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Was will der Reichsarbeitsminister mit einer solchen ,, Sozialpolitik"? Will er die Gewerkschaften schachmatt setzen? Will er die Arbeiter zur illegalen Aktion treiben? Will er in Deutschland ein Heer von mehreren Millionen Arbeitslosen auf Kosten der Deffentlichkeit als Dauereinrichtung schaffen? Wie sich die Dinge jetzt auch im Hamburger Hafen ent­wickeln mögen, die Berantwortlichkeit des Reichsarbeitsmini­sters liegt klar zutage. Weder die Gewerkschaften noch die Sozialdemokratie können es zulassen, daß durch einen Mißbrauch der Machtmittel des Reichsarbeitsministers das Streifrecht der Arbeiter aufgehoben wird.

Severing über die politische Lage. Konferenz der leitenden Verwaltungsbeamten in Preußen.

Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, fand am 1: Oktober d. 3. im Ministerium des Innern eine Besprechung statt, an der fast alle Ober- und Regierungspräsidenten Breußens teilnahmen. In seiner Eröffnungsansprache wies Minister Severing darauf hin, daß die politische Lage sich seit der letzten Konferenz im April d. J. wenig geändert habe. Nach wie vor sei das Problem der Arbeitslosigkeit, die Frage der Arbeitsbeschaffung äußerst dringend. Die preußische Re­gierung werde deshalb ihre ganze Kraft anspannen, um Erleichterung zu schaffen. Immerhin sei in den letzten Wochen und Monaten eine gewisse Belebung des Arbeitsmarktes, besonders auf dem Ge­biete der Urproduktion, zu beobachten. Die politische Lage jei durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund gebeffert, und diese Befferung werde sich nach einiger Zeit auch im Wirt schaftsleben auswirken.

Alles komme darauf an, die Befriedungs- und Berständigungs­politif des Reiches zu fördern und durch keine innerpolitischen Borgänge ffören zu laffen.

Auch in der innerpolitischen Lage sei eine Besserung zu fonstatieren, die hoffen lasse, daß der bevorstehende Winter, über dessen Schwere man sich nicht täuschen dürfe, ohne wesentliche Störungen verlaufen werde. In eingehender Aussprache fanden die Ausführungen des Ministers Zustimmung.

Dann legte Finanzminister Dr. 5) ö pter Aschoff die Finanz­lage des preußischen Staates dar. Er mahnte zur äußersten Spar­samkeit, die oberster Leitsatz für die Verwaltung des Staates wie der Kommunen sein müsse. Ergänzt wurden die Ausführungen

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Verschiedene Redner polemisierten gegen die Haltung der| Deutsch nationalen Partei, die durch ihr Vorgehen in die Außenpolitik immer wieder Störungen hineingetragen hätte. Es sei außerordentlich schwer, mit einer Partei, die alle Fort­schritte der letzten Zeit leugne, zusammenzugehen. Es sei auch eine Unmöglichkeit, mit einem Male die Fesseln von Ber sailles abzuftreifen; man müsse sich aber nach und nach aus diesen Banden lösen. Im weiteren Verlauf der Aussprache wurde betont, daß die Deutsche Volkspariet in den nationalen Verbän den und Organisationen vertreten fein müsse. Der vierte Stand erkämpfe sich seine volle Gleichberechtigung nicht nur mit den Sozialdemokraten, sondern auch mit den Deutschnationalen und dabei dürfe die Bolkspartei nicht fehlen.

Hierauf erklärte Oberbürgermeister Dr. Jarres,

daß der Parteifag zu der Erklärung der Deutschnationalen Volks­ partei , wieder Regierungspartei zu werden, flar Stellung nehmen müsse.

Reichsaußenminister Dr. Stresemann erklärte im Schluß­wort: Es sei zu hoffen, daß die gemäßigten Elemente unter den Deutsch nationalen mehr und mehr die Führung be­tommen, damit ein 3usammengehen mit ihnen möglich sei. Aber noch am 26. September habe Hergt seine( Stresemanns) Besprechung mit Briand in Thoiry abfällig kritisiert und seine Politik Besprechung mit Briand in Thoiry abfällig kritisiert und seine Politit als den nationalen Interessen abwegig bezeichnet. Die Wahrung als den nationalen Interessen abwegig bezeichnet. Die Wahrung deutscher Interessen set fein ausschließliches Recht der Deutschnatio. nalen Volkspartei. Die Erfolge der jetzigen Politik, besonders für das Rheinland, fonnten nicht in Abrede gestellt werden. Die Deutschnationalen hätten weder die Locarno Pelitit mit gemacht noch feien sie, trotzdem sie dazu aufgefordert worden waren, mit nach Genf gegangen. Die Deutsche Volkspartei

müsse ruhig und fachlich ihren Weg weiter verfolgen.

Jede andere Partei, die diesen Weg mitmachen wolle, sei ihr willkommen. In der Tat sei zu wünschen, daß sich die gemäßigten Elemente sowohl der Demokraten als auch der Deutschnationalen mit der Deutschen Volkspartei zusammenfinden, weil nur auf dieser Grundlage eine dem deutschen Bolt ersprießliche Politik getrieben werden könne.

Die Bersammlung gab ihr Einverständnis mit den Ausführun gen des Reichsaußenministers durch lauten Beifall fund. Dar auf wurden einige Satzungsänderungen angenommen.

Silverberg steht zu seiner Rede.

des Finanzministers durch einen Vortrag des Ministerialdirigenten Er verlangt Zusammenarbeit mit der Arbeiterschaft. Dr. Hog über den Stand des Finanzausgleichs. Eine Ergänzung erfuhren diese Ausführungen durch Ministerialdirektor Dr. Don Leyden aus dem preußischen Innenministerium. Eine lebhafte Aussprache schloß sich an diese Punkte an.

Dann sprach noch der Ministerialdirektor im Wohlfahrtsministe rium Dr. Krohne im Anschluß an die hannoverschen Fälle über die Bekämpfung der Typhus epidemie. Nachdrücklich wies er darauf hin, daß die Behörden die Pflicht hätten, eine ständige scharfe Nachprüfung aller in ihrem Bereich gelegenen Wasserwerke auszuüben. Ebenso seien von den Gesundheitsbeamten der Staats­wie der Kommunalbehörden die Molkereien dauernd auf Innehaltung aller hygienischen Vorschriften zu kontrollieren. Nach reger Aus­sprache wurde die Konferenz auf den 2. Oftober vertagt.

Der Parteitag der Volkspartei.

Stresemann will eine nationalliberale Partei sammeln.

110 Köln , 1. Oftober.( Wtb.) Heute vormittag trat der 3entral verstand der Deutschen Boltspartei zusammen. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand ein Bericht des Parteivorfizen den Reichsaußenminister Dr. Stresemann über die politische Lage. In der Aussprache über die Parteipolitif, an der sich Führer aller Wahlkreise beteiligten, wurde die Politik der Partei der letzten Jahre eimmütig gebilligt. Oberbürgermeister Dr. Jarres sprach dem Parteiführer den Dank der Partei für seine Politit namens des Rheinlandes aus.

Woco.

Bon Friz Ohrtmann.

In Liverpool haben 200 Zimmerleute die Arbeit an einem Häuferblock niedergelegt, weil ihre Gewerkschaft sie angewiesen hatte, Türen eines bestimmten Ursprungs nicht einzubauen. Woco heißt also Workers Control?! In der Tat üben die angel­sächsischen Gewerkschaften eine weitgehende Arbeiterkontrolle über die Produkte aus. Sie schließen Lücken in der Tariffront durch plan­mäßigen Widerstand gegen die Verwendung von Schwizwaren auf den nächsthöheren Stufen der Broduktion. Der Boykott von Er zeugnissen, die unter ,, non- union- conditions" zustandegekommen sind, stellt eine wirksame Rückversicherung des errungenen Tarifsystems, eine Untermauerung des einmal erkämpften Lebensstandards, eine engmaschige Sperre für fapitalistische Freibeuter dar.

Aber Woco ist nicht das Wortsignal für systematische Produkten kontrolle auf Tarifwürdigkeit, der zähe Konservativismus der Eng­länder ist den Kunstworten der Deutschen und Russen abgeneigt, will von Nep und Geg nichts wiffen, Woco ist der Phantasiename des boykottierten Türenfabrikats.

Das entschlossene Auftreten der Liverpooler Zimmerer bleibt nicht ohne Wirkung. Der Direktor der Woco- Door- Company beeilt fich, in den Times" zu erklären, daß die Boco- Türen in Amerika unter den besten Arbeitsbedingungen hergestellt würden. Die Ar­beiter in der Ursprungsfabrit hätten den Achtstundentag, bekämen leberstunden mit 50 Prog. Aufschlag bezahlt, gehörten der Union an, und 600 von ihnen führen ein eigenes Auto. Er fönnę darum nicht verstehen, warum die Gewerkschaft den Boykott über Woco- Türen verhänge. Die Türen tosten 8% bis 10% Schilling. Er habe ver­

gebens versucht, in England eine Lieferungsgarantie über jährlich 200 000 Türen zu erhalten, während er jährlich eindreiviertel Million

Türen aus Amerika einführe.

So föstlich diese Unternehmerverlautbarung in ihrer Rabulistik ist, birgt sie doch Lehrreiches. Die Union wird ihre Gründe für den Boykott gehabt haben. Diese mögen auf falschen Informationen be­ruhen, denn der Direktor muß seine fachlichen Rechtfertigungsargu­mente ja beweisen. Aber die entscheidende Bedeutung des Boykotts als Kampfmaßnahme liegt eben darin, daß er den Gewerkschaften eine Kontrolle eröffnet, daß er ihnen ermöglicht, hineinzuleuchten in die weltverzweigte Produktion.

Aus diesem höchst symptomatischen Unternehmerfommuniqué er. fahren wir weiterhin, daß amerikanische typifierte Fertigfabrikate selbst auf dem englischen Binnenmarkt beherrschend eindringen. Die Woco- Türengesellschaft importiert fast 2 Millionen Türen aus U.S.A. , Stück für Stück 10 M., und kann nicht den zehnten Teil davon dem gleichen Profit, versteht sich im Bereinigten Königreich selbst auftreiben. Denn der Seitenhieb auf die Ueberstundenverweigerung ist natürlich ein Bluff. Rationalisiert Eure Betriebe! heißt das für

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mit

Düffeldorf, 1. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Auf der Tagung des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen Intereffen Rheinlands und Westfalens nahm Generaldirektor Dr. Silverberg Anlaß, gegenüber der Rede Dr. Reuschs seinen Standpunkt noch einmal zu betonen. Er führte aus, daß von einer Auseinander fehung zwischen ihm und Neusch nicht die Rede sein könne. Reusch habe vielmehr das wesentliche von dem unterstrichen, was er gesagt habe, nämlich den Saß, daß nicht ohne und nicht gegen die Arbeiter regiert werden solle. Er fei ganz der Meinung, die jüngst Dr. Bögler ausgesprochen habe, daß wir auf dem besten Wege seien, der Arbeiterschaft fremd zu werden. Das wollen wir nicht, und wenn es richtig sei, dann sei es höchste Zeit, zurück­zukehren. Er, Silverberg, habe in Dresden mit Absicht das politische Gebiet gestreift; es sei in Deutschland eben einfach nicht möglich, eine Trennung aller wirtschaftlichen und politischen Fragen herbei­zuführen. Auch Dr. Reusch habe heute notwendigerweise die politischen Fragen behandeln müssen. Bon dem, was er in Dresden gesagt habe, nehme er nichts zurück und ändere er nichts. Wenn wir nicht gegen die Arbeiterschaft regieren wollen, dann dürfen wir auch nicht eine große Partei, die gewaltige Arbeiter­massen hinter sich hat, als regierungsunfähig bezeichnen. Dann müssen wir auch den Mut zur Konsequenz haben. Alle arithmetischen Experimente über die Massen der Arbeiterschaft, die in den einzelnen Parteien stecken, sind unnötig." Er habe in Dresden ausdrücklich gesagt, daß die erwähnte große Partei( die Sozialdemokratie) nicht allein fähig sei, den Staat zu regieren, aber die deutsche Wirtschaft müsse sich darauf einstellen, daß nicht alle wichtigen Entschei­

die europäischen Fabrikanten. Englische Großtischler, glaubt Ihr die amerikanische Ronkurrenz durch Ueberstunden wettmachen zu können? Deutsche Holzfapitalisten: Hier ist eine Lücke. Wo bleiben Gure fieber­haften Exportanstrengungen? Aber die ostelbischen Sägewerfe leiden welter unter Beschäftigungsmangel.

Während in Liverpool gebaut wird, müssen wir in den deutschen Großstädten enger zusammenrücken. Meine Vermieterin läßt in ihrem größten 3immer eine Bipswand einziehen, die ihr doppelten 3ins eintragen soll. Für den zukünftigen Bewohner des neuent­standenen Käfigs aber hat der Zimmermann noch fein Loch gelassen. Tischlermeister Krawufchte wird gerufen und nimmt Maß für eine Tür. Auf die Frage nach dem Preis kratzt er sich den Kopf, blinzeit fachverständig durch die hohle Hand und kaltuliert so zig Mark aus der Bamäng. Ich mache aus meinem rationalisierten Wirtschafts­herzen vor dem alten Handwerksmeister' tein Hehl und zerschmettere ihn durch die Tatsache, daß typifierte amerikanische. Woco- Türen für 10 M. zu haben sind. Krawufchte lächelt erst ungläubig, dann mit­leidig: Wo wolln se denn hier de passenden Pfosten zu triegen?!

Nichts geht doch über das solide, individuelle Handwerk. Herr Krawuschte wird, behufs Förderung des deutschen Mittelstandes, der deutschen Wirtschaft demnächst einen Garg anmeffen dürfen.

,, Die vier apokalyptischen Reifer." Von einem Leser wird uns geschrieben: Die Boffische Zeitung" berichtete von der Wieder aufnahme des deutschfeindlichen Films Die vier apokalyptischen Reiter" in den Spielplan der amerikanischen Kinos. Auch in Italien wird wegen des Todes des Filmschauspielers Valentino, der Italiener von Geburt war und hier die Hauptrolle spielt, der Film wieder vor­geführt. Das Auswärtige Amt hat nach Friedensschluß gegen die Vorführung des Films, der im Krieg gemacht worden ist, lebhaft protestiert, und der Film ist dann beinahe überall vom Spielplan Wiederaufnahme ist nicht gerade eine Freundlichkeit, aber sie ist verschwunden. Ich habe den Film in Italien gesehen. Gewiß, seine auch nicht ganz so tragisch, wie das oft dargestellt wird. Der Film ist in Technik und Darstellung fo veraltet, daß jeder merkt, er wird nun eben Valentinos wegen noch einmal vorgeholt, und feiner nimmt

den Inhalt ernst.

Wer erlebt hat, mit welcher Leidenschaft sich bei der Potemfin­Affäre Reichsbehörden sogar für den Schutz der zaristischen Offiziere wärtige Amt solche Energie auf diesen Film verwendet. Der wilhel­eingesetzt haben, dem kommen allerlei Gedanken, wenn das Aus­minische Offizier ist von der deutschen Revolution sichtbar vor der Weltgeschichte gerichtet worden. Warum sich immer wieder mit ihm identifizeren?

Der Präsident des amerikanischen Filmprodu Bentenverbandes teilte, wie aus New Yorf gemeldet wird, Ibanez- Films Die vier apokalyptischen Reiter", die in Deutschland dem deutschen Konsul Heuser mit, daß alle diejenigen Stellen des Anstoß erregt haben, ausgemerzt werden. Die Filmproduzenten find der Meinung, daß eine weitere Vorführung des Films in der bis­herigen Form der Bewegung der deutschen Filmproduzenten gegen amerikanische Filme neue Nahrung zuführen würde.

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dungen, die sie angehen, in den politischen Kreifen fallen. Silverberg betonte dann, daß er selbstverständlich das Referat in Dresden nicht vorher dem Vorstand des Reichsverbandes der deut­ schen Industrie vorgelegt habe. Er habe aber mit einer inoffiziellen Kommission zur Vorbereitung der Dresdener Tagung, der etwa 7-8 prominente Mitglieder angehören, gesprochen und diese Herren hätten seiner Rede durchaus zugestimmt. ,, Das Wertvollste, das wir in Deutschland haben, ist die deutsche Arbeiterschaft. Es ist eine der dringendsten Aufgaben der deutschen Wirtschaft, Unternehmer und Arbeiter zur gemeinsamen Arbeit auf einer Linie zu bringen, bei allen Fragen, die für die Wirtschaft und für das gesamte Bolk entscheidend find."

Geheimrat Duisberg bestätigt später die Darstellung Silver­bergs, wonach ein maßgebendes Gremium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie von der Dresdener Rede Silverbergs ,, inoffiziell" Kenntnis erhalten hatte, ohne dagegen Einspruch zu erheben. Duisberg nannte dabei das Vorgehen Silverbergs einen taktischen Streich; wenn die taktische Maßnahme ihre Auswirkung finden würde, so würden wir bald zu einer tragfähigen kommen. Borher hatte der Vorsitzende der Vereinigten Stahlwerke A.-G. Frig Thyssen gegen die Anschauungen Silverbergs polemisiert und dabei erklärt, die Seele des Arbeiters sei weder sozialistisch noch flerifal, sondern deutsch . Die zahlreichen polnischen Arbeiter, die vom Thyssen- Konzern in Westfalen angesiedelt sind, werden staunen, wenn sie diese Worte ihres deutschnationalen Chefs hören werden. Denn gerade in der Familie Thyssen hat man früher nach dem am wenigsten gefragt! Deutschtum des Arbeiters

Die Typhusepidemie in Hannover . Anträge der sozialdemokratischen Rathausfraktion.

Hannover , 1. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die sozial­demokratische Rathausfraktion der Stadt Hannover hat folgenden Antrag an den Hannoverschen Magistrat gerichtet:

,, Die Sozialdemokratische Rathausfraktion beantragt die Ein­berufung einer Sigung der Städtischen Kollegien. In dieser Sigung ist Bericht zu erstatten über das Ergebnis der Untersuchung nach den Ursachen der Typhusepidemie. Wir beantragen die Sigung, um dem Magiftrat Gelegenheit zu geben, Aufklärung zu schaffen über die getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Typhusepidemie und deren Kostendeckung. Die sozialdemokratische Rathausfraktion stellt zu der beantragten Sigung folgende Anträge:

1. Der Magistrat hat unverzüglich ein großzügiges Ausbau­programm der Waffergewinnung, Kanalifierung und des Wohn­baues den städtischen Kollegien im Sinne der Forderung der Sozial­demokratischen Fraktion vom 18. September zu unterbreiten. Weiter find alle fanitären und hygienischen Maßnahmen zur Berhütung von Geuchen zu treffen. Die Mittelbeschaffung ist unter weitgehender Unterstügung des Reiches und des Landes auf dem Anleihewege zu erstreben. Unter Betonung, daß Hannover Notstandsgebiet i, sind Anträge im obigen Sinne an die Reichs- und Landesinstanzen und Parlamente sofort zu stellen.

2. Die Beerdigungstoften an Typhus Berstorbener werben bis zu 200 m. von der Stadt getragen. Sämtliche Kran­tenhaust often an Typhus Erkrankter werden bis zur Fest­stellung der Ursache und Schuldfrage gest undet."

Der Fememord an Wilms.

Neue Voruntersuchung.

Die B. S.- Korrespondenz meldet: Bor dem Untersuchungsaus­schuß des Preußischen Landtages hat der Zeuge Schmidt angegeben, daß er in der Lage sei, die wahren Zusammenhänge im Fall des Fememordes an Oberfeldwebel Wilms mitzuteilen, so daß das bisherige Ermittelungsergebnis in dieser Sache ein völlig verändertes Bild erhalten würde. Daraufhin hat der Berteidiger des Leutnants von Poser den Antrag gestellt, in der Mordfache Wilms, die unter dem Rubrum ,, Dr. v. Stantien und Genossen" geführt wird, den Zeugen Schmidt noch einmal ver nehmen zu lassen und insoweit die bereits abgeschlossene Borunter. suchung wieder zu eröffnen.

Sorgen der Juwelenräuber. Juwelen sind gewiß eine verlockende Beute für jeden, der sich um Mein und Dein nicht fümmert und gern viel Geld bekommen möchte, aber die Räuber, die die Aus­lagen der Juweliergeschäfte plündern oder durch halsbrecherische Kletterkünfte in die Häuser eindringen, haben häufig nicht viel davon. Abgesehen davon, daß sie meist von der Bolizei ziemlich rasch gefaßt werden, bietet die Verwertung tostbarer Juwelen große Schwierigkeiten. Die größeren Diamanten haben alle Merf­zeichen, durch die fie sehr leicht kenntlich sind. Ihr Gewicht, ihre Gestalt, ihre Farbe und Einzelheiten des Lüfters werden von den also der Dieb einen solchen Diamanten in den Handel bringen, so Händlern forgfältig gebucht, durch deren Hände sie gehen. Will muß er ihn irgendwie unfenntlich machen und das ist nicht leicht. nur durch Neuschleifen läßt sich das Aussehen des Edelsteins ver­ändern; dabei verliert er aber wenigstens 50 Broz. seines Gewichtes, und da der Wert eines Steins mit seiner Schwere im geometrischen Berhältnis wächst, so verzichtet der Dieb damit auf den größten Teil des Gewinns. Ein Stein von 10 Karat ist sehr viel mehr als doppelt so wertvoll als ein Stein von 5 Karat. Aber selbst wenn der Räuber fich mit dem Verlust abfindet, um den Stein dafür sicher unter­auftreiben, der die Arbeit ausführt. Dazu sind sehr kostbare In­aubringen, so muß er erst noch einen geschickten Diamantenschleifer strumente nötig, und das Schleifen nimmt lange Zeit in Anspruch. Ein Stein von beträchtlicher Größe beansprucht zum Neuschleifen wenigstens einen Monat, und die härtesten Diamanten, wie z. B. die kostbaren blauweißen", müssen noch längere Zeit bearbeitet werden. Aehnlich ist es mit Perlen. Auch diese sind, wenn sie wirklich wertvolle Stücke sind, durch ihre Form und ihre Farbe leicht zu erkennen, und es bleibt nur ein Mittel, um sie untenntlich zu machen, nämlich die sog." Häutung". Dabei wird die oberste Schicht der Perle abgeschält. Dieses Verfahren ist aber nur ganz wenigen Kennern bekannt und wird sorgfältig geheim gehalten.

Ein neuer Affenmenschen- Schädel auf Java gefunden. Die Ent­fehlenden Gliedes zwischen Menschen und Affen durch den belgischen deckung, des Schädels des Bithacanthropus Erectus, des berühmten Gelehrten Eugen Dubois hat vor 30 Jahren eine Umwälzung in den Anschauungen über die Entstehung des Menschengeschlechtes her vorgerufen. Jetzt wird aus Batavia berichtet, daß es Prof. Heber­lein gelungen sein soll, in dem javanischen Dorf Trinil einen voll­ftändigen Schädel des Pithacanthropus Erectus zu finden. amerikanische Museum für Naturgeschichte in Washington hat sich genaue Untersuchung des Fundes bereitzustellen. bereit erklärt, die Kosten für weitere Ausgrabungen und für die

Das

In der Städtischen Oper singt Maria Ivo gün in dieser Spielzeit zum erstenmal am Dienstag, den 5. Dktober, in Bohème" die Mimi, ferner fritt fie am Sonnabend, den 9. Dktober, in Don Pasquale " als Norina auf.

Der Büchertreis beabsichtigt, im Laufe dieses Winterhalbjahres seinen erite fit ein& iterarischer Abend, an dem Theo Maret das 7. Werk Mitgliedern eine Folge von fünstlerischen Beranstaltungen zu bieten. Die wird. Der Abend findet erstmalig statt am Dienstag, 5. Oftober, abends des Bücherkreises, den Roman Kreatur" von Friedrich Wolf , sprechen 2 M.( einschließlich Steuer und Brogramm) bei Bote& Bod, A. Wertheim, 8 Uhr, im Meisteriaal, Röthener Straße 88. Karten zu 1 M. und Bücherfreis und an der Abendkasse.