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Flüchtlinge aus dem moraliſchen und ökonomischen Zusammenbrus]
der Antike hatten retten wollen. Genau so sollten sich jetzt, um das Jahr 1200, die Menschen aus der Sintflut des Zugus, der Schlemmerei, der Bedrückung der Bauern, auf eine Arche retten, die ihnen Franz von Assisi zimmerte: den Bettelorden, der nicht von seinen eigenen Befigtümern zehren sollte, sondern aus= schließlich von der Mildtätigkeit der Frommen.
Die organisatorische Leistung ist das geringste an der franzis fanischen Reform. Noch zu Lebzeiten des Stifters wurde der Bettelorden der Kirche angegliedert und damit seiner reformatorischen Bedeutung beraubt. Auf Bettelei hat sich noch nie eine gesunde wirtschaftliche Eristenz aufbauen laffen. Es ist weniger die Schöpfung Franzens von Assisi , als sein Geist, seine Gesinnung, die ihn unsterblich gemacht haben. Er ist für den Umschwung der Weltanschauung, der sich zweihundert Jahre nach seinem Tode in der Renaissance vollendet hat, ungemein wichtig. Es ist das Zeitalter der Kreuzzüge, in dem die Ideen des Orients nach dem Abendland strömen. Die gotische Baukunst, die verfeinerte Lebenshaltung, die sich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Europa nachweisen läßt, selbst die Stoffe für Sagen und Anekdoten, die in die abendländische, zumal in die italienische und französische Literatur, eindringen: furzum, ein neuer, weltlicher Lebensauftrieb wäre undenkbar ohne die Berührung mit der überlegenen Kultur des Orients, an der gemessen die abendländische fast barbarisch
anmutet.
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Da fann es denn nicht überraschen, daß auch das religiöse Denten sich wandelte. In der Predigt des heiligen Franz findet man nicht wie bei den Einsiedlern des frühen Mittelalters jene Mies macherei der irdischen Welt zugunsten einer fünftigen himmlischen, nicht die Frau Welt, wie noch nach der Lehre der Kirchenväter an gotischen Domportalen als Büßerin hingestellt, an deren Rücken Molche und Ottern emporkriechen wie aus einem Pfuhl der Fäulnis, vielmehr einen Lobpreis der Schöpfung als des reinsten Ausdrucks der göttlichen Liebe. Welt und Gott fließen ihm in eins zusammen; die Natur, hinter der man bisher immer Teufelswerk gemittert hatte, wird ein Teil von Gott jelber, der sich in jeder Blume, in jedem Lebewesen offenbart. Den Bruder Sonne" und die Schwester Mond" lobt Franziskus, und die Legende will wissen, daß er, als ihn die Menschen verschmähten, den Vögeln und Fischen gepredigt habe. Mystisch" nennt man seine Lehre. In Wahrheit ist sie eine Abart jenes Pantheismus, der Lehre von der Einheit und Unteilbarkeit der Welt und ihrer lleberein stimmung mit dem Göttlichen, der erst 400 Jahre später, bei dem Amsterdamer Juden Baruch Spinoza , bei dem Görlitzer Schufter Jakob Böhme und bei seinem schlesischen Landsmann Angelus Silefius, dem„ Cherubinischen Wandersmann", im Norden Europas auftaucht. Eine Lehre, die von der Geistlichkeit aller Konfessionen als Regerei" wütend befämpft worden ist, der aber Goethe in
seinem" Faust" den schönsten und reinsten Ausdruck verliehen hat. Die Predigt Franzens von Affifi ist aber nicht allein für die Denter und Dichter bedeutsam geworden, sondern auch für die Künstler. Nur auf einem Boden, den ein Mensch mit neuem Denken und Fühlen aufgelockert hatte, fonnte eine Kunst gedeihen, die zum ersten Male seit dem Untergang der antifen Welt der Natur frei und unbefangen als ihrem Modell und Vorbild gegenübertrat. Noch im 13. Jahrhundert magen es unter den Augen der Geistlichkeit die Bildhauer Pisano, Bater und Sohn, den Menschenleib in seiner natürlichen Schönheit zu bilden, und der Florentiner Maler Giotto befreit seine Figuren aus dem starren Bann der firchlich- byzantinischen Borschrift und läßt sie nach ihren eigenen förperlichen Gesezen sich frei in der Fläche bewegen. Das find die ersten Siege der undogmatischen, der weltlichen Anschauung, des neuen Lebensgefühls das in die Renaissance einmündet, gegen die Bevormundung der Gesellschaft durch die Kirche.
Und Giotto wird das geahnt haben, als er dem Leben des heiligen Franz von Assisi seine herrlichsten Kirchenfresten gewidmet hat. Hermann Hieber.
KHL.
3000
bevor sie mich, 1½jähriges Bübchen, an einem Winterabend auf den Boden Die Psychologen, die sich bisher mit der Kindheitserinnerung der Wohnstube gesezt und war in die Küche gegangen; da hörte beschäftigt haben, drücken meist ihre Zweifel darüber aus, daß vor sie Lärm und fand eine finstere Stube, in der ich schrie. Sie machte dem vierten oder fünften Lebensjahre überhaupt solche Erinnerungen Licht, und da saß ich zeternd auf dem Tisch, während die Stehmöglich seien. Nun hat aber Dr. Hanns Reichardt in seinem soeben lampe in Scherben auf dem Boden lag." Der Dichter Fouqué er. bei Karl Marhold in Halle erschienenen Wert„ Die Früherinnerung" innert sich aus seinem zweiten Lebensjahr, wie ein Onkel von ihm diese Frage auf einer ganz neuen Grundlage beantwortet, er hat in den Krieg ritt. Die Taubblinde Helen Keller , die im nämlich ein riesiges Material von gegen 2000 Eigenlebensbeschrei zwanzigsten Monat nach ihrer Geburt durch eine schwere Er. bungen durchgearbeitet und in ihnen die Kindheitserinnerung als frantung Augenlicht und Gehör verlor, erinnert sich noch an vieles aus eine sehr wichtige Quelle entdeckt, die in Tiefen findlicher Selbst. der Zeit vor diesem furchtbaren Ereignis. Während so die Er beobachtung aus den ersten Lebensjahren zurückleitet, die bisher innerungen aus dem zweiten Lebensjahr nicht selten sind, hat verschlossen waren. Dabei kommt der Verfasser auch zu dem über- Reichardt nur zwei Zeugnisse für Erinnerungen aus dem ersten raschenden Ergebnis, daß geistige Menschen auch schon im Lebensjahr auffinden können. Sehr genaue Angaben stammen von zweiten und sogar im ersten Lebensjahr Gedächtnis. Karl Spitteler , der in seinem Buche„ Meine frühesten Erleistungen aufweisen, die ihnen in späterer Zeit scharfe Erinnerungs- lebnisse ausführlich Eindrücke aus dem zweiten und ersten LebensErinnerungsjahr bilder vermitteln. Die bisherige Unsicherheit über die Richtigkeit jahr beschreibt. In einem Brief an den Verfasser hat der Dichter von Erinnerungen aus den ersten drei Lebensjahren erklärt sich die Zuverlässigkeit seiner Zeitaddierungen aufrecht erhalten und nach Reichardt aus einem Mangel an Verstehen des Kindes". durch neue Gründe gestützt. Wenn es feststeht," schreibt er, daß Bir trauen nämlich unseren ein- oder zwei- oder dreijährigen, noch ich ein ungewöhnlich rasch entwickeltes Kind war, daß ich als Einin Sprache und Bewegung unsicheren Buben oder Mädel nicht zu, jähriger schon gehen und sprechen fonnte, so ist es für mich felsendaß es ihnen möglich wäre, Gefchehnisse ihres jetzigen Lebens bis feft sicher, daß eine Szene, wo ich zum erstenmal Menschen fich ins Alter des Erwachsenen zu bewahren. Daß wir es dem Kinde unterhalten( unverständlich Lallen) sah, vor Ablauf meines ersten aber nicht zutrauen", hat seine Ursache wieder in dem geringen Jahres stattfand. Eine andere Erinnerung aus dem ersten LebensWissensstand des Kindes, der uns seine Gedächtnisleistungen unter. jahr wird von dem Philosophen Giordano Bruno berichtet. Damit schäßen läßt. Als Maßstab dienen uns unbewußt die Erfahrungen, ist also die menschliche Erinnerung in eine Frühzeit des Erlebens welche wir an Erwachsenen und der Schuljugend gesammelt haben. zurückgeführt, aus der sonst keine andere Kunde zu uns dringt. Aber das junge Kind will anders beurteilt fein. Uebrigens haben auch schon frühere Psychologen, die durch Umfragen die frühesten Erinnerungen zu ermitteln suchten, zahlreiche Berichte aus den ersten Lebensjahren von Erwachsenen erhalten. Nach Milo reicht die früheste Erinnerung bis ins dritte Jahr, nach Potwin in die Zeit von vier Jahren drei Monaten, nach Dusmonil bis ins zweite Lebensjahr und nach Colegrove und Henri sogar bis ins erste Jahr. Schmuz fonnte die Hälfte seiner Nachforschungen bis ins dritte Lebensjahr zurückführen, und Kammel, der unter seinen Schülern Umfragen hielt, stellte bei 344 Angaben 66 aus dem dritten und 15 aus dem zweiten Lebensjahr fest. Auch der bekannte Kinderpsychologe William Stern hat bei Kindern Erinnerungen festgestellt, die bis zu drei Jahren sieben Monaten und zwei Jahren acht Monaten zurückgehen. In Reichardts Material, das er in seinem Buche so eindrucksvoll verarbeitet, finden sich nun an autobiographischen Aufzeichnungen 63, die bis ins dritte Jahr, 40, die bis ins zweite Jahr, und 2, bie bis ins erste Jahr zurückgehen. Ginige bezeichnende Beispiele für dieses früheste Erinnerungsvermögen seien angeführt.
Wie weit reicht das Gedächtnis zurück?| lange benen, but fit, bas Rätsel Löfen konnte. Sie hatte gober
So berichtet der heute wieder in Mode gekommene Psychologe Karl Gustav Carus :„ Wenn ich mich frage, wie weit ich mich in die Region der Kindheit hinein und was ich mich dort zumeist erinnern fann, so finde ich aus frühester Zeit nur einzelne Bilder vorhanden, von denen das erste ich schon an das Ende des zweiten Lebensjahrs zurückzuverfeßen genötigt bin." Seine Beitangabe ist deshalb so zuverlässig, weil sein zweiter Bruder, der bald starb, nicht ganz zwei Jahre nach ihm zur Welt fam: Ich weiß, daß ich eine ältliche Frau in goldgestickter Haube sah( die Wehmutter), die ein kleines Kindchen ankleidete, und habe also hieran ein Dokument der Erinnerung aus dem zweiten Jahr." Der Schulrat Eichen berg erinnert sich aus seinem zweiten Lebensjahr an eine Auftion, bei der die Hinterlassenschaft seines Großvaters versteigert wurde: „ Da sehe ich noch vor mir die lange Tafel im Sterbehause, hinter derselben steht der dicke Auftionator mit seinem roten Bollmondgesicht, in seiner Hand eine kleine Arzneiwage mit grünen Schnüren, viele Leute vor dem Tisch, darunter auch mein guter Bater. Ich aber size als fleiner, höchstens 1½ Jahre alter Bursche auf den Armen einer hilfreichen Tante." Ganghofer erzählt über das erste Erlebnis, das ihm im Gedächtnis geblieben:„ Ein entseglicher Speftatel mit Geflirr und Geraffel, grelles Licht dann finstere Nacht, in der ich schreien mußte vor Angst. Als ich meiner Mutter einmal sagte, daß diese Erinnerung in mir wäre, mußte sie sich
Man lernt nie aus.
Die Haubenlerche war bis Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland nirgends heimisch. Der Volksmund behauptet, daß sie erst mit den Russen 1813 nach Deutschland gekommen ist.
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Das erste Findelhaus wurde im Jahre 787 in Mailand eröffnet. Die erste Bant wurde 1171 in Benedig gegründet.
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Die Musiknoten erfand der Benediktinermönch Guido von Arezzo 1022. Db er auch, wie behauptet wird, die Harmonie und den Rontrapunkt erfunden hat, ist ungewiß.
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Als vor 1½ Jahrhunderten der französische Meister Philidor damals der beste Schachspieler der Welt- drei Bartien ,, blind" so enthusiasmiert, daß fie ein Protokoll unterzeichneten:„ Damit die führte, waren die Zuschauer, darunter der bekannte Minister Brühl , staunenswerte Probe menschlicher Gedächtniskraft von der Nachwelt nicht bezweifelt werde." Unnötige Besorgnis. Gegenwärtig gibt es Hunderte von Spielern, die ohne Anstrengung die Philidor. sche Leistung nachmachen und übertreffen können. So hat Aljechin schon zuerst 26, dann, feinen eigenen Reford brechend, 28 gleich. zeitige Blindpartien dem Publikum vorgeführt.
Wenn man eine Kartoffel in Schwefelsäure legt, wird nachh längerer Zeit fo hart wie Marmor, und fein Messer kann ein Stüd von ihr abschälen.
Der stärkste Regen, der je gemessen wurde, betrug 3000 Tropfen auf jeden Quadratzentimeter Bodens.
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das der Frau. Das Gehirn eines Mannes ist rund 40 Gramm schwerer als
In Deutschland leben die meisten Kurzsichtigen auf der ganzen Welt, am meisten Kurzsichtige in Deutschland wiederum gibt es in Sachsen . Auf tausend Erwachsene kommen bei uns zweihundert, die Gläser tragen müssen.
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