Kopenhagen , 21. Oltober.(Eigener Drahtbericht.) Am Montag, Dienstag und Mittwoch hat der Reichstag das K r i s e n s ch u g- g e s e tz des Kabinetts Stauning in erster Lesung beraten. Die Aufnahme des Gejetzcntwurss bei den bürgerlichen Parteien war sehr kühl. Die Konservativen und die Venstre (wörtlich? Linke, nationalliberale Bauernpartei) lehnten die Mehrzahl der vor- geschlagenen Maßnahmen glatt ab, so die direkten Zuschüsse an die Industrie, die neuen Bewilligungen für den Wohnung s- bau und die Bermögensabgabe, während die Radikalen zwar die Zuschußgesetze und die Vermögensabgabe in der vorliegen- den Form für unannehmbar erklärten, sich aber zu einer Durch- arbeitung im Ausschuß bereit erklärten. Genosse Stauning er- klärte die Bereitwilligkeit der Regierung zu einer Ausfchußberatung. betonte aber nochmals, daß die Regierung auf baldige Ent- scheidung dränge und lehnte die Forderung der Konservativen aus Zollerhöhung nochmals ab. Die Ausschußberatung wird also entscheiden, ob es zu einer Regierungskrise kommt oder ob die Wahlangst der bürgerlichen Parteien größer ist als ihr Widerwille gegen das sozialistische Kabinett. vorgehen gegen faschistische Anfänge. Kopenhagen , 21. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Der Justiz- minister hat der Kopenhagener Presse ein Schreiben zugestellt, in dem er Stellung nimmt zu den vielen Mutmaßungen und Alarm- Nachrichten über dos Kopenhagener„Na t i o n a l k o r p s" und dessen Verbindung mit der nordschleswigschen Bauernbewe- g u n g. Der Justizminister stellt fest, daß die polizeiliche Unter- suchung der Verhältnisse des„Nationalkorps* erfolgte auf Grund einiger Papiere, in denen von der Möglichkeit gemeinsamer Ziele des"Nationalkorps und der nordschleswigschen Bewegung die Rede war. Als solche Ziele waren„Abschaffung des parlamen- tarischen Systems und Errichtung einer auf den alten dänischen Staatsprinzipien ruhenden Regierungssorm* bezeichnet. Ferner fand die Polizei Briese der Führung des Nationalkorps an den Bauernagitator Cornelius Petersen, in denen zwar gesagt wurde, daß das Nationalkorps zurzeit durch Agitation arbeiten wolle, aber als
Ziel des Korps die Uebernahme der politischen Macht. weiter Entfernung aller jetzigen Minister und Reichs- t a g s l e u t e unter solchen Formen, daß ihre Rückkehr in das poli- tische Leben ausgeschlossen ist, angegeben war. In der Er- klärung des Justizministers heißt es nach Wiedergabe des obigen Materials: „Dieses Material in Verbindung mit dem in Nordschleswig herbeigeschafften muh nach meiner Ausfassung einen Justizminister in jedem gesetzmäßig regierten Staat veranlassen, die Derhältnissp näher zu untersuchen. Das Justizministerium ist nicht nervös, es wünscht auch nicht diese Erscheinungen zu über- oder unterschätzen, sondern nur das eine, die Klarheit zu schaffen, die meine Pflicht ist und im gemeinsamen Interesse liegt— auch in dem der Auto- nomicbewegung und des Nationalkorps, dessen Leitung ja ständig erklärt, daß andere ihm Ziele unterlegten, die es nicht habe." Das Nationallorps ist das jüngste der in Dänemark zahlreichen freiwilligen Korps, die auf Grund der dänischen Wehrverfassung existieren dürfen, soweit ihre Statuten vom Verteidigungsministerium genehmigt sind und die im Kriegsfalle sich in die stehende Wehr- macht einzugliedern haben. So tat das„akademische Schützenkorps* und das„Kopenhagener Maschinengcwehrschützenkorps" während des Krieges unter der Leitung aktiver Offiziere Dienst als Neutrali- tätswache in den Kopenhagener Festungswerken. Es ist aber nicht das erstemal, daß eins dieser Korxis aus der Reihe tanzt. Während des Krieges betrieben einige von ihnen Werbung für die Entente- Heere, und nach dem Kriege reifte eins von ihnen nach Estland und nahm an dem Kampf Judenitschs gegen die Bolschewiken teil. Wenn nicht mehr, so wird die Sympathie des Nationalkorps mit der„Be- seitigung des Parlamentarismus* zur Folge haben, daß ihm die Erlaubnis zur Existenz als militärische Organisation entzogen wird. Im übrigen scheint der Schwerpunkt der Ermittlungen immer mehr nach Kopenhagen verlegt zu werden. Die beiden verhafteten Angestellten der Bauernbewegung In Tondenr sind jetzt aus der 5)aft entlassen worden, während in Kopenhagen die Vernehmungen der Angehörigen des Nationalkorps.sehr eifrig weiter betrieben werden. Es scheint wirklich, als ob sich dänische Faschisten in Kopen- Hagen die Mißstimmung der nordschleswigschen Bayern zunutze machen wollten.
Dr. Schacht vor öem Enqueteausschuß. Die zu starke privatwirtschaftliche Gebarung der Reichsbahn. Am Donnerstag nachmittag legte der Reichsbankpräsident Dr. Schacht im Ausschuß für Geld- und Kreditwesen der Wirt- schastsenquete, der unter Vorsitz des Genossen ch i l s e r d i n g tagt, die Grundsätze der Reichsbankpolitik dar. Im Ansang seiner Rede wandte sich Dr. Schacht gegen die Angriffe gegen die G o l d p o l i t i k der Reichsbank. Die starke Einfuhr von Gold und die Lagerung von Gold in der Reichsbank selber hält auch er nicht für einen Jdealzustand. Er bezeichnet diesen Zustand aber immer noch für besser, als wenn die Reichsbank Deoisenguthaben bei einer amerikanischen Bank unterhält. Im übrigen ist für ihn die Goldwährung bzw. die Goldternwährung eine unbedingte Notwendigkeit. Recht interessant wurden dann Schachts Ausführungen über die bekannte Politik der Reichsbank, die auf eine Konzentration in der Bewirtschaftung der öffentlichen Gelder hinausläuft. Schacht bewies die Notwendigkeit einer solchen zen- traten Bewirtschaftung, weil es stch bei dem Gelde der Post, Eisen- bahn usw. zuguterletzt um staatliche Gelder handle, und weil alles aufgeboten werden müsse, um die Vorfälle, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben(Finanzskandale) zu vermeiden. Nach Dar- legung des Reichsbankpräsidenten hat sich bezüglich der Bewirt- schaftung der überschüssigen Summen das Verhältnis zwischen Reichs- dank und Post gebessert. Dagegen liegen die Dinge bei der Reichsbahn sehr im Argen; vielleicht haben sich dort die Dinge weit unerquicklicher entwickelt, als Dr. Schacht vor dem Enqueteausschuß zugab. Es verlohnt sich nur, um die bestehen- den Verhältnisse zu kennzeichnen, einen Fall anzuführen. Die Reichsbahn läßt bekanntlich ihre Gelder durch ein besonderes Geld- institut. die Reichsverkehrskreditbank, verwalten. Es ist offenes Geheimnis, daß stch die Verkehrskreditbank dabei durch- aus von erwerbswirtschaftlichen Gesichtspunkten leiten läßt. Am schönsten aber ist die Begründung, die der Leiter der Verkehrskreditbank, ein gewisier Herr v. Schinkel, für diese privatwirtschaftlichen Grundsätze der Bewirtschaftung von Reichs- geldern vorbringt, v. Schinkel hat nämlich die Keckheit besesien,. öffentlich auszusprechen, daß die Reichsbonk zur Derwal- tung der Reichsbahngelder ungeeignet sei, weil sie unter ausländischem Einfluß stehe. In heftiger Erregung wies Dr. Schacht diesen Vorwurf zurück.
prekserhöhungen für Kohle! Keine Besorgnis wegen der deutschen Kohlen- Versorgung. Amtlich wird mitgeteilt: In der am Donnerstag statt- gefundenen gemeinsamen Sitzung de» Reichskohlenver- Verbandes und des Großen Ausschusses des Reichskohlen- rat» wurden zunächst die mit Wirkung ab 1. Oktober bereits veröffentlichten Preisänderungen nachträglich genehmigt. Es wurden ferner mit Wirkuna ab 25. Oktober die folgenden Preiserhöhungen befchlo n: Für oberschlesische Staubkohle um 1 M., für niederschlesische Nuß II, Erbs-, Rubens und Baptista- Kleinkohle um 1,50 M., für nieder schlesischen Koksgrus um 1,93 M., für niedersächsische Magerfeinkohle um 2 M., für sächsisch« Wasch- klare I und II um 1,50 M., für sächsische Sleinkohlenbriketts um 2,50 M. Letztere Preiserhöhung war nötig im Hinblick auf die ge- stiegenen Pechpreise. Für die Genehmigung der übrigen Preis- änderungen war bestimmend einmal, daß es sich hierbei größten- teils um Sorten handell, die im Preis zurückgeblieben oder früher herabgesetzt waren, zum Teil noch unter dem Vorkriegspreis lagen; ferner, daß sie z. T. zugunsten von Kohlenrevieren beantragt waren, deren wirtschaftliche Ergebnisse nach den Feststellungen des Reichswirtschaftsministeriums sehr ungünstig sind und endlich, daß die Mengen, die insgesamt von den genannten Preisänderungen betroffen werden, nur ganz geringfügig sind und nur etwa 1,1 Proz. der deutschen Steinkohlenförderung ausmachen. Schließlich wurde in der Sitzung festgestellt, daß das für das Rheinisch-westfälische Kohlcnsyndikat, das Rheinische Braunkohlen- syndikat und das Aachener Steinkohlensynditat während der Be- satzungszeit im Jahre 1923 beschlossene Recht, ihre Preise selbständig festzusetzen, für erloschen zu gelten hat. In der anschließenden Sitzung des Großen Ausschusses des Reichskohlenrats wurde endlich auch die allgemein« Kohlen- läge besprochen. Einverständnis herrschte darüber, daß ein Grund zu ernsthaften Besorgnissen wegen der deutschen Kohlenversorgung nicht gegeben ist._
verfehlte Liebeüienerei. Hclffcrichs Rcntcnmark. Die Deutschnationalen wollen es nun einmal wisien: Sie wollen hinein in die Republik und vor allen Dingen— hinein in die republikanische Reichsregierungl Hat da doch«in .chöherer Schulfachmann* im„Berliner Tageblatt" darauf hingewiesen, daß von 1143 höheren Lehranstalten nur 353«inen persönlichen Namen tragen und daß von diesen 353 Namen 135 der Hohenzollernlegend« entnommen sindl Mit vollem Recht wird bedauert, daß keine Anstalt den Namen eines Republikaners trügt, und leider nur allzu wahr heißt es:„Die Republik ist stumm." Nun, ausgerechnet die„Deutsche Tageszeitung" will diesem Schaden abhelfen! Nach etlichen albernen Gloflen schreibt sie nämlich wörtlich: „Des Schöpfers der deuffchen, republikanischen Renten- mark, Dr. Helsferichs Bildnis fehlt leider immer noch als Symbol einer Anstalt, die von opferbereiter deutscher Größe Zeugnis ablegen soll! Allerdings bekannt« er sich stolz zur„reak- tionären" Deutschnationalen Volkspartei . Und das ist viel schlimmer als die Tatsache, daß er es war. der da, republikanisch« deutsch « Volk aus dem Abgrund der Inflation gerettet hat!" Wie schade aber, daß sich das republikanisch« deuffche Volk tat- sächlich an Tatsachen hält! Nur zu genau weiß es, daß dieses Mitglied der tatsächlich reaktionären Deutschnationalen Volkspartei in hohem Maß« die Stimmung schürt«, die zur Ermordung der republikanischen Staatsmänner Erzberger und Rathenau führt«. Ebenso genau ist es darüber unterrichtet, daß Herr Helfserich anno 1928 die völlig labil«, jedem Preiswechsel unterworfen« Roggenmark vorschlug, die niemals ,chas republikanische deutsche Boll aus dem Abgrund der Inflation gerettet hätte*. Deutschnationale Volkspartei und„Deuffche Tageszeitung* ver- suchen es eben- auf jede Weis«! Hat Herr Stresemann in Köln den toten Helfferich gerühmt, so muß halt Helfferich herhalten! Etwas Liebedienerei gegenüber der Republik fft ja kein Unglück! Und geschieht sie selbst auf Kosten der Rentenmark , die— von den anderen gemacht worden ist!
Seipel statt Ramek . Zum Regierungswechsel in Wien . Aus Wien schreibt man uns: Die angebliche Unersüllbarkeit der Beamtensorderungen gab Ramek den Vorwand zu dem längst fälligen Rücktritt. Die Serie der Bankskandale christlich-sozial geleiteter Institut« und gar die ohne Befragen des Parlaments erfolgte Verwendung erheblicher Gelder der immer als ganz mittellos hingestellten Staatskasse zur Stützung der mit hineingerissenen Zentralbank deutscher Spar- kästen, das alles hatte Ramels Zeit erfüllt. Schon lange war gegen ihn im christlich-sozialen Lager intrigiert worden. Die neue Kanzlerschaft Jgnaz Seipel», de» Parteidiktators im Priesterkleid bedeutet eine Ermunterung der monarchfflischcn. sozialen und anschlußgegnerischen Reaktion, deren Aussichten freilich bei der Stärke der Sozialdemokratie und dem so gut wie einmütigen Anschlußwillen sehr gering einzuschätzen sind. Ramek und noch einige Minister mußten gehen, weil sie gemäßigter Haltung schuldig und republikanisch-demokratischer Gesinnung verdächtig waren. Das Kabinett Seipel soll den starken Mann spielen, insbesondere scharfe Sozial- und Schulreaktion treiben. Aber schon der er- folgreiche Widerstand der steirischen Arbeiterschaft und ihrer Land- tagsabgeordneten gegen die Wiedereinsetzung des schwer kom- promittierten Seipeliancrs Rintelen als Landeshauptmann hat eben wieder gezeigt, daß in Deutschösterreich gegen den entschlossenen Willen der Arbeiterschaft nichts durchgesetzt werden kann. Die beiden Regierungspartei�, Christlichsoziale und Großdeutsche, haben stark an Kredit im Volke verloren. Die Vernachlässigung de» Rentenaufwertungsproblem», die geradezu heraus- fordernde Stellungnahme der letzten Regierung den Klein- rentnern gegenüber, die ja der bürgerlichen Klaste angehörten, haben zur Folge gehabt, daß sich tausende Wähler von der christlichsozialen Partei abwendeten. Ebenso hat die ununterbrochene V erhöh-
� o r Genosse, jede Genossin wirbt in dieser Woche Mitglieder der Partei, Leser dem „Vorwärts" I
nung der mit Recht unzufriedenen Staatsbeamten in vielen Be- amtengehirnen eine für die Regierungsparteien ungünstige vnschau- ung gefestigt; die S t a a t s p e n s i o n i st e n, die ehemal, da» Hauptkontingent der klerikalen Wähler stellten, haben der Regierung offen den Krieg angesagt. Woran knüpft also der neue Regierungs- chef seine Hoffnungen? Neuwahlen, die sich höchstwahrscheinlich als einziger Ausweg aus dem politischen Chaos ergeben werden, können alten bürgerlichen Parteien nur eine Niederlage bringen. Die Neuwahlen aber werden um so eher notwendig wer- den, je weniger Bereitschaft die Regierung zeigen wird, die noch immer fehlende Alters- und Invalidenversicherung, Witwen, und Waisenunterstützung endlich einzuführen. Dafür werden unsere Genosten im Nationalrat schon sorgen. Zu- nächst aber brennt das Beamtenproblem. Wird es nicht halbwegs befriedigend gelöst, dann wird Seipel bald mit seinem Regierungs- latein zu Ende sein.
polnische Ehorzow-Note. Nicht Rückgabe, aber Vergleichsbereitschaft. Warschau , 21. Oktober. (Polnisch« Telegraphen-Agenwr.) Am IL d. M. hat die polnische Regierung an die Deutsch « Gcsandffchaft in Warschau eine Verbalnote gerichtet, die eine Antwort darstellt auf die deutsch « Not« vom 2. d. M. in der Angelegenheit der Stickstoff- werke von Chorzow . Enffprechend dem früher«Ingenommenen Standpukt, in dem die Bereitwilligkeit ausgesprochen
wird,«ine schiedsrichterliche Erledigung der ganzen An- gelegenheit, vor allem auf dem Wege unmittelbarer Verhond- lungen zwischen der Direktion der Chorzower Werke und den inter - «stierten deutschen Gefellschaften(Oberschlesische Werk« und Bayerische Werk«) evtl. unter Hinzuziehung von Regierungsvertretern zu suchen, spricht die polnische Regierung ihr Bedauern darüber aus, daß die deuffche Regierung diesen Vorschlag mit Schweigen übergeht. Nichtsdestoweniger hält im Sinne de» oben Gesagten die polnisch« Regierung weiter ihre Bereitwilligkeit ausrecht, Verhandlungen über diesen Gegenstand aufzunehmen. Sie ist jedoch der Auffassung, daß sich eine Pflicht der polnischen Regierung, die Chorzower Werke als solche zurückzuerstatten, weder aus dem Genfer Ab- kommen noch aus dem Schiedsspruch des Haager Tribunals ergibt.
Eine Mpstifikation. Die„weltumstürzendc" Resolution von Bordeaux . Verschiedene deutsche Blätter veröffentlichen den Wortlaut emer angeblichen Resolution, die die in Bordeaux anwesenden radikal- sozialistischen Abgeordneten und Mitglieder des Auswärtigen Aus- schustes zur Außenpolitik verfaßt haben sollen. Darin wird u.». die Beseitigung des polnischen Korridors und die Rückgabe Danzigs an Deutschland ins Auge gefaßt. Diese Meldung ist auf ein angebliches Dokument zurückzuführen, das ein radikaler Abgeordneter, B e r t r a n d, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses der Deputiertenkammer, dem Pariser Korrespondenten der „Dresdner Neuesten Nachrichten " übergeben haben soll. Die sehr erfreuliche Meldung hat nur einen Haken: einen radikalen Abgeordneten Bertrand gibt es in der französischen Kammer gar nicht. In der ganzen französischen Presse ist von einer derartigen Resolution keine Spur zu finden, die doch, wenn sie existierte, nicht wenig Aufsehen erregt haben würde. Die„Dresdner Neuesten Nachrichten " sind offenkundig einer Mysti- s i k a t i o n zum Opfer gefallen.
Eine geschäftstüchtige Königin. Maria von Rumänien . Unter den wenigen Königinnen, die Europa feit dem Erwachen der Völker noch beherbergt, beansprucht seit langem die vormals schöne Moria von Rumänien in besonderem Maße die öffent- liche Aufmerksamkeit. In der Vorkriegszeit unterhiett man sich über die zahlreichen galanten Abenteuer der damaligen Kronprinzessin, während des Weltkrieges aber war es die ehemalige deutsche Prin- Zessin— Maria ist eine geborene Koburg-Gotha und eine Schwester der famosen„Zarin" Kyrill—, die ihren schwächlichen Gatten, den rumänischen Hohenzollern-König Ferdinand, zum Bruch mit den Mittelmächten veranlaßte. Erst vor rund einem halben Jahre erregten ihr Konflikt mit dem Kronprinzen Karol und die damit verbundenen Enthüllungen über die Zustände am Hufe von Bukarest Aufsehen; dies scheint aber der hohen Frau noch nicht genügt zu haben! Deshalb bereist Ihre Majestät augenblicklich die Vereinigten Staaten von Nordamerika unter seltsamen Degleit- umständen, die bei der allgemein bekannten Geschäftstüchtigkeit fürstlicher Häuser als wahrhaft königlich bezeichnet werden dürfen. Nicht nur, daß sich die schöne Maria verpflichtet hat, gegen settes Dollarhonorar Zeitungsartikel zu verfassen und gegen ent- sprechende Darzahlung kosmetische Artikel mit Retlamelobsprüchen zu versehen! Nein, das Tolle ist dies: Als die amerikanischen Finanzbehörden diese» Einkommen wie bei ordinären Sterblichen in Steuer nehmen wollten, berief sich Maria auf ihr königliche» Gastrecht und verkündete die Parole: Gezahlt wird nicht! Und großmütig verzichtete das Schatzamt. Außerdem aber be- ansprucht die Königin, nebst ihrem Gefolge, von allen öffentlichen Verkehrsmitteln gratis und franko per Salonwagen befördert zu werden. Und als die Southern Pacific und die Santa-Fö-Eifen- bahn erklärten, sie verlangten auch von Maria Bargeld, erklärte sie stolz: Dann o e r s a g e ich euch eben die Ehre meines Besuche»! Wie charakterisiert doch— wenn ähnliches bei anderen vor- kommt— die Rechtspresse gemeinhin solches Gebaren?„Jüdisch und unfein." Freilich, wenn es bei einer leibhaftigen Königin, einer gebürtigen deutschen Prinzessin edelsten Geblütes, der richtigen Base des koburgischen Faschistenherzogs au» dem Hause Windsor, passiert, ja. da», Bauer, da» ist ganz etwa» andere»!