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Nr. 472+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Zusammentritt des Landtags.

Kommunistenskandal und Mißtrauensvotum.

Bräsident Bartels eröffnet die erste Penarsigung nach den Sommerferien mit der Bekanntgabe der Mitteilung des Minister­präsidenten, daß der Minister des Innern, Severing, auf seinen Wunsch vom Amte entlassen und der bisherige Polizeipräsident von Berlin und sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Grze sinsti zu seinem Nachfolger ernannt worden sei. ( Lärm und Zurufe bei den Kommunisten: Noske!)

Abg. Pied( Komm.) beantragt, den Ministerpräsidenten Braun fofort herbeizurufen, damit er Auskunft darüber gebe, welche Auf. träge er dem neuen Innenminister bei der Amtsübernahme ge­geben habe.( Lachen in der Mitte.)

In der Besprechung dieses Antrages bezeichnet Abg. Pied ( Komm.) das Verhalten des Ministerpräsidenten, die Neubelegung des Innenministerpostens durch den Landtagspräfiden. ten mitteilen zu laffen, als feige.( Lebhafte Zustimmung bei den Komm. Präsident Bartels ruft den Redner zur Ordnung.) Gegen den neuen Innenminister hätten die Kommunisten schärfftes Mißtrauen. Grzesinski hätte als Polizeipräsident bewiesen, daß Arbeiterblut ihm fein fostbares Blut sei. Die Staatsregierung sei nur ausführendes Organ der Schwerindustrie.( Gelächter in der Mitte, Lärm und Zustimmung bei den Kommunisten.)

wird gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.( Lärm Damit schließt die Besprechung. Der kommunistische Antrag bei den Kommunisten und Rufe: Idioten, da drüben! Gelächter rechts.;

Abg. Pied( Komm.) beantragt, daß das Staatsministerium noch heute über den Stand der Vergleichsverhandlungen mit den Hohenzollern Auskunft geben und den Inhalt des ge­planten Bergleiches ausführlich darlegen solle. Es sei ein Beweis für die Erbärmlichkeit des Landtags, daß die Abgeordneten erst durch die Zeitungen von den Verhandlungen hörten.( Bustimmung bei Dieser kommunistische Antrag scheiterte geschäftsordnungsmäßig

den Kommunisten.)

am Widerspruch einiger Abgeordneten.

zunächst durch Kenntnisnahme die Nachweisung der für Klein. Das Haus tritt in die Tagesordnung ein und erledigt bahnbau bewilligten Staatsbeihilfen und den Geschäftsbericht der Großkraftwerk- Hannover- 2.- G.

Mit der Beratung einer Mitteilung des Volkswohlfahrtsministers über die Verwendung der ft a atlichen Beihilfen zur Be­fämpfung der Tuberkulose wird mit Unterstützung von 30 fommunistischen Abgeordneten die Besprechung eines fommu. nistischen Antrages verbunden, der dem Staats­ministerium das Vertrauen entziehen will

Die Abgg. Sellheim( Komm.) und Schwend- Berlin ( Komm.) begründen diesen Antrag damit, daß das Ministerium zwar für die geflüchteten Hohenzollern , nicht aber für die Bekämpfung Der Tuberkulose Geld übrig habe. Der neue Innenminister habe als Polizeipräsident zugesehen, wie durch eine brutale Polizei das Blut von Erwerbslesen vergossen wurde.

Damit schließt die Besprechung. Die Nachweisung wird durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt. Der Mißtrauensantrag fann, wie Bizepräsident v. Kries ausführt, frühestens innerhalb von zwei Lagen zur Abstimmung gelangen. Die Abstimmung wird ausgesett.

Bei Beratung der

zweiten Berordnung zur Durchführung der Hauszinssteuer meint Abg. Kilian( Komm.), der Wohlfahrtsminister Hirtsiefer sei auf dem besten Wege, seinen Frieden mit den Hausbesigern, den Feinden der Wohnungszwangswirtschaft, zu machen. Damit schließt Die Besprechung. Die Borlage geht an den Hauptausschuß. Ohne Aussprache wird der zur ersten Beratung vorliegende Gesezentwurf über die Zulassung der Frauen zum Schiedsmanns­amte dem Rechtsausschuß zur Borberatung überwiesen. Der dann zur ersten Beratung stehende Gesezentwurf über die Nachprüfung und Berichtigung der seit 1861 bestehenden Ein­fchähung der Liegenschaften wird vom Abg. Möride( Komm.) ab­gelehnt.

Auf Antrag des Abg. Schmedding( 3.) soll ein besonderer Ausschuß von 15 Mitgliedern für die Vorberatung dieser Vor­lage eingesezt werden.

Eine Novelle zur Gewerbesteuer, die der Staatsrat vorgeschlagen hat, ging an den Hauptausschuß. G- gen 4 Uhr vertagt sich das Haus auf Donnerstag, 12 Uhr: Erwerbslosenfürsorge und kleine Vorlagen.

Donnerstag, 7. Oktober 1926

Die Schwerindustrie nach der Umstellung.

Die Kloeckner- Bilanz

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Rationalisierungsgewinne.

September 1925 1,047 Tonnen

Mai 1926 1,195 Tonnen

Die Tages. bzw. Monatsförderung betrug

im Sept. 1925 täglich 11,293 To. Monat 238,918

Juli 1926 1,252 Tonnen

Mai 1926 11,566 To. 270,018

Juni 1926 12,379 To. 316,094

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Juli 1926 13,810 To 372,887

Bor einem Jahre noch schien die Zukunft der deutschen Schwer| unterrichten folgende 3iffern. Die durchschnittliche Leistung unter industrie außerordentlich düster. Man unterschied wohl ganz und über Tage betrug pro Mann und Tag für die drei Zechengebiete deutlich zwischen dem zusammengebrochenen Stinnes- Konzern und Biftor, Königsborn und Werne im den anderen Konzernen, die sich auf die eigentliche Montanbasis mehr oder weniger konzentriert hatten. Aber Stinnes folgten Sichel, Stumm, Rombach. Der Lothringen - und der Krupp- Konzern fämpften außerordentlich schwer. Reiner der großen Ruhrkonzerne verteilte eine Dividende. Die Gewinne würden zu Abschreibungen und zur Reservenbildung benutzt. Große Teile der deutschen Zechen- und Hüttenanlagen schienen verloren. Dem allseitigen Optimismus, mit dem die deutsche Schwerindustrie die Wiederauf­richtung der Kohlen-, Stahl- und Walzwerksverbände begrüßt hatte, sprach im November 1925 der alte Peter Kloedner in der General versammlung seines Konzerns ein vernichtendes Urteil: die Syndikatsbildung habe eine Belebung des Marktes nicht hervorrufen fönnen. Zusammen mit den Schutzöllen gestatteten die Synditate bestenfalls eine auf Dauer der menschlichen Arbeitskraft. selbstmörderische Dumping- Konkurrenz auf Kosten des Inlands und

Ein Jahr schwerindustrielle Rationalisierung. deutschen Schwerindustrie vor sich gegangen. Nicht durch Sen Seitdem ist ein riesenhafter Umstellungsprozeß in der fung der Gewinnansprüche, Senfung der Preise und be= wußte Steigerung des Absages. Sondern durch zusammen haffung der Produktion auf die leistungsfähigsten Werte, durch Konzentration zu horizontalen Trusts, durch Berringe­rung ber Borräte, burch Mechanisierung und Bereinigung aller Betriebsvorgänge in einer Hize vom Hochofen bis an das Senkung der Selbstkosten zu erzielen, von den massenhaft ersparten Ende der Walzenstraßen. Bei gleichem Absatz die weitestgehende Lohntoften bis zur Ausschaltung des Handels, das war das Ziel. Doch die Politik der monopolistischen Beherrschung des Marktes, die Politik der höchsten erzielbaren Preise blieb diefelbe. Ja, die Selbstkostensentung wurde zum Muster der industriellen Ratio= nalisierung in Deutschland überhaupt. Um ihre Politit des höchsten Preises vor den Gefahren der Auslandskonkurrenz zu schüßen, wurde schließlich durch das Stahlfartell ganz Europa zum Binnenmarft gemacht, wurde das System der deutschen Roh­stahlgemeinschaft auf alle Eisen- und Stahlländer Europas aus gedehnt.

Noch hat Deutschland , dem noch immer ein enges Nek periodi icher Betriebs- und Produktionsstatistiken leider fehlt, fein Mittel als die Bilanzen und Geschäftsberichte der Industriegesell­schaften, um die zweckmäßigkeit der privatkapitalistischen Wirtschafts­fanierung zu prüfen.

Die Rationalisierungsgewinne bei kloedner.

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Das find Steigerungen des Wirkungsgrades der Arbeit Don 12 bis 20 Pro3. in fieben bzw. zehn Monaten und eine Mehrförderung in zehn Monaten um faft 30 Proz Entscheidend bei diesen Steigerungen ist aber die Tatsache, daß sie die höheren Gewinne ohne Berwendung von Kapital brachten. Die 40- Millionen- Anleihe wurde zur Erweiterung des Geschäfts und zur Steigerung der Ergiebigkeit der Werke gar nicht benötigt. So find die Mehrgewinne die reine Folge einer Rationali fierung, für die feine privaten, sondern nur soziale Rosten entstanden. Sie ergeben sich in der Hauptfache als Folge der Stillegungen und Betriebskonzentrationen, deren Kosten durch die abgewälzt wurden und als Folge der Sonderkonjunktur, die durch Freisepung von Arbeitsträften auf die Gesamtheit den Kohlen- und Eisenhunger der in den letzten beiden Monaten des Geschäftsjahrs von England nicht mehr mitversorgten Märkte entstand. noch ganz besonders intereffant. Die sozialen Lasten sind von 5,25 auf 5,97 Millionen Mart gestiegen; der Kloeckner- Bericht flagt sehr darüber. Nehmen wir an, daß diefe Steigerung ganz auf ihre 5 Millionen, mit Abschreibungen 12 Millionen Neugewinne auf­Beiträge entfällt, die nur den Unternehmer treffen, so ist die zuwenden hatten. Von diesen 5 bzw. 12 Millionen waren aber noch 1,9 Millionen ein besonderes Geschent der Gesamtheit. Denn die von den Kloedner- Werfen gezahlten Steuern sind von 7,5 Millionen im Vorjahr auf 5,6 Millionen Mark zurück gegangen.

Differenz von 0,72 Millionen alles, was die Kloedner- Werte für

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So zeigt schon die erste Bilanz der Schwerindustrie, wie sehr die von ihr durchgeführte Rationalisierung zum Nutzen des Privat­tapitals, nicht der Volkswirtschaft erfolgt ist. Mit beiden Händen bürdet diese Rationalisierung der Gesamtheit Lasten und Roften auf, aber sie bezahlt sie nicht. Im Gegenteil, die Schwer­industrie rechnet es sich als Verdienst an, wenn sie das System er. weitert, das ihr hohe Preise sichert. Sie würde es sicher jeder Regierung als Verdienst anrechnen, die ihr noch mehr als die jetzige die Kosten der Rationalisierung abnähme, die nur sie allein zu tragen hätte. So muß schon die erste große Industriebilanz für die der Kloedner- Werke lehrt, was der Arbeitsmarkt lehrt: Durch eine nur zum Vorteil der Unternehmer durchgeführte Rationalisierung wird die Volkswirtschaft nicht gefunden.

Es ist wertvoll und wichtig, daß die erste entscheidende Schwer- arbeitenden Maffen eine Mahnung zum Mißtrauen sein. Die Bilanz induſtriebilanz, die für 1925/26 veröffentlicht wird, die der Kloedner Werte A.-G. ist. Sie umfaßt reine Zechen, Hütten und Walzwerte; die Maschinenfabriken des Konzerns rechnen selb ständig ab. Die Substanz der Werke blieb im Berichtsjahr unver ändert; die hinzugekommenen Stumm- und Rombach- Quoten wur­den erst später wirtsam. Die Kloedner- Werke gehören dem Stahl­truſt nicht an, sie sind zu feiner Prestigedividende verpflichtet; dennoch kommen bei ihnen die Syndikatswirtungen voll zur Geltung. Sie stehen unter der alten und erfahrenen Leitung Peter Kloeckners, der trotz seiner Kriegsverlufte in Lothringen­Luremburg teine großen Seitensprünge auf andere Produktions­gebiete gemacht hat. So muß sich die weitgreifende Umstellung, die auch die Kloedner- Werke vorgenommen haben, im Bericht und in der Bilanz besonders deutlich spiegeln.

Aus der Aluminiumwirtschaft.

Fast zur selben Zeit, wo die deutsche Hüttenaluminium­produktion eine starke Sentung ihres Preises vorgenommen hat, ist der Aluminiumwalzwertsverband, der im Sommer des Jahres 1925 unter den größten Schmierigkeiten zustande kam, aufgeflogen. Dieser war eine Organisation mit einer Mit­Der erste Eindruck der Kloedner- Bilang ist nun eine ganz fabrikaten aus Aluminium, nämlich Aluminiumblechen, Drähten, gliederzahl von 28 Firmen, die sich mit der Herstellung von Halb­bedeutende Verbesserung der Rentabilität, die feines fabrikaten aus Aluminium, nämlich Aluminiumblechen, Drähten, wegs durch die England- Konjunktur, von der nur zwei Monate ins Stangen und Rohren befassen. Die durchschnittliche Monats­Geschäftsjahr fielen und nur ein Monat beträchtliche Vorteile brachte, produktion dieses Verbandes beläuft sich auf 500 Tonnen. Man allein zu erklären ist. Ihr äußeres Zeichen ist die 5prozentige hat in Köln a. Rh. eine eigene Verkaufsstelle eingerichtet, Dividende auf das 90- Millionen- Rapital. Aber diese Dividende er- um von dort aus zentral das Geschäft zu behandeln. Die Zu­schöpft nicht die Gewinne. Bedeutende Gewinne wurden sofort in fanmmenhänge zwischen der Auflösung des Verbandes und der Er­den Betrieben angelegt. Das zeigt die Bilanz: als neue Bemäßigung des Rohaluminiumpreises sind flar, wenn man erfährt, last ung erscheinen in ihr 40 millionen Mart Anleihe. daß durch die Preispolitik der Erzeugergruppe es dem Verband Es wurden aber fast 20 Millionen Bankschulden zurück gezahlt, nicht mehr möglich war, die Preise willkürlich hoch zu halten. Die und mit fast 16 Millionen ist ein Konto Bantguthaben neu Im Aeltestenrat des Preußischen Landtags machte Prä- erschienen. Sämtliche Berichte aus den acht noch in Betrieb befind- Aluminiumwirtschaft hat im Laufe der letzten drei Jahre eine sident Bartels zunächst Mitteilung von der Ernennung des lichen Großwerken sprechen von großen Investitionen. Der Wert der außerordentliche Entwidlung genommen, die vor allem Polizeipräsidenten Grzesinski zum Innenminister. Darauf wurde Vorräte ist, trop der teilweisen Räumung der Halden noch im in einer bedeutenden Erweiterung der Hüttenproduktion die Geschäftslage besprochen. Am Freitag will sich das Haus Berichtsjahr, um über Millionen Mark gestiegen. So wind man in fast allen Ländern zum Ausdruck kommt. in der Hauptsache mit den Anträgen und Anfragen zur Erwerbs den größten Teil der von 6,33 auf 7 Millionen Mark erhöhten A b= losenfrage beschäftigen. Für Sonnabend ist die Beschreibungen in dem Sinne als zufäßlichen Gewinn an­sprechung der Just izvorgänge in Magdeburg in Aussicht fehen müssen, daß mit ihnen echte stille Reserven gebildet der Verbrauch etwa 67 000 Tonnen zu je 1000 Kilogramm betrug. genommen. Wann die Anträge der Kommunisten über die Hohen- wurden. Diese kommen zu dem ausgewiesenen Reingewinn von zollernauseinandersetzung auf die Tagesordnung gesetzt werden, steht 5,34 Millionen hinzu. noch nicht fest. Der Landtag will zunächst bis zum Freitag nächster Woche einschließlich durchfizen und sodann eine Pause bis zum 3. November eintreten lassen.

Geschäftsplan des Landtags.

Wie fam es zu den Gewinnen?

Im starten Maße sind die gesteigerten Gewinne dem mit ge­ringeren Rosten erweiterten Geschäft zu verdanken. Darüber

Die Welterzeugung an Aluminium belief sich im Jahre 1913 auf 64 800 metrische Tonnen mit je 1000 Kilogramm, während

1923 wurden insgesamt 167 200 Tonnen produziert und 170 200 Tonnen verbraucht. Im Jahre 1924 hat sich dann die Produktion auf ungefähr 188 000 Tonnen erweitert, gegenüber einem Ver­brauch von ungefähr 187 000 Tonnen. Für 1925 schätzt man auf Grund des Verbrauchs von Bauxit( Tonerde) die Weltproduktion

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Seit drei Generationen Königin von Saba"