Erstaunt sind wir auch, nichts über die Arbeitslosigteil, ommunismus" helfen, den braven Bürger zugunsten des zu hören, die es doch leider in Rußland auch gibt.
Bürgerrats Geld abzuknöpfen.
Wenn auf die ungeheuren Schwierigkeiten hingewiesen wird, mit denen die Bolschewiki bei ihrer wirtschaftlichen Auf bauarbeit zu rechnen haben, so darf dazu gesagt werden, daß es solche Schwierigkeiten in anderen Ländern auch gibt. Auch die deutsche fozialdemokratische und gewerkschaftliche Arbeiter bewegung hat mit Schwierigkeiten zu rechnen, die durch das törichte Treiben der Kommunisten feineswegs erleichtert, sen dern erheblich vermehrt worden sind. Unter anderen Berhältnissen und mit anderen Mitteln als der russische Bolschewismus hat sie für die wirtschaftliche Hebung der Arbeiter flasse zu sorgen. Um 80 Proz. der Borkriegslöhne zu erreichen, würden die deutschen Arbeiter auch schwerlich Revo Der russische Arbeiter," gesteht denn auch die„ Rote von Groß- Berlin, die Pflicht, dieser fommunistischen Bewegung Fahne", lebt nicht im Paradies; er fann nicht in neun vollste Jahren aus den Trümmerfeldern des Kapitalismus lachende te Aufmerksamkeit zu schenken, um im Notfalle als Abwehr organisation in Tätigkeit treten zu können. fozialistische Gärten hervorzaubern." Welch' tiefe, echt, refor Was die Verhältnisse unserer Stadtgemeinde Berlin betrifft, fo mistische" Erkenntnis! Schade nur, daß wir wegen genau treten wir unter dem Gesichtspunkt einer Vereinfachung und sparderselben Erkenntnis und ihrer Anwendung auf den deutsameren Gestaltung unserer kommunalen Berwaltung für eine Herfd en Arbeiter jahrelang als Arbeiternerräter" durch die absetzung der Realsteuern ein. Goffe geschleift worden sind!
Flugs wird ein Bettelbrief verschickt, in dem diese schaurig- schönen Sätze stehen:
Mit der weiteren Befferung unseres Wirtschaftslebens wird sich zwed's Erringung höherer Löhne und Gehälter eine starke Streifwelle über das Land ergießen. Hier drohen Gefahren, über deren Größe sich Handel und Industrie rechtzeitig Rechenschaft geben müssen.
Daneben verfolgen wir nicht ohne Besorgnis die Entwicklung, welche die Kommunistische Partei zu nehmen im Begriffe ist. Seit wenigen Wochen versucht der linke Flügel dieser Partei in Die 3erschlagung des Statsapparates ist deren Ziel. Bei dieser offener Opposition zu ihrer Führung die Massen zu radikalisieren. Sachlage hat die Bürgerratsbewegung, in Sonderheit der Bürgerrat
lution machen.
Stein, auch in Rußland kann der deutsche Arbeiter nicht lernen, wie man auf dem fürzesten Wege ins Paradies gelangt. Bozu aber dann die aufdringlich- plumpe Reflamereiferei, Schreiberei und Rederei?
Gine sachliche Auseinandersehung über das russische Pros blem mi: gerechter Berteilung von Licht und Schatten scheitert nicht an der Soziademokratie. Sie scheitert an der KẞD., der finnlos gewordenen deutschen Filiale des russischen Bolschewismus. Aber auch daran soll sie auf die Dauer nicht scheitern! Das echt fommunistische Rußland theater mit einigen als SẞD.- Genossen" grell aufgeputzten Mspreiern hat mit einer ernsten Erforschung der russischen Verhältnisse nichts zu tun. Es hat nichts zu tun mit dem wirklichen Verhältnis zwischen Rußland und der deutschen Arbeiter lasse, die das russische Experiment mit Intereffe ver foigt, aber ohne Neigung, es zu iopieren.
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Die deutsche Arbeiterklasse hat zu viel Achtung vor den persönlichen Rechten jedes einzelnen, vor dem Recht auch des Andersdenkenden, seine Meinung zu äußern, als daß sie in dem Paradies", das die Bolschewiti den Menschewiti im Gefängnis eingerichtet haben, ein Borbild sehen könnte. Sie denkt auch in wirtschaftlichen Dingen nüchtern genug, um zu erkennen, daß es nicht darauf antommt, ein System zu errichten, das sich sozialistisch" nennt, sondern vielmehr darauf, durch den Sozialismus bie arbeitenden Menschen freier und glücklicher zu machen. Zu diesem Ziel geht sie ihren Weg, der lang und beschwerlich ist. Daß auch der russische nicht kurz und angenehm ist, haben wir gesehen. Aber sie wird ihr Ziei erreichen, trotz aller Hindernisse und auch trotz aller Bocksprünge, die die Kommunisten im Straßengraben nebenan vollführen. Die nimmt längst tein denkender Arbeiter mehr ernst!
Zur Durchführung der genannten Aufgaben, die erhebliche Anforderungen an die Tätigkeit des Bürgerrats von GroßBerlin stellen werden, bedürfen wir ausreichender mittel. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß Sie uns bei der Aufbringung dieses Kampffonds durch Ueberweisung eines größeren Beitrages unterstützen werden.
,, Genannte Aufgaben"? Welche sind das? Industrie und Handel sollen sich Rechenschaft geben". Dafür braucht Loebell Geld! Der Bürgerrat will den Rommunisten ,, Aufmerksamkeit schenten". Dafür braucht Loebell Geld! In Berlin will der Bürgerrat für etwas eintreten". Dafür braucht Loebell Geld!
Man könnte dieses neckische Spiel noch weit fortführen. Aber wir verzichten drauf, weil wir wissen, daß die Geldquellen für das Eintreten", für das Aufmerksamkeit schenken" usw. nicht mehr fließen wollen. Der Bürger sieht mählig ein, daß der Bürger rat feinen andern Rat mehr weiß, als schnorren gehn!
Juli 1925:
Jm Geiste Lenins.
Nuancen des Leninismus.
Telegramm des 10. Parteitages der KPD. an ma slow:" Der 10. Parteitag der RPD. sendet Dir brüder. liche Grüße und den kameradschaftlichen Dank für das, was Du zur Klärung der Partei in den Grundsägen des Leninismus getan haft. Der Parteitag gelobt alle Kraft einzusehen, um die Partei im Geifte Lenins zu einer flaren, aielbewußten, bolschewistischen Partei zu machen."( Abgedruckt im Bulletin des 10. Parteitages Nr. 2.) Auguff 1926:
Die Rote Fahne " über Maslow: Im Lichte dieses ver Unter den„ SPD. - Genossen", die der 2. Arbeiterbelegation ange- räterischen Bieles sind auch die früheren Schritte hören, nennt die Rote Fahne" auch einen gewissen Budóeschvon Maslow und Ruth Fischer zu betrachten: wiederholte Difai Lifenbach. Dieser ist seit April nicht mehr Mitglied der Partei. Plinbrüche. Betrug der Partei und der Komintern , feiges, Bodien Saarbrücken war Kommunist und trat vor einiger Zeit unwürdiges Berhalten vor Gericht( Maslow). Be Bodien- Saarbrücken war Kommunist und trat vor einiger Zeit wußte Heßredner gegen die Sowjetrepublik, beder Partei bei. Er ist Mitarbeiter einiger Parteizeitungen, mußte Spalter der Partei, unwürdige Rapitulanten vor dem Staatsgerichtshof, Günftlinge des Ober= reichsanwalts, haben fein Recht, sich auf oppofitionelle Ar beiter zu berufen. Sie gehören nicht mehr in die rote Front. Sie find bereits ein Bestandteil der weißen Front unserer Feinde. Ruth Fischer und Maslow gehen den langen, sicheren, allzu befannten Weg des Arbeiterverrats. Auf diesem Weg gibt es feine Grenzen und feine Rückkehr. Die„ linten" Phrasen, die man dorthin mitnimmt, verrinnen nach ein paar Tagen im Sand. Was übrig bleibt ist das hemmungslose und ftrupellose Renegatentum."
Loebell lebt...
Aber er hat kein Geld mehr.
Beim Bürgerrat von Groß- Berlin", einer Zweigstelle des sattsam bekannten ,, Reichsbürgerrats" der„ Erellenz Frize" alias Loebell, herrscht wieder einmal" Ebbe. Die Zeiten sind schlecht. Man muß schnorren gehen. Wo das steht schon fest, aber das Wie macht Kopfzerbrechen. Aber ist man nicht in Loebells Kriegs- Schule gegangen? Selbstverständlich also muß die Streifwelle" und der
Zu Webers 100. Todestag, nachträglich, führt die Oper am Platz der Republik dieses Wert auf, das jedem Muffler Freude bereitet, jedem Kapellmeister Aufgaben stellt, aber jedem Regisseur und Theaterdirektor ein lieber Dorn im Auge ist. Schwer, für diefes Singspiel und Ausstattungsstüd heute noch Stimmung zu schaffen, wenn das blendende Potpourri der Ouvertüre vorbeigerauscht ist. Es herrscht dann der Maschinendirektor. Kinderaugen schauen eine Welt des Scheins, die nicht durch Sinn und tiefe Bedeutung, sondern durch Unsinnlichkeit und Bedeutungslosigkeit auffällt. Ein Märchenspiel auf Kommando. Wenn auch Romantik zu Wundern und Einbrüchen in die Logit des Daseins verpflichtet, wenn diese Kunstrichtung auch Gehirn durch Gemüt, Spannung durch poetischen Schwung erjeßt, so darf doch auch ein zauberischer Sput nicht langweilig merben. Das Wort ist heraus: was der Oberon" textlich gibt, ist monoton und uninteressant. Und dann der große Riß: Webers Musit versucht mit unendlicher Güte, Schönheit, Anmut, mi: schwelgerischen Wohlflang und graziösen Elfenschritt über diese Sprach- und Handlungsarmut hinwegzutanzen. So spürt man das Unmögliche des ganzen Bertes in jeber Note doppelt schwer.
Die Umarbeitung einer Begleitmufit zu einer Oper, war Weber nicht mehr vergönnt. Ohne das Original anzutaften, bat Mahler die beste der Szenen- und Dialogretouchen vorgenommen. Die fah man auch bei Kroll. Mit einer durch Sicherheit nur noch unter strichenen Begeisterung waltete Blech feines Amtes. Auf der Bühne erfreuten die Nebenpersonen, Elfriede Marherr und Genia Guszalewicz, sowie der vorbildliche Oberon Robert Philipps, den fein Alter plagt. Frieda Leider fang die Rezia jo, als habe sie irgend jemandem die Uebernahme diefer Bartie übelgenommen. Berstimmt in der Seele und in der Stimme. Auch die Dzeanarie hatte feinen großen Schwung mehr und gipfelte nicht. Friz Soot, der Albereite, ist als hüon fehl am Blag. Wenigstens ist ihm das Oratorische nicht gegeben, und mit den hohen Tönen quälte er sich sehr. Die Ausstattung von Aravantinos, nicht viel anders als früher, bunt und märchenhaft. Beifall gab's, aber er zündete nicht. Es liegt am Wert, faum allein an der Darstellung, die heutigen Menschen etwas Vorgestriges aufzwingt. Eine Oper mie Oberon" aber verlangt gebieterisch die Umschau nach neuen Gingeträften. Der Generalintendant wird zwischen Stars und Ensemblenotwendigkeiten die Mitte halten müssen.
Die amerikanische Riviera. Wenn man von dem jetzt so schwer heimgesuchten Florida als der„ amerikanischen Riviera" spricht, so macht man sich meist falsche Vorstellungen über die Entfernungen, die die fashionablen Badeorte von den Hauptpunkten der Vereinigten Etaaten trennen. Eine Reise nach den gesegneten, vom sonnenbeglänzten Meer bespülten Landstrichen mit dem weißen Strand, den miegenden Palmen, dem blauen Himmel und den leuchtenden Jaffaden luxuriöser Hotels ist etwa für die New- Yorker feine Kleinigfeit. Man muß sich daran erinnern, daß New York auf dem Brette grad von Neapel liegt, während sich die Südfpize von Florida au den Wendefreis heranjchiebt. Eine Fahrt New Yort- Miami täme also z. B. ungefähr einer Reise von Neapel nach Assuan gleich. Es ist sicherlich nicht nur die günstige Lage, die aus Florida die viel besuchte amerikanische Riviera gemacht hat. Sein Klima muß wirk lich schon ganz besondere Reize haben, wenn in kaum einem Jahr zehnt diese Halbinsel einen so beispiellosen Aufschwung nehmen konnte, daß dort ganze Städte und Brachtpläge entstanden. Wenn auch im Winter gelegentlich vom Norden her Kälteeinbrüche zu ver zeichnen sind, denen allerdings keine Dauer beschieden ist, so ist doch im Dezember und Januar das Klima von sommerlicher Wärme. Roch vor fünfzehn Jahren galt Florida als ficberdurchfeucht und von Moskitos und Schlangen bevölkert. Erst im Krieg, als man dort Truppenübungspläge anlegte, fonnte die Halbinsel ihre zweite Entdeckung feiern Heute herrscht während der Wintermonate dort ein Betrieb, der an Lurus und Aufwand seinesgleichen sucht. In Miami , Balmbeach, Key West und Jacksonville gibt sich die New- Yorker Highlife ein Stelldichein. Hotelpaläste und Bruntvillen, Balmwälder, üppige Gärten und der ausgedehnte Strand sind der Schauplatz für die Genfationen der Gesellschaft, für ihre sportlichen Bergnügungen gewaltige Entwicklung Floridas ihren Höhepunkt erreicht hat. Die und ihren Kampf gegen die Langeweile. Doch scheint es, daß die pon der Spekulation erzeugte Konjunktur ist im Abflauen, besonders seit sich die vornehmen Kreise aus dem zu wenig ertlufiven Badeleben zurückzuziehen scheinen. Da sich das Unheil gerade während dieser abflauenden Konjunktur ereignet hat, wird die Halbinsel vielleicht auf Jahre an seinen Nachwirtungen zu tragen haben.
Die Internationale Buchfunstausstellung. Für das nächste Jahr bereitet der Verein Deutscher Buchkünstler eine Internationale Buch funftausstellung im Leipziger Museum vor. Sie wird das ganze Sie wird das ganze und befte buchtünstlerische Leistungen aus allen Kulturländern zeigen. Erdgeschoß und dazu die Anlagen hinter dem Museum einnehmen Das Brotektorat haben je ein Vertreter deutscher Kunst, Literatur und Wissenschaft: Liebermann, Hauptmann und Harnad. Die Altmeister und Führer der deutschen Buchkunst werden mit Sonder. ausstellungen zu fehen sein: Liebermann, Slevogt , dann Corinth , aus Anlaß ihres 50. Geburtstages E. R. Weiß und Walter Tiemann , ferner Rudolf Koch , Paul Renner , Hugo Steiner - Prog, der Vorfizzende des Vereins, Marcus Behmer , Erich Gruner u. a. In Sonderabteilungen will man das Kinderbuch aller Völker und das schöne billige Buch zeigen. Die berühmte Sammlung von Bucheinbänden aus dem Besitze von Klingspor, dem hervorragenden Offenbacher Schriftgießer, soll zum ersten Male gezeigt werden.
ER hofft.
Wilhelm telegraphiert an die Frontkämpfer. ER fann es nicht lassen. ER hat zum Armee- und Marins gedenktag in Nürnberg telegraphiert:
,, Die alten Fronttämpfer, deren Heldentaten auf allen Schlachtfeldern unvergeßlich bleiben, werden auch, des bin ich gewiß, wieder in erster Reihe stehen, wenn es gilt, Monarchie und Kaiserreich wieder aufzurichten. Wilhelm I. R." Er hofft, er harrt. Hoffen und harren, macht manchen zum
Narren. Sogar manchen, der es zuvor noch nicht gewesen ist!
Amtsmißbrauch durch einen agrarischen Amtsvorsteher. Strafmandat und Ueberstundenarbeit.
Zu welchen Taten preußische, beffer gefagt, großagrarische Amts. vorsteher fähig sind, beweist ein Vorgang, der den Berbandsvorstand des Deutschen Landarbeiterverbandes aus dem Kreise Prenzlau gemeldet wird. Danach beauftragte der Gutsbefizer und Amtsvorsteher von Arnim zu Beginn des Jahres den Arbeiter P., spät abends das Hausmädchen vom Bahnhof in Basewalk abzuholen. P. lehnte bas ab, weil er den ganzen Tag unterwegs und bei dem strömenden Regen bis auf die Haut burchnäßt war. Diese Beigerung nahm der Gutsbefizer von Arnim zum Anlaß, fich feiner Würde als Amtsporsteher zu erinnern und dem Arbeiter ein Strafmandat folgenden Wortlauts ins Haus zu schicken:
Sie haben sich am 30. Dezember 1925 geweigert, notwendige leberstunden zu leisten( Abholung eines Hausmädchens vom Bahnhof Bajewalf), obgleich Sie nach dem Tarifvertrage zur Leistung von Ueberstunden verpflichtet sind.
eine
Die Uebertretung wird bewiesen durch den Inspektor Mai. Es wird deshalb gegen Sie auf Grund d.. bei der Amtstaffe Büsedom zu erlegende Geldstrafe von 3,40 Mart, an deren Stelle, wenn sie nicht beizutreiben ist, eine Haft von 1 Tag tritt, hierdurch festgesetzt.
Sollten Sie sich durch diese Straffestlegung beschwert halten, fo fönnen Sie innerhalb einer Woche, von Zustellung dieser Berfügung an, bei der unterzeichneten Behörde schriftlich oder zu Protokoll, oder bei dem zuständigen Amtsgericht schriftlich oder zu Protofoll des Gerichtsschreibers auf gerichtliche Entscheidung an tragen. Erfolgt binnen dieser Frist ein solcher Antrag nicht, so wird die festgesezte Strafe vollstreckt.
Gegen die Berfäumung der Antragsfrist fann Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beansprucht werden, wenn der Beschuldigte durch Naturereignisse oder durch andere unabwendbare Zufälle an der Einhaltung der Frist verhindert worden ist. Der Anirag muß binnen einer Woche nach Beseitigung des Hindernisses unter Angabe der Glaubhaftmachung der Versäumnisgründe bei der Polizeibehörde oder beim Amtsgericht angebracht werden.
Stempel: Der Amts- Borsteher. gez. v. Arnim.
Dieser Borgang ist ganz ungeheuerlich. Er zeigt, daß die landwirtschaftlichen Unternehmer bei der Durchsetzung ihres Willens und bei der Ausspielung ihrer Selbst herrlichteit den Arbeitern gegenüber nicht einmal vor dem rücksichtslosen mißbrauch eines ihnen übertragenen öffentlichen Amtes zurückschreden.
Die Sache wird noch pikanter, wenn man bedenkt, daß feinerlei gefeßliche Bestimmungen bestehen, die einem Amtsvorsteher das Recht geben, Arbeiter wegen Verweigerung von Ueberstundenarbeit strafrechtlich zu verfolgen. Auch der für den Kreis Prenzlau geltende Tarifvertrag läßt derartiges nicht zu. Mit arbeitverweigernden Arbeitern fertig zu werden, ist, lediglich Sache des Arbeitgebers. Das gesteht auch der Herr von Arnim in seinem Strafmandat dadurch ein, daß er es unterläßt, anzugeben, welches die rechtliche Grundlage für sein Borgehen ist.
Das Wort haben jetzt die dem Herrn von Arnim vorgesetzten Behörden. Sie müssen der Deffentlichkeit fagen, was veranlaßt wurde, um in dem vorliegenden Falle der Gerechtigkeit Geltung zu verschaffen. Im übrigen zeigt das Vorgehen des Herrn von Arnim, wie unbedingt notwendig es ist, daß wir endlich zur Auflösung der Gutsbezirke und damit zu einer gründlichen Reorgani fation des ländlichen Verwaltungsapparates fommen.
Der verurteilte„ Cotus"-Offizier hat vom türkischen Gericht bie Erlaubnis erhalten, frei zu reisen. Er geht zu Schiff nach Frankreich .
Seit
Die Ergebnisse der ärztlichen Studentenuntersuchungen. dem Jahre 1922 find in Deutschland in steigendem Umfang allgemeine ärztliche Studentenuntersuchungen durchgeführt worden. Bunächst geschahen diese Untersuchungen in Tübingen und Dresden , um auf diese Weise schwere Krantheitsfälle, besonders Tuberkulose, herauszufinden, und bald folgten andere Hochschulen diesem Beispiel. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bis zum Jahre 1924 wurden von Dr. Lothar Loeffler in den Mitteilungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte" dahin zusammengefaßt, daß die Studentenschaft im Vergleich zu den Angehörigen anderer fozialer Schichten der Bor- und Nachfriegszeit untergewichtig war; die Tuberkulofehäufigkeit betrug damals etwas 4 Proz. Unterdeffen ist der größte Teil der deutschen Hochschulen zu solchen Unterfuchungen übergegangen, die in Baden , Bayern und Württemberg durch Ministerialerlässe obligatorisch gemacht worden sind. Dabei ist die Aufdeckung von Krankheiten und die Fürsorge für Kranke etwas in den Hintergrund getreten, während die sportärzt liche Voraussetzung für die so wichtige Durchführung allgemeiner lichen 3 we de immer mehr hervortraten. Ist es doch unerläß Leibesübungen, daß jeder einzelne vorher auf die Leistungsfähigte feines Körpers untersucht wird. So werden denn sehr eingehende sportärztliche Meffungen vorgenommen und Ratschläge, zum Teil von besonderen Sportärzten, erteilt. Ueber den augenblic lichen Einährungszustand der Studentenschaft im Beraleich zum Frühjahr 1924 gehen die Ansichten auseinander. Grade die Hochschulen, die sich auf die längste Erfahrung ftützen können, melden eine wesentliche Besserung, und dies Urteil fällt um so mehr ins Gewicht, als sonst nirgends eine Verschlechterung Die Werte für die Tuberkulosehäufigkeit Schwankten nicht unerheblich; doch dürfte die Zahl um 3 Proz. festgestellt wurde. liegen, also 1 Proz. weniger als 1924.
Gefährdete Wandmalereien in der Berliner Marienkirche. Die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Totentanz"-Fresten im Turmbau der Berliner Marienkirche sind in Gefahr, infolge von eindringender Feuchtigkeit abzublättern. Sie sollen jetzt von Prof. Mag Kutschmann erneuert werden, der schon vor mehr als 30 Jahren einige der Gemälde restauriert hat. Die Kosten der Wiederherftellung in Höhe von 3000 m werden zu einem Drittel von der Stadt Berlin und zu zwei Dritteln vom preußischen Staat überdie Feuchtigkeit herrührt, muß wesentlich beschnitten werden. nommen. Der an der Außenmauer hochgeranfte Efeu, von dem
Der Kuban- Kofaten- Chor bringt in feinen Ronzerten am 27. September in der Eingakademie und am 28. September im Blüthnersaal tinchliche Gesänge und ruffische Volkslieder zum Bortrag.
der internationalen archäologischen Gesellschaft unter Führung des deutschen Die älteste jüdische Ansiedlung. Aus Jerusalem wird berichtet, daß es Brofessors Ernst Sellin gelungen ist, die Ruinen der ersten jüdischen Anfiedlung von Palästina in der Nähe von Raclus, dem Schechem des Alten Testaments , aufzufinden.