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Nr. 466 43. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Die Bretterbude bei Nauen .

Der Trinker als ,, Erzieher".

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Verkommene Jugend.

In der Nähe von Nauen wurde in den letzten Tagen von Eisenbahnern beobachtet, daß in einer völlig verfallenen Bretter­bude drei Kinder Hausen. Nachforschungen ergaben, daß seit ungefähr 14 Tagen diese Bretterbude von einer Familie Koth, die drei Kinder im Alter von 7, 5 und 3 Jahren hat, bewohnt wird.

Die Fahrt ins Ungewisse.

An der Strecke von Nauen nach Bergedamm, ungefähr 2 Kilo­meter hinter Nauen , steht auf einer nassen Wiese, unweit des Bahn­dammes, eine Bretterbude, die seit Jahren unbenutzt und daher völlig verfallen ist. Diese Bude hat vor zirka 14 Tagen der Tage­löhner Otto Koth mit seiner Familie, einer franten Frau und seinen drei Kindern, als Wohnung" bezogen. Die drei Kinder hat die Frau aus ihrer ersten Ehe mit einem Tagelöhner Schulz mit in die Ehe gebracht. Schulz war in Utershorst bei einem Gutsbesizer be­schäftigt und wohnte auch mit seiner Familie in einem der zum Gut gehörenden Arbeiterhäuser. Als der Mann vor einiger Zeit starb, arbeitete die Frau auf dem Gute, um ihre Kinder zu ernähren. Zu dieser Zeit fam Koth in das Dorf als Handwerksbursche und fand auch Beschäftigung als Tagelöhner bei dem Gutsbesizer End. Bald entspann sich zwischen Koth und der Schulz ein intimes Ver­hältnis. Koth gab sein Zimmer auf und zog mit in die Wohnung der Frau Schulz. Angeblich soll er diese damals geheiratet haben. Schon bei der Hochzeitsfeier sollen betrunkene Gäste versucht haben, fich an den Kindern zu vergehen. Die heute fünfjährige Jutta erzählt mit taum glaublichen Ausdrücken von diesen Versuchen, die nur unterblieben, weil das Mädchen sich versteckte. Unter dem Vor­wande, daß der Lohn zu gering sei, kündigte Roth feine Stellung und gab seine Wohnung auf. Koth erhielt für Erntearbeiten 3 M. Tagelohn und das übliche Deputat. Trotz dringenden Flehens feiner Frau verkaufte Koth die der Frau gehörenden Möbel und vertrant den Erlös. Mit einigen Pappfartons und einem Kinderwagen trat die Familie die Reise ins ungewisse an. Tagsüber wurde von Dorf zu Dorf gewandert, häufig zu diesen Streiffahrten auch die Bahn benutzt. Bei diesen Streiffahrten mußten die Kinder weite Streden laufen und nur selten durften sie, wenn sie müde waren, in den Kinderwagen flettern, der das wenige Hab und Gut der Familie enthielt. Geschlafen wurde im Busch". Abends wurde eine günstige Stelle aufgesucht und das Lager zurechtgemacht. Ohne Unterlage wurden die Kinder des nachts ins Gras gelegt und mit einer dünnen Decke zugedeckt. Mann und Frau hatten jeder einen alten Mantel als Dedbett". Morgens wurde in den nächſtliegenden Lokalen Kaffee getrunken, um die von der Morgentälte steif­gewordenen Glieder wieder aufzuwärmen. Noch heute berichten die Kinder schaudernd, daß sie nachs vor Mücken nicht schlafen konnten und daß sie alle, wenn sie abends auf einem Hügel lagen, morgens in irgendeinem Graben erwachten. Auf eine dieser Wanderungen famen sie auch in die Nähe der Bretterbude. Der Vater glaubte

1886

wurde in Berlin das Modehaus Gustav Cords , als kräfti­ger Zweig des vor 53 Jahren in Köln gegründet.Stamm­hauses, eröffnet. In ununterbroc­enem Aufstieg hat das Berliner Haus schnell die Bedeu­tung des Stamm­Lauses erreicht. Es ist das Haus der guten Qualitäten -geworden und ge­nießt weit über die Grenzen der Reichshauptstadt hinaus Ruf. Kurz vor Ausbruch des Krieges konnte es den imposanten Riesenbau an der Ecke der Leip­ ziger und Char­lottenstrasse be­ziehen, wo dieMög­lichkeiten gegeben waren allen Plänen Erfüllung zu ver­schaffen. Eine grosse Zahl treuer Mitarbeiter kann in diesem Jahre das Jubiläum des 40jährigen Beste­hens mit begehen. Mitarbeiter, von denen viele auf eine 40, 30 und 23jährige ununter­brochene Tätigkeit voll Stolz zurück­blicken können. Gustav Cords bleibt das Haus der guten Quali­täten, der grossen Auswahl und der Preiswürdigkeit. Wer hier kauft, kauft gut.

Und die Behörden?

eine Lampe darin zu finden und untersuchte die Bude auf ihre Bewohnbarkeit. Scheinbar muß er diese verfallene Bude noch als deal gegen das Nächtigen im Busch empfunden haben, denn noch am gleichen Abend wurde die Wohnung" bezogen.

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Die verfallene Bretterbude als Wohnung". Diese Bude war entweder früher die Laube eines Kolonisten, oder sie hat Bauern als Werkzeugschuppen gedient. Zwischen zoll­starken Brettern klaffen zentimetergroße Spalten. Auf allen vier Seiten fehlen Bretter. Einige find verfault, andere schon ersetzt, aber durch kleinere, so daß Lücken geblieben sind. Auf allen vier Seiten hat Wind und Wetter Zutritt. Das Fenster die Scheibe fehlt natürlich ist mit einem zerrissenen Sad verhängt. Bis vor einigen Tagen war der Eingang in die Bude offen. In den letzten Tagen ist eine Tür eingesetzt, in Gestalt eines alten Bettzuges, Das Dach ist völlig verfallen. Nur noch eine dünne Bretterschicht ohne Dachpappe gewährt Schuh. Auch der Fußboden fehlt vollständig. So fumpfig und naß wie die Wiese ist also auch der Fußboden in der Wohnung. Die Inneneinrichtung besteht aus einem Spiritus­focher, zwei Töpfen, zwei Pappfartons und einem dünnen Stroh­lager. Einzelne nicht mehr erkennbare Kleidungsstücke hängen an den Wänden. Die Familie schläft auf dem dünnen Strohlager, das durch die eindringende Feuchtigkeit faulig geworden ist. Für die Kinder ist eine alte Wolldecke gegen die Nachttälte und für Mann und Frau je ein alter Mantel zur Verfügung. Die Kinder find immer Zeuge des Geschlechtsverkehrs der Elten und berichten darüber keineswegs naiv mit den unflätigsten Redensarten. Die Zubereitung des Essens geschieht auf dem kleinen Spiritustocher. Gegessen werden meist Gemüse und Rüben, die die Eltern abends vom Feld mit bringen. Aus zwei Tellern, auf der Erde sigend, ißt die Familie. Vor drei Tagen ist der Hund vom Vater geschlachtet worden und von der Familie verzehrt worden. Das Waffer zum Kochen der Speisen wird aus einem Graben entnommen. Der Graben führt seit Jahr und Tag fein fließendes Waffer mehr und ist fast doll­ständig zugewachsen. Das Waffer stinkt auf weite Entfernung. Mann und Frau gehen morgens zur Arbeit und kommen erst spät abends vom Feld zurück. Sie sollen mit Erntearbeit in einem entfernten Gute beschäftigt sein. Die Kinder find den ganzen Tag allein. Sie dürfen sich dann Brot abschneiden und essen. Alle drei Kinder find völlig in Lumpen gehüllt und voller Ungeziefer. Schuhe besigt nur die Siebenjährige. Die Kinder spielen den ganzen Tag auf der naffen Wiese mit einem kleinen Hund. Die geschlechtlichen Funktionen des Hundes bilden anscheinend die beliebteste Unter­baltung der kleinen Mädel.

Verwahrlofte Kinder.

Bor einigen Tagen wäre die Zweitältefte beinahe verbrannt. Die Mutter war mit dem ältesten Kinde in das Kreistrantenhaus gegangen, um dort Milch zu holen, die sie für ihre Kinder unentgelt-|

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Sonntag, 3. Oktober 1926

lich erhält. Auf dem Rückweg wurde die Mutter auf Qualm in der Bude aufmerksam und eilte schnell zur Bude. Dort brannte der Kinderwagen. Die Kleine hatte in Abwesenheit der Mutter Streich­hölzer gefunden und beim Spielen den Wagen in Brand gesetzt. Bald fingen auch die Kleider des Mädchens Feuer. Wäre die Mutter nicht schnell hinzugeeilt, dann wäre das Kind verbrannt.

Noch heute trägt die Kleine die halbverbrannten Lumpen. Der

Tagen ganze Körperteile wund waren. Der Mann ist ein schwerer Vater hat abends das Mädchen derart verhauen, daß noch nach tuosen aus. Vor allem des Sonntags ist der Mann in den Kneipen Trinker. Den größten Teil seines Einkommens gibt er für Spiri­Nauens zu Gast. Kommt er dann abends betrunken nach Hause, so schlägt er die Kinder, bis sie wimmernd liegen bleiben. Oft wirft er fie auch aus der Bude in irgendeinen Acker. Dort bleiben dann die Kinder liegen, bis die Frau sie, wenn der Mann schläft, wieder holt. Mit seiner Frau ist ständig Krach und Zant. Oft benutzt der Mann, wenn er betrunken ist, die geringen Lebensmittel, die die Frau taufen konnte, noch als Wurfgeschosse. In Nauen ist der Mann bei der Polizei längst bekannt. In gewiffen Abständen ließ er sich auch vor Jahren schon sehen und trieb sich in der Umgebung als Land­streicher umher. Einmal hatte er sich vor Gericht wegen Erpressung gegen einen Kaufmann zu verantworten und mußte auf vier Monate ins Gefängnis gehen. Der Mann hat schon zu verschiedenen Eisen­bahner geäußert, daß er den Winter in dieser Laube zuzubringen ge­denkt. Schon um fünf Uhr nachmittags froren die fleinen Kinder derart, daß sie vollständig blaugefrorene Hände und Füße hatten. Die Siebenjährige ist eine Zeitlang in Nauen zur Schule gegangen. Eines Tages wurde sie von der Lehrerin nach Hause geschickt, weil fie Ungeziefer hatte. Seit der Zeit bleibt fie der Schule fern, ohne daß man sich darum befümmert. Die Polizei hat auf eine Meldung hin die Kinder aus der Bude auf die Polizei geholt und den Vater bestellen lassen, er möchte abends zur Polizei kommen. Als der Bater tam, wurde ihm das Versprechen abgenommen, mit seiner Familie die Bude zu verlassen und zurück nach Utershorst zu gehen. Der Vater versprach das zu tun und darauf wurden ihm die Kinder mitgegeben. Böllig unbegreiflich und unverantwortlich ist, daß sich die Polizei nun nicht mehr darum bekümmerte, ob der Bater wirk­lich die Bude geräumt hatte. Von der Polizei war der Gemeinde­poisteher von Lühow, zu der Utershorit gehört, telephonisch auf­gefordert, für die Familie eine Notwohnung zu schaffen. Auch der Gemeindevorsteher hat sich um die Familie nicht bekümmert.

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Die Behörden müssen unverzüglich eingreifen. Jeder Tag fann das Leben der jungen Kinder gefährden. Die Kinder müssen sofort den Eltern, die sie nicht erziehen können, weggenommen werden. Sie müssen schnell in eine andere Umgebung tommen, bevor sie törperlich und seelisch völlig zugrunde gehen. Von den Behörden muß verlangt werden, daß sie sofort untersuchen, wer hier schuldig ist, daß ein Bater seine Kinder derart gefährden kann. Wer trägt schuld daran, daß so junge Geschöpfe schutzlos der Willkür eines Trinters und der Unbill des Wetters ausgesetzt sind?

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