rere Male ein in Ueberschreitung der seiner Stellung gezogenen Grenzen, wo es sich um neue Anweisungen an die Front handelte. Durch seine Vermittlung hatte der Reichskanzler einen starken Einfluß auf die Seekriegsführung. Es ist selbstverständlich, daß er auch hier wie überall eine Ohnmachtspolitik befürwortete."
Es war also die falsche Gewaltenteilung des alten Systems, die nach Tirpig' Meinung die Verwendung der Marine verdarb. Das von Tirpitz geschaffene Instrument des neudeutschen Imperialismus war ein Koloß mit unflarem Kopf. Tirpig hält sich für diesen Kopf, den ein Narr auf dem Throne und der Kreis seiner unfähigen Höflinge von dem Play fernhielten, der ihm nach seiner Meinung gebührte. Diesem Nachweis dient das ganze Buch. Aber was treibt Tirpit, acht Jahre nach dem Zusammenbruch, zehn Jahre nach seinem Abschied den 12. März 1916 noch einmal sich zu rechtfertigen? Es sind Schuldgefühle, die Tirpitz nicht ruhen lassen. Nicht freilich die Schuldgefühle dessen, der seine Vergangenheit als einen tragischen Irrtum erkannt hat. Es sind nur die Schuldgefühle desjenigen, der fich insgeheim gestehen muß, sich in den Mitteln für seine Politik geirrt zu haben.
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Tirpiz' Buch ist nicht nur fein Beweis für das Versagen des Boltes, sondern es ist ein neuer Beweis für das ungeheuerliche Versagen der obrigkeitlichen Führung. Es ist nicht nur ein Beweis für die Dolchstoßlegende, es ist ein entscheidender Beweis gegen die Dolchstoßlüge . In dem Buch ist nichts als von den Fehlern, dem Bersagen der obersten Leitung die Rede. Es schweigt zwar von den materiellen und moralischen Leistungen und Leiden der Bevölkerung, aber es rebet pon der Unfähigkeit, der Torheit, der ,, Kindergartenpolitit" der leitenden Kreise. Weit entfernt davon, das Bolt" zu belasten, belastet es seine Herrscher Tirpitz eingeschlossen. Gegen den bewußten Willen des Verfassers spricht sein Buch das deutsche Bolt von der Schuld an der Niederlage frei. Tirpitz' dritter Band ist eine Selbstantlage wider Willen, eine Selbstbeschuldigung des Imperialismus und der Imperia
listen.
Wo hat Tirpitz die Akten her?
Der neue Tirpiẞband enthält wieder eine Anzahl von Atten, die Tirpit offensichtlich aus amtlichen Beständen sich angeeignet hat. Schon nach Erscheinen des ersten Dokumentenbandes erhob Fr. Thimme, der Herausgeber der großen Aftenpublikation, den Vorwurf des Aktendiebstahls gegen Tirpit. Troß einer Reichstagsinterpellas tion wurde gegen Tirpitz nicht eingeschritten. Der Oberreichsanwalt erklärte, daß wegen der November- Amnestie teine rechtliche Handhabe zur Strafverfolgung gegeben sei.
Inzwischen hat sich herausgestellt, daß der Sachverhalt noch viel schlimmer ist, als Thimme damals öffentlich dargelegt hatte. Der Kapitän 3. S. Wiedemann, der jetzt im Reichswehrministerium ist, hat seinerzeit, unter dem Vorwand, die Akten des Reichswehrministeriums vor dem Zugriff der Spartatist en zu sichern, sie an fich genommen und in seiner Wohnung untergebracht. Er hat sie dann Tirpik zur Verfügung gestellt, der das darin enthaltene Material nicht nur rücksichtslos abgeschrieben, sondern die Originalurfunden des A. A. mit der Scheere zerschnitten und für sich verwendet hat. Später hat dann Wiedemann, als darüber in der Deffentlichkeit gesprochen wurde, Bloßstellung befürchtet und die Aften daher wieder ins Reichswehrministerium geschafft, wo die zerschnittenen Dokumente wieder zusammengeteimt worden seien. Darauf ist dann die Erklärung des Reichswehrminifteriums erfolgt, daß die Atten vorhanden seien.
Die Anschlußvorbereitung. Im deutsch - österreichischen Bundesheer find die aus der Habsburgerzeit übernommenen Bezeichnungen der Sanitäts- und Veterinäroffiziere sowie der Intendanturbeamten durch die Bezeichnungen der deutschen Reichswehr ersetzt worden.
Ein Handels- und Freundschaftsvertrag zwischen Italien und dem arabischen Staat" Jemen wird von der römischen Regierungspresse als bedeutsam gefeiert. Gibt es überhaupt eine Handlung der Faschistenregierung, die nicht bedeutsam ist?
Vor der Arbeit.
Bon Walter Schwarz Schlüter. Uebellaunig, fröstelnd, schlaftrunken reden die alten Linden ihre Arme in das fahle Dämmerlicht, wenn ich, noch vor Sonnenaufgang, die kleine Vorstadt verlasse. Sie gähnen und seufzen ein wenig in der Kühle des Morgenwindes, der sie aus dem Schlummer der Nacht geweckt hat. Gewohnte Genoffen, welche die frühe Stunde dem sorgenvergessenen, todgemahnenden Dunkel entreißt,
ergeben wir uns unwillig dem sich täglich erneuernden Zwange.
Ich schließe die Lippen fester, trete in die Kurbel und treibe mein Rad durch den dünnen Nebel. Sehr bald hat die Maschine meinen Willen zu dem ihren gemacht und nun bestimmt sie das Tempo, das sie in tagtäglicher Fahrt als das zweckmäßigste er= fannt hat.
Kurz hinter der Brücke, die das schläfrige Wasser des Kanals überspringt, treffe ich an jedem Morgen das gleiche junge Mädchen. Unsere Räder eilen einander vorbei, unsere Augen begegnen sich an dem Schnittpunkt, in dem wir zwei winzigen Räder eines un. geheuren Uhrwerts ineinandergreifen.
Ein Abschiedsgruß des Reichsinnenministers.
Wie der Demokratische Zeitungsdienst" mitteilt, hat Reichsminister Dr. Rülz an den aus dem Amte scheidenden Staatsminifter Severing das nachstehende Schreiben gerichtet:
"
Sehr verehrter, lieber Herr Kollege!
Mit tiefem und schmerzlichem Bedauern ersehe ich aus einer Meldung des Preußischen Pressedienstes", daß Ihre erschütterte Gesundheit Sie nun doch gezwungen hat, Ihr Amt niederzulegen. Ich hatte aufrichtig gehofft, daß dieser schwere Verlust dem Staat Preußen und uns erspart bleiben würde.
Lassen Sie mich Ihnen in dieser Stunde in tiefer Dant. barkeit und aufrichtiger Verehrung die Hand drücken. Es würde Ihrer schlichten Bornehmheit nicht entsprechen, wenn ich alles das rühmend hervorheben wollte, was Sie dem Lande Preußen und dem Reich in schwerster Not gewesen sind. Die Geschichte wirb diefem stillen Heldentum der Pflicht, das in Ihrem Wirten verkörpert liegt, dereinst ein ehrendes Denkmal sehen, das auch dann noch von Ihrer selbstlosen Arbeit fünden wird, wenn niemand mehr von denen spricht, die da glaubten, Sie nicht nur mit politischer, sondern auch mit menschlicher Feindschaft bedenken zu müssen.
Mögen Sie recht bald wieder im Bollbesitz Ihrer Gefundhett und Ihrer geistigen Spannkraft unter uns stehen, die gemeinsamer Dienst am Volte verbindet.
Mit den innigsten Wünschen für Ihr Wohlergehen bleibe ich in aufrichtiger Berehrung
Ihr
Dr. Rülz, Reichsminister des Innern.
Der Hohenzollern - Vergleich. Der Vertrag abgeschlossen.
Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: Zwischen der Preußischen Staatsregierung, vertreten durch den Finanzminister, und den Bevollmächtigten der Haupt linie
und der Nebenlinien des Hauses Hohenzollern , wurde am 6. Oktober abends ein Abänderungs- und ein Zusatzvertrag zu dem Vertrage vom 12. Oftober 1925 abgeschlossen, der folgende Aenderungen gegenüber dem vorjährigen Vertrage enthält: Die Hauptlinie gibt weiter auf:
1. Schlösser und Gärten: Bellevue, Babelsberg , Königswusterhausen mit Inventar;
2. Nuhgrundstücke: Breite Str. 29 in Berlin , Kolonie Alegandrowta, Weinberg am Oberlist in Potsdam , Nikolstoe und einige andere;
3. Güter und Forsten im Umfange von etwas über 90 000 Morgen.
Die an die Hauptlinie zu zahlende Barsumme wird von 30 auf 15 Millionen Mark ermäßigt.
Die Nebenlinien( Karl- und Albrecht- Linie), die nach dem vorjährigen Bertrage ihren gesamten Grundbesitz behielten, geben nunmehr dem Staat insgesamt 47 000 Morgen und zwar die Albrecht- Linien 20 000, die Karl- Linie 27 000 Morgen ab. Diese Vereinbarungen entsprechen den Bestimmungen des sog. Kompromißgefeßentwurfs der Reichsregierung nach dem Beschluß des Reichstages in der zweiten Lesung. Die Hauptlinie hätte nach diesem Entwurf voraussichtlich 200 000 Morgen Land und Forsten und eine Barentschädigung von 6 bis 7 Millionen Mark erhalten. Die Hauptlinie behält nach dem Abänderungsvertrage 250 000 Morgen, überläßt aber zum Ausgleich für das Mehr dem Staat Schloß und Part Bellevue( Mehrbeitragseine Barsumme von 15 Millionen Mark und überläßt zum Ausmert 36,4 Millionen Mark), sie erhält nach dem Abänderungsvertrag gleich für das Mehr dem Staat Schloß und Part Babelsberg mit Inventar und die oben genannten Nuggrundstücke.
Die Albrecht- Linie wäre nach dem Kompromißgesetz entwurf in ihrem Landbesih nicht geschmälert worden. Die Karl Linie dagegen hätte wahrscheinlich, was allerdings nicht ganz zweifelsfrei ist, die Herrschaft lato w Krojanke an den
zu werden. An den verwunschenen Centurio denke ich und an die Schußmannswetterfahne. An die Eisenbahnen und ihr Ladegut, und wie es kommt, daß man es" Gut" nennt. Am längsten aber verweilen meine flüchtigen Gedanken bei den Augen, denen ich täglich an der Kanalbrücke begegne.
Inzwischen mahnt die gewohnte Wanduhr. Früher beunruhigte mich ihr Anblick auf eine tiefgehende Weise. Ihr altertümliches Aussehen erweckte in mir ein fast andächtiges Gefühl. Von soviel Be schaulichkeit, Innigkeit, Hingabe, Liebe und Kunst zeugt das ge malte Zifferblatt, dessen gealterler Firnis die ganze Fläche wie mit dem Schein einer versunkenen Abendröte überzieht. Berpendiket
und Gewichte aber sind durch Gott weiß welches Mißgeschick verloren gegangen. Irgendwer hat das Fehlende ersetzt, das Berpen dikel durch den Deckel einer Blechdose und die Gewichte durch zwei mit rostigen Nägeln gefüllte Flaschen.
Das sieht nun freilich nicht schön aus, aber alle haben sich daran gewöhnt. Wären die auf so simple Weise ersetzten Teile noch die alten, kunstvollen, hätte man die Uhr gewiß in das Museum gesteckt. Go aber erfüllt sie doch einen Zweck: Pünktlich schlägt sie den Beginn der Arbeitszeit.
,, Geschichte und Entwicklung des modernen Films" nennt sich Von allen Seiten drängen sich die vollgestopften Straßen- ein Vortragszyklus, den Dr. Dstar Kalbus vom Ufa- Konzern bahnen an mich heran. Ab und zu freuzen sich auch hier erkennende in diesem Winter in der Urania" halten will. Der erste der Blicke. Für einen Moment muß ich anhalten, um das Motorrad fechs Borträge gab einen guten Ueberblick über die technische Entvorbeizulassen, auf dem mir täglich die Erscheinung eines römischen widlung der Kinematographie. Ueber die Borstufen zur Kinematographie Centurio , in der Verkleidung vermutlich eines geschäftsführenden Farbenkreisel, Lebensräder, Aufnahmen von Bewegungen in Bruch teilen von Sekunden, berichtete der Vortragende furz in Wort und Direktors, begegnet. Das geschieht immer kurz vor der langen, Bild, und zeigte dann, wie die Entdeckung, daß sechzehn Bewegungsschlecht beleuchteten Unterführung, die mich in sich hineinsaugt, so phasen, in einer Minute reproduziert, sich zu einer Bewegung zu gierig, daß mein Herz vor dem erstarrenden Blute seine Kammern fammenschließen, als der Beginn der modernen Kinematographie anhämmernd verschließen möchte. Ueber mir aber donnern auf end- gesprochen werden kann. Die Möglichkeit einer rudweisen Vorwärtslosen Schienen die Eisenbahnen. Keuchende Motore und dampfende bewegung des Bildstreifens, so, daß jede Aufnahme genau eine Laftpferde rollen das vielfache Ladegut. sechzehntel Sekunde auf der Leinwand erscheint, harrte allerdings zuerst Auf der grau in grau verschmußten Bahnhofsstraße gibt es noch der technischen Lösung. Aber auch sie wurde bald gefunden. große, gelbe Flecken, die sich ordinär vordrängen. Es sind Bananen Ueberaus eindrucksvoll waren dann die Wunder der modernen Kinoauf den Karren der Händler. Ich muß den breiten Platz über aufnahmen, in die man Einblick erhielt. Die Mitrofinematographie, die Aufnahme von winzigen Schmaroßern im Darm der Flohlarve, queren, auf dessen Mitte der Polizist wie ein spiziges, blantes von Urtierchen, wurde in einigen Filmen vorgeführt; fehr interessant Wetterfähnchen von den Stürmen des Verkehrs hin- und hergerissen war auch ein kompliziert hergestellter Röntgenfilm, der die Bewird, und biege in die ruhigere Nebenstraße ein. Hier erwische wegungen des menschlichen Magens zeigte. Zeitlupen und Zeitraffer ich pünktlich den koketten Gruß der kleinen Kontoristin, die neben wurden in der Arbeit wie in der Wirkung demonstriert, so daß der mir im Torweg verschwindet. Eigentlich sehe ich nur ihren sehr Vortrag eine Fülle des Neuen und Wissenswerten bot. roten Hut und einen etwas verschossenen grünen Mantel. Sie gleicht dasin einem Fliegenpilz auf moosigem Waldboden.
Wenn mich die fahlen Wände der Werkstatt eingefangen haben, bleibt mir noch ein wenig Zeit für mich selber, während ich mich mit dem Arbeitsgewand schon wandle, in das, was ich nun neun Stunden lang sein werde.
Ich denke rasch noch einmal an den reizenden, roten Giftpilz. Und an die leuchtenden Bananen, die doch bestimmt sind, noch warm von feuriger Sonne, unter einem freundlicheren Himmel genoffen
Sz.
Neue Kunde von den Höhlenmenschen. Ausgrabungen, die in Cornwall stattgefunden haben, dürften, wie die Londoner Blätter ausführen, neue Aufschlüsse über die Lebensweise der Höhlenmenschen geben. Die Arbeiten sind in einem Hügelgelände vorge= nommen worden, das in einer wildromantischen und wenig zugäng lichen Gegend, nahe bet der Stadt Redruth liegt und unter dem Namen Carn Brea bekannt ist. Das Dach der aufgefundenen Höhle wird von zwei dicken und breiten Felsstücken gebildet, während der Eingang aus fünf aufrechtstehenden Granitstücken besteht, die durch eine darüber gelegte Felsplatte miteinander verbunden sind, Man
Staat herausgeben müssen. Dieser Sachlage wird dadurch Rechnung getragen, daß jetzt beide Nebenlinien zusammen 47 000 Morgen unentgeltlich abgeben.
Von dem gesamten beschlagnahmten Ber. mögen verbleiben hiernach dem Staat:
die Kronschlösser mit dem historischen Mobiliar und den Gärten, einschließlich Bellevue und Babelsberg ,
die Kunstwerke in den Berliner Museen und die Schads galerie in München ,
die Kroninfignien,
die Verfügung über das Hohenzollern - Museum, die Hauss bibliothet und das Hausarchiv nach Maßgabe besonderer Bestim
mungen,
die Theater mit dem Theaterfundus,
rund 250 000 Morgen Land und Forst, fast sämtliche Hausgrundstü de in Berlin und Potsdam , die Kron Fideikommißrente. Der Abänderungs- und Zusatzvertrag soll unverzüglich dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt werden.
Freikorpsführer.
Ein Vortrag des Heinz Hauenstein .
Die allgemeine Bersetzung aller reaktionären Strömungen zerfrißt auch die illegalen Formationen der Reaktion. Die Herren Freikorpsführer, jedes Nimbus' entkleidet, müssen jetzt schon öffentliche Vorträge halten. Und dann kommen noch feine hundert Mann zusammen. Die Hälfte find dann noch Interessenten aus gegnerischem Lager. So ging es Heinz Hauenstein , einst eine große Kanone im Putschistenlager, als er gestern im Kriegervereinshaus einen öffentlichen Vortrag über„ Spionage und Sabotage in Oberschefien und im Ruhrgebiet " hielt. Hauenstein erzählte u. a. über Schlageter die bekannten Märchen. Er po lemisterte gegen den Jungdeutschen Orden und gegen den Bor. wärts", weil der ,, Borwärts" den Schlageter einmal richtig gefennzeichnet hat. Im übrigen mußte er feststellen, daß Schlageter nicht durch Severings Agenten, sondern durch zwei Berräter aus seiner eigenen Formation den Franzosen ausgeliefert wurde.
Belgische Stabilisierungsanleihe.
75 Millionen Dollars sollen ausreichen. Brüffel, 7. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der Finanzdiftator Francqui sowie der neue Nationalbankdirektor Frank sind aus London zurückgekehrt und haben am Mittwoch dem Ministerrat Bericht erstattet. Es wird versichert, daß beide Finanzleute bei den englisch - amerikanischen und anderen führenden Banfiers eine günstige Aufnahme gefunden haben, und daß die Anietheverhandlungen weitere wichtige Fortschritte gemacht haben. Wie der Vertreter des„ Soz. Pressedienst" erfährt, handelt es sich um eine Anleihe von 75 Millionen Dollars auf 20 Jahre. Ueber die Berzinsung und die anderen Bedingungen ist nichts Bestimmtes zu erfahren, aber es scheint sicher, daß die Anleihe Belgien nit gerade billig zu stehen tommen wird. Ferner sollen die eng lischen Bantiers gefordert haben, daß die Gesamtsumme der Anleihe daueind ausschließlich als Goldbedung des Papiergeldumlaufes in der Nationalbant fest liegen muß, nicht der Regierung zur Verfügung gestellt und feinesfalls als Manövriermasse benust werden darf. Mit Bestimmtheit wird angenommen, daß diese Anleihe zur endgültigen Frantenstabilisierung ausreichen
wird.
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Mussolini Milizgeneraliffimus. General Gonzaga ist als Oberkommandant der faschistischen Miliz zurückgetreten. Musso. lini übernimmt dieses Oberkommando mit General Bazan als Generalstabschef.
Die Knechtung Südtirols . In sämtlichen bisher deutschen Mittel"( d.h. höheren) Schulen in Italienisch- Tirol wird sofort bie italienische Unterrichtssprache eingeführt. Die Südtiroler Deutschen haben nicht einmal den fragwürdigen Minderheitenschutz des Völker bundes, weil schon das vor mussolinische Italien dem Minder heitenschutzvertrag nicht beigetreten ist.
| fann in die Höhle nur auf Händen und Füßen kriechend gelangen. Auf diefem malerisch gelegenen Hügel mit seinen großen Granit felsen fanden sich die Ueberreste primitiver Felsbefestigungen, die in ihrer ganzen Anlage an die in Zimbabwe , der Ruinenstadt in Rhodesia , gefundenen erinnern. Bei den Ausgrabungen in Carn Brea hat man weiterhin eine große Anzahl von aus Stein gehauenen Bfeilspigen gefunden, die wohl als Erzeugnis der Menschen des Neolithikums angesprochen werden dürfen. In der Höhle lag ferner zerbrochenes Tongeschirr umher. An mehreren Stellen entdeckte man unter der mehrere Fuß tiefen Humusschicht mertwürdige Gebilde aus bearbeiteten Felsstücken, in denen man prähistorische Herbe vermutet. Ein anderer, nicht minder bemerkenswerter Fund in dem Ausgrabungsgebiet ist ein hoher Felsenbau, der übrigens später auch für die Andachtsübungen der Druiden benugt worden zu sein scheint. Die ungeheuer schweren Granitmassen dürften als Altäre gedient haben, und die Form der Aushöhlungen auf der Oberfläche rechtfertigt die Annahme, daß hier Menschenopfer dargebracht wurden.
Kochbücher auf dem Standesamt. In der Sorge um das Glück der frisch getrauten Ehepaare schenken die Standesämter in Chikago den jungen Brautpaaren als Hochzeitsgabe ein Kochbuch. Man ist in Chitago der Ueberzeugung, daß die in den letzten Jahren start überhand nehmenden Ehescheidungen ihren Grund hauptsächlich darin haben, daß die Frauen weder Luft noch Kenntnisse haben, sich um den Haushalt zu fümmern und die Wirtschaft vernachlässigen. In der Annahme, daß wohl in den meisten Fällen die Unkenntnis der Hausfrauen, besonders die Unerfahrenheit im Kochen, an dem häuslichen Unfrieden schuld ist, haben sich darum die Behörden entschlossen, das Kochbuch als Brautgeschent zu geben. Jede junge Braut erhält es, gleichgültig, ob es sich um die Tochter eines Milliardärs handelt oder um eine einfache Arbeiterfrau. Um die Angelegen. heit gewissermaßen poetisch zu gestalten, ist auf dem ersten Blatt eine Widmung aufgedruckt, in der die junge Frau darauf hingewiesen wird, daß sie mit der Ehe auch Hausfrauenpflichten übernehme. Ein Kochbuch im Kampf gegen die Ehescheidungen ist allerdings eine echt amerikanische Erscheinung, wenn auch die Idee an sich sicherlich nicht unpassend ist. Ob das Kochbuch bisher schon viel geholfen hat, wird allerdings nicht gemeldet. Aber die Standesbeamten befunden übereinstimmend, daß die frischgebackenen Ehemänner das Buch mit viel größerem Vergnügen begrüßen als die Frauen.
Dr. Ernff Cohn- Wiener beginnt am Montag, 11. Oftober, 8 Uhr abds., im Rahmen der Humboldt- Hochschule eine Vorlesungsreihe: Die flassische Kunst.( Mit Lichtbildern.) Dorotheenstr. 12, Aula( Hochschule).
Die Gemeinschaft für neue Theaterkultur veranstaltet on Sonntag, den 10. Dltober, vormittags 11, 116r, im Neuen Theater am 800" ihre erste Matinee in dieser Spielzeit. Es gelangt zur Aufführung Die Nabel" non Ernst Kamniker. Einleitend spricht Arnold Zweig über" Die dramatische
Situation der Stunde".
Eine ordentliche Profeffur für Zeifungswissenschaft wird jezt an der Universität Leipzig eingerichtet. Mit ihrer Uebernahme und zugleich der Zeitung des Zeitungswissenschaftlichen Inkituts hat die fächfifche Regierung den zuletzt als Wiener Storrespondent des Berliner Tageblatts" tätig ge wesenen Journalisten Dr. Erich Eberth betraut, der sich bereits durch ver schiedene Bücher einen Namen gemacht hat.