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Mrüftungsöebatte in Senf. Einstimmiger Befchlust. Ein chinesischer Borstost austerhalb der Tagesordnung.
Genf  . 24. September.  (Eigener Drahtbericht.) Di« Dollsitzung der Völterbundsversammlung. die am Freitagnachmittag um 5 Uhr begann, wurde außerhalb der Tagesordnung durch die Mitteilung der chinesischen   Delegation eingeleitet, daß die chinesische   Regierung dem Völkerbund für das Internationale Institut für geistig« Zu» sammenarbeit ein« wertvoll«, selten« und vollständige C n z y k l o- p ä d i« geschenkt hat. Dann gab der chinesische   Delegiert« im Namen seiner Regierung ein« Darstellung der Zwischenfälle, die sich im Zult, August und Ansang September am ganglsekiang ereignet haben, wobei«in« Anzaht chinesischer Schiff« zerstört, m«hr«r« Städte durch englisch  « Kanonenboot« beschossen und mehrer« tausend Personen ums Leben gekommen seien. Lord Robert Cectl erklärt« für England mit verhaltener Erregung, daß die chinesische   Delegation ihm mit ihrer Erklärung«in« große Ueberraschung bereit«. Ohn« nähere Mitteilung seiner Regierung könne«r aber die chinesisch« Dar« stellung entschieden bestreit««: di« Zwischenfall« hätten sich wesentlich anders abgespielt. Außerdem könne«r mitteilen, daß zwischen den zuständigen englischen und chinesischen   Behörden B« r h a n d- l u n g e n im Gang« seien, von denen«r hoff«, daß sie zu« i n« r Verständigung führen. Damit erklärte der Vorsitzende das Vorspiel für beendet und gab Lord Robert Cecil das Wort zum Bericht über die Abrüstungskonferenz. Seine Ausführungen stimmten in allen Hauptpunkten mit den Darlegungen Paul Boncours überein. Nur in der Frage der Abrüstungskontrolle bestehe, wie er versicherte, zwischen der englischen   und französischen   Austastung«in« große Meinungsverschiedenheit, die jedoch auch auszugleichen sein werde. Voraussetzung für den Erfolg der Abrüstungskonferenz fei «in« gründlich« Vorbereitung durch di« Vorbereitend« Kom- mistion und ihre technischen Ausschüste. Manche Fragen mühten nicht nur vom militärtechnischen, sondern auch vom allgemein- politischen Standpunkt aus beurteilt werden. Die Welt erwart«, daß m ö g l i ch st bald mit einer wirtlichen Abrüstung begonnen
werd«. Was den Zeitpunkt der Einberufung der Konferenz be- treffe, so sei erwünscht, daß dies v o r der nächsten Völkerbund»- Versammlung der Fall sei: allerdings dürft« das nicht aus Kosten einer ungenügenden Vorbereitung geschehen. Ausschlaggebend sei, daß man zu einem zufriedenstellenden Ergebnis komme. Da» fei möglich, wenn die geistige Orientierung der Völker aus das Ziel der Abrüstung eingestellt werde. Dann erhielt der deutsch  « Staatssekretär v. Schubert das Wort zu einer in französischer Sprach« abgegebenen Erklärung. Di« deutsche Delegation wolle kein« eingehende Darlegung des beut- schen Standpunktes zur Abrüstungsfrage geben: das fei wiederholt bereits in den Ausschüsten geschehen. Deutschland   fei sofort bereit gewesen, an dem Problem der Abrüstung, das die wichtigste Aufgab« des Völkerbundes darstelle, mitzuarbeiten und werde all« Anstrengungen unterstützen, di« zu einem positiven Zi«l führen. Der deutsch  « Delegiert  « verwies ferner auf die von PaulDoncour dargelegten Grundprinzipien der Abrüstungsfrag« entsprechend der Einl«itung zum Völkerbundspakt und besten Artikel 8 und ziti«rt« dl« Schlußfolgerungen Paul Boncour  «, daß die einzelnen Ländern auferlegte Abrüstung nur der Anfang d«r allgemeinen Ab- r ü st u n g sein dürfe und soll«. Deutschland   betrachte als Zi«l der Abrüstung nicht nur«ine Begrenzung des Wettrüstens, sondern auch di« Beseitigung d«r Ungleichheit«» zwischen den ab- gerüsteten Ländern und den übrige». Es müste sofort mit einem ernsten Schritt der Abrüstung begonnen werden. Wenn die Vertreter aller Länder an der Lösung der großen Aufgab« zusammen- arbeiten, dann werde und müsse sie gewinnen. Di« Erklärung Schuberts wurde mit starkem Beifall aufgenom- men. Damit war die Aussprache beendet und der Kommissionsbericht sowie die Entschließung, wonach dl« Abrüstungskonferenz, wenn mög- lich, vor der nächsten Dölkerbundsversammlung«inberufen werden soll, wurden einstimmig angenommen.
�lrbeltslose für üie Lanöwirtfthast. Hetze gegen die Städte. In vielen agrarischen Zeitungen sind in den letzten Wochen Notizen veröffentlicht worden, die gegen die aus den Städten ver- mittelten Erwerbslosen Stimmung machen und die Notwendig- keit nachweisen sollen, ausländische Wanderarbeiter auch für die Zukunft zu beschäftigen. Ein« dieser Notizen betrifft die in der Nähe Berlins   gelegenen Rittergüter Neuenhagen   und B o l- lensdorf. Darin wird behauptet, daß auf dem Gut Neuen- Hägen einige von den aus der Stadt vermittelten Arbeitern schon am anderen Tage die Arbeit mit der Erklärung aufgaben, sie sei ihnen zu schwer. Don fünf aus der Gemeinde gestellten Mädchen sei ein Lohn von 45 Pf. je Rubbel anstatt der aus- gezahlten 12 Pf. mit der Bemerkung verlangt worden, daß bei Nichtzahlung die Arbeit«ingestellt werde.»Zur Beurteilung de? verdienstesVso wird gesagt,»teile ich mit, daß die Schnitter und hiesigen Arbeiterfrauen täglich 50 bi» 60 Rubbel buddeln und somit 5 bis 6 M. je Tag verdienen. Daß die Erwerbslosen sich zum Buddeln bequemen, glaube ich nicht mehr und sehe daher mit großer Sorg« der Herbstarbeit entgegen und bitte Sie, zu ver- suchen, daß ich noch zehn polnisch« Schnitter freibekomme". Von dem Gut Bollensdorf wird berichtet: »Im hiesigen Betriebe werden zurzeit wechselnd fünfzehn bis zwanzig Erwerbslose mit Buddeln von Kartoffeln beschäftigt. Zweifellos würde kein einziger zu dieser Arbeit kommen, ge- schweige denn bei ihr aushalten, falls der Betreffende nicht fürchtete, seiner Unterstützung verlustig zu gehen. Die tägliche Arbeitsleistung je Kopf beträgt durchschnittlich g Rubbel. Unsere landwirtschaftlichen Arbeiter würden ohne weiteres mindestens das Doppelt« leisten. Beweis: Ein Mädchen befindet sich rmter den Erwerbslosen, welches früher bereits auf dem Gut« gearbeitet hatte und somit nicht dem groß- städtischen Erwerbslosentyp zuzuzählen ist. Dieselbe hat ohne Mühe die do p p« l t« Zahl Rubbel geschafft." Was an allen diesen Erzählungen Wahres ist, beweisen folgende Feststellungen: Die Deputantenfrauen, d. h. di« ständigen Arbeiterinnen, haben nicht, wie angegeben, 50 bis 60 Rubbel pro Tag, sondern im Höchstfall« 28 gebuddelt. Das kommt aber nicht alle Tage vor. Es wird nämlich von der Gutsoerwalwng verlangt, daß die Kartoffeln auch noch vorschriftsmäßig in große und kleine sortiert werden sollen. Im letzten Jahr hat ein anderer Inspektor für diese Arbeit 25 Pf. pro Rubbel mit dem Erfolg ge- zahlt, daß er alle gewünschten Arbeitskräfte erhielt, und diese während der ganzen Erntezeit bei ihm auvhielten. Den Schnittern und Deputantenfrauen hat man die besser lohnenden blauen Kartoffeln buddeln lasten, und die Erwerbslosen mußten die schlechter lohnenden»eißen buddeln. Außerdem stehen die Kartoffeln so im Unkraut, daß die Stauden kaum zu sehen sind. Daß bei einem Preis von 12 Pf. pro Rubbel nichts zu ver- dienen ist, beweist folgender Vorgang: Der Inspektor wollte Leute aus dem naheliegenden Llt-Landsberg haben. Es ist auch eines Tages ein Arbeiter, der fast alle Jahre auf di« Güter zum Buddeln geht, erschienen. Dieser Mann hat jedoch zu Mittag die Arbeit wieder verlosten, weil er bis dahin erst elf Rubbel gebuddelt hatte und mit dem Verdienst von 1,Z2 Mark nicht zu­frieden war. Aehnlich wie in Neuenhagen   liegen die Verhältniste in Böllens- darf. Auch hier können die Arbeiter nichts verdienen. Unter den hier zugewiesenen Erwerbslosen befanden sich zwei junge Leute. Diese waren früher in Bollensdorf   als Hofgänger beschäftigt. Di« Eltern wohnen heute noch dort. Die jungen Leute, die doch auch als landwirtschaftliche Facharbeiter gelten können, hoben pro Tag bis höchstens 15 Rubbel gebuddelt und nachher die Arbeit niedergelegt, well sie trotz aller Versuche zu keinem höheren Berdienst kommen konnten. Heute arbeiten sie auf einem Nachbar- gut und oerdienen dabei 5,50 M. pro Tag. Der Arbeitgeber ist mit ihren Leistungen durchaus zufrieden und hatte bisher keine Veranlassung, irgendwelche Klagen zu führen. An diesen Feststellungen stt zu erkennen, daß di« Dinge wesent- lich anders liegen, wie sie von den landwirtschaftlichen Unter­nehmern Immer dargestellt werden. Die städtischen Erwerbslosen würden schon einen ganz brauch- baren Ar b e i t er« rsa tz für di« L a nd w i rt s cha s t ab- geben, wenn man sie nur anständig behandeln und bezahlen würde. Ausnahmen dürfen auch hier nicht verallgemeinert werden. poincar�s Sparerlasse. Stürmische Protestbewegung. Paris  , 24. September.  (Eigener Drahtbericht.) Das Ministerium Poincarä hat von der ihm im August vom Parlament erteilten E r- m ä ch t i g u n g, die ihm aus Ersparnisgründen notwendig er- scheinenden Reformen administrativer Natur auf dem Verordnungs- wege durchzuführen, unerwartet ausgiebigen Gebrauch ge- macht. Es hat Hunderte von Gerichten. Unterpräfekturen, kleinen Finanzämtern und sonstigen Verwaltungsbehörden kurzerhand auf­gehoben. In den davon betroffenen Städten hat das einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen und ihre Bevölkerung scheint sich der Durchführung der von Poincarä angeordneten Maßnahme mit allen Kräften entgegensetzen zu wollen. Die in Frage kommenden Gemeinden haben sich bereits zu einer Abwehrorganisatlon zusammengeschlosten und am Freitag hat in Paris   eine erste Prot« st Versammlung der Bürgermeister der durch die Sparmaßnahmen geschädigten Ge- meinden stattgefunden. Ee haben daran eine ganze Anzahl von Abgeordneten teilgenommen, von den Rednern wurde di« Ueber- zeugung zum Ausdruck gebracht, daß die wirklichen Ersparnisse, die mit diesen Maßnahmen erzielt werden können, gleich Null seien und von dem materiellen Schaden, den sie den in Frage kommenden Städten zufügen, um ein vielfaches übertroffen werden. Es wurde beschlossen, die demnächst zusammentretenden Gencralräte aufzufordern, durch Verweigerung der notwendigen Kredite die Durchführung der Poincaröschen Sparerlaste zu verhindern und bei dem Zusammentritt von Kammer und Senat an das Parlament zu appellieren. Da auch in den Kreisen der Abgeordneten die Unzu- friedenheit mit der Poincaräschen Sparpolitik außerordentlich groß Ist, dürfte die Regierung, die zu der Gesamtheit der von ihr durch- geführten Resormmaßnahmen die Vertrauensfrage stellen willftnnit sehr ernsten Schwierigkeiten zu rechnen haben. Nationalistischer Irrsinn. Poris, 24. September.  (Eigener Drahtbericht.) Da»Echo de Paris" will wisten, daß Poincarä beabsichtige, die sogenannte Zivil- tax«,«ine unter dem Finanzminister Peret genehmigt« Kopf- st e u e r von 40 bis 1000 Franken für jeden Steuerpflichtigen, für das nächste Haushaltsjahr aufzuheben. Das Blatt teilt weiter mit, daß die polizeilichen Maßnahmen gegen die Pariser Börse erfreuliche Ergebnisse gehabt hätten. Di« Spekulanien seien nicht nur eingeschüchtert worden, sondern es stünden auch Ver- Haftungen bevor. Bei der Durchsuchung der Papierkörbe(I)
der Börse habe man Zettel, zum Teil auch in deutscher Sprache(l), gesunden, die den baldigen Sturz des Kabinetts Poincarä(!!!) ankündigten. Vclßischc Besorgnisse und Selbst iindigkeits- be strebungen. Brüssel  . 24. September.  (Eigener Drohtbericht.) Die bel- zische Regierung beabsichtigt, die vor zwei Monaten begönne- nen Besprechungen mit der französischen   Regierung zwecks g e- meinsamer Aktion zur Verteidigung beider Valuten bald wieder aufzunehmen. Von belgischer Seite wird jedoch darauf hin- gewiesen, daß derartige gemeinsame Aktionen nur dann einen Sinn haben, wenn Paris   bereit ist, eine ähnliche Stabilisierungsaktion zu unternehmen wie Brüssel  . Andernfalls müßte die belgische Regie- rung die nötigen Schritte unternehmen, um das Schicksal de» bel- zischen Franken vom französischen zu trennen. In den Pariser   Regierungskreisen scheint Indesten nach hiesigen Berichten wenig Neigung zu Parallelaktionen mit Brüssel zu bestehen. Frankreich   zögert noch immer, das Schuldenabkommen mit Amerika   zu ratisizieren, obwohl diese Ratifikation die erste Vor- oussetzung für ausländische Kredit« ist, die einen wesentlichen Be- standteil des belgischen Sanierungsplanes bilden. Ferner ist man in Paris   wenig geneigt, einen endgültigen Stabilisierungskurs heute auch nur annähernd festzusetzen. Unter diesen Umständen schätzt man die Möglichkeit einer gemeinsamen Dalutaaktion hier sehr g e- ring ein. Ein bemerkenswerter Generalratsbeschluß. Alljährlich im September treten die französischen   General- räte zusammen, die ungefähr unseren Kreistagen entsprechen, denen aber eine besondere politische Bedeutung dadurch zu- kommt, daß ihnen zahlreiche Abgeordnete, Senatoren und Minister angehören und daß ihre Resolutionen für oder gegen die Politik der Regierung in parlamentarischen Kreisen große Beachtung finden, zumal sie ein sicheres Stimmungsbarometer der öffentlichen Meinung darstellen. Oft wird di« Tagung der Ge- neralräte von Staatsmännern benutzt, um hochpolitische Reden zu hallen, so zum Beispiel von P o i n c a r ä, der am kommenden Montag vor dem Generalrat de» Departement» Meuse  «ine mit Spannung erwartete Rede über das deutsch  -sranzösische Problem halten wird. Unter diesen Umständen ist eine R« s o l u t i osg von besonderein Intereste, die am vergangenen Mittwoch vom Beneralrat des De- partements Allier auf Antrag de» sozialistischen Abgeordneten Genossen T h i v r i e r einstimmig, mit Ausnahme der kemmunisti- schen Stimmen, angenommen wurde. Diese Kundgebung lautet: Der Generalrat de» Departements Allier begrüßt da» Werk des Völkerbundes, der durch di« Aufnahm« Deutschland  » sich um den Frieden besonders verdient gemacht hat. Er spricht sein« Genugtuung darüber aus, daß die republikanische Politik, die nach dem 11. Mai 1S24 von den Regierungen de» Links- kartells befolgt wurde und di« in enger und aufrichtiger Zusammenarbeit mit der englischen   Arbeiter- parte! und mit der deutschen   Sozialdemokratie betrieben wurde, dazu geführt hat, daß die von der Menschheit so stark ersehnten Verträge von Locarno   endgültig in Kraft ge- treten sind. Der Seneralrot hofft, daß die vereinigten An- strengungen der französischen   und der deutschen  Regierung zu einer Annäherung zwischen den beiden Völkern führen werden, damit in Europa   und in der Welt«in gerechter und dauerhafier Fried« auf der Grundlage des Völkerrechts geschaffen werd«. Dies« ausdrücklich« Erwähnung der einträchtigen Zusammen- arbeit zwischen der deutschen   und der französischen   Sozialdemokratie in der polltischen Resolution einer ossiziellen französischen   Körper- schast verdiente in Deutschland   registriert zu werden.
Uebervölkerung unü Arbeitslosigkeit. Tagung des Vereins für Sozialpolitik. Wien  , 24. September.  (Eigener Drahtbericht.) Auf der Tagung des Vereins für Sozialpolittk erstattete am Frettag Prof. A« r« b o« «inen Bericht überProblem« d«r Ueberbevölkerung und d«r Arbeitslosigkeit". Er stellte fest, daß di« Au». dehnungsmöglichteiten und der Nahrungsmittelspielraum geradezu ungeheuer sind, und äußert« sich deshalb über di« Möglichkeiten der Leb«nsmitt«loersorgung durchaus optimistisch. Nach seiner Ansicht gibt es k«in« Ueberbevölkerung im wirtschaftlichen Linn, w«nn man di« Menschen nur entsprechend umstellt. Allerdings fehlten die Ka­pitalien zur Ausgestallung der Landwirtschast, und«» herrsche überoll«in« unrichtig« Menschen- und Kapitaloerteilung. Di« Erweiterung de» Nahrungsmittelspielraum» sei nur ein« Frag«
der Grundbesitzverteilung und der Löhne. Es sei das größte Un- glück der deutschen   Politik nach Bismarcks Abgang gewesen, daß man die ausländischen Landarbeiter zugelosten habe. Der furchtbare Lohndruck aus dem Lande habe die Abwanderung der deutschen   Arbeitsträste in die Stadt zur Folge gehabt. Auch das Niveau der Industrielöhne sei dadurch gedrückt worden. Da» sei der Grund dafür gewesen, weshalb England die Konkurrenz der deutschen  Industrie so gefürchtet und sich dagegen gewehrt habe. Ein« Er- höhung des Lohnniveaus fei für dt« Entwicklung der Landwirtschaft unbedingt erforderlich. Aereboe   bekannte sich schließlich zum Frei- Handel, das deutsch  « Volk bedürfe desZollfchutzes nicht. Bor allem sei eine intensive Bildung der landwirtschaftlichen Bevöl- kerung notwendig. Am Schluß seiner Ausführungen erklärte er, das Problem als ein Friedensproblem. Je mehr Menschen die Erde er- nähren solle, desto mehr müßten sie sich vertragen. Ueber die Arbeitslosigkeit in Westeuropa   sprach der Gießener   Prosestor M o m b e r t. Die bestehende Krise müsse, so führt« er aus, vor allem durch Hebung der Kaufkraft über- wunden werden. Nachdem er die weltwirtschaftlichen Funktionen Deutschlands   besprochen hatte, schloß er mit den Worten de» Eng- länder Keyne«:Wie die Dinge heute liegen, ist Deutschland   der wahre Warenmittelpunkt Europas  ".
Revolutionäre als Mieter Sethlens. Wenn sie nur die Sozialdemokratie verleumden. In Ungarn  , wo die kommunistische Partei verboten ist. hat«in gewisser V 4 g i eineunabhängig-sozialistische" Partei gegründet. Die Regierung hat diese« Parteichen vielfach ermutigt, um die sozialdemokratische Partei zu schwächen: aber sobald die Dägi-Leute den Rahmen dieser Tätigkeit überschreiten, stehen Gericht und Kerker bereit, um sie auf ihreAufgabe" zu beschränken. Einer der jüngsten Prozesse betras die Räume, welche die Dagi-Leute zu Partelzwecken in einem Hause des M i n i st« r p r S s i d i u»> s gemietet hatten. In dem Räumungsprozeß argumentierte der Haus- besitzer in diesem Falle da« Ministerpräsidium, daß die Bägi-Leut« in dem Lokal geheime Zusammenkünfte abhalten und kommunistische Propaganda treiben, was man nicht dulden könne. Der Verteidiger der Vögi-Partei führte au», daß da» Mi- n i st e r p r ä s i d i u m. als es das Lokal der Dägi-Partei ver- mietete, wohl gewußt habe, welchen Zwecken das Lokal dienen werde: daß die Vögi-Partei nicht kommunistische Propaganda treibt, sei dadurch bewiesen, daß das Ministerium des Innern die Tätigkeil der Partei erlaubt. Die Verhandlung wurde zur Einholung neu«: Beweise vertagt. Der Vormarsch üer Kantonesen. Tie nähern sich Schanghai  . London  , 24. Sept«mb«r.(Eiy«n«r Drahtb«richt.) Nach M«l< düngen au» Ostast«n sollen di« Kantontrupp«» di« Hauptstadt der Provinz Klangst, N a n s ch a n g, besetzt haben und auf S ch a n g h a i vorrück«n. Mehrere Unterführer Wupeifus sei«» zur Kantonr«gierung übergegangen. Tatsächlich wird mit der Eroberung von Schanhai gerechnet. Für di«sen Fall will England s«in« Ostast«nflott« vor Schanghai   zusammenziehen.
Kriegervereinshauswechsel* Werwolspleite. Auch ein StückHanseatengcist". Dar einigen Wochen berichteten wir über die nicht«ingelösten Wechsel, die von den Lübecker   Kriegervereinen und vaterländischen Verbänden unter der Aegid« de» General» der Infanterie a. D. Eurt v. Morgenmorgenländlsche Verbände" nennt sie der Lübecker   Doltsmund anläßlich de» Baue« ihre» sogenannten Hindenburghause» gezogen worden waren. Heute vermeldet aus einer anderen Hansestadt das Bremer   Gerichtsregtster kurz und bündig:Zum Off«nbarung»eld geladen und nicht erschienen , W e r w o l f", Ortsgruppe Bremen  , Bertreter Leutnant a. D. Z..." Kurze Haar« sind bald gekämmt," sagt zwar«in altes hanseati- sches Sprichwort. Lübeck   freilich steht vor einer Neuwahl seiner Molksvertretung, und eifrig arbeitet man an der Gründung eines Vürgerblock, zur Rehabilitierung de» PutschistewBürgermeisters Dr. Neumann. Sollten da nicht doch Hindenburghouswechsel und Merwolfpleite eine etwas allzu kümmerliche Empfehlung jenes alten H a n s e a t e n g e i st e s" sein, den das reaktionär« Bürger- tum an der Wosierkan»« unaufhörlich laut und vernehmlich im Munde führt?