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nehmer in Löhne und Gehälter umwandeln, auf dem immer erfolgreicheren Kampf der Sausfrauen in den Konsum­genossenschaften, die in immer mehr und immer größeren Handels- und Fabrikbetrieben den privaten Kapitalgewinn über­flüssig und zu Massen kauftraft machen, auf dem immer weiter ausgreifenden Kampf von Männern und Frauen in der Arbeiterpartei, um alle Staatsmacht und alle Geisteskraft des Volkes der Wohlfahrt und dem Glück des Volkshaushalts der Werftätigen dienstbar zu machen. Die Aufgabe der Hausfrauen und der Genossenschaften ist dabei ungeheuer groß; aber sie ist noch kaum richtig angepackt. Volkshaushaltsgeist gehört in die Genossenschaften; den kann der Mann allein nicht schaffen, weil dazu die Sorgen und Wünsche der Hausfrau gehören. Alle Hausfrauen gehören hinein und alles Arbeiter, Angestellten- und Beamten geld gehört hinein, damit die Aufgaben großzügig, mit ausreichendem Kapital gelöst werden können. Ist dieser Sturm zur Organisation erst einmal da: die Organisations probleme lösen sich bald. Wo der Hausfrau und dem Familienvater für ihre Familie ein Vorteil winkt, da kann man sich auf sie der= lassen. Man muß ihnen nur die Augen öffnen. Sie werden be­greifen, daß ein tüchtiger Genossenschafts faufmann wichtiger ist als ein noch so guter Arbeits- oder Parteikamerad, der als Kaufmann versagt. Sie werden verlangen, daß die Arbeiter und Angestellten der Genossenschafts unternehmungen gut ge­gestellt, aber nicht so gestellt werden, daß das Privattapital die Genossenschaften niederkonkurrierf. Vor allem werden sie bald jene verfluchte Anspruchslosigkeit verlernen, die für den Arbeiter­haushalt nicht alles und nicht das beste verlangt, auch von den Genossenschaften, deren Macht und deren Erfolge dadurch nur wachsen können.

Der internationale Polizeikongreß.

Der internationale Polizeifongreß hat, wie gemeldet, unter Bor­fizz des Wiener Polizeipräsidenten Schober, feinen Anfang ge­nommen und wurde gestern fortgesetzt. Nachdem am Montag Hof­rat Dr. Dreßler als Sekretär der internationalen friminalpolizei­lichen Kommission den Geschäftsbericht und Polizeidirektor Dr. Schulz Wien   als ständiger Referent den Bericht über die Tätig: teit der internationalen kriminalpolizeilichen Kommission erstattet hatten, folgte gestern eine Reihe von Vorträgen. So sprach Alfred Reffer Brüssel über die direkten Beziehungen zwischen den Be­hörden der Kriminalpolizei und über die Errichtung von entsprechen­den Zentralinstitutionen in jedem Lande. Nachdem der Referent das zunehmende Unwesen des internationalen Bebrechertums und die Methoden zu dessen Bekämpfung geschildert hatte, legte er dem Kon­greß einen Entwurf der internationalen Vereinbarung zur Regelung der Beziehungen unter den Polizeibehörden vor. Er ging dahin, in den einzelnen Ländern Einrichtungen zu treffen, die unter gewissen Bedingungen der Bekämpfung des internationalen Berbrechertums dienen sollen und zu demselben 3wede in einer bestimmten Stadt ein internationales Fahndungsbureau zu errichten. Zur Frage der weiblichen Polizei sprachen Ministerialrat Dr. Baret Karls= ruhe, die Kommandantin der englischen weiblichen Polizei, Miß Allan und eine Vertreterin des Reichswohlfahrtsministeriums. Alle drei Bortragenden verfochten die Notwendigkeit der Schaffung einer weiblichen Polizei. Miß Allan unterstrich die Hindernisse und den Hohn, auf die die weibliche Polizei in England bei ihrer Entstehung gestoßen ist, schilderte ferner ihre Erfolge und sprach sich energisch für eine uniformierte weibliche Polizei aus. Ueber den Schuß des flachen Landes sprach Regierungsrat Jung aus dem badischen Ministerium des Innern. Er will die Funktelegraphie und auch die Funktelephonie dem Schutze der einsam liegenden Behöfte auf flachem Lande dienstbar machen. Durch einen Funfnotruf foll die in Frage tommende Gendarmeriestation in lautem Tone den Rufer, Rufort und die Bedeutung des Rufes entnehmen können. Großes Intereffe erregte bei der Bersammlung der Bortrag des Pros fessors Adolf Lenz Graz über die Einrichtungen friminal. biologischer Untersuchungsstellen bei obersten Polizei­behörden, Gerichten und Strafanstalten. Er befürwortete eine frimi­nalbiologische Untersuchung des Verbrechers auf Grund seines Lebens­laufes, die die inneren Ursachen seiner Kriminalität festzustellen er­möglichen würden. Diese kriminalbiologische Beschreibung dürfte eine große polizeiliche, gerichtliche und pädagogische Bedeutung haben. Sie müßte von kriminalogisch vorgebildeten Juristen und psychologisch gebildeten Aerzten durchgeführt werden und hätte sich in die bis herigen friminalpolizeilichen, gerichtlichen und Strafvollzugseinrich­tungen einzufügen. Heute folgen weitere Beratungen.

Festakt im Rathaus.

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viele waren in den

Auch die Stadt Berlin   wollte es sich nicht nehmen lassen, den Internationalen Polizeifongreß, der zurzeit in ihren Mauern tagt, im Rathause pflichtgemäß zu begrüßen. Im großen Festsaal des Rathauses hatte die Stadt ein Frühstück repräsentativen Stils für etwa 700 Gäste aus aller Herren Länder herrichten lassen. Die Kronleuchter prangten im vollen Glanz und auf der Galerie spielte ein großes Orchester. Kurz, es war ein großer Tag für das Rathaus und der Magistrat schien zu wissen, was er sich schuldig war. Als erster Redner sprach in Bertretung des erfrankten Ober­bürgermeisters, Bürgermeister Scholtz, der die seltene internationale Gemeinschaft der versammelten Polizeileute prächtigsten Uniformen erschienen warm begrüßte. Er sprach die freundlichen und vom Herzen kommenden Worte, die man bei solchen Gelegenheiten anzuwenden pflegt. Bom Wandel der Polizei, die sich heute zu einem Schüßer des Volksganzen entwickelt habe und von dem Optimismus, der uns heute, stärker als es bisher der Fall gewesen, auch auf diesem Gebiet beseelen müsse. Er streifte die Ent­wicklung Berlins   als Messestadt und ließ aufhorchen als er von den Plänen sprach, die die Stadt hier noch verwirklichen wolle. Die Internationale Polizeiausstellung sei nur ein Auftaft für wei­tere Internationale Ausstellungen, denen die Stadt auf ihrem Messegelände weiteren Raum in weiteren Baulichkeiten schaffen wolle. Im Namen der Gäste dankte der frühere Bundes­fanzler und jetzige Polizeipräsident der Republik   Desterreich Schober, der sich höflich und humorvoll mit dem Ordnungsleit­gedanken des Polizeiwesens beschäftigte und mit Genugtuung feft­stellte, daß er noch nie eine Stadt gesehen habe, in der soviel Ordnung augenfällig in Erscheinung tritt wie in Berlin  . Die Gäste versam melten sich später auf den Balkons des Rathauses, als der große Hestzug der Feuerwehr in der Spandauer Straße vorbeidefilierte.

Zum Kampf um die weltliche Schule. Am 15. d. M. hielt die vor kurzem gegründete freie Schul­gemeinde Köpenick   die erste öffentliche Versammlung ab. Als Referent sprach Genosse Rektor Kreuziger und forderte die notwendige Umformung der Erziehungsmethode in der Volks­schule, fand doch die alte Staatsform auch ihren Ausdruck in der Schule. Von einer Selbständigkeit des Kindes war nichts zu finden, sondern nur Unterordnung. Die von uns geforderte meltliche Schule wolle unter tätiger Mitarbeit der Elternschaft die Erziehung zu freien, selbständigen Menschen. Der Lehrer als Freund und Kame­rad, dem das Kind auch dann Bertrauen entgegenbringt, wenn es entgegengesetzter Meinung ist. Erziehung zum Selbstbewußtsein ist notwendig. Und darum fordern wir Freiheit in der Schule. Das Kind ist der Träger der werdenden Gesellschaft. Die neue Staatsform braucht freie, selbständige Menschen.

Reicher Beifall der gut besuchten Versammlung lohnte dem Redner, der nach kurzer Diskussion im Schlußwort von hohem Idealismus getragene Worte für die Zukunft der Menschen fand. Genosse Billam teilte mit, daß bisher Unterschriften für 380 Rin­der vorliegen und forderte zum Eintritt in die freie Schulgemeinde und zu reger Mitarbeit auf.

Ein genialer Hochstapler.

,, Weil er aus Größenwahn nicht anders kann."

Das Schöffengericht mitte hatte sich vorgestern wieder einmal mit dem sich Schriftsteller nennenden Karl S. zu beschäftigen. S. ist unzweifelhaft ein Mann von sehr hoher Intelligenz, der aber früh zeitig auf falsche Bahnen geraten war. Sein Lebenslauf flingt wie ein Filmroman. Er hat sich oft als ein Meister der Verwandlungs­funst gezeigt.

Schon auf dem Gymnasium beging er kleine Diebereien und wurde, als sich diese häuften, und er mehrfach im Gefängnis gewesen war, aus dem Elternhause verstoßen. Nachdem er zum Kriegsdienst eingezogen, aber bald wegen Krankheit entlassen worden war, spielte er die Rolle eines Offiziers und zeigte sich in der Uniform mit dem Eisernen Kreuz   und hohen Ordensauszeichnungen. Da­zwischen versuchte er sich als Schauspieler und war dann plötzlich kandidat der Theologie. Es gelang ihm auch, die Bertretung eines Landpfarrers zu erhalten, und aus dieser Stellung fam er an ein Berliner   Gymnasium, wo er längere Zeit in Kriegsvertretung als Religions= lehrer tätig war. Dann machte er die Bekanntschaft der Witwe eines Kriegsgerichtsrats v. E. und trat schließlich selbst als Kriegs gerichtsrat auf. Er behauptet sogar, daß er in dieser Eigen schaft Leiter einer Militärarrestanstalt gewesen sei. Jezt war er Dr. jur. und widmete fich nun ganz der juristischen Laufbahn". Längere Zeit war er Generalsubstitut eines inzwischen verstorbenen damals schon schwer erkrankten Charlotten­burger Justizrats und nahm für diesen zahlreiche Termine in Zivilprozessen wahr. Auch als Strafverteidiger soll er für einen anderen Rechtsanwalt aufgetreten sein. Seine Wirkungs­gebiete wurden häufig durch Gefängnisstrafen unterbrochen, sobald er als Betrüger entlarvt worden war. Die Strafen hielten ihn aber nicht ab, immer wieder als falscher Rechtsanwalt aufzutreten. Nach der letzten Bestrafung versuchte er, sich durch Schriftstellerei ehrlich durchs Leben zu schlagen. Da ihm das aber nicht genügend ein brachte, holte er seine falschen Zeugnisse wieder hervor und fam als Dr. jur. bei einem Rechtsbureau an. Verschiedene Leute, die er hierbei fennenlernte, übertrugen ihm persönlich die Wahrnehmung ihrer Rechtsstreitigkeiten, da sie ihn nur als den Herrn Rechts­anwalt" fannten. Er fuhr auch nach auswärts und ließ sich von einem Anwalt, der bei dem dortigen Gericht zugelassen war, eine Untervollmacht geben. Mit dieser trat er vor Gericht auf, nach dem Protokoll als Rechtsanwalt Dr. S. Nun war er wieder wegen Urkundenfälschung, Betrug und Amtsan ma ßung angeflagt. Seine Verteidigung ging dahin, daß er aus Größenwahn nicht anders könne, als stets unter hochklingenden Titeln aufzutreten. Es geschehe das nicht aus materiellen Gründen, sondern aus ideellen. Der Angeklagte hatte diesmal einigermaßen Glück. Die Urkundenfälschung fiel fort, da das Gericht die Protokolle nicht als Urkunden im geseklichen Sinne anjah, auch der Betrug fiel fort, weil die Zeugen sich nicht für geschädigt erklärten. Es blieb nur die Amtsanmaßung und hierfür erhielt er wegen seiner Rüdfälligkeit ein Jahr Gefängnis.

Historischer Festzug der Feuerwehr.

Gestern nachmittag wurde anläßlich des 75jährigen Bestehens der Berliner Feuerwehr ein historischer Festzug durch die Innen­stadt veranstaltet. Vor der mit Girlanden bekränzten Feuerwehr­hauptwache, von wo sich der Zug um 3 Uhr in Bewegung fette, hatten sich viele Schaulustige eingefunden, die hier wie auch in den Straßen, durch die der Zug ging, dichtgedrängt Spalier bildeten. Der Zug bestand aus 21 Fahrzeugen, dem ein Lastkraft wagen mit einer Feuerwehrfkapelle voranfuhr. Als ältestes noch vorhandenes Berliner   Löschfahrzeug war eine Sprize aus dem Jahre 1720 mit Löschmannschaften in der historischen Tracht, fchwarzen Wänteln und Blechhaube, zu sehen. Auf diesem Fahrzeug, wie auf dem zweiten, einer aus dem Jahre 1800 ftam menden Sprize, hatte je ein Schornsteinfeger Platz genom men, um deft zusammenhang, der zwischen der Feuerwehr und dem Feuerwächter in jener Zeit bestand, zu veranschaulichen. Den Schluß dieser Gruppe bildete eine fahrbare hölzerne Waffertonne und eine aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammende Zylinder­sprize. Dann folgten die Fahrzeuge aus dem Gründungsjahr der Berliner   Berufsfeuerwehr aus dem Jahre 1851, dem ein Feuer­wehroffizier in Galauniform mit hoher Bickelhaube voranritt. Ein­gefügt fei hier, daß zur Gründungszeit der Berufsfeuerwehr im Jahre 1851 Feuerwehr und Straßenreinigung in gemein­famen Depots untergebracht waren. samen Depots untergebracht waren. Bei Feueralarmen rückten Wehrleute zusammen mit den Straßenreinigern aus, bis dann durch die fortschreitende Vergrößerung und Bebauung Berlins  die Straßenreinigung von der Feuerwehr getrennt wurde. Eine Drucksprize, ein Wasser- und ein Mannschaftswagen und am Schluß der Abteilung Pferdegespanne aus der Zeit vor der Einführung von Automobilen bei der Feuerwehr bildeten eine weitere Gruppe. Die Abteilung der modernen Automobillöschzüge wurde von einer zweiten Musikkapelle eröffnet, der zunächst ein Löschzug aus elef­trischen Fahrzeugen folgte, von denen ein Teil noch heute Ver­mendung findet, nur daß die Dampfsprize durch die Motorsprize ersetzt worden ist. Den Schluß des Festzuges bildeten zwei Benzin­fahrzeuge modernster Bauart. Die große Anteilnahme der Be­völkerung an dem Umzug, dem in einzelnen Straßenzügen, so am Belle- Alliance- Play, in der Oranienstraße und Unter den Linden  eine vieltausendköpfige Menge zusah, gaben Zeugnis von dem guten Verhältnis, das zwischen der Feuerwehr und der Berliner   Bevölke­rung besteht. Der Festzug wird am Sonntag, dem 3. Oftober, wieder­holt und wird durch den Nordwesten Berlins   und Charlottenburgs  zur Avus fahren, wo er an der Lastkraftwagenvorführung der Polizei teilnimmt.

Neuzeit und Kunstgewerbe.

Anläßlich der diesjährigen Berliner   Musterschau für das Uhr­macher- und Juweliergewerbe sprach Reichskunstwart Dr. Redslob in den Kammersälen, Teltower Straße, über das Thema: Kul­turelle Lebensfragen im Uhrmacher- und Juwe­liergewerbe". Dr. Redslob führte u. a. aus, daß der Durch schnittstyp des Juweliers mit dem Zuge der Zeit nicht Schritt halte. Mit der stilverwaschenen Ueberladenheit gewisser funstgewerblicher Epochen gelte es Schluß zu machen. Wir wünschen Solides und Gediegenes, das kulturelle Proportionen aufweist. Einseitigkeit sei dem Juwelier verderblich, er müsse sein Augenmerk auch den Nachbargebieten( Tischlerei, Metallbearbeitung und Kera­mik) zuwenden. Auch die Entwicklung der Gebrauchsgraphik dürfe er nicht aus dem Auge lassen. Dr. Redslob sezte sich sodann kritisch mit der fünstlerischen Gestaltung des Ziffernblattes und des die aktuelle Forderung, sonst decke der Kunde seinen Bedarf im Gehäuses unserer Uhren auseinander. Hier sei entschiedene Reform Warenhaus und nicht mehr beim Uhrmacher. Zum Schluß charaf­

terisierte Redslob   die Bedeutung des Juwelier- und Uhrmad, erge­werbes als Mittlerin und Beraterin für weitere Kreise des Volkes. Ein freudiges Ereignis".

Der Musiker Paul Lange war gestern vor dem Schwur­gericht III wegen Tötung seiner Geliebten, einer prostituierten G., angeflagt. Zwischen dem Pärchen herrschte seit längerer Zeit ständig Streit, und Lange war auch schon in ein Strafverfahren wegen Zu­hälterei verwickelt worden. Am 30. Januar d. 3. hatten sich beide aber wieder vereint, um mit gemeinsamen Bekannten in einem Lokal in Spandau   ein besonderes freudiges Ereignis" zu feiern. Der Bruder der G. hatte nämlich nach längerer Abwesenheit seine Entlassung aus dem Gefängnis erhalten. Das mußte gründ­lich begossen werden, und infolgedessen war, wie ein Zeuge fich ausdrückte, die ganze Gesellschaft fett". Die G. hatte mit einem anderen Herrn getanzt, und Lange ärgerte sich, daß sie dabei zuviel mit ihm geschmuft" hätte. Er gab ihr einige schallende Ohr.

feigen und stieß fie auf die Straße. Hier feste fich der Stretf fort. Plötzlich zog Lange einen sogenannten Nicker, ein feststehendes Messer von 21 Zentimeter Länge, aus der Tasche und stieß es der G. durch den dicken Pelzmantel bis an das Heft in die Brust. Ausschreiend fiel die G. zu Boden. Der Angeklagte gab ihr aber noch einige Ohrfeigen und sagte: Du bist ja besoffen. Die Verlegung war so schwer, daß die G. auf dem Wege zum Krankenhaus an Verblutung per star b. R.-A. Walter Bahn verwies auf die allgemeine Trunkenheit, aus der zu folgern sei, daß der Angeklagte die Tötung nicht mit Vorsatz ausgeführt habe. Dementsprechend nahm das Gericht auch nur Körperverlegung mit Todeserfolg an, erkannte aber wegen der bewiesenen Roheit und der vielen Vorstrafen des Angeklagten auf 5 Jahre Zuchthaus  und Ehrverlust.

Keine Spur von den Juwelenräubern.

Die Hellseher" melden sich.

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Zu dem Juwelenraub in der Tauenzienstraße ist besonders im Laufe des gestrigen Tages eine Hochflut von Mitteilungen aus Berlin   und der Provinz eingegangen. Ein Heer von Be= amten ist unterwegs, um die Angaben nachzuprüfen. Auch die Hellseher melden sich wieder, um Licht in die Sache zu bringen. Eine hat mit dem Geist ihres verstorbenen Mannes" gesprochen und der hat ihr die Täter bezeichnet. Jetzt wird man sie also bald haben. Diese Leute könnten doch die Kriminalpolizei, die ohnehin Von dem Sach­mehr als genug zu tun hat, wohl in Ruhe lassen. verständigen Professor Dr. Brüning sind auch das Geschoß, das in einer Türfüllung gefunden wurde, die Patronenhülse und anderes, was in dem Laden lag, untersucht worden. Nach dem Er­gebnis ist der Schuß aus einer Pistole vom Kaliber 7,55 Millimeter abgegeben worden. Nach gewissen Spuren vielleicht aus einer Ort­giepiftole, ohne Zweifel aber aus einer Selbstladewaffe. Auf dem Boden der Hülse finden sich keinerlei Zeichen einer Firma. Wahr­scheinlich handelt es sich also um ein ausländisches Fabrikat, weil deutsche Firmen den Rand der Hülsen mit Zeichen zu versehen pflegen. Es mag aber auch unbekannte deutsche Fabriken geben, die das unterlassen. Charakteristische Merkmale sind auch an dem Ge= schoß nicht vorhanden. Die Kanonenschläge sind deutsche Erze- gniffe, wie sie in allen einschlägigen Geschäften und Drogenhandlungen ver­kauft werden. Das Papier ist zum Teil grünlichblaues Einwickel­papier, das auch in allen Handlungen verwendet wird. Daneben fanden sich auch Reste der Münchener Illustrierten Presse" und Seiden- und anderes weißes Papier, wie es zur Verpackung von Glas und Kristall verwendet wird. Die Hülfen zeigen Löcher an der Längsseite, die zur Befestigung der verpadien Sachen dienen. Das Bapier ist benutzt worden, um die Feuerwerkskörper festzustopfen. Alles ist mit Naphthalin besonders zur Rauchentwickelung getränkt worden. Unter den eingelaufenen vielen Anzeigen weisen ver­schiedene auf internationale Verbrecher hin.

Unter den zahlreichen Anzeigen aus dem Publikum, die zur Aufklärung des großen Juwelenraubes bei der Kriminalpolizei ein­gelaufen sind, befinden sich auch mehrere, in denen die Anzeigenden behaupten, fie fönnten positive Angaben machen. So behauptete eine Frau, daß ihr auf einer Eisenbahnfahrt ein Mann eine Platintette mit einem Smaragdanhänger in Tropfenform zum Kauf angeboten habe. Da der Mann eine braune Aktentasche bei sich trug, so glaubte die Frau, einen der Räuber erwischt zu haben. Demgegenüber sei nochmals festgestellt, daß sich unter den Beuteſtücken, die in der Tauenzienstraße gemacht wurden, nicht eine einzige Blatin. tette mit Smaragdanhänger befunden hat. Andere Mit­teilungen wollten ebenfalls davon wissen, daß Schmuckstücke, die aus dem Raube stammten, zum Kauf angeboten worden seien. Allen diesen Fingerzeigen wurde sorgfältig nachgegangen, doch hat bisher fein einziger sich als zutreffend erwiesen. Nach wie vor halten die Räuber ihre Beute verborgen. So erwünscht und dankenswert die Mitarbeit des Publikums an der Aufklärung des großen Raubes ist, so muß doch vor übereilten Mitteilun gen gewarnt werden, die nur die Beunruhigung erhöhen. Da die geraubten Schmuckstüde in der amtlichen Veröffentlichung alle genau beschrieben sind, so ist ein Vergleich jedermann möglich. Auf Grund von Hinweisen aus dem Publikum wurden auch am gestrigen Tage eine Reihe von Personen angehalten, die den Leuten als ver­dächtig erschienen, fie fonnten jedoch ohne Ausnahme nachweisen, daß fie in keinerlei Beziehung zu dem Raubüberfall stehen und wurden wieder entlassen.

Die Stimmen der Völker".

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Das war eine bunt gewürfelte Gesellschaft, die sich am Dienstag mittag in einem Kellerwinkel im Terrain der Indienschau am 300 zusammengefunden hatte. Hier machte Professor Doegen unter Assistenz von Professor Otto Schradno- Kiel interessante Aufnahmen für seine Lautbibliothek. Die phonetischen Uebertragungen waren sowohl psychologisch wie philologisch von startem wissenschaftlichen Interesse. Professor Doegen ließ einige ihm besonders zusagende Indertypen( Professor Schrader hatte das Material in mühsamer Detailarbeit ausgesucht) im Tamil   und Telugu der Südindischen Anekdoten, ethische Verse" und Sprichwörter im melodischen Sprachritus der fernen Heimat auffagen. Seltsame Sächelchen mit jener Tiefe der moralischen und sozialen Pointe, die in die scheinbar scherzhafte Improvisation im Handumdrehen die Klärung eines Problems schmuggelt. Sehr gut gelang die Aufnahme des mono­tonen und doch rhythmischen Tempeltanzes" der Bajaderen, den die vier Inderinnen nun schon seit Monaten den Besuchern der In­dienschau" produzieren. Ein indischer Bauer, der zugleich den Beruf des Lehrers versieht, ein intelligenter Mensch mit charakte­

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zum Bleichen  - ohnegleichen

Sil gibt schneeweiße Wäsche in einfachstem Waschen, spart Seife und schont die Wäsche -Ohne Chlor­