" 9n tfcfcv gtiumunfl mr Mt treetrgemeteb« dt«s««ort» gefolgt. Ais sie verhallt wäre«, k'at Reichstagsvizeprüfldeot Rietzer an die Bahre, um gleichzeitig im Namen der Abg. Genoffin Böhm- S ch u ch, beide Vertreter des Reichstagsoorftandes, dem langjährigen lieben Kollegen, dem pflichttreuen und gewissenhaften Echristftihrer de» Reichstages, dem feurigen und formvollendeten Redner, aber auch dem allgemein geachteten und beliebten Menschen ehrende» Gedenken nachzurufen. Wieder folgte feierloche Musik, Ases Tod von Ärieg, die den aufgewühlten Seelen wie eine tröstliche Verheißung klang. Der Gesang von dem Bannerträger„Tord Foleson folgte und unter Fahnensenken und Orgelspiel glitt der Sarg in die Tiefe, um dem Feuer zu übergeben, was an Richard Fischer sterblich war, denn unsterblich bleibt sein Wirken in der deutschen Arbeiterbewegung. «• O Die Parteigenossen und-gen.assinnen, von denen nur ein so geringer Teil an der Totenfeier in Baumschulenweg teilnehmen konnten, werden am heutigen Sonntagvormittag hie große Gedenkfeier für Richard Fischer, die im Blüthner -Saol. Lützowstraße, pünktlich II Uhr dvglimt und in der der Borsigende der fagialden, akratischen Reichstagsfrakiton, Abgeordneter Genosse Hermann M ü lle r- Franken spricht, durch Massenbeteiligung zu einer mächtigen Kundgebung für die Partei gestalten. Einlaßkarten sind unentgeltlich noch am kaoleingang zu habe«.
Sang an üie voltspartek. Graf Westarp auf der Suche«ach der Regicrungs- bcteiligung. Der deutschnationale Parteitag hat dem Grafen Westarp diktatorische Vollmachten gegeben, damit er die Deutschnatio» nalen in die Regierung führe. Zur Anwendung dieser Voll» machten hat Westarp bisher nur in der„Kreuz-Zeitung " Ge- legenheit gefunden. Dort schreibt er seine Betrachtungen— Monologe bcvld an diese, bald an jene Adresse, um den Weg in die Regiernng zu öffnen. Seine ersten Monologe richteten sich an das Zentrum. Es scheint, daß seine Hoffnungen, an dieser Stelle die Pforte in die Regierung zu finden, heute schwächer sind als früher. Er hat sich einen Punkt geringeren Widerstandes gesucht. Er schreibt: „Weniger wichtig erscheine mir zurzeit ein Bericht über die Aufnahme, die der von uns in Köln erhoben« Anspruch auf Beteiligung unserer Partei an der Regierungsgewalt gefunden hat. Die scharfe Ablehnung und Kritik im d e m o t r a t I- s ch e n und im Zentrumslager— die zum mindesten sehr vorsichtige Zurückhaltung volksparteilicher Organe—, die Versuche, unsere in Köln eingenommen« Haltung als unzulänglich hinzustellen und uns zu unmögliche» Zugeständnissen zu drängen— nicht» von alledem ist uns überraschend gekommen. Zunächst bleibt a b z u- warten, welche Haltung die Deutsche Voltspartei am 2. Ottober auf ihrem Parteitag in Köln einnehmen wird." - Er will also nicht gleich durchbrechen, sondern abwarten, ob sich Bundesgenossen finden. Deshalb richtet er seinen neuesten Monolog an die Zldreffe der Deutschen Bolkspartei — man kann auch sagen, an die Adresie Strasemanns. UrN ihn zu gewinnen, redet Westarp über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund und die Besprechungen von Thoiry. Er ist höflich, überaus höflich und zurückhaltend im Urteil, um ja nichts zu verderben. Sicher redet er„aus Mangel an unmittelbarer Information"' überhaupt nicht, um nicht so heikle Dinge wie die Abstimmung der deutschen Delegation bei der Entscheidung über Polens Ratsitz anfassen zu müssen. Dafür gibt er Rezepte für die Lösung der„ungelöst ge- bliebenen Aufgaben deutscher Politik" vom Standpunkt der
„ltailomteu Oppostkion". In drei Punkten kündigt er die „nationoll« Opposition" der Deutschnationalen an: Polen darf nicht einfach als Ratsmitglied behandelt werden, es soll als gegnerisches Ratsmitglied behandelt werden. Eine Ge- samtlösung der deutsch -französischen Fragen müsie sich auch auf die Reparationslasten erstrecken. Die Kriegsschuldfrage müsse im Geiste der Deutschnationalen behandelt werden. Gesamtinhalt des Westarpfchen Monologes an die Volks» Partei: Wir wollen regieren, wir wollen mit Stresemann regieren, wir behalten uns Reserven vor, um gegebenenfalls in billiger Demagogie als„national« Opposition machen zu können. Und nun wartet er ab, was der Parteitag der Deutschen Bolkspartei sagen wird. Westarp will sich und seine Partei abermals von der Bolkspartei erretten lassen. Sie haben kläglich Schiffbruch ge- litten die Befreiung Deutschlands erfolgt trotz des Ge» schreis der deutschnationalen Demagogen— nun soll die Bolls- Partei ihnen das rettende Seil zuwerfen. Westarp vertraut, daß die Bolkspartei zum Danke für deutschnationale Sabotage deutscher Außenpolitik, zum Dank für die demagogischen An- griffe, die die Deutschnationalen gegen die Verständigunas- Parteien einschließlich der Bolkspartei gerichtet haben, Ihm und den Seinen Regierungsmacht übergeben würde. Aus dem großen Werbefeldzug um das Zentrum ist zu- nächst eine stille Hoffnung auf sreundnochbarliche Hilfe von der Volkspartei geworden. Koalltionsöebatten in Preußen. Aber keine Uebcrstürzung! Die Nachricht, daß ein Bertreter der Volkspartei im Preußischen Landtage mit einem bekannten Zentrum»- manne Fühlung gesucht habe, um Klarheit über die Frage zu gewinnen, wie sich ein W i e d« r e i n t r i t t d e r V o l k s- Partei in die preußische Regierung ermöglichen lasse, gibt der Presse zu allerhand Betrachtungen An'aß. Es scheint jedoch, als wenn alle diese Betrachtungen zumindest sehr verfrüht sind: denn weder die volksparteiliche oder die Zentrumsfraktion, noch irgendeine andere der Landtags- fraktionen ist gegenwärtig versammelt, so daß von einer ernst- haften Beschlußfassung gegenwärtig nicht die Rede sein kann. Das volksparteilich« Anstichen stößt aber, soweit wir sehen, bei den an der preußischen Regierungskoalition be- teiligten Parteien auf eine sehr kühle Aufnahme. Mit Recht wird zum Beispiel im„Bertiner Tageblatt"� hervorge- hoben, daß die Deutsche Bolkspartei„bisher nicht zu bewegen war, genau zu sagen, unter welchen Boraussetzun- g e n sie ihren Wiedereintritt in die Regierung zu vollziehen gedenkt". Es liegt auf der Hand, daß«ine Wiederbeteiligung an der Regierung nicht von volksparteilichen Wünschen und Forderungen abhängig ist, sondern daß dabei auch Wünsche und Forderungen der Verfassung»» treuen Parteien eine Rolle zu spielen haben. Zuerst würde zu fragen sein, wie sich die Bolkspartei das Verhältnis in jenen Ländern denkt, in denen sie bisher mit den Deutschnationalen und B ö l k i s ch e n zu- sammen Stahlhelm- oder Ordnungsblock-Re- gierungen bildet und wo sie jetzt wieder bei den Reu- wählen ganz offen auf den a n t i soz i a l i st i sche n Bürgerblock hinsteuert. In Preußen gehen die Regie- rimgsgeschäfte auch ohne Volkspartei ihren Weg. Die Hinzu- nähme der Bolkspartei würde nicht ohne weiteres eine Ver- desserung der Situation bedeuten soweit die Ausgestaltung des Staates im republikanischen Sinne in Frag« kommt. Wie aber denkt die Volkspartei, die demnächst in Köln ihren Partei- tag abhält, über Braunschweig und Thüringen , über Sachsen und Bayern ? Soll das, was sie für Preußen erstrebt, n u r in Preußen gelten, während sie in anderen Ländern antipreußische Reaktions- Politik treiben will? Die Blätter verknüpfen oieffach auch die preußisch« Re- gierungsfrage mit der Frage der Neubildung einer Negierung'
im Netche, die auf breiterer Grundlage aufzubauen sei. Man vermutet nicht zu unrecht, daß der preußische Fühler aus- gestreckt wurde, um für den Parteitag in Köln irgendeine Unterlage zu bekommen und der Politik des Außenministers eine Stärkung zu oerschaffen. Aber der dem Zentrum nicht fernstehende„Reichsdienst der deutschen Presse" sagt im Hinblick darauf kühl und gelassen, daß„die Partei des jetzigen Außenministers ohne dieses Hilfsmittel ihren Weg suchen" müsse. Das ist auch unsere Meinung.
Sozialistifthe Kulturarbeit. Erste Reichstagung des Sozialistischen Kulturbundes. Am 2. und S. Oktober veranstaltet der.Sozialistische Kultur- bund' seine erste Reichstagung in Blankenburg i. Thüringen (Hotel Chrysopras), an der sämtliche in der Arbeiterkulturbcwegung tätigen Organisationen, sowie zahlreiche Personen, die in der Arbeiter- bildungsbewegung stehen, teilnehmen werden. Diese Tagung soll sich mit dem Kulwrproblcm unserer Zeit in seinen Beziehungen zu allen Faktoren des gesellschastlichen Lebens beschäftigen und Ziel, Inhalt und Methoden sozialistischer Kulturarbeit formulieren. Für die Tagung ist folgendes Programm vorgesehen: 1 DI« kulturelle Lage der Arbeiterschaft. Refe- rent: A. S t e i n- Berlin. 2. Die kulturellen Probleme de, Sozialismus. b) �,nst"�Pro''esior Anna Siemfen-Iena und Prof. Kestenberg. Berlin e) Erziehung. Stadtrat Dr. Löwenstein-Berlin , M d. R. ck) Boltswohlfahrt und Voltsgesundheit. Frau Marie Iuchocz- Berlin , M. d. R., und Dr. A. V. Knack-Hamburg. Z. Mittel undWege sozialistischerKulturarbeit. a) Aufgaben von Reich. Staat und Gemeinde. Dr. Meerfeld- Köln b) Aufgaben der Organisationen. Staatssekretär Schulz-Berlin. c) Die Pflichten des einzelnen in der Gemeinschaft. Nach jedem Vortrag findet eine Aussprach« statt. Ferner soll am Abend des ersten Berhandlungstages ein zwangloses geselliges Beisammensein stattfinden, in dessen Mittelpunkt rhythmiich-gym- nostisch« Vorführungen, ausgeführt von der Bundesschule des Arbeiter-Turn- und Sportbundes, stehen Im Anschluß an die Tagung de» Kulturbünde» beruft der Reichsausschuß für sozialistisch« Bildungsarbeit zum<. Oktober eine Relchskonferenz der Bezirtsbildungsausschüsse ein. für die das gleiche Togungslokal gilt, wie für die Kulturtagung. Für diese Konferenz ist folgende Tagesordnung vorgesehen: l. Ausbau und Vereinheit- llchung des Arbeiterschulungswesen»(Referent: Genoli. Stein- Berlin ): 2. Stand und Ausbau der Blldungsoraanisatioii(Genosse Weimcmn-Berlin ): Z. Unsere Wanderkurse(Genosse Döring-Bremen ): 4. Fersenkurs« und Ferienreisen: S. Büchereiwesen: S. Literatur- vertrieb: 7. Film und Radio: S. verschiedene».
Aum Schuß üer Republik . Milde Strafe für einen völkischen Hetzer. Hannover . 25. September. (Eigener Drahtbericht.) Ein übler Hetzer, der Verleger und Schriftleiter der völkischen Wochenzeitung »Der Sturm", Georg Quindel, hott« sich wegen Vergehens gegen das Gesetz zum Schutze der Republik vor dem Schöffengericht in Hannover zu verantworten. Das Blatt ist vor einiger Zeit auf einen Monat verboten worden, weil in einem Artikel die r e p u b l i- konische Staatsform in unglaublicher Weise verächtlich gemacht wurde. Unter anderem hieß es darin:»Diese sogenmmle Schiebcrrepnblit gehört an den Lalernenpsahl; sie hat Witwen, Waisen und ollen Leuten ihr Geld gestohlen." Während der Staatsanwalt hervorhob, daß derartige Verunglimpsungen der durch die Weimarer Verfassung gewährleisteten Staatsform schwer geahndet werden müßten, und drei Monate Gesängni» beantragte, erkannt« das Gericht auf nur ZOO Mark G e l d st r a f«. Der.Sturm" hat übrigen» ausgestürmt. Er wird au» Mangel an Lesern nicht wieder erscheinen.
Zerne zwischen Mann und Zrau. von Lola Landau . Der Wagen, der den Mann forttrug, räderte die weiche, hell- graue vorfstraße und blendete die zurückgebliebene Frau mit einer Staubwolke. Sie wandte sich zurück. Langsam und schwer ging die Frau denselben Waldweg noch emmal hinauf, den sie soeben mit dem Mann zum Abschied durchwandert hatte. Sie setzt« mit ge- senktem Kopf ihre Füße in seine grohm Fußtapfen und wiegte sich leise»inen Augenblick aus dem Erdfleck, den er berührt hatte. Dann hob sie den Blick in da» zitternd« Laub der Bu«he, al» folge sie noch seinen Augen nach, die mit jähem Entzücken in dies« Baum. kröne hinaufgestarrt hatten. Und es schien, al» läge noch der grün- silberne Schleier des Wawlichts um sie beide, der sich so unzerreiß- lich um sie geschlungen hatte, immer dichter wie ein Spinnennetz, in dem sie gesangen lagen. Plötzlich war alle» Fremde von ihnen abgefallen, da» sie getrennt hatte. Ein Vergessen wuchert« au» dem Waldmoose, daß sie sich ihre» eigenen Namen» nicht mehr entsann, daß er sein fernes Leben und sein Werk zerrinnen ließ In einem unendlichen Liebesatem. Ihre Anne verwuchsen wie Baumzweig« in einer stummen, wilden Verzauberung, ihre Glieder verstrickten sich. Rot krähte die Mittagssonne über den Wipfeln,»tn feuriger Pfau. »Es ist nech keine Stund« oergangen." dachte die Frau,»und doch hat sich alle» in der Landschaft verändert. Di» Linien der Bäum« sind scharf geworden, und da» Brün der Blätter ist mit einem toten Blau gemischt." Im Dickicht der Buch« sang noch immer der Bogel wie vorhin, immer dieselben vier wirbelnden Töne und dann den schüchternen Nachschlag,«inen Herzschlag lang. Aber der Gesang, der die Lieben- den durchzittert hatte, quälte die Frau wie ein Spottlied. Mit jedem Biertclton schleifte der Wagen den Mann, der sich von ihr ent- sernte, welter nach der Stadt zurück, und dort lauerten schon hundert gierige Häuseraugen nach ihm. Wie lange würde er der verwünsche- nen Stunde gedenken? Würde sie Ihn wiedersehen? Die Frau begann schneller auszuschreiten: sie lies sttst die Steigung hinauf, bis sie vor der Bant stehen blieb, aus der sie beide vor kurzem ausgeruht hatten. Sie ließ sich nieder, streichett« den Rücken der Bant mit ihrer Hand, und das wte morsch« Holz schien sie au» seinen Rinnen und Runzeln anzulächeln wie eine weise alte Frau. Unter ihr lag der See. ein Abgrund, darüber der Abgrund de» Himmels. Ihre Augen von rasch aufftelgenden und versiegenden Tränen klar und hart gewaschen, oersuchten den Horizont zu durch- dringen und mit dem untrüglichen Fernblick der Liebenden, die alles ahnt und vor der sich nichts verbirgt, erblickte sie hellseherisch den Mann. Soeben war er in der Stadt angekommen: er schleuderte sein Gepäck froh, trastvoll, wie einen Ball in das Auto, schon trug ihn
die Straß« bi» an sein Haus. Sein Zimmer umpsing ihn«nver- ändert mit den ausgebleichten Tapeten. Auf dem Schreibtisch lag ein Stoß Post. Seine linke Hand schüttest« den Aermel de» Man. tel» herunter, während seine Recht« schon die ersten Briefe aufriß. Er la«, die Buchstaben umringten ihn, ein« schwarze Menschen- meng«, die sich um ihn scharte und seine Antwort begehrte. Sie alle sprachen auf ihn ein, hoben Hände, heischten Befehl oder Wider- spruch. Er hob den Hörer de» Telephons, durch den Trichter brauste die Welt ans ihn ein. Bleie fremd« Stimmen liefen nun im Zimmer umher und legten sich um seinen Racken. »Wieviel Drängende» ist liegengeblieben, wieviel Wichtige» hat»« ich versäumt,' dacht« er.»Ich habe viel Zeit verloren." In einer winzigen Pause zwischen zwei Gesprächen enisaim er sich der Frau und lächelte. Aber sofort schloß sich sein Mund fest..Später", dachte er. Er nahm einen Bogen und schrieb, sein« Feder ritzte hefttg das Papier. Einmal hob er lauschend den Kops. Draußen, hinter den Fenstern, dröhnte die Trommel der Stadt. Sie trommelte zum Ehrgeiz, zum Getriebe, zu keuchendem Wert! Auf, auf! verliert keine Minute, sammelt euch zum Marsch, schließt euch an dem Zug der großen Arbettl Die Straß« bebt« und rollt«. Der Kronleuchter klirrte zitternd von den Stößen der Stadt. Und der Mann am Tisch schrieb, ohne aufzusehen, al» säße er inmitten eine» Erdbeben» und müßte tn Hast vor dem drohenden Tode das Werk seiner Bestimmung vollenden. In der gleichen Sekunde aber bewegten sich über der Frau sanft rauschend die Zweige der Buch«. Sie erhob sich von der Bant, während da» goldene Nachmittagslicht von den Bäumen auf die Einsame niedertrosf. Und die Frau ging behutsam denselben Weg in den Fußtapfen de» Mannes zurück, heut«, morgen und viele Tage, während des Manne» Schritte schon neue tiefe Spuren in steinerne Wege schlugen.
stünstlerthealer.(„Da, groß« Abenteuer" von Ar- nold Bennett.) Der englisch « Humor dieser Komödie ist so frisch, daß man acht Bilder lang lächelt. Alles ist aus matte Kühl- heit gestimmt, doch am Ende wundert man sich beinah«, daß dem englischen Spleen heute so kräftig« Fußtritt« versetzt werden. Die Ironie, die gar nicht hinterm Berg« hält, kommt von dem Malgeni« Jlam Carve. Caroe soll gestorben sein, doch es war nur sein Kammerdiener, den man in der Westminsterabtei beisetzte. Nun schneiden sie Carve das Wort ab, als er den Humbug. der ihn mlt seinem seligen Kammerdiener oerwechsest, entlarven will. Beinah« ist Carve, der sein« Bilder an die Tinten- und PetroleumköniHe um Märchenfummen verkaust, dabei, den Schwindel zu entlarven. Jedes- mal mißlingt es. Bis die flotte Witwe kommt, die sich zwar nicht auf Bilder, aber desto besser auf Kochen und Pfleg« oersteht. Carve denkt gar nicht daran, die Geschichte mit der Westminsterabtei aufzuklären. Der Kammerdiener soll ruhig in der noblen Abtei als Coro« schlafen. Denn Carve hat sein Weibchen jetzt, und er ist die ander« West, die ihn doch langweilte, endlich los. Aber nach der großen
Paus« de, Stücke» läßt es sich nicht mehr verhehlen, daß er das Genie ist. Ein Kunsthändler mit dem scharfen Blick entschleiert das Ge- heimnis. Doch ehe es über oll dem Unsinn zu ernsthaften Verwick- limgen kommt, einigen sich die Parteien, und das groß« Abenteuer geht herrlich und spießbürgerlich aus. Di« Komödie unterhält trotz- dem, und sie plätschert darum besonder» fröhlich vorwärts, weil Max Pallenberg und Käthe Dorsch zusammen und miteinander spielen. Dies« beiden fröhlichen Komödianten leisten diesmal wirklich mehr als Dirtu ofenstück«. Max Pallenberg ist ganz köstlich in seiner stillen, immer etwas umwölkten Melancholie. Der Spleen und der Weltschmerz plagen ihn, wenngleich er fcheinbar mit den schwierigsten Narren fertig wird, vi« Geschicklichkeit Pallenberg », aus irgendeiner unlogischen ftandbewegung oder au» dem Spiel mit irgend- einem toten Gegenstand ein Seelenleben herauszuholen, ist«in fabcl- Haftes Schauspielerstück. Pallenberg redet nur seinen abgehackten Stil, sein« Sprache der zerbrochenen Worte. Und der Komiker wird zum ergreifenden Menschen. Käthe Dorsch hat auch in dem Stück nicht» Uebermäßlg-Beweyende» zu tun. E» wird von ihr kein« Tragik gefordert. Sie darf«In« gehoben« Soubrette au» der Ope- rette spielen. Man meint« immer, daß Käthe Dorsch aus der Ope- rette yerausgerissen und zur Tragödie gerettet werden müßte. Man tat der Heiterkeit der Frau Dorsch durch solchen ernsten Rat doch etwas Gewalt an. Di« schön« Banalität, die in ihrem Wesen liegt, wirkt am süßesten und echtesten, wenn ihr Lücheln nicht getrübt wird. M. H. ver muflklos« Tan, ist nicht Ziel. Er Ist Weg zum Ziel. Das Ziel Ist: ein rhythmischer Organismus aus Körperbewegung, Ton und Wort. Um dieses zu erreichen, muß zunächst die rhythmisch« Körperbewegung dem Ton und dem Wort ebenbürtig gemacht wer- den. Der Tanz muß eine selbständige Kunst werden, die mit Musik und Dichtung auf gleicher Linie wirken kann. Der Tanz muh vor allem au- seiner Abhängigkest von der Musik erlöst werden, die jähr- hunderteiang seine freie Entwicklung hinderte. Ist dieses Teilzicl erreicht, dann mögen dem tänzerischen Element das musikalische und da» dichterische sich gesellen und die drei, zusammenwirkend, das szenische Kunstwerk der Zukunft schassen. Bi» dahin gilt es, den Tanz zu befreien und zu reinigen, und alles, was dazu hilft, soll will- kommen sein. Auch der musiklose Tanz, der den Künstler nötigt, frei au» sich heraus zu gestalten, und der den Zuschauer lehrt, Tänze nlcht mit dem Ohr, sondern mit dem rhythmischen KSrpergesühl zu erleben. Er soll uns willkommen fem, auch wenn er keine Offen- barungen bringt, kein tiefere» Erlebnis bedeutet. Hilde Strinz, ehemals Wigman -Schülerin, heute Lehrerin der Tanzkunst, zeigte im Klindworth-Saal eine Folge musikloser Tänze Vornehme, wohldurchdachte, saubere Kompositionen. Kein innerlicher Leier- kästen, sondern freie rhythmische Gestaltung. Zuweilen Anklänge an die Formsprache der Palucca. Eine fabelhaft glatte Technik, der sich keine Ausdrucksform versagt. Alle» restlos sicher gekonnt und doch— das Letzt«, Höchste mangelt: die Persönlichkeit. Daher kein Mitschwingen, kein Ergrifsenwerden des Zuschauers. Kühle Le- wundernng einer Kunst, die man vielleicht al»»lyrische Gymnastik" charakterisieren könnte._ I. S. 3m kleinen Theater befindet sich Richard Dihmelt Schaujpiel »DieMenjcheufreunde* in Vorbereitung.