Mili� und aus den Syndikaten. Während aber der N i ch t- f a f ch i st seine Staatsbürgerschaft und seinen 'Lefitz verlieren kann, ohne daß man ihm die Schuld vorhält und seine Rechtfertigung hört, kann die Ausstoßung aus der Faschistischen Partei nur nach Verhör des Beschuldigten und auf Grund dokumentierter Anklage erfolgen; auch kann der Betreffende eine Appell- instanz anrufen. Das Organisationsstatut entspricht den Anforderungen einer in einer feindlichen Umgebung wirken- den Verbindung. Es bietet die Möglichkeit, von einem Zentrum aus alles schnell zu dirigieren, o.hne Einspruch und Kritik, wie das namentlich bei Geheimorgan i- s a t i o n e n nötig ist. Vom politischen Sekretariat aus kann das Eisenbahnwesen und der Postdienst überwacht und völlig f e st g e l e g t werden. Durch die Miliz glaubt man, alle Knotenpunkte der Landesverteidigung im gegebenen Moment besetzen zu können, wie man das bei dem Marsch auf Rom durch den Landesverrat einzelner Offi- ziere, namentlich des Generals del Bona getan hat. Es hat wiederholt Verbindungen gegeben, die von dem taktischen Prinzip des Faschismus beseelt waren, nur strahlten sie nirgends von der Regierung aus. Sie zielten auf die Besitzergreifung des Staates ab. Der Faschismus dagegen erstrebt mit den in seinen Händen befindlichen Machtmitteln des Staates die Besitz- ergreif ung der wirtschaftlichen Macht des Landes, gegen den Willen und gegen die Interessen der Ration. Rur in der Beeinflussung des öffentlichen Lebens durch die nordamerikanischen Trusts hat man«in ungefähres Bei- spiel dessen, was der Faschismus heute in Italien ist, mit dem Unterschied, daß bei den Trusts die politische Macht durch wirtschaftliche Mittel gesichert wird, während der Faschismus umgekehrt sich der politischen Macht bedient, um sich der Wirtschaft des Landes zu bemächtigen. Er hat selbst das klare Bewußtsein, im nationalen Leben etwas Fremdes und Feindliches zu sein. Hinter großen Worten wird das verhüllt, aber in dem Orga- nisationsstandpunkt kommt es klar zum Ausdruck. Auch die absolute Pflicht der Geheimhaltung, die für die Mitglieder des „Hohen Rates" besteht und diesen eigentlich unter die Bestim- mvngcn des Gesetzes gegen die geheimen Organisationen fallen lassen sollte, bezeugt, daß sich die Faschistische Partei wie ein Besatz ungsheer im Feindeslande fühlt.
Eine Fweckhehe. Preußische Personalpolitik der Volkspartei. Unter der Ueberschrift„Der Zionist B a d t als Hinder- ms der Großen Koalition" beschäftigen sich„Deutsche Z e i t u n g" und„D e u t s ch e T a g e s z e i t u n g" mit einer Personalfrage im preußischen Innenministerium. Seit anderthalb Iahren wird die Rechtsabteilung im Ministerium des Innern, seit einem halben Jahre gleichzeitig die Verfassungsabteilung von Ministerialrat Dr. Badt ver- tretungsweise geleitet. Beide Abteilungen sollen unter einem Direktorat zusammengefaßt werden. Die Position des Mini- stsricldrektors ist im Etat vorgesehen. Das Staatsministe- rium hält sie für notwendig, der Landtag wünscht sie. Seit anderthalb Jahren konnte sie nicht besetzt werden, da sich Widerstände geltend machten. Die Widerstände haben ihre Ursache darin, daß der in Betracht kommende Beamte So z i a l d e m o k r a t ist. Auf diese Position hat die Deutsche Bolkspartei Aspirationen. Diese Aspirationen kommen darin zum Aus- druck, daß die deutschnationale Presie einen antisemi- tischen Feldzug gegen den„Zionisten Badt" eröffnet. Man will eine Stelle mit einem Volksparteiler besetzen. Man überläßt die Hetze gegen den Sozialdemokraten dem deutschnationalen Nachbarn.
/lusgrabung öer /lgora von Althen. In der griechischen Hauptstadt wird augenblicklich«in Wert von ungeheurer und phantastischer Großartigkeit vorbereitet. Es ist ganz im Stil unserer modernen Technik, daß ein Riesenstab von Altertums- gelehrten und Hilfsarbeitern aufgeboten wird, um den Markt von Athen , die antike Agora, wieder an den Tag zu bringen. Zweieinhalb Jahrtausende war dieser Platz, der mehr als drei Hektar Land um- spannte, verschüttet. In den rerschicdeiren Phasen der Geschichte Athens hatte er doch immer als ein Zentrum des Volksoerkehrs ge- dient. Doch heute befindet sich dort das Stadtquartier der ärmsten Leute, die in elenden Häusern zusammengepfercht wohnen und nicht wissen, daß die Fundament« und Keller ihrer Häuser aus den kost- borsten Ueberresten der Vergangenheit ruhen. Denn die Agora von Athen war nach den Beschreibungen, die uns Schriftsteller des Alter- tums überliefert hoben, wohl der schönste Platz der ganzen zivili- sicrten Erde. Di« Griechen der Nassischen Zeit hatten dort am Fuße der Akropolis die prächtigsten Paläst« aufgebaut und Tcursend« von Kunstwerken, Plastiken und Reliefs in den einzelnen Prachtbauten und auf offener Straß« errichtet. Als nun die ersten Christen, gewonnen durch die Wanderpredigt des Apostels Paulus, heimlich in Athen zusammenkamen, war«in« ihrer ersten Taten, gegen diese Pracht, die sie für heidnisch hielten, zu wüten. Es wurde zerstört, was fünf Jahrhunderte vorher so kunst- voll aufgebaut worden war. Doch es tonnte nicht alles zerstört werden. Es blieb yoch so viel übrig, daß die Kaufleute der genuesi- schür Republik in der Zeit der Renaissance ganz« Schiffsladungen von Säulen, anderen architektonischen Teilen und Monumenten nach Italien brachten, um damit ihr« heimischen Häuser zu schmücken. Auch dieser organisierte Riesendiebstahl hat noch nicht den märchen- hasten Kunstreichtum der Agora, der in der Tiefe des Boden» heute schlummert, erschöpft. Auch die Tücken, die Athen zerstörten, auch die orthodoxen griechischen Bischöfe, die ebenso fanatisch wie die «rsten Christen gegen die Nassisch« Schönheit wüteten, konnten nicht alle« vernichten. Der Boden wird noch unendlich« Ueberraschungen, gemeißelt in Stein, gelstmmiert in Marmor, herschenken. Di« Amerikaner sind entschlossen, die gesamten Kosten für die Ausgrabung der Agora herzugeben. Man glaubt, daß man in fünf- jähriger Arbeit das einzige Zentrum des politischen und kulturellen Lebens des alten Hellas an das Tageslicht fördern wird. Run wohnen aber auf der Stätte der künftigen Ausgrabungen an 20 000 Menschen, die obdachlos würden, wenn man ihnen nicht ein« neu« Hausung schafft«. Auch hierfür wollen die Am«rikan«r sorgen. Sie werden den Menschen, die bisher die Segnungen der modernen Hygiene in ihren aus grauer Türkenvorzeit stammenden Wohn- ruinen nicht kannten, neu« und komfortable Häufer bauen. Der Platz der Agora, d«r nach einer Frist von fünf Jahre» freigelegt sein wird, soll dann wieder in«Mcn modernen Bollsplatz umge-
Zriöericus unü Stingl. Worauf es ankommt. Die provokatorische Idee des Herrn Stingl, auf einer Reichsbriefmarke monarchistische Propaganda zu treiben, hat eine lebhafte Diskussion zwischen der deutschnationalen Presse einerseits, der„Germania " und der Presse der Bayerischen Volkspartei andererseits hervorgerufen. Diese Diskussion dreht sich um die historische Würdigung Fried- richs II. von Preußen. Es scheint uns wichtiger zu sein, daß die Oeffentlichkeit ich mit Herrn Stingl beschäftigt— es könnte sonst ge- chehen, daß er hinter dieser Friedericus-Diskussion samt einem Streich gegen die Republik verschwindet. Herr Stingl hat als Minister der Republik die Gesin- nung offenbart, die der Nadelstichpropaganda gegen die Republik zugrunde liegt— die Gesinnung des heimlichen Hasses. Er hat die monarchistische Propaganda auf der Zehn- pfennigmarke über den Kopf des Verwaltungsrats, im Widerspruch �um Reichspostgesetz gebilligt. Er hat eine Provokation der Republikaner beliebt, wie Herr Luther mit seiner Flaggenverordnung— und er ist dem Reichstag dafür verantwortlich. Auf Herrn Stingl und seine Stellung zur Republik kommt es an. Es fehlte gerade noch, daß die Methoden des bayerischen kleinlichen Königtums auf das Reich übertragen werden.
Rowöptum im Reichstagsaus fchuß. Kommunisten kämpfen mit Streichholzständern. Vor Eintritt in die Tagesordnung des Sozialen Reichstagsaus- schusses erhob der kommunistische Abg. Rädel Einspruch gegen den Bericht des„Borwärts" über die gestrigen Ausschußberatungen. Insbesondere sei es nicht zutreffend, daß die KPD.„langatmige Reden gehalten habe". Er appellierte an den Vorsitzenden Esser (Zentrum), ihn gegen diese Kritik des„Vorwärts" zu schützen. Oer ganze Ausschuß ließ erkennen, daß man für die mimosenhafte Empfindlichkeit ausgerechnet der Kommunisten wenig Verständnis hätte, und Genosse Hoch erklärte, es ablehnen zu müssen, daß der Reichstagsausschuß überhaupt die Berichte des „Borwärts" kritisiere. Inzwischen hatte der Abg. R i e s« b e r g (Dnat.) im Zwiege- sprach mit Rädel dessen Moralanwandlung angesichts der unwahren Berichterstattung der„Roten Fahne" als Heuchelei bezeichnet. In diesem Augenblick ergriff Rädel den Streichholz- ständer und stürzte mit dem geschwungenen Streichholzschwert aus Rieseberg, der unbewaffnet zur Abwehr bereit stand. Es wäre wahrscheinlich zu einer Züchtigung Rädels gekommen, wenn nicht unser Genosse Brey dazwischenge- treten wäre und Rädel blaue Flecken erspart hätte.
Das Rrbeitsgerichtsgefetz. Beratung im Sozialpolitischen Ausschuß. Die Soziale Ausschuß des Reichstags setzte am Donnerstag die Beratungen über den Entwurf eines Arbeits- gerichtsgesetzes fort. Im§ 14 vertrat Genosse Auf- Häuser einen sozialdemokratischen Antrag, wonach bei der Er- richtung der Arbeitsgericht« die wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorher zu hören sind. Räch län- gerer Debatte wurde dieser Antrag angenommen. Der fol- gende% 15 regelt die Berwaltung und die Dienstaussicht, die grund- sätzlich der Landesjustizverwaltung untersteht. Auch hierbei gelang es, einen sozialdemokratischen Antrag zur Annahme zu bringen, wonach bei den allgemeinen Anweisungen über die Verwallung und die Dienstaussicht, soweit sie nicht rein technischer Art sind, ebenfalls die wirtschaftlichen Bereinigungen gehört werden müsien. In der weiteren Beratung über die Zusammensetzung der Arbeits- geeichte hatten Sozialdemokraten und Demokraten beantragt, daß je zwei Laienbeisitzer der Arbeitgeber und der Arbeit-
wandelt werden. Man will aus dam Ausgrabungsgeländ« nachher «wen Volkspack machen, der der Erholung und dem Spöck dienen soll. An diesem Projekt ist das Erfreuliche, daß es nicht nur Projekt, sondern schon Wirklichkeit ist. Denn es weilen bereits in Athen Fachleute, die alles vorbereiten. M. H.
Mein Dorf in Zrantreich. Von Erich Gottgetreu. Ein Theater haben wir nicht. Ein Kino haben wir nicht. Ein Gericht haben wir nicht. Ein Gefängnis haben wir nicht. Soldaten haben wir nicht. Einen Verkehrsturm haben wir nicht. Wir sind also«in richtiges Dorf. In der Mitte steht eine Säule. Sie ist aus Granit und nennt sich Kriegerdenkmal. Die Namen der Gefallenen von Gondrecourt hat man hier eingemeißelt und zwei erbeutete deutsche Kanonen daneben aufgefahren. Fehlt nur noch ein Schild„Zur freundlichen Erinnerung an den Weltkrieg 1014 bis 1018." Ilm das Denkmal herum sind Häuser ausgestellt, das Ganze heißt Markt. Es hat schon Tage gegeben, an denen mehr als zehn Leute zu gleicher Zeit über den Markt gegangen sind. Das ist dann immer ein schöner Gesprächsstoff beim Abendessen. Die Hausherren sagen: „Das war heute ober ein Berkehr", und die Hausfrauen, Haue- töchter und Hausmädchen nicken bedächtig. Aber es gibt auch noch andere Erlebnisse zu diskutieren. Da ist zum Beispiel die Feuerwehr. Verhüte Gott , daß es einmal brennt: jeder weiß, daß die Feuerwehr bei den Löschversuchen sehr im Wege wäre. Rein, für den Ernstfall sind die guten Leute nicht «geschaffen. Aber dafür haben sie alle zwei Wochen„Uebung". Das sieht so aus: Sonnabends wird vom Herrn Brandirektor höchstselbst die Spritze gereinigt und repariert, und Sonntags wird mit Freuden, Wein und Kuchen festgestellt, daß sie noch„geht". Man fährt vors Denkmal, spritzt ein bißchen Wasser in die Luft und die Dorskapelle spielt dazu die Marseillais«. Ich habe so etwas Geliebtes vorher noch nicht gesehen. Nun, man weiß doch wenigstens, weshalb Sonntags beim Gottesdienst ein Gebet gegen Feuersnot extra eingeschoben wird. Gehen wir auch gleich mal hinter die Kirche. Es ist still, nur in einer Ecke wird gesungen und geweint, also das hier ist für die Toten reserviert. Grabhügel... Kreuze... Namen... Gene- rationen. In Frankreich wird das Brot immer teurer und die Beamten werden abgebaut, da kriegt ihr vielleicht bald reichlich Gesellschaft da unten. Es ist ja nicht wahr, daß so«in Dorf nur aus Idyll, Jungnickel und Sonnenschein besteht. Das gibt es überhaupt nicht mehr in der Welt. Zum Vergnügen hat man das Denkmal, die Feuerwehr und einmal im Jahr das„Fest": schön. Doch sonst wird fleißig gearbeitet, Blanchette, meine Lieblingskotze, ist überhaupt nicht mehr satt zu kriegen, der Herr Lehrer geht aus die Jagd noch Wild- schweinen und bringt nur einen Raben mit, die Liebespaare sind seiersüchtig, aber es gibt nicht viel, die Ernte war mittelmäßig. Kinder werden nur des Nachts gezeugt. Aber selbst in diesem Punkt waltet Bescheidenheit, denn der französische Dorfbürger ist sehr „moralisch".
nehmer zusammen mit dem Vorsitzenden das Gericht bilden. Die Mehrheit des Ausschusies stellte sich auf den Standpunkt der Vorlage, wonach nur je ein Beisitzer notwendig ist. Bei der Gesamtabstimmung über den 8 tö enthielten sich die Kommunisten der Stimme, während die Deutschnationalen aus ihrer grundsätz- lich ablehnenden Haltung zu dem ganzen Gesetz dagegen stimmten. Auf diese Weise ist zunächst in erster Lesung der§ 16 überhaupt nicht zustandegekommen. Alsdann beschäftigt« sich der Ausschuß mit dem§ 17, der die Bestimmung über die Bildung von Kammern enthält. Danach werden grundsätzlich ge- trennte Kammern für Arbeiter und Angestellte gebildet. Für die Landwirtschaft, für das Handwerk usw. können besondere Fach- kammern gebildet werden. Die Abgg. Thiel(D. Vp.) und Lambach (Dnil.)(beide vom Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband!) verlangten die obligatorische Einrichtung von besonderen kaufmännischen Fachkammern an allen Orten, an denen heute Kaufmannsgerichte bestehen. Genosse Aufhöuser wandte sich gegen diese Zerreißung der Angestelltenberufe, die einer starken Benachteiligung besonders der technischen An- g e st e l l t e n gleichkäme. Der Antrag Thiel wurde schließlich a b- gelehnt und beschlossen, daß bei der Festsetzung der Zahl der Kammern sowie bei der Entscheidung über das Bedürfnis für die Bildung von Fachkammern wiederum die wirtschaftlichen Ber- einigungen vorher gehört werden müssen.
Kußmann sinnt Rache. Ein Gegenzug der Ertappten. Wir berichteten bereits, daß gegen die ehemaligen Staatsanwälte Dr. Peltzer, Caspari und K u ß m a n n ein Disziplinarver- fahren im Gonge ist. Sein Ausgang kann kaum zweifelhaft fein. In ihrer Ratlosigkeit planen die Hintermänner dieser Herrschaften einen Gegenstoß: sie wollen nämlich ein Verfahren gegen die Personen in Gang bringen, die ihr« unerlaubten Beziehun- gen zu dem deutschnatienalen Spionagebureau Knoll ans Licht ge- bracht und dem Justizministerium die Unterlagen für sein Vorgehen beschafft haben. Nach Meldung einer Korrespondenz soll in diesem Zusammenhang gegen den Justizrat Dr. Werthauer«in« Anzeige bei der Anwaliskammer erstattet worden sein, dunkle Andeutungen über weitere Schritte folgen. Für jeden vernünftigen Menschen ist es sonnenklar, daß«in Rechtsanwalt nichts Standeswidriges tut, wenn er dunkle und schwer pflichtwidrig« Manipulationen einer Behörde aufdecken Hilst, zumal da in diesem Fall« das gesamte Material sofock dem Justizministerium und den Strafverfolgungsbehörden zugeleitet worden ist. Gegen un- erlaubt handelnd« Staatsanwälte gibt es für jeden Staatsbürger ein Recht der Notwehr, und wir können uns keine Anwaltskammer vor- stellen, die«inen Rechtsanwalt dafür bestrast, daß er die Taten einer pflichtwidrig handelnden Behörde nach besten Kräften und aus be- rechtigten Motiven aufdecken hilft. Di« ganz« Art, wie sich die Kußmann-Korona neuerdings zu decken sucht, wirft wiederum ein bezeichnendes Licht auf den Charakter der Gesellschaft, sie zeigt den völligen Mangel an Rechtsgefühl, der diese ehemaligen„Rechtshüter" auszeichnet und sich speziell bei Herrn Kußmann in einem Mangel an moralischem Empfinden mani- festieck. Genosse paeplow, der als Nachfolger des verstorbenen Genossen L a u f k ö t t e r in den Reichstag eingetreten war, wird im Cinvcr- nehmen mit den Hamburger Genossen wogen seines Allers sein Reichstagsmandat niederlegeiil. An seine Stelle tritt Genosse Büdermann. Genosse P a e p l o w ist 66 Jahre alt. Er be- hält das Mandat als Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Der Gemeindeausschuß des Preußischen Landtags lehnt« am Donnerstag gegen die Stimmen von Sozialdemokraten und Kommu- nisten die Eingemeindung von S o s n i g a und B i s k u p i tz nach Hiirdenburg ab und beschloß mit 10 gegen 8 Stimmen die Eingemein- dung von Sosnitza nach G l« i w i tz und das Verbleiben von Biskupitz beim Landkreise B e u t h e n, mit Ausnahme der Ludwigs- glück-Grube, die nach Hindenburg kommen soll. kommunislenanarchie. In Holland hat sich— wie uns aus Amsterdam mitgeteilt wird— ein vierter Parteisplittcr der Kommunisten unter Führung von Wijnkoop aufgetan.
Heute regnet es und das Denkmal wundert sich. Also ist es doch ein Glück, daß das Denkmal nicht lesen kann: es müßte vor Staunen seine Haltung verlieren: in unserer Zeitung, in der Rubrik„Aus Stadt und Land" fand sich folgende Nachricht: „In der Nähe von Abainville haben Arbeiter einen Sack gefunden, der den zerstückelten Leichnam einer Frau enthielt. Der Kopf fehlte indes. Nach den Ermittelungen der Polizei könnte man geneigt sein, anzunehmen, daß es sich um ein Verbrechen handell." ... So ein Dorf muß man lieb haben, nicht wahr?
Zum Schund- und Schmuhgeseh. Ueber den Gesetzentwur? zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz- und Schundjchriftcn liegen einige beachtenswerte Aeußerungen hervorragender deutscher Dichter und Künstler vor. Gerhart Hauptmann schreibt: Das ge- plante Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und«Schinuig- jchriften ist, so wie es jetzt vorliegt, die allergrößte Bedrohung verantwortlicher Geistesfreiheit, die während meines immerhin langen Lebens in Erscheinung getreten ist. Gelangt es zur Annahme, so sind ganz einfach die sogenannte schöne Literatur und damit ihr« Urheber oogelsrei und jeder Willkür literarischer Ignoranz preisgegeben.— Friedrich Kayßler : Ich bin durch- aus für ein Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschristen, teile aber die in dem Aufruf vom 12. Juni 1026 geäußerten. Bedenken gegen jede Gesetzessorm, die es ermögliche» würde, daß der Jugcndschutz selbst, den leder anstrebt, zur Handhabe für engherzige Bestrebungen werden könnt«, die die künstlerische Freiheit bedrohen. Von höchster Wichtigkeit scheint es mir, zu ocr - hindern, daß eine solche Frage, die ausschließlich das Anstandsgefühl ledes Deutschen angeht, als Tummelplatz parteipolitischer Meinungs- kämpfe mißbraucht wird. Es ist selbstverständlich undenkbar, daß eine kulturelle Frage der Geschmackverziehung irgendwie unter die Vormundschaft amtlicher Kirchcnmciming geraten dürste. Aber es würde andererseits nach meinem Gefühl nichts schaden, wenn man sich darauf besänne, daß das gesunde und resoluie religiöse Empsin- den des einzelnen, so weit es sich hoch über allen Bekenntnissen als reiner Menschheitsgedanke frei sck, webend erhält, gerade der rich- tigste und untrüglichste Maßstab für vernünftige Iugendlektüre ist. Denn es gibt heute kaum noch einen Meinungeaustaüsch im ösfent- lichen Leben, in dem kein« Packeizwiste gespenstern. Dieses Ge- fühlsgebiet ist das einzige, welches der aufrechte Mensch rein hält von alledem. Nur hier ist der Mensch allein Mensch. Nur der Mensch hat in solchen Fragen zu entscheiden." Wenn man die Sprache nicht kennt. Einem ostjüdischen Rab - biner pajsierte jüngst in London ein eigenartiges Mißgeschick. Er kam mit einer jüdischen Dame zur Registerbehörde: er konnte sehr wenig, und sie überhaupt nicht Englisch . Seine Absicht war, sür seine Begleiterin eine Aufenthaltsbescheinigung in England zu er. wirken. Der Beamte nahm deim auch eine feierliche Handlung vor, stellte einige Fragen, die mit ja beantwortet wurden, und ließ ein Protokoll unterschreiben. Nachher stellte sich heraus, daß die beiden in aller Form verheiratet worden waren. Dem Londoner Ober- rabbiner gelang« es immerhin, ein« Klausel zu entdecken, nach der die Ehe für ungültig erklärt werden konnte. ver RtebermSrklsche v»!k»lanztrel»«eranfialtet am 27., 8 Uhr abend», ein Volkttanz-Keft im Saalbau Friedrichthain am Konigttvr.