Nachklänge zum Liitzow-Prozeß. Ein ehemaliger Zeuge des Prozesses als Angeklagter. Das schriftliche Urteil gegen Dr. Freiherrn von Lützow, der be- kanntlich vom Schöffengericht Lichterfelde freigesprochen wurde, ist nunmehr fertiggestellt. Es umfaßt 320 Schreibmaschinen- feiten und es sind ungefähr 100 Exemplare davon hergestellt worden, da zahlreiche Behörden Exemplare angefordert haben. Die Akten gehen nunmehr an die Staatsanwaltschaft, die sich schlüssig werden muß, ob� überhaupt die Berufung durchgeführt werden soll und, falls dies im bejahenden Sinne ausfallen sollte, in welchem Umfange. Inzwischen sind Hunderte von Schreiben von Pädagogen usw. beim Gericht eingelaufen, die sich aus erziehe- rischen Gründen gegen eine nochmalige Aufrollung des Skandalprozesses im Interesse der Jugend aus- sprechen. Erst nach Rechtskraft des Prozehverfahrens wird die Schulabteilung der Regierung sich schlüssig werden können, ob Dr. von Lützow die Konzession zu entziehen ist. Vorläufig wird die Landeserziehungsanstalt in Zossen im kleinen Um- fange von dem Schwiegervater von Lützows, Prof. Grothe, weiter- geleitet. Das Verfahren der ersten Instanz hat etwa 120 000 M. Gerichtskostcn verursacht, wovon der größte Teil auf die Gutachten der Sachverständigen entfällt. Am Montag sollte sich vor dem erweiterten Schöffengericht einer der Schöffen aus dem Lützow-Prozeß, der Gärtner Kahl aus Dabendorf, wegen Sittlichkeitsverbrechens verantworten, und zwar vor demselben Gericht, dem er als Schöffe während des Lützow -Prozesfes angehört hatte. Er wird beschuldigt, sich in mehreren Fällen an Kindern in unsittlicher Weise vergangen zu haben. Ein Fall liegt bereits sieben bis acht Jahre zurück. Es war bereits einmal ein Verfahren gegen ihn im Gange, war aber eingestellt worden. Dieser Fall ist wieder aufgenommen worden, nachdem gegen Kahl neue Verdachtsmomente entstanden sind. Die neueren Fälle sollen gerade in die Zeit fallen, in der er als Schöffe in Moabit mitwirkte. Die Verhandlung wurde aber noch in letzter Stunde vertagt, da der Verteidiger eine Reihe von Entlnstungsbeweisen für den jede Schuld leugnenden Angeklagten eingebracht hatte. Den Vorsitz in der Verhandlung gegen Kahl hat Land- und Amtsgerichtsrat Feußner abgelehnt. Er hat erklärt, daß er sich gewissermaßen befangen fühle. Nachdem er in 21 Sitzungen mit Kahl zusammen im Gericht gesessen Hab«, würde er, falls sich dessen Schuld erweisen sollte, gegen den An- geklagten besonders scharf eingestellt sein. An die Stelle des Vor- i'Nenden wird in dem kommenden Prozeß Amtsgerichtsrat Kumbier treten. Dieser war Beisitzer im Lützow -Prozeß, hat sich jedoch für unbefangen erklärt. Dos Urteil im Glafower MeineiösproAeß. In dem seit Donnerstag im Großen Schwurgerichtssaal ver- handelten Meineidsprozeß gegen den früheren Gemeindeoor- st eher von Glasow, Landwirt Lehmann, und die beiden Justizbeamten kam das Schwurgericht zu dem Ergebnis, daß die beide» Beamten objektiv etwas Falsches geschworen haben. Da aber nicht anzunehmen ist, daß es wissentlich geschehen sei, hat das Schwurgericht angenomnim, daß sie fahrlässig gehandelt haben. Bei Lehmann nahm das Schwurgericht jedoch an, daß er den beiden Beamten suggeriert habe, an dem fraglichen Tage in Moabit ge- wesen zu sein. Er wurde daher schuldig befunden der V e r l e i t u n g zum M e i n e i d e. Es wurden verurteilt: Lehmann zu 6 Monaten Gefängnis, Röhn und Mayer zu je 3 Monaten Gefängnis. Das Gericht berücksichtigte bei den beiden Beamten, daß sie eine lange Dienstzeit hinter sich haben und sich tadellos und einwandfrei ge- führt haben. Der Drohbrief. Ein dreister Erpressungsversuch führte die bereits wegen Diebstahls und schwerer Urkundenfälschung zweimal vorbestrafte 2öjährige Else B. vor das Schöffengericht Charlottenburg . Nach ihren Vorstrafen befragt, verneinte sie, jemals bestraft zu sein, und als ihr von Landgerichtsdirektor Bronnhausen das Strafregister vorgehalten wurde, meinte sie ganz naiv, sie habe doch Bewährungsfrist be- kommen. Die gegenwärtige Anklage zeigte aber, daß Else keines- wegs so unschuldsvoll ist, wie sie sich vor Gericht zu geben ver- suchte. Im Sommer war auf einem dem Magistrat gehörenden Grundstück in der Ka i s e r i n- A u g u st a- A l l e e ein Brandschaden entstanden, und wenige Tage später erhielt der D i r e k- tor der Fiat-Gesellschaft, deren Gebäude der Brandstätte benachbart sind, ein Schreiben, in dem die Behauptung aufgestellt wurde, daß das Feuer durch eine fahrlässige Schuld der Gesellschaft entstanden sei. Es hieß darin:„Meine Nachforschungen haben das ergeben, natürlich habe ich auch Beweise dafür, da ich in nächster Nähe wohne. Dem Magistrat ist nach den Zeitungsberichten ein Schaden von 30 000 M. entstanden. Da ich dem Magistrat nicht freundlich gesinnt bin, will ich es für mich behalten. Ihnen werden Unannehmlichkeiten erspart, und Sie könnten sich mir deshalb wohl erkenntlich zeigen." Die Antwort war postlagernd bestellt worden. und der Brief war mit G. Friedländer unterzeichnet. Der Direktor erkannte sofort den plumpen Erpressungsversuch und fetzte sich mit der Kriminalpolizei in Verbindung. Als die Brief- schreiberin auf die an sie gegangene Aufforderung hin in dem Bureau des Direktors erschien, saß diesem, anscheinend als ein An- gestellter, ein Kriminalbeamter am Schreibtisch gegenüber. Als Else V. gefragt wurde, wie hoch die von ihr beanspruchte Summe sei, erwiderte sie:„lieber die Höhe habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Damit war der Erpressungsvcrsnch einwandfrei erwiesen, und der Kriminalbeamte zog seine Marke hervor und verhaftete die Erpresserin. Das Schöffengeicht verurteilte Else B. zu drei Monaten Gefängnis. „Sozialistische Unternehmer." „Einheitsverband Sozialistischer Unternehmer", gibt es so etwas, steckt in dieser Organisation nicht ein Widerspruch zu der sozialistischen Zielsetzung überhaupt? Diese naheliegenden Fragen werden am besten beantwortet durch die Darlegung der Absichten des Verbandes und durch die Darlegung über seine Betätigung. Der Verband, der in Leipzig seinen Sitz hat und eine Vereinigung von sozialistisch eingestellten, wirtschaftlich selbständigen Unternehmern ist, bezweckt die Wahrung und Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Interessen seiner Mitglieder unter Anlehnung an die Organisa- tionen der sozial! st ischen Arbeiterschaft. Dies soll erreicht werden durch Beteiligung an den Wahlen zu G e- werbe- und K a u f m a n n s g e r i ch t e n, Vertretungen in den sozialen Versicherungseinrichtungen. Wie wesentlich eine derartige Betätigung ist, erkennt man, wenn man sich die gegenwärtigen Zustände vor Augen führt. Bei den Gewerbe- und Kaufmannsgerichten sind die Unternehmerbeisitzer arbeitnehmer- feindlich. Kommt dann noch ein sogenannter unparteiischer Vor- sitzender hinzu, der der Arbeiterschaft mehr als kritisch gegenübersteht, dann haben wir den Zustand in den Kaufmanns- und Gewerbe- aerichten, wie er typisch außerhalb der Großstädte ist. Es wäre ein Verdienst des Cinheitsverbandes sozialistischer Unternehmer, wenn es ihm gelänge, die fortschrittlich gesinnten Teile des Unternehmer- tums(und es soll auch solche geben) aufzurütteln und Unternehmer „seiner Couleur" als Beisitzer in die Gewerbe- und Kaufmanns- gerichte hineinzubekommen. Die Kammern, in denen diese Unter- nehmcr tätig sind, werden sicherlich ein weitgehenderes Verständnis für die Interessen der Arbeiterschaft haben, als die Kammern, in denen sie fehlen. Auch bei den Gewerbe- und Handelskammern wäre die Beteiligung sozialistisch Gesinnter ein sehr wesentlicher Fortschritt, weil von diesen Kammern eine gutachtliche Tätigkeit für die Gerichte und für die gesetzgebenden Körperschaften ausgeübt wird. Darüber hinaus aber will der Verband auch seinen Einfluß auf die S teu e r g e s e tz g e b u n g gewinnen, damit bei der Ver- teilung der Lasten die Stimme der Kleinen im Gewerbe und Handel vernehmbar zu Gehör kommt. Alle Ziele werden im Anschluß an die moderne Arbeiterbewegung zu erreichen versucht. Diese Tat- foche schließt also aus: Aufstellung eigener Kandidaten bei Reichs. tags-, Landtags- und Gemeindewahlen. Der Tinheitsverband will das Sammelbecken werden für all« Kleinunter. nehmer sozialistischer Gesinnung, die aus materiellen Gründen eine Betätigung ihre Gesinnung unterlassen haben. Im Vordergrund der Vcreinstätigkeit steht im Zusammenhang hiermit die Aufklärung der Mitglieder im Sinne des wiflenschaftlichen Sozialismus._ Neue Saumethoüen. Ein vierstöckiges Wohnhaus in 60 Tagen. Die Rationalisierung im Bauwesen ist in Deutschland bis jetzt noch nicht so recht vorwärts gekommen, trotzdem infolge der geradezu katastrophalen Wohnungsnot hier Vereinfachung, Verbilligung und Leistungssteigerung mehr als dringend notwendig sind. Daß die Technik aber nicht ruht, hier zu Fortschritten zu kommen, zeigte ein Diskussionsabend, der soeben in Berlin vom Bund der Deut- schen Architekten abgehalten wurde. Von besonderem Inter- esse war der Vortrag des bekannten Direktors Müller über„Neue Baumethoden". Müller stellte als Ziel des künftigen Wohnungsbaues solideste Ausführung trotz Verbilligung des Endproduktes auf und erklärte, daß dieses Ziel trotz Erhöhung der Grund- löhne zu erreichen fei. So hat man bei Betonarbeiten, obwohl man die Löhne wesentlich erhöhte, große Ersparnisse erzielt, indem es gelang, durch die Anwendung neuer Arbeitsmethoden einen Raum- mcter fertigen Betons in 2,4 Arbeitsstunden statt wie bisher in 6 bis 8 Arbeitsstunden fertigzustellen. Müller wies auch darauf hin, daß Amerika zwei- bis dreimal höhere Löhne zahle als Deutsch- land und trotzdem billiger baue als wir. Rein technisch läßt sich, wie Müller in seinem Vortrag weiter darlegte, das Bauen ver- billigen, indem man einen großen Teil von Arbeiten, die früher auf der Baustelle selbst erledigt wurden, in die Werkstatt verlegt, so daß hier auch während der" Wintermonate gearbeitet werden kann. während man auf den Baustellen nur reine Montagearbeiten aus- führt. Dadurch wird es möglich, ein vierstöckiges Haus in 60 Arbeitstagen, vom ersten Spatenstich an gerechnet, zu errichten. Der Vortragende zeigte an einem sehr lehrreichen Film, wie bei einem solch«» Hausbau gearbeitet wird. Auf der Baustelle ragt ein Kran auf, der noch über das fertige Haus hinwegfahren kann, wie die Krangerüste auf den Helgen der großen Schiffswerften. Er vermag jedes Deil an seinen Platz zu befördern. Am fünften Arbeitstag sind bereits die Fundamente fertig, die aus Beton in Schalungen gestampft wurden, die in der Werkstatt vorbereitet wurden. Daneben erheben sich die ersten T-Träger, aus denen das Zuerst glaubt man, daß dek„R o s e n k a v a l i e r" sich wenig für eine Uebertragung eignet. Einige Bilder sind ganz auf das Schauspielerische und Szenische gestellt. Man denkt an den„Ritter Blaubart" zurück und erwartet das schlimmste, aber man erlebt eine Uebertragung, die bereits nach den ersten Takten und Szenen alle Zweifel zerstört. Das Orchester unter der Leitung von Richard Strauß entwickelt bestrickenden Klang, glitzert und bringt die feinsten Nuancen dieser herrlichen Partitur. Im dritten Akt treten stellenweise Unklarheiten auf, doch die Gesamtwirkung wird dadurch kaum gestört. Und selbst diese Szenen, die zu ihrer Vollendung durchaus die Bühne verlangen, ermüden nicht, denn auch in ihnen lebt eine Musik von solcher Melodik, von solcher spielerischen Leichtig- keit und Beschwingtheit, von beinahe Mozartschem Geist, d~ß sie allein durch diese Musik den Hörer packen. Neben Richard Strauß die erste Besetzung der Staatsoper: Barbara K e m p als Marschallin auf der Höhe ihrer Künstlerschast, jede musikalische Phase ist klar gegliedert und befeelt. Die Sophie der D e b i tz k a und Delia Rein- Harbs Octavian sind stimmlisch hervorragend, aber der Größte bleibt Michael Bohnen als Ochs von Lerchenau. Er, der heute der überragendste Gestalter der Opernbühne ist, kann im Radio nicht zur vollen Geltung kommen. Es fehlt die Geste und Mimik, aber selbst aus seinem Gesang zeigt sich in klaren Umrissen das Porträt des Lerchenauer, dem Bohnen trotz aller Ungeschlachtheit die Züge eines Edelmannes verleiht. Der„Robert Guiscard " wird am Montag im Rund- funk zu einer Pathosorgie. Jeder, der auftritt, singt seine Arie schlecht und recht herunter. Man spielt dieses grandiose, Kleistsche Frag>nent etwa wie das Drama eines schwachbrüstigen Schiller- Epigonen. Nur Ebert in der Titelrolle macht eine Ausnahme. Er gibt das Herbe, Kantige der Kleistschen Sprache, sein Guiscard hat Format, ist nicht nur Bassist. Sonst geschieht Schlimmes. Der Chor am Anfang ist zwischen einem Greis und einer alten Frau geteilt, die sich bemühen, das Ganze so larmoyant wie möglich zu sprechen, der alte Krieger kultiviert abgestandenes Hoftheaterpathos, und dazu wird das Tempo mit kaum geahnter Virtuosität verschleppt. Hier lebt nichts, aber auch gar nichts von Kleistschem Geist, nichts von seinem explosiven, gewaltsamen und beinah« verkrampften Tem- perament. Gerade die ersten Szenen, vorbildlich gestrafft in ihrer Komposition, nehmen sich bei der Sendung aus wie die Einleitungs- fzenen zu einem skelettlosen Oberlehrerdrama. Es besteht kein zwingender Grund, an Kleists Geburtstag Kleist zu spielen, wenn man ihn nicht spielen kann. Merkwürdig ist es allerdings, daß sich in der Theaterstadt Berlin ein derartiges Unglück zuträgt. Hände weg von Kleistschen Dramen, wenn man unfähig ist, sie zu meistern. Vorher las Ebert aus den Werken. Manchmal zu betont, edler Brustton, sonst aber markig und ohne pathetisch zu werden. vss Kun6kun!<pfoxi"smm. Dienstag, den 19. Oktober. Außer dem üblichen Tagesprogramm: 12.30 Uhr nachm.: Die Viertelstunde für den Landwirt. 4 Uhr nachm.: Dr. phil . Eugenie Schwarzwald , Wien : Erziehung zum wirklichen Leben. 4.30—6 Uhr abends: Nachmittagskonzert des Ettd -Kammerorchesters. Anschließend: Ratschläge fürs Hans, Theater- und Filmdienst. 6.30 Uhr abends: Stunde mit Büchern. Ernst v. Wolzogen: Norddeutsche Geschichten. Theodor Mügge : Afraja. Rudolf Stratz : Filmgewitter. Walter Julius Bloem : Das steinerne Feuer. Emil Lucka : Die Jungfernprobe. 7 Uhr abends: R. Herdman Pender: Aspects of modern England(in englischer Sprache). 7.30 Uhr abends: Hans-Bredow-Schule{Bildungskurse). Abteilung Volkswirtschaftslehre. Dr. Oskar Stillich : Einführung in die Nationalökonomie(Wertbegriff und Werttheorien). 8 Uhr abends: Dr. 0. Kaßner: Deutschlands wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu Bulgarien . 8.30 Uhr abends: Stadtmedizinalrat Professor Dr. v. Drigalski: Typhusentstehnng und Typhusverbreitung. 9 Uhr abends: Thomas-Mann-Äbend. I.Thomas Mann liest einen unveröffentlichten Essay. 2. Erika Mann liest aus dem Roman„Zauberberg ". Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. Königswusterhausen, Dienstag, den 19. Oktober. 3—3.30 Uhr nachm.: G. v. Eyseren, 0. M. Alfleri: Spanisch. 3.30—4 Uhr nachm.: Prof. Dr. Le'wandowski: Ernährnngs- und Erholungsfürsorge der Schuljugend. 4--4.30 Uhr nachm.: Dr. Hans Lebede: Klassische Dramen auf der Bühne: Schiller . 4.30— 5 Uhr nachm.: Aus der pädagogischen Welt. 6—6 Uhr nachm.: Prof. Dr. Weber, Halle: Ueber die Gründe des Verfalls der Weltreiche. 6— 6 30 Uhr abends: Geh. Ob.-Reg.-Rat Geitel: Die deutsche Technik. 7— 7.30 Uhr abends: Dr. phil . Wegner: Feinde der Vogelwelt. 7.30—8 Uhr abends: Dr. Ignaz Gentges: Stunde mit Büchern: Jacob Böhme . Ab 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin . Sifengerüst de« Hause» gebildet wird. Diese Träger sind gsr Vereinfachung der Herstellung ohne Rücksicht auf die in den höheren Stockwerken auftretenden geringeren Belastungen aus überall gleich starkem Material gebildet. Diese Konstruktion hält jeder Belastung stand. Sie gestattet den gleichzeitigen Ausbau mehrerer Stockwerke. Die Wände werden ebenfalls in vorbereitete Schalungen gestampft. Bereits am 15. Arbeitstag ist das Dach gerichtet und am 60. steht das bezugsfertige Haus. Die Materialkosten des neuen Hauses sind nicht höher als die eines Hauses alter Bauart, dagegen werden bei der Herstellung durch Ver- kürzung der Arbeitszeit und gleichmäßiger Verteilung der Arbeiten über das ganze Jahr erhebliche Ersparnisse erzielt. Der Vortragende war der Ansicht, daß durch diese Methode die Bautosten aus die Vorkriegshöhe gesenkt werden könnten. Die Geschichte einer Ehe. Eine zerrüttete Ehe, mit der sich die Gerichte schon mehrfach beschäftigen mußten, fand endlich vor dem Schwurgericht des Land- gerichts III ihren Abschluß. Unter der Anklage des versuchten Tot- schlaqes an seiner Ehefrau stand der Oberkellner Fritz Rikarske. Als der Angeklagte für seine Frau ein Konfitürengeschäst durch die Ver- mittlung eines Ingenieurs Neugebauer gekauft hatte, erlitt die bis dahin harmonisch verlaufene Ehe einen Riß, weil der Argwohn in ihm wach wurde, daß aus dem Geschäftsvermittler mit der Zeit der Liebhaber seiner Frau geworden war. Der Argwohn fraß in dem bedauernswerten Menschen weiter, brachte ihn seelisch ganz aus dem Glcickgewicht und war im übrigen tatsächlich nicht unbegründet, denn der Ingenieur Neug.'bauer mußte, als Zeuge vernommen, in dem Prozeß zugeben, daß er mit der Ehefrau schon lange in Beziehungen gestanden hatte. Jedenfalls war R. schließlich so wenig Herr seiner selbst, daß er eines Tages mit einem Hammer auf seine Frau und seinen Stiefsohn einschlug und beiden schwere Verletzungen beibrachte. Nach der Tat unternahm er einen Selb st Mordversuch. Das Gericht kam auf Grund des Sachverständigengutachtens nach dem Antrag des Staatsanwalts zu einem Freispruch. Zehnjahrfeier einer Mädchen-Mittelschule. Am Freitag feierte die Luise-Otto-Peters-Schule(Gubener Str. 53) das Fest ihres zehnjährigen Bestehens. 1316 wurde sie aus einer Privatschule am„Grünen Weg" in eine Mittelschule umge- wandelt. Die Schule soll vor allem dererwerbstätigenFrau dienen und trägt darum auch den Namen einer Frau(Luise Peters . geb. Otto), die in der Frauenbewegung tätig war. Die 1. Berliner Mädchen-Mittelschule hat zurzeit 16 Klassen und wird von 500 Schüle- rinnen besucht. Zu Ostern 1927 soll auf den sechsjährigen Lehrgang eine Hausfrauen-Schule aufgesetzt werden, eine Einrichtung, die gerade dem Osten Berlins fehlt. Die Feier fand im Beisein von Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden, des Elternbeirats und ehemaliger Schülerinnen statt. Nach einer Ansprache der Leiterin der Schule, Frau Rektorin Görke, überbrachte Herr Schulrat Kühn die Glückwünsche der Stadt Berlin . Schülerinnenchöre und ein Schauturnen verschönten die eindrucksvolle Feier. Chodowiecki -Ausftellung im Märkischen Museum. Zur Zweihundertjahrfeier des Geburtstages von Daniel Chodo- wicki(geb. 16. Oktober 1726 in Danzia, gest. 7. Februar 1801 in Berlin ) veranstaltet das Märkische Museum der Stadt Berlin eine Ausstellung von Hauptwerken des Künstlers. Aus Sammlungen von Museen Berlins und anderer Städte(z. B. Mamburg, Weimar , Leip- zig, Frankfurt a. M., Wien ) und aus Privatbesitz verschiedener Fa- Milien ist eine beträchtliche Auswahl von Bleistiftzeichnungen, Feder- Zeichnungen, Aquarellen, Oelgemälden, Miniaturmalereien, Emqil- Malereien zusammengestellt worden. Sie gibt einen Ueberblick über das Schaffen Chodowieckis und läßt uns seine Entwicklung verfolgen. Die Ausstellung ist im Erdgeschoß des Märkischen Museums unter- gebracht und kann bis 15. November täglich(außer Sonnabend) in den Stunden von 10— 3 Uhr besichtigt werden. Der Zutritt ist ün- entgeltlich. Sonntagsreise«ach Hamburg . Hamburg war diesmal das Ziel, das Li« ReichsLahndkrektivn Berlin für ihren Sonderzug gewählt hatte. Di« Reiselustigen, opferten sogar ihren Sonntagsschlaf als es galt, die größte Hafenstadt des Kontinents zu besuchen, und der Zug fuhr vollbesetzt im Morgen- grauen aus der Hall« des Lehrter Bahnhofs. Im Homburg hätte der Fremdenverkehrsverein Automobil« für die Stadtrundfahrt zur Verfügung gestellt. Im Anschluß daran gab es«ine Hafenrund- fahrt. Die Vielseitigkeit der alten Hansestadt konnten die Besucher selbst nach Abschluß der langen Autotour nur leise ahnen. Dos Auge nahm zu viel neue Eindrücke auf, um alles zu erfassen. Der Clou des Tages war wohl die Hafenrundfahrt, als deren Abschluß die Besichtigung des Hapag-Dampfers„Deutschland " auf das Programm gesetzt worden war. Bald nach 7 Uhr fuhr man, erfüllt von den neuen Eindrücken und mit dem Tag vollauf zufrieden. nach Berlin zurück. Es dauerte wieder fünf Stunden, bis man auf dem Lehrter Bahnhof eintraf, und was über die zu lange Fahrtdauer der Sonntagsreisen vor kurzem hier gesagt wurde, traf auch diesmal zu. Die Sladtverordnekenverfammlung hat in dieser Woche chre Sitzung am Donnerstag um 9L5 Uhr. Auf der Tagesordnung steht unter anderm wieder der Nachtragshaushalt, dessen Vor- beratung im Haushaltsausschutz erst am Donnerstag vormittag erledigt werden soll. Der Referendar als Rädelsführer. Auf dem Parteitag der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei in Potsdam kam es vor acht Tagen zu einem feigen U e b e r f a l l auf das Lokal Prast in Pots- dam. Die Ermittlungen haben dazu geführt, daß sich in hervor- ragender Weise der Hakenkreuzler Referendar Dr. Walter G r a e s ch k e aus Friedrichshagen hervorgetan hat. Dieser Edel- referendar ist beim Amtsgericht Berlin-Mitte beschäftigt. Gegen die Hakenkreuzler wird Anklage wegen Landfriedensbruch erhoben. Ein großer Dachfluhlbrand kam gestern abend kurz nach 6X Uhr im Vorderhaus des Grundstückes Waldemarstr. 16 zum Ausbruch. Auf den Feueralarm eilten drei Löschzüge unter Leitung des Bau- rates Noack an die Brandstelle. Beim Eintreffen der Wehren brannte der Dachstuhl in seiner ganzen Ausdehnung bereits lichterloh. Ueber eine mechanische Leiter und über die Treppen- Häuser wurde gegen das Feuer mit mehreren Schlauchleitungen vorgegangen. Der Dachstuhl brannte vollständig nieder, dagegen gelang es, ein Uebergreifen auf die anschließenden Dächer, für die einige Zeit Gefahr bestand, zu oerhindern. Die Entstehungsursache konnte noch nicht geklärt werden, ist aber möglicherweise auf Fahr- lässigkeit zurückzuführen. Die Aufräumungsarbeiten nahmen bis gegen 10 Uhr in Anspruch. — Ein weiterer Dachstuhlbrand kam abends gegen 10 Uhr in der Schönholz er Straße 20 zum Ausbruch. Bewohner des Vorderhauses nahmen auf den Treppenfluren«ne starke Verqualmung wahr und riefen die Wehr herbei, die mit ihren drei Löschzügen erschien. Nach kurzer Zeit gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Ein großer Teil des Dachstuhls konnte erhallen bleiben. Die Entstehungs- Ursache ist noch unbekannt. Der Generalversammlung der Berliner Sportpalastaktiengefell- schast lag ein Abschluß vor, der bis zum 30. Juni 1926 geht und einen Verlust von 162 505 M. ausweist. Für diesen Verlust macht die Verwaltung in ihrem Geschäftsbericht einmal die Tatsache verantwortlich, daß infolge des Umbaues des Sportpalastes zu einer Eislaufarena eine Ausnutzung der Räumlichkeiten monatelang nicht erfolgen tonnte. Das Wesentliche hätten aber die hohen Steuern veranlaßt, die mit 267 289 M. in der Bilanz aufgeführt sind. Von der Verwaltung wurde bekanntgegeben, daß für das Sechstagerennen des Vorjahres 30 Proz. der Bruttoeinnahmen an Steuern abgeführt worden sind, im ganzen 108 000 M. Die Aktienmajorität ist in neue Hände übergegangen, in die Hände von Schweizer Kapitalisten. Nach den Mitteilungen der Verwallung sind die Schulden der Gesellschaft getilgt worden. Es stehen jetzt reichlich Betriebsmittel zur Verfügung, und es sind eine große Anzahl von Abschlüssen gemacht worden,
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