Die Feme - Untersuchung in München .
Vernehmung des zweiten Augsburger Staatsanwalts.
München, 7. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) In der heutigen Sigung des Femeausschusses wurde als erster Zeuge der Staatsanwalt Rried aus Augsburg vernommen, und zwar über denselben Komplex wie der am Mittwoch vernommene Staatsanwalt Kraus.
Der Borsigende verlas zunächst das Protokoll, das anläßlich des Schwurgerichtsverfahrens gegen Neunzert und Bally beim Unterfuchungsrichter aufgenommen worden ist. In denselben Angaben schildert Kried die von ihm zur Aufklärung des Hartungmordes vorgenommenen Amtshandlungen an der Mordstelle und in München . Kried fam von seiner Dienstreise nach München am 11./14. März. Am legtgenannten Tage mittags zwischen 12 und 1 Uhr fam er in Augsburg an. Kaum zu Hause, traf ein Dr. Gademann mit einem Privatauto ein und erklärte, er habe den amtlichen Auftrag, ihn und Kraus zur Berichterstattung ins Justizministerium nach
Ich erfundigte mich nicht, welche Beziehungen zwischen Gademann und dem Juftizminiffer Roth bestanden.
Ich wußte auch nicht, daß Gademann Angestellter der Einwohnerwehr war. Eine Legitimation verlangte ich nicht, weil ich aus den Mittellungen des Gademann ersah, daß er über meinen Aufenthalt in den letzten Ten und in München genau unterrichtet war. Ich nahm ohne weiteres an, daß er mich im amtlichen Auftrag und zur schnellen Bericht erstattung holen mußte. Ich war allerdings dann enttäuscht, daß der Minister uns nicht selbst empfangen hat.
Hinterher sagte ich mir aber, der Minister wolle offenbar den Eindruck vermeiden, als greife er in ein schwebendes Verfahren ein. Der Landgerichtsrat Gürtner, der uns empfing, wartete offenbar auf uns.
Sch trug den Fall Hartung vor, weiß aber nicht mehr, was ich im einzelnen sagte. Hinsichtlich der Weiterbehandlung der Sache ließ uns Gürtner völlig freie Hand. Das kann ich auch heute auf meinen Eid nehmen. Ich verabschiedete mich dann und erflärte, ich gehe jeht in die Polizeidireffion, um die Angelegenheit wegen der Haftbefehle ins reine zu bringen.
Das Protokoll verzeichnet dann die weiteren nach der Aufhebung der Mordbefehle vorgenommenen Handlungen der Staatsanwaltschaft Augsburg .
Bots.: Sie haben die Haftbefehle in München erlassen, in Mün dhen geschrieben, der Polizeidireftien ausgehändigt und diese Be fehle am 14. wieder aufgehoben, obwohl Sie wußten, daß die zu ständigen Organe der Polizei in dieser Frage ganz anderer Meinung waren als Sie? Denn der Regierungsrat v. Merz behauptet auch heute noch, daß damals, als Sie die Haftbefehle auf hoben, für ihn die ganze Sache so gut wie aufgeflärt war. Merz war der Meinung, daß die Beschuldigten auch die mirtlichen Täter waren. Hat Ihnen diese andere Einstellung der Polizeibehörde feine Bedenten erweckt, als Sie die Haft befehle aushoben?
Kried: Mas Merz damals sagte, daran erinnere ich mich heute nicht mehr. Die Haftbefehle habe ich damals erlassen, weil mir die Geschichte nicht sauber erschien wegen der Lüge der an der Autofahrt Beteiligten, um den Berchthold heraus zubringen. Ich wollte dann nach meiner Rückkehr nach Augsburg meinem Vorstand Kraus ordnungsgemäß Bericht erstatten, aber das unterblieb dann, weil Gademann fam und ich und Kraus ins Justizminifterium gefahren wurden. Ich stieg aus und ging mit Kraus etwas abseits, um ihn rasch über meine Münchener Tätigkeit ins Bild zu setzen. Nach meiner Erinnerung habe ich das mals bereits Bedenken wegen der von mir erlassenen Haftbefehle geäußert. Es ist aber auch möglich, daß Kraus diese Bedenken zuerst geäußert hat. Bevor wir abfuhren, hatte ich allerdings, dessen erinnere ich mich ziemlich sicher, lebhafte 3weifel, daß Gademann uns auch ins Justizministerium fahre.
Verbrecherstimmen.
Aus der Arbeit der Berliner Lautbibliothek. Stimmporträts! Es ist ein seltsames Ding um diese tönenden Platten des Professors Doegen, Direktor der Lautbibliothek an der Universität Berlin, der am Mittwoch im Rahmen der Polizei schulungswochen vor Kriminalisten über das„ Stimmporträt im Dienste der Polizei" sprach. Eine analytische Aufgabe von höchstem Reiz ist dieses Auffangen feinster Schwingungen menschlicher Stimme auf wissenschaftlicher Blatte. Die sprachliche Eigenheit von 250 Bölkern hat Professor Doegen für seine Laut bibliothef aufgenommen, eine Unsumme wertvoller Fingerzeige für die Forschung, eine Fundgrube für den Sprachwissenschafter, den Psychologen, den Forscher. Schlüssel zur Seelenertennt nis" nennt Doegen sein Lautlaboratorium, ein überraschend großes Wort, das jedoch nicht unbegründet erscheint.
Die Sektion der Seelen.
Nach einigen mehr pädagogischen Ausführungen über das System seiner Lautphotographien, wobei flare Lichtbilder den Vortrag unterstützten, tam Doegen auf das besondere Thema seines Vortrags zu sprechen. Interessant war die Bemerkung, daß ein Verstellen der Stimme eine Unmöglichkeit sei. Sier widersprachen einige Fachleute. Doegen aber bewies seine Behaup. tung. Es könne wohl der Versuch gemacht werden, die Stimme beim Bortrag zu verstellen. Aber beim zweiten Vortrag derselben Säge oder Rieder müsse der Betrug offenbar werden. Dagegen ließe sich zur Not noch einwenden, daß man ja auch das Verstellen variieren fönne. Dann begann Doegen mit der„ Seftion der Seelen". Ein einundzwanzigjähriger Mörder erscheint auf der Leinwand. Und nun wird die Szene zur Tragödie. Ein Verbrechertyp? Eine weiche, fast weibliche Linie trägt dieses Gesicht, die Stirn ist hoch und rein, die Augen bliden traurig- versonnen, eine Frage, mehr noch, eine unbewußte Antlage blickt aus diesen Augen. Er hat unter Beihilfe feines Bruders die Stiefmutter erschlagen. Eine böse, gewalttätige Frau, die den Jungen bis aufs Blut fchifanierte, mißhandelte. Der Vater war ein Säufer. Er machte der Mutter des jungen Mörbers das Leben zur Hölie. Sie starb in den besten Jahren. Diese Mutter hat der Verbrecher" über alles geliebt. Der altoholtrante Bater aber nahm die zweite Frau. Im Dunkeln spricht das Stimmgrammophon. Der Zuchthäusler erzählt aus seinem Leben. Seltsame, fast singende Tone, die aus der Platte auf steigen. Es ist eine typisch- hellweiche Stimme, faft weiblich, mert. würdige, verträumte Klangfiguren: Wie er in Fürsorge kam wohl ohne jeden Grund. Die Stiefmutter wollte ihn los fein. Ich muß zur Schule Mama . Ich gehe chne Frühstück." Aber da
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Wer weiß, so sagte ich zu mir selber, wo er uns hinfahren wird. Allerdings unterließ ich es, fonkrete Bebenten zu äußern.
Borf.: Sie können sich also den Umschwung Ihrer Haltung be. treffend die Haftbefehle nicht erklären? Haben Sie Kraus nicht gesagt, daß die Polizei anderer Ansicht ist als Sie? Kried: Das weiß ich nicht mehr.
Bors.: Haben Sie Gademann gar nicht gefragt, wer er sei? Kried: Ich habe mich lange besonnen und habe mich mühevoll gequält, um mich genau zu erinnern. Aber leider erinnere ich mic nicht, daß ich nach den Beziehungen Gademanns gefragt habe. Ich weiß nur mehr, daß er mit einer Landkarte zu mir fam.
Borf.: Sie haben ihm also blindlings vertraut? Der Borsigende will dann weitere Auskünfte vom Zeugen haben über den Besuch, den Gademann ein halbes Jahr später Rried machte, um von ihm eine Sprecherlaubnis mit dem verhafteten Beurer zu erhalten. Gademann erhielt diefe unkontrollierte Sprecherlaubnis, ohne
daß er als Verteidiger oder sonstwie ein Recht dazu hatte. Rried nahm von vornherein an, daß Gademann der Verteidiger von Beurer war. Gademann war aber damals noch gar nicht Rechtsanwalt.
Besuch des Gademann nicht nach einer Legitimation geAu fdie Frage des Vorsitzenden, ob der Zeuge auch bei diesem fragt habe, antwortete der Zeuge, er habe ihn ohne weiteres für den Rechtsanwalt des Beurer gehalten. Anschließend an die unkontrollierte Unterredung Gademanns mit Beurer ging Gademann in die Privatwohnung des Staatsanwalts Kried und wurde von ihm zum Tee eingeladen, wobei man sich über die Haftentlaffung Beurers besprach.
Staatsanwalt Kried sagte dabei, eine Haftentlassung könne erst in Frage kommen, wenn ein ärztliches Zeugnis über den Geisteszustand des Dr. Berger herbeigebracht sei. Diefer ebenfalls in Haft befindliche Dr. Berger ist jener Arzt in Zusmarshausen , durch deffen Aussagen Beurer schwer belastet war.
Abg. Levi: Als Sie am 14. nachmittags von München abgereift find, find da bereits Feststellungen nach der Richtung hin gemacht gewesen, ob die Haftbefehle ohne weiteres vollstreckt werden fönnen oder ob die Betroffenen sich verborgen halten?
Kried: Es waren wohl nicht alle Beschuldigten ermittelt. Genau tann ich das nicht mehr sagen. Ich weiß nicht mehr, wer sich verborgen gehalten hat.
Abg. Levi: Haben Sie nicht Bedenten bekommen, daß sich die Leute bereits auf der Fahrt von Ulm in der Nacht auf den 4. und 5. verabredeten, den Berchthold als Fahrtteilnehmer unter allen Umständen zu verschweigen? Berchthold sollte ja nach Angaben Neunzerts verschwiegen werden wegen seiner früheren Berwicklung in der Mordaffäre Dobner.
Kried: Ich weiß nicht mehr, was ich damals gedacht habe. Levi: Dann trafen Sie im Jahre 1922 die Verfügung, daß die bisher Beschuldigten nunmehr als Zeugen eidlich vernommen werden sollen. Das ist der Beweis, daß das Verfahren gegen diese Beschuldigten eingestellt gewesen ist.
Kried: Wahrscheinlich war die Ueberlegung maßgebend: Lassen wir einmal diese Leute vernehmen. Vielleicht ergeben sich irgendwelche neue Anhaltspunkte.
Levi: Dann hatten Sie später im Untersuchungsgefängnis mit Dr. Berger eine Unterredung, bei der Ihnen der Häftling höchst wichtige Mitteilungen über den Hartungmord machte. Warum wurde diese Aussage von Ihnen nicht ordnungsgemäß protokolliert?
Kried: Warum das nicht geschehen ist, weiß ich nicht mehr. Levi: Hatten Sie bei der Aufhebung der Haftbefehle teine Bedenken wegen Verdunkelungsgefahr? Kried: Das weiß ich nicht mehr.
jeder andere Mensch, dessen Ehrgeiz es ist, Außergewöhnliches auf der Welt zu leisten." Na, schön. Nach einem Bettlerlied nebst improvifierter Ansprache folgte als galgenhumoristisches Finale ein Ganovenlied.
Das wahre Gesicht der weltlichen Schule.
Die Werbearbeit für die im Berwaltungsbezirk Schöneberg zu schaffende weltliche Schule verspricht guten Erfolg. Unter starter Beteiligung fand die von der Freien Schulgemeinde einberufene öffentliche Versammlung statt, in der der Stadtverordnete Rektor Kreuziger über Das wahre Gesicht der weltlichen Schule" sprach. Die Aula der Schöneberger 6. Gemeindeschule( am Wartburgplay) war dicht besetzt von Müttern und Bätern, die sich dem Verlangen nach einer weltlichen Schule für Schöneberg anschlossen.
Genoffe Kreuziger, der selber im Berwaltungsbezirk Wedding eine weltliche Schule, die Berliner 308. Gemeindeschule ( am Leopoldplay), seit mehreren Jahren leitet, rechnete mit den Feinden der weltlichen Schule ab. Die in Elternbund"-Kreisen verbreiteten Märchen, durch die eine Berleumdungszen= trale vor der weltlichen Schule graulich zu führungen widerlegt. Die weltliche Schule ohne befenntnismäßige machen" sucht, wurden von dem Redner in überzeugenden AusBindung und ohne Religionsunterricht fordern wir nicht aus Haß gegen die Religion, sondern aus unserer Gegnerschaft gegen eine Kirche, die über die Schule herrschen will. Ohne Religionsunterricht erzieht die weltliche Schule unter Verzicht auf Prügel und 3wang die Kinder zur Sittlichkeit freier und verant wortungsbewußter Menschen. In der weltlichen Schule besteht Ordnung ohne Zwang, weil die Kinder dazu gelangen, Ord nung zu wollen. Das Kind braucht den Lehrer nicht als Autoridas kann der Achtung vor ihm, wenn er ein echter Bädagoge und tät hinzunehmen, sondern darf ihn als Kameraden behandeln. Aber wertvoller Mensch ist, feinen Abbruch tun. Für den Schwindel, daß in der weltlichen Schule die Kinder nichts lernen", find die Lügner, noch immer den Beweis schuldig geblieben. Nicht auf Aneignung von totem Wissensstoff, sondern auf Freimachung der lebendigen Kräfte des Kindes fommt es an. Mutter und fein Vater braucht zu fürchten, daß ein durch die weltliche Schule gegangenes Kind schlechter als andere Kinder für das Leben gerüstet ist oder beim Uebertritt zu einer mittleren oder Gegenteil zutrifft. Die weltliche Schule ist getragen von dem Berhöheren Schule zurückbleiben wird. Die Erfahrung lehrt, daß das
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Reine
trauen der Eltern und von ihrer Mitarbeit, die so weit geht, daß auch an den Konferenzen des Lehrerfollegiums ein Elternausschuß teilnimmt, und zwar mit beschließender Stimme. Genosse Kreuziger schloß mit dem Wunsch, daß auch Schöneberg bald eine derartige Schule erhalten möge, und daß die weltliche Schule einmal die Einheitsschule des deutschen Volkes werde. Den Eindruck dieser Ausführungen, die mit starkem Beifall aufgenommen wurden, wollte in der Aussprache ein als Bertreter der schwächen. Aber der Versuch mißlang, und andere Redner und im evangelischen Schule" sich anpreisender Lehrer Sievert( Steglig) abSchlußwort Genosse Kreuziger gaben ihm die richtige Antwort. Die Hoffnung der Freien Schulgemeinde, daß die weltliche Schule für Schöneberg schon zu Ostern 1927 wird eröffnet wer den können, scheint uns berechtigt. Schon jetzt ist die Zahl der Meldungen von Eltern, die ihre Kinder dieser Schule zuführen wollen, erfreulich groß. Aber je mehr Eltern sich melden, desto fester wird das Zustandekommen der weltlichen Schule gesichert. Meldungen nehmen an: Christlieb Rieth, Wartburgstr. 37; Frau Dr. Röder, Hauptstr. 97; Frau Dora Eschbach, Torgauer Straße 10.
Das letzte Stück des Juwelenräubers.
Zu dem Juwelenraub in der Tauenzienstraße wird mitgeteilt, daß jezt auch die beiden letzten Stücke der Beute, die bisher noch fehlten, wieder da sind. Spruch war einmal mit einem jungen Mädchen, das in der Nähe des Bayerischen Plages beschäftigt ist, verlobt. Dieses löfte im April d. J. das Berlöbnis, brach jeden Berkehr mit ihm ab und fah ihn seitdem nicht wieder. Da traf jetzt bei den Eltern des Mädchens in Schreibendorf bei Brieg zunächst eine Karte von Spruch ein. Er wähnte seine frühere Braut dort bei ihren Eltern und schrieb ihr, daß sie das, was er ihr senden werde, als Andenken behalten solle. Am nächsten Tage traf dann ein Pädchen ein, auf dem der Absender nicht verzeichnet war. Die Eltern öffneten es und fanden darin eine kleine Rette und gelesen und auch sein Bild gesehen hatten, so waren sie feinen Augenblick im Zweifel, daß die Sachen aus der Tauenzienstraße stammten. Sie schrieben ihrer Tochter, und diese setzte sofort die Kriminalpolizei in Kenntnis. Kriminalfommiffar Trettin veranlaßte geraubten Sachen nichts zu tun haben wollten, abzuholen. die Ortspolizei, Kette und Nadel von den Eltern, die mit den Durch Gas vergiftet.
Inzwischen verkündete der Vorsitzende, daß nunmehr der Zeuge eine Nadel. Weil sie von dem Raube Spruchs in der Zeitung Oberleutnant Kriebel sich gemeldet habe.
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stehen schon zwei Kriminalbeamte draußen. Das Kind muß mit zur Wache. Was, du Bengel, willst frech und pazig zu deinen Eltern sein? Na, warte." Aber in Fürsorge erlebt er die erste Güte in feinem lieblosen Dasein. Eine Schwester, Anna genannt, ist es, die dem gestoßenen Jungen Mütterlichkeit entgegenbringt. Er fizt an einem„, weißgedeckten Tisch". Er ist außer sich vor Freude. Dann kommt eine Naturschilderung. 3art und empfindsam. Der das spricht, ist derselbe Mensch, der die Stiefmutter erschlug. Mit der unendlichen Liebe zur richtigen Mutter im Herzen. Der Bruder hat ein energischeres Gesicht, es scheint pfiffiger und nicht so unschuldig. Doch überraschen gewisse physiognomische Aehnlichkeiten zwischen den Brüdern. Auch im Sprachklang. Er erzählt von der Flucht, als die beiden mit Herzklopfen nach der Tat den Zeitungsartikel von ben jugendlichen Frauenmördern" lasen. Von der Wanderung am Ein Sittlichkeits. herrlichen Rhein " entlang. Bis man sie faßte. verbrecher. Das Porträt fehlt. Die Schrift unftet verschwommen. Eine helle Stimme, sehr feminin ist sie, die erklärt:" Gerechtigkeit gibt es nicht auf der Erde. Das ist meine Ueberzegung." Er hat, wie er erklärt, die einzigen schönen Tage in seiner Jugend verbracht, ,, trotz der 14 Geschwister"(!). Ein Urkundenfälscher. Sehr intelligent, spricht perfekt drei Sprachen. Wurde im Kriege erfolg reich zu den größten Spionagediensten herangezogen, der Weitkrieg ging zu Ende, ihm war das Fälschen zur zweiten Natur geworden. Eine sehr feine Satire auf die fittliche Wirkung des Stahlbades". Hohe Stirn, schöne Augen. Wie er heißt, sagt Doegen nicht Dienstgeheimnis? Die Stimme flingt abgehackt und kurz, zuerst sehr stark und wuchtig, dann wird sie immer schwächer." Ich verstehe das nicht," sagt der Fälscher in seiner Autobiographie, daß man mir Taten, die ich für irgendwelche deutschen Ideale während des Krieges beging, so hoch lohnte, Delikte jedoch, die in derselben Linie lagen, nach dem Kriege schwer bestrafte. Ich hatte doch bloß mein früheres Handwerk betrieben." Das sind die Schatten des Krieges. Jm Sfiarz- Scheidemann- Brozeß lancierte ich 21 gefälschte Schrift. stücke in die Presse. Erhielt neun Monate Gefängnis. Dann trieb ich's weiter. Im übrigen", entschuldigt er sich, bin ich Kokainist."
Faffadenkletterer Wald erzählt.. Ganz anders tritt der Fassaden kletterer und Gentleman einbrecher Wald auf. Das Gesicht martialisch- vertniffen, films nachgeäfft. Das, was man einen fefchen Jungen nennt. Er hat sich cine Denterfiirn frisiert, hält sich für einen großen und tüchtigen Arbeiter" und spricht leutselig über das Thema:„ Warum ich Fassadenkletterer wurde". Man habe ihm einmal den„ Borschlag gemacht". Und dann hätte er es in 20 Fällen erfolgreich getan. Routine ist alles. Gefahr habe ihn mur gereizt. Im übrigen will er nur sehr reiche Leute beflaut" haben.„ Nicht aus Habgier", denn für sich verbrauchte er angeblich sehr wenig. Ich bin", jagi der Gute am Schluß, auf meine Erfolge nicht weniger stolz wie
Einer verhängnisvollen Unvorsichtigkeit fiel in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag das Ehepaar Sandau , das in der Bergstraße 16 zu Reukölln wohnt, zum Opfer. In dem genannten Hause hat der 56jährige Schlossermeister Hermann Sandau mit seiner 54jährigen Ehefrau Klara und einer erwachsenen Tochter eine aus mehreren Zimmern bestehende Wohnung inne. Gestern abend ging die Familie wie gewöhnlich gegen 10 Uhr zu Bett. Frau S. stellte zuvor noch den Gasfocher ab, vergaß aber, den haupt hahn zu schließen. Diese Vergeßlichkeit soute dem Ehepaar zum Berhängnis werden. Unglücklicherweise blieb die Küchentür und die Tür, die vom Korridor zum Schlafzimmer der Eheleute führte, geöffnet, während sich die Tochter in einem nebenliegenden Zimmer bei geschlossener Tür zur Ruhe legte. Als fie morgens gegen 8 ihr nichtsahnend erwachte, nahm sie einen starken Gasgeruch wahr. Als fich auf ihre Rufe niemand meldete, eilte fie bewußtlos auffand. Ein Arzt wurde sofort hinzugezogen, der ber in das Schlafzimmer der Eltern, die sie in ihren Betten liegend beiben nur noch den inzwischen eingetretenen Tod feststellen konnte. Werbekundgebung der Arbeiterjugend in Neukölln.
In den gestrigen Abendstunden veranstalteten die Neuköllner Gruppen der Arbeiterjugend eine gut gelungene Werbefundgebung. Auf der Schillerpromenade versammelten sich die Gruppen mit marschierte der Zug, der ein buntbewegtes Aussehen durch die far. Fahnen und Wimpeln. Mit dem Gefang der alten Kampflieder bigen Kleider und Kittel der Mädchen und Jungen erhielt, durch die Straßen Neuköllns. Der Zug wurde überall freudig begrüßt. Nach einstündigem Umzug versammelte sich die Jugend auf dem Richard play. Hier sprach Genosse Stelling ernste Worte. Er sprach von der Arbeit in den Gruppen, von den Ideen der sozialistisch eingestellten Jugendlichen und von ihrer Sehnsucht nach Sonne und Freiheit. Freudige Zurufe zeigten, wie die Versammelten von den Worten ergriffen waren. Die gut verlaufene Kundgebung sollte Ansporn sein für die anderen Gruppen, in gleider Weise zu werben.
Schweres Grubenunglüd. Im unterirdischen Betriebe der Zedje ,, Karl Funte" der Essener Steinfohlen Bergwerfe A.-G. in Heifingen ereignete sich gestern im Laufe der Morgenschicht ein schweres Sprengstoffung lüd. Durch einen zu früh losgehenden Schuß wurden vier Bergleute von den umberfliegenden Gesteinsmaffen getroffen. Einer von ihnen war sofort to t.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
17. Kreis Sichtenberg. Morgen, Freitag, den 8. Oftober, abends 7 Uhr, außer ordentliche Gigung des Bildungsausschusses in der Bibliothet, Weichselstr. 28. Alle Abteilungen müssen wegen der wichtigen Tagesordnung unbedingt vertreten fetn. Jungsozialisten. Gruppe Often. Heute. Donnerstag, den 7. Oktober, abends 7%, Uhr, im Jugendheim, Ebertystraße. Vortrag: Konftruttiver Sozialismus. Alle Mitglieder müffen erscheinen. Gäste winfommen.