Einzelbild herunterladen
 
Eugen debs gestorben. Ter Whrer der aincrikanischen Tozialstcn. Chicago  , 20. Oktober.  (V3ZT3.) Einer der ältesten so- zialistischen Führer Amerikas   Eugen Victor Debs, ist heute abend g e st o r b e   n. Er hatte als Präsident des Eisenbahner- Verbandes zahlreiche große Streiks organisiert und war füns- mal s o z i a l i st i s ch e r Kandidat sür die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten  . Das lehte Mal, als er eine zehnjährige Gefängnisstrafe verbüßte, zu der er wegen Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Gefehe verurteilt worden war. * Nach der in unserer Mittwochmorgenausgabe veräffent- sichten Meldung war es leider klar, daß man jeden Augenblick mit dem Tode des Einundsiebzigjährigen rechnen mußte. Eugen Victor Debs war die populärste Figur der nord- amerikanischen Arbeiterbewegung. Er kam durch die(Sc- werkschaftsbewegung /zum Sozialismus. In den neunziger Iahren war er Sekretär des Verbandes der Lokomotivführer und Heizer und stand im Jahre 1894 an der Spitze eines Eisenbahnerstreiks, wofür er sechs Monate Gefängnis erhielt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gewerkschaftsführern Amerikas  , die sich politisch entweder gar nicht oder bei den bürgerlichen Parteien betätigen, erkannte er als einer der ersten die Notwendigkeit der Bildung einer politischen Partei der Arbeiterklasse und war einer der Gründer der 1897 ins Leben gerufenen Sozialdemokratischen Partei Amerikas  , die sich drei Jahre später mit der Sozial Labour Party   ver- schmelzte. Seit 25 Iahren galt Eugen Debs in Amerika   als der Führer des Sozialismus schlechthin. Er wurde fünfmal Präsidentschaftskandidat für die Sozialisten: 1900, 1904, 1908, 1912 und 1920. Natürlich war das nur eine Zählkandidatur, da die noch in ihren Anfängen stehende amerikanische   Partei- bewegung nirgends ernste Aussichten hatte. Aber Eugen Debs war weit über die Kreise seiner eigentlichen Partei- genossen äußerst populär, als hinreißender Redner und als Märtyrer. Die ihm 1918 zudiktierte zehnjährige Gefängnis- strafe wegen Antikriegspropaganda erhöhte feine Volkstüm- lichkeit und dehnte sie auf weite Schichten aus, die bis dahin dem Sozialismus völlig ablehnend gegenüberstanden. Daß Debs noch lange nach Kriegsende einen großen Teil dieser ihm in der Kriegspsychose auferlegten ungeheuerlichen Strafe absitzen mußte, und daß W i l s o n sich bis zu seinem Abgang hartnäckig weigerte, ihn zu begnadigen, hat seine Volkstüm- lichkeit noch erhöht und der Sache des Sozialismus, die sich drüben nur langsam Bahn bricht, nur gedient. Trotz aller Anbiederungsversuche der Kommunisten hat Debs den Bolschc- wismus von Anfang an entschieden verurteilt und dabei blieb er bis zu seinem Tode._ Gehästige Nationalistenhetze. Pariser   Reaktionäre hoffen auf die Rückkehr Wilhelms. pari», 21. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Der Berliner   Ver- treter desEcho de Paris" veröffentlicht einen sehr gehässigen Ar» titel über die Möglichkeit der Rückkehr Wilhelms II. nach Deutschland  . Er behauptet, daß der ehemalige Kaiser in längstens zwei Jahren in Schloß Homburg sitzen werde. Deutschland   habe ..ten bleichen Feigling" nur deshalb seinerzeit fallen gelassen, weil man so von den Siegern günstigere Bedingungen herausschlagen wollte: jetzt aber wolle man den Kaiser wieder in Deutschland  schen, um auch nach außen hin den Wiederaus st ieg Deutsch- lands aus der Niederlage zu dokumentieren(!). Jeder brave Deutsche   habe sich bereits auf die bloße Ankündigung von einer Rückkehr Wilhelms II. monarchisch umgestellt. Diese Auslassung des Berliner   Verireiers eines Pariser  Rechtsblattes gehört in die Reihe der Versuche, die in Thoiry angebahnte Verständigung Deutschland-Frankreich zu sabo- tieren. Planmäßig wird von diesen Kreisen Stimmung ge- inacht, um der französischen   Außenpolitik die Einlösung ihrer Locarnozusagen unmöglich zu machen. Diese Stimmung?- mache ist im vorliegenden Falle um so verlogener, als der Berliner   Berichterstatter der französischen   Zeitung natürlich ganz genau weiß, daß der törichte und ungeschickte Satz in dem Hohenzollernverglcich über Schloß Homburg gar keine politische Bedeutung hat. Die Rückkehr Wilhelms ist und bleibt auf Grund des Republikschutzgesetzes untersagt. Immerhin ist die systematische Hetze, die in Erinnerung an die Rückkehr des Kronprinzen nach Deutschland   jetzt ein­gesetzt hat, ernst genug. Aus ihr erwächst der deutschen  Außenpolitik die Pflicht, nicht wie bisher passiv und tatenlos dem Umsichgreifen derartiger Gerüchte zuzusehen. Wenn das Auswärtige Amt sich nicht bald dazu aufrafft, auf einem der mannigfachen Wege, die ihm dazu offen stehen, der Oeffcntlichkeit unzweideutig zu erklären, daß für die Reichsregierung eine Rückkehr Wilhelms für alle Zeiten nicht in Frage komme, dann arbeitet es der ausländischen Ehau- vinistcnhetze durch Untätigkeit in die Hände. Das was ihm vielleicht eine Selbstverständlichkeit ist, ist darum noch keine Selbstverständlichkeit für das reaktionäre Ausland, das gierig nach Schwächen der deutschen   Außenpolitik fahndet. Wenn Herr Stresemann, nach seinen Genfer   Schlußcrlebnissen, jetzt dem Sprichwort nachlebt, daß Schweigen Wold sei, so darf er anderseits doch die ebenso alte Weisheit nicht außer acht lassen, daß Schweigen als Zustimmung aus- gelegt wird. Die Sozialdemokratie hat bereits durch ihren Initiativ- antrag im Reichstag gezeigt, daß sie nicht gewillt ist, die Außenpolitik der Republik   durch Zweifel über den Exkaiser gefährden zu lassen. Eine klare Stellungnahme der Reichs- rcgierung ist, wie die letzten Tage gezeigt haben und wie die oben w-edergegebene Meldung wieder zeigt, so dringend erforderlich, daß Stresemann nicht erst darauf warten sollte, bis ihn die Opposition auf sie drängt. Thoirp eine Sackgasse! Pari», 21. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Der deutsche   Bot- schaster in Paris, Herr von Hoesch, ist am Mittwoch abend spät von Berlin   wieder eingetroffen. Man erwartet, daß er sofort von Briand  , der ebenfalls am Mittwoch nach Paris   zurückgekehrt ist, empfangen werden wird. ImQuotidien" veröffentlicht Genosse Grumbach einen ver- hältnismähig pessimistischen Artikel über die Zukunft der Thoiry- Politik. Er führt darin alle Schwierigkeiten auf, die diese Politik in England und Amerika   angetroffen hat und bezeichnet es als erstaunlich, wenn jetzt Herr von Hoesch wirklich mehrere neue Gedanken für eine leichtere Lösung mitbrächte. Die Mobilisierung der deutschen   Dawes-Obligationen hänge leider nicht allein vom guten Willen Frankreichs   und Deutschlands   ab. Man fei augenscheinlich in eine Sa ck g a s s e geraten, aus der man viel- leicht doch noch herauskommen könne, da man ja über die nötigen Mittel verfüge."
Die lange Nacht. Die ersteverlängerte Nacht" der Berliner   trat sehr kleinlaut in Erscheinung. Ucberflüssig, zu sagen, daß in den Arbeiterbezirken nur die allerwenigsten Gaststätten von der verlängerten Sperrstunde Gebrauch machten. Hier war vonNachtleben" nicht die mindeste Spur. Aber selbst im W e st e n, im Kurfürstendammviertel sowie im Bezirk der Friedrichstraße  , den Zentren des weltstädtischen Amüsements, sind die Lokale nur zum Teil geöffnet. In der Friedrichstraße hat man um 1 Uhr die Psorten geschlossen. Um die Wilhelm-Gedächtniskirche   allerdings ist einiger Betrieb. Das Cafe am Zoo ist von Nachtbummlern stark besetzt. Die provinziellen Gäste suchen auf ihre Kosten zu kommen. In der Potsdamer Straße   haben die meisten Cafes und Weinlokale kurz nach 1 Uhr zugemacht. Das Eaf6 Vaterland am Potsdamer Plag hat zwar die verlängerte Sperrstunde ausgenutzt, kommt jedoch kaum auf seine Kosten. Das große Lokal ist gähnend leer. Auch die Kraftdroschkenbesitzer sind unzufrieden. Sie hatten weit mehr Betrieb erwartet. Alles in allem kann gesagt werden, daß sich die von der Restaurationsindustrie mit so gewaltigem Stimm- auswand propagierte Polizeistundenverlängerung sür sich selbst kaum gelohnt hat und auch in Zukunft kaum lohnen wird.
verabschkeSung See ssäStischen Nachtragsetats. Im Haushaltsausschuß der Berliner Stadtverordnetenversamm­lung gelang es heute vormittag überraschend schnell, den städtischen Nachtragsetat zu verabschieden. Im wesentlichen läuft die heute morgen von allen Parteien einstimmig gutgeheißene Rege- lung auf folgendes hinaus: Auf die Hundesteuererhöhung (Ertrag 1 Million) wird verzichtet, die Straßenbahn wird für den Etat nicht wie ursprünglich vorgesehen mit 17, sondern nur mit 10 Millionen Mark weiter herangezogen. Der Ansatz für die Kraftsahrzeug st euer wird entsprechend der preußischen Regierungsvorlage mit 3 Millionen Mark angesetzt, die Ausgaben für Wohlfahrtszwecke können um 2 Millionen Mark er- mäßigt werden, weil endlich damit zu rechnen Ist, daß der Gemeinde 50 Proz. der Ausgaben für die Ausgesteuerten vom Reich erstattet werden. Augenblicklich zahlt die Stadt die volle Unterstützung sür rund 40 000 Ausgesteuerte! Der dann noch verbleibende Rest von rund 3 Millionen Mark wird aus Mehreinnahmen der im Etat festgesetzten Steuern erwartet. Aus diese Weise ist es gelungen, noch einmal um die befürchteten Tariferhöhungen herumzu- kommen und das ist auch der Grund, weswegen diese Regelung in einer Einheitsfront von den Kommunisten bis zu den Deutsch  - nationalen angenommen wurde. Der Nachtragsetat wird in diesem Sinne heute von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet werden.
Raubüberfall im Laüen. Am hellen Tage entwischt. Ein dreister Raub Überfall im Laden wurde heut« mittag gegen 1114 Uhr in der G r ie ben o w st ra ß c verübt. In dem Hause Nr. 1 betreibt der Fahrradhändler und Schlosser Hill mit seiner 40 Jahre alten Ehefrau Gertrud zusammen ein Laden- geschäft. Auf der geaenüberlicgenden Straßenseite hat er seine Reparaturwerkstatt. Während er hier mit seinen Gesellen tätig roar, betrat ein Mann den Laden, angeblich, um ein Fahrrad zu kaufen. Frau Hill hatte sick kaum angeschickt, ibm   einige Maschinen zu zeigen, als ihr der falsche Kunde an den Hals sprang, sie würgte und mit einem Hieb zu Boden schlug. Während die Frau noch dalag und vor Schreck nicht wußte, wie ihr geschehen war, ergriff der Räuber ein Rad, führte es zur Tür hinaus, schwang sich hinauf und jagte die Griebenowstraße hinunter nach dem Zionskirchplatz zu. Auf die Hilferufe der Ucberfallenen nahmen Passanten, auch Hill mit einem Rad, und Schupobeamte die Ver- folgung auf. Der Räuber hatte aber bereits einen so großen Vor- sprung. daß es ihm gelang, in der Brunnenstraße den Verfolgern aus den Augen zu kommen und zu verschwinden. Frau Hill mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Mitteilungen zur Auf- klärung an das Raubdezernat im Polizeipräsidium und die Krimi- nalpolizei des 17. Reviers._
Sonntagsrückfahrkarten für Schnellzüge. Wie die Reichsbahndirektion Berlin   mitteilt, sind jetzt, und zwar bereits vom 9. Oktober ab für die Dauer des Winterfahr- Plans(bis 14. Mai 1927) alle Personenzüge, alle Eilzüge und die O-Züge(diese gegen Zahlung des Schnellzugszuschlags), zur Be° Nutzung mit Sonntagsrückfahrkarten, gültig ab Sonnabends 12 Uhr mittags, freigegeben. Ausgenommen hiervon sind die Schlaf- wagenzüge, F.-O-Züge und folgende O-Züge: v 92/91 Berlin  -Bafel (O 92 Potsdamer Bahnhof ab 8,05 nachm.), O 37 und O 41 Berlin, Stadtbahn-Breslau  (O 37 Friedrichstraße ab 4,07 nachm. und O 41 ab 11,22 nachm.), v 4/7 Berlin Hamburg  -Allona)(O 4 Lehrter Dahnhof ab 8,45 vorm.) und O 42/43 Berlin-Frankfurt a. Main  (v 42 Anhalter Bahnhof   ab 7,48 vorm.) Eisenbahners Sterben. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich gestern auf dem Verschiebebahnhos Tempelhof  . Der Eisenbahnschaffner Rein- hold Baum au» Elsterwerda   wurde neben den Schienen liegend mit einer klaffenden Kopfwunde bewußtlos auf- gefunden. Man brachte B. zur Rettungsstelle am Anhalter Bahn­ hof  , wo ober kurz nach der Einlieferung der Tod infolge dop« pelten Schädelbruches eintrat. Wahrscheinlich ist der Ver- unglückte von einem rangierenden Zug ersaßt worden, oder aber beim Uebersckretten der Geleise so unglücklich gestürzt, daß er sich die tödliche Wunde zuzog. In den heutigen Vormittagsstunden trug sich in den Eisenbahnbetriebswerk statten in Tempelhof   ebenfalls ein folgenschwerer Unfall zu. Der 63jSH- rige Cisenbahnbeamte I o s e v ß Behrend aus der Jäger- straße 3 2 zu Groß-Lichterfelde   geriet bei Reparaturarbeiten zwischen zwei Waggonpuffer und erlitt schwere Ouet- schlingen und innere Verletzungen. De? Verunglückte fand im Schöneberger Krankenhaus Aufnahme, wo er bedenklich da- niederliegt. Ein schwerer Straßenunfall ereignete sich beute früh um 4 Uhr in der Friedrich-Ebert-Strahe. Der in einer Arbeitskolonne mit Straßenbauarbeiten beschäftigte Arbeiter Peter Hansen aus der Swinemünder Straß« wurde von einem Postkraftwogen erfaßt und mehrere Meter mit- geschleift. Mit einem Schädelbruch und schweren inneren Verletzungen wurde H durch einen Wagen des Etädtischcn Rettungsamtes in das Clilabethkrankenhaus gebracht. Sein Zu- stand ist hoffnungslos. Unhaltbarcr Znftanb. Vckanntlich ist die K a n t st r a ß e eine Hauptverkehrsader Eharlottenburgs. Das scheint aber weder die Berliner   Straßen- bahn noch die Aboag zu wissen. Es verkehren im ganzen drei Straßenbahnlinien in der Kantstraße, und von anderen öffentlichen Verkehrsmitteln ist dort keine Spur zu entdecken. Diese drei Straßenbahnlinien, es handelt sich um die 72, 89 und 93, sind nun im Fahrplan so genial gelegt, daß alle drei dicht hinterein- ander die Straße �passieren, und man mindestens eine Viertel» stunde warten muß, wenn man das Unglück hat, den letzten der drei Wagen zu versäumen. Ganz abgesehen davon sind die Wogen bereits von der Wilmersdorser Straße überfüllt! Gerechterweise muß man allerdings zugeben, daß in den Nachmittagsstunden frei-
bleibend Elnschaltwagen der Linie 72 bis zum Nollendorfplatz ver- kehren. Ganz unhaltbar wird aber dieser Zustand in den Ipäte.i Abendstunden. Der letzte Wagen der 89 komm! beieits um 10 Uhr durch die Kantstraßc und fährt nach dem Depot, und nur in der Gegenrichtung nach Berlin   hält diese Linie eine Stunde länger ihren Betrieb ausrecht, in diesem Fall überflüssig, denn die Wagen sind in Eharlottenburg leer. Der Hauptvertehr spielt sich aber zu dieser Zeit in der Richtung Charlattenburg ob. In weiser Erkenntnis dieses Tatbestandes oerkehrt deshalb die 72 ohne Anhängewagen, während die 93 hin und wieder mit diesem Lurus aufwarten kann. Zu einer Katastrophe wächst sich aber der Zustand ungefähr um 11 Uhr nachts aus, wenn die Vorstellungen im Theater des Westens und in den umliegenden Kinos schließen. Das Gedränge in den Straßenbahnwagen ist lebensgefährlich, be- sonders, da noch ausgesucht kleine Wagen die Strecke befahren. Es wäre endlich Zeit, daß diese Krähwintelei aushört, denn bereits ooc dem Kriege, als der Verkehr noch nicht die augenblickliche Aue- dehnung halte, war die Kantstrahe mit vier Linien<33, 133. 93, 98) belegt, hinzu kamen zwei Linien(34. 62) durch die Gro>- manstraße über den Savignyplatz, die gleichfalls die Kantstraße cn:- lasteten, und zwei van der Leibnizstrahe(T und 75). Hier ist Wandel dringend notwendig, denn es geht auf die Dauer nicht, daß die Uinwahner der Ke.ntstrahe bis zum Kurfürstendamm   oder bis zur Bismarckstraße laufen müssen, um eine einigermaßen günstige Verbindung nach Berlin   zu erhalten, und um überhaupt die Aus- ficht zu haben, mitzukommen.
die grauen werben. Im Rahmen der öffentlichen Werbeoerjanimlun- g-e n fand in der Aula des Schiller-Realgymnasiums in Charlotten- bürg eine stark besuchte Frauenkundgebung statt, bei der Wolf Trutz   vom Staaisthealer als Rezitator und der Frauenchor des GesangvereinsLiedertafel" mitwirkte. Die wohlgelungenen Darbietungen, die großen Beifall fanden, bildeten den stimmungs- vollen Rahmen für den Bortrag der Genossin Adele Schreiber  über:Frauen und Völkerverständigung," Die Reserentin, eben von einer längeren Studienreise aus dem Ausland zurückgekehrt, wußte interessante Dinge über die Fricdensarbeit der Frau jenseits der Grenzen zu berichten. Diese Arbeit kennt Höheres, Erstrebens- werteres als die F r i e d e n s i d e e. In Amerika   war Jane Adams lEhitago), in England waren besonders Mrs, Jwamoich und Emily Hodhouje tapfere Borkämpferinncn. In Oesterreich   erregte Berta o. Suttner mit ihrem berühmten BuchDie Waisen nieder!" groß- tes Aufsehen. In Frankreich   übt die Liga für Menschen- rechte eine segensreiche Tätigkeit aus: ihr Verständigungswille ist der ehrlichste, und hauptsächlich Lehrer und Lehrerinnen treten für die deutsch  -französische Verständigung ein. Die Mitarbeit' der Frau in der Friedensfrage ist sehr erwünscht. Aus den großen Friedens« kongresfen in Paris   und Valences fanden sich Frauen aus 46 Län­dern zusammen, die einstimmig den Weltsrieben forderten. Und auch in Gens, im Völkerbund, ist die Frau keine fremde Erscheinung inehr: bisher wurden sieben Frauen als Crsatzdelcgierte gekr-ählt. Die SPD  . steht auf dem Boden des Friedens, denn Sozialismus bedeutet Frieden, und deshalb sollten die deutschen   Frauen der Partei der Millionen beitreten. Stürmischer Beifall dankt« der Rednerin und begeistert sang man am Schluß die Internationale.
Der Ursprung des Tanzes. Im Ernst-Hacckel-Saal sprach Dr.' Magnus Hirschfeld  über das ThemaTanz und Sexualität". Er führte aus, daß weder in den Werken der Sexualsorscher Forel und Bloch, noch in der Tanz- literatur(Tanzbuch von Böhm, Frank Thyß: Der Tanz als Kunst- ausdruck) von irgendwelchen Zusanimenhängen zwischen Tanz und Erotik die Rede sei. Professor Freud dagegen sieht in der Sexual- cmpfindung das bewegende Moment des Tanzes. Fuchs' Sitten- g e s ch i ch t e spricht sogar davon, daß der Tanz niemals etwas anderes, als umgesetzte Erotik gewesen sei. Er bezeichnet den Tanz als ein Requisit der Liebeswerbung, eine Vorstufe zur Erfüllung der Liebesbezichunqen. Die Urteile und Ansichten sind also höchst ver- schieden. Der Tanz ist vor allem die Aue drucks f arm starker Lcbcnsbejahung, gesteigerter Lebensfreude, im Gegensatz zu Lebensunlust und Niedergeschlagenheit. Nach Zeiten seiner Ver- drängung z. B. die Kriegsjahre sehen wir eine besondere, fast krankhast gesteigert« Tanzlust, jchärser gesagt Tanzwut, von der Gegnarschast als Tanzpsychose bezeichnet. Den eigentlichen Tanzursprung spricht man im allgemeinen kultischen An- l ä s s e n zu: Die altertümlichen Kriegs-, Tempel- und Opfertänze sind wohl die ältesten Tanzüberlieferungen, von denen man ausgeht. Natürlich hat auch religiöse Inbrunst mit Sexualbrnnst zu schassen, was am deutlichsten bei den religiösen Tanzen des Orients dem Tanz der Derwische zutage tritt. Die Wirkung des Tanzes unter- scheidet sich m den szenischen Tänzen(Bühnentanz) und dem Gesell- schaftstanz dadurch, daß bei vorgeführten Einzel- oder Gruppentänzen die stärkere erotische Wirkung aus feiten des Zulchauers liegt, während der Gesellschaftetanz den direkten Kontalt zwischen den Geschlechtern herstellt und auch in seinem ganzen Ausbau der Liebeswer- b u n g cntspricht. Bölsche, Büchner und Darwin   sprechen im selben Sinne von einem Tanz der Tlere, der, genau wie beim Menschen, da» Werben des Männchens um das Weibchen, hier ln der primitiven Form des Umtreisens, Verdrängen des Rivalen, zum Aus- druck bringt._
Wirbelfturm über Kuba  . Man befürchtet weitere Katastrophe». Ein Wirbelstum hat abermals die amerikanische   Halbinsel Florida   heimgesucht. Der Sturmwind näherte sich mit einer Geschwindigkeit von 110 englischen Meilen aus der Richtung von Havanna   und Kuba  , über die er in den frühen Morgenstunden des Mittwoch dahingesegt war. In Havanna   wurden 1S0Häus«r durch den Sturm zerstört. Der Wirbclsturm selbst war gefolgt von einem Wolkenbruch, der die ganze Gegend unter Wasser setzte. Die Kabelverbrndiing mit Havanna   ist unterbrochen, auch aus Florida   fehlen einstweilen Nachrichten. New Aork, 21. Oktober.  (TU.) Der heut über Kuba   und Haupt- fächlich über Havanna   lobend« Tornado   zerstörte Hunderte von Häusern, Die Straßen in den Städten sind mit Trümmern bedeckt. Straßenbahnen und Telegraphenstangen wurden umgerissen. In Havanna   sind sämtliche Lichtleitungen zerstört. Die Zeitungen konnten nicht erscheinen. Der Wirbelsturm zieht sich nach F l o- r i d a, wo bereits große Ausregung herrscht. Besonders I n Miami befürchtet man eine neue große Kata- st r o p h«. Das Eintreffen des Wirbelsturms wird für heute nacht erwartet. Die Behörden haben umfangreiche Lorkehrnngsmast- nahmen getroffen. Der Bevölkerung hat sich bereits ein« Panik bemächtigt. Zahlreiche Personen verlassen fluchtartig Miami  .
An der Katastrophe vorbei. Hamm  , 21. Oktober.  (Eigener Drahtbericht,) Durch Austreten matter Wetter auf ZecheRadbod" gerieten auf der vierten Sohle 20 Mann der Belegschaft in Lebensgefahr, Der Rettungskolonnc gelang es, die Leute in Sicherheit zu brin- gen. Nur zwei Mann erlitten schwere Gasvergiftungen, doch be- finden auch sie sich außer Lebensgefahr. Die Arbeitsstätte wird vorläufig nicht wieder belegt. Die im Ruhrkohlengebiet um- laufenden Gerüchte von zahlreichen Toten und Verwundeten auf ZecheRadbod" entsprechen nicht den Tatsachen. Erfker Schneesall Im Schwarzwald  . Bei 2 bis 3 Grad Kalle ist heute nackt im Schwarzwald   Schneefall eingetreten bis zu einer Tiefe von etwa 900 Metern berab. Auf dem Feld- berg beträgt die Neuschneedeck« über 7 Zentimeter. Der Schnee- fall dauert an.