Dienst am Kunden.
" Fachkundiges Personal wird Sie beraten, ohne Rücksicht auf meine eigenen Interessen, nur in dem Bestreben, Ihnen zu dienen, Ihre Wünsche entgegenzunehmen und Sie zufriedenstellen, denn nur zufriedene Kunden machen auch nicht zufrieden." Diese Worte die fürzlich in einem Eröffnungsinferat einer Warenhausfirma zu lesen waren, enthalten eigentlich die Grundsätze, die für den Einzelhandel beim Verkauf richtunggebend sein müßten und die auch in den Fachblättern, welche die Interessen des Einzelhandels vertreten, immer als Mahnung, besser noch als Warnung an den Einzelhandel zu finden sind. Dienst am Kunden" ist zu einem Schlagwort des modernen Einzelhandels geworden. In der Praxis findet der Käufer mitunter leider sehr wenig davon.
Man gehe einmal in ein Schuhwarengeschäft zu einer Zeit, in der ein ſtarter Kundenandrang zu verzeichnen ist. Eine Verkäuferin muß fünf bis sechs Kunden zu gleicher Zeit bedienen. Sie ist dem einen beim Anprobieren des Stiefels behilflich, rennt gleich hinterher nach einem Karton für einen neuen Kunden, führt dann einen abgefertigten zur Bezahlung an die Kasse und fragt im Gehen einen Neuerscheinenden nach seinen Wünschen. Eine derartige Bedienung ist eine direkte Mißachtung der Kundschaft. Es muß für jeden Kunden eine Verkaufskraft vorhanden sein und es find genug arbeitslose Verkäufer und Verkäuferinnen da, die auch mit einer Halbtagestellung oder als Aushilfe zufrieden wären. Aber diese Massenabfertigung, die speziell in Schuhgeschäften eingerissen ist, muß endlich einmal ein Ende haben. Die Käufer dürfen sich etwas Derartiges nicht gefallen lassen. Der Verkäufer soll ein fachkundiger Berater des Publikums sein. Bei der erwähnten Bedienungsarbeit ist das vollkommen unmöglich. Wie steht es denn mit der Sachkunde nicht weniger Verfäufer und Verkäuferinnen? Es sind im allgemeinen junge Kräfte beim Verkauf tätig und ihre Warenkunde beschränkt sich oft genug infolge einer unerhört mangelhaften Lehrlingsausbildung in vielen Fällen darauf, daß sie den Stoff, den Namen und den Preis der Bare kennen. Von der Zusammensetzung, von der Entstehung der Ware haben sie sehr wenig Ahnung, und noch weniger sind diese in der Lage, dem Käufer Ratschläge für die Behandlung und Verwendung der Ware zu geben. Von siebzehn bis achtzehnjährigen Mädchen, die den Hauptstamm der Verkäuferinnen stellen, fann man beim besten Willen keine Warenkunde verlangen, ein Wissen, das nicht in einer kurzen Lehrzeit, doch in einer langen Bragis erworben wird. Der Einzelhandel aber hat aus Gründen der Untostenersparnis das Bestreben, möglichst junge Kräfte in seinen Dienst zu stellen, weil diese weniger Gehalt fosten. Er schneidet sich damit in sein eigenes Fleisch, denn die höheren Gehälter, die er für ältere Angestellte ausgibt, werden reichlich aufgewogen durch eine beffere und fachkundigere Bediemung des Publikums, das es vorzieht, in den Geschäften zu kaufen, in denen es fachkundige Berkäufer als Berater findet.
Die Untat von Oranienburg . Der Mörder tatsächlich erst 15 Jahre alt. Der dreifache Raubmörder Karlernst Müller wurde gestern in Oranienburg von Amtsgerichtsrat Vogel noch einmal eingehend ver= nommen. Seine Aussagen wurden dann protokollarisch festgelegt. Er blieb auch jetzt bei seiner Darstellung, daß die Drohung der Käthe Dobrindt mit einer Anzeige wegen Entweichens aus der Für forgeanstalt ihn zu der Tat veranlaßte. Diese Darstellung steht je dech, wie wir fchon mitteilten, mit dem Befund in Widerspruch.
Müller hat ohne Zweifel einen Raub mord von vornherein geplant. Die Frage, wozu er Dolch und Revolver getauft habe, fann er nicht glaubwürdig beantworten. Das grauenhafte Berbrechen, das mit seinem Befund am Tatort selbst alte Kriminalbeamte erschütterte, ließ berechtigte 3weifel aufkommen, ob der Bursche nicht doch älter sei, als er angab. Amtsgerichtsrat Vogel traf sofort auch nach dieser Richtung die erforderlichen Maß nahmen durch Zeugenvernehmungen und durch Nachfrage in Star gard. Sie ergaben, daß der Verbrecher tatsächlich am 23. November 1911 geboren, also noch nicht ganz 15 Jahre alt ist. Müller ist ein verstockter und verlogener Bursche, der auf Veranlassung der Vormundschaft wegen seiner Streiche in Stargard in Fürsorgeerziehung gebracht wurde. Ihm fehlte in den letzten Jahren die väterliche Zucht. Die Mutter war ihm gegenüber zu schwach. In allen Briefen ermahnte sie ihn immer wieder, doch etwas Ordentliches zu lernen, aber ohne Erfolg. Auch die Bemühungen des zuständigen Geistlichen blieben erfolglos. Der Verbrecher wurde vom Untersuchungsrichter Amtsgerichtsrat Bogel dem Jugendrichter in Oranienburg , Amtsgerichtsrat Krenzin, übergeben, der jetzt die weiteren Ermittelungen leitet. Die Ber mutung, daß ihm auch ein Raubüberfall auf ein junges Mädchen bei Wandlig zur Last falle, fann wohl nicht zutreffen, denn nach den bisherigen Feststellungen ist Müller in der Wandlizer Gegend nicht gewesen, sondern bis Hohenneuendorf mit der Eisenbahn gefahren und von dort zu Fuß gleich nach Oranienburg weitergewan Die Leichen der Ermordeten werden morgen von dem zu= ständigen Kreisarzt und dem Gerichtsarzt Geheimrat Dr. Störmer obduziert werden.
dert.
Ein geprügelter Kommunist.
Rächer der Ehre ihrer Mutter.
Eine förperliche 3üchtigung erhielt der kommunistische Landtagsabgeordnete Richard Schulz aus Dittersbach in Schlesien . Der 27jährige Abgeordnete hatte in nicht wiederzugebender, gemeinster Weise die Frau unseres Genossen Landtagsabgeordneten Dit e- rath in der Sigung des Landtags beleidigt. Nach Schluß der Sigung übernahmen esawei Söhne Osteroths, bie Ehre ihrer Mutter zu verteidigen. Sie griffen sich den kommunistischen Ehrabschneider auf der Straße und brachten ihm mit Hunde. peitschen die ihm mangelnde Hochachtung vor Frauen und Mutterehre bei.
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Ueber die schamlosen Vorgänge, die zu dem oben geschilderten Zwischenfall führten, haben wir in unserer heutigen Morgenausgabe allerdings nur andeutungsweise berichtet. Kommunistische Abs geordnete haben sich darin gefallen, weibliche Mitglieder der sozialDemokratischen Frattion und die Frauen sozialdemokratischer Abgeordneten mit bodenlos gemeinen Ausdrücken in ihrer Geschlechtsehre anzugreifen. Einer dieser unbeschreiblich niederträchtigen Angriffe richtete sich gegen die Frau des Geneffen Ofte roth und war von dem Richard Schulz ausgegangen. Da dieser Bursche unter dem Schutz der Immunität steht, übernahmen es die beiden jungen Osteroths selbst, die Ehre ihrer Mutter zu verteidigen.
Republikanischer Tag in Spandau.
Der Spandauer Kreisverein des Reichsbanners veranstaltete am Sonntag einen republikanischen Tag, verbunden mit einem Sportfeft. Am Sonnabend abend wurde die Feier mit einem Fackelzug durch die Straßen Spandaus eingeleitet. Ueberall wurden die Kameraden stürmisch begrüßt. Am Sonntag dann, als der Zug am Exerzierplatz fich formierte und nach dem Sportplaß Hakenfelde marschierte, das gleiche erfreuliche Bild. Eine große
Stadt, Stadtrat Dr. Münd, hielt Landtagspräsident Bartels die Festansprache, die eine wirkungsvolle und wuchtige Abrechnung mit den Rechtsradikalen bedeutete. Im Anschluß daran wurden Wettkämpfe ausgetragen, nach deren Beendigung Kamerad Nowac in einer Ansprache betonte, daß Sport eigentlich
Aufgabe der Sportorganisationen, der Arbeitersportvereine usw., fei. Ronkurrenz machen. Das Reichsbanner will mit seiner Betätigung diesen Vereinen keine
50 Jahre Tischlerschule.
Die Berliner Tischlerschule, städtische höhere Fach schule, Berlin D, hat ihr Heim in der Straßmannstr. 6 durch Hinzunahme einiger Klaffenräume vergrößert. Im Jahre 1879 als Innungsfachschule mit städtischer Beihilfe gegründet, blickt die Anstalt auf ein fast fünfzigjähriges Bestehen zurück. Das zurzeit träftig einfegende Bestreben nach Vervollkommnung im Handwert hat der Unterrichtsanstalt im vergangenen Herbst einen besonders starten Schülerzuwachs gebracht.
Der Lehrplan der Schule ist in einer Weise aufgestellt, daß jegliche Ausbildung im Beruf erreicht werden kann. Durch Einfügung einer neuen Spezialklasse für Konstruktionszeichnen ist nun eine lückenlose Ausbildung des jungen Nachwuchses in handwerklicher, fachlicher, technischer, fonstruktiver, faufmännischer und fünstlerischer Weise gewährleistet. Ausgebildet werden Tischler, Drechsler, Holz bildhauer und Intarsienschneider, praktisch sowohl als auch fünftlerisch. Im Abendunterricht werden im Beruf stehende Tischlergehilfen gesondert in Werkmeisterkursen unterrichtet, fie fönnen zum 4. Oktober. Durch den Ausbau der Schule ist es den Schülern mögSchluß eine Prüfung ablegen. Ein solcher Kursus beginnt am zu fördern. Dem intelligenten Tischler läßt sie sein Handwerk besser lich, ihre Weiterbildung in allen praktischen und theoretischen Fächern erkennen und verstehen, gibt den nach einem Werkmeisterposten Strebenden die erforderlichen Vorbereitungen, bildet talentvolle Schüler zu Zeichnern und Innenarchitekten aus, bringt den zufünfti gen Gewerbelehrern die Theorie und Praris der Tischlerkunst bei und hilft den nach Selbständigkeit Strebenden zur Erlangung der nötigen Borkenntnisse für die Meiſterprüfung, dabei die Ausbildung und Stilkunde fördernd. Auch die Meisterstücke können in den Werf im Fachrechnen, in der Kalkulation, Materialienkunde, Buchführung stätten der Tischlerschule hergestellt werden. Da der Maschinenpark fast vollständig erneuert und die modernsten Holzbearbeitungsmaschinen aufgestellt und in Betrieb genommen sind, so ist auch der Kursus zur Ausbildung von Maschinenarbeitern stets gut besucht. Da die Berliner Tischlerschule nicht nur innerhalb der Grenzen der Republik bekannt ist, erübrigt sich ein Eingehen auf die einzelnen Unterrichtsfächer. Weniger bemittelten Schülern wird durch Freistellen und durch Materiallieferungen geholfen, auch stehen einige geldliche Beihilfen aus Stiftungen zur Verfügung. Die Anstalt unterhält Zweigstellen für Abendunterricht in der Grüntaler Straße 5 und in der Wartenburgstr. 5.
Die Krankenstadt Buch.
Auf Einladung des Hauptgesundheitsamtes der Stadt Berlin wurden mehrere der städtischen Heil- und Pflegeanstalten, die zur Krankenstadt Buch gehören, von Vertretern der Preffe besichtigt. Unter den Teilnehmern war Stadtbaurat a. D. Geheimrat Ludwig Hoffmann, der die reizvollen Bauten geschaffen hat. Die Wanderung führte durch die Irrenanstalt und das Kraftmert zum Altleuteheim und von da zu der jenseits der Bahn liegenden Kinderheilanstalt.
Die Irrenanstalt, die jetzt amtlich als Heil- und Pflegeanstalt bezeichnet wird, hat 2250 Krantenbetten. Belegt sind zurzeit 2050 Betten, doch muß mit einer Zunahme der Belegung gerechnet werden, so daß eine Mehrung der Betten bis 2400 beabsichtigt wird. Ein ergreifendes Bild schweren Menschenleids bot sich dem Besucher. Etwa die Hälfte der Pfleglinge sind Krante mit so weit vorgeschrittenem Geistesverfall, daß nichts mehr zu hoffen ist. Daß bei einem Viertel der männlichen Pfleglinge der Alkoholismus als Ursache ihrer Erkrankung angesehen wird, muß zu denken geben. Freundlichere Eindrüde empfing man beim Besuch des Altleute heims. Diese Anstalt kann in ihren zwölf Einzelhäusern über 1500 fieche Männer und Frauen aufnehmen und ist jetzt mit 1400 Siechen belegt. Die Pfleglinge bedürfen nicht der UnterbrinSchwäche einer gefchulten Pflege und ständiger ärztlicher Aufsicht. gung in einem Krankenhaus, brauchen aber infolge förperlicher Nicht wenige der Pfleglinge sind dauernd bettlägerig, manche aber haben trotz hohen Alters noch eine erfreuliche Beweglichkeit behalten. Das Altleuteheim hat auch Pfleglinge, die noch recht jung sind, aber den Siechen zugerechnet werden müssen. Sogar eine Sonderabteilung für Kinder mußte eingerichtet werden.
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Ein Besuch der Lungenheilstätte unterblieb wegen Zeitmangels. Besichtigt wurde noch die Kinderheilanstalt, die 975 Betten und etwa 900 Pfleglinge hat. In dieser Anstalt wird chronisch franken Kindern hauptsächlich Kindern mit Rachitis, Knochenvon der Stadt eine tuberkulose, Lungentuberkulose, Erbsyphilis Hilfe gewährt, die reichen Segen bringt. Die Kinder bleiben durch schnittlich 4-5 Monate und in manchen Fällen sogar Jahre in der Anstalt, bis sie als geheilt oder gebessert entlassen werden können. Große Liegehallen ermöglichen es, die Kinder den ganzen Sommer hindurch bei Tag und Nacht im Freien zu lassen, und auch im Winter genießen viele Kinder diese Liegefur. Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen sorgen für möglichste Förderung der geistigen Entwicklung.
Alle Anstalten in Buch haben zusammen etwa 5000 Kranten betten, und im Voranschlag wird mit einer Durchschnittsbelegung Don 4400 gerechnet. Das eigene Kraftwerk Buch versorgt die Anstalten mit Kraft, Licht, Wärme, Wasser, Wäsche, Brot. 1300 Berfonen stehen als Pfleger, Aerzte usw. im Dienste der Arbeit, die dort die Stadt für die öffentliche Gefundheitspflege leistet. Aus den Mitteln der Gemeinde versucht man nach Möglich keit die Schäden wieder gutzumachen, die der Widersinn unserer fozialen Zustände anrichtet.
Die letzte Rettung.
Mit der dringenden Bitte, ihn einzusperren, wandte sich am Mittwoch abend ein junger Bursche an den Schupoposten vor dem Hauptportaldes Polizeipräsidiums an der Alexanderstraße. Der Posten fragte ihn, was er denn begangen habe? Er erwiderte, daß er nichts verübt habe, aber trotzdem eingesperrt werden wolle. Als ihn der Posten abwies, wandte er sich, ohne ein Wort weiter zu sagen, ab, ging quer über den Damm nach einer Buchhandlung hinüber, schlug dort eine Schaufensterscheibe ein und kehrte dann zu dem Posten zu rüd. Jezt ließ dieser ihn durch einen Mann von der Wache in Gewahrsam bringen. Der Bursche wurde festgestellt als ein 23 Jahre alter Tischler Moritz I., der seit längerer Zeit arbeitsund wohnungslos ift.
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Im Osten Berlins, hinter Köpenid, am westlichen Ufer der großen Strampe, entspringt dem Boden eine Mineralwasserquelle, bie bereits vor etwa 6 Jahren entdeckt, jedoch erst jetzt von der Deutschen Mineralquellen Att. Ges."( Jägerstr. 6) richtig gefördert und ausgebeutet wird. Ben Geologen und Medizinern wird die heilende Wirkung des Waffers bei Stoffwechselfrankim erwärmten Zustande heiten sowie gegen Erkältungserscheinungen bestätigt. Außerdem besitzt es aber auch als Erfrischungsgetränk entschieden Qualitäten. Das Wasser, das sich inals andere Mineralwässer( der Preis einer Flasche beträgt für Wiederverkäufer 15 Pf., für Private 25 Pf.), ist bereits in verschiedenen Kliniken, Sanatorien und in etwa 2500 Berliner Restaurants eingeführt. Die Ergiebigkeit der Quelle wird auf 1 200 000 Flaschen
pro Tag, die tägliche Produktionsmöglichkeit mit den vorhandenen Maschinen auf etwa 50 000 Flaschen geschäßt. Zurzeit gehen täglich 6000 Flaschen, in großen Kähnen verpackt, an die Verbraucher ab. Man hofft, die Quelle mit der Zeit derart ausbauen zu können, daß späterhin an Stelle der heutigen kleinen Betriebsanlage Heilstätten erftehen, um den Heilbedürftigen gleich an Ort und Stelle für billiges Geld einen schönen Aufenthalt in Verbindung mit der Trintfur bieten zu können. Nach ihrem Entdecker nennt sich die Quelle Hartwig- Quelle".
In unserem Bericht über den Prozeß des Schwindlers BIum= berg, den wir vor einiger Zeit veröffentlichten, wurde auch der merkwürdigen Salben eines gewissen Herrn Echoff Erwähnung getan. Eckhoff und sein Heilbund e. V. wollen nun nicht wahrhaben, daß an ihnen irgendetwas nicht reell ist. Auf einem Briefbogen feines Heilbunds geht uns eine Berichtigung des Herrn zu, in der es u. a. heißt:„ Der zu sechs Monaten Gefängnis verurteilte Blum berg behauptete wider besseres Wissen, ich hätte Salben und Basten erfunden, ihm gefälschte ärztliche Gutachten vorgelegt, fowie ihm Rezepte verheimlicht. Wegen dieser angeblichen Delikte hat Blum berg mich bei der Staatsanwaltschaft, der Kriminalpolizei, dem ärztlichen Ehrengericht usw. denunziert, weil ich seine Schwindeleien nicht mitmachte. Die Untersuchung hat ergeben, daß alle Anschuldigungen des Blumberg haltlos sind, weshalb das Berfahren gegen mich eingestellt wurde. Wahr ist, daß mir ein Berfahren zur eleftrischen Reinigung von Tonerden patentiert ist. Blumberg spiegelte mir vor, er wolle die erforderliche Anlage bauen und habe zu diesem 3wede vier Fabriken gekauft. Blumberg selbst hatte den Offenin der Marksteinstraße. Er wußte jedoch einigen Personen 25 000 m. barungseid geleistet und wohnte in einem Gerichtsvollzieherzimmer versprach. Blumberg hat die Gelder für sich verwendet, so daß die abzunehmen, wofür er diesen Direktorposten mit hohem Gehalt Geor- 2.- G. zusammenbrechen mußte. Ich fonnte nur durch eine einstweilige Verfügung meine Schutzrechte retten, die nunmehr von einer anderen Gesellschaft verwertet werden." Dieser Rechtfertigungsversuch, den wir im Augenblick nicht auf seine Stichhaltigteit nachprüfen fönnen, ging uns mit einem Briefbogen zu, auf dem als„ ärztlicher Oberleiter des Heilbunds ein Geh. Medizinalrat Dr. Schröder bezeichnet wird, der sich auch heute noch als„ töniglicher Kreisarzt a. D." bezeichnet.
Grete Reinwalds Verbindlichkeiten. Von dem Rechtsbeistand der Frau Grete Reinwald, Rechtsanwalt Dr. Hans Schlesinger, wird uns geschrieben, daß seiner Klientin von einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen sie nichts bekannt ist. Eine solche wäre auch juristisch nicht zu rechtfertigen, da die Verbindlichkeiten der Frau Reinwald angesichts ihrer erheblichen Einnahmen feineswegs das übliche Maß übersteigen. Die feineswegs phantastischen Verbindlichfeiten bei einigen bekannten Modehäusern werden allmählich aus den Einfünften der Künstlerin bezahlt. Entsprechende Vorschläge sind den betreffenden Firmen zugegangen, so daß alle Gläubiger der Frau Reinwald völlig befriedigt werden dürften.
Ueber die„ Reaktion in Deutschland" spricht in einer als Protest gegen den wiederholten Hakenkreuzlerunfug gedachten Demonstration des Reichsbanners in Potsdam Genosse Philipp Scheide= mann am Sonntag, den 17. Oftober, mittags 12 Uhr auf dem Alten Markt in Potsdam. Der österreichische Bundeskanzler a. D. Dr. Karl Renner- Wien temmt zu dieser Veranstaltung und spricht über„ Die Reaktion in Desterreich" und über die Anschlußfrage.
Die Treptower Sternwarte hat in entgegenkommender Weise im Interesse der Erwerbslofen die Zahl der Freifarten zu den Filmvorführungen wesentlich erhöht. Die Ausgabe der Karten erfolgt neuerdings im Volfsbildungsamt, Rathaus Treptow, Zimmer 50.
Parteigenössische und sozialistische Aerzte, welche in 2rbeiter[ portorganisationen sportärztlich tätig sein wollen, werden um ihre Anschriften an Dr. Messing, Charlottenburg, Dronjenstraße 18, gebeten.
In die rechten Hände gekommen. Wie wir erfahren, ist der Hauptgewinn der ersten Serie der Großen Polizei- Ausstellungs- Lotterie in Höhe von 5000 m. in die Hände eines ar= beitslosen Tischlers gefallen. Der Hauptgewinn der weiten Serie in derselben Höhe hat eine 65jährige arme Frau beglückt. An demselben Tage hat ein Schupowachtmeister einen Gewinn von 500 m. gemacht.
Das Volfsbildungsamt Prenzlauer Berg veranstaltet beute Donnerstag,
den 14. Oftober, abends 8 Uhr, im Saalbau Friedrichshain, Am Friedrichshain 16-23, sein 1. Sinfoniekonzert mit nachstehendem Programm: Römischer Karneval von Heftor Berlioz, Lieder mit Drchefterbegleitung von Gustav Mahler, Bierte Sinfonie( mit Sopransolo) von Gustav Mahler. Mitwirkende: Emmh von Stetten und das Berliner Sinfonie Drchester unter Leitung des Kapellmeisters Jascha Horenstein. Karten 75 Pfennig ein schließlich Garderobe und Liederterte.
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Genoffe Amandus Wehmer wird heute 70 Jahre alt. Der alte Portefeuiller und Galanteriearbeiter gehört zu den ersten Abonnenten unseres Parteiorgans. Trotz seiner törperlichen Behinderung, die seiner aktiven Mitarbeit in der Partei manche Beschränkung auferlegt, hält er stolz und aufrecht zur Partet und ihrer Presse.
Unglaubliche Zustände in San Franzisko.
San Franzisko wird durch schwere Bluttaten zmeier Die beiden Banditen er Banditen in Aufregung gehalten. Chauffeur und warsen dessen Leichnam über eine Brücke. am Montag abend zunächst einen Auto= Giner von den Banditen zog dann die Uniform des Chauffeurs an, und beide fuhren in dem Auto zu einem Restaurant. Dort raubten die Banditen die Kasse und schossen einen Koch nieder, der fich ihnen in den Weg stellen wollte. Auf dem Wege zu einer Beninstation töteten fie sedann den Nachtwächter und ver wundeten zwei andere Personen. Ein Arbeiter. der auf der Straße herumstand, wurde gleichfalls von ihnen erschossen. Dann schlugen die beiden Banditen zwei Seeleute nieder und beraubten fie. Ein Polizist, der ihre Berfolgung aufnehmen wollte, wechselte einige Schüsse mit ihnen, doch fonnten die beiden Räuber entkommen. Nachdem sie eine zweite Automobilbroschke gestohlen hatten, fehrten fie an den Schauplatz ihrer Tat zurück und schossen beim Vorbeifahren auf einen Polizisten, jedoch verfehlten sie diesmal ihr Ziel. In der Angelegenheit sind bereits dreihundert Ber ionen in San Franzisto verhaftet worden. Die gesamte Polizei war am Mittwoch zur Verfolgung der Täter aufgeboten, und 30g in starten Autopatrouillen, begleitet von Bürgern, die mit Gewehren und Maschinengewehren ausgerüstet waren, durch die
Stadt.
Bier Arbeiter von einem Zuge überfahren. Auf der Strecke Rotterdam- den Haag wurden bei der Station Kethel vier Eisenbahnarbeiter, die ihren Heimweg auf den Schienen antraten, von einem Boftzug, dessen Nahen sie infolge des Unwetters überhört hatten, überfahren; sie waren sofort tot.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
worden.
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Das Mitgliedsbuch Nr. 2477 des Genossen Albert 3abel, geb. 4. 9. 64, wohnhaft in Charlottenburg, Friedbergstr. 26, ist gestohlen Sollte es irgendwo benutzt werden, dann ist es anzu3. A.: Alex Pagels. halten und an das Bezirkssekretariat einzusenden. 19. Abt. Achtung! Das Werbematerial ist heute Donnerstag abends von 6 Uhr ab von Schrepel, Grünthaler Straße 18, abzuholen.
Anzahl der Berliner Kreisvereine und ber umliegenden folge Fortfalles der Bahnfrachtſpeſen natürlich erheblich billiger stellt Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin.
Ortsgruppen beteiligten sich an der Feier. Am Hafenplay marschierte der Zug an dem Festredner Landtagspräsidenten Bartels und den Bertretern des Gouvorstandes vorbei. Auf dem Sportplatz nahm Der Zug Aufstellung, und nach Begrüßungsworten des Bertreters der
Heute, Donnerstag, den 14. Oftober: Berbebezirk Brenzlauer Berg: Treffpunkt aunt Mag Abler Bortrag 17 Uhz Danziger Straße, Ede Prenzlauer Allee( nicht Bappel- Alee).