Einzelbild herunterladen
 

."r?... Unterhaltung unö �Dissen

Heßler.

bombiriStor' -Das ist ött einzige Republikaner, an Sem man immer wieder seine Ireuöe hat'/

Der öries. Erzählung von Franz Friedrich Oberhauser. Der Mann, der rückwärts in der rotgepflasterten Halle saß, redet« langsam, aber ohne Unterlaß.. Vor ihm, auf einem breiten Tisch blinkten große entfaltet« Pläne und Skizzen. Um den Mann herum standen die Ingenieure. Dem Mann« gegenüber war der Türausschnitt, durch den man in die nachmittägig« Landschaft schauen konnte. Aber niemand von den angestvengt arbeitenden Ingenieuren kümmerte sich um diese fremde, unbekannte Landschaft, um den südlichen, lichtweichen Noch- mittag, um das Heraufflammen des Abends; niemand sah dos Weinlaub glühen gleich karmoisinroten Rüschen: keiner von den Männern sah das gläserne Leuchten des tiefen Himmels, das durch das voll« Blattwerk drang und keiner die wunderlieblich geschnitten«, blaßsilberne Mondsichel, die den späten Abend schmückte. Di« Arbeit stand am Tisch. All« Männer gehorchten ihr. Ein kurzer Tag noch, wenig« Stunden noch bis zur Vollendung des großen Wertes. Ein neues Wunder der Technik, das der deutsche Ingenieur in diesem fremden Lande aufbaut«: unbeschreiblich schön spannte sich das Gefüge eiserner Riefenlerber über dunkelgrollend« Schluchten, faßten Dämme und Stauwäll« die Abgründe, an den breiten Strömen standen Wächter, Hilfsmänner harrten an weit entfernten Seen des Zeichens, Turbinen- hallen wölbten sich über dem Herz des stählernen neuen Lebens. Nur die Seele mußt« der neuen unerhörten Erfindung noch gegeben werden. Und dies lag in den Händen des Mannes, der am Tische den Vortrag hielt. Ueber den Ozean herüber rief man ihn, und nun lauschten ihm alle, und wie ein Zauberwort zog diesTechnik" alle in den Bann. Es war allen, als ging« in dieser bisher verlorcn gelegenen gebirgigen Wüste ein unerhörter Lebenstraum in Erfüllung. Das hellrote abendliche Scheinen verdunkelte langsam. Das Licht der Lampen blinkte auf. Der Mann redet« noch immer. Da erschien ein Bote, vom raschen Gang erregt, und brachte einen Brief.Herrn Ingenieur Sailler!" sagte er laut und un- bekümmert. Der Ingenieur Sailler hielt mit dem Vortrag«in und griff unwillig nach dem Brief. Er hielt ihn einen Augenblick lang unbeachtet in der Hand, als zögerte er, er hielt ihn so, daß das helle weiß« Licht ganz auf ihn fiel. Der Brief hatte«inen schwarzen Rand. Da änderte sich das Bild. Die Arbeit trat zurück. Und es war, als fei plötzlich nichts mehr anderes da, als dieser irgendwie unheimlich werdende Brief. Er schlug die Rede des Mannes entzwei, er machte die Männer stmnm. Der alte, klug« Chefingenieur, «in fonnengebräunter, weißhaariger, erfahrener Herr, warf einen kurzen Blick auf den Brief und trat zurück. Die Hand des Ingenieurs Sailler zögerte noch immer, und es war, als dehnte sich dieses schwa.ze Band, als wüchse es über den Brief hinaus, als legte es um die kühnen, fremden Männer einen schweren Ring, umschloß sie. Und er redete, ehe er geöffnet und gelesen wurde, er redete nur ein Wöbt. Aber ein Wort genügt oft, um dem menschlichen Leben«in« Wendung zu geben. Di« Still« liag breit und schwer im Zimmer. Eine andeve Welt drängt« sich«in, verschaffte sich«in Recht, stand da... befehlend. Heimat und Familie! Um die hell« Lampe saßen keine kühnen Ingenieur« mehr, keine hartarbeitenden Erneuerer und Eroberer. Der Lichtschein war milde und süß: und Frauen, die man lange nicht gesehen, saßen da, spielende Knaben und Mädchen und«in neu dem Leben geschenktes Baby. Das Essen wurde auf- getragen, und die junge Frau lächelte über den Tffch in einer glück- haften Erfüllung ihres Lebenszweckes. Frau oder Tochter? fragten sich die Männer, und dachten an die Beiden, deren Bilder, groß und freundlich lächelnd in feiner Hütte hingen. Der Chefingenieur winkte mit den Augen: die Männer traten leise zurück. Sailler hatte endlich den Brief aufgeschnitten. Ich bitte einen Augenblick um Entschuldigung!" sagte er mit Beherrschung. Bitte!" kam eine ihm unbekannt« Stimme zu ihm. Langsam, zögernd, nicht mehr der zielsichere Mensch von früher, begann er den Brief zu lesen; er beugt« sich tief über den Tisch, man sollte fein leichtes Zucken in feinem Gesichte nicht bemerken Am meisten bedrückte ihn. die Stille, die in das Zickimer trat, feit dieser Brief in seiner Hand blinkt«. All« waren Mensch-n mit hundert Gefühlen geworden, und er stand dem ewigen Leben nahe- gerückt, der ewigen Lebenskraft, er fühlt« den Flügelschlag des Schicksal», und alles, was er fühlte, mußte in den anderen Menschen um ihn«in Echo erwecken, mußt« sich in ihnen widerspiegeln. Vor wenigen Monaten, zu Haus« im Frühling, seine schöne Frau, sein Töchterchen, ach, nicht denken daran! Was sann er? Das Telephon begann zu surren. Der Chef ergriff den Hörer, er sprach leise, aber Sailler hörte es, er zuckte zusanimen. Einen Augenblick! Warten! Später anrufen!" Die Aebeit mahnte, unabweigerlich. Die Heimat will ihr Recht!" sagte einer der Männer leise. Uriarck-natürlich!" dachte sich der Chef. Jetzt, in den wichtigsten Stunden, vor der Vollendung, jetzt konnte er den Schöpser nicht entbehren, jeden anderen, aber ihn? Urlaub! Alle Herren dachten wohl dasselbe. Und wieder änderten sich"die Bilder. Tjohennf* Einer hatte dieses Wort vor sich hingesprochen: aber alle hatten es gehört. Sie fragten sich durch Blick«: ob er uns verläßt? Keiner konnte Antwort geben. Es käme doch auf den Chef an, oder auf Sailler allein? Ob er stark geitug war, ob er den Kampf zwischen Pflicht und Familie erträgt, bis die Pflicht gesiegt hatte. Ob er fortreisen könnte, in das fern«, weit« Land, wo es still und sonnig ist. ohne Gefahr... nein, er fährt nicht in ein sonniges Land, in ein« fröhliche Heimat... Sie verstanden ihn alle. m. Tg gibt auch noch ander« Recht« als die Pflicht des Berufes. Das fft das erste Recht: die Familie, die eigene Menschlichkeit. Das erst« Recht? Das Licht stand hell und klar über den Männern. Es ging niemand durch das Zimmer. Draußen stand dl« südlich« Nacht. seltsam belebt wie transparentes Papier. Das Telephon surrt« wieder. - Sailler hatte das Briefblatt nicht sofort gelesen. Er wollt« Spielraum haben. Wie schwer ist es doch um Ding«, die unser Herz betreffen, unsere heiligsten, innigsten Gefühl«, unsere Harmonie des Lebens, unsere Melodie des Daseins. Plötzlich hob Sailler den Kopf. Frei, in gelöster Bangnis. entkommen einer dunklen Drohung. Er lächelte.Gott sei Dank!"

Dann wendete er sich hastig, nicht wie es seine ansonsten ruhige Art war, an sein« Kollegen. Meine Frau war krank, sie erHoll sich:«ine Tante, die seit kurzem Witwe ist, schrieb mir den Brief!" Ein Aufatmen. Ueber die Gruppe fuhr«ine leichte milde Hand. Sie nahm«inen schweren Schatten,«in dunlles Gefühl von den Herzen fort. Di« Augen wurden wieder hell. Sailler steckte den Brief«in. Auf seinein Gesicht« spielt« ohne Unterlaß ein Lächeln. Es war so, als hätte er ein« ungeheuerlich« groß« Schlacht gewonnen: beglückt und freudig erregt darüber, fühlte er sich einem Sieger gleich. Leben kam in die Gruppe. Di« Rede ging wieder klar und eifrig. DI« Gefühl« milder Ding« oerdämmerten langsam, die große, harte Arbeit rückte näher, stand wieder an dem Tisch. Nur der Chef stand noch«in wenig abseits, hinter Sailler, im leichten Schatten, die Hand am weißen Bart, der Blick den Stern- schaukeln zu, die sich draußen in der Nacht in leiser Wonne wiegten. Aber er sah sie nicht: er dachte daran, daß er wirklich hätteNein" sagen müssen. In seinem braunen Gesicht schwang sich«in Wider- schein des Lächelns auf, das noch immer das Antlitz Saillers erhellte. Er freut« sich und rieb sich die Hände. Und war um nichts weniger froh als.Sailler, der mit seinen Ingenieuren über den blinkenden weißen Tisch gebeugt in gleichsam verjüngter Kraft arbeitete...

/Us ich zum erstenmal öen Zrühling sah. Von Else Feld mann, Wien . Wir größer gewordenen Kinder lebten viel auf der Gasse, das war nun einmal sicher; denn daheim war es nicht schön, kaum, daß wir die Aufgaben zu Hause schnell, schnell schrieben. Die Winterzeit war unendlich lange, einsam und trübe und dauerte ohne Ende: man glaubte dabei alt und grau zu werden, trotz Kinderzeit, trotz Jugendzeit. Aber kaum war das Eis und die Kälte und der schmutzige Schneeregen weg, begannen wir uns draußen zu tummeln; je wärmer es wurde, desto später gingen wir heim. Wenn wir nur ein Stück Brot bei uns hatten. Und es wurde ganz warm. Die Sonne ging den ganzen Tag nicht unter aber sonst sahen wir weiter nichts vom Frühling mitten in den Steinhäusern und Steingasscn, vor den Kaufmanns- laden kam täglich das frische Obst an, wie es auf dem Lande auf Bäumen wachsen mußte. In der Schule lernten wir: der gemeine Löwenzahn zahl­reiche Staubgefäße, zahlreiche Steinpel der rote Fingerhut ckisiulis purpurea der Kohlweißling das große Nachtpfaucn- auge der Uhu das Käuzchen, auch Totenvogel genannt, lebte in den Wäldern... Hu, wie schrecklich! Wer hatte sie gesehen? Träume Märchen Aberglauben... Ja, da saßen wir in diesem heißen steinernen Schulhause auf braunen, niedrigen Holzbänken und lernten aus Büchern, nach Abbildungen, hingemalten Blumen und Schmetterlingen. Wenn e« sehr heiß war, durften wir in der Pause ein Glas Wasser trinken zur Erfrischung und es läutete dreimal. Das be- deutete, daß wegen der große» Hitze der Nachmittag schulfrei war. Dann konnten wir den ganzen Nachmittag auf der Gasse bleiben. Wir lernten auch Mailieder, und öfter sangen wir sie zwei- stimmig, wenn wir vor den Häusern saßen oder gegen Abend durch die Gassen zogen. Aber e» kam auch vor, daß wir von den schönen und erhabenen Liedern abirrten und Gassenhauer sangen eben- falls schöne romantische Lieder, wie wir sie von Erwachsenen hörten, die von Liebe handelten: So oft der Frühling durch das offene Fenster Am Sonntagmorgen uns hat angelacht, Da zogen wir durch Hain und grüne Wälder. Sag' Liebchen, hat dein Herz daran gedacht? Oder auch diese, wie sie die Dienstmädchen beim Fensterputzen oder beim Geschirrabwaschen sangen wo etwas vom Kloster vor- kam oder: Ritter Ewald und die Ida In der Liebe festgebannt... Wir kannten eine Menge Schullieder und andre, und im Früh- ling sangen wir sie, genau so wie es die Vögel tun. Aber somit wußten wir nichts weiter vom Frühling. Und sicher war uns nur das eine: wir mußten bis zu den großen unerträg-

lichen Hitzetagen in der Schule bleiben. Dort saßen wir matt und erschöpft, bleich und teilnahmslos und sahen auf die Divisionen mit vielen Dezimalstellen auf der Schultasel und konnten nicht begreifen, warum wir so gequält wurden. Es wurde jedes Jahr versprochen, einmal einen Ausflug mit uns zu machen. Aber bald hieß es, wir wären noch zu klein und zu schwach, und als es im letzten Jahre endlich so weit war, war plötzlich der Scharlach ausgebrochen und nichts wurde daraus. Aber nun waren wir schon groß, elf Jahre, und nun sollte es sein. Wir fuhren nun wahrhastig in der Bahn. Kahlenberg , Leopoldsbera, Hcrinannskogsl, von denen wir so lange gelernt hatten, so viele Aufgaben und Schularbeiten und Strafaufgabcn hatten schreiben müsset!... Von der Agnes, die den Schleier csklgr. und von den Babenbergern, und daß dort die Donau wie ein SWe«» band sich schlängelt, lind da lag nun alles vor unfern Augen. Viele von uns waren mit Blumenpflücken beschäftigt, die bald in den heißen Händen zu welken begannen. Und manche hatten sich direkt ins Gras gelegt. O, das grüne Gras! die Wiese! und ein Wald init Bäumen! Und die Berge! Hügellandschaft! Unerhörte Aussicht, Aussicht über ganz Wien , und eine große Entdeckung: die Donau . Da sag sie und floß dahin, das gefchlängelte Silberband aus unserm Geographiebuch. Ich war mit Denken beschäftigt... Wenn es aber die Donau wirklich gab, dann gab es wahrscheinlich auch das Schwarze Meer und alle die andern Meere. Und mir war etwas klar geworden. Das war eigentlich der Frühling: der Wald und die Wiesen, das Büchlein, die Berge... und ich hatte ihn vorher noch nie gesehen ich wußte nur, daß es heiß wurde, daß es überall nach faulem Obst und abscheulich nach Kanälen in den Straßen roch. Unsre Eltern aber mußten immer arbeiten, waren immer müde und hatten nie Zeit, mit uns hinauszuwandern. Ich dachte nach und wurde immer trauriger. Was hatte ich schon alles versäumt, elf Jahre lang... Ich entfernte mich von den andern und stieg noch ein wenig höher, bis es ganz ruhig und still um mich wrir. Aon unten hörte man das Gewirre und Gesumme. Sie spielten ein Spiel: blinde Kuh. Ach, da saß ich und sah alles in der Nähe: die Schmetterlinge die Bienen o, das geliebte Gras; Bäume, die im Winde die Blätter bewegten; die Sonne, die auf den Wiesen lag und die Blumen beschien, den kühlen Schatten unter den Bäumen die Waldesruhe..., Wo war ich so lange gewesen? Und jetzt rief der Kuckuck wie wir es gelernt hatten, nur noch schöner schöner... Vielleicht gab es dann auch die Nachtigall? Unten sah man, daß Ich fehlte, und man rief mich. Ich stieg von meinem Berg hinunter. Unsere Lehrerin fragte:Wo bist du gewesen?" Oben!" sagte ich.Oben!" Du kannst das 5)erumtreiben undEntdecken" nicht lassen," sagte sie,jetzt bleibst du aber in meiner Nähe bis zur Ankunft, j�mmer gibt es für dich etwas Besonderes zum Schauen." Aber ich riß�noch einige Male aus; und einige Male konnte ich nicht gleich die ändern finden; ich entdeckte so viel: Maulwurfs- Hügel, Bäume, Blumesh Raupen fielen herunter, ich stand Minuten- lang und sah sie an, ich ging ganz nahe zu einem Vogel ins Gebüsch und hörte zu, wie er sang, und sah, wie er den Schnabel dabei bewegte und Käfer am Boden die ganze Lebcwelt des Sommers. Und voll Glück atmete ich diese reine Luft. Hat jemand einmal einen Kerkerhästling beobachtet, wenn er zum erstenmal wieder in das freie Tageslicht und unter Menschen tritt? Hat jemand einmal einen Gefangenen gesehen, der in ein Restaurant geht und sich Speise bestellt? Man erkennt ihn von ollen andern Menschen unter Tausenden erkennt man den einen Gefangenen heraus wie er mit Gier und Heißhunger ißt, wie seine lechzenden Augen freiheitstrunken sich weiten und wie er end- lich in Weinen ausbricht vor Glück...' So geschah es mir auf diesem Ausflug, da ich zum erstenmal den Frühling sah...__

kahenkull im allen Slam. Der Londoner Klub der katzen- liebenden Siamesen was es nicht alles gibt! hielt kürzlich eine Tierschau ab, die der Londoner Presse Gelegenheit gibt, darauf hin- zuweisen, welche Rolle die Katze im alten Siam spielte. Wenn in früherer Zeit ein Mitglied de» Königshauses begraben wurde, so wurden seine Lieblingskatzen mit dem Toten beigesetzt. In das Dach des Grabgewölbes wurden kleine Löcher gebohrt/ Wenn nun die Katze geschickt genug war, durch eines dieser Löcher ins Freie zu gelangen, so war das den Priestern ein sicheres Zeichen, daß die Seele des Verstorbenen in den Körper der Katze übergegangen sei; die Katze wurde dann nach dein Tempel gebracht und dort als heiliges Tier verehrt. Aul der Tierschau waren die Katzen in ihren Käsigen genau so untergebracht, wie früher in den Königsgräbern.