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Die große Polizeiausstellung.

Eröffnung am Sonnabend.

Die Große Polizeiausstellung Berlin 1926, an deren Organisa­tion das Preußische Ministerium des Innern, das Berliner Messe­amt, die Ausstellungskommissare aller deutschen Freistaaten und namhafte Industrieführer seit mehr als Jahresfrist gearbeitet haben, wird am tommenden Sonnabend, vormittags 11 Uhr ihre Pforten öffnen. Bei der für die Eröffnung vorgesehenen schlichten Feier im Festsaale der Neuen Autohalle am Kaiserdamm werden der preußische Minister des Innern Genosse Severing, Ober­bürgermeister Böß und der preußische Ministerpräsident Genoffe Braun das Wort ergreifen.

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Der Wiener Städtebaukongreß.

Eine internationale Kundgebung für Wohnungs- und Bodenreform.

Bas als Kongreß, als Arbeitsgemeinschaft geplant war, ist fast| zu einem großartigen System der dezentralisierten Großstadtsiedlung zu einer Boltsversammlung geworden. Mehr als tausend ausgestaltet hat. In den letzten Jahren haben die Städtebauer ihre Fachleute und Interessenten der Wohnungsreform und des Städte- Meinung über die Großstadt von Grund aus umgeändert. Während baues aus allen Ländern Europas und der Erde haben sich in Wien man sich früher nur für die dichtest besiedelten Gebiete des Landes versammelt, um das Problem der Verbesserung unseres Wohnungs interessierte, also für die geschlossen verbauten Steinwüsten, hat man wesens zu studieren. Einen merkwürdigen Eindruck macht diesmal jeht eingesehen, daß zur Großstadt nicht allein die Straßen, Bläße, die bunte Versammlung. Die überwiegende Mehrzahl der Teil- Mietkajernen und allenfalls Villen mit Gärten gehören, sondern daß nehmer find entweder bürgerliche Sozialreformer oder nüchterne die Großstadt ein gewaltiges Wirtschaftsgebiet iſt, Baumenschen oder gar Geschäftsleute, die am Bau verdienen wollen. das viele Kilometer weit reicht und auf diesen Umkreis ihren Einfluß Dennoch empfindet man die Verhandlungen weit mehr als bei den ausübt. Dieser gewaltige Umkreis muß daher in die städtebaulichen früheren Kongressen als eine einheitliche Willenskund­Betrachtungen einbezogen werden, wenn man für die Zukunft etwas gebung nicht etwa für Rentabilität und Bodenausnutzung, son- planen will. Die Mehrzahl der Städtebauer, unter ihnen vor allem dern für eine rationelle Gestaltung des Wohnungs- die jüngeren, sieht um so stärker die Notwendigkeit einer planmäßigen und Städtebauwesens zum Wohle des gesamten Volkes. Stadtentwicklung ein und sucht nach neuen Wegen, um die Schäden Die ersten beiden Sigungen waren der Frage der Landbe. der bisherigen Entwicklung wieder gut zu machen. So ist in den letzten drei Jahren aus dem Städtebau die gewidmet. Schon aus den gedruckten Vorberichten ergab sich eine überraschende Uebereinstimmung der Referenten. Ebenso einheitlich war die Stimmung des gesamten Kongresses. Leute, die auf anderen Gebieten des Wirtschafts- und sozialen Lebens jede Art von Soziali fierung ablehnen würden, find auf Grund ihrer ganz praktischen Arbeit auf dem Gebiete des Städtebaues dazu gekommen, die Forderung aufzustellen, daß das Privateigentum am Grund und Boden für die Durchführung einer gesunden Städtebau und Wohnungspolitik ein unüberwindliches Hindernis bedeutet, daß die Beschränkungen dieses Privateigentums durch Aufstellung von Be. bauungsplänen, Festsetzung von Hochbauzonen, Flachbau­zonen, Industrie- und Freiflächenzonen dann wirkungslos bleiben müssen, wenn die Verfügungsgewalt über den Grund und Boden sich nicht in einer Hand befindet, und zwar in der öffentlichen Hand. Der Ruf nach einer

In den drei großen Ausstellungshallen am Kaiserdamm und, da diese nicht ausreichten, auch auf dem gesamten Freigelände im Umkreis der Hallen, bietet sich den Besuchern folgendes Bild: Halle I( alte Autohalle) ist als Ehren­halle der deutschen Länder, der Reichsbehörden und der Staaten des Auslandes vorgesehen, die sich an der Ausstellung beteiligen. Etwas ganz Besonderes bietet das große Polizeimuseum. Eine sehr um­fangreiche Sammlung mittelalterlicher Folterwerkzeuge, eine Fülle interessanter alter Polizeiurkunden und durch liebenswürdiges Ent­gegenkommen des Magistrats der Stadt Ansbach , eine Sonderaus- haffung und der Bodenfrage in bezug auf den Städtebau ftellung des Falles Casper Hauser. Angliedernd sehen wir die Ausstellungsgruppe Polizeibeamtenwesen". Dann, gegenüber dem Durchgang zur Halle II, wird die sehr interessante Gruppe Polizei und Bresse aufgebaut. Der Innendienst, oder besser gesagt, die Berwaltungspolizei, zeigt den Besuchern veraltete, unmoderne Bureaueinrichtungen, dann sehen wir etwas von der Bau- und Theaterpolizei und ein vollständig eingerichtetes Polizeirevier. Die Gruppe Polizeihumor" mit Bildern und Figurinen der Maler Schwerdtfeger und Casberg bilden den Abschluß von Halle I. Halle II( neue Autohalle) ist für die uniformierte Staatspolizei, deren Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung vorgesehen. Ferner füllt einen großen Teil der Halle die moderne Berkehrspolizei und die moderne Technik aus. Wir sehen etwas vom Landverkehr, vom Waffer und Luftverkehr, dem Verkehr in Draht und Aether und die technischen Schulen in einer Sonderausstellung des Reichsver­bandes der Automobilindustrie. Nicht nur für den Fachmann, sondern auch wohl für die meisten der Besucher am interessantesten ist die Halle III. Der Ort, wo sich die Kriminalpolizei und Feuerwehr ein Stelldichein gegeben haben. Die Kriminal­polizei, die den größten Teil der Halle einnimmt und als Mittel­punkt der Ausstellung das Modell eines Tatortes in einem Mordfall mit der kriminalistischen Bearbeitung und Auswertung der Tatort spuren zeigt, führt weiter in ihre einzelnen Spezialgebiete( Einbruch, Diebstahl, Betrug usw.)

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25 fremde Staaten und Länder wetteifern darin, das Interessanteste, Lehrreichste, was langjährige Bragis erworben und aufgebaut hat, den Besuchern zu zeigen. Es ist damit zu rechnen, daß die Polizeiausstellung 1926 ein Ereignis von größter Bedeutung wird, nicht nur für Berlin , Preußen und Deutschland , sondern für die gesamte Welt.

Ein ganzes Treppenhaus in Flammen. Ursache: wahrscheinlich eine glimmende Zigarette.

Ein größeres, sehr gefährliches Feuer, wie es in seiner Art vielleicht seit Jahrzehnten in der Berliner Feuerchronit nicht zu ver­zeichnen war, beschäftigte heute morgen gegen 3 Uhr zwei Lösch züge der Feuerwehr in der Krautstraße 1a, im Osten Berlins .

In dem Seitenflügel des erwähnten Hauses wohnen zahlreiche Mietparteien. Im Erdgeschoß, wo sich früher ein Eingang zu den Kellereien befand, wurde vor längerer Zeit ein Verschlag eingerichtet, in dem allerlei Gerümpel lagerte. Kurz vor 3 Uhr wurde von Hausbewohnern starter Qua Im wahrgenommen, der aus dem Erdgeschoß zu kommen schien. Die Feuerwehr wurde von zwei Seiten zu gleicher Zeit angerufen. Inzwischen hatte sich das Feuer, das in dem Verschlag zum Ausbruch gelommen war, mit großer Schnelligkeit ausgebreitet. Das ganze Treppenhaus vom Erdgeschoß bis hinauf zum vierten Stockwerf brannte lichterloh. Die Wehrleute sahen sich einem einzigen Flammenmeer gegenüber. Die Treppengeländer, der Bodenbelag und sogar die Wohnungstüren hatten Feuer gefangen. Der Bewohner bemächtigte sich eine Panit. Nur mit größter Mühe und dank der aufopfernden Tätig. feit der Wehren unter Leitung von Baurat Footh gelang es, die Leute einigermaßen zu beruhigen und eine Katastrophe zu verhüten. Durch Zurufe wurden die Mieter verständigt, die Fenster ver­schlossen zu halten, damit durch die starke Rauchentwicklung niemand

Bermehrung des fommunalen Grundeigentums wird immer stärker. Die bestehenden Enteignungsvorschriften werden als immer unzulänglicher empfunden. Die Notwendigkeit einer planmäßigen Bodenwirtschaft wird immer mehr eingesehen. Städtebauer alten Stils, welche sich auf eine Regulierung der Straßen und der Parzellen beschränkten und sich mit architektonischen Problemen abgaben, die Bodenwirtschaft aber der Spefulation aus­lieferten, werden immer seltener. Als einer der Redner, ein Baurat aus Dresden , sich gegen die angeblich zu weit gehenden Bestrebungen der Landesplanung wandte, welche das ganze Land mit Wirtschafts­plänen überziehen wolle und sogar die privaten Grundstücksgrenzen aufzuheben trachte, begegnete er einem leidenschaftlichen Widerspruch des gesamten Kongresses. Selbst die englischen Vertreter erklärten einhellig, daß sie ihre Gartenstadt- und Wohnungsreform bestrebungen nur dann zur Durchführung bringen fönnen, wenn sie nicht mit dem Privateigentum am Grund und Boden rechnen müssen. Alle Stimmen vereinigten sich zu der einen Forderung nach Blanmirtschaft.

Der Städtebau und die Produktion von Wohnungen ist offenbar dasjenige Gebiet wirtschaftlicher Betätigung, auf dem der Sozialismus zuerst zur Notwendigkeit wird,

auf dem daher auch nicht nur die Anhänger der Arbeiterbewegung, sondern auch die Vertreter der bestehenden Wirtschaftsordnung sozialistische Forderungen erheben.

Die nächsten Sigungen waren dem Problem

Großhaus oder Kleinhaus,

die Schlußßigung der gemeinnügigen Bautätigkeit ge­widmet. Noch vor wenigen Jahren war das Kleinhausproblem heiß umstritten, die Gartenstadt noch unpopulär, Das hat sich seit dem Kriege geändert. Die Amerikanisierung unserer Großstädte hat das Wohnen in der Stadt wenig erträglich gemacht und die Sehnsucht nach einem Einfamilienhaus in einer entlegneren Gegend gesteigert. Dazu kommt, daß das, was zuerst noch in unbestimmten Formen der Gartenstadt oder Gartenvorstadt erstrebt wurde, allmählich sich

Das städtische Defizit. Verhandlungen über die Deckung.

Es ist bekannt, daß unter dem Druck der ungeheuren Erwerbs­gefährdet werde. Das Löschen gestaltete sich zunächst sehr schwierig, losigkeit die Ausgaben der Stadt auf dem Gebiete der Wohl. ta die Wehrleute nicht ohne weiteres wegen der großen Gefahr infahrtspflege außerordentlich gestiegen sind. Da auch sonst die finan­das brennende Treppenhaus eindringen konnten. Ein als glücklich au bezeichnender Umstand fam ihnen aber zu Hilfe. Die Flurfenster scheiben hielten der gewaltigen Higeentwicklung nicht mehr stand und zersprangen. Jetzt fonnte das Flammenmeer durch Wassergeben durch die Fenster vom Hof aus erfolgreich bekämpft werden. Nach längerer Tätigkeit gelang es dann, des Feuers Herr zu werden. Es ist ein großes Glück, daß das Feuer die Wohnungen verschonte. Eine fleine Unbesonnenheit hätte genügt, um namenloses Elend über viele heraufzubeschwören. Die Entstehungsursache fonnte bisher Die Entstehungsursache konnte bisher noch nicht einwandfrei geklärt werden. Es wird vermutet, daß ein spät nach Hause fommender Mieter einen 3igarren oder 3igarettenrest achtlos fortwarf, der in den Verschlag fiel und das Feuer entfachte.

Die reiseluftige Dreizehnjährige.

zielle Lage der Stadt Berlin infolge ihrer starken steuerlichen Be­nachteiligung sich dauernd verschlechtert hat, steht man vor der Not wendigkeit, erhebliche Mehrbeträge an Einnahmen zu be­schaffen. Oberbürgermeister Böß und Stadtkämmerer Dr. Rar­bing haben deshalb die Fraktionsführer heute mittag zu einer Besprechung ins Rathaus geladen. Wie wir hören, herrscht noch die größte unsicherheit über die Wege, die eventuell zur Be eitigung des Defizits führen könnten. Die Verhandlungen, die heute im Rathaus stattfinden, sind jedenfalls zunächst rein in. heute im Rathaus stattfinden, sind jedenfalls zunächst rein in formatorischer Art. Eine bestimmte Magistratsvorlage liegt noch nicht vor. Bielleicht ist es möglich, daß zum Donnerstag der Stadtverordnetenversammlung tonfreie Borschläge gemacht werden. Erst dann wird man in der Lage sein, zu ihnen fritisch Stellung zu nehmen.

Todessturz eines Dachdeckers. Der 30jährige Dachdecker Franz Meurer, aus der Kolonie Schönblid bei Woltersdorf , war gestern nachmittag auf dem Dach des Hauses Paul- Singer Straße 9 mit Dacharbeiten beschäftigt. Zu diesem Zweck hatte er eine Leiter an einem Dachhafen befestigt, sich aber nicht an= gefeilt. Der haten gab plöglich nach und M. stürzte vom Dach des Seitenflügels aus der Höhe des fünften Stockwerkes auf den asphaltierten Hof hinab, wo er mit gerfchmetterten Gliedern schwerverlett liegen blieb. Ein sofort hinzuge rufener Arzt tonte nur noch den Tod feststellen. Die Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus geschafft.

Das Bolfsbildungsamt Prenzlauer Berg beginnt seine Winterarbeit mit einer Vortragsreihe Stimme der Böller". Die erste Veranstaltung: Desterreichische Musik findet am Dienstag, den 21. September, abends 8 1hr, in der Aula der Königstädtischen Oberrealschule, Pasteur Straße 44/46, ftatt. Mitwirkende sind: Margot Stabl( Gesang), das Waghalter Quartett und Dr. Felig Günther, der auch den ein­leitenden Vortrag hält. Der Eintrittspreis beträgt 30 Pf.

Aus der elterlichen Wohnung verschwand, wie wir mitteilten, bie faft 13jährige Schülerin Hildegard Büttner aus der Seume­straße 22 zu Lichtenberg . Die Ermittlungen der Kriminalpolizei hatten nun ein überraschendes Ergebnis. Schon 5 Tage lang vorher war das 1,60 Meter große und träftig entwickelte Mäd chen morgens regelmäßig mit der Schulmappe von Hauje wegge gangen und immer zur rechten Zeit wiedergefommen. Die Schule jedoch hatte es nicht besucht. Am vergangenen Mittwoch entwendete es daheim 150 m., machte sich wieder mit der Mappe auf den Weg, ging aber zu Wertheim , kleidete sich hier neu ein und faufte auch noch einen fleinen Koffer, in dem sie die alten Sachen mitnahm. Dann fuhr sie nach Stettin . Hier lernte fie eine Frau fennen, der ihr Wesen sehr gefiel. Diese machte mit dem Besuch einen Ausflug nach Finkenwärder und setzte ihn endlich in den Berliner Zug, damit er wieder nach Hause fahre. Das war am vergangenen Freitag. Die Frau in Stettin fragte nun in Lichten­ berg an, ob fie nicht das Mädchen, das sich für eine Fünfzehnjährige ausgegeben hatte, für die Dauer zu sich bekommen fönne. Jetzt er­Die Ver­fuhr fie, daß es gar nicht nach Hause gekommen war. mißte ist wahrscheinlich auf irgendeiner Station zwischen Stettin und Berlin ausgestiegen und hat wohl wieder eine Bekanntschaft gemacht. Den Koffer mit den alten Sachen und einigen Büchern hat fie in Stettin zurüdgelassen. Die Bermißtenzentrale des Polizeis präsidiums fucht jetzt weiter nach der Berschwundenen. Sie hat sich unterdeffen einen Bubitopf schneiden lassen und trägt jegt einen gelblichbunten Bullover, eine gelblichbunte Stridjade, einen blauen Faltenrod und helle Strümpfe. Mit sich führt sie einen Regen- richterstatter geben weit auseinander. Die Zahl der aufgefundenen schirm und eine kleine Lacklederhandtasche.

Freistellen in einer Privatschule. Direktor Jantowitys Borbereitungsanstalt( Schöneberg , Rosenheimer Str. 23), eine private höhere Knabenschule, die von Serta bis zur Borbereitung auf das Abiturienteneramen führt, vergibt zu Beginn des Winterhalbjahres wieder einige Freistellen für Söhne aus unbemittelten Familien und gewährt einige Aufnahmen zu ermäßigtem Schulgeld, das sich unter den städtischen Sägen hält. Baldige Anmeldung und persönliche Vorstellung der Schüler in der Sprechstunde 12-1 Uhr.

Die Katastrophe von Florida . New York , 21. September. ( WTB.) Die aus den vom Drtan beimgesuchten Gebieten einlaufenden Berichte laffen noch immer ein flares Bild über die entstandenen Schäden und über die Zahl der Menschenopfer zu. Die Schäßungen der einzelnen Be­Opfer sind im Steigen begriffen, da das Meer mit der Flut zahlreiche während der Katastrophe Ertrunkene ans Land schywemmt. Die Straßen sind voll von Flüchtlingen. Plünderungsversuche konnten von den Polizeifräften unterdrückt werden. In Hialeah wurde der Assistent des Polizeichefs ermordet. Von allen Seiten treffen Hilfszüge ein. Man befürchtet in einigen Orten den Ausbruch von Epidemien.

New York , 21. September. ( Tul.) Präsident Coolidge erließ eine Proklamation an das amerikanische Bolt, in der er zur Hilfe

Landesplanung

entstanden( Regionalplanung), welche nicht nur das eigentliche Stadt­gebiet behandelt, sondern welche auch die umliegenden landwirt­trachtung zieht. Diese systematische Verteilung berücksichtigt alle schaftlichen und forstwirtschaftlichen Zonen in den Kreis ihrer Be­wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse, welche für einen jo ge­waltigen Wirtschaftsförper, wie ihn eine Großstadt mit ihrer selbstverständlich das Großhaus nur mehr eine beschränkte Bedeu­Einflußsphäre bildet, in Betracht kommen. In diesem System hat tung und ist das Kleinhaus mit Garten ein wichtiger Faktor geworden. Daher ist es nicht erstaunlich, wenn heute die über­wiegende Majorität der Städtebauer fich

gegen die Mietfaserne erklärt und für das Einfamilienhaus mit Garten eintritt. Naturgemäß stand im Mittelpunkt der Erörterung des Wiener Kongresses die Wiener Wohnbautätigteit. Die Gemeinde Wien hat bekanntlich in den letzten vier Jahren 25 000 Volkswohnungen gebaut. Davon sind mehr als neun Zehntel in mehrstöckigen Häusern, ja einige größere Baukomplexe wurden aus architektonischen Gründen sogar mit fieben bis achtstödigen Turmbauten versehen. Es ist bezeichnend für die fast einheitliche Stimmung des Kongresses, daß diese Mietstafernen die Ablehnung der Kongreßteilnehmer hervorriefen. Es wurde zwar zugestanden, daß Wien sich in einer kulturell minderwertigen Großhauswohnungen zu entschuldigen sei, außerordentlichen Notlage befunden habe, so daß der Bau der aber prinzipiell wurde der Hochbau, außer von den Vertretern einer Berliner Terraingesellschaft und einigen Wiener Architekten, Kongresses den Teilnehmern im Film ein Ueberblick über die Bau­Als am Schluß des gegenüber dem Flachbau abgelehnt. tätigkeit der Gemeinde Wien gegeben wurde, kam es zu lebhaften Kundgebungen

für die Siedlung, das Kleinhaus mit Garten, und gegen das Hochhaus, die Mietfaserne.

Um so interessanter und erfreulicher war es zu beobachten, wie dieselben Menschen, welche sachlich gegen die Art, wie die Gemeinde. Wien ihre Wohnungen gebaut hat, aufgetreten waren, die Tatsache anerkannten, daß. die Gemeinde Wien ein so gewaltiges Wohnbau­programm durchgeführt hat. Diese große Versammlung von Fach­leuten zollte der sozialistischen Gemeindeverwaltung Biens wiederholt ihr Lob für eine Politit, welche die Wohnungs­frage an die erfte Stelle gerückt und die Pflicht der Allge meinheit, für die Behausung aller Staatsbürger zu jorgen, praktisch anerkannt hat. So gestaltete sich auch dieser Teil der Verhandlungen trog aller Borbehalte der bürgerlichen Teil­nehmer zu einer Rundgebung für den Sieg der sozialistischen Idee. Uns ist wichtig die Tatsache, daß die ursprünglich sozial chari­tatio gerichtete Wohnungsfrage sich zu einer planmäßigen Wohnungs- und Städtebaupolitit entwickelt hat, DON großen sozialen Gesichtspuntten sich welche F. B. leiten läßt.

für die durch den Drkan Geschädigten aufruft. Man schätzt die Zahl der Toten jetzt auf über 2000. Das Schicksal der Städte Mobile und Pensacola ist völlig unbekannt, da diese von jedem Verkehr abge­schnitten sind. Die zerstörten Landstraßen sind mit Fliehenden über­füllt. Infolge der Plünderungen muß das Kriegsrecht ftrifte durchgeführt werden. Die Behörden haben beschlossen, scharfe Maß nahmen gegen den Lebensmittelwucher zu ergreifen. Miami bietet ein Bild völliger Verwüstung. Wegen des Mangels an Trinkwasser ist der Ausbruch einer Epidemie nicht unmöglich. Der Orian rast mit 120 englischen Meilen Stundengeschwindigkeit in der Richtung auf Louisiana und Alabama weiter. Weitere Meldungen berichten bereits von schweren Verwüstungen in Südalabama. Die Stadt Mobile soll völlig zerstört fein; ebenso sind andere Drischaften in Alabama zerstört oder wenigstens start heimgesucht worden. In Florida wurden die Marinereservisten zum attiven Dienft einberufen, da die dortigen Truppen nicht ausreichen, um die Ordnung aufrecht

zu erhalten.

Taifun in Japan . Nach einer Meldung aus Tolio richtete gestern ein Taifun auf der Insel Oshima große Verheerungen an, wobei es über 40 Berlegte gegeben hat. Ueber 30 Personen sollen umgekommen sein.

Der Brückeneinsturz bei Garg.

Garh, 21. September. ( BS.) Die Bernehmungen der leiten. den Beamten der Berliner Baufirma, die die Brüde bei Gark errichtet haben, zogen sich am gestrigen Montag bis gegen 1 Uhr nachts hin. Man hatte den Betonmeister Firch, der in Berlin augenblicklich tätig war, festgenommen und ihn durch Kri minalbeamte nach Gark gebracht, um die Untersuchung zu beschleuni gen. Nach vierstündigem Berhör wurde Firch auf freiem Fuß gefeßt, da die Staatsanwaltschaft weder in seinem noch in dem Verhalten der Ingenieure eine Schuld hat finden können. Firch sowohl wie der Chefkonstrukteur Habicht befundeten in ihren mehr­stündigen Berhören, daß keineswegs ein Versagen der Mischmaschinen während der ganzen Dauer des Baues vorgelegen habe. Auch eine längere Bause sei nicht eingetreten, obwohl man zwischen das Auf­bringen zweier Betonschichten längere Bausen hätte legen fönnen, da nach alter Erfahrung Zement erst nach 11 Stunden abzubinden beginne. Aus der Tatsache, daß der versunkene Pfeiler senkrecht in die Tiefe gerutscht sei, gehe hervor, daß nicht ein Materialfehler die Katastrophe herbeigeführt habe, sondern daß der Baugrund wurde der Staatsanwaltschaft nachgewiesen, daß vor Beginn der nachgegeben habe. Aus den Zeichnungen und Unterlagen Bauten der Baugrund bis zu einer Tiefe von 18 Metern unter der Flußsohle geprüft worden sei, während der Pfeifer mit seinen Funda­menten nur 12 Meter unter dem Strombett gestanden hat. Die Stadt Gary hat die Allgemeine Baugesellschaft Berlin beauftragt, den Neubau vorzunehmen. Ein Beweis, daß kein Materialfehler vorliegt, wird in der Tatsache erblickt, daß die Brüdenbogen feinen Riß aufweisen, obwohl durch den Einsturz des Pfeilers ihre Span­nung fich nahezu verzehnfacht hat.

Der Asienflug der Lufthansa. Nach einem bei der deutschen Lufthanja eingegangenen Funtspruch haben die beiden Oftafiengroß flugzeuge der Deutschen Lufthansa auf dem Rückflug gestern das Uralgebirge paffiert, Sie dürften heute in Moskau eintreffen.