Inner Besprechung in Gegenwart des Staatsanwalts Kresse dem Kriminaloberinspektor Reingrubcr erklärt, es sei eine Weisung von oben gekommen, die Sache nicht ausstiegen ,u lassen. Er glaube, vom Oberleutnant Braun. Die Weisung besagte, daß Leutnant Schweikart nicht genannt werden sollte. Dr. Levi stellte nun noch fest, daß an dem Herrenabend am S. Oktober 1920 in der Türkenstraße die Gruppe Böhm-Neun- jicrt anwesend gewesen sei, und zwar: Cermac, Böhm, die Brüder Schneider, Schuster, Uebeleisen. Diese Namen werden von allen Vernommenen zugegeben. Nur bei Berchthold und Schwei- kart gehen die Aussagen auseinander. Die«inen behaupten, Schweikart sei nicht anwesend gewesen, die anderen geben die Möglichkeit der Anwesenheit Berchtholds zu. wieder andere bestreiten auch Berchtholds Anwesenheit. Als Leutnant S ch w e t k a r l später verhaftet war und über diesen Herrenabend vernommen wurde, sagte er aus, daß er anwesend war und die ganze Nacht dort gewesen sei. Dr. Levi gibt dann eine kalendarische Zusammenstellung der Daten. Danach gibt Schweikart zu, am 5. Oktober vom Franziskaner nach dem R i n g h o t e l gegangen zu sein und bestreitet, an der Tat mit dem Auto beteiligt gewesen zu sein. Es ist aber festgestellt, daß er am 5. abends nicht zu Hause gewesen ist. Am t>. und 7. Oktober ist er In der Waffenbergungsangelegenhett ab- wesend gewesen. Der 8. Oktober ist nicht belegt. Am 9. Oktober hat er sich von der Polizeidirektion München einen Paß ausstellen lassen, der, entgegen den Gepflogenhelten de, Amtes, am selben Tage beantragt und ausgestellt worden ist. Am 12. Oktober ist er in einer Waffenangelegenheit nach Neu- bürg a. d. Donau gefahren, am 13. bei der Rückkehr von Neuburg am Bahnhof von Berchthold empfangen und ersucht worden, nicht nach Hause zu gehen. Am 13. war auch bei der Polizei die Autofahrt bereits gemeldet und bei Oberleutnant Braun die Rückfrag« eingeleitet worden. Bom IS. bis 19. Oktober hat Schweikart bei Berchthold genächtigt, am 19. Oktober wurde Berchthold von der Polizei vernommen. Am 20. Oktober verschwand Schweikart. Schweikart hielt sich in Münster bei Leutnant Heinz unter dem Namen.Ha n s Lange" auf. Die Umstände sprechen dafür, daß mehrere Täter an der Tat beteiligt gewesen sein müssen. Wenn aber ein« Gruppe an dem Mord beteiligt war, dann erhebt sich die Frage, warum S ch w e i k a r t aus München fliehen mußte, wenn die anderen blieben. Das Rätsel löst sich zwanglos, wenn man bedenkt, daß die Täter unter sich sicher waren, und gefährlich nur der eine werden konnte, der Irrtümlich nach.Sandmann" ge- fragt hakte. Der Betreffende konnte bei der Gegenüberstellung er- kannt werdei,. Das Ergebnis dieser am 30. Oktober erfolgten Gegenüberstellung war, daß der Lehrer Mahl aussagte: das Bild Schweikarts habe große Aehnlichkeit mit dem Mann, der vorsprach und sich nach„Sandmann " erkundigte. Er möchte fast behaupten, daß der Abgebildete der Betreffende gewesen sei. Auch andere Zeugen haben so ausgesagt. Die Therese Sand- meyer sagte, sie erkenn« ihn an dem schmalen G e s i cht. Aus diesen Umständen erklärt sich also zwanglos, warum die Gruppe ein Interesse an Schweikarts verschwinden hatte. Gegen Ende November wurde er an die österreichische Grenze gebracht. Bei der Frage nach der Bewertstellung der Flucht interessiert besonders die Frage nach der Beschaffung der finanziellen und technischen Mittel. woraus sich weitere Schlüsse auf die Interessenten ergeben. .Die Mittel dazu kamen nach Aussage des Studenten Allmeier in Gestalt einer telegraphischen Geldanweisung aus München über 2000 M. an Heinz. Als Absender wurde ein gewisser Max Kreher in München er- mittelt, gegen den wegen Begünstigung Haftbefehl erlassen wurde. Ob der Haftbefehl vollstreckt wurde, ist aus den Akten nicht ersichtlich. Dieser gab an, das Geld von dem Tattersallbesitzer Böhm erhalten zu haben, gegen den aber kein Haftbefehl erlassen wurde. Böhm sagte aus, er habe Kreher nicht beaustragt, gab aber dann zu, er sei in einer Verfassung gewesen, in der er Blödsinngkeiten gemacht habe und er nannte als veranlassung Oberientnank Braun. Am 5. September 1922 sagte Allmeier weiter aus: Ich bekam in München den Auftrag:»Sie fahren nach Münster zu Heinz, im den Schwei kart zu holen und bringen ihn nach Landshul. wo Sic sich an die Landesleitung wenden." Der Austrag kam von .Braun. Er sagte:.Sie kennen Schweikart, Sie holen ihn aus
der Glanz öer Kaiserzeit. Von Jodok. In einem Berliner Rechtsblatt war jetzt, anläßlich des vor- gesehenen Verkaufs eines großen Hotels an das Reich, ein« recht wehmütige Betrachtung über Berliner Vergnügungsmöglichkeiten zu lesen. In Gastwirtskreisen, hieß es, wundere man sich gar nicht dar- über, daß die Hotels zur Hälft« leer stünden. Es fei ja nichts mehr los in Deutschland und deshalb blieben die Ausländer fern. Sie per- mißten in Berlin den„Glanz der Kaiserstadt". Früher seien sie zu uns gekommen ob der Paraden, ob des Aufzichens der Schloßwache, um Hoffestlichkeiten beizuwohnen, um die Mitglieder der Fürsten - Häuser zu sehen. Sogar für die im Herzen doch so gut republikani- scheu Amerikaner sei dies alles doch ein Anziehungspunkt gewesen und ein Grund, in Deutschland zu verweilen. Heute erledigten sie eilig ihre Geschäfte und trollten sich dann. Nun weih man ja, wie das rechts gemacht wird.„In Gastwirtskreisen" wird geschrieben, und wirklich gesagt hat das gelegent- lich einmal ein vereinzelter Gastwirt. Immerhin, es mag an dieser Resignation schon etwas Wahres sein. Gewiß gibt es Ausländer und Inländer, die, wenig interessiert an dem politischen Gehall, dessen Ausstrahlung da» Brimborium der Kaiserzeit war. dieses um seiner selbst willen liebten, denen sein farbiges Trara eine Augenweide be- deutete, eine Belustigung und eine Unterhaltung. Aber das ist es ja eben: Paraden und Schloßwachen, Hoffeste «nd Spaliere an Fürstenequipagen waren kein« Staatsnotwendig. ketten, sondern Schauspiel, waren Ausputz, Firnis. Gebärde. Zu- gegeben, die Amerikaner blieben stehen, wenn die Schloßwoche ihre umständliche Zeremonie exekutierte, und einige mögen sogar herüber- gekommen sein, nur um es mit eigenen Augen zu sehen, wo und unter welchen Umständen der lauteste Mann Europas residierte. Aber wie unterschiede sich dann dieses Interesse von einem, das etwa wir den Tarditionen eines rückständigen Kaffernstammes entgegen- bringen! O, wenn wir einmal in den schwarzen Erdteil führen, wir machten unser Interesse für fremde Lebensgewohnheiten auch gewiß nicht von unserem Einverständnis mit ihnen, von unserer Hoch- schätzung für sie abhängig. Im Gegenteil: Das Ausgefallenste wäre uns das Liebste, das Absurdeste zöge uns am meisten an. Es ist auch wahr, daß hierzu Lande manche seit der Revolution etwas vermissen, aber es ist ihnen doch leicht gefallen, sich einiger- maßen Ersatz zu schaffen. Statt der strammen Kaisergardistenbeine bewundern sie letzt die der Tiller-Girls und ihre überschüssige Lungen- kraft versckiwenden sie in Hurras auf Peltzer, statt, wie früher, auf Wilhelm. Es kommt ja alles auf eines hinaus. Heut« wie früher wollen sie den Rummel, den Betrieb, die Geschäftigkeit, den Krakeel, den äußerlichen Effekt, wollen sie die Sensation statt der stillen Gediegenheit. „Der Glanz der Kaiserzeit", das war all der oberflächliche und nur fürs Auge berechnete Flitter, das war ein süßlicher Pudding zur
Münster , seine Adresse weih ich noch nicht." Levi erinnert daran, daß gegen Lroun auch in diesem Stadium keinerlei Schritte gemacht wurden und kein Verfahren eingeleitet wurde. Es ist nun nur noch die Frage des Zustandekommens des Passes von Bedeutung. Nachdem Schwcikart am 12. Oktober 1921, ein Jahr nach der Tat, in Ienbach(Pertisau ) verhaftet worden war. wurde er Ende Oktober vernommen und sagte bei der Befragung über den Paß aus, daß sei eine Privatsache, er verweigere die Auskunst. an wen er sich bei der Polizei gewandt habe. Am 15. bis 1ö. Okto- ber fei er nochmals auf der Polizeidirektion gewesen bei demselben Beamten wie vorher schon und zwar bei dem Polizeibeamten Glaser. Später sagte er,«r sei einem unbekannten Beamten auf dem Gang begegnet. Der Beamte habe ihm liebenswürdig ge- bolfcn, und so sei es gelungen und er habe den Paß erhalten. Das Paßformular für die Ausstellung dieses Passes trägt den Vermerk: „Ausgestellt auf Ersuchen der Abteilung Via(Glaser)." Glaser erklärte später, er könne sich nicht daran erinnern. Abg. Levi verliest dann die Darstellung des österreichischen Gendarmeriepostens in Ienbach über die Verhaftung des Schwei- kart. Bei dieser Gelegenheit w»rde ein Herr vernommen, der mit Schweikart zusammen dasselbe Zimmer bewohnt hatte; es war der Leutnant Berchthold. Dieser erklärte: Schmidt habe einmal in München im Hotel„Deutscher Kaiser" gewohnt, ob es sein richtiger Name sei, wisse er nicht. Berchthold wohnte zusammen mit einem gewissen Heinz von Wangenheim, mit dem er entgegen seinen Ankündigungen noch am Abend nach der Verhaftung von Schweikart tn Richtung Innsbruck abgereist ist. Schwelkart hat bei seinen verschiedenen Vernehmungen immer wieder andere Angaben über die angeblichen Motive seiner Flucht gemacht. Schweikart wurde dann am 20. Dezember 1922 wieder aus der hast entlassen: die Ermittlungen gingen weiter. Abg. Levi teilt dann eine Notiz des Landgerichtsrats Saal- berg vom 15. August 1925 mit, worin über die neuerliche Ver- Haftung des Allmeier gesagt wird, sie sei deshalb erfolgt, weil Kreise, die dem Allmeier nahestanden, das Verfahren zu beeinflussen suchten. Diese Kreise gingen von der Auffassung aus, daß Morde an Landesverrätern eine vaterländische Tat seien und die Mörder der Strafe entzogen werden müßten. Dann behandelte Abg. Levi die verschiedenen Arten von Hilf?- stellungen, die dem Schweikart zur Verfügung standen. Die erste Hilfsstellung ist die Paßbeschasfung durch die Polizei. Aus einem Protokoll vom 13. Dezember 1922 geht hervor, daß Schweikart geleugnet hat, den Glaser je gesehen oder gesprochen zu haben. Ueber die Beschaffung des ungarischen Passes geht aus den Akten die interessant« Tatsache hervor, daß Schweikart zuerst mit dem Chef des ungarischen Generalkonsulat» in München verhandelt hat, der dann den zuständigen Beamten anwies, den Pah auszustellen. Visum und Grenzstempel auf diesem Paß, der auf den falschen Namen Janas Schmidt lautet, sind gefälscht. Der wirtschaftliche Delegierte beim ungarischen Generalkonsulat hat bei seiner Vernehmung am 20. Oktober 1924 ausgesagt, daß der Paß nur auf Empfehlung einer einflußreichen deutschen Persönlichkeit ausgestellt sein könne. Schweikart be- hauptet, den Paß von Professor Stempfle(früherer Pater, dann Redakteur des„Miesbacher Anzeigers") erhalten zu haben, der das seinerseits wieder bestreitet. Auch Polizeipräsident P o e h n e r und der völkische Oberamtmann F r i ck haben jeden Zusammenhang mit der Paßangelegenheit bestritten. Aus der Aussage eines Beamten de» Münchener Fremden- amtes geht hervor, daß auch der fassche Paß für SapitSnleolnanl Ehrhardt durch Poehner besorgt worden ist. Polizcisekretär Glaser hat auf Vorhalt ausgesagt, daß zur Zeit, als die Einwohnerwehr noch bestand, wiederholt vom Wehrkreiskommando der Reichswehr beschleunigte Anträge auf Paß- ausstellung gestellt wurden. F r i ck habe diese Anträge an Glaser gegeben, der sie dann an das Fremdenamt weiterleitete. Hier wirft Genosse Levi die Frage auf, warum Frick diesen Umweg über Glaser gegangen sei. Als zweite Hilfsstellung für Schweikart bezeichnet Genosse Levi Schwei karts Beziehungen zum Wehrkreiskommando. Aus einer Unterredung, die Hauptmann Obermaier vom Wehrkreis- kommando mft Schweikart geführt hat, hat der Hauptmann in seiner Vernehmung mitgeteilt, daß er zu Schweikart gesagt habe, es sei gut, wenn man Waffendenunziationen ab-
unverdaulichen Hauptspesse, ein Stück ewigen Faschings als Gaudium für romantische Backfische und schaulustige Amerikaner. Vielleicht ist der die„deutschen Gastwirt streift" repräsentierende vereinzelte Herr Gastwirt der„Deutschen Zeitung" Besitzer einer an einem ehemaligen Paradefeld gelegenen Schankstätte. Insofern wäre ja dann freilich die heiß« Trän «, die er dem versunkenen Glanz nach- weint, geistig hinreichend fundiert, denn was hat es zu sagen, daß die republikanische Idee auf der Linie der Höherentwicklung des Menschengeschlecht» liegt, wenn dabei die Frequenz einer Bicrbude nachläßt.
Das Konfett. Die nochfotaen!»« Sdjildmma enchStt«in« wortgetreue Ueber- setzun» au» der dvischewistischen„ltra»nata©afeta*. Auf der großen Anklagebank— gleich einem winzigen Fleck— die in sich zusammengesunkene Gestalt eines Knaben. Das ist der Dieb Semjonoff—„Schurta Saschalka". Dem Aussehen nach kann man ihm 12 Jahr« geben— in Wirklichkeit ist er 17. Der Gesichts- ausdruck ist kindisch, erschrocken düster. Die schmutzigen Finger knüllen nervös das Wützchen. Cr kam zur Schwester in die Stadt gefahren. Aber die Schwester hat geheiratet und ist fortgezogen, irgendwohin, hatte den Knaben allein gelassen in der großen furchtbaren, unbekannten Stadt. Und Schurka geht auf die Straße. Auf dem Prospekt hat er Bekanntschast geschlossen mit Wanta und Sergunka, die zusammen 26 Jahre zählen. Zusammen wohnen sie nun auf dem Boden: dann„verziehen" sie in den Keller, denn im Keller befindet sich die Dampsheizung und es ist dort warm. Nun siedelt sich bei ihnen der zwölfjährige Mischa Bog- danoff an, der seiner Mutter entfloh. Man muß leben! Das ist's, was diese zwölf- bis vierzehnjährigen Burschen eint. Zu Anfang denken sie daran, auszugehen, um„das Glück zu suchen". Aber wohin? Dorthin, wo der Wein wächst. Aber der Wein wächst in weiter Ferne— wann mag man ihn erreichen? Doch esftn muß man noch heute? Die Knaben entscheiden sich für den Diebstahl. Sie schleichen sich bei Bogdanoffs Mutter ein und stehlen— eine Pastete. Auch ein Ringlein gerät in ihre Hände. Sie nehmen„nebenbei" auch das Rinalein und verkaufen es für 3 Rubel. Es ging gut ab. Sie wurden nicht erwischtl Neu« Tat reift: ein Einbruch in das Koope- ratio. Manka und Sergunka steigen durchs Fenster und Schurka steht Schmiere. Der zwölsjährige Wanka und der vierzehnjährige Sergunka gehen vor wie regelrechte Plünderer. Doch selbst Diebe sind, zwölfjährig, noch Kinder. Die Plünderer tragen Konsekt heraus. Zwar haben sie auch 12 Rubel in barem Geld« an sich genommen. aber wichtiger ist— Konfett, viel Konfett, die Taschen voll, die Bluse, ja,«inen ganzen Sack voll. Mit dem Konfekt sind sie auch hereingefallen. Zwei der Plün- derer haben sich in die Kommission für Minderjährige begeben. Schurka Semjonoff steht vor Gericht. Es ist der Hereingefallene. Doch er leugnet und versucht alle Schuld aus die abwesenden Freunde abzuwälzen. Es war ihrer Hände Werkl Stockend und finster, als schäme er sich, erzählt er vom Hunger, vom Boden, auf dem es kalt, vom Keller, in dem es warm gewesen war, von der Straß« und von den Kindern und dem wohlschmeckenden Konfekt.
biegen könnte. Er habe die Mittel nicht dazu. Vielleich' könne sich Schweikart an kapitalkräftige Leute wenden. Das war kurz vor der Ennordung der Sandmaier. Levi trägt dann weiter Aussagen aus den Akten vor, aus denen hervorgeht, daß Schweikart auf Empfehlung des Gene- r a l s E p p von der Gräfin Törring-Jettenbach bei dem b a q e- rischen Herzog Ludwig untergebracht wurde. Ein Mün - chener Kriminalbeamter, der Schweikart dort beobachtet hat. gibt der Meinung Ausdruck, daß Schweikart deshalb in der Gunst des Herzogs stehe, weil er sich allmählich zum Erpresser gegen seine Mlwisser auswochse, die möglicherweise Freund« des Herzogs seien. Eine weitere Hilfsstellung fand Schweikart bei der I u st i z und der Landesleitung der Einwohnerwehr. Dem Oberregierungsrat M e u t e l vom bayerischen Justizministerium ist während der Hast des Allmaier 1921/22 mitgeteilt worden, man solle bei Allmaier vorsichtig sein, da er Material habe, das den vaterländischen Kreisen unangenehm sein könne. In diesem Sinne habe sich eine hochstehende Persönlichkeit, auf deren Namen er sich nicht entsinne, im Justizministerium verwendet. Eines Tages erschien Dr. Gademann beim Staatsanwalt Detter und erklärte ihm, wenn die Forstenrieder Mordsache so weitergeführt werde, dann würden Leute der Regierung Kahr in die Sache hineingezogen werden, Poehner, Kahr und Kaufleitte sowie Industrielle. Auch ein anderer politischer Mord würde dann aus- gedeckt werden, für den auch die Forstenrieder Attentäter in Frag« kämen. Mitwisser sei Zustlzminister Roth. Es könnten asso Mitglieder der Regierung Kahr aufs schwerste kompromittiert werden. Als Oberstleutnant Triebet über sein Wissen um die politischen Morde befragt wurde, berief er sich auf das Schweigever- sprechen, das er dem Landeshauptmann der Einwohnerwehr, Herrn Escherich, gegeben habe, weigerte sich aber, selbst dann Aussagen zu machen, wenn das Schweigeversprechen aufgehoben würde. Escherich selbst erklärte sich nicht bereit, das Schweigever- sprechen zurückzunehmen. Obergeometer Kanzler, der stellvertretende Landeshaupt- mann der Einwohnerwehr, gab in seiner Vernehmung an. daß die Einwohnerwehren im engsten Zusammenarbeiten mit dem Reichs- wehrkommando die Bergung von Waffen besorgt haben, um sie dem Zugriff der Entente zu entziehen. Er selbst habe sich damtt nicht befaßt, um sich als Mitglied der Landesleitung der Einwohner- wehren nicht zu kompromittieren. Aus einem Brief Kanzlers an den Reichstagsabgeordneten Dr. Heim liest Genosse Levi folgende Ausforderung vor: „Bearbeite weiter die Sache Z„ es gibt sonst einen Höllen- skandal." Nachdem Levi noch festgestellt hat, daß erst im März 1925 Anklage gegen Schweikart, Allmaier und Genossen wegen Ermor- dung der Sandmaier erhoben wurde, die Beschuldigten aber wieder außer Verfolgung gesetzt worden sind, wird die Sitzung auf Diens- tag, vormittags 10 Uhr, vertagt.
Die üeutfthen Sauern wehren sich. Ein Organ gegen Großgrundbesitz und Landbund. Seit Iahren schon kann erfreulicherweise festgestellt werden, daß die früher so schwerbewegliche Masse der deutschen Klein- und Mittel- dauern gegen die politische und wirtschaftliche Führung der land - wirtschaftlichen Interessen durch den Großgrundbesitz und besonders den Landbund sich auflehnt. Die Bauern werden sich mehr und mehr sowohl der Unabhängigkeit ihrer Interessen gegenüber dem Großagrariertum bewußt, als auch der Tatsache, daß sie zur Verteidigung Ihrer Interessen die Republik brauchen. Nicht den Führer, sondern den Verführer erblickt das Bau: n- tum heute in Großagrariertum und Landbund, deren Schlagwort- Politik die Klein- und Mittelbauern vielfach zur Preisgabe der eigenen Interessen veranlaßt hat. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, daß die deutschen Klein- und Mittelbauern nun auch durch ein eigene» Organ in der Oeftentkichkeit ihre Wirtschaftsinteressen gegen das Großagrariertum verteidigen und dazu beitragen werden, in der Bauernschaft noch mehr als bisher den republikanischen Gedanken gegen die Reaktion zu festigen. Wie wir erfahren, wird der Reichs- verband deutscher Klein- und Mittelbetriebe ab 1. Oktober bereits die neu« Wochenzeltschrist erscheinen lassen.
Das Gericht lmter dem Vorsitz des Genossen Ronkin verurteilt ihn zu drei Iahren, zieht jedoch seine zurückgebliebene Entwicklung, die Erstmaligkeit der Verurteilung und die Not in Bettacht, vermindert die Strafe auf 6 Monate, setzt sie schließlich wegen Minder- jährigkeit auf 4 Monate herab, unter Anrechnung der Unter- suchungshaft. Der Knabe ist ftei._
Znlelligenzprüsung der Schnecken. Um Tiere auf ihre geistigen Fähigkeiten zu prüfen, bedient man sich in letzter Zeit der Methode, daß man ihnen aus dem Wege zur Nahrung oder zum Lager zwei Möglichkeiten zur Wahl stellt. Entscheiden sie sich für die eine, so erreichen sie ihr Ziel: wählen sie aber den anderen Weg, so erhalten sie einen leichten elektrischen Schlag. Bei den meisten Versuchstieren hat man beobachtet, daß sie nach längerer oder kürzerer Zeit nur noch den einen, den„richtigen" Weg wählen, der sie zu ihrem Ziel führt, und diesen längere Zeit im Gedächtnis bewahren. Amerika - nifche Gelehrte haben nun auch, wie in der„Umschau berichtet wird, solche Prüfungen mit Schnecken vorgenommen. Die Tiere wurden in den Langbalten eines T-fönnigen Weges eingesetzt und konnten sich an der Gabelung nach rechts oder links wenden: rechts fanden sie einen ihnen zusagenden dunklen Ausenthaltsraum, links erhielten sie einen elektrischen Schlag. Bei einigen Tieren erstreckten sich die Versuche aus 43 Tage. Die Schnecken mußten sünfmal in der Woche, täglich zwei- bis sechsmal den Weg zurücklegen. Hierzu brauchte ein Versuchstier anfänglich bis zu einer Stunde. Nach den: 13. Tage kroch es gleich weiter, ohne anzuhalten, und nach dem 56. Versuch machte e» nur ein einziaesmal einen Fehler. Bei den Schnecken ließ sich beobachten, wie die Zahl der Irrtümer ganz ollmählich ab- nahm und wie sich der richtige Weg immer fester einprägte. Eine Umfrage nach den Unsterblichen. Auf die Aeußerung Kip- lings hin. daß von allen Dichtern und Schriftstellern der Welt- literatur höchstens zwölf den Ruhm der Unsterblichkeit besäßen, hat eine New Yorker Zeitung fünfzehn namhaften Schriftstellern, dar- unter sechs Amerikanern, drei Engländern, zwei Franzosen, einem Deutschen (Georg Kaiser ), einem Italiener, Spanler und Schweden die Frage nach den zwölf Unsterblichen vorgelegt. Nach einem Bericht der„Literarischen Welt" erhielt Shakespeare 13 Stim- men, Dante und H o m e r je 11 Stimmen. Dann folgten Virgil mit 9 Stimmen, Balzac , Cervantes und Goethe mit je 7 Stimmen, M o l i ö r e mit 6, P l a t o n mit 5, Dickens und Voltaire mit je 4 Stimmen. M i l t o n als Zwölfter erhielt 3 Stimmen._
StSdNiche Oper. Maialda S a I v a ti n i tritt lbr Engagement am Mittwoch, den R. September an. Sie singt an diesem Abend in„Tiefland* die Rolle der Martha. fie Kiewer Synagoge ol» Arbellerklab Aus Antrag einer Arbeiter- e bat die.grciZerckutivc von Kiew die Umwandlung der Gvnagogc In ein Klubbau» für Arbeiter angeordnet. Die Towjetregierung der Ukraine hat den Leschluh bestätigt. Aaffindnng eine, Alesenmammut». Im Transbaikalgouvernement ist in den ewigen EiStchichten ein gut erbaltcner Mammuttadaver aufgesundcn worden. Der Fund wurde nach Leningrad an die Akademie der Wissen- schatten zu wissenschastlicher Untersuchung abgesandt.