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1. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 191.

Die Berufung gegen gewerbegerichtliche Urtheile,

Sonnabend, den 17. August 1895.

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12. Jahrg.

Verfasser meint, durchaus nicht in Menge vorkommen, über welche die Tagespresse noch immer ebenso dunkle und daß dieselben in fast allen Fällen vom Standpunkte einer Andeutungen bringt. Es war am 30. Juni, nachmittags, wirklich gefunden Justiz mit Freuden zu begrüßen sind. als in der Wohnung der Frau Gürtler vier Kriminal. Denn es sind dies fast ausschließlich die Urtheile, die in dankens- beamte unter Führung eines Herrn Fricke erschienen. Dieser So wird uns geschrieben, ist bekanntlich nach§ 55 des Gewerbe- werther Weise neben den todten Buchstaben des Gesetzes unerwartete Sonntagsnachmittagsbesuch galt dem Metallarbeiter gerichts- Gesetzes nur dann zulässig, wenn der Werth des Streit paragraphen auch das frisch pulfirende wirthschaftliche Leben be- K., der bei ihr zu Mittag zu effen pflegte. An diesem Sonntage gegenstandes den Betrag von 100 m. übersteigt. Das hat rücksichtigten. Allerdings giebt es auch Erkenntnisse des Gewerbe- war er jedoch nicht erschienen, weil er, wie Frau Gürtler vers die Unternehmer arg verschnupft und ihre berufenen" Bertreter gerichts, über die das Publikum verstimmt zu sein thätsächlich muthete, sich zum Waldfeste der Neuen freien Volksbühne nach begannen gar bald gegen die betreffende gesetzliche Bestimmung berechtigten Anlaß hat, diejenigen nämlich, welche unter Friedrichshagen begeben hatte, was, nebenbei bemerkt, auch that­Sturm zu laufen. Unter anderem erschien der Zentral- maßgebender Beihilfe des Vorsitzenden geschaffene Gesetzes- fächlich der Fall war. Dieser Vermuthung gab Frau G. auch ausschuß Berliner Kaufleute und Industrieller" mit einer auslegungen enthalten, an denen nur Unternehmerintereffe den Beamten gegenüber Ausdruck, erschien diesen indessen nicht haben verzopfte Juristerei Wohlgefallen Petition auf dem Plan, doch ja durch Gesetzesänderung die Be­tönnen. glaubwürdig, denn der Beamte Fricke erklärte, eine Durchsuchung der Was wird nicht manchmal aus folchen armen armen Para G.'schen Behausung vornehmen zu müssen, um sich zu überzeugen, ob rufung gegen alle gewerbegerichtlichen Urtheile möglich zu machen. Die Begründung der Petition enthielt eine ganze Reihe graphen gerade unter leitender Mitwirkung des Vorsitzenden sich K. nicht irgendwo versteckt halte. Die Durchsuchung wurde von Anschuldigungen gegen die Wirksamkeit der Gewerbegerichte, herausgequetscht. Die Erfahrung lehrt, daß gerade Urtheile, in mit solcher Gründlichkeit vollzogen, daß auch die geheimsten welche man dadurch in Mißkredit zu bringen suchte; natürlich denen eine gesunde Justiz verkörpert ist, das Mißfallen der Kabinette revidirt, ja sogar die im Keller aufgestapelten Kohlen an die auf die Möglichkeit eines verborgenen Schlupfwinkels hin unter­waren es besonders die von der Arbeiterpartei gewählten Bei- gelehrten Berufungsrichter erregen; man denke nur fizer, denen ein voll gerüttelt und geschüttelt Maß von Bor- Ründigungsfrist der Heimarbeiter und die rechtliche Stellung sucht wurden. Doch so viel die geübten Beamten auch spähten, würfen gewidmet wurde. Nach Parteigrundsätzen sollten diese der Rolonnenführer. Beisiger sollen in öffentlichen Verfamm R. war nicht zu finden. Er amüsirte sich indessen in Friedrichs­urtheilen und nicht nach Recht, wie ihnen die Ritter der Industrie lungen für Urtheile, an denen sie mitwirkten, zur Rechenschaft hagen , woselbst er auch die Bekanntschaft eines jovialen Herren unterschoben. gezogen worden sein. Diese Behauptung fällt wegen ihrer machte, welcher ihm das Versprechen ablockte, ihm unter der Sie Hand das vielgenannte, polizeilich verbotene Büchelchen Darauf antwortete Magistrats- Assessor Guno, einer der Vor- inneren Haltlosigkeit von selbst in sich zusammen. obgleich es nicht direkt Gretchen und Helene" zu besorgen. Als K. nächtlicher­fizenden des Berliner Gewerbegerichts, ausführlich in der bezieht sich ganz unverkennbar, Sozialen Praxis". Er wies die Angriffe auf die Gewerbegerichte gefagt ist, auf Arbeitnehmer- Beisiger. Nun ist aber allen weile ahnungslos nach Nixdorf in seine Behausung( Kirchhof­und speziell auf die Beisitzer der Arbeitnehmerkategorie in zur Kritik geneigten Arbeitern a priori bekannt, daß ihnen unstraße 26) zurückkehrte, wurde er von den ihn dort erwartenden einer Weise zurück, die, wenn man von kleinen Einzelheiten ab- liebsame Urtheile durchweg auf Mehrheitsbeschlüsse zurück- Beamten in Empfang genommen und nach dem Berliner Polizei­fieht, als ein Meisterwerk objektiver Beurtheilung zu bezeichnen zuführen sind, bei denen die Mehrheit aus den gegnerischen präsidium transportirt, woselbst er bis zum Dienstag in Haft be Arbeitgebern und dem Vorsitzenden bestand. Es kann sich hier halten wurde. Grund hierzu war der Verdacht, bei dem Atten ist. Er ließ dem Bestreben der Arbeitnehmerbeifizer, möglichst also höchstens um eine aus der Versammlung kommende Kritit tatsversuche auf den Polizei- Obersten Krause betheiligt zu sein. das rechte zu finden, volle Berechtigkeit widerfahren. Im Gegen- bestimmter Urtheile handeln, zu der sich dann aus eigenem An- Dieser Verdacht erwies sich jedoch als grundlos und so wurde faze dazu befinden sich die Ausführungen eines Gewerbegerichts­Vorsitzenden, der im Berliner Tageblatt" die Frage der Betriebe, aus" Fachinteresse" sozusagen, auch Beisiger äußerten. R. wieder entlassen. Nach Rigdorf zurückgekehrt, suchte er feine rufung behandelt. Er behauptet, die seiner Meinung nach total Von einem Burrechenschaftziehen und dadurch bewirkter Be- Arbeitsstätte( Ludwig Löwe 'sche Gewehrfabrik in Martinicen. irrige Auffassung, das Gewerbegericht habe nicht streng nach den einflussung der Beisiger keine Ahnung. Und was die Unpartei felde) wieder auf. Hier jedoch wurde er später wieder verhaftet Vorschriften des Gesetzes, sondern mehr nach dem gefunden lichkeit gerade der Arbeitnehmer- Beifiber angeht, so möge sich und in das Untersuchungsgefängniß in Moabit überführt, und der werthe Herr Assessor mit seinem Kollegen Cuno zwar auf grund einer erfolgten Anzeige feitens jenes jovialen Menschenverstande zu entscheiden, hätte in der Praxis Vertreter ge= funden und Erkenntnisse gezeitigt, welche die Entrüstung des Publikums auseinandersetzen, der doch ziemlich viel Erfahrungen zu Herrn, dessen Bekanntschaft er in Friedrichshagen ge= ( welches Publikums?) und das Kopfschütteln der Juristen sammeln Gelegenheit hatte, und der zu anderen Schlüssen macht hatte." Es handelt sich um Gretchen und Helene". erregt hätten. Die Praktizirung dieses Grundsatzes öffne der kommt, wie er. Cuno stellt auch den Arbeitnehmer- Beisitzern, Der zweiten Verhaftung K. war eine zweite Haussuchung bei Willkür Thür und Thor . Boller Bedenken glaubt er dann kon- mit denen er zu thun hatte, hinsichtlich ihrer Gesetzes- Frau G. vorausgegangen. Diesmal wurde nach verbotenen statiren zu müssen, daß eine nicht geringe Anzahl der Beisitzer fenntnisse und ihrer Fähigkeit, den Stoff zu umfassen und Schriften gesucht und speziell auf Gretchen und Helene" des Gewerbegerichts von der Ansicht erfüllt sei, daß ihre Wahl 8u bewältigen, ein im großen und ganzen günstiges Zeugniß ausgefahndet, was wiederum im Zusammenhange mit der zweiten den einzigen Zweckt habe, die Interessen ihrer Wähler im und befindet sich auch in dieser Beziehung mit dem Mitarbeiter Verhaftung des K.'s nur erklärlich wird. Die Haussuchung ver­Gericht zu vertreten. Worauf er sein noch größeres Befremden des Tageblattes im Gegensatz, der ja allerdings, was feine lief zwar völlig resultatlos, doch wurde Frau G. genöthigt, den über die angebliche Thatsache ausdrückt, daß Beisitzer für die Klaſſengenossen, die Unternehmer, besonders freuen dürfte, nur Beamten auf das Amtshaus zu folgen, um dort zu Protokoll immer von den Beisigern, also den Beisigern vernommen zu werden. Frau K., die seit Wochen leidend war, Urtheile, bei denen sie mitgewirkt, in öffentlichen Ver- beider Kategorien spricht. Daß über manche Ge- ersuchte, den Weg zum Amtshause in einer Droschte zurück fammlungen geradezu zur Rechenschaft gezogen würden, und daß sie da auch Rede ständen. Fast ausgeschlossen werbegerichts- Urtheile Juristen die Köpfe schütteln und das zu legen, doch wurde diesem Ersuchen nicht So wurde Frau G. in auffälliger sei hiernach eine unparteiische Rechtsprechung, das Gericht Publikum, welches der juristische Leitartikler des Tageblatts meint, it att gegeben. dem Amtshause geleitet, welcher Um­werde in das gehässige Getriebe des Parteihaders hineingezogen. entrüstet ist, nimmt uns nicht wunder; es beweist aber absolut Weise nach der Anlaß zu allerlei abenteuerlichen Gerüchten Die Beisitzer würden beim besten Willen, unabhängig von äußeren nichts für die Einführung der Berufung gegen alle Urtheile stand Einflüssen ihre Pflicht zu thun, über den Konflikt zwischen Recht- der Gewerbegerichte. Für uns ist die jetzt soviel erörterte Frage über das oder die Verbrechen, welche sie begonnen haben soll, sprechung und Interessenvertretung stolpern. Dazu komme noch Beantwortung der Frage entschieden, ob sich Prozesse aus dem der Berufung gegen Gewerbegerichts- Urtheile schlechtweg mit der geworden ist. Hoffentlich trägt die Veröffentlichung dieser Angelegenheit die Laienrichtern eigenthümliche Unkenntniß der Gesetze und mangelhafte Schulung für die richtige Bewältigung des Stoffes, gewerblichen Arbeitsverhältniß durch Langwierigkeit und unver- dazu bei, den guten Ruf der unschuldig ins Gerede der Leute und es sei flar, welche schwere Gefahr einer gesunden Justiz hältnißmäßige Kosten auszeichnen sollen. Und diese verneinen gekommenen Frau Günther wieder herzustellen. Auch werden wir entschieden. Deshalb und aus noch vielen anderen unsere Parteigenossen aus diesem Berichte abermals die Lehre drohe. Als zuverläſſigstes Mittel dagegen betrachtet der Herr Gründen halten wir den derzeitigen Zustand, unter dem nur bei ziehen, daß sie sich hüten müssen vor den Schurken und Nicht­Assessor die Zulassung der Berufung ſch I e ch thin; er ist aber nicht so schlecht, nun ftritte eine dahingehende Umänderung des Gesetzes zu Objekten von über 100 M. die Berufung an das Landgericht zu gentlemens, die sich an sie heranschleichen und die nach wie vor zulässig danach trachten, ehrenhafte Leute ins Gefängniß und ins Zucht­verlangen, sondern begnügt sich mit einem Vergleichsvorschlag, der aus lässig ist, für den besseren. haus zu bringen. Man behandele Schufte so, wie Schufte be­der Mitte des Berliner Gewerbegerichts herrühren soll. Es müßte, handelt zu werden verdienen. meint er, dem Vorsitzenden die Befugniß zugesprochen werden, dann durch Beschluß(?) der unterlegenen Partei das Recht der Ein dynastisch- militärisches Fest mit großer Generals Berufung zuzusprechen, wenn die Mehrheit des Gerichtshofes in Den Parteigenossen des 1. Berliner Reichstagswahlkreises absperrung wird am Sonntag wieder einmal in der Gegend einem Urtheile Rechtsgrundfäße verlege. Uns däucht, um bei zur Nachricht, daß am Sonntag, den 25. August in der Pferde- des föniglichen Schlosses abgehalten. Diesmal soll an der durch diesem positiven Vorschlage zunächst zu bleiben, daß seine Durch- bucht" bei Köpenick die diesjährige Lassalle- Feier stattfindet. Die allergnädigsten Beistand des Spielteufels niedergelegten führung in Wirklichkeit der Willkür Thor und Thür öffnen würde, Parteigenossen werden ersucht, sich mit ihren Familien recht zahl- Schloßfreiheit ein Denkmal für Wilhelm I errichtet werden. und daß gar nicht zu verkennen sei, welche schwere Gefahr in reich an der Feier zu betheiligen. Eintrittsgeld wird nicht er- Merkwürdigerweise nennt man das Ding National­ihm dem Ansehen des Gewerbegerichts drohe. Der Beschluß" hoben. Der Vorstand. denkmal", als ob die Nation, soweit sie nicht durch des Vorsitzenden wäre doch lediglich der Ausdruck seiner subjektiven Auffassung; festzustellen, wann Rechtsgrundsätze verletzt Der Vertrauensmann von Steglik macht darauf auf eine Reihe Militärs und Beamte vertreten, irgend etwas find, hingen von seinem jeweiligen persönlichen Ermessen ab. Der merksam, daß das Lokal Hohenzollern , in dem der Naturheil- anderes mit dem Denkmal zu thun hätte, als daß sie sehr wider Vorschlag scheint seine Ursache zu haben in verlegter Gitelfeit verein seine Versammlungen abhält, zu Arbeiterversammlungen den Willen eines beträchtlichen Theils ihrer Angehörigen die in die Millionen gehenden Kosten dafür aufbringen müßte. der juristisch gebildeten Richter, die sozusagen aus der Jacke nicht zu haben ist. Denn, ganz abgesehen von der sozialdemokratischen Arbeiter­gehen möchten, wenn mal ihre fein ausgeflügelten Rechts- Gretchen, Helene und der Höllenmaschinen Rummel. schaft, ist auch den weitesten Kreisen des Bürgerthums der anschauungen feine Mehrheit im Gerichtshof für sich finden. Der Höllenmaschinen- Attentatsversuch gegen den Polizei Oberst Heldengreis so schnuppe geworden, daß die zum Zwecke der Eine ganz eigenthümliche Sprache wird in dem Artikel hinsicht Krause ist auch unserer in Rixdors, Sobrechtstr. 81, ein Galvanisirung seines Andenkens angewandten Polizei- und Itch der Rechtssicherheit geführt, die zu festigen sei; gerade, als Beitungs- und Viktualiengeschäft betreibenden Parteigenoffin Reptilienfünfte auch dort höchstens eine unwillige Bemerkung ob die Zahl zu verhütender Rechtsverlegungen" Legion wäre. Frau Sophie Gürtler verhängnißvoll geworden. Die Vors oder gleichgiltige Lache erregen. Demgegenüber ist zu konstatiren, daß nach vorurtheils gänge, die sich in dieser Angelegenheit abgespielt haben, sind Selbst den noch in hohem Maße autoritätsgläubigen loser Beobachtung der Rechtsprechung zum Beispiel des Ber - interessant genug, der Vergessenheit entrissen zu werden, da sie liner Gewerbegerichts Rechtsverletzungen, wie sie der in engem Zusammenhange mit der dunklen Affäre stehen,

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Schaaren, als deren Sprachrohr die fromme Germania" gilt, ist, soweit sie überhaupt politisch denken, angesichts des National

In London ist man bemüht, die berühmte philologische Bibliothet des verstorbenen Prinzen Lucian Bonaparte für Eng land anzukaufen, da sie sonst versteigert und in alle Winde zer streut würde. Die Sammlung enthält etwa 25 000 Werke in den meisten Sprachen und Mundarten der Welt und die Herstellung des Ratalogs beschäftigte einen Fachmann mehr als achtzehn Monate. Die Bibliothet soll 800 000 Mart toften.

Der Schall be

Kunst und Wissenschaft. ersten Blick herauslesen tönnte. Denn ein sozialdemokratischen Heidelberg von dem Literarhistoriker Professor Dr. Koch gehalten Kreisen nahestehender Schriftsteller mag schon recht haben, wenn wurde, hat solchen Antlang gefunden, daß das größte Auditorium Deutsches Theater . Don Carlos . Ein Trauerspiel er meint, daß die glänzende Rechtfertigung und Genugthuung, benutzt werden mußte. in 5 Atten von Friedrich von Schiller . Regie: Cord Hachmann. die Lessing dem getränkten Offizier am Schluß durch den König Mit großen Erwartungen betraten wir gestern das Theater, zu theil werden läßt, nichts war, als eine blutige Gatire auf die wir glaubten einer Musterdarstellung gewärtig sein zu müssen, filzige und heimtückische Natur des Despoten auf Preußens gründlich enttäuscht, unbefriedigt, nicht erschüttert, sondern eher Throne. Das Publikum mag seiner Zeit den Scherz Lessing's ernüchtert verließen wir das Haus. ebenso aufgenommen haben, als es heute geschähe, wenn ein Dichter Eo manches andere Theater viel niedrigeren Ranges hatte etwa einen Sozialdemokraten auf die Bühne bringen wollte, dem uns das Schiller 'sche Jugendwert gleich gut vorgeführt. Der fein Landesherr" die Strafe für politische Vergehen in Gnaden deklamatorische Ton, das Augenrollen, die unnatür- erlassen hätte. Aus Kurgan , Gouvernement Tobolsk in Sibirien , wird lichen oft bis Verzerrung sich steigernden Das Spiel war, immerhin in betracht gezogen, daß es das der Zeitung Nowoje Wremja" in Petersburg telegraphisch wegungen erinnerte die Schiller- Theater war, auf dem Lessing's Lustspiel gegeben wurde, gemeldet, daß bort eine landwirthschaftliche und hausgewerbliche uns nur zu oft, daß wir Schaubühne, nicht aber das Leben vor uns haben. Man darf im ganzen durchaus befriedigend zu nennen. Der neue Darsteller Ausstellung, die erste in Sibirien , veranstaltet werden soll. ficherlich Schiller'sche Dramen nicht wie französische Ronversations des Tellheim, Herr v. Winterstein, wußte die ritterliche Das Wetterleuchten, d. h. das Erscheinen von Blizen stücke oder wie Hauptmann's" Bor Sonnenaufgang " spielen, man Art des verabschiedeten Offiziers vortrefflich zu verkörpern; ohne Donner, beruht nach neueren Untersuchungen von Meinardus darf sie aber heute auch nicht mit dem Pathos, mit der Unnatür vielleicht wäre ihm nur, namentlich zu Anfang, etwas mehr darauf, daß der bei der elektrischen Entladung( dem Blitze) ent­lichkeit, und dem Aufwande von Schauspielerei vorführen, wie Festigkeit in der Haltung zu wünschen gewesen. Auch die Rolle fie Großvater und Großmutter, als sie noch jung waren, ge- der Minna lag bei Fräulein Hedwig Pauly in guten Händen, ſtehende Donner nicht in die unteren Schichten der Atmosphäre, in welchen wir uns befinden, gelangen kann. fielen. Sicherlich hätten die meisten Szenen bei Großmutter desgleichen war die Kammerjungfer von Frau Levermann leht bekanntlich in Erschütterungen der Luft, welche sich von teinen Zadel hervorgerufen. Aber weder die Alten noch die in ihrer Schelmenhaftigkeit geradezu mustergiltig dargestellt. steht bekanntlich in Erschütterungen der Luft, welche sich von Jungen fonnten ganz zufrieden gestellt werden, denn Als braver Künstler zeigte sich auch Herr Patry, der den ihrem Ausgangspunkte mit einer Geschwindigkeit von 330 Metern alte und neue Auffaffung fämpften auf der Bühne, ja bei den Wachtmeister gab; gar zu wehleidig war jedoch Herr Funk als in der Sekunde fortpflanzen. Da die erschütterten Lufttheilchen einzelnen Schauspielern miteinander. Auch Herr Kainz, der Stern Juft. Herr Max Walden stellte den Wirth leider in der von hierbei eine hin- und hergehende pendelartige Bewegung ausführen, so spricht man von einer Wellenbewegung des Deutschen Theaters, befriedigte uns nicht. Er war zu nervös, Alters her vielfach beliebten Bajazzorolle dar; viel dezenter war Gehen nin Luft beim Schall. die Schallwellen Aeußerst ungeschickt gesucht nervös, immer mehr Schauspieler als Mensch. Herr Kainz Herr Pauly als Glücksritter Riccaute. konnte nicht befriedigen, noch weniger aber die anderen Mit- und störend agirte leider Herr Froböse; der Herr gab den durch Luftschichten von wechselnder Dichte, so wird an den ver­wirkenden. Bei Besetzung einzelner Rollen waren direkte Dheim geradezu abgeschmackt. Meisterhaft wurde die kleine Rolle schiedenen Schichten ein Theil zurückgeworfen( reflektirt), so daß Mißgriffe der Regie zu tonftatiren. Wie fonnte man Frau der Dame in Trauer von Fräulein Detschy gespielt. Ob die die Stärke der Bewegung, also des Schalles abnimmt. Die Be­dingungen, unter welchen eine vollständige Zurückwerfung( totale Sandow die Königin, Fräulein von Lazar eine der schwierigsten Direktion im neuen Spieljahr etwas weniger den Gelüften feines Reflektion) des Schalles eintritt, sind von Mohn , welcher ein­Wir wollen über die Bublikums nach möglichst fadem Zeug nachgeben wird und kann, gehende Untersuchungen über die Hörbarkeit von Nebelsignalen Rollen, die der Eboli, spielen lassen. anderen Darsteller mit Stillschweigen hinweggehen. Es ist ein als in der ersten Saison? angestellt hat, ermittelt worden. Die von Mohn gewonnenen Glück für das Deutsche Theater, daß es noch andere Leistungen Aus Koburg wird berichtet: In der Schlußsihung des Resultate hat Meinardus auf die Zustände der Luft bei Gewittern aufzuweisen, für die Darsteller im Don Carlos, daß das Geologen Kongresses präsidirte Profeffor Kayser- angewendet, wodurch er dazu gelangt, das Wetterleuchten bei Publitum fie noch aus anderen Rollen fennt. Marburg ; Vorträge hielten Professor Fraas- Stuttgart über einen herannahenden Gewittern durch totale Reflektion des Donners bei Weimar im Diluvium gefundenen Menschenschädel, Dr. in den höheren Luftschichten zu erklären. Bimmermann- Berlin über Gebirgsstörungen nördlich vom Thu­ ringer Wald , Dr. Jäckel- Berlin über die Entwickelungsgeschichte von Wirbelthieren, Professor Scheibe- Berlin über die Eruptions­gesteine des Thüringer Waldes , besonders die Porphyrite.

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Das Schiller- Theater wurde am Donnerstag unter einem günstigen Stern wieder eröffnet. Ein fast volles, animirtes Haus, eine Reihe neuer Künstlerkräfte und ein klassisches Lustspiel, das

Ein Denkmal des Komponisten Hummel ist am Mittwoch

auch des Namens Schiller würdig was ist mehr zu ver­langen? Die Direktion leitete die neue Saison mit Leffing's Minna von Barnhelm " ein, jenem bedeutenden Werk, bas als mustergiltiges Stimmungsbild der Zeit des großen" in Weimar enthüllt worden. Friedrich gilt, wenn es auch nichts weniger als Schmeicheleien Die Vorlesung über die Journalistik in Deutsch für diesen Despoten enthält, selbst da nicht, wo man sie auf den land", welche in diesem Sommer- Semester auf der Universität

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Lithographische Aluminiumplatten. Wissenschaftliche Zeit­schriften tündigen das Ende des lithographischen Steins" an, der durch das Aluminium ersetzt werden soll. Mit den Aluminium­platten erhält man die feinsten und bestausgeführten Drucksachen, in Schwarz und in anderen Farben. Die Vortheile des Aluminiums liegen in seiner Leichtigkeit und in der Geldersparniß. Während eine Aluminiumplatte von 95 Zentimeter Breite und 1,25 Meter Länge 1500 Gramm wiegt, wiegt ein Stein von gleichen