. Ausschuß der Genfer Bundesversammlung über die Vorbereitung der Abrüstungskonferenz. Für Frankreich legte Paul Boncour den Entwurf einer Entschließung vor. Sie besagt:
Die Völkerbundsversammlung empfiehlt einen möglichst raschen Abschluß der Borarbeiten für die Abrüstungskonferenz und bittet, den Abschluß der technischen Vorarbeiten so beschleunigen zu lassen, daß der Verbreitende Ausschuß, wenn möglich, um die Jahreswende das Programm einer Konferenz für die Beschränkung und Herabsehung der Rüstungen unter Berücksichtigung der gegenwärtig gegebenen Sicherheitsgarantien aufstellt, so daß die Konferenz selbst noch vor der nächsten Bölkerbundsversammlung zusammentreten könnte."
Einsturz eines Oder- Brückenneubaues
Drei Arbeiter ertrunken.
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Ein schwerer Baufehler?
Am Sonntagvormittag um 11 2hr 30 stürzte in dem pommer-| entfernt waren, trugen diese die außerordentlich starke Belastung schen Oder städtchen Garh( zwischen Stettin und Schwedt ) durch den Oberbau, sobald sie aber alle gezogen waren, brach der die neuerbaute, vor ihrer Vollendung stehende Oderbrüde ein. Die Strompfeiler in sich zusammen und brachte die Brücke zum EinEinweihung sollte am fommenden Sonntag ftattfinden, infolgedeffen sturz. Der Bauleiter hätte, als die auf den letzten Bohlen ruhende waren noch etwa 12 bis 15 Arbeiter an dem Bau beschäftigt. Belastung größer wurde, die Arbeit einstellen müssen, denn daraus Kurz nachdem ein Bergnügungsdampfer den mittleren Brückenbogen ergab sich, daß nicht der Strompfeiler, sondern die eisernen Bohlen passiert hatte, ertönte ein weithin vernehmbares Krachen und der die ungeheure Last trugen. Es scheint festzustehen, daß das Unglüd, eine der beiden im Waffer stehenden Pfeiler stürzte zusam- wie der Regierungsbaurat in Stettin in der gestern einberufenen men und verschwand in den Fluten. Auch der mittlere Brücken- außerordentlichen Stadtverordnetenfihung in Gark bestätigte, auf bogen stürzte damit in den Strom, ebenso der dritte Bogen, obwohl einen schweren Baufehler zurückzuführen ist. Die ganze Schuld trifft Die vor einem Jahr, vor der Konferenz von Locarno , von er schon halb auf dem Lande errichtet war. Zwölf der an der Brücke die Baufirma. Die Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, Frankreich eingebrachte und von der Tagung angenommene Ent beschäftigten Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen. Dreifind das gesamte Vermögen der Allgemeinen Bau A.-G. BerBau- A.- G. schließung hatte davon gesprochen, daß die Einberufung einer Abertrunken, die übrigen konnten von den rasch herbeieilenden lin durch gerichtliche Verfügung beschlagnahmen rüftungsfonferenz von der Schaffung allgemeiner Sicher zu lassen, um die Stadt vor großem Schaden zu bewahren. Auf heitsgarantien abhänge; dabei war an das Genfer Protofoll feinen Fall kommt höhere Gewalt oder aber ein Konstruktionsfehler gedacht worden, in dem der Krieg verboten und Sanktionen gegen als Ursache des Unglücks in Frage. Die Baupläne sind genau geeinen Friedensbrecher vorbereitet waren. Die diesmal von Frankprüft worden. Taucher sind mit der weiteren Untersuchung und reich eingebrachte Resolution spricht dagegen von den vorhande der Bergung der drei ums Leben gekommenen Arbeiter beschäftigt. nen Sicherheitsgarantien, die eine Beschleunigung der AbrüstungsWie wir hören, hat sich die Allgemeine Bau- A.- G. bereit erklärt, fonferenz ermöglichte; sie hat dabei das Vertragswert von Locarno die Brücke auf eigene Kosten wieder aufzubauen. Ob die leitenden im Auge. Frankreichs Bedürfnis nach völkerrechtlicher Sicherung Beamten dieser Firma wegen fahrlässiger Tötung unter Anflage geerscheint also befriedigt; jetzt tritt es dafür ein, die Konferenzstellt werden, wird von der weiteren Untersuchung abhängen. vorarbeiten zu beschleunigen und die Konferenz möglichst noch vor der nächsten Tagung, also innerhalb von weniger als zwölf Monaten, stattfinden zu lassen.
Die Opposition gegen diesen Resolutionsentwurf wurde von Jugoslawien geführt. Deffen Entwurf übernimmt die vorjährige, jetzt von Frankreich aufgegebene Formulierung; danach soll die Bollversammlung nur die Hoffnung aussprechen, daß die allgemeinen Grundsähe des Vertragswertes von Locarno von allen Staaten, die ein Intereffe am Abschluß ähnlicher Berträge haben, praktisch übernommen werden, damit das Vertrauen, das für die Aufrechterhaltung des internationalen Friedens eine unerläßliche Borbedingung sei, geschaffen und die Herabsetzung und Einschränkung der Rüstungen aller Staaten erleichtert werden können". Diese Entschließung sucht also die Abrüstungsfonferenz zu sabotieren; erst soll auch ein Locarno des Balkans geschaffen, erst soll also auch dort der Krieg über die Völkerbundsfagung hinaus verboten und weitere Garantien gegen einen Rechtsbrecher geschaffen werden, ehe die Abrüstung gründlich angepackt wird.
Es ist noch nicht abzusehen, welche Resolution angenommen Es ist noch nicht abzusehen, welche Resolution angenommen wird. Meldungen darüber, daß sich der deutsche Delegierte für die erste Resolution eingesetzt habe, liegen nicht vor. Wahrscheinlich wird ein Kompromiß angenommen werden, das es der Entscheidung des Rates überläßt, ob er die Vorarbeiten beschleunigen oder sie im bisherigen Schnecentempo weiterlaufen lassen will.
Ein Amokläufer.
Trei Personen schiver verlegt sich selbst erschossen. Durch eine nächtliche Schießerei wurden gestern nacht die Bewohner der Prinzenstraße und zahlreiche Straßenpassanten in helle Aufregung verfetzt. Auf der Straße vor dem Hause Prinzenstr. 12 frachten furz vor 1 Uhr plöglich mehrere Schüsse. Ein junges Mädchen brach von einem Schuß in den Leib getroffen blut, überströmt zusammen.
Der Schüße, ein junger Mann, fuchte zu flüchten. Zeugen des Borfalls nahmen seine Verfolgung auf. Der Täter flüchtete die Straße hinunter und gab etwa sechs bis acht Schüsse auf seine Verfolger ab, zwei an der Sache völlig Unbeteiligte wurden hierbei schwer verlegt. Ein Fräulein Meta Hang aus der Brandenburgischen Straße 50 erhielt einen linken Schulterschuß, während dem Angestellten Mar Rother aus der Prinzenstr. 99 eine Kugel in die rechte Brustseite drang. Inzwischen waren Polizeibeamte herbeigeeilt, die dem Unmenschen den Rückweg abschnitten. Dieser ertlomm eine vor dem Hause Prinzenstr. 107 zu Straßenbauten benötigte Dampframme und setzte hier seine Schießerei fort. Ein Polizeioffizier forderte den Revolverhelden zur Herausgabe seiner Waffe auf und befahl ihm, abzusteigen. Der Aufforderung leistete er aber nicht Folge, sondern machte vielmehr Anstalten, auf den Offizier zu schießen, der ihm aber zuvor fam und aus seinem Dienstrevolver zunächst zwei Schreckschüsse ab gab. Ein dritter Schuß traf den Mann auf der Dampframme in die linke hand. Im seiben Augenblid richtete dieser die eigene Waffe gegen seine Schläfe, drückte ab und stürzte in die Tiefe. Schwer verlegt wurde er in das Urbanfrankenhaus geschafft, wo er furz nach seiner Einlieferung ft ar b. Die sofort angestellte Unter suchung ergab, daß es sich um einen 21jährigen Tischlerge fellen Artur Sachse aus der Neuen Jakobstraße 20 handelte. G. geriet mit seiner Braut Erna G. aus der Ritterstr. 31 in Streit, in dessen Verlauf er so in Erregung geriet, daß er sie niederschoß. In geistiger Berwirrung richtete er dann noch mehr Unheil an. Die drei Schwerverletzten fanden im Urbanfrankenhaus Aufnahme.
1200 Tote, 6000 Berlette.
In Florida hat sich eine entsetzliche Sturmfatastrophe ereignet, deren Folgen zunächst noch nicht zu übersehen sind. Nach bisher vorliegenden Meldungen find insgesamt 1200 Personen getötet und etwa 6000 verletzt worden. Die New York Times " zählen allein in Miami 500, in Hollywood 200 und in Fort Lauderdale 200 Tote.
Im Hafen von Miami wurden 150 Schiffe zerstört, deren Mannschaften, mehrere 100 Mann, wahrscheinlich ertrunken find. Der Stur war der schwerste, der jemals über Amerita hin weggegangen ist. Er riß auch die 60 Meilen breite Bresche in die Küste und ließ überall das größte Elend zurüd. Der Drfan brach, von Westindien kommend, über die Bahama- Inseln in Florida ein. Das Barometer erreichte einen unerhörten Tiefstand. Der Sturm wütete neun Stunden und erreichte zeitweise 140 Meilen Geschwindigkeit. Miami wurde von zwei Flutwellen heimgesucht. meisten Wolfentrager find eingestürzt, piele Häuser find vernichtet, die übriggebliebenen schwer beschädigt. In Miami sind etwa 40 000 Menschen obdachlos. Ueber die Stadt wurde der Belagerungszustand verhängt. In Baltimore wurde fofort ein Hilfszentrum eingerichtet, von wo ständig 3üge mit Aerzten und Hilfsmannschaften nach dem Katastrophengebiet abgehen. Manche Ortschaften in der Nähe von Miami find gänzlich vom Erdbeden verschwunden. Unter anderem wurde die Festung Somedale, 50 Kilometer nördlich von Miami , völlig zerstört. Die Stadt Miami ist ohne Wasser und Licht.
Die
Bisher 70 Todesfälle in Hannover . Hannover , 20. August. ( WTB.) Am Montag vormittag war die Zahl der an Typhus Erfrantten auf 1670 gestiegen. Die Todesfälle haben sich von 52 auf 70 erhöht. Jedoch ist die Zahl der Neuertranften zurückgegangen.
Hike in London . Der geftrige Tag war in England der heißeste Septembertag dieses Jahrhunderts. Das Thermometer zeigte etwa 31 Grad Celsius im Schatten. Für heute wird eine noch höhere Temperatur erwartet,
STETTIN
Brüssow
Schmölin
GramOzow
Randow, Bruch
Grumz
Penkun
Randow
Gartz
Grabow
Greirenhagen
17155
Zum Einsturz der Oderbrücke bei Gartz Einwohnern gerettet werden; zwei haften allerdings so schwere Verlegungen erlitten, daß sie in bedenklichem Zustande in das Stetfiner Krankenhaus übergeführt werden mußten. Der Regierungspräsident, der Landrat, Bertreter der Wasserbaudirektion und der Oberstaatsanwaltschaft haben sich an die Unfallstelle begeben, um die Ursache des Einsturzes festzustellen.
Steffin, 20. September. ( Eigener Drahtbericht.) Der Stettiner Boltsbpte" hat schon vor längerer Zeit auf die bei dem Garger Brückenbau befolgte Arbeitsmethode hingewiesen, die nun zum Verhängnis geworden ist. Die Arbeiter mußten 12 bis 14 Stunden und noch länger arbeiten, und es ist klar, daß unter solchen Umständen nicht mehr mit der nötigen Sorgfalt verfahren werden fonnte. Wahrscheinlich haben sich bei dem Bau des Strompfeilers, der im einfachen Schüttverfahren hergestellt wurde, in den Riesschichten Kiesnester" gebildet, die dann die Ursache des Zufammensturzes wurden. Solange die eisernen Spundbohlen nicht
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Nach einem Berliner Montagsblatt sollen Anzeichen dafür vor, liegen, daß der Einsturz auf höhere Gewalt zurückzuführen ist. Danach sollen fich durch Strudelbildung oder durch sogenannte„ wandernde Moore" unter den Pfeilern Lücken gebildet haben, wodurch die Pfeiler zum Einsturz gebracht wurden. Dazu haben wir festgestellt, daß, bevor man mit dem Bau der Brüde begonnen hat, bis zu 18 Meter Tiefe gebohrt worden ist, ohne auf irgendwelche Erdschichten zu stoßen, die einen Einsturz hätten hers vorrufen fönnen.
Die eingestürzte Brücke ist eine der größten Brüden, bie bisher aus reinem Eisenbeton hergestellt wurden. Bekanntlich werden Bauwerte aus diesem Material so hergestellt, daß man eine Form in Gestalt der Brückenteile aus Holz baut, in die ein Gerippe aus Eisenträgern hineinkonstruiert wird. Darauf erfolgt das Ausgießen und Feststampfen der eigentlichen 3ementmaise. Die Brücke hat drei Durchfahrten, und zwar zwei Seitenbogen von je 38 Metern und ein Mitteljoch, bañ 60 Meter mißt. Sie ist die erste und größte Brücke dieser Art in ganz Deutschland .
Die Baufirma selbst be streitet jede Schuld und erflärt, daß ihre leitenden Ingenieure, die zahlreiche andere Brücken bereits gebaut haben, das Werk schon vom ersten Tage überwacht haben. Material- oder Arbeitsfehler seien vollkommen ausgeschlossen. Der Schaden, der durch den Einsturz der Garzer Brüde entstanden ist, wird durch eine Versicherung gedeckt, so daß die Wiederaufnahme der Bauten nach Abschluß der Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft unverzüglich vor sich gehen soll. Mit Hilfe von Tauchern und Durchbohrungen soll der Flußgrund erneut auf seine an der von vornherein vorgesehenen Stelle zu vollenden, hängt Tragfeftigkeit geprüft werden. Ob es möglich sein wird, die Brücke jedoch vollkommen von der Frage ab, ob das Flußbett die notwendigen Belastungen aushalten wird.
Leipzig im Zeichen der Bundesschulfeiern.
Leipzig , 20. September. ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonabendabend zeigte der Hauptbahnhof zeitweise ein Gesicht wie zum ersten deutschen Arbeiterturnfest. Da tamen Tausende von Pfeifern, Trommlern und Gästen aus allen Bezirken des Bundes an und marschierten mit Musit nach ihren Quartieren. Am Sonntag stand die Stadt Leipzig völlig im Zeichen der Arbeiter. Turn- und Sportbewegung.
Früh am Morgen des heiteren Tages bereits wurden die Schläfer etwas unfreiwillig gewect. Von 28 bis 8 Uhr ließ das Leipziger Bläserchor seine Weisen vom Balkon der Bundesschule ertönen. Trommlerzüge famen und gingen von und zu ihren Stellplägen. Gleichzeitig fluteten Scharen von teilweise weit hergeeilter Bundesangehöriger durch das Innere der Bundesschule zur Besichtigung. Um 11 Uhr erinnerte der Augustus play an die riesige politische Demonstration furz nach der Revolution, denn viele Hunderttausende wollten Zeugen einer noch nie dagewesenen Demonstration fein.
4600 Spielleute des Arbeiter- Turn- und Sportbundes
standen bereit, auf ein Zeichen die Internationale zu intonieren. Nach turzer Ansprache, die mit einem pieltausendstimmig aufgenommenen Frei Heil!" endete, gab der Bundestambourmajor das Zeichen zum Beginn der Begrüßung durch die Bundesspielleute. Die erſten Schläge der Spielleute hatten den Erfolg, daß die vielen hundert Tauben, die Leipziger Markusplay- Illusion, in dichten Scharen auf und davon flatterten; sie vermochten der überwältigenden Wucht dieser eigenartigen Begrüßung nicht standzuhalten. Gebannt lausch ten die Tausende und aber Tausende der Zuhörer, elektrisiert von den wuchtigen Atforden und als der letzte Ton nach vielfachem Echo verklungen war, da rauschte ein begeisterter Beifalls sturm der Massen über den weiten Platz. Nun zogen die 4000 zur BundesSchule, um hier die Demonstration zu wiederholen. Vom Turm der neuen Schule bot sich ein prächtiges Bild, als die Bundesspielleute das riesige Gebäude des Bundes umzogen. Die imposante Demon stration vom Augustusplaz wiederholte sich und fand vielfach tönenden Widerhall an den Gebäuden ringsum. Dann Ansprachen, tausendstimmige Frei- Heil- Rufe und wieder war ein Teil der vorzüglich organisierten Einweihungsfeierlichkeit vorübergerauscht. Für 2000 der Spielleute war im Volkshaus ein wohlverdientes Mittageffen gedeckt.
Der Sternlauf.
Das gewagte Unternehmen des Sternlaufes glückte aufs groß artigste. Die reibungslose Durchführung der sieben Staffettenläufe ist ein beachtenswerter Triumph der Arbeitersportbewegung. Glück wünsche und Huldigungen wurden zu Fuß, nur streckenweise mit dem Rad, aus den entferntesten Gegen den von Läufern der Internationale nach Leipzig geschafft. Tag und Nacht wurde der Bauf durchgeführt. Im ersten Lauf von Linz a. d. Donau in Desterreich brauchte die Stafette z. B. über die zirka 3000 Meter hohe Zugspitze in den Alpen bis zum Ziel nur 48% Stunden, gewiß eine gewaltige Leistung, insgesamt wurden rund 6000 Kilometer in 300 Stunden gelaufen, so daß auf den Kilometer knapp drei Minuten kommen. Etwa 20 000 Läufer waren an diesem Unternehmen beteiligt. Weit über 100 000 Helfer wurden benötigt, Millionen Zuschauer sind auf die Beine gebracht worden. Außerordentliche Hingabe an die Sache und eiserne Disziplin machten das scheinbar Unmögliche möglich. Pünktlich trafen die Läufer auf dem Augustus. plaß ein, liefen dann gefchloffen zur Bundesschule, dabei den Festzug überholend und später zum Vorwärts- Sportpart, wo die hellen Nickelstäbe geöffnet, die Urkunden verlesen wurden. 19 Kreise des Arbeiter- Turn- und Sportbundes vereinigten so ihre Glückwünsche mit der ausländischen Bruderorganisation,
an.
Der Festzug.
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Starte Menschenmassen umfäumten wieder den Auguftusplay, als am zeitigen Nachmittag 2000 Turnerinnen hinter 60 prächtigen Fahnen und Trommel- und Pfeifentlängen zu törperBorzüglich gelingt auch bildenden Freiübungen aufmarschierten. dieser Teil der Veranstaltung. Freiturner und Sportler schließen sich Niemand konnte sich auch hier der suggestiven Massenwirkung entziehen. Nun formierte sich die Masse zum Fest zuge nach der Bundesschule. Der Weg dahin glich einem Triumphzuge. Er lieferte den Beweis, daß die Masse der Leipziger Bevölkerung hinter dem roten Sport steht. An der Bundesschule drängte sich die Masse in beängstigender Weise. Kurz nach 3 Uhr erschien, aufs lebhaftefte begrüßt, die Stafette, und bald darauf seßten sich die Menschen des Feftzuges, voran der Bundesvorstand, in Bewegung, es folgten zwei Dugend Fahnen und der Zug der Turnerinnen. Jede Abteilung begrüßte die neue sozialistische Sportschule mit begeisterten dreimaligen Freiheilrufen. Die Mitglieder der Arbeiter- Turn- und Sportschule fielen durch ihre geschmackvolle Kleidung auf. Fußballer und Naturfreunde gestalteten das Bild des Festzuges besonders farbenprächtig. Die unentbehrlichen Arbeitersamariter schlossen den imposanten Zug der 12 000 Teilnehmer, der breiviertel Stunden lang an den Zuschauermassen vorbeizog. Der Aufmarsch fand im Vorwärts- Sportpart sein Ende. Hier verfammelten sich ganz gewaltige Massen. Wirkungsvolle Borführungen sämtlicher Bundesschulklassen warben für die Bundesschule. Schlußworte des Genossen Gellert gaben der Einweihungs feier ein würdiges Ende. Der 18. und 19. September 1926 werden als Ehrentage des internationalen Arbeitersports in der sozialisti [ chen Bewegung verzeichnet bleiben. Möge fich die neue Bundes Schule als vorbildliches Institut für die internationale Turn- und Sportbewegung erweisen.
Jugendweihe in der weltlichen Schule.
Die
Die
Manche weltlichen Schulen halten es für richtig, eigene Jugendweihen zu veranstalten. Lehrerschaft und Elternschaft gehen von dem Gedanken aus, daß den Jungen und Mädeln bei ihrem Austritt aus der Schule gerade diese Gemeinschaft, der sie bisher angehört haben, ein Geleitwort mit auf den Lebensweg geben soll. Gerade sie müſſe die Schulentlassenen am Schluß diefes Lebensabschnittes in einem Augenblick des Innehaltens und Sichbesinnens noch einmal hinweisen auf ihre Pflichten gegenüber der neuen und größeren Gemeinschaft, in die sie nun eintreten. Solche Erwägungen wird man nicht ohne weiteres von der Hand weisen dürfen, so weit man es mit weltlichen Schulen zu tun hat. Weltliche Schulen, aber freilich nur sie, bieten die Gewähr, daß ihre Jugendweihen vom rechten Geiste sozialer Gemeinschaft erfüllt sein werden.
Von diesem Geiste war die Jugendweihe erfüllt, die für zwei und 245( Bankstraße), durch die Freie Schulgemeinde weltliche Schulen des Weddings, die Gemeindeschulen 244 am Sonntag veranstaltet wurde. Die in dem Moabiter Ufa- Theater ( Turm und Stromstraße) versammelte Schar der Kinder, der Eltern und Angehörigen samt Lehrerschaft, stand unter dem Eindruck der eindrucksvollen Feier, um deren Gelingen die Schule in gemeinsamer Arbeit mit der Elternschaft fich erfolgreich bemüht hatte. Die Weiherede des Lehrers, Milanto betonte den Gedanken, daß die ins Leben hinaustretenden Jungen und Mädel zu Mitgliedern einer Gemeinschaft der Schaffenden werden müssen, und zu Mitfämpfern in dem Ringen um eine gerechtere Ordnung der Gesellschaft. In dem fünstlerischen Teil der Feier wirkten Gesangschöre und ein Sprechchor mit.
Oberst Heimannsberg , der im Urlaub erfrantte Bizetom. mandeur der Berliner Schuhpolizei, wird Anfang der kommenden Woche seinen Dienst wieder aufnehmen.