P
Wohnungs neubau für die Länder obligatorisch gesteigert worden wäre, dann hätte sich sehr Bieles von dem, was hirtsiefer fordert, schon seit Monaten in die Tat umsetzen lassen. Bei einer solchen Politik wäre man sicher gegangen, daß die dadurch freigewordenen Beträge auch wirklich in Arbeit umgesetzt wurden. Bei den Hunderten von Millionen, die der Wirtschaft" an Steuern erlassen worden sind, besteht eine solche Sicherheit keineswegs. Die hier ersparten Beträge sind mindestens zu einem gewaltigen Prozentsaz in die Börsenspekulation und in alle möglichen Finanztransaktionen gewandert, ohne den Arbeitsmarkt direkt beleben. Der Minister Hirtsiefer follie deswegen seine Forderungen in erster Linie an den Reichsfinanzminister richten und ihm klar machen, daß zur verantwortlichen Führung der Reichsfinanzen nicht nur agitatorische Fähigkeiten gehören.
Wichtig an den Hirtfieferschen Vorschlägen ist ferner noch, daß er die Verwendung der Hauszinssteuern nicht nur als Kapitalzufchuß für Wohnungsneubauten, sondern auch als 3ins uschuß für aufzunehmende Anleihen für richtig hölt. In der Tat sind die bisherigen Richtlinien für die Berwendung der Hauszinssteuer in diesem wie in vielen anderen Punkten überholt. Ihre durch Landes gefeß geregelte Berieilung ist voller Ungrechtigkeiten, namentlich gegenüber der Proletarierbevölferung der Industriebezirke. Selbst von den für Wohnungsneubauzwecke bestimmten Mittein werden gewaltige Beträge für alle möglichen anderen Aufgaben verwandt, die mit der Deckung des allgemeinen Wohnungsbedarfs nur in entferntem Zusammenhang stehen. Eine reichs gesetzliche Neuregelung ist außerdem unbedingt notwendig, weil einzelne Länder mit reaktionären Regierungen ihre Berpflichtungen auf diesem Gebiet in geradezu unverantwortlicher Weise vernachlässigt haben. Die zeitliche Begrenzung der Geltung der Hauszinssteuer, die immer wiederholten Aenderungen haben außerdem ein unerträgliches Moment der Unsicherheit in den Wohnungsneubau hineingebracht, der ohne die Hauszinssteuermittel überhaupt nicht mehr zu denken ist. Hirtfiefers Vorschläge sollten deshalb endlich dem Reichstag Beranlassung geben, diese wichtige Frage in die Hand zu nehmen, über sie nicht jahrelang zu reden, sondern sie zu lösen!
Stresemann, der Antichrist.
Er verhöhnt" das Bateruuser.
Herr Stresemann hat in Köln in Hinblick auf die Deutschnationalen von den Leuten gesprochen, die da beten: ,, Unsere tägliche Illusion gib uns heute." Die völkischen Wahrer christlicher Belange geben sich darüber sehr auf gebracht. In der Deutschen Zeitung" spricht der Professor Hennig von einer befremdenden Blasphemie". Ganz anders noch fährt der Graf Reventlow mit dem unglücklichen Minister ab, indem er in seinem Blatt schreibt:
Möglichst lächerlich machende Berdrehung christlicher Gebete und christlich- religiöser Formen ist bekanntlich ein sehr beliebter jüdischer Sport, welchem der Haß zugrunde liegt und eine jüdische Tattit, mit dem Ziel des Zersezzens. Man kann sich gewiß nicht darüber wundern, daß gerade Herr Dr. Stresemann diesen Geschmack teilt, denn daran zu zweifein, hat nie Anlaß vorgelegen. Daß er jedoch in seiner Eigenschaft als Barteiführer und Außenminister das Hauptgebet der christlichen Bekenntnisse verhöhnt, verdreht und mißbraucht, das ist eine Tatsache, die allgemeine Beachtung verdient, und zwar gerade auch in solchen Kreisen der deutschen Bevölkerung, welche politisch weniger intereffiert sind, dagegen Wert darauf legen, die Formen ihrer religiösen Gesinnung und Betätigung nicht in den Schmuz gezogen zu sehen.
Es ist nicht leicht, es diesen Leutchen recht zu machen. Erst schlachten sie dem Wotan Pferde und erklären das Christentum für eine jüdische Erfindung, und dann sind sie wieder germanische Christen von mimosenhafter Empfindlichkeit.|
Herrn Stresemann dürften allerdings diese Angriffe| man ihn für spätere Gastrollen noch beizubehalten wünscht, entzieht höchst durchsichtiger Tendenz nicht so schwer treffen wie die gleichzeitige Feststellung der Deutschen Zeitung", daß er selbst bis zum 12. März 1918 Mitglied des Alldeutfchen Verbandes gewesen ist.
11
Der Anschlag auf den Zucker. Borstoß der Interessenten im Handelspolitischen Ausschuß des Reichstags.
Der Handelspolitische Ausschuß des Reichstags beschäftigte sich Aufhebung des Gesezes über die Wertbestimmung am Dienstag zunächst mit dem Entwurf einer Verordnung über der Einfuhrscheine. Der Gesetzentwurf wurde gegen die Stimmen der Linten ohne Aussprache angenommen.
Dafür
Iung des Zuckerzolls lag dem Ausschuß nicht vor. Der angekündigte deutschnationale Antrag über Berdoppe. aber Petitionen des Landbundes für eine Erhöhung des uderzolls und Petitionen der verarbeitenden Industrie und der Berbraucher gegen eine Erhöhung des Zuckerzolls. Zur Geschäftsordnung wurde vom Genossen Wiffell der Antrag auf Absetzung der nicht kompetent zur Entscheidung dieser Frage sei, solange nicht ein Stellungnahme zur Zuderzollerhöhung gestellt, da der Ausschuß entsprechender Antrag vom Plenum des Reichstages oder eine entsprechende Vorlage der Reichsregierung ihm zugegangen fei. Die Abgeordneten Meier( Dem.) und Rosenberg( Komm.) unterstützten die Auffassung Wissells, während Thomsen( Dnat.) und Zapf( D. Bp.) ein bekanntes Aufsichtsratsmitglied großer Zuckerfabriken die Berechtigung der Wissellschen Bedenken bestritten. Bei Stimmenthaltung des Zentrums wurde die Ab fetzung von der Tagesordnung abgelehnt.
-
Abg. Stubbendorff( Dnat.) begründete sodann die Notwendigkeit der Erhöhung des Zuckerzolls. Auch legte ein Regierungsvertreter die Lage der Zuckerindustrie und der zuckerrübenbauenden Landwirtschaft dar. Inzwischen aber hatten auch die bürgerlichen Parteien, die zunächst den sozialdemokratischen Antrag auf Absetzung von der Tagesordnung abgelehnt hatten, eingesehen, daß eine pofitive Stellungnahme ohne Initiative der Reichsregierung nicht möglich sei. Infolgedessen wurde beschlossen, die Betitionen für und gegen Zucker. zollerhöhung der Regierung zur Erwägung zu überweisen und ihre weitere Stellungnahme abzuwarten.
Dabei wurde von der Sozialdemokratie mit aller Entschiedenheit zum Ausdruck gebracht, daß sie nach wie vor eine Notwendigkeit für die Erhöhung des Zuderzolls nicht einzusehen vermöge, und daß sie auch nicht im geringsten den Wunsch habe, daß die Regierung ihrerseits die Initiative ergreife.
Die Entscheidung liegt also zunächst bei der Reichsregierung. Von ihr muß man erwarten, daß sie den Antrag auf Erhöhung des Zuckerzolls im Wege der Zollermächtigung ablehnt, da sie sich sonst einer glatten Berlegung der zu ganz anderen Zweden geschaffenen Bestimmung schuldig machen würde. Im übrigen hat die Reichsregierung und noch zuletzt der Reichsfinanzminister Dr. Reinhold erklärt, daß die Reichsregierung den Zuckerpreis durch Ermäßigung der Zuckersteuer zusenten beabsichtige. Dem aber würde eine Erhöhung des Zuckerzolls auf das schärfste widersprechen.
Der Zeitfreiwillige Hohenzollern .
Disziplinierung des Schuldigen?
Am Mittwoch abend verabschiedet sich der großbritannische Botschafter Lord d'Abernon von der Reichsregierung. Zu dieser Feierlichkeit treffen Reichspräsident v. Hindenburg und Reichs tanzler Mary vorher in Berlin ein. Es wird also über den Fall des Manövergastes Hohenzollern bei den Münsinger Uebungen des Potsdamer Reichswehrregiments zu entscheiden möglich sein, was bis jetzt angeblich nicht der Fall war. Da nämlich der Reichspräsident Oberbefehlshaber der Reichsmehr ist, bedarf die Entlassung eines Offiziers seiner Zuftimmung. Natürlich soll nicht etwa der Enkel Wilhelms des Letzten entlassen werden, da er ja gar nicht der Reichswehr angehört( ob
Obstmärkte in drei Weltteilen.witterdunst der mittägigen Monfumwollen. Der Horizont iſt ver
Herbst am Wiener Naschmarkt.
Die Obsternte Desterreichs und Südtirols prangt hier in allen Farben; Reihen von Obstständen mit Bergen von burgenländischen Pflaumen, tiroler und spanische Weintrauben, mächtige Butterbirnen und Sommerbergamotten, Körbe mit Tiroler Edelrot, kanadischen und Kalvilleäpfeln, Walnüsse aus dem Süden, saftige Feigen, Körbchen mit Brombeeren, riesige Melonen. Hinter diesen Genüssen thronen die durch ihren schlagfertigen Wiz und ihre Grobheit berühmten, meist sehr forpulenten Verkäuferinnen und rufen halb singend jeden Vorübergehenden an, der ihnen zahlungskräftig erscheint:
Bas faufens denn, gnä' Herr? Schöne Weintrauben, guate Birn hätt i, gnä' Herr! Was kaufens denn?" Nebenan preisen andere mit lauter Stimme ihre buntleuchtenden Astern an. Und über diesem farbigen Bild von Blumen und Obst schillert rückwärts die riesige grüne Kuppel der Karlskirche, das alte Wahrzeichen des Wiener Naschmarktes.
Eisenbahnstation auf Westjava..
Der Zug fährt langsam zwischen Reisfeldern, Palmen, Blumengärten von unbeschreiblicher Farbenpracht ein. Rings in den Feldern waten javanische Bauern hinter ihren mächtigen schwarzen Büffeln bis zu den Knien im Wasser und pflügen den fruchtbaren Schlamm. Ihre mageren Gestalten verschwinden beinahe hinter dem riesigen, flachen Strehhut, der sich wie ein übergroßer Regenschirm über Kopf und Schultern wölbt.
In einer Reihe stehen eingeborene Frauen und Mädchen am Bahnsteig, bunte Kittel und Jacken leuchten, braune Arme heben mit graziösen Bewegungen Näpfe mit Milch und Wasser, Körbe mit Eiern, Broten, gefochtem Reis den Passagieren entgegen. In den primitiven Obstbuden aus Bambus hängen herrlich duftende Ananas von Stangen herab, liegen in Körben aufgeschichtet, werden frisch geschnitten aus fleinen Karren abgeladen, der ganze Bahnhof riecht nach Ananas. Auf Bastteppichen sind neben großen Klumpen von Bananen Haufen von Mangostin, den bläulich- braunen, pflaumengroßen, aromatischen Früchten einer Art des Mangobaumes,
sowie die äpfelgroßen, rotgelben, anfangs etwas bitter schmeckenden Mangofrüchte ausgebreitet. Rasch schwinden die Hügel von Ketos nüssen, deren kühle Milch von den Chinesen und Javanern mit Behagen ausgeschlürft wird.
Elles taut, schält, selbst die Aermsten, die nur mit einer furzen Leinenhose bekleidet sind, schneiden ihre Ananas in Scheiben, die hier kaum mehr kostet als in Deutschland eine Semmel. Ein dünner Pfiff- der Bug feucht wieder vorwärts die bunten Röcke, braunen Gesichter verschwinden hinter Kokospalmen und hellgrünen Pisanggebüschen,
-
-W
Ringsum tauchen schon die Spitzen der Bulkane in den Gehängt mit dem tropischen Regenbaldachin, der fast jeden Nachmittag seine ungeheuren Wassermassen über diese gesegnete Insel niederschhüttet, damit die Glutjonne des nächsten Vormittags die verwirrend üppige Begetation zu neuer Brachtentfaltung treibt. 212 堂
Obstmarkt in Merifo.
Es ist ein unabsehbares, zwischen Häusern und Gassen sich verlierendes Gewirr von Ständen, beladenen Wagen, endleſen Reihen am Boden kauernder Indias, die Obst und Gemüse feilbieten. Früchte einer Rafteenart in der Größe von Marillen, von herrlichem Aroma, lange Stangen mit Bananen, die roh und in Butter gebraten gegessen werden, Bündel von Zuckerrohr, das in furze Stücke geschnitten wird, an denen greß und klein auf der Straße faugt wie an einer 3igarre, findstopfgroße, befchuppte Bimtäpfel mit wunderbarem, füßsäuerlichem Geschmack, ganze Fuhren von Mangos, riesige Bitronen, Ananas, Mamens, die einer Kokosnuß ähnlich sind, aber eine lederartige Schale und tiefrotes, etwas zähes Fleisch befizen, Melonen, Orangen, Refosnüsse strömen eine Sinfonie von Düften aus, die sich am späten Vormittag bei zunehmender Hitze aus den zertretenen Fruchtschalen, Abfällen und dem Aroma der Zwiebelberge zu einem grotesten Fortissimo von Gerüchen fteigert.
Mit den Gerüchen des Obstes mischt sich der Duft von Blumen aus den nächsten Gassen. Die märchenhaften, durch ihre Größe und Farbenpracht alle europäischen Begriffe übersteigenden Produkte des Insellabyrinths von Xochimilco werden hier auf kleinen Kähnen bis mitten in die Stadt gebracht: schimmernde Lilien, herrliche Rosen, glühende Nelken und Kalas, aufgehäuft zu phantastischen Blütenbergen. Vo. Jo.
Kabarett der Komiter. Ein neues Programm des Kabaretts der Komiker im Palmenhaus. Paul Nitolaus fonferiert, zu gespitzt, funkelnd und unterhaltend. Witto Febbri singt, die Belowa tanzt, Kathi Kühn singt Brettllieder und Göndör zeichnet immer noch verblüffend rasch nach der Devise Im Augen blidt faritiert". Doch über allem steht Roda Roda , der in feinen feingeschliffenen Anekdoten und Dialogen das Kabarett über die nur wizeinde und erotische Atmosphäre hebt und sarkastisch auch brennende Fragen der Gegenwart behandelt. Ausgezeichnet war sein ,, Justiz klavier". Der Schluß des Abends brachte das übliche Lust spielchen ,, aby und die drei", das neben Paul Morgan , Hermann Blaß , Ostar Karlweis und Kurt Mikulski vor allem der Hella Kürty Gelegenheit gab, ein wahres Feuer werk verschiedener Temperamente zu entfalten. Walter Kollo schrieb dem Spiel eine schmissige Musik.
B. Sch.
Deutsche Bücher in Polen . Krawczynski, der Leiter einer großen Warschauer Bücherei, hat fürzlich in der Zeitschrift" Przegrad Ksiegarsti" eine Artitelreihe veröffentlicht, in der er die Entwicklung der polnischen Büchereien in der Vor- und Nachkriegszeit schildert.
|
sich unserer Kenntnis); aber es soll dem Obersten des Pots damer Reichswehrregiments an den Kragen gehen, weil er diesen Gast eingeladen oder zugelassen und dabei die wohl unerlaubte Naivität gehabt hat, nicht zu bedenken, daß gerade bei der Persönlichkeit dieses Manövergastes der Fall nicht geheimbleiben würde.
-
Die Anklage gegen Trotki . ,, Direktes Verbrechen gegen die Partei." Die kommunistische internationale Presseforrespondenz teilt mit: Das Moskauer Komitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion veröffentlicht nachstehende Resolution über die iüngste fraktionelle Tätigteit der Opposition: Das Bureau des Mostauer Komitees hebt hervor, daß in der letzten Zeit unerhörte Tatsachen der parteispaltenden Politit oppofitioneller Grüpplein verzeichnet wurden, die sich um verfrachte politische Führer scharten. Die Tatsache der Verbreitung illegaler Literatur, die von menschewistischer Literatur schwer zu unterscheiden ist, illegaler Ver. fammlungen und selbst illegaler Mitgliedsbeiträge bezeugt, daß die Oppositionsführer jegliche Grenze zulässiger Kampfmethoden überschreiten.
Am 1. Oktober versuchte eine opppofitionelle Gruppe mit Genoffen Sapronow an der Spize in einer Diskussion eine Attace gegen Parteibeschlüsse in Podmoftownaja zu eröffnen, wo jedoch die Zelle einmütig den Versuch eines fraklionellen Vorgehens zurückwies und Sapronom zur Versammlung nicht zuließ. Am selben Tage erschienen die Mitglieder des Zentralkomitees Trotzki , Sino wjew, Biatatow und Smilga, sowie die Genossen Radet und Sapronow und andere Genoffenn der genannten Gruppe in einer Betriebszelle( der staatlichen Autozubehörfabrik) und traten mit unerhörter Schärfe gegen die Beschlüsse der Partei auf. Ungeachtet der Anwesenheit und des attiven Auftretens sämtlicher Oppofitionsführer erlitten sie eine heftige Niederlage bei den der Parteimaffe angehörenden Arbeitern. Ihr Auftreten verletzte in der brutalsten Weise den Beschluß des Plenums des 3K. und der 3KK. der KPSU. über die Unzulässigkeit einer Diskussion und über die Disziplin der Mitglieder des 3K. Unter dem Deckmantel heuchlerischer Phrasen über die Einheit bewiefen sie offenfundig, daß ihre Politif eine Spaltungspolitik ist. Das Bureau des Moskauer Komitees betrachtet die faktische Vorbereitung der Spaltung durch ein häuflein Oppositionsführer, sowie den Versuch, die Arbeit der Partei zu untergraben,
als ein direktes Verbrechen gegen die Partei.
Das Bureau des Moskauer Komitees hält ein derartiges Vorgehen für eine Berhöhnung der Beschlüsse der Partei, ihres Kongresses, ihres Zentralfomitees und ihrer Zentralkontrolfommission. Indem das Bureau alle Mitglieder der Moskauer Organifation zu entschiedener Abwehr der desorganisatorischen Elemente, die in einem schwierigen Augenblicke die Parteieinheit verletzten, aufruft, stellt das Bureau an das 3. der Partei den Antrag, die Mitglieder des 3K., die den Willen der Partei verletzen, zur Ordnung zu rufen. Die fachliche Arbeit der Partei, die am Beginn des wirtschaftlichen Operationsjahres besonders schwierig ist, und unter angespannten internationalen Verhältnissen verläuft, darf nicht durch ein Häuflein Personen untergraben werden, die glauben, daß ihnen ihre Verdienste und ihre hohe Stellung innerhalb der Partei gestatten, den follektiven Willen der Partei zu verletzen. Die Partei wird ein derartiges fraktionelles Verhalten ohne Ansehen der Person entschieden abwehren, wie ihr Führer Lenin sie gelehrt hat.
Der ausführliche Bericht über die Anklage gegen Troyki zeigt deutlicher als die kurze Vormeldung, wie sich die Dinge in der KPD. zugespitzt haben. Eine Opposition mit eigner Literatur, eignen Bersammlungen und eignen Organisationsbeiträgen ist nicht mehr weit davon entfernt, eine selbständige Partei zu sein.
Besonders interessant ist es für Deutschland , daß das deutsche Buch einen großen Einfluß besitzt und feinesfalls von französischen Büchern verdrängt werden kann. Vor allem in den ehemals deutschen oder österreichischen Gebieten werden nach wie vor deutsche Bücher mit Vorliebe gekauft. Ein französischer Interviewer hat Herrn Krawczynsti besorgt gefragt, welchen Einfluß denn das französische Buch ausübe. Daraufhin wurde ihm mitgeteilt, daß im Jahre 1924 85 Broz. aller ausländischen Bücher, die in Polen verkauft wurden, deutsche Erzeugnisse waren, während nur 6,2 Proz. französische die Ziffern offensichtlich dieselben. Für Zeitschriften und Beitungen, Bücher von den Händlern abgesetzt werden konnten. Für 1925 find so meint der polnische Fachmann, ist der deutsche Einfluß bestimmt noch stärker nachzuweisen.
Versuche mit„ künstlichen Erdbeben". Vor einiger Zeit wurden in Italien Versuche mit künstlichen Erdbeben" gemacht, um festzu stellen, wie groß die Gefahrzone für Häuser bei Erdbeben ist und welche Häuser in den von Erdbeben gefährdeten Gegenden benutzt werden dürfen. Jetzt liegen die Ereignisse dieser Versuche die Häuser ähnlich wirkt, wie die Erdbebenwellen. Der Schüttelvor. Es wurde ein eigenartiger Schüttelapparat verwendet, der auf apparat verursacht also gewissermaßen künstliche Erdbeben, denn eine große Fläche, auf der sich die Versuchshäuser befanden, wird durch einen Elektromotor in solche Bewegung versetzt, daß sie den Schwankungen der Erde bei Erdbeben ziemlich ähnlich sind. Es ergab sich, daß die leichten japanischen Häuser aus Holz oder aus Stahl oder aus einer Berbindung beider Materialien für von Erdbeben gefährdete Gegenden am geeignetsten sind, insbesondere dann, wenn sie so eingerichtet sind, daß sie auch kombinierten Stößen und Erdschwankungen gewachsen sind. Auch diese Häuser haben zwar auseinandergeborsten oder eingestürzt. manche Risse erhalten, aber in feinem Falle sind sie vollkommen
Kein brauchbares englisches Drama mehr. Während bei uns englische Stücke jezt Mode werden und immer häufiger auf deut schen Bühnen erscheinen, behauptet ein Sachfenner; Sir Alfred Butt. der Direktor des Drury Lane- Theaters in London , daß die englischen Dramatiker verlernt hätten, hühnenwirksame Stücke zu schreiben. Er hat seine größten Erfolge in letzter Zeit mit amerikanischen Werfen erzielt, und er behauptet, daß dies nur dem Umstand zuz schreiben sei, daß die Engländer nichts Bugträftiges mehr lieferten Ein Beweis dafür ist ihm ein Preisausschreiben, das er veranstaltete und in dem 1000 Pfund außer den gewöhnlichen Abgaben dem besten Stück verheißen werden, das im britischen Reiche spiele und fich für das Drury- Lane- Theater eigne. Von den 53 eingereichten Stücken erwiesen sich 42 sofort als unbrauchbar, aber auch die übrigen 11 hielten einer näheren Prüfung nicht stand, so daß keinem der Preis zugesprochen werden kann.
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters gebt in Abänderung des Spielplans die ganze Woche„ Androflus und der Löwe" von Bernard Shaw in der Premierenbesetzung in Szene. Die für Freitag angesezte Premiere ist verschoben.
11. Oftober wird das Stalatheater in Mailand eine Gedächtnisfeier für Gedächtnisfeier für Beethoven in der Mailänder Stala. Vom 7. bis Beethoven abhalten in der Form von vier großen Beethoven - Konzerten, in denen alle neun Sinfonien Beethonens zu Gehör gebracht werden sollen. Die Konzerte stehen unter Zeitung Toscaninis.