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Der Goldstand der Reichsbank.

Vierteljahrsbericht Dr. Schachts.

In der heutigen Zentralausschußfizung der Reichsbant be­richtete der Reichsbankpräsident Dr. S ch a cht über die Entwicklung des Status der Reichsbank sowie der Geld- und Kapitalmarkt verhältnisse während des abgelaufenen Bierteljahres. Danach ist die Inanspruchnahme der Reichsbank nach der letzten Diskont ermäßigung am 6. Juli bis zum August zunächst weiterhin rüd gängig gewesen, während im letzten Monat eine fleine Steige rung eintrat. Der Geldmarkt hat iroh verschiedener Anzeichen einer langsamen Wirtschaftsbelebung seine seit langem flüssige Form be­wahrt und der Wiederaufbau des Kapitalmarktes weitere Fortschritte

gemacht.

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Der Notenumlauf der Reichsbank und ebenso der gesamte Zahlungsmittelumlauf zeigen in der Zeit vom 23. Juni bis 23. Sep­tember eine Vermehrung um rund 300 Millionen Mark. Diese Ent­wicklung ist im wesentlichen auf das weitere Hereinkommen von Auslandskrediten zurückzuführen. Infolgedessen hat sich so­wohl der Devisen wie der Goldbestand der Reichs bant vermehrt. Die Reichsbant hat nicht nur eine langsame weitere Auffüllung ihres Goldvorrats durch Umwand­lung von Devisen in Gold vornehmen können, sondern die derzeitige Entwicklung der Devisenkurse hat auch aus dem Verkehr heraus zu Goldangeboten an die Reichsbank geführt, die die Reichsbank akzeptiert hat.

Herbst in der Laubenkolonie.

Die Laubenkolonie hat hundert bunte Fahnen aufgesteckt: Mutter trocknet die letzte Wäsche in Luft und Sonne, um schnell noch etwas davon mit hineinzunehmen in die enge Großstadtwohnung, in die man jetzt aus der Sommerfrische" heimkehren muß. Denn es ist Herbst geworden, die letzten Kartoffeln find geerntet, die Winter aftern blühen schon, und des morgens liegt dünner Reif auf den Dächern und Zäunen. So schwankt denn ein Handwagen nach dem anderen in die Stadt, mit den spärlichen Möbeln beladen: Stühle, Tisch und Betten; Bater zieht, die Weltesten schieben und oben auf der Fuhre thront das Jüngste: ein trauriges Zillebild: nun werden die Kleinen wieder auf dem engen Hinterhof mit dem Müllkasten spielen müssen.

Aber sie werden vielleicht noch eine warme Stube haben im Winter. Bielen , gar zu vielen ist die Laube die einzige Behausung. Sie müssen auch den Winter hier zubringen. Aber es ist ja schließ lich gleigültig, ob man in der dumpfen feuchten Kellerwohnung haust oder hier draußen. Man hat wenigstens den schönen Sommer ge­habt, die Kinder sind weniger bleichsüchtig und widerstandsfähiger für den Winter. Und der Karnickelstall nebenan wärmt und hilft den Ofen etwas ersetzen.

Die ganze soziale Tragit der Gegenwart wird hier deutlich: dicht vor der Großstadt mit den Errungenschaften der modernen Technik die Rückkehr zur Primitivität des mittelalterlichen Ratendorfes! Aber man hat sich eingelebt hier draußen: das mehr Aufein­Benn auch die Bermehrung des Zahlungsmittelumlaufs zu anderangewiesensein, das Zusammenleben ohne trennende Mauern Bedenken noch keinen Anlaß gibt, so ist es doch nach wie vor un- hat ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl hervorgebracht, und so zeigen erwünscht, in der Hereinnahme ausländischen Geldes in einem sich gerade hier vielleicht wichtige Anfäße zu einem neuen Gemein­Tempo vorzugehen, mit dem die produktive Entwicklung der deutschaftsleben auf der Grundlage der modernen Großstadt. Denn schen Wirtschaft nicht Schritt hält. Es sind zwar erhebliche Fort - nicht ganz bildet die Laubenkolonie eine Welt für sich, sie ist mit schritte, insbesondere in der Rationalisierung unserer Industrie, ge- mannigfachen Fäden an die übrige Welt geknüpft: der Bäder, der macht worden, doch zeigt die immer noch große Zahl der Erwerbs. Schlächter, der Milchmann kommen des Morgens aus der Stadt, losen, daß das Gedeihen einzelner Unternehmungen noch nicht das auf dem Laubendach des Begüterten thront die Radioantenne, Gedeihen des Gesamtförpers bedeutet. Die Vermehrung des und auch der" Borwärts" hat seinen Weg hierhergefunden und deutschen Geldumlaufs ist also im ganzen nicht durch eine steigende wird die böse Jahreszeit überwinden helfen. Gesamtproduktivität der Wirtschaft hervorgerufen, sondern durch eine allzu ausgiebige Benukung ausländischen Kapitals. Diese Entwick­lung ist für die Reichsbank mit ein Anlaß dazu gewesen, von der bis vor kurzem aufrechterhaltenen festen Dollarnotiz abzugehen und die Kursbildung dem freien Verkehr zu überlassen. Hierdurch hat die Reichsbank die Möglichkeit, auch auf zu starkes Hereinströmen ausländischen Kapitals regulierend einzuwirken. Die in letzter Zeit zuweilen aufgetauchten Gerüchte, daß die Reichsbank beabsichtige, Goldmünzen in den deutschen Zahlungsverkehr zu leiten entbehren jeder Grundlage. Die Seichsbank steht in dieser Frage vollkommen auf dem Standpunkt anderer großer Länder, die die Ansammlung von Gold bei der Noten bant( Goldfernwährung) unter jeweiliger freier Hergabe von Gold für Auslandszahlungen, im Falle die Devisenkurse es erfordern, für eine zweckmäßigere Form der Goldwährung halten als die Sättigung des Verkehrs mit Goldmünzen. ( Wir werden auf die Einzelheiten dieses Berichtes noch zurückommen. Red. d. Borm.)

Gegen die Sabotage der Militärs. Die politische Abrüstungskommission rüffelt die militärische Unterkommission.

Die Bollversammlung des Völkerbundes hat der politischen, ,, Borbereitenden Kommiffion für die Abrüftungskonferenz" den Mut eingeflößt, bie bisherige Arbeit ihrer eigenen Untertom mission zurückzuweisen, ihr neue Richtlinien vorzuschreiben und sie dringend zum Abschluß zu mahnen. Sie hat den Militärs unter sagt, sich noch weiterhin mit der politischen Seite zu befassen, ihnen auch verboten, Refolutionen aufzusetzen, sondern ihnen vorgeschrieben, an Stelle der Beschlüsse einfach ,, die im Laufe der Verhandlungen zum Ausdruck gekommenen Ansichten unter Anführung der Dele­gationen, die sich dieser oder jener Meinung angeschlossen haben, aufs zuzählen, sowie die Argumente anzugeben, die zur Unterstüßung der einzelnen Ansichten angeführt wurden." Diese Absage an die planmäßige Abrüstungsfabotage der Militärs ist einem Vorstoß der amerikanischen Delegation zu verdanken. Diese entwickelte

Fabrikbrand in der Steglitzer Straße.

Der U- Bahntunnel als Brandursache.

Bier Löschzüge der Feuerwehr wurden heute morgen gegen 4 Uhr nach der Stegliger Straße 80 gerufen, wo in den der Firma Georg Jahn, Möbel und Dekorationen, Feuer aus­im zweiten Stockwerf des Quergebäudes gelegenen Fabrikräumen gebrochen war. Die Löschmannschaften trafen bei ihrem Eindringen auf ein großes Flammenmeer. Es wurde ein umfassender Lösch angriff unternommen und aus vier Rohren Wasser gegeben. Das Feuer hatte sich mit großer Schnelligkeit durch die Decke des über liegenden Fabrikraumes der Tiefdruckschleiferei des Bundes der chemigraphischen Anstalten" gefreffen. Einzelne Flammen züngelten ständen empor. Es gelang, das Feuer hier aufzuhalten und ein bereits an dem Inventar und den übrigen leicht brennbaren Gegen­weiteres llebergreifen auf eine im dritten Stockwerk liegende Tisch­lerei, in der größere Holzvorräte lagerten, zu verhindern. Nach über zweistündiger Tätigkeit war die Hauptgefahr beseitigt. Eigenartig waren die Feststellungen, die über die Entstehungsursache des Bran des gemacht werden konnten. Bekanntlich wird die Hochbahn. strede Warschauer Straße- Gleisbreied nach dem Nollendorfplatz weitergeführt. Die Ueberführung vom Bahnhof fertiggestellt, ebenso die Tunneldecken, die furz hinter der Flott Gleisdreied in Richtung Kurfürstenstraße über die Flottwellstraße ist wellstraße unter die Erde führen. Um die Häuser gegen Schall und Erschütterungen der fahrenden Hochbahnzüge zu schützen, ist die innere Tunneldecke von einer äußeren Tunnelschutzdecke umgeben. Zwischen diesen befinden sich als Isolierschicht gepreßte Torfplatten und dazwischen Torfmull. In den Fabrikräumen der Firma Jahn mündete noch eine fieine Kanalöffnung des Tunnelzwischenraumes, die auch demnächst geschlossen werden sollte. Kurz vor 4 Uhr morgens wurden dann von Hausbewohnern ein Feuerschein und starke Qualmentwicklung wahrgenommen, worauf die Feuerwehren alarmiert wurden. Aus bisher noch nicht einwandfrei geklärten Gründen, vermutlich durch Selbst entzündung, möglicherweise aber auch durch irgendeine Unvorsichtigkeit, begann das Torfmull aber auch durch irgendeine Unvorsichtigkeit, begann das Torfmull zwischen den Tunnelwänden zu glimmen und setzte den Fabrikraum und eine starke Teerschicht über der Tunneldecke in Brand, die unter aufloderte. Die Räume der Firma Jahn mit all ihrem Kontor­inventar, Büchern, die Schaldecken usw. sind ausgebrannt. Die Feuerwehr war bis in die Vormittagstunden hinein bemüht, den Brandherd durch starkes Wassergeben zu ersäufen.

den Crundsay, daß die Landrüstungen durch regionale Ab- starter Qualmentwicklung und stichflammenartigen Erscheinungen

Nach der letzten Rede Poincarés.

Festakt der Feuerwehr.

Aus Anlaß des 75jährigen Jubiläums der Berliner Feuerwehr fand heute vormittag im Stadthaus in der Klosterstraße ein Festakt statt. Unter den Anwesenden bemerkte man den Polizeipräsidenten Genossen Grzesinski, den Kommandeur der Berliner Schutzpolizei , Polizeioberst Haupt, Bertreter städtischer und kommunaler Behörden, uniformierte Feuerwehrleute aus Desterreich und Böhmen und eine große Anzahl Berliner Wehrleute.

tommen begrenzt und eingeschränkt, daß die Einschränkung der See­rüstungen auch auf die auf der Washingtoner Konferenz freige lassenen Schiffsgattungen( tleine Kreuzer, Torpedoboote, U- Boote, Flugzeugmutterfchiffe) ausgedehnt werden sollen und in Zukunft nicht über allgemeine Fragen diskutiert werden soll, sondern be= stimmte Einzelfragen herausgegriffen und gelöst werden sollen. Aber so wichtig, wie die amerikanischen Vorschläge selbst ist die Tatsache, daß sie vor der ,, Borbereitenden Kommission" ange nommen wurden. Insbesondere ist Paul Boncours Stellungnahme bedeutsam, der die Tätigkeit der französischen Militärs in der Unter­kommission desavouierte und sich mit regionalen Abkommen einverstanden erflärte, wenn man durch das Hinarbeiten auf die all­gemeine Abrüftung fein Ergebnis erziele. Diese Haltung der fran 3öfifchen Regierung deutete sich bereits in der Vollversammlung Die Feier wurde mit einer musikalischen Darbietung des an; wd sie beibehalten, dann ist sie nicht weniger als eine Abkehr Musikchors der Feuerwehr eingeleitet, dem ein Festgesang von der bisherigen französischen Rüstungspolitik, die die Ablehnung Vertretung des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Ober­des Feuerwehrchors folgte. Bürgermeister Scholz hielt hierauf in wirklicher Abrüstungsmaßnahmen mit der Forderung allgebürgermeisters Böß eine Ansprache, in der er die Feuerwehr zu meiner Abrüstung und allgemeiner Sicherheit begründete. Hier ihrem Jubiläum beglückwünschte und zugleich den Dank der zeigt sich die erste Rückwirkung des eben in Kraft getretenen Ber - städtischen Körperschaften sowie der Berliner Bevölkerung für die tragswertes von Locarno mit seiner regionalen Sicherung auf die gefahrvolle Arbeit der Feuerwehr, die für Gut und Leben der Behandlung des Abrüftungsproblems. Bürger im gegebenen Augenblick alles einseßt, auszusprechen. Er Schloß mit dem Wunsche, daß die Feuerwehr sich weiterhin ebenso erfolgreich aufwärts entwickle wie bisher. Sodann betrat Ober­branddirektor Gempp die mit frischem Grün geschmückte Redner­Die Pariser Presse ist mit ihm einig. tribüne. Nach Dantesworten für die der Feuerwehr dargebrachten Glückwünsche ging Oberbranddirektor Gempp auf die Entwicklung Paris , 28. September. ( Eigener Drahtbericht.) Ministerpräsi- der Feuerwehr ein, die früher sehr zu wünschen übrig ließ, heute dent Poincaré ist am Montag sofort nach seiner großen Rede in jedoch den Bedürfnissen einer Großstadt mit vollkommen sten Bar- le- Duc wieder nach Paris zurückgekehrt, wo er abends Löschgeräten, schnellen Kraftwagen und gut aus. gegen 11 Uhr eintraf. Poincaré , der allein reiste, wurde an der gebildeten Mannschaften durchaus entspricht. Die Feuer Bahn von seinem Kabinettschef und dem Innenminister empfangen. wehr von heute mit einem erstklassig ausgebauten Meldewesen, das Die große Informationspresse nimmt heute morgen mit feinem erst fürzlich eine völlige Umwandlung erfahren hat, ist für größte Wort zu der Rede Stellung. Natürlich bringt sie die Rede in Brände gut vorbereitet und fann in wenigen Minuten zur Stelle größter Aufmachung als die Sensation des Tages. Von der politi- fein. Allein an Schläuchen sind augenblicklich 120 Kilometer in Gebrauch, was einer ungefähren Entfernung Berlin­schen Preffe widmet der Quotidien" der Rede einen langen Stettin entspricht. Drei Feuerlöschboote, und als eine Artikel, worin er sich vollständig mit ihr einverstanden erklärt, der letzten Neueinführungen, Schaumlöschapparate," die dabei aber den alten Borwurf gegen das Kabinett wiederholt, daß bei Benzin- und Delbränden Anwendung finden, geben der Feuer unter dem Deckmantel der Sparsamkeit über den Rahmen des Er mehr Mittel in die Hand, jeder Feuersgefahr wirksam entgegen. mächtigungsgesetzes hinaus eine vollständige Verwaltungszutreten. Chorgesang und ein Fanfarenmarsch schlossen die ein Senderbar berührte es, daß weder Stadthaus reform vorgenommen werde. Auch die Ere Nouvelle" stimmt drucksvolle Feier. der Rede Poincarés durchaus zu. Das Blatt stellt fest, daß Poincaré zwar vor die Politik der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich ein großes Aber setze, daß er jedoch immerhin Ja dazu sage. Diese Politik, die die Linke schon seit langen Jahren ge­wünscht habe, erhalte heute Leben durch den Willen eines Kabinetts der nationalen Einigung, unter einem Ministerpräsidenten, der die engherzigste Auffassung von Patriotismus verförpere. Das Wesent liche der Rede Poincarés liege aber gerade darin, daß er die neue Politik annehme, daß er hier eine Entwidlung, aber feinen jähen Stellungswechsel zeige. an

noch Rathaus geflaggt hatten.

Bachtvertrag von der Wohnungsfürsorge erhalten haben. Die Aus stellung selbst ist trop der späten Jahreszeit reich an herrlichen Blumen und köstlichem Obst( Erdbeeren!); aus den Kulturen der Späthschen Baumschulen sieht man prachtvolle Georginen, Aftern Reichsanstalt in Dahlem stellte eine Sammlung von Gartenschäd und Dahlien in den apartesten Schattierungen. Die biologische lingen zur Verfügung. Seltene Exemplare der verschiedensten Gartenfrüchte wurden geerntet, von denen der Futter- oder Blätter. kohl in riesigen Stauden Bewunderung erregte.

Schule im Ausland.

Die Freunde der internationalen Reinarbeit" hatten am 22. September, abends 8 Uhr, im Jugendheim des Vor­wärts" Hauses ihre Mitglieder und Gäfte zu ihrer ersten Herbst­zusammenkunft zahlreich versammelt. Genoffe Oberstudiendirektor Dr. F. Karsen sprach, über das Thema: Erlebnisse und Erfahrun gen mit und in dem Auslande."

Der Redner wies zunächst darauf hin, daß er in der Aufbau­[ chule in Neukölln, die seiner Leitung untersteht, sehr häufig Besuch aus dem Auslande studienhalber bekäme. Die Russen unter ihnen stellten stets die Fragen: Wie steht es mit der Selbst­verwaltung der Schüler? Haben Sie Bourgeoiskinder in Ihrer Aufbauschule? Wie weit sind die Lehrer, wie weit die Schüler im bjonders aber viele Juden aus Polen , die auf dem Wege nach Unterricht aktiv tätig? Auch viele Esten und Polen suchten ihn auf, Palästina waren. Diese letteren interessierte vor allem das freiheit­liche Erziehungsproblem. Schweden und Nerweger gingen bei ihrem Besuche verhältnismäßig oberflächlich über die vorliegenden Fragen hin. Franzosen waren bedauerlicherweise bisher nicht bei ihm; dagegen fämen häufig Amerikaner, die sich sehr interessiert an allem zeigten und ohne jede dogmatische Boreingenommenheit das Erziehungsproblem mit ihm besprachen. Wenig intereffiert zeigten sich bedauerlicherweise die Engländer, die anscheinend die Auffassung vorliegenden bedeutend überlegen sei. vertraten, daß das englische Erziehungsprinzip auch dem modernen Ueber eigene Erfahrungen im Ausland führte Genosse Karsen aus, daß er in England über­all bei pädagogischen Fragen und der praktischen Anwendung der jelben auf Ueberbleibsel der Anschauungen des alten Feudalftaates gestoßen ist. Auch der Arbeiter sei nicht frei von dem feudalen Ideal des Gentleman". Er glaubt, daß selbst heute noch der englische Arbeitnehmer nach wie vor vorwiegend einseitig englisch und erst ganz zuletzt international eingestellt sei. Diese Auffassung Spiegele sich dementsprechend in dem gesamten Schulwesen Englands wider. In den privilegierten Schulen der Vornehmen gibt es heute noch die Prügelstrafe, die nicht als entehrend gilt. In den Landes­erziehungsheimen, die als moderne Versuchsschulen gelten, trifft man als Schulleiter auch Mitglieder der Labour Party . Genosse Karsen hat auf seinen Studienreisen in England nur eine Arbeiterschule gefunden, die allerdings unter Leitung aristokratischer Lehrerinnen stand und deren Tendenzen man wohl als sozial, aber nicht als sozialistisch bezeichnen könnte.

In Rußland steht, wie er aus eigener Studienbeobachtung heraus festgestellt hat, die Schule absolut im Dienste der Arbeiter und Bauern- Republit. Die Erziehung zielt darauf hin, die Kinder zu Bürgern des Sowjetstaates zu erziehen. Hierzu wendet man das System der Schülerselbstverwaltung an, die allerdings unmittel­bar unter der Aufsicht eines Leiters des jeweilig zuständigen Orts­den gelernten Arbeiter erziehen und hat deshalb in der Schule den bureaus der kommunistischen Jugend steht. Man will grundsäglich Arbeitsbetrieb eingeführt, der für die Dorfwirtschaft in der Acker­bauschule, für die Stadtwirtschaft in einer Art Handwerkerschule be­steht. Die Schule stellt in beiden Fällen einen Gemeinschaftsbetrieb dar, der die Grundbegriffe für die kommunistische Gesellschaft und ihre Wirkung auf die Umwelt lehren soll. Die Reife auf jeder Schule wird in Rußland nur auf Grund der Bewährung im praf. tischen Leben erteilt und steht hier in einem frassen Gegensatz zur deutschen Schule, die in ihrer Differenziertheit anerlernte theoretische Kenntnisse außerordentlich beverzugt. Zusammenfassend wies Genosse Karsen darauf hin, daß man die englische Schulbewegung vielleichte als die Bewegung, die zur Ausbildung eines Gentlemans hinauf. führen foll, bezeichnen könnte, die russische dagegen als die, die nach unten zum proletarischen Gemeinschaftsleben hinzielt. Man fönnte Schule steht, die zum Teil in ihren modernen Strömungen außer vielleicht davon sprechen, so schloß er, daß zwischen beiden die deutsche ordentlich radikal ist, während die alte höhere Schule noch mit allen bürgerlichen Phrasen der Vergangenheit arbeitet. Reicher Beifall lohnte den Redner. lohnte den Redner.

die nach

Allen Genossen, die Berständnis und Freude an solcher aufklären­den internationalen Zusammenarbeit haben, sei der Anschluß an diese Dr. Paez, Berlin NW., Stromstr. 58.

Arbeitsgemeinschaft empfohlen. Nähere Auskunft gibt Genosse

Der Juwelenraub in der Tauenzienstraße.

Zur Aufklärung des sensationellen Räuberstüds im Berliner Westen hat die Kriminalpolizei mit einem großen Aufgebot auch bis spät in die vergangene Nacht hinein in allen Stadtvierteln gearbeitet. Besonders wurden auch alle Lotale mit verdächtigem Verkehr von Streifbeamten besucht und beobachtet. Alle Maß­nahmen blieben bisher ohne wesentliches Ergebnis. Die bereits nach Hunderten zählenden Angaben von Leuten, die die Räuber wirklich oder vermutlich gesehen haben, müssen zum Teil noch nachgeprüft werden. Auch aus der Provinz liegen schon Mit­teilungen vor, nach denen hier und dort Verdächtige angehallen worden sind. Gefunden ist noch bei feinem etwas. Dem Er fennungsdienst wird die Arbeit durch die Unklarheit der Fingerabdrücke sehr erschwert. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch in diefer Beziehung eine planmäßige Arbeit der Verbrecher vorliegt. Die Wirkung ihrer Sprengförper mar die, daß der Niederschlag alles Glas und die Politur der Einrichtungsgegenstände mit einer ge­wissen Schicht überzog, die die Fingerspuren zum Teil verwischte. Trotz der Berwischungen ist es dem Erkennungsdienst doch gelungen, einige Abdrücke zu gewinnen; fie sind aber leider ziemlich unbe stimmt. So erfordert es viele und lange Arbeit, sie genau mit den Abdrücken der Kartothek zu vergleichen.

Zum Direktor des Sophien- Gymnasiums im Bezirk Prenz­ lauer Berg wählte gestern der Bezirk Prenzlauer Berg den Genossen Dr. Stoelzel, bisher Landesschulrat in Braunschweig .

Jugendhelfer- Tagung des Bundes entschledener Schulreformer. Theorie nnd Praris vereinigt die große öffentliche Jugendhelfer- Tagung, die am Sonnabend, den 2. Oftober, vormittags 8, Uhr, im Bürgerlaal des Berlin Schöneberger Rathauses( Untergrundbahnhof Stadtpart) Professor Paul Deftreich eröffnen wird. Am ersten Tag sprechen über die prinzipiellen Fragen: Dr. Gertrud Bäumer , Dr. Paul Honigsheim, Stadt. rat Walter Friedländer . Dann folgen Berichte aus den verschiedensten Gebieten der Jugendhilfe Praxis, endlich die gemeinsame Besichtigung der Sebermann bat Zutritt Brovinzial- Site in teams. gegen Softenersag( ganze Starte 6 M., einzelner Tagungsabschnitt 1 M.). Programme oder Karten in der Werkfreude", Berlin W 35, Potsdamer Straße 104( Eingang Kurfürstenstraße) oder am Saaleingang.

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Neue Straßenbahnverbindung. Bont 1. Dftober ab wird die Linie 2 unter Aufgabe ihrer bisherigen Endpunkte Anhalter Bf. und Görliger Bf. zu einem Ring mit 15- Minutenbetrieb in beiden Richtungen geschlossen. Die Wagen verkehren zwischen Görlizer Bf. und Anhalter Bf. über Grünauer Str., Reichenberger Str., Ritter str., Jerusalemer Str. , Bimmeritr., Charlottenstr., Kochstr., Wilhelmstr., Anhaltstr. Auf dem nördlichen Teile bleibt die bisherige Linienführung beibehalten.

Der Bund der kleingartenvereine zu Westend - Charloffenburg veranstaltet zurzeit in den Gesamträumen des Spandauer Bod eine große Gartenbauausstellung, die trog aller Schwierigkeiten als gelungen bezeichnet werden kann. Genoſſe Stadtrat Karrer, De zernent für bie Barkverwaltung und Giedlungswesen, betonte des Vorträge, Vereine und Versammlungen.

halb auch bei der Eröffnungsfeier, daß das Bezirksamt stets die Forderungen der Kleingärtner bei den Magistratsbehörden vertreten würde. Bundesvorsitzender Lehmann teilte in seiner Begrüßungs­ansprache mit, daß die Aussteller nach zweijährigem Kampf nun den

Berliner Berein für Einheitsfurzschrift, e. V. Uebung jeden Mittwoch von 8 bis 10 Uhr im Friedrich Wilhelm Gymnasium, Rochftr. 13. Nach dem Un er­richt Treffen im Vereinsheim, Anhaltstr. 12, Restaurant Wilhelmshof".

Lichtenberger Verein für Einheitskurzschrift. Uebung Donnerstage von 8 bis 10 Uhr in der Knabenmittelschule Sichtenberg, Marttstr. 10-11.